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Mittwoch, Donnerstag, Freitag - drei aufregende Tage für Ninzo und Ketewan, genannt Zknapi. Drei Tage, an denen die 13-jährigen Freundinnen nicht nur die üblichen Freuden und Leiden des Mädchenseins erleben, sondern auch erfahren, was es heißt, in einer gottverlassenen Konfliktzone zu leben, in der sonst bloß noch Kinder, Alte und Krüppel verblieben sind. Gewitzt muss man sein, sich was einfallen lassen. Sonst kommt man nirgendwohin, nicht an Kleider, nicht an Monatsbinden, nicht an Zigaretten und auch nicht an Milch für das Brüderchen. Was zu Friedenszeiten Recht und schicklich war, gilt nun…mehr

Produktbeschreibung
Mittwoch, Donnerstag, Freitag - drei aufregende Tage für Ninzo und Ketewan, genannt Zknapi. Drei Tage, an denen die 13-jährigen Freundinnen nicht nur die üblichen Freuden und Leiden des Mädchenseins erleben, sondern auch erfahren, was es heißt, in einer gottverlassenen Konfliktzone zu leben, in der sonst bloß noch Kinder, Alte und Krüppel verblieben sind. Gewitzt muss man sein, sich was einfallen lassen. Sonst kommt man nirgendwohin, nicht an Kleider, nicht an Monatsbinden, nicht an Zigaretten und auch nicht an Milch für das Brüderchen. Was zu Friedenszeiten Recht und schicklich war, gilt nun schon lang nicht mehr. Krieg ist mehr als reine Männersache, und doch muss man bei aller mädchenhaften Gerissenheit manchmal ganz, ganz tapfer sein. Der jungen georgischen Erzählerin Tamta Melaschwili ist ein aufsehenerregendes Debüt von emotionaler Wucht gelungen. Nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2013.
Autorenporträt
Tamta Melaschwili, geboren 1979, wuchs in Georgien auf. Sie verbrachte ein Jahr als Migrantin in Deutschland, wo sie zu schreiben begann. Melaschwili schloss 2008 ihr Studium der Gender Studies an der Central European University in Budapest ab. Gegenwärtig lebt sie in Georgien und arbeitet über Frauenrechte und Genderfragen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.10.2018

Leben in Zeiten des Krieges
Tamta Melaschwilis Romanminiatur "Abzählen"

In der Schlucht liegt ein Toter, ein paar Bengel eilen herbei, um ihn sich anzusehen. Zwei dreizehnjährige Mädchen kommen gerade von der Leiche, wollen die jüngeren Kinder aufhalten, aber die rennen einfach vorbei. Das ist eine von zahllosen starken, aber auch in ihrer Kühle grausamen Szenen aus Tamta Melaschwilis im georgischen Original 2010 veröffentlichten Debütroman "Abzählen", der auf gerade einmal hundert sehr luftig gesetzten Seiten eine maximale Verdichtung des Erzählens betreibt.

Zeit und Ort werden nicht genannt, aber der bislang letzte Krieg in Georgien, im Jahr 2008, war Anlass für den Roman, und das abgelegene Dorf, das vom russischen Feind eingeschlossen ist, dürfte für damals viele Plätze stehen, an denen nur Frauen, Kinder und alte Männer darauf hofften, irgendwie mit dem Leben davonzukommen und die jungen Männer, die in den Krieg gezogen sind, zurückzubekommen. Auch die frühreife und sich abgebrüht gebende Ninzo bricht noch genauso in Tränen aus, wenn sie um ihren Vater bangt, wie ihre gleichalte, aber eher kindliche Freundin Ketewan, die für den größten Textteil als Ich-Erzählerin figuriert.

Das sind die beiden wichtigsten Protagonistinnen, um die herum sich aber ein ganzes Dorfpanoptikum aus kriegsbedingt Verlorenen und Verdorbenen gruppiert. Es will aufmerksam erschlossen sein, denn nicht nur springt Melaschwili zwischen drei Handlungstagen ständig hin und her, so dass sich einzelne Ereignisse erst im Nachhinein erklären; sie lässt Ketewan auch in einem atemlosen Erzählstil berichten, der vor allem aus der Wiedergabe von Dialogen besteht, mittels derer die individuellen Figuren charakterisiert werden. Es ist ein eigentümliches, mitreißendes Stück Prosa, von Natia Mikeladse-Bachsoliani in ein Deutsch übersetzt, das die Jugendlichkeit der meisten Akteure grandios vermittelt.

Der Tote in der Schlucht ist einer "von der anderen Seite", darum liegt er noch da. Jemand anders in diesem Roman wird wegfliegen. Aber entkommen aus dem eingeschlossenen Dorf - das wird keinem gelingen.

apl.

Tamta Melaschwili: "Abzählen". Roman.

Aus dem Georgischen von Natia Mikeladse-Bachsoliani. Unionsverlag, Zürich 2012. 112 S., geb., 16,95 [Euro] (als Taschenbuch 9,95 [Euro]).

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Diese packende und verstörende Prosa ist ortlos und zeitlos. 'Abzählen' ist ein aussergewöhnliches Debüt. Es erinnert in seiner sprachlichen Konsequenz, in der Radikalität der erzähltechnischen Anlage und nicht zuletzt in Thematik und Stimmung an Agota Kristof.« Martin Ebel Tages-Anzeiger