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1 Kundenbewertung

Noch wartet der junge Dichter Dennis Barlow auf seinen großen Durchbruch. Doch wahrhaft absurde Abenteuer erlebt er schon vorher, als er sich in Hollywood in die Leichenkosmetikerin Aimée verliebt. Eine Abrechnung mit allem, was verlogenen Seelen heilig ist - in neuer Übersetzung.

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Produktbeschreibung
Noch wartet der junge Dichter Dennis Barlow auf seinen großen Durchbruch. Doch wahrhaft absurde Abenteuer erlebt er schon vorher, als er sich in Hollywood in die Leichenkosmetikerin Aimée verliebt. Eine Abrechnung mit allem, was verlogenen Seelen heilig ist - in neuer Übersetzung.
Autorenporträt
Evelyn Waugh, geboren 1903 in Hampstead, war Maler, Lehrer, Reporter und Kunsttischler, bis er in der Schriftstellerei sein Metier fand und zu einem der wichtigsten englischen Autoren des 20. Jahrhunderts wurde. Im Krieg diente Waugh als Offizier. Waugh, der seit seiner Studienzeit eine Neigung zu dandyhafter Extravaganz pflegte, liebte es, das Publikum durch kontroverse Äußerungen zu provozieren. Er starb 1966 in Taunton, Somerset.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Christopher Schmidt ist sehr glücklich mit Andrea Otts neuer Übersetzung von Evelyn Waughs 1948 erschienener herrlich böser, anglo-amerikanischer Liebesgeschichte "Tod in Hollywood". Endlich ist das "Florett der Satire" so scharf wie im englischsprachigen Original, schwärmt der Kritiker, der sich einmal mehr bestens mit Waughs Zynismus und seiner ätzende Ironie amüsiert. Und so liest er vergnügt wie boshaft, grotesk und pointenreich Waugh hier seine ganze Abscheu gegenüber Hollywood niederschreibt, aber auch seine britische Heimat mit viel Spott bedenkt.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.12.2015

Unamerikanische Triebe
Auf Augenzwinkerhöhe: Evelyn Waughs hinreißend böse anglo-amerikanische Liebesgeschichte „Tod in Hollywood“ in neuer Übersetzung
Im Jahr 1947 reiste der englische Oberzyniker Evelyn Waugh auf Einladung der MGM mit seiner Frau Laura zu den „kalifornischen Wilden“, um über die Filmrechte an seinem Roman „Wiedersehen in Brideshead“ zu verhandeln. Am Ende schlug er das Angebot von rund 125 000 Dollar aus, das er wohl nie ernsthaft in Erwägung gezogen hatte. Um so unbelasteter genoss er den bezahlten Urlaub samt Überfahrt im Luxusliner, Limo-Serviceund exklusiver Unterbringung, was den Spesenritter Waugh allerdings nicht daran hinderte, noch im Vorwort zu seinem Roman „Tod in Hollywood“ über die „undefinierbare Hässlichkeit“ von Los Angeles und den „grauenvollen Schlendrian“ herzuziehen.
  Trost fand er angeblich einzig auf dem Friedhof, wohin er den Wagen, der ihn jeden Morgen am Hotel abholte, auf dem Weg ins Studio dirigierte. Dort will Waugh nach eigenem Bekunden zu seiner Hollywood-Groteske inspiriert worden sein, die das bissige Temperament seiner Vorkriegsromane neu entflammte und ihn ablenkte von seinem postheroischen Kummer über den Untergang des britischen Empire und die zunehmend aufweichenden Klassengegensätze. Hollywood verkörperte all das, was der Misanthrop Waugh, der Dinge wie Führerschein, Telefon, Radio und Fernsehen zeitlebens kategorisch ablehnte, an der Moderne hasste. „Anstandsregeln, Kinderpsychologie, Ästhetik und Sex erhoben ihre kritischen Häupter auch in diesem Garten Eden“, schreibt er mit ätzender Ironie in „Tod in Hollywood“. Klassik-Übertragungen, die von Fabrikanten kernloser Dosenpfirsiche gesponsert werden, Gurus, die am Telefon Horoskope ausstellen, und Kosmetikerinnen mit einem Diplom in Psychologie – die ganze Kulisse aus Kommerz, Glamour, Esoterik und Infantilität bildete die ideale Zielscheibe für die Giftpfeile, die Evelyn Waugh treffsicher verschoss. Auf seine vernichtende Weise variierte er ein Thema, um das, so Waugh, alle Bücher von Henry James kreisten: „die Ahnungslosigkeit der Amerikaner und die Erfahrenheit der Europäer“.
  Als der Roman 1948 erschien, sorgte Waughs satirischer Antiamerikanismus für nicht unerhebliche transatlantische Verstimmungen. Dabei kommen die britischen Expats, eine Bande snobistischer Schmarotzer, im Buch keinen Deut besser weg als die Amerikaner. Was man im Mutterland unter einem gelungenen Abend versteht, wird beispielsweise so erklärt: „Wenn die Leute in Glasgow auf den Gehsteig kotzen.“ Namentlich Sir Francis Hinsley, einstmals der einzige Adelige an der Westküste, Schmuckaristokrat, gefragter Drehbuchautor und Präsident des Cricketclubs, sowie sein Schützling Dennis Barlow, ein verkrachter junger Dichter, sind mit den „Siebenmeilenstiefeln des Misserfolgs“ in Hollywood unterwegs. Sir Francis ist in die Werbeabteilung abgesunken, wo er sich unter dem neuen, züchtigen production code, den die katholische Legion of Decency durchgesetzt hat, damit befassen muss, das Zugpferd des Studios, Juanita del Pablo – „lecker, lässig, lüstern“ – umzupolen. Aus der heißblütigen Spanierin mit operierter Nase soll eine irische Unschuld vom Lande mit gefärbten roten Haaren und einem durch falsche Zähne bedingten stets verschämten Lächeln werden.
  Als Hinsley eines Morgens in seinem eigenen Büro von einem strahlenden jungen Mann namens Lorenzo Medici begrüßt wird und auf diese Weise beiläufig erfährt, dass er durch einen Kandidaten der Mafia ersetzt worden ist, hängt er sich unverzüglich am Dachsparren seines Hauses auf. Die Beerdigung organisiert der junge Barlow, dessen Talent als Drehbuchautor noch nicht von Hollywood entdeckt worden ist und der einstweilen seine Kreativität in den „Ewigen Jagdgründen“ auslebt – einem Institut für Haustierbestattungen, spezialisiert auf Zeremonien wie die „orgiastische Einäscherung eines konfessionslosen Schimpansen oder die Beisetzung eines Kanarienvogels, über dessen winzigem Grab eine Schwadron Marinehornisten den Zapfenstreich bliesen“.
  Unerreichtes Vorbild des kleinen Unternehmens sind die pompösen Begräbnisse der „Elysischen Gefilde“, die sich um Hinsleys sterbliche Überreste kümmern sollen. Dort verfällt Barlow einer Kosmetikerin mit dem bezaubernden Namen Aimée Thanatogenos, „einem glitzernden Schuss Wahnsinn“ in den Augen und einem Studienabschluss in Schönheitsgewerbe, Nebenfächer Psychologie, Chinesisch und Kunst, die trotz ihrer akademischen Grade nicht bemerkt, dass die glutvollen Liebesgedichte, die Barlow ihr schickt, allesamt von Klassikern wie John Keats oder William Shakespeare abgeschrieben sind.
  Allerdings hat auch Mr. Joybody, der charismatische Chefeinbalsamierer der „Elysischen Gefilde“, ein wahrer Michelangelo auf seinem Gebiet und der Sonnengott des Instituts, sein Herz für Miss Thanatogenos entdeckt. Hin- und hergerissen zwischen den beiden ungleichen Männern weiß sie sich keinen anderen Ausweg, als auf den Guru Brahma zu hören, der in Wahrheit aus zwei Männern und einer Sekretärin besteht, wobei derjenige, der für die Leser-Zuschriften zuständig ist, gerade entlassen wurde und sich deshalb in einer Bar betrinkt. Entnervt von Miss Thanatogenos, gibt er ihr einen nicht ganz ernst gemeinten Rat, mit dessen Befolgung die Geschichte für die junge Frau ein böses Ende nimmt, für Barlow aber ein neues Leben beginnt.
  „Tod in Hollywood“ ist eine makabere Komödie und eine anglo-amerikanische Liebesgeschichte auf Augenzwinkerhöhe über die „special relationship“, die beide Nationen verbindet. Das Bestattungswesen mit seinen Masken- und Verkleidungstricks und der verkitschten Pseudo-Pietät in Marmor gemeißelter Mickey-Maus-Grabsteine dient Evelyn Waugh als eine Art Hinterbühne für all die begrabenen Träume von Hollywood. Im April 2016 jährt sich Waughs eigener Tod zum 50. Mal. Aus diesem Grund bringt der Diogenes Verlag nach und nach seine Werke in Neuausgaben heraus. Die deutsche Sprachgestalt von „Tod in Hollywood“ hat Andrea Ott am Schleifstein der englischen Fassung trefflich geschärft. Im Falle von Evelyn Waugh verfügt das Florett der Satire nun endlich über den schneidenden Witz des Originals.
CHRISTOPHER SCHMIDT
                              
Evelyn Waugh: Tod in Hollywood. Eine anglo-amerikanische Tragödie. Roman. Aus dem Englischen von Andrea Ott. Diogenes Verlag, Zürich 2015. 160 Seiten, 20 Euro. E-Book 16,99 Euro.
Das Bestattungswesen ist
hier makaberer Zerrspiegel
der Traumfabrik
„Mit einem glitzernden Schuss Wahnsinn in den Augen“:
Maila Nurmi, Fernseh-Star der „Vampira Show“, 1954.
Foto: dennis stock / Magnum Photos
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»Einer der großen Meister der englischen Prosa... Es ist nie zu spät, Evelyn Waugh zu lesen oder wiederzulesen.« Time Magazine Time Magazine