Marktplatzangebote
2 Angebote ab € 5,95 €
  • Buch mit Leinen-Einband

Ein Mädchen kommt dem Rosa auf die Spur, seinen unvereinbaren Möglichkeiten, die die Welt bedeuten. Die spanische Nonne Abigail steckt Rosenblüten in den Sand. An den Stränden der Bretagne beobachtet Ariadna Efron, die Tochter der Dichterin Marina Zwetajewa, den Gang der Gezeiten und fürchtet viele Jahre später in der sibirischen Verbannung den Fluß Jenissej. Eine Frau rechnet ihrem einstigen Geliebten die Zwischenzeit mittels Erinnerung vor. Hans und Gret streifen in ihrem Liebesübermut durch die Extremadura: Blaumerlen, Mönchsgeier, Rothühner, eine Brücke über einen abgelegenen…mehr

Produktbeschreibung
Ein Mädchen kommt dem Rosa auf die Spur, seinen unvereinbaren Möglichkeiten, die die Welt bedeuten. Die spanische Nonne Abigail steckt Rosenblüten in den Sand. An den Stränden der Bretagne beobachtet Ariadna Efron, die Tochter der Dichterin Marina Zwetajewa, den Gang der Gezeiten und fürchtet viele Jahre später in der sibirischen Verbannung den Fluß Jenissej. Eine Frau rechnet ihrem einstigen Geliebten die Zwischenzeit mittels Erinnerung vor. Hans und Gret streifen in ihrem Liebesübermut durch die Extremadura: Blaumerlen, Mönchsgeier, Rothühner, eine Brücke über einen abgelegenen paradiesischen Fluß, auf dem ein Gewebe kleiner weißer Blüten schwimmt. Eine junge Frau ertrinkt an einem Sommerabend des Jahres 1930 im Zürichsee; die Erzählerin kann das Geschehen nicht rückgängig machen. In ihren Prosatexten fügt Katharina Geiser wie eine Zeichnende Details zu Bildern und sucht sich dafür Strich und Material aus. Die Erzählungen sind motivisch verknüpft und formen so einen von Farben schillernden Miniaturkosmos jenseits von Gegenwart und Vergangenheit, Authentischem und Erdichtetem.
Autorenporträt
Katharina Geiser wurde 1956 in Erlenbach geboren. Sie studierte Germanistik an der Universität Zürich und hat drei Söhne. Heute lebt sie in Wädenswil am Zürichsee.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.05.2008

Die rosarote Zora hinkt
Katharina Geiser erzählt gefühlssatt von der Kindheit

Mit einem Schwung landet das Buch in der Pfütze, zwischen den Taschen und Jacken hervorgerutscht. Als die Freundin der Kinder es wieder aufhebt und mit einem scheuen Lächeln der beladenen Erwachsenen reicht, hat es graue Ränder, die später langsam auf der Heizung trocknen werden. Die Kleine aber rennt hinter den Fahrrädern ihrer Freunde her, wechselt in den Hüpferschritt und landet in der nächsten Pfütze. Eine Szene, die Katharina Geiser gefallen dürfte. Die Titelerzählung ihres Buches "Rosa ist Rosa" widmet sich der Kindheit.

Die Schweizer Erzählerin spürt den Erinnerungen an Zahnlücken nach, dem Kratzen der wollenen Unterhose, dem Hüpferschritt. Sie schildert die Träume und Ängste der jungen Jahre, ein längst versunkenes Land. Die Figuren begegnen ihren verlorenen Vätern oder reizvollen Klassenkameradinnen, und den Leser erwartet eine Schweiz, die noch stark traditionelle Züge trägt. Katharina Geiser versucht, den Abstand zu einem früheren Ich abzubilden und zugleich die Nähe zu weit entfernten Erfahrungswelten. Dabei bedient sie sich nicht immer origineller Verfahren. Mehrmals finden sich Schachteln mit Briefen oder Fotos. Ihr kommt es vor allem auf Atmosphäre an.

Deshalb duftet und zirpt es auf vielen Seiten dieses Bandes, der auch eine ganze Reihe von Liebesgeschichten enthält. Katharina Geiser mag die sinnlich fassbare, bunt blühende Welt und möchte darüber hinaus die Sphäre des Zwischenmenschlichen ausloten. Sie schildert das Verhältnis der Menschen zueinander, ohne es psychologisch zu erklären. Eine junge Frau legt sich an einem Alpensee in die Sonne, lässt die Geister und Bergstürze des Ortes lebendig werden und nennt ihren Geliebten "Moritz, meiner". Der Ton von Geisers Geschichten ist hoch gestimmt. Man "schreitet" über die Wiese und blickt einander ins "Angesicht". Nicht nur durch Pathos, auch durch erzähltechnische Ambitionen bekommen die Geschichten etwas Künstliches: Einige von ihnen sind absichtsvoll verrätselt oder in der seltenen Du-Form geschrieben - die Erzählinstanz spricht den Protagonisten fortwährend an. Andere stehen im Konjunktiv oder montieren in das Ertrinken einer Frau im Zürichsee eine Menge Zeitkolorit und Lebensgeschichte.

Katharina Geiser ist eine späte Debütantin. Sie hat mit fünfzig Jahren ihren ersten Roman geschrieben ("Vorübergehend Wien") und besitzt ein erstaunliches sprachliches Repertoire. Vielleicht hat sie in all den Jahren viel schweizerische Gegenwartsliteratur gelesen. Und nun meint sie, ihren gefühlssatten Geschichten möglichst viel von dem mitgeben zu müssen, was gemeinhin als Ausweis guter Literatur gilt.

Dabei sind es gerade die einfachen Schilderungen mehr oder weniger bekannter Persönlichkeiten, die zu gefallen wissen. Eine kurze Geschichte liefert ein Porträt Paula Modersohn-Beckers. Eine andere zeigt die Tochter der Dichterin Marina Zwetajewa in der sibirischen Verbannung. Wie bereits in ihrem Debüt mischt Katharina Geiser hier Fakten und Fiktion. Wunsch und Wirklichkeit verschwimmen auch in der Wahrnehmung einer der stärksten Figuren ihres neuen Bandes.

SANDRA KERSCHBAUMER

Katharina Geiser: "Rosa ist Rosa". Erzählungen. Ammann Verlag, Zürich 2008. 225 S., geb., 18,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Für Sandra Kerschbaumer ist dieser Band dann besonders stark, wenn die Autorin sich mit einfachen Schilderungen begnügt. Das umfangreiche sprachliche Repertoire Katharina Geisers erscheint der Rezensentin nämlich mitunter allzu großzügig eingesetzt. Wenn sich die Autorin mit Pathos an Schweizer Kindheitstage zurückerinnert und ihre Texte mit aller Kunstfertigkeit sogenannter guter Literatur überzuckert, gerät das Atmosphärische selbst in den Augen der wohlmeinenden Rezensentin etwas zu blumig.

© Perlentaucher Medien GmbH