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Quartier Latin, Jardin de Luxembourg und Place Vendome... Namen, die dem Neuankömmling alles verheißen und dem Eingeweihten Bilder, Gerüche und Töne ins Gedächtnis bringen. Jeder kann sich verzaubern lassen von Eric Hazans Streifzug durch Paris. Er erforscht die Quartiers, jedes für sich, bis ins kleinste Detail, und ruft auch die Figuren hinzu, die sonst nur zwischen Buchdeckeln die Stadt bevölkern oder vor Jahrhunderten die Straßen durchwanderten. Folgt man ihm, stellt sich die Frage, wie viele verschiedene Städte es eigentlich sind, die unter dem einen Namen Paris einhergehen. Das Paris…mehr

Produktbeschreibung
Quartier Latin, Jardin de Luxembourg und Place Vendome... Namen, die dem Neuankömmling alles verheißen und dem Eingeweihten Bilder, Gerüche und Töne ins Gedächtnis bringen. Jeder kann sich verzaubern lassen von Eric Hazans Streifzug durch Paris. Er erforscht die Quartiers, jedes für sich, bis ins kleinste Detail, und ruft auch die Figuren hinzu, die sonst nur zwischen Buchdeckeln die Stadt bevölkern oder vor Jahrhunderten die Straßen durchwanderten. Folgt man ihm, stellt sich die Frage, wie viele verschiedene Städte es eigentlich sind, die unter dem einen Namen Paris einhergehen. Das Paris Doisneaus, das von Degas, von Proust, Balzac, Haussmann und Eiffel? Das"Rote Paris"des Mai 1968 und das Paris der Französischen Revolution? Eric Hazan kennt sie alle. Schicht für Schicht legt er sie frei und zeigt, wie Paris gewachsen ist, wie es zerstört wurde und sich auch heute noch Tag um Tag verändert, nicht nur dort, wo sich die multikulturelle Metropole über die beschaulichen Dörfer am Rande wälzt - die Stadt als lebender Organismus und Schauplatz menschlichen Lebens zugleich. Hazans Erfindung von Paris ist eine ebenso kluge wie unterhaltsame Kultur- und Sozialgeschichte, das Porträt einer Stadt in Bewegung und ein expliziter Kontrapunkt zu allen Versuchen ihrer Musealisierung.
Autorenporträt
Eric Hazan ist Arzt, Autor, Übersetzer und Gründer des Verlags La Fabrique. Er lebt in Paris.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.11.2020

Alle Mauern fielen

Sinn für Barrikaden: Éric Hazans vorzügliche Stadtgeschichte von Paris in einer neuen illustrierten Ausgabe.

Von Helmut Mayer

All diejenigen, die denken, in Paris sei das Spiel schon vorbei, die darauf verweisen, in einem Museum habe man nicht mit Explosionen zu rechnen (. . .), sollten noch einmal in sich gehen. Denn im Lauf der Jahrhunderte wurden die Vertreter von Recht und Ordnung immer wieder überrascht", nämlich durch "die Sprengkraft von Paris" ("la force de rupture de Paris"). So schloss Éric Hazan vor fast schon zwanzig Jahren sein Buch über die Pariser Stadtgeschichte, "Die Erfindung von Paris". Ihr zweiter Teil war ja auch dem "roten Paris" im neunzehnten Jahrhundert gewidmet, als "die große symbolische Form der Pariser Revolutionen, die Barrikade, ihren Höhepunkt erlebte".

Tatsächlich ist es zu Barrikaden, Kämpfen und manchen Schlächtereien oft nicht weit, wenn Éric Hazan, mittlerweile 84 Jahre alt, über Orte der Stadt schreibt, zumal über jene in den quartiers populaires im Osten, wo die Aufstände ihren Ausgang und meist auch ihr Ende nahmen. Es gehört zu seiner Absicht, aus einer allzu glatten republikanischen Genealogie herauszuspringen, die in seinen Augen bloß an eine harmlose Version dessen erinnert, was tatsächlich eine Kette harter und blutiger Auseinandersetzungen war, in denen die unteren Schichten, die Handwerker und Arbeiter, zuletzt immer um ihren Einsatz gebracht wurden.

Auf wessen Seite Hazan dabei steht, unterliegt schon in der "Erfindung von Paris" keinem Zweifel. Und über die Jahre sind die Stellungnahmen des ehemaligen Herzchirurgen und renommierten Kunstbuch-Verlegers, der inzwischen mit seinem Kleinverlag Éditions la Fabrique nicht zuletzt das Terrain entschiedener Einsprüche von links und der neuen sozialen Bewegungen pflegt, doch etwas deutlicher geworden. Da Paris für Hazan immer noch, wie schon seit zweihundert Jahren, das "große Schlachtfeld eines französischen Bürgerkriegs zwischen Aristokraten und Sansculotten" ist, wie immer die Namen der Lager auch lauten, beschwört er den kommenden Aufstand - "l'insurrection qui vient" -, der endlich das Blatt wendet. Wozu auch schon einmal gehören kann, brennende Unterpräfekturen in den Vorstädten in Aussicht zu stellen.

Politische Passion kommt bei ihm also ins Spiel. Sie befeuert ein leidenschaftliches Verhältnis zu Paris, das aus Hazan einen exzeptionellen Historiker dieser Stadt gemacht hat, der jeden ihrer Winkel kennt und an jedem zurücktauchen kann in dessen Vorgeschichten, um die Entwicklung und Gegenwart der Stadtlandschaft verstehen zu lassen, nicht zuletzt mit Hilfe mühelos herbeizitierter literarischer und künstlerischer Vergegenwärtigungen. Gerade mit Blick auf den ersten Teil der "Erfindung von Paris", der die schrittweisen Weiterungen der Stadt bei den sukzessiven Sprengungen ihrer sechs Mauerringe über acht Jahrhunderte hinweg ins Auge fasst, wird man nicht leicht einen anregenderen Führer durch die Stadt finden.

Es ist deshalb sehr erfreulich, dass das seit einiger Zeit schon vergriffene Buch - die deutsche Ausgabe war 2006 im vier Jahre darauf verblichenen Ammann Verlag erschienen - nun wieder aufgelegt wurde. Zumal der Text jetzt auch mit den Bildern der in Frankreich unterdessen erschienenen illustrierten Edition ausgestattet ist.

Balzac dürfte der Autor sein, der bei Hazan am häufigsten zu Wort kommt. Dessen Paris hat er übrigens inzwischen eine eigene Darstellung gewidmet ("Balzac, Paris"), veröffentlicht vor zwei Jahren im eigenen Verlag. Und zuvor noch schrieb er ein Buch, das die beste Fortsetzung der Lektüre der "Erfindung" ist: In "Une traversée de Paris" (Seuil) wandert Hazan von Süden nach Norden durch die Stadt, von Ivry nach Saint-Denis, um in ihre Geschichte und seine eigene mit dieser Stadt einzutauchen - und natürlich auch, um bissige Kommentare zur Stadtentwicklung der letzten Jahrzehnte anzubringen, siehe das Stichwort "Musealisierung"; und der kommende Aufstand steht immer noch auf der Agenda.

Éric Hazan: "Die Erfindung von Paris".

Aus dem Französischen von Michael Müller und Karin Uttendörfer. Matthes & Seitz Verlag, Berlin 2020. 589 S., Abb., geb., 38,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.06.2006

Sachbücher des Monats Juli
Empfohlen werden nach einer monatlich erstellten Rangliste Bücher der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften sowie angrenzender Gebiete.
1. ERIC HAZAN: Die Erfindung von Paris. Kein Schritt ist vergebens. Aus dem Französischen von Karin Uttendörfer und Michael Müller. Ammann Verlag, 640 Seiten, 39,90 Euro.
2. EDGAR WOLFRUM: Die geglückte Demokratie. Geschichte der Bundesrepublik Deutschland von ihren Anfängen bis zur Gegenwart. Klett Cotta Verlag, 694 Seiten, 29,50 Euro.
3. MICHAEL BORGOLTE: Christen, Juden, Muselmanen. Die Erben der Antike und der Aufstieg des Abendlandes 300 bis 1400 n. Chr. Siedler Verlag, 608 Seiten, 74,00 Euro.
4. DETLEV CLAUSSEN: Béla Guttmann. Weltgeschichte des Fußballs in einer Person. Berenberg Verlag, 140 Seiten, 19,00 Euro.
5. DAGMAR HERZOG: Die Politisierung der Lust. Sexualität in der deutschen Gesellschaft des 20. Jahrhunderts. Aus dem Amerikanischen von Ursel Schäfer und Anne Emmert. Siedler Verlag, 432 Seiten, 24,90 Euro.
6. PAUL NOLTE: Riskante Moderne. Die Deutschen und der neue Kapitalismus. C. H. Beck Verlag, 313 Seiten, 19,90 Euro.
7.-9. VOLKER PERTHES: Orientalische Promenaden. Der Nahe und Mittlere Osten im Umbruch. Siedler Verlag, 400 Seiten, 24,95 Euro.
OLIVIER ROY: Der islamische Weg nach Westen. Globalisierung, Entwurzelung und Radikalisierung. Aus dem Französischen von Michael Bayer, Ursel Schäfer und Enrico Heinemann. Pantheon Verlag, 350 Seiten, 12,90 Euro.
ROLF UESSLER: Krieg als Dienstleistung. Private Militärfirmen zerstören die Demokratie. Christoph Links Verlag, 240 Seiten, 14,90 Euro.
10. ULRICH RAULFF (Hg.): Vom Künstlerstaat. Ästhetische und politische Utopien. Carl Hanser Verlag, 192 Seiten, 16,90 Euro.
Besondere Empfehlung des Monats Juli 2006 von Johannes Saltzwedel: Walther Rathenau, Gesamtausgabe Band 5 / 1 und 2: Briefe 1871-1913 und 1914-1922. Herausgegeben von Alexander Jaser, Clemens Picht und Ernst Schulin. Droste Verlag, Bundesarchiv, 182,00 Euro.
Mitglieder der Jury:
Rainer Blasius, Eike Gebhardt, Fritz Göttler, Wolfgang Hagen, Daniel Haufler, Otto Kallscheuer, Matthias Kamann, Petra Kammann, Guido Kalberer, Elisabeth Kiderlen, Jörg-Dieter Kogel, Hans Martin Lohmann, Ludger Lütkehaus, Herfried Münkler, Johannes Saltzwedel, Wolfgang Ritschl, Florian Rötzer, Albert von Schirnding, Norbert Seitz, Eberhard Sens, Hilal Sezgin, Volker Ullrich, Andreas Wang, Uwe Justus Wenzel.
Redaktion: Andreas Wang (NDR)
Die nächste SZ/NDR/BuchJournal-
Liste der Sachbücher des Monats erscheint am 31. Juli.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Rezensentin Tania Martini findet grandios, wie Éric Hazan Paris in diesem Buch als "das stets nur vorläufige Ergebnis aus der Dialektik von Aufstand und Unterdrückung" darstellt. Hazan berichtet von Nischen des Widerstands oder von Allianzen zwischen Prekarisierten und Politisierten, aber auch von Beispielen gelungener Stadtplanung. Dabei zeichnet er die Jahre 1830, 1848 und 1871 als diejenigen, in denen sich die politische Geografie seiner Stadt am deutlichsten veränderte, schreibt die Kritikerin, der bei der Lektüre einmal mehr klar geworden ist, dass Paris das Thema der Moderne ist.

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