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Mit diesem Buch legt Konrad Stock eine theologische Enzyklopädie vor, die zum Studium der Theologie ebenso wie zur Pflege und zur Vertiefung der interdisziplinären Diskurse anleiten will. In Fortschreibung der Ideen Friedrich Schleiermachers begründet der Autor die Einheit aller theologischer Disziplinen in der Ausrichtung auf die praktische Aufgabe, die Selbständigkeit des christlichen Lebens in seiner jeweiligen Gegenwart möglich zu machen. Ausgehend von einer wissenschaftskritischen Bestimmung der Theologie als Wissenschaft wird ein Begriff philosophischer Theologie entworfen, der die…mehr

Produktbeschreibung
Mit diesem Buch legt Konrad Stock eine theologische Enzyklopädie vor, die zum Studium der Theologie ebenso wie zur Pflege und zur Vertiefung der interdisziplinären Diskurse anleiten will. In Fortschreibung der Ideen Friedrich Schleiermachers begründet der Autor die Einheit aller theologischer Disziplinen in der Ausrichtung auf die praktische Aufgabe, die Selbständigkeit des christlichen Lebens in seiner jeweiligen Gegenwart möglich zu machen. Ausgehend von einer wissenschaftskritischen Bestimmung der Theologie als Wissenschaft wird ein Begriff philosophischer Theologie entworfen, der die elementaren Grundsätze des Wesens des Christentums in reformatorischer Sicht innerhalb des theoretischen Rahmens von "Religion und Identität" darstellt. Die Abhandlung mündet in eine Skizze theologischer Identität, die das persönliche Interesse und die Freude am theologischen Beruf beschreibt. Der Autor führt somit die Debatte über den Zusammenhang bzw. die Einheit der Theologie als Wissenschaft weiter, die in den letzten 30 Jahren vor allem von Rudolf Bultmann, Karl Barth, Wolfhart Pannenberg und Gerhard Ebeling geprägt worden ist. Sein Ziel ist es, den theologischen Charakter aller Einzeldisziplinen in Forschung und Lehre deutlich zu machen und bei den Studierenden Verständnis für die Zusammengehörigkeit der verschiedenen Methoden zu wecken.
Autorenporträt
Konrad Stock, Universität Bonn.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.04.2006

Schleiermacher, wohlverstanden
Konrad Stocks Osterspaziergang durch den Protestantismus

Dieses Buch kommt spät, vielleicht zu spät. Die EKD und der evangelisch-theologische Fakultätentag stehen zwar noch in Treue fest zu einer "grundständigen" Theologenausbildung für das Pfarramt. Doch gleichzeitig wird landauf, landab eifrig an allerlei Studiengängen gebastelt, in denen die einzelnen Fächer der Theologie sich als Hilfsdisziplinen für Geschichts-, Literatur- oder Kulturwissenschaften anbieten. Die infolge des Bologna-Prozesses betriebene Schaffung von Bachelor-/ Master-Studiengängen beschleunigt einen Prozeß, der mit der Integration von Lehrstühlen für Religionswissenschaft (zum Beispiel in Göttingen oder Jena) oder Judaistik (zum Beispiel in Mainz und Tübingen) de facto schon viel früher begonnen hat: Die Theologie wird, so meint und hofft mancher, durch solche institutionalisierten Brückenschläge "gesprächsfähiger" und "akzeptabler" im Konzert der akademischen Wissenschaften. Das Anstößige, ja Skandalöse ihrer explizit gemachten Voraussetzungen relativiere sich womöglich durch die Strukturen des Betriebs.

In einem solchen Kontext, der auch ein Kampf um Gelder, Stellen und Bestand ist, wirkt eine Besinnung auf den Zusammenhang der an der theologischen Fakultät hauptsächlich gelehrten Fächer veraltet - oder prophetisch. Denn es ist durchaus offen, ob die sich am Horizont abzeichnende Entwicklung der theologischen Fakultäten Deutschlands zu Fachbereichen für "Religious Studies" oder ähnliches nur eine willkommene Öffnung und ein Sprachgewinn oder nicht auch ein Verlust bedeutet - den Verlust gerade des Spezifikums von Theologie, ihres "Alleinstellungsmerkmals" an der Universität.

Konrad Stock, systematischer Theologe an der Universität Köln, hat diese prekäre Situation der Theologie im Blick. Er bestimmt das Wesen der Theologie nicht als gleichsam philosophische Suche nach der Erkenntnis Gottes oder des Göttlichen - die "philosophische Theologie" ist nur ein Teilaspekt -, sondern als "positive Wissenschaft", die auf die selbständige Ausübung eines "kirchenleitenden Amtes" vorbereitet. Diese zunächst überraschende Grundentscheidung ist von Friedrich Schleiermacher, dem "Kirchenvater" der Union aus Reformierten und Lutheranern, übernommen. Schleiermacher hatte in seiner "Kurzen Darstellung des theologischen Studiums zum Behuf einleitender Vorlesungen" aus dem Jahr 1810 die Theologie in Beziehung zu Medizin, Jura, Politikwissenschaft oder Pädagogik gesetzt.

Man versteht diese Bestimmung nur recht, wenn man den Begriff des kirchlichen Amtes (und der Kirche) weiter faßt, als dies von katholischen Voraussetzungen her oft geschieht: Kirchlich-theologischer Beruf ist nicht nur das Pfarramt, sondern zum Beispiel auch das Lehramt an Schule oder Hochschule oder Tätigkeiten in Diakonie oder Publizistik.

Ob dies dem Selbstverständnis der Berufsgruppen entspricht? Der unbestreitbare Vorteil dieser Bestimmung ist, daß die Theologie ihren konfessorisch-konfessionellen und auf der Setzung eines Offenbarungsgeschehens gründenden Charakter nicht an der Garderobe abgeben muß, bevor sie in den wissenschaftlichen Salon eintritt. Die Frage ist allerdings, ob und wie lange die Gesellschaft mehrheitlich bereit ist, Kirche und Theologie eine ähnlich wichtige praktische Bedeutung wie Jura oder Medizin beizumessen. Voraussetzung dafür wäre wohl, daß Kirche und Theologie deutlicher zu formulieren wüßten, was sie zu des Menschen Glück und Seligkeit beitragen können. Der Ausweg in eine "religiöse Kulturhermeneutik" oder eine "Theologie der Religionen" ist für Stock jedenfalls nicht gangbar.

Von Schleiermacher ausgehend und an ihn immer wieder anknüpfend - und dabei manches auf einer selektiven Lektüre beruhende Mißverständnis korrigierend -, nimmt Stock die nach evangelischer Tradition in fünf Hauptfächer gegliederte Theologie in den Blick. Diese klare und elegante Strukturierung läßt die evangelischen Fakultäten allerdings gegenwärtig gegenüber ihren in zehn oder mehr Fächer zergliederten katholischen Schwestern im Kampf um Stellen ins Hintertreffen geraten. Auch aus Stocks Darstellung wird deutlich, daß andere, differenziertere Aufteilungen vorstellbar wären.

Überhaupt verbirgt der Autor nicht seine Vorlieben und Abneigungen. So erscheint es nur auf den ersten Blick als Solidarität mit dem eigenen Fach, wenn er der systematischen Theologie den obersten Platz am Tisch der Theologie zuweist. Seine starke Akzentuierung der theologischen Ethik aber, die auf der fundamentalen Bestimmung der menschlichen Person als Handelnden und Begehrenden ruht und ausgerechnet durch eine Besinnung auf den antiken Begriff des Dogmas gestützt wird, wird nicht jedem Fachkollegen schmecken.

Ethik ist damit nicht nur als Tugend- oder Pflichtenethik zu entwerfen, sondern bedarf der Ergänzung durch eine Güterlehre. Diese Bestimmung nimmt einen gerade in der protestantischen Lesart des Neuen Testaments gelegentlich untergegangenen Aspekt frühchristlicher Theologie auf. Daß die biblische Exegese seit und wegen ihrer Verselbständigung Ende des achtzehnten Jahrhunderts bis heute der systematischen Theologie erhebliche Aufgaben stellt - nicht nur im Grundsätzlichen, sondern im konkreten einzelnen - und gerade in der Außenwahrnehmung zum Wahrzeichen protestantischer Theologie wurde, mag der Systematiker gleichwohl nicht recht zugeben.

Nicht zufällig beginnt seine Darstellung der "exegetischen Theologie" noch einmal bei der Hermeneutik von Rudolf Bultmann, dessen systematische Kompetenz Bibelwissenschaftler heute zumeist weit über seine exegetische stellen. Bultmanns Weggefährte und Widerpart Karl Barth (und manche seiner Schüler) müssen dagegen öfter derbe Hiebe einstecken. Die konkreten gegenwärtigen Erscheinungsformen der Praktischen Theologie (die von Schleiermacher als Krönung der Theologie angesehen wurde) werden mit vielen Fragezeichen und erfrischend polemischen Bemerkungen versehen. Der Kirchengeschichte wird die Berechtigung und Verpflichtung zu einer "heilsgeschichtlichen Betrachtung" ins Stammbuch geschrieben und nichts weniger als eine theologische Historik gefordert, die, das sieht auch Stock, allerdings "noch nicht in Sicht" sei. Es fehlt wohl auch noch am Personal für dieses schöne Vorhaben. Vom gewählten Ansatz her konsequent und mit Liebe nimmt sich die Darstellung des Kirchenrechts an, ein Fach, das auch in "kirchenleitenden" Kreisen nicht selten als abseitig belächelt wird.

Der Bezug der Theologie auf die Kirche ist aber erkennbar kein Rückzug in die Wagenburg ohne Verbindung zur Außenwelt. Indem Wissenschaften und Gesellschaft als Felder des Streites und nicht als Wiese eines politisch korrekten Konsenses postuliert werden, erweist sich Stocks "Orientierung" als im besten Sinne protestantisch. Sie ruft Kirche und Theologie dazu auf, ihren eigenen Anspruch ernst zu nehmen.

HERMUT LÖHR

Konrad Stock: "Die Theorie der christlichen Gewißheit". Eine enzyklopädische Orientierung. Mohr Siebeck Verlag, Tübingen 2005. 334 S., br., 34,- [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Angesichts der allgegenwärtigen Reformierung der Studiengänge, die wohl auch die Theologie ereilen wird, komme dieser Band "vielleicht zu spät", fürchtet Hermut Löhr. Konrad Stock setzt darin auf den "Zusammenhang" der theologischen Fächer und beschreibt eine Theologie, die sich in Bezugnahme auf Friedrich Schleiermacher für die Theologie als "positive Wissenschaft" stark macht und als Studienfach auf ein "kirchenleitendes Amt" vorbereiten soll, stellt der Rezensent klar. Dass Stock dabei quasi im Vorbeigehen auch so "manches auf selektiver Lektüre beruhende Missverständnis" die Lehre Schleiermachers betreffend ausräumt, freut Löhr besonders. In "klarer und eleganter Strukturierung" teilt Stock die Theologie in fünf Hauptfächer ein, wobei er durchaus Raum für "differenziertere Aufteilungen" lässt, stellt der Rezensent anerkennend fest. "Konsequent und mit Liebe" behandelt der Autor auch das Kirchenrecht, das mitunter als "abseitig" angesehen wird und widmet sich verschiedenen "Erscheinungsformen der Praktischen Theologie", die er nicht nur kritisch hinterfragt, sondern auch mit "erfrischend polemischen Bemerkungen" versieht, freut sich Löhr. Als "im besten Sinne protestantisch" lobt der Rezensent dieses Buch, weil es "Wissenschaft und Gesellschaft" als streitbares Gebiet versteht.

© Perlentaucher Medien GmbH
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