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Die Bildungsdiskussion ist in vollem Gange: Der emeritierte Konstanzer Latinist legt dafür ein historisches Fundament und skizziert die Geschichte der Bildung von der Karolingerzeit bis zu den Reformen der vergangenen Jahrzehnte. Seine anschließende Auseinandersetzung mit aktuellen Bildungskonzeptionen zeigt: der humanistische und christliche Kanon kann und muss hier auch weiterhin eine tragende Rolle spielen.

Produktbeschreibung
Die Bildungsdiskussion ist in vollem Gange: Der emeritierte Konstanzer Latinist legt dafür ein historisches Fundament und skizziert die Geschichte der Bildung von der Karolingerzeit bis zu den Reformen der vergangenen Jahrzehnte. Seine anschließende Auseinandersetzung mit aktuellen Bildungskonzeptionen zeigt: der humanistische und christliche Kanon kann und muss hier auch weiterhin eine tragende Rolle spielen.
Autorenporträt
Manfred Fuhrmann, geboren 1925, studierte Musik, Alte Sprachen sowie Römisches Recht und war von 1962 bis 1990 Professor für Klassische Philologie an den Universitäten von Kiel und Konstanz. Seit 1989 ist er ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Heidelberg. 1990 wurde ihm der Johann-Heinrich-Voss-Preis für die Übersetzung der Reden Ciceros durch die Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt verliehen. Er starb am 12. Januar 2005. Er veröffentlichte u. a. Die antike Rhetorik (1984), Cicero und die römische Republik. Eine Biographie (1989), Rom in der Spätantike (1994), Europas fremd gewordene Fundamente (1995), Seneca und Kaiser Nero. Eine Biographie (1997), Geschichte der römischen Literatur (1999) und Der europäische Bildungskanon des bürgerlichen Zeitalters (1999).
Rezensionen
Manfred Fuhrmanns kleinen Traktat über Bildung hat man schneller gelesen als einen Videorecorder programmiert. Das kurze, glasklare und vorwiegend pathosfreie Reclam-Heft belohnt eine so geringfügige Mühe mit der Übersicht über eine anderthalb Jahrtausende währende Geschichte des Lernens, Lesens und des Kunstgenusses in Europa. ... zugänglich und human ist Fuhrmanns kleines großes Buch. Es ist, was Gebildete im Idealfall sind: vernünftig. Gustav Seibt in der "Süddeutschen Zeitung"

Welche Schule brauchen wir? Was ist Bildung? Es ist vielleicht das größte Verdienst dieser kleinen Schrift von Manfred Fuhrmann, dass sie auf solche Fragen ebenso entschieden wie klar antwortet, und es mag sein, dass die Klarheit mit Fuhrmanns Profession zu tun hat: Er ist Altphilologe und ein hervorragender Interpret jener Antike, die als das Muster klaren Denkens galt und lange Zeit die Bildungsidee des deutschen Gymnasiums bestimmt hat. Ulrich Greiner in der "Zeit"

Der Reclam-Bestseller - klein, gelb und phantastisch - ist derzeit heimliche Pflichtlektüre bei Lehrern und Beamten der Kultusministerien. Focus

Der emeritierte Konstanzer Altphilologe spürt in dem Reclam-Bändchen Bildung. Europas kulturelle Identität vergangenen humanistische Bildungsidealen nach, die als gemeinsame geistige Grundlage Europa zusammenhielten. Ein wehmütiges, ungemein nachdenkliches Buch..... Rheinpfalz

Der Rezensent gesteht gern, dass ihm bei der Lektüre des Buches vor Freude das Herz im Leibe hüpfte wie einst das Kind im Bauche der Elisabeth. Ja, verlieren wir nicht den Mut zum Anachronismus, der bekanntlich das produktivste Element der Geistesgeschichte ist! Also doch "Bildung für die Zukunft"? Natürlich; denn es pflegt, wie es Fuhrmann einschärft, derjenige, der keine Vergangenheit hat, auch keine Zukunft zu haben. Forschung und Lehre

So viel Besserwisserei war in Sachen Bildung nie. Kaum hatte die Pisa-Studie die mangelhaften Leistungen des deutschen Schulwesens publik gemacht, schnellten die Zeigefinger der Experten in die Höhe. Plötzlich meinte jeder zu wissen, wo es im Unterricht haperte und welche Nachhilfe den Lehrern Not tat. In dem schon fast hysterischen Stimmen- und Meinungsgewirr fällt die ruhige Tonlage des Latinisten Manfred Fuhrmann angenehm auf. Produzierte Pisa eine Vielzahl methodischer Schnellschüsse, so betonte Fuhrmann die "longue durée" von Bildung und gibt der aktuellen Debatte eine historische Grundlage. Bildung ist nichts weniger als "Europas kulturelle Identität". ... Der emeritierte Konstanzer Altphilologe ist zu sehr Stoiker, als dass er über den Untergang des Abendlandes lamentieren würde. Lieber wirbt er für die Geisteswissenschaften als "unentbehrliches Element unserer Zivilisation", wobei er nicht zuletzt die Wirkungsgeschichte der Bibel in Literatur und Bildender Kunst als "eines der Fundamente der kulturellen Einheit Europas" zu rehabilitieren versucht. Fuhrmann gelingt es in einem schmalen Reclam-Bändchen das lebendig zu machen, was einst Glanz und Größe Europas ausmachte: eine gewisse Idee von Bildung. Rheinischer Merkur

Manfred Fuhrmann scheut keine Polarisierungen, um das zu retten, was in seinen Augen für immer zu versinken droht: das kulturelle Erbe der Antike, also nicht weniger als der "Goldgrund von Europas kultureller Identität". Und Fuhrmann hat in dieser Tiefe wie kaum ein anderer geschürft und Schätze zu Tage gefördert: Generationen von Studenten haben Latein, Griechisch und Rhetorik bei ihm gehört und seine Cicero-Übersetzungen memoriert. Aber vor allem verkörpert Fuhrmann eine Spezies, die nach seinen eigenen Thesen vom Aussterben bedroht ist: den Gelehrten.

Als Gelehrter meldet er sich auch in der aktuellen Bildungsdiskussion zu Wort: Mit einem Buch, das einem Pamphlet gleicht; einer brillanten Kampfschrift für die Rückbesinnung auf Tradition und Kulturerbe: Viel sei von Bildung die Rede, aber wenig von ihren Inhalten, meint Fuhrmann. Die Bildung braucht Inhalte. Und Fuhrmann benennt sie: die humanistischen und christlichen Traditionen; kein Europa ohne Rom, Athen und Jerusalem. Und wer diese Bildung vermitteln will, muss sich auch zu einem Bildungskanon bekennen. Nürnberger Zeitung
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.05.2002

Quadratisch, praktisch, gut
Kanon ohne Pathos: Manfred Fuhrmann über Bildung
Manfred Fuhrmanns kleinen Traktat über Bildung hat man schneller gelesen als einen Videorecorder programmiert. Das kurze, glasklare und vorwiegend pathosfreie Reclam-Heft belohnt eine so geringfügige Mühe mit der Übersicht über eine anderthalb Jahrtausende währende Geschichte des Lernens, Lesens und des Kunstgenusses in Europa. Sie beginnt mit der Christianisierung der römischen Kultur in der Spätantike beginnen und endet mit der Auflösung des humanistischen Gymnasiums im zwanzigsten Jahrhundert. Auf hundert Seiten vergegenwärtigt Fuhrmann eine Welt, die wir verloren haben, in doppelter Weise: Er berichtet von ihr, und er tut das auf eine Art, die einige der angenehmsten Vorzüge des Verschwundenen selbst vorführt. Bildung, das zeigt diese menschenfreundliche Prosa, war einmal etwas Elementares und Zugängliches, so quadratisch, praktisch, gut wie die römische Zivilisation, auf deren Boden sie erwachsen ist.
Die Geschichte der Bildung in Europa war langsam und konservativ, sie beruhte auf einem kleinen Kanon heidnischer Autoren und der Bibel, sie wurde vermittelt im Medium der lateinischen Sprache und in Institutionen, deren Grundzüge sich nur alle paar Jahrhunderte veränderten: Erst kamen die geistlichen Schulen der Klöster und Dome, wie Karl der Große sie neu geordnet hatte, um seinem Reich eine gemeinsame Sprache und präzise Verwaltung zu sichern; dazu entwickelten sich seit dem Hochmittelalter die Universitäten. Humanismus und Reformation brachten jene gelehrte Laienbildung hervor, die noch um 1800 so modernisiert werden konnte, dass sie im Gymnasium bis weit ins Industriezeitalter überdauerte. Noch im Angesicht von Zechen und Hochöfen, von Kraftwerken und Fabriken lernte man unregelmäßige Verben, folgte den Abenteuern des Odysseus und des Aeneas, nahm teil an philosophischen Gesprächen unter eine Platane bei Athen oder in einer Villa bei Rom. Immer hektischer aufeinander folgende Schulreformen bereiteten seit der wilhelminischen Zeit dieser Bildung ein Ende, sie verstarb unwiderruflich in den Oberstufenreformen vor dreißig Jahren.
Dabei war sie flexibel genug gewesen, ihre Schwerpunkte mehrfach zu verlagern: vom Lateinischen zum Griechischen, vom Biblischen zum Klassischen, vom Theologischen zum Philosophischen, vom Aufklärerischen zum Ästhetischen. Im Verlauf der Neuzeit kamen überall die nationalsprachlichen Klassiker dazu, und die bürgerliche Epoche entwickelte mit den Institutionen des Museums, des Theaters und des Konzerts Stätten ästhetischen Genusses, die höchst anspruchsvoll und allgemein zugänglich zugleich waren.
Fuhrmann bricht eine Lanze für den besonderen deutschen Begriff von „Bildung”, der sich deutlicher als in den übrigen europäischen Sprachen von der „Kultur” abhebt. „Kultur” ist der objektive Geist, das schier unendliche Meer des Wissbaren, die mahnende Liste des Kanons, den man bewältigen müsste; „Bildung” ist das, was jeder Einzelne sich davon mit Liebe und Interesse angeeignet hat, die individuelle Verwirklichung der Kultur. Was heutige Kritiker der alteuropäischen Bildung vor allem ankreiden, das Unpraktische ihres lateinischen Kerns, erweist sich als Quelle unverächtlicher Vorzüge: Die lange währende Zweisprachigkeit der Bildung, die starke Stellung des Lateinischen, sicherte nicht nur eine übernationale Weltläufigkeit, sondern erlaubte auch jenen fremden Blick auf die Muttersprachen, der ihren Gebrauch präzisierte und klärte.
Dass all das zu einem Ende gekommen ist, beweint der stoische Fuhrmann nicht; sein Traktat ist deskriptiv, nicht normativ, allein, seine Beschreibung gewinnt eine solche Wucht, dass schon sehr unbeeindruckbar sein muss, wer es nicht wenigstens für ein paar Minuten bedauert, dass dieser Kosmos untergegangen ist. Richtig schlimm findet Fuhrmann allerdings das Verschwinden der Bibelkenntnis, mit der die wichtigste Quelle zum Verständnis der Literatur und der Künste in Europa überhaupt versiegt ist. Hier lässt er sich zu sarkastischen Bemerkungen gegen Seelsorge im Religionsunterricht hinreißen. Im Übrigen lehnt Fuhrmann es gar nicht ab, wenn man den Geisteswissenschaften abverlangt, auch den gehobenen Unterhaltungsbedürfnissen zu dienen; warum sollen Dramaturgen nicht theatergeschichtliches Grundwissen aufbereiten oder Reiseleiter archäologische Forschung nutzen? Bildung war ja, anderslautenden Gerüchten zum Trotz, nie etwas Feintuerisches, sondern eben elementar, eine Propädeutik des Persönlichen.
Flaubert lässt Vergil alt aussehen
Dass Fuhrmann sich auf den soziologischen Begriff der „Erlebnisgesellschaft” so ausführlich einlässt, zeigt allerdings, dass dieser glückliche Gelehrte die Gegenwart vor allem aus Büchern kennt. Hat er einen Begriff davon, was heute einem sechzehnjährigen Schüler an Askese abverlangt wird, der sich – gegen alle übrigen Reizangebote – die Verba auf histemi BITTE KURSIV]einprägen soll? Und noch eine Ursache für das Verblassen des alteuropäischen Kanons zieht Fuhrmann nicht in Betracht: Schon im Schoß der hochbürgerlichen Kultur entstanden Sensationen, gegen die der feine, trockene, schulgelehrte Kanon nicht mehr ankam.
Eine Wagneroper ist eben berauschender als Sophokles, ein Roman von Dostojewski oder Flaubert verschafft Eindrücke, verglichen mit denen die „Aeneis” edelmatt wirkt – um von den großen Sinnesmaschinen des modernen Kinos gar nicht zu reden. Horaz ist ein fast unzugänglicher Autor geworden, weil unser Sprachvermögen auf diese Art Ökonomie nicht mehr justiert ist. Dass Euripides einmal als skandalös schillernder Neutöner empfunden wurde, ist für uns nicht mehr wahrnehmbar. Der erfolglose Abwehrkampf des europäischen Klassizismus gegen Shakespeare war nur die erste jener langen Reihe von Niederlagen, welche die lateinisch-humanistische Kerntradition der Bildung hinnehmen musste.
Umso unentbehrlicher, würde Fuhrmann dazu wohl sagen, ist die Grundfunktion des klassischen Bildungsbegriffs, Orientierung zu schaffen. Ein moderner Kanon muss dafür nicht unbedingt größer, er muss heterogener werden und eine Anschauung der Fülle bieten. Gebraucht wird er auf jeden Fall, denn der Kanon, seine Kürze und seine Übersichtlichkeit, ist etwas Egalitäres, er öffnet ein Tor zur Bildung, das auch der nutzen kann, der nicht unter Bücherwänden aufwuchs. So zugänglich und human ist auch Fuhrmanns kleines großes Buch. Es ist, was Gebildete im Idealfall sind: vernünftig.
GUSTAV
SEIBT
MANFRED FUHRMANN: Bildung. Europas kulturelle Identität. Philipp Reclam jun., Stuttgart 2002. 111 Seiten, 2,60 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.04.2002

Kinder, so viel Narzißmus war nie

Eine Stimmung gefaßter, ja heiterer Melancholie, eine Wehmut des Abschieds liegt über dieser Sammlung kleiner Aufsätze. Manfred Fuhrmann betrachtet einen ehrwürdigen Bau, von dem wenig geblieben ist: die europäische Bildung. Und selbst die Klage um ihr Verschwinden hat auf diesen Seiten einen Ton der Mäßigung, des besonnenen Arguments, der angesichts der Lage bewundernswert ist. Die Bildung, von der Fuhrmann spricht, war von Beginn an kein einheitliches Korpus, sondern ein Spannungsraum christlicher und heidnisch-antiker Literaturen. In der lateinischen Sprache berührten sie sich, Lateinisch war die Sprache der Kirchenväter ebenso wie die von Cicero und Vergil, und Fuhrmann, der emeritierte Konstanzer Latinist, geht vom Lateinischen aus. Weniger in ihren individuellen Bildungsgeschichten geht er ihren Schicksalen nach als in ihren sichernden Institutionen - den karolingischen Bildungseinrichtungen, dem humanistischen Gymnasium, der Humboldtschen Universität (Manfred Fuhrmann: "Bildung". Europas kulturelle Identität. Reclam Verlag, Stuttgart 2002. 111 S., br., 2,60 [Euro]). Zu den dringlichen und aktuellsten Themen, die hier aufgegriffen werden, gehört sicher die Krise des Religionsunterrichts an den Schulen - jeder Literaturwissenschaftler weiß, daß elementare Kenntnisse biblischer Geschichten, die noch vor einer Generation selbstverständlich waren, inzwischen nicht mehr vorausgesetzt werden können. Und jeder, der schulpflichtige Kinder hat, weiß zudem, daß sich der durchschnittliche evangelische Religionsunterricht vielerorts kaum noch vom brandenburgischen LER-Modell unterscheidet. Zu Recht stellt Fuhrmann fest, daß, um Walter Benjamin zu zitieren, die Art der Überlieferung selbst schon die Katastrophe ist: daß nämlich ein innerer Zusammenhang zwischen dem gegenwärtigen Religionsunterricht und der vielfach beklagten Bibelunkenntnis besteht: "Es ist offenbar ein unbestrittener Grundsatz, daß der heutige Religionsunterricht auch seelsorgerliche Funktionen habe - so erklärt sich wohl, daß Sexualität, Drogenkonsum und ähnliche Materien, die von Hause aus wenig mit Religion zu tun haben, ausführlich behandelt werden." Zu dem Themenkatalog dürfte auch die offenbar bei vielen Religionslehrern beliebte Diskussion über Fremdenfeindlichkeit treten. Fuhrmann erwähnt das abschreckende Beispiel eines Grundwerks für Religionslehrer, das sich auf vierhundert Seiten von einer Abstraktion zur nächsten hangelt. Man findet dort "Christentum" und "Kirche", "Konflikt", "Gehorsam" und natürlich "Angst" - die Bibel aber, so Fuhrmann, werde "auf insgesamt sechseinhalb Seiten abgetan". Das ist gut und genau gesehen, auch die Passagen über die Zerschlagung des humanistischen Gymnasiums und die Schulreformen der siebziger Jahre liest man mit Gewinn - nur in Bayern, so Fuhrmann, seien die Lehrinhalte stabiler geblieben. Für die Lage macht Fuhrmann den "Narzißmus" und "Indiviualismus" der Gegenwart verantwortlich und beruft sich auf das soziologische Konzept der "Erlebnisgesellschaft". Man kann sich fragen, ob damit nicht nur die eine oder andere Marionette des Spiels benannt ist, die Theaterdirektion und die Bühne aber ungenannt bleiben. Vor allem aber darf man Zweifel haben, ob eine so grundsätzlich unanstößige, unpolemische Darstellung noch irgend etwas zu retten vermag. In der klassischen Bildung der Deutschen sprachen ja nicht nur die Institutionen, sondern auch die erregten Gegengeschichten: Sie war nicht denkbar ohne Winckelmanns homoerotische Liebe zu den schönen Marmorleibern, ohne Nietzsches ekstatisch-musikalischen Dionysos, ohne Aby Warburgs Götter- und Dämonenangst, Alfred Schulers erotisch-bizarre Rom-Beschwörungen oder Hofmannsthals hysterische Elektra. Solche unterirdischen Energie-Speicher der klassischen Bildung hat Fuhrmann nicht gefunden.

LORENZ JÄGER

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Großes Lob spendet Ulrich Greiner dieser kleinen Schrift über Bildung und Europas kulturelle Identität. Das Buch zeige vor allem, dass die gegenwärtige Bildungsdebatte keine sei: weil sie nur über Methoden streitet, nicht aber über Inhalte. Altphilologe Fuhrmann jedoch, freut sich Greiner, widme sich der Frage, was Bildung ist und beantworte sie "ebenso entschieden wie klar", "in ebenso gedrängter wie eleganter Form": Bildung ist für Fuhrmann - und Greiner - vor allem "Kenntnis der eigenen Herkunft, des geistigen, historischen Zusammenhanges, in dem unsere Kultur steht". Greiner stimmt völlig mit Fuhrmann überein, wenn dieser bemängelt, dass die Zerstörung des deutschen Bildungskanons dazu geführt habe, dass die - antik-christlichen - Grundlagen der europäischen Kultur kaum noch gelehrt und gewusst werden.

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