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Plötzlich taucht Frau Choi aus Gwangju auf. Und in dem südfranzösischen Nest, wo man sich noch die Geschichten von Werwölfen und der Weißen Frau erzählt, gerät einiges in Bewegung: Seit Frau Chois Restaurant, das "Bapguagup", die Gourmet- und Architekten-Szene anlockt, macht das ganze Dorf gute Geschäfte. Man profitiert von der kulinarischen Raffinesse, dem wirtschaftlichen Geschick und dem Einfallsreichtum der beharrlichen Koreanerin. Insbesondere ihr Wissen um die Wirkung von Kräutern und Pilzen gibt sie gewinnbringend an die Frauen der Umgebung weiter. Und dann stirbt der unangenehme…mehr

Produktbeschreibung
Plötzlich taucht Frau Choi aus Gwangju auf. Und in dem südfranzösischen Nest, wo man sich noch die Geschichten von Werwölfen und der Weißen Frau erzählt, gerät einiges in Bewegung: Seit Frau Chois Restaurant, das "Bapguagup", die Gourmet- und Architekten-Szene anlockt, macht das ganze Dorf gute Geschäfte. Man profitiert von der kulinarischen Raffinesse, dem wirtschaftlichen Geschick und dem Einfallsreichtum der beharrlichen Koreanerin. Insbesondere ihr Wissen um die Wirkung von Kräutern und Pilzen gibt sie gewinnbringend an die Frauen der Umgebung weiter. Und dann stirbt der unangenehme Bürgermeister. Ihm folgt der aufdringliche Marc. Und was ist aus dem ehrgeizigen jungen Ledru geworden?
Autorenporträt
Birgit Vanderbeke, geb. 1956 im brandenburgischen Dahme, lebt im Süden Frankreichs. 1997 erhielt sie den Kranichsteiner Literaturpreis, 1999 den Solothurner Literaturpreis für ihr erzählerisches Gesamtwerk sowie den Roswitha-Preis, 2002 wurde ihr der Hans-Fallada-Preis verliehen, 2007 erhielt sie die Brüder-Grimm-Professur an der Kasseler Universität.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 31.08.2007

Chinakohl milchsauer
Birgit Vanderbeke kocht heute minimalistisch
Wer mit einem „Muschelessen” den Bachmann-Preis gewinnt und dann nach Südfrankreich zieht, wird als Schriftsteller das Kulinarische vermutlich nie ganz aus dem Blick verlieren. Bei Birgit Vanderbeke, seit bald zwei Jahrzehnten unterschiedlich gehaltvoll, aber zuverlässig auf dem deutschen Buchmarkt präsent, mündete diese Neigung jüngst in ein tabufreies Kochbuch „für alle, die noch essen”, das in politisch unkorrekten Schlemmereien wie Entenstopfleber und Froschschenkeln schwelgt. Ihre neue Erzählung „Die sonderbare Karriere der Frau Choi” bündelt drei Trends der letzten Jahre: die Krimischwemme, den Gourmet-Hype und die Asienmode, die in Frankreichs urbaner Schickeria die Küche und den Wohnstil unterwandert, während in ländlichen Zonen die Touristenorte sich mit Chinesischkursen auf eine erhoffte Gäste-Invasion aus Fernost vorzubereiten meinen und die Einwohner abgelegener Dörfer misstrauisch den Zuzug schmaläugiger Mitbürger registrieren.
Frau Choi wird „die Chinesin” genannt, kommt aber aus Korea. Sie kann ausgezeichnet kochen, und besonders gut kennt sie sich mit Pilzen aus. Ihr niederländischer Gatte ist eines ungeklärten Todes gestorben, wofür Frau Choi von der Fluggesellschaft, bei der er tätig war, eine Art Abfindung erhalten hat. Von dem Geld kauft sie in einem jener karstigen, tristen Cevennen-Nester, an denen die alles verschlingenden Immobilienhaie sich vorläufig immer noch die Zähne ausbeißen, ein unscheinbares Häuschen, ein Pflaumenfeld und eine stillgelegte Seidenspinnerei, die sie nach Entwürfen des (real existierenden) koreanischen Architekten Itami Jun zu einem Restaurant von edler, minimalistischer Kargheit umbauen lässt.
Gemüsemischung mit Leichen
Das alles geht nicht ohne den Gegenwind lokaler Autoritäten und Interessengruppen vonstatten, aber es gibt auch Sympathisanten, und der Erfolg des Unternehmens übertrifft alle Erwartungen. Frau Chois Esstempel „Bapguagup” (zu deutsch „Reis und Suppe”, was in Korea angeblich zusammengehört wie Salz und Pfeffer oder Fix und Foxi) zieht bald die überregionale Feinschmecker- und Architektenszene an, außerdem Menschen, die sich für den Wellness-Effekt milchsauer eingelegten Chinakohls ebenso begeistern wie für die örtliche Mythologie und Folklore. So erlebt das verschlafene Dorf im französischen Südwesten einen kräftigen Aufschwung, und nebenbei wird die Errichtung eines Militärflugplatzes verhindert, nach dem Vorbild der legendären Widerstandskampagne gegen die Erweiterung des Truppenübungsgeländes auf dem Plateau von Larzac.
Beim unaufhaltsamen Aufstieg der Frau Choi ereignen sich nun, in einem offenkundigen, doch nie nachweisbaren Zusammenhang mit ihren Gemüsemischungen, immer wieder Todesfälle. Alle Opfer sind männlich und besonders unangenehme Zeitgenossen, und es wird angedeutet, dass die enorme geschäftliche Expansion der Koreanerin sich nicht nur ihren Kochkünsten, sondern mehr noch ihren Pilzkenntnissen verdankt. Das ist der kriminalistische Strang der Geschichte, der indes völlig spannungsfrei bleibt, ein paar wissenschaftssatirische Schlenker macht und am Ende in einer mattschwarzen Humoreske versandet.
Die südfranzösische Dorfgesellschaft mit ihren Figuren, den einheimischen und den zugereisten, das Puzzle aus Realität und Fiktion sowie das Motiv gastronomisch kaschierter Auftragsmorde wären durchaus romantauglich gewesen. Birgit Vanderbeke aber hat versucht, aus einer kunterbunten Fülle von Zutaten ein minimalistisches Gericht herzustellen und es in einem Erzählraum von asketischer Strenge zu servieren. Das Ergebnis ist nicht Fleisch, nicht Fisch, macht weder satt noch Appetit auf mehr. Und die koreanischen Speisen, um die sich alles dreht, wirken kaum verlockend. Dann lieber wieder ein Kochbuch à la française, mit Lammhirn in Kapernbutter und Wachteln in der Papillote: Da weiß man wenigstens, was man auf dem Teller hat. KRISTINA MAIDT-ZINKE
BIRGIT VANDERBEKE: Die sonderbare Karriere der Frau Choi. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2007. 124 Seiten, 16,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Von der Autorin möchte Kristina Maidt-Zinke dann doch lieber wieder ein Kochbuch lesen. Was Birgit Vanderbeke hier aus den Zutaten Küche, Asien und Kriminalgeschichte zusammenbruzzelt, schmeckt ihr ganz und gar nicht. Zwar erkennt die Rezensentin das trendsichere Potential des Buches, jedoch vermag die Autorin ihrer Meinung nach nicht, die "kunterbunte Fülle" der Zutaten geschmackssicher aufeinander abzustimmen. Zu "asketisch" gestalte sie den Erzählraum. Der "kriminalistische Strang" der Story etwa bleibt der Rezensentin als "völlig spannungsarm" im Hals stecken.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Globales Denken und lokales Handelns auf den Punkt gebracht - gewürzt mit einer Prise Krimi.", Kleine Zeitung (A), 02.08.2014 20151120