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Amateure leben das Leben so, als ob es nur die Probe wäre. Sie machen Fehler, sie sind einfach nicht gut genug. In der Liebe scheitern sie schon, bevor sie überhaupt angefangen haben. Aber muss man wirklich ein Held sein, um dieses Leben zu bestehen?In der Tradition der großen amerikanischen Erzählerinnen schreibt Angelika Klüssendorf mit Mut, Aufrichtigkeit und schnörkelloser Klarheit: vom Abenteuer, ein eigenes Leben zu wagen, vom Versuch, auch im Unglück noch das Glück zu finden. Amateure sind alle in diesem Buch - die Amateure sind wir.Angelika Klüssendorfs unverwechselbare Erzählungen…mehr

Produktbeschreibung
Amateure leben das Leben so, als ob es nur die Probe wäre. Sie machen Fehler, sie sind einfach nicht gut genug. In der Liebe scheitern sie schon, bevor sie überhaupt angefangen haben. Aber muss man wirklich ein Held sein, um dieses Leben zu bestehen?In der Tradition der großen amerikanischen Erzählerinnen schreibt Angelika Klüssendorf mit Mut, Aufrichtigkeit und schnörkelloser Klarheit: vom Abenteuer, ein eigenes Leben zu wagen, vom Versuch, auch im Unglück noch das Glück zu finden. Amateure sind alle in diesem Buch - die Amateure sind wir.Angelika Klüssendorfs unverwechselbare Erzählungen sind Liebesgeschichten, Beziehungsgeschichten, Lebensgeschichten, die sich Stück für Stück zu einem romanhaften Ganzen zusammensetzen. Sie sagen das Komplizierte ganz einfach: in der Liebe sind wir alle Amateure.
Autorenporträt
Klüssendorf, Angelika
Angelika Klüssendorf, geboren 1958 in Ahrensburg, lebte von 1961 bis zu ihrer Übersiedlung 1985 in Leipzig; heute lebt sie bei Berlin. Sie veröffentlichte unter anderem den Roman »Alle leben so« und die Erzählungsbände »Aus allen Himmeln« und »Amateure«. Zuletzt erschienen die Romane »Das Mädchen« und »April«, die beide auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises standen, und »Jahre später«, der auf der Longlist des Deutschen Buchpreises stand.Literaturpreise:2004 Roswitha-Preis der Stadt Bad Gandersheim2011 Shortlist des Deutschen Buchpreises mit »Das Mädchen«2013/14 Stadtschreiberin von Bergen2014 Hermann-Hesse-Literaturpreis2014 Shortlist des Deutschen Buchpreises mit »April«2014 Preis der SWR-Bestenliste2014 Hertha Koenig-Literaturpreis2019 Marie Luise Kaschnitz-Preis
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.06.2009

Auf der Suche nach Feuerland
Wie man mit amerikanischen Mitteln die deutschen Patchwork-Existenzen erkundet: Angelika Klüssendorfs Erzählungsband „Amateure”
Die Farbe des Himmels, die Wolkenschichten, die Stärke des Windes und der Sonnenstrahlen, die exakte Temperatur und den Niederschlag, aber auch Gerüche, Geräusche, Wege, Straßen verzeichnen die Erzählungen dieses Bandes ganz genau. So als könnte die Konturierung der Außenwelt den Helden dieser nahezu klassischen Shortstories jenen Halt geben, den sie selbst nicht haben. Die zwölf Figuren, die Angelika Klüssendorf in unterschiedlichen Konstellationen zusammenbringt, taumeln wie „Amateure” durchs Leben. Ihre Wünsche, Träume, Sehnsüchte verraten sie einander nicht, und auch sich selbst scheinen sie kaum zu kennen. „Wer bist du?”– Diese Frage wird nur ein einziges Mal gestellt. Dann aber explizit und auf bezeichnende Weise: bei einem Online-Computerspiel.
„Blizzard” hat „Aton” im Regenwald vor einer Wurfschlinge gerettet, nachdem er ihn gezielt gesucht und am Rand einer Eiswüste entdeckt hatte. Als „Aton” in dunkelroter Schrift fragt, wer er sei, antwortet „Blizzard” nur, „ein guter Spieler”. Kurz darauf nimmt er „Aton” ins Visier, schießt ihm in die Beine und zerfetzt ihm mit einer Salve das Gesicht. Hinter „Blizzard” verbirgt sich der 14-jährige Michael, der allein bei seiner Mutter lebt, hinter „Aton” sein Vater, der längst mit einer anderen Frau verheiratet ist und ihm bei seinem letzten Besuch in einem Anfall väterlicher Kumpanei sein Geheimnis verraten hat.
Alle Figuren werden in Paar-Konstellationen gezeigt – Mann und Frau, Freund und Freundin, Mutter und Sohn. Und immer ist das Verhältnis geprägt von wechselseitiger Verfehlung. Edna und Moritz, die Helden der ersten Geschichte, lernen sich am 9. November 1989 auf der Berliner Mauer kennen, er von Westen, sie von Osten kommend. Als völlig fremde Menschen liegen sie sich in den Armen, tauschen Adressen, Telefonnummern und einen Kuss. Als Edna merkt, dass sie mit den neuen Verhältnissen nicht gut zurechtkommt, erinnert sie sich an Moritz und ruft ihn an.
Er nimmt sie begeistert in Beschlag. Auf einer Weltkarte soll sie mit verbundenen Augen den „Ort ihrer Träume” markieren. Feuerland kommt heraus. Als sie seine Freude nicht teilt, steht er zwei Wochen später mit zwei nagelneuen Fahrrädern vor ihrer Tür. Durch Mecklenburg soll’s an die Ostsee gehen. Dort ist er noch nie gewesen, „ob du es glaubst oder nicht”. Das wirkt wie ein Entgegenkommen, und doch wird das Ganze ein Flop. Die Landschaft, in der Edna jeden Sommer die Ferien verbracht hat, kommt ihr plötzlich fremd und unvertraut vor. Und auch für ihn ist es nicht leicht, bei schlechter Kondition „Fahrrad zu fahren und dabei auch noch gut auszusehen”. Und dann die Kellner, in deren „Gibt’s hier nicht” noch die frühere Allmacht mitschwingt! Da sagt Moritz, der Fernsehmann ist, einen Satz, der Edna abstoßen muss: „Sie wissen wohl nicht, wer ich bin?”
Dieser Protz-Satz taucht gleich zweimal auf. In einer späteren Geschichte spricht ihn ein anderer Mann, der sich, wenn man die Bezüge entschlüsselt, als Moritz’ Bruder herausstellt. Georg will sich mit einem Revolver umbringen, schreckt dann doch zurück und beschließt, erst einmal seine Vorsätze in die Tat umzusetzen. Er raubt erfolgreich eine Bank aus – dabei rutscht ihm, zu seiner eigenen Überraschung, der eitle Satz heraus –, fliegt mit dem Geld nach Teneriffa und kommt prompt bei einem Flugzeugabsturz ums Leben.
Die Eltern von Moritz und Georg lernen wir in der Geschichte „Ein sehr dummer Einfall” kennen. Sie zoomt in eine fünfzigjährige Ehe hinein, in der der Mann die Frau für alles verachtet, was sie aus sich zu machen versucht. Man ahnt, woher die beiden Söhne ihren auftrumpfenden Satz haben, diese vererbte Herablassung. Moritz wird später mit Wiebke eine Familie gründen. Katharina und Steffen bilden ein weiteres Paar, bei dem sie aus dem Osten und er aus dem Westen kommt. Die Beziehung zwischen dem Zahnarzt und der Zoologin bleibt kinderlos, während Steffen einen Sohn aus erster Ehe hat (ebenjenen „Blizzard”).
Die Frauen dieses Erzählbandes entwickeln häufig einen quälenden, fast schmerzhaften Hunger, egal ob sie schwanger sind oder gerade nicht. Nachdem Steffen sie auf der Hochzeitsreise durch die Sierra Nevada geschleppt hat und ihr die Wüste anpries, „als hätte er sie eigens für sie erschaffen”, übergibt sich Katharina, kaum in New York angekommen, auf offener Straße. Später sehen wir die beiden nach siebenjähriger Ehe auf einer enervierenden Party zur Feier der Wiedervereinigung. Sie hat mittlerweile eine kleine Hundezucht und fragt sich, was sie eigentlich von dem Mann will, mit dem sie verheiratet ist.
Jede der elf Erzählungen kann für sich stehen. Und doch könnte man diesen Erzählungsband ohne weiteres einen „Roman in Geschichten” nennen, den Roman einer Patchwork-Existenz, die sich auch mit den gröbsten Nadelstichen nicht zu einem Ganzen verbinden lässt. Die Grundstimmung dieses Buches ist Verlorenheit. Sie treibt die Figuren auch dann noch auseinander, wenn die Handlung sie zu einem Reigen verknüpft. Angelika Klüssendorf, 1958 in Ahrensburg geboren und in Leipzig aufgewachsen, hat einen weiten Weg zurückgelegt. Nach mehreren Erzählbänden und dem Roman „Alle leben so” (2001) hat sie einen Ton gefunden, der die Essenz der amerikanischen Shortstory glaubhaft in die deutsche Sprache überträgt, dorthin, wo in einer Sprache zwei verschiedene Mentalitäten aufeinander treffen. MEIKE FESSMANN
ANGELIKA KLÜSSENDORF: Amateure. Erzählungen. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2009. 144 Seiten, 16,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Nicht besonders viel hält Rezensentin Gabrielle Killert von Angelika Klüssendorfs neuen Erzählungen. Zwar haben, sie oberflächlich betrachtet, aus ihrer Sicht einiges gemein mit Judith Hermanns jüngstem Erzählband "Alice", die ebenfalls "weibliche Ohnmacht und Orientierungslosigkeit" ins Zentrum ihrer Arbeit stelle. Und doch liegen für die Rezensentin Welten zwischen den beiden Autorinnen. Denn Klüssendorfs Erzählungen lassen die Rezensentin eigenem Bekunden zufolge völlig unberührt zurück, weil die Beziehungslosigkeit der Figuren inszeniert und ideologisch auf sie wirkt. Scheitern werde stets nur behauptet, aber man dringe nie zum existenziellen Kern dieses Scheiterns vor, erlebe lediglich das Scheitern von Sätzen, eine Klischeesprache und "hohl tönende" Sentenzen, die Gefühlsohnmacht durch Beschreibungsohnmacht simulieren würden, was Killert letztlich schlicht öde findet.

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