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Die Tebricks, ein charmantes, jung verliebtes und frisch verheiratetes Paar, ziehen sich ahnungslos glücklich ins ländliche Oxfordshire zurück, um ein beschauliches Leben zu führen.
Bei einem Spaziergang am Waldrand verwandelt sich Silvia Tebrick unerwartet in eine Fähe und kann trotz ihres Anstandes, ihrer Grazie und ihrer guten Erziehung den neu erlangten animalischen Instinkten nicht widerstehen. Richard tut alles in seiner Macht Stehende, um seine Füchsin zu schützen, doch all die Gefahren zu bannen wird zunehmend unmöglich.

Produktbeschreibung
Die Tebricks, ein charmantes, jung verliebtes und frisch verheiratetes Paar, ziehen sich ahnungslos glücklich ins ländliche Oxfordshire zurück, um ein beschauliches Leben zu führen.

Bei einem Spaziergang am Waldrand verwandelt sich Silvia Tebrick unerwartet in eine Fähe und kann trotz ihres Anstandes, ihrer Grazie und ihrer guten Erziehung den neu erlangten animalischen Instinkten nicht widerstehen. Richard tut alles in seiner Macht Stehende, um seine Füchsin zu schützen, doch all die Gefahren zu bannen wird zunehmend unmöglich.
Autorenporträt
DAVID GARNETT, 1892 in Brighton geboren, war Schriftsteller, Buchhändler, Verleger, Kritiker und Mitglied der »Bloomsberries«. Dame zu Fuchs (1922) war der erste Roman, den er unter eigenem Namen veröffentlichte. Er erhielt dafür mehrere Preise. In zweiter Ehe war er mit Angelica Bell verheiratet, der Tochter seiner Maler-Freunde, Vanessa Bell und Duncan Grant, mit denen er eine Zeit lang in Charleston Farmhouse zusammengelebt hatte. David Garnett verstarb am 17. Februar 1981. MARIA HUMMITZSCH, 1982 in Magdeburg geboren, studierte in Leipzig, Lissabon und Florianópolis Übersetzung, Psychologie und Afrikanistik. Sie arbeitet seit 2011 als Literaturübersetzerin aus dem Englischen und Portugiesischen, u. a. von David Foster Wallace, Shani Boianjiu und Beatriz Bracher. Maria Hummitzsch lebt mit ihrer Tochter in Leipzig.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.03.2016

Seine Ehefrau verlangt nach rohem Fleisch

"Dame zu Fuchs" ist ein vergessener Roman des vergessenen Autors David Garnett aus dem Jahr 1922. Seine Neuübersetzung aber zeigt: Er zielt direkt auf uns.

Von Tilman Spreckelsen

Die ersten Opfer sind die Hunde. Als sich seine junge Frau Silvia während eines gemeinsamen Spaziergangs im Wald plötzlich aus seiner Hand löst und sich in einen Fuchs verwandelt, erschießt Richard Tebrick noch am selben Abend seinen Irish Setter und den Foxterrier, damit sie Silvia nichts antun können. Schließlich lebt das Paar in der Einsamkeit der englischen Provinz, wo Fuchsjagden fast die einzige Unterhaltung und Hunde auf ihre Rolle dabei trainiert sind. Nichts, weiß Tebrick, ist seiner Frau in ihrer Tiergestalt jetzt so gefährlich wie die Hundemeute.

Es ist eine Ungeheuerlichkeit, die der englische Schriftsteller David Garnett (1892 bis 1981, ein Altersgenosse J. R. R. Tolkiens) an den Beginn seines ursprünglich 1922 erschienenen Romans "Dame zu Fuchs" setzt. Doch die Verwandlung - eine unumstößliche, wenn auch durch nichts zu erklärende Tatsache, wie der Erzähler betont - ist nur das Sprungbrett für eine Geschichte, die danach ganz ohne Wunder auskommt und dafür mit feinem Pinsel eine Beziehung malt, in der sich der eine Partner verändert und der andere damit umgehen muss. Im Fall der Tebricks heißt das: Der Ehemann versucht alles, um das gewohnte Leben beizubehalten, nur eben jetzt mit einer Füchsin, in der er nach wie vor seine Frau erkennt.

Als Erstes sorgt er dafür, dass niemand sie zu sehen bekommt, indem er alle Dienstboten fortschickt. Dann kümmert er sich um passende Kleidung, damit seine verschüchterte, bepelzte Frau nicht nackt herumlaufen muss. Er erledigt die Hausarbeit, so gut es eben geht, tischt das gewohnte Essen auf, serviert den Tee für sie beide zur gewohnten Stunde, liest seiner Frau vor oder spielt mit ihr Karten. Sie finden auch einen Weg, miteinander zu kommunizieren - er spricht mit ihr, sie hört ihm zu und antwortet mit Blicken und Gebärden. Nachts schläft sie neben ihm auf dem gewohnten Ehebett. Es ist, alles in allem, der Versuch, das alte Leben unter neuen Bedingungen, für die niemand etwas kann, fortzuführen. "Wie sehr du dich auch verändern magst", sagt Tebrick zur Füchsin, "meine Liebe verändert sich nicht."

Das ist schön. Und wahrscheinlich liegt genau hier das Problem. Denn während er sich seiner Sache ebenso sicher ist wie des Bildes, das er sich von seiner verwandelten Frau gemacht hat, zeigt diese nach dem ersten Schrecken allmählich immer weniger Dankbarkeit für seine Mühen. Der anfangs so dringend gewünschte Nachtrock wird ihr lästig, sie entwickelt einen starken Fuchsgeruch, den ihr Gatte stoisch mit dem Parfümzerstäuber zu überdecken versucht, sie geht nun gar auf allen vieren und giert nach rohem Fleisch, und wenn Tebrick ihr Samuel Richardsons rührseligen Briefroman "Clarissa" (1747/48) vorliest, ist sie erkennbar nicht bei der Sache - anders als ihr Mann, der mit der von ihrer Familie unterdrückten Heldin des Romans leidet. Natürlich will er Silvia ein anderes Schicksal bereiten, als es jener Clarissa widerfuhr, natürlich will er nicht ihre Freiheit antasten. Nur lauern eben überall Gefahren auf einen Fuchs, glaubt er, so dass er ihr bei den Spaziergängen eine Leine anlegt, damit sie sich nicht von ihm entfernt. Und wenn es sie dringend nach Auslauf verlangt, nachts zum Beispiel, wenn sie kratzt und winselt und sich gar nicht beruhigt, dann zwingt er sie eben, im Haus zu bleiben, es ist ja zu ihrem Besten. "Du magst dich jetzt in einer Anwandlung für einen Fuchs halten, Silvia", sagt er dann, "aber ich behalte dich hier, morgen früh wirst du zur Vernunft kommen und mir dankbar sein, dass ich dich hierbehalten habe" - das ist, nach genau einem Drittel des Buchs, der erste offene Konflikt zwischen Herrn und Frau Tebrick.

Spätestens an dieser Stelle wird man das Buch auch als eine Emanzipationsgeschichte lesen. Schließlich kommt es in den allermeisten von ihnen zu dem Moment, in dem die wohlmeinenden Verwandten, die Eltern oder der Partner dem oder der Aufbruchwilligen ins Gewissen reden: So bist du doch gar nicht, sagen sie, da ist nur gerade irgendetwas, das dich von dir selbst entfernt, und irgendwann wirst du das erkennen.

Was die Füchsin angeht, erfahren wir von ihrem Vorleben, dass sie als Kind streng erzogen und klein gehalten wurde, dass sie eine Kinderfrau hatte, die sie noch immer am liebsten wie ein Kleinkind behandeln würde und die, als sie nun alles erfährt, den Ehemann für einen Waschlappen hält, weil er die Füchsin schließlich in den Wald entkommen lässt. Und es dürfte kein Zufall sein, dass dieses Buch damals mitten im Streit um das Frauenwahlrecht in England erschien.

Doch es spricht sehr für diesen klugen, spannenden und ausgesprochen kalkuliert die Perspektive des nach wie vor menschlichen Gatten einnehmenden Romans, dass er sich nicht auf ein einziges Verweissystem reduzieren lässt - es geht immer um das Miteinander zweier Wesen, natürlich, aber es geht auch immer um Mensch und Fuchs, um Kultur und Natur und die Lebewesen zwischen diesen Polen. Überdies verdankt sich der Grundeinfall des Romans ebenso einer literarischen Mode seiner Zeit, der Entdeckung der fernöstlichen Mythenwelt, wie sie etwa der amerikanische Autor Lafcadio Hearn in den Westen brachte. In den koreanischen, chinesischen und japanischen Märchen treten immer wieder Frauen in Fuchsgestalt (oder umgekehrt) auf. In der unschätzbaren "Enzyklopädie des Märchens" heißt es dazu, die Füchsin erscheine "als Gegenbild zum traditionellen System ehelicher Verbindung. Ihre Schönheit und Begierde, verbunden mit Betrug, sind analog zu sehen zu dem Verhalten einer schönen, außerhalb der gesellschaftlichen Normen stehenden Frau." Wer sich mit ihr einlässt, zahlt im Kontext dieser asiatischen Märchen dafür mit seiner Gesundheit und oft genug auch mit seinem Leben.

Doch der Autor David Garnett ergreift an keiner Stelle Partei für die eine oder andere Seite. Sein Blick, soweit er noch neben dem des Gatten wahrzunehmen ist, bleibt kühl, allenfalls eingefärbt durch die wissende Trauer darüber, dass es trotz aller Mühe nichts mehr werden kann mit dieser Liebe. Die Füchsin setzt ein, was ihr zur Verfügung steht, und das ist ganz klassisch, was ihr seit den antiken Tierfabeln zugeschrieben wird: List, Betrug, Täuschung bis hin zur Simulation des eigenen Todes. Was bleibt ihr sonst auch übrig?

Es bedarf eines Alkoholabsturzes, einer nur unvollkommen geschilderten Nacht, die Mann und Füchsin gemeinsam im ehelichen Schlafzimmer verbringen, damit im Gatten, dessen Frau sich erkennbar immer weiter entfernt, der überfällige Gedanke aufkommt, ob es nicht an ihm wäre, seinerseits zum Fuchs zu werden, und warum ihm versagt bleibt, was ihr zuteilgeworden ist, die Verwandlung in ein animalisches Wesen. Darf sie dies nicht von ihm erwarten? Und wenn nicht: Ist es dann nicht auch an ihm, ihre Verwandlung zu akzeptieren und sie gehen zu lassen, gerade weil er sie liebt?

Am Ende präsentiert ihm die längst ausgewilderte Füchsin, die im Wald offenbar bestens zurechtkommt, ihren Wurf. Und er - wann sind sie entstanden, ist vielleicht er selbst ihr Vater? - gibt den fünf Fuchskindern Namen, er nimmt sie als Individuen wahr, besucht sie regelmäßig und bringt sogar eine Begegnung mit seinem Rivalen, einem Fuchs, stoisch hinter sich. Die drängende Frage, ob denn dieser Fuchsrivale auch schon immer Tier war oder für die verwandelte Silvia gleichfalls bereit zur Verwandlung war, stellt sich Tebrick nicht - und auch nicht die, ob Silvias Metamorphose etwas zu tun hatte mit der Sehnsucht nach einem Fuchs wie diesem.

Sie bleibt dem Leser überlassen wie viele weitere Fragen auch, und fertig wird man damit lange nicht. Natürlich nicht: Denn dieses literarische Juwel, das nun in Neuübersetzung auf uns gekommen ist, spricht aus dem Abstand von beinahe hundert Jahren in jeder Zeile von uns.

David Garnett: "Dame zu Fuchs". Roman.

Aus dem Englischen von Maria Hummitzsch. Dörlemann Verlag, Zürich 2016. 159 S., geb., 17,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Die Geschichte um einen Menschen, der plötzlich zum Tier mutiert, erinnert Judith von Sternburg an Franz Kafkas "Verwandlung". In Garnetts schwungvoll, klug und cool erzählten Geschichte geht es für die Kritikerin um einen Spießbürger, der sich nach der Verwandlung seiner Frau in einen Fuchs zwar selbst belügt, aber zugleich seine Anpassungsfähigkeit beweist. Anders als Kafkas weltberühmte Erzählung sei "Dame zu Fuchs" nach dem Erscheinen 1922 in Vergessenheit geraten, wie die Rezensentin weiß. Auch deshalb freut sie sich über die in ihren Augen gelungene Neuauflage. Besonders gefälllt von Sternburg die Gestaltung der Ausgabe sowie die Übersetzung durch Maria Hummitzsc, die Gespür für "britische Untertreibung und die Lakonie der Wohlerzogenen" beweist.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.06.2016

Fuchs, du hast
sie ganz gestohlen
David Garnett wildert eine englische Lady aus
Nein, das niedliche Morgenjäckchen aus geblümter, spitzenbesetzter Seide möchte sie nicht länger tragen. Auch an gebuttertem Frühstückstoast mit Quittengelee findet sie keinen Geschmack mehr, genauso wenig wie an einer Partie Piquet oder Cribbage oder daran, durch das Handstereoskop italienische Veduten zu betrachten. Und wenn ihr Mann abends aus Samuel Richardsons Briefroman „Clarissa“ vorliest, starrt sie nur gebannt hinauf zum Vogelkäfig und leckt sich die Lippen. Denn Mrs. Tebrick, geborene Fox, die schon als Kind einen „gewissen Hang zur Wildheit“ hatte, ist kein Mensch, sondern eine Fähe, ein weiblicher Fuchs. In einen solchen hat sie sich während eines Spaziergangs plötzlich verwandelt.
  „Wo eben noch seine Frau gewesen war, stand, mit leuchtend rotem Fell, ein kleiner Fuchs“, mit diesen Worten beginnt die unerhörte Begebenheit, von der David Garnett (1892 - 1981) in seinem novellistischen Roman „Dame zu Fuchs“ erzählt. Das erstmals 1922 erschienene Buch war seinerzeit ein Bestseller, der einzige des Schriftstellers, Buchhändlers, Verlegers und Kritikers Garnett, der zur Bloomsbury Group um Virginia Woolf gehörte und in späteren Jahren deren Nichte Angelica Bell heiratete, eine Tochter seines ehemaligen Lovers Duncan Grant. Dreißig Jahre nach der englischen Erstausgabe war „Lady into Fox“ schon einmal ins Deutsche übersetzt worden, unter dem Titel „Meine Frau, die Füchsin“. Bald ergraute jedoch der Pelz der Füchsin, und das Buch geriet erneut in Vergessenheit. Nun hat die junge Übersetzerin Maria Hummitzsch sein Fell wieder zum Leuchten gebracht und dem Roman eine Sprachgestalt gegeben, die dem ironischen Understatement des Originals vollauf gerecht wird.
  Mit Stiff Upper Lip schildert Garnett eine tragikomische Beziehungsgeschichte, die noch ein wenig komplizierter ist, als es sein eigenes Liebesleben war. Denn Lady Tebricks Mann Richard will sich mit der Metamorphose seiner Frau nicht abfinden, und dass diese sich schrittweise vollzieht und zunächst nur die äußere Gestalt betrifft, scheint ihm Recht zu geben. Eisern hält man am gewohnten ehelichen Alltag fest, ein einziges Mal kommt es in einer alkoholisch befeuerten Nacht sogar zum Beischlaf, der strenge Geruch der Gemahlin wird mit Hilfe eines Parfümzerstäubers sowie einer strikten vegetarischen Diät gemildert.
  Doch mehr und mehr brechen sich die tierischen Instinkte Bahn, und als Mr. Tebrick seine Frau probeweise vor die Wahl stellt, sich zwischen einem selbst gepflückten Strauß Schneeglöckchen und einem lebenden Kaninchen zu entscheiden, fordert er damit ein regelrechtes Massaker im Herrenhaus heraus. Schließlich muss er sie in die Freiheit entlassen und bleibt als gebrochener Mann zurück. Um so qualvoller ist das Wiedersehen, als Tebrick zur Kenntnis nehmen muss, dass im Wald ein geschweifter Nebenbuhler lauert, und seine Lady ihm stolz ihren Wurf präsentiert, während aus seiner Ehe mit ihr keine Kinder hervorgegangen sind. Tebrick überwindet seine Eifersucht und ist bereit zu teilen, aber zu einer gattungsübergreifenden Ménage à trois kommt es dann doch nicht. Er fügt sich in die Rolle des Hausfreunds im Fuchsbau und gibt sich müßigen Gedankenspielen hin, welche traditionsreichen Elite-Internate die Welpen später besuchen könnten.
  Garnetts gebrochenes Patchwork-Idyll von Mensch und Tier ist bei Erscheinen als Kommentar zur Emanzipation gelesen worden. Kaum zufällig fiel die erste Auflage in die Zeit, als in England erbittert über das Frauenwahlrecht gestritten wurde. Aber auch die fernöstliche Sagenwelt, die damals groß in Mode war, hat Eingang gefunden in den Roman. Dämonische Damen in Fuchsgestalt sind feste Ensemblemitglieder der japanischen Kitsune-Mythen und verkörpern die dunklen Kräfte der Erotik, die Tollwut der Liebe.
  Tollwütig ist in „Dame zu Fuchs“ allerdings eher die männliche Figur, Mr. Tebrick, der zunehmend verwahrlost und sich zeitweise der Trunksucht ergibt. Man kann den Roman durchaus als Kritik an der englischen Oberklasse verstehen, die zumal in den Fuchsjagden ihre martialische Seite hervorkehrte. Tebrick selbst ist so etwas wie die personifizierte Reformunfähigkeit; seine unbedingte Treue lässt sich ebenso gut als Weigerung deuten, seine Frau als eigenständige Persönlichkeit zu respektieren und sie aus der ehelichen Domestizierung zu entlassen. Und sein Herzeleid resultiert aus einem sanften, aber in seiner Sanftheit umso unerbittlicheren Paternalismus, der sich den Samtumhang des Erzromantikers nur ausgeliehen hat. Was Fragen der Tierethik angeht, ist festzuhalten, dass Tebrick nach der Verwandlung von Mylady als erstes seine geliebten Hunde kaltblütig erschießt, um seine Fuchsfrau zu schützen. Die Achtung vor der Schöpfung ist hier also ziemlich räudig.
  In aktueller Lesart bietet sich der Roman natürlich als Brexit-Parabel an. Ist nicht auch der Freiheitsdrang Englands gegenüber der EU die Geschichte einer Auswilderung? Erzählt sie nicht von der Sehnsucht nach einer anderen Lebensform? Garnetts Roman ist offen für all diese Zuweisungen, ohne jedoch in ihnen aufzugehen – darin zeigt sich, wie facettenreich dieses wiederentdeckte literarische Kronjuwel ist. Not my cup of tea? David Garnett hat keine kleine Dosis Gift in den Kessel gerührt. Wer an diesem Trank nippt, könnte England mit verwandelten Augen sehen.
CHRISTOPHER SCHMIDT
Emanzipationsgeschichte
oder Brexit-Parabel –
der Roman hat viele Facetten
            
    
  
David Garnett:
Dame zu Fuchs. Roman.
Aus dem Englischen von Maria Hummitzsch.
Dörlemann Verlag,
Zürich 2016. 160 Seiten,
17 Euro. E-Book 12,99 Euro.
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