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Die vielgepriesene, mehrfach ausgezeichnete Autorin Maile Meloy jetzt endlich auf Deutsch. Ein mitreißender Roman über eine Familie, ihre Lügen und unzähmbaren Leidenschaften Kalifornien, Sommer 1979: Während Clarissa mal wieder eigenen Interessen nachgeht, kuriert ihre siebenjährige Tochter Abby ihre Windpocken im Haus der Großmutter aus. Doch dieser Sommer, der so harmlos beginnt, wird die Geschicke der Familie über Jahrzehnte hinweg bestimmen, in ungeahnte Turbulenzen stürzen und nicht zuletzt eine unheilvolle Liebesgeschichte heraufbeschwören. Mit beeindruckender Leichtigkeit und…mehr

Produktbeschreibung
Die vielgepriesene, mehrfach ausgezeichnete Autorin Maile Meloy jetzt endlich auf Deutsch. Ein mitreißender Roman über eine Familie, ihre Lügen und unzähmbaren Leidenschaften
Kalifornien, Sommer 1979: Während Clarissa mal wieder eigenen Interessen nachgeht, kuriert ihre siebenjährige Tochter Abby ihre Windpocken im Haus der Großmutter aus. Doch dieser Sommer, der so harmlos beginnt, wird die Geschicke der Familie über Jahrzehnte hinweg bestimmen, in ungeahnte Turbulenzen stürzen und nicht zuletzt eine unheilvolle Liebesgeschichte heraufbeschwören.
Mit beeindruckender Leichtigkeit und ungemeinem Gespür für Atmosphäre erzählt Maile Meloy die Geschichte der Santerres über Jahrzehnte und Kontinente hinweg, mit ihren Höhen und Tiefen, ihren Werten und Tabus im Wandel der Zeit und schafft einen wunderbaren, temporeichen Roman über gewöhnliche Menschen, denen außergewöhnliche Dinge zustoßen.
Autorenporträt
Maile Meloy in Helena / Montana geboren, ist Autorin sowie zweier Kurzgeschichtensammlungen. Für ihr literarisches Schaffen wurde Maile Meloy mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Maile Meloy lebt in Los Angeles.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.12.2011

Die Liebe nützt nichts in Gedanken
Basteln an der Erfüllung eines Traums: Warum sich die amerikanische Autorin Maile Meloy im Personendickicht ihrer Romane verheddert

Zwei Romane der amerikanischen Schriftstellerin Maile Meloy hat der Schweizer Verlag Kein & Aber in jüngster Zeit veröffentlicht, der erste trägt den Titel "Tochter einer Familie", der zweite heißt "Lügner und Heilige". Den Auskünften zufolge, die diesen Büchern in Klappentexten und Informationsbeilagen mitgegeben sind, veröffentlichte die Autorin zuvor schon eine Reihe anderer Arbeiten und ist in ihrer Heimat mehrfach prämiert worden. Warum wussten wir nicht schon früher von ihr? Ganz einfach: weil vor "Tochter einer Familie" keine ihrer Publikationen in deutscher Übersetzung erschien.

Maile Meloy, 1972 im amerikanischen Bundesstaat Montana geboren, heute in Los Angeles zu Hause, widmete beide Romane der Geschichte ein- und derselben Familie, einer aus Kanada stammenden Sippe mit französischen Wurzeln, deren Mitglieder in den Westen der Vereinigten Staaten auswanderten. Dort erleben sie ihre diversen Schicksale, versuchen ihre Sehnsüchte zu realisieren, tun manchmal Gutes und oft Böses. Eigentlich sind es Leute, deren Dasein nirgends die Grenzen gewöhnlicher Alltage überschreitet, so dass wir keine Mühe haben, die einzelnen Charaktere zu begreifen.

Das Einzige, was wirklich Schwierigkeiten bereitet, ist die Anzahl der Romanfiguren, die uns vorgeführt werden. Zu Beginn geht es wesentlich um ein Mädchen namens Abby und deren Eltern, Großeltern, Tante und Onkel. Aber im Verlauf der Darstellung kommen überwältigend viele Personen hinzu und werden so oft und so gründlich durcheinandergewirbelt, dass die Übersicht bald verlorengeht. Irgendwann schaut man hoffnungsvoll in die hinteren Seiten - vielleicht ist dort eine Personenliste zu finden? Doch so viel Rücksicht nimmt weder die eine noch die andere Buchausgabe. Es bleibt nur die Möglichkeit, langsam zu lesen oder, wenn man penibel genug ist, sich Notizen zu machen. An Abby freilich kann man sich stets gut erinnern, denn über diese "Tochter einer Familie" wird gleich eingangs des Buches Nummer eins genug gesagt, um sie ins Gedächtnis zu prägen. Wer aber daraus schließt, sie sei die unangefochtene Heldin jenes Romans, der irrt. Es dauert nämlich nicht lange, bis das allzu üppige Personengeflecht sie verschlingt und wir den Eindruck gewinnen, alle Figuren seien gleich wichtig oder unwichtig. Buch Nummer zwei dann verhilft Abby erneut zu einiger Bedeutung, dies freilich auf verblüffende, wenn nicht sogar verstörende Weise.

Zunächst aber - wofür steht diese Menschenflut, die übergroße Menge an Verwandten, Freunden, Bekannten? Mit anderen Worten: In welcher der vielen Handlungslinien haben wir die Fabeln der Romane zu suchen? Darauf geben beide Bücher keine befriedigende Antwort. Gewiss, "Tochter einer Familie" konfrontiert uns ausgiebig mit einem Problem, das so ziemlich jedes der Familienmitglieder irgendwann mal beschäftigt, den einen auf positive, den anderen auf negative Weise. Vor allem Abby und ihr angeblicher Onkel Jamie plagen sich damit. Es geht darum, ob Jamie wirklich ein später Sohn der Großeltern Yvette und Teddy ist, ein Brüderchen von Abbys Mutter Clarissa und ihrer Tante Margot. Es wird nämlich geraunt, in Wahrheit habe Margot ihn unehelich geboren, und Oma Yvette gebe das Sündkind als ihren Spross aus, um böse Nachreden zu vermeiden. Für Abby und Jamie ist das deshalb von Bedeutung, weil die beiden eine Bettbeziehung unterhalten, was man zwar Sünde nennen könnte, aber nicht als Inzest verdammen müsste, wäre Jamie bloß Abbys Vetter, also der Neffe und nicht der Bruder ihrer Mutter. Auch uns Lesern wird die Abstammungsfrage nicht klar beantwortet, es gibt nur ein paar dünne Hinweise, die Margot-Geschichte sei böses Geschwätz, Jamie gewiss der Sohn von Yvette, also ein echter Onkel.

Immerhin spricht manches dafür, dass dies stimmt. Abby mag sich damit offenbar nicht abfinden, wie uns Roman Nummer zwei suggeriert. In Nummer eins haben wir sie während mehrerer Lebensjahrzehnte wahrnehmen können. Nun aber erreicht sie gerade das Teenie-Alter, stirbt knapp vor ihrem zwanzigsten Geburtstag an Kieferkrebs. Sie hinterlässt einen traurigen Jamie und ein gemeinsames Söhnchen, dessen Name Theodor James sich von Abbys Großvater Teddy und ihrem Liebsten Jamie herleitet. Genannt wird der Kleine T. J. - solch eine Figur kommt schon im ersten Roman vor, dort allerdings ohne Blutsverwandtschaft mit Abby und ihrem Buhlen. Nur dass Jamie den Ziehvater abgibt, erzählen beide Bücher

An dieser Stelle müssen wir uns daran erinnern, dass die Abby, die wir zunächst kennenlernten, ein Buch schreibt: über die gesamte Familie mit allem Drum und Dran, natürlich auch über ihre fatale Beziehung zu Jamie. Was sie da vorzutragen hat, deutet uns der Roman Nummer eins nur an. Ganz anders der Roman Nummer zwei. Es sieht so aus, als hätte die Autorin Maile Meloy ihrer Figur deren Niederschrift entwendet und sie ausgearbeitet. Heraus kam eine Liebesgeschichte, wie die ursprüngliche Abby sie wohl gern erlebt hätte, auf Grund mangelhafter Gefühls- und Moralqualitäten aller Beteiligten jedoch nur erträumen konnte. Im eigenen Buch aber bastelt sie sich die Erfüllung ihres Traums: Jamie ist ein Vetter, sie darf sich mit ihm vereinen, bindet ihn obendrein durch das Kind T. J. für immer an sich, auch wenn er nach ihrem Tod mit einer anderen Frau lebt. Dass die schreibende Abby fast jeden ihrer Angehörigen zum Sünder stempeln, dass sie am Ende ihr junges Leben verlieren muss, scheint ein geringer Preis für ihren Triumph.

Mit den Vorgängen im ersten Roman verträgt sich dieses Drama kaum. Da nämlich hatte sich das Abby-Jamie-Verhältnis aufgelöst und einer Fülle anderer, oft wechselnder Beziehungen Platz gemacht. Derartiges finden wir auch bei anderen Romanpersonen, von denen erstaunlich viele vom Sex gesteuert werden. Gewiss, sie haben auch noch andere Interessen: Geld, Karriere, Feindseligkeiten aller Art, auch echte Zuneigungen regen sich manchmal. Aber die meisten jener Figuren erweisen sich als Sklaven ihres Geschlechtstriebes, oft auf eine Weise, die nicht recht zu ihren gesellschaftlichen Ambitionen passt. Man könnte einwenden, so etwas komme überall auf der Welt vor und sage nicht genug über Wesen und Treiben der dargestellten Menschen. Weil aber die Autorin Meloy dazu neigt, beeindruckend große Teile ihrer Geschichten in Dialoge zu packen, wird dem Sex-Gerede viel Platz geboten. Manch anderer Part kommt dagegen zu kurz.

So zum Beispiel die Frage, ob es historische und, daraus resultierend, soziale Umstände gab, von denen die Romanhelden geprägt wurden. Man erfährt, dass Abbys Großvater im Zweiten Weltkrieg als Pilot kämpfte, aber das war es dann schon. Der nette Opa verkörpert weder ganz noch teilweise eine gesellschaftliche Basis des Geschehens in beiden Romanen, auch sonst tut das niemand so recht. Wer oder was hat die Köpfe der Verwandten, Freunde, Gegner, der Alten und Jungen mit Meinungen und Gegenmeinungen vollgestopft? Woher rühren die Urteile und Vorurteile, mit denen sie sich und einander piesacken? Dergleichen hat die Autorin sich offenbar nicht gefragt. Sie hat daher auch keine Antwort für Leser, die mehr über die Wurzeln der Vorgänge wissen wollen. So bleibt uns nur das Vergnügen, zuzusehen, wie da geliebt, gehasst, beleidigt, manchmal auch bereut wird. Und das tröstende Wissen, dass man bei diesem permanenten Wirbel den Zuschauer abgeben darf und nicht mitmachen muss.

SABINE BRANDT

Maile Meloy: "Tochter einer Familie". Roman. Aus dem Amerikanischen von Ursula-Maria Mössner. Verlag Kein & Aber, Zürich 2010. 384 S., geb., 22,90 [Euro].

Maile Meloy: "Lügner und Heilige". Roman.

Aus dem Amerikanischen von Ursula-Maria Mössner. Verlag Kein & Aber, Zürich 2011. 302 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

So ganz folgen kann man Sabine Brandts Besprechung nicht, die vor allem eines deutlich machen will: Die "Tochter einer Familie" leidet wie auch die anderen Romane der amerikanischen Autorin Maile Meloy an einem nicht zu überblickenden Personengefüge. Aber nicht nur die Anzahl stört die Rezensentin, auch dass die Figuren ohne ersichtliche Motivation hin und hergeschoben werden, geht Brandt gegen den Strich. Zwar spielten auch Geld und Karriere immer wieder eine Rolle, aber in der Hauptsache, stellt die Rezensentin entnervt fest, werden die Menschen bei Meloy vom Sex gesteuert und stehen außerhalb jeden sozialen und historischen Gefüges.

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