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Annabell

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Insgesamt 476 Bewertungen
Bewertung vom 03.10.2025
Strobel, Arno

Welcome Home - Du liebst dein neues Zuhause. Hier bist du sicher. Oder?


ausgezeichnet

Ines und Marco Winkler ziehen mit ihrer kleinen Tochter Emilia und Hund James in ihr erstes eigenes Haus auf dem Land in der neuen Wohnsiedlung "Auf Mons". In der Nachbarschaft finden sie recht schnell Anschluss, insbesondere das Ehepaar Mannstein freundet sich mit ihnen an und schließt Emilia sofort ins Herz. Im Haus gehen nachts unheimliche Dinge vor sich. Ines hat das Gefühl beim Schlaf beobachtet zu werden, doch dort ist niemand. Auch andere Nachbarn berichten von ähnlichen Situationen. Kurz darauf glaubt Ines in der Nacht einen Schatten im leerstehenden Nachbarhaus zu sehen. Sie glaubt an eine Täuschung, doch sie hat richtig gesehen. In der Nacht wurde dort jemand ermordet. Panik kommt in der Wohnsiedlung auf. Sind sie dort noch sicher und wen trifft es womöglich als Nächstes?

Die Handlung wird überwiegend aus Marcos Perspektive erzählt, was eine intensive Nähe zur Hauptfigur schafft. Dadurch entwickelt sich Mitgefühl und schwierigen Situationen. Rätselhafte Einschübe unterbrechen die Erzählung hin und wieder und sorgen für zusätzliche Spannung.

Der Thriller ist rasant und temporeich. Man kommt kaum zum Luft holen. Die Kapitel enden mit Cliffhanger und man wird dadurch zum Weiterlesen verleitet. Durch falsche Fährten wird man in die Irre geführt. Die Twists sind überraschend und oft unerwartet, was den Nervenkitzel und den Spannungsbogen konstant hochhält. Blutige Szenen und das subtile Spooky-Flair sorgen für echtes Gänsehautfeeling.

Zum Gänsehautfeeling und dem Nervenkitzel trägt auch die unheimliche Atmosphäre bei. Die Handlung spielt im November und die Dunkelheit, der Nebel und die Kälte wurden perfekt eingefangen und sorgen für eine düstere und unheimliche Atmosphäre. Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft und fesselnd. Eine Karte von der Wohnsiedlung im Bucheinband lässt die Leser:innen einen guten und detaillierten Überblick verschaffen.

Wer gerne miträtselt, wird hier voll auf seine Kosten kommen. Die Hinweise sind geschickt gestreut, doch nie eindeutig, was die Spannung bis zum Schluss aufrechterhält. Strobel spielt mit Wahrnehmung und Vertrauen, lässt seine Leser:innen zweifeln und hinterfragen: Wem kann man trauen? Was ist real?

Mein Fazit:
Nachdem ich seine letzten Psychothriller nicht ganz so überzeugend fand, ist ihm mit "Welcome Home" wieder ein richtig guter Psychothriller gelungen. Ein packender Psychothriller, der mich von Anfang an in Atmen gehalten hat und mich total gefesselt hat. Nervenkitzel und Gänsehautfeeling vom Feinsten machen es zu einem Pageturner. Fans von Psychothrillern müssen das Buch unbedingt lesen.

Bewertung vom 28.09.2025
Skybäck, Frida

Eisenblume / Fredrika Storm Bd.2


sehr gut

Cold Case in alter Klinik
In den Achtzigerjahren verschwanden zwei Patienten spurlos aus der psychatrischen Klinik in Lund. Bei einer Mutprobe finden zwei Jugendliche in dieser Klinik eine stark verweste Leiche in der Wand. Hängt der Fund mit diesem Fall zusammen? Das ungleiche Ermittlerduo Fredrika Storm und Henry Calment übernehmen den Fall und ermitteln in der Vergangenheit der Klinik. Ihre Ermittlungen reißen alte Wunden wieder auf und sie stoßen auf ein Geheimnis, das besser verborgen bleiben sollte. Dann geschieht ein weiterer Todesfall.

"Eisenblume" ist der zweite Teil der Reihe mit dem Ermittlerduo Fredrika Storm und Henry Calment. Der Fall selbst ist unabhängig lesbar, aber wie bei den meisten Reihen auch empfiehlt es sich hier den Vorgängerband ebenfalls zu kennen. Die Geschichte um Fredrika und Henry selbst wird weiterentwickelt bzw. es besteht die Gefahr gespoilert zu werden.

Die Handlung wird aus wechselnden Perspektiven erzählt, die für Abwechslung und Tiefe sorgen. Bei dem Fall handelt es sich um einen Cold Case mit den zwei verschwundenen Patienten. Die Ermittlungsarbeit selbst wirkt stellenweise zäh. Man hat das Gefühl, dass die Ermittlungen nicht voran gehen und nur die Ermittler nur auf der Stelle treten. Dadurch baut sich die Spannung nur langsam auf. Action darf man hier nicht erwarten, was aber für die meisten Cold Cases so üblich ist. Trotzdem wird man für das Durchhalten belohnt, denn in der zweiten Hälfte kommen einige Wendungen, die nochmal frischen Wind einbringen. Die Auflösung kommt überraschend, ist aber dennoch schlüssig.

Fredrika hat durch ihre Vergangenheit so ihre Ecken und Kanten. Sie kommt sympathisch rüber, ist aber auch eine hartnäckige Ermittlerin, die auch das ein oder andere Mal ihre Grenzen überschreitet um an ihr eigenes Ziel zu kommen. Um an ihr Ziel zu kommen kämpft sie sich meist alleine durch, statt auf ihren Ermittlungspartner zu vertrauen.

Der Schreibstil ist angenehm und flüssig zu lesen. Die Umgebungsbeschreibungen sind lebendig und eindringlich. Damit und dem gelungenen Stetting, der verlassenen Klinik, konnte eine düstere und beklemmende Stimmung eingefangen und aufgebaut werden.

Der historische Hintergrund dieser Klinik, dass psychisch kranke Menschen damals für Behandlungsmethoden zu Versuchszwecken missbraucht wurden, wurde gut aufgegriffen und in die Ermittlungsarbeit mit eingearbeitet.

Mein Fazit:
Nicht grade spannungsüberladen, auf der ersten Hälfte wirkte es recht zäh, aber überzeugt dann doch noch in der zweiten Hälfte mit einigen Wendungen. Dafür konnte sich aber die düstere Atmosphäre die meiste Zeit halten. Außerdem fand ich es angenehm und flüssig zu lesen, sodass man dennoch gut durch die Seiten gekommen ist. Man kann es lesen.

Bewertung vom 27.09.2025
Lorentz, Iny

Der Krieger und die Königin


sehr gut

Bei ihrer ersten Begegnung treffen der junge bajuwarische Krieger Garibald und Langobarden-Prinzessin Waltrada noch als Feinde aufeinander. Unwissentlich verhindert er ihre Befreiung aus der Hand der Franken. Sie wurde als Geisel ins Frankenland geschafft und soll gegen ihren Willen mit dem König verheiratet werden. Währenddessen kämpft Garibald in Italien an der Seite der Ostgoten und erlangt dort Ruhm und Ehre. Doch ihm geht die mutige Prinzessin nicht aus dem Kopf und so schmiedet er einen waghalsigen Plan sie zu befreien. Damit ändert er ihr und sein Leben und das von ganz Deutschland zu jener Zeit.

Das Buch zu lesen war eine Herausforderung. Gleich zu Beginn wird man mit einer Vielzahl an Figuren und alten Ortsbezeichnungen konfrontiert, die den Lesefluss hemmen und den Einstieg in die Handlung erschweren. Wer sich nicht intensiv konzentriert. Wenn man sich hier nicht stark konzentriert verliert man sehr schnell den Überblick, wen man wo und wie einordnen muss. Abgesehen davon fand ich den Schreibstil dennoch angenehm lesbar. Die Beschreibungen der Orte und Handlungen sind sehr detailliert und dadurch lebendig gestaltet. Alles wurde auch wieder klasse recherchiert um mit Fiktion zu verweben.

Die Handlung ist stark vom Kriegsgeschehen geprägt. Es wirkt zwar authentisch, aber die emotionale Tiefe der Geschichte will dadurch nicht so recht aufkommen. Kämpfe, Machtspiele und brutale Ermordungen dominieren das Geschehen und lassen die versprochene Liebesgeschichte aus dem Klappentext verblassen. An sich waren die Kämpfe im Ostgotenland durchaus spannend. Allerdings zog es sich an der ein oder anderen Stelle doch etwas in die Länge.

Während der Handlung begleitet man hauptsächlich den jungen bajuwarischen Krieger Garibald. Er sticht als charismatischer und vielschichtiger Charakter hervor. Er macht über die Handlung hinweg eine enorme Entwicklung durch. Die zweite weilbliche Hauptprotagonistin Waltrada hatte wenig Präsenz und bliebt dadurch sehr blass sowie wenig greifbar.

Mein Fazit:
Bevor man das Buch anfängt zu lesen, sollte man nicht den Klappentext lesen. Wenn man den zuvor gelesen hat, wird man von der Handlung selbst enttäuscht. Es wird hier etwas versprochen, was in der Handlung selbst leider nicht richtig umgesetzt worden ist. Die Kämpfe überwiegen, es wird teilweise in die Länge gezogen, aber dennoch spannend zu lesen welche Entwicklungen Deutschland und Europa zur damaligen Zeit durchgemacht haben. Grade durch die vielen Figuren und wechselnden Schauplätzen ist es herausfordernd zu lesen. Daher gebe ich hier nur teilweise eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 14.09.2025
Pauss, Julia

Trust Me / Kodiak Echoes Bd.2


ausgezeichnet

Es war sollte eigentlich nur ein One-Night-Stand sein, doch dann trifft der Anwalt Finn Callahan, der nach Echo Cove gekommen ist um seine Schwester gegen die Wilderei in Alaska zu unterstützen, unverhofft auf die Frau wieder, die ihm in der heißen Nacht den Kopf verdreht hat. Bei der jungen Frau handelt es sich um die unnahbare Keira Hale. Keira ist die Schwester von Ada, die vor 10 Jahren ermordet worden ist und ihr Mörder noch nicht gefasst. Zunächst will Keira nichts von Finn wissen, doch als bei den Arbeiten im Wildtierschutzgebiet neue Hinweise zu Ada auftauchen müssen sie widerwillig zusammenarbeiten. Gemeinsam begeben sie sich auf die Suche nach der Wahrheit und kommen sich dabei gefährlich nahe. Die Lösung scheint zum Greifen nah, doch als sie sich in Sicherheit wiegen, hat er Täter es erneut abgesehen - dieses Mal Keira im Visier.

"Kodiak Echoes - Trust me" ist der zweite Band der Dilogie "Secrets of Alaska". Man sollte den Vorgängerband auf jeden Fall gelesen haben, sonst könnte man gespoilert werden. Außerdem sind Vorkenntnisse definitiv hilfreich, um die Zusammenhänge und emotionalen Entwicklungen vollständig nachvollziehen zu können.

Die Handlung wird aus wechselnden Perspektiven erzählt – Keira, Finn und zwischengeschobene Tagebucheinträge von Ada. Diese Struktur sorgt für Abwechslung, Spannung und ermöglicht einen vielschichtigen Blick auf die Ereignisse. Es wurden geschickt falsche Fährten und Überraschungen eingebaut, sodass die Spannung bis zum Schluss erhalten bleibt. Die Kapitel enden oft mit Cliffhangern, die einen regelrecht zwingen weiterzulesen. Also ein absoluter Pageturner. Der flüssige und lockere Schreibstil dazu tut sein Übriges dazu bei, dass man kaum aufhören kann zu lesen.

Die Kulisse ist der absolute Hammer. Die abgeschiedene Insel in Alaska mit ihrer wilden Natur und dem Kleinstadtflair schafft eine tolle und greifbare Atmosphäre. Man spürt die salzige Luft und kann sich die Orte sehr bildhaft vorstellen.

In diesem Band spielten Keira und Finn die Hauptrollen. Archer und Brynn aus dem ersten Band hatten dieses Mal die Nebenrolle. Die Protagonisten waren sehr lebendig gezeichnet und wirkten durchweg authentisch: verletzlich, widersprüchlich, humorvoll. Besonders die Interaktionen zwischen den Protagonisten sind lebendig und glaubwürdig.

Mein Fazit:
Es ist ein absolutes Lesehighlight. Auch der zweite Band hat mich sofort gepackt und in seinen Bann gezogen. Es ist so lebendig geschrieben, dass man sofort mitgerissen wird und in die Kleinstadt und in die Natur der Insel abtauchen kann. Es hatte auf mich absolute Sogwirkung und war für mich ein Pagerturner vom Feinsten. Ein toller Mix aus Romance und Thriller, der absolut begeistert. Den Roman kann ich nur empfehlen zu lesen.

Bewertung vom 13.09.2025
Kuhl, Nikolas;Sandrock, Stefan

Bittere Nacht / LKA Hamburg Bd.2


gut

Eine Stand-Up-Paddlerin stößt an einem Januarmorgen auf eine Leiche im Alsterkanal. Nach der spektakulären Auflösung ihres ersten Falls sind die beiden Kommissare Juha und Lux zur Mordkommission vom LKA Hamburg gewechselt. Die beiden übernehmen den Fall, doch es soll nicht nur bei dem einen Toten bleiben. Sie müssen live auf dem Handy des Toten mit ansehen, wie ein weiterer Mann, sein Geschäftspartner, gefesselt in einer Sauna um sein Leben kämpft. Die Spuren führen zu einem Freundeskreis, die sich bereits aus Studententagen kennen und erfolgreich im Leben geworden sind. Schnell wird klar, dass der Täter unter den Verbliebenen zu finden ist, doch alle Verbliebenen hüllen sich in Schweigen. Sie müssen tiefer graben und schnell wird der Fall für Lux auch überraschend persönlich und die Freundschaft zu Juha auf die Probe gestellt.

"Bittere Nacht" ist der zweite Teil der Serie mit den Ermittlern Juha Korhonen und Lucas «Lux» Adisa. Der Fall ist in sich abgeschlossen und so kann man diesen Teil auch ohne Vorkenntnisse lesen. Die nötigen Eckinformationen zu den beiden Ermittlern werden anfangs nochmal aufgegriffen.

Dieses Mal spielt die Handlung in ein winterlich-kühlem Hamburg. Die frostige Stimmung wurde atmosphärisch gut eingefangen, doch die Schauplätze selbst blieben mir zu blass. Dafür fehlten die bildhaften Beschreibungen, sodass die Stadt eher als Kulisse diente, aber nicht die nötige Tiefe bekommen hat.

Die Erzählstruktur mit wechselnden Perspektiven bringt Abwechslung und zum Teil Spannung, doch die Handlung selbst verliert sich stellenweise in privaten Erzählungen der Ermittler. Es ist nicht unbedingt schlecht, denn dadurch erfährt man viel Persönliches von den beiden Ermittlern. Dadurch werden Juha und Lux menschlich und nahbar. Ihre Freundschaft und persönlichen Konflikte verleihen der Handlung emotionale Tiefe. Allerdings drängen diese Momente den eigentlichen Fall zu oft in den Hintergrund, sodass die Spannung nicht recht aufkommen will. Der Krimi plätschert vor sich hin, ohne den erhofften Nervenkitzel zu erzeugen.

Die Auflösung bietet einige solide Twists, die jedoch nicht völlig überraschend wirken. Vieles deutet sich früh an. Einige Passagen wirken konstruiert, als hätte man zu sehr versucht, Komplexität zu erzeugen. Falsche Fährten und lose Enden sind vorhanden, aber nicht überzeugend ausgeführt. Als kam so vor als wenn eine gute Idee dahinter steckte, sie aber doch nicht wirklich ausgeführt werden konnte.

Mein Fazit:
Der Krimi bietet Ansätze, die neugierig machen, aber nicht genug, um uneingeschränkt zu begeistern. Wer Wert auf ein menschliches Ermittlerduo legt und mit einem eher gemächlichen Spannungsbogen leben kann, findet hier dennoch Lesestoff mit Potenzial. Ob ich die Reihe noch weiterverfolgen werde, weiß ich noch nicht so recht.

Bewertung vom 11.09.2025
Hayes, Samantha

Eine von uns


sehr gut

Was passierte mit Sara?
Das Leben von Gina und ihrer jungen Familie wird auf den Kopf gestellt als ihr Haus abbrennt. Ihre alte Freundin Annie ist aktuell auf Weltreise und bietet ihr an in ihrem wunderschönen, renovierten georgianischen Haus vorrübergehend zu wohnen. Gina nimmt das Angebot dankend an. Kurze Zeit später klingelt es an der Tür. Vor der Tür steht Mary, sie behauptet die Haushälterin zu sein. Annie lobt sie in den höchsten Tönen und Gina stellt das nicht weiter infrage. Doch sie wird das Gefühl nicht los, dass Mary irgendetwas verbirgt. Recht schnell wird Gina von alptraumhaften Erinnerungen heimgesucht, bei denen es sich um Erinnerungen an eine verhängnisvolle Nacht vor vielen Jahren handelt.

Die Handlung wird abwechselnd aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Größtenteils aus der Ich-Perspektive, die zwischen den Figuren Gina und Mary wechselt. Ergänzt wird es durch Rückblenden in ein geheimnisvolles „Damals“. Diese Struktur sorgt für Abwechslung und Spannung. Erst nach und nach setzen sich die Puzzleteile zu einem Gesamtbild zusammen. Durch die Ich-Perspektive erlebt man beim Lesen nochmal mehr die Gedanken und Gefühle der beiden Hauptprotagonistinnen.

Die Protagonistin Gina ist eine gestresste Mutter mit Baby und Kleinkind, die übervorsichtig agiert, sich ständig Sorgen macht und in manchen Momenten fast naiv wirkt. Stellenweise fand ich das nervig und anstrengend. Es hat sie nicht unbedingt sympathisch gemacht und ich hatte Schwierigkeiten mich gut in sie hineinzuversetzen. Einige ihrer Entscheidungen fand ich außerdem schwer nachvollziehbar.

Gut gemacht waren die unerwarteten Wendungen und gelungenen Twists, die mich immer wieder überrascht haben. Beim Lesen kontnte man gut mitgerätseln, wer welche Geheimnisse verbirgt, und wurde dabei immer wieder auf falsche Fährten gelockt. Allerdings wirkte die Auflösung am Ende etwas zu konstruiert.

Der Schreibstil ist flüssig zu lesen und das Setting mit dem georgianischen Haus bzw. allgemein in der Kleinstadt an der Küste Englands wurde atmosphärisch gut eingefangen.

Mein Fazit:
Insgesamt fand ich es einen soliden Thriller, der mit Spannung und Perspektivwechseln überzeugt, auch wenn er in der Figurenzeichnung und im Finale noch Luft nach oben hat. Man kann das Buch gut lesen, würde aber auch nichts verpassen, wenn man es nicht liest.

Bewertung vom 06.09.2025
Dorweiler, Ralf H.

Das Lied des Vogelhändlers


ausgezeichnet

1190. Franziska von Hellenau befindet sich mit auf dem Kreuzzug ins Heilige Land. Dort lernt sie die Heilkunde näher kennen und rettet dem Markgrafen von Baden das Leben. Zehn Jahre später als sie aus dem Heiligen Land zurückkehrt, richten seine Söhne gerade ein großes Turnier aus. Zu Gast ist dort auch der Vogelhändler Wigbert, der hofft, dass er seine seltenen Gefieder gut an die Besucher verkaufen kann und damit gute Geschäfte macht. Als Gesandter des Königs hat Minnesänger Walther von der Vogelweide jedoch etwas anderes mit Wigbert im Sinn. Er soll helfen einen Spion zu entlarven, den der König dort vermutet. Zusammen mit Franziska müssen sie sich einem undurchsichtigen Machtkampf entgegenstellen.

Die Handlung wird in zwei spannenden Handlungsstränge erzählt, die auf unterschiedlichen Zeitebenen spielen: einer während des dritten Kreuzzugs, der andere zehn Jahre später auf Burg Hachberg beim Turnier. Beide Erzählstränge sind packend und lebendig erzählt. Nach und nach werden sie schlüssig zusammengeführt.

Die authentische Darstellung des historischen Settings, gepaart mit detaillierten Beschreibungen von Figuren, Schauplätzen und Ereignissen, lässt die Story lebendig werden.
Jedes Kapitel war einem Vogel gewidmet und hatte ihn dann als entsprechende Kapitelüberschrift. Das hat dem Buch nochmal poetische Note verliehen und unterstreicht die kreative Erzählweise.

Die Charaktere – allen voran Franziska von Hellenau und der Vogelhändler Wigbert – sind sympathisch und glaubwürdig gezeichnet. Man hat regelrecht mit ihnen mitgefiebert und gebangt, weil man sehr schnell eine Verbindung zu ihnen aufbauen konnte.

Durch den bildhaften und angenehm flüssigen Schreibstil, fliegt man förmlich durch die Seiten dahin. Die Szenen werden sehr detailliert dargestellt, ohne dass es überladen wirkt. Somit gibt es in der Story auch einige grausame Szenen, die nichts für schwache Nerven sind. Sie wirken nie übertrieben, sondern spiegeln die Grausamkeit und die Härte der damaligen Zeit wieder.

Mein Fazit:
Ein atmosphärischer, spannender und hervorragend geschriebener historischer Roman, der mit lebendigen Figuren, einem originellen Aufbau und einer fesselnden Handlung überzeugt. Man taucht tief in eine faszinierende Welt des Mittelalters ab, in der Intrigen, Machtkämpfe und persönliche Schicksale kunstvoll miteinander verwoben sind. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und somit ist es für mich eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 30.08.2025
Pötzsch, Oliver

Der Totengräber und die Pratermorde / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.4


ausgezeichnet

Der große Calafati
Wien, 1896: Bei einer Zaubervorstellung stirbt eine junge Bühnendarstellerin. Ausgerechnet bei dem Zaubertrick "Die zersägte Jungfrau" wird sie vor gesamten Publikum zersägt. Inspektor Leopold von Herzfeldt ermittelt in dem Fall. Dicht dabei ist Julia Wolf, in die er unglücklich verliebt ist. Am Wiener Prater verschwinden noch weitere junge Frauen. Es handelt sich um junge Dirnen und Dienstmädchen, die keiner groß vermisst. Sie tauchen dann tot wieder auf und jede von ihnen ist anders verkleidet. Ist es ein und der gleiche Mörder? Leo sucht sich Unterstützung bei seinem Freund Augustin Rothmayer, dem Totengräber vom Wiener Zentralfriedhof. Er schreibt gerade an seinem Buch "Was uns die Toten erzählen" und ist in Experimente vertieft. Doch nur wenn die Drei gemeinsam ermitteln, kommen sie dem Täter auf die Spur.

"Der Totengräber und die Pratermorde" ist der vierte Teil der Reihe mit dem Totengräber Augustin Rothmayer, Inspektor Leo Herzfeldt und Julia Wolf. Auch ohne Vorkenntnisse lässt sich das Buch problemlos lesen. Hintergrundinfos über die Hauptprotagonisten fließen während der Handlung nochmal rein. Wer jedoch die persönliche Entwicklung von den Dreien vollständig nachvollziehen möchte, sollte die Reihenfolge einhalten.

Die Handlung beginnt schon sehr spektakulär mit dem missglückten Zaubertrick. Anschließend wir sie aus wechselnden Perspektiven erzählt. Das sorgt für Abwechslung und die Spannung wird hochgehalten. Die Story ist spannend, wendungsreich und überrascht mit cleveren Twists. Die Auflösung ist schlüssig. Hier werden alle Fäden zusammenführt ohne konstruiert zu wirken.

Das Setting mit dem Wurstelprater, dem Zentralfriedhof und "Klein-Venedig" ist schlicht grandios. Durch die detailreichen Beschreibungen wirken die Settings als auch die Figuren sehr lebendig. Der leichte Wiener Dialekt, der in den Dialogen zwischen den Figuren eingebaut wurde, verleiht dem Roman zusätzliche Authentizität und besonderen Charme. Der Schreibstil ist sehr lebendig und bildhaft, aber sehr gut zu lesen. Es fließen genau die richtigen Details an der richtigen Stelle ein, ohne dass es überladen wirkt. Eine gewisse Prise an Humor lockert alles nochmal auf.

Die Hauptprotagonisten sind mir nach wie vor sehr sympathisch und auch ihre gemeinsame Geschichte finde ich sehr spannend. Am besten gefällt mir der Totengräber selbst durch seine schrullige Art. Schön fand ich auch, dass seine Ziehtochter Anna hier mehr Raum bekommen hat. Dadurch wurde es nochmal auf eine ganz andere emotionale Ebene gehoben.

Mein Fazit:
Dieser Krimi ist richtig gut gelungen. Er ist atmosphärisch und sehr spannend erzählt. Die Figuren sind alle detailreich gezeichnet und die Settings alle lebendig. Bin schon sehr gespannt wie die Reihe fortgesetzt wird. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 17.08.2025
Wesseling, Antonia

Loverboy - Niemand liebt dich so wie ich


ausgezeichnet

Fesselnd & Realitätsnah
Lola freut sich als sich Vivian, ihre Mitbewohnerin, in den smarten Pascal verliebt. Bisher galt Vivian immer als eine Außenseiterin. Doch schon nach wenigen Wochen, in den sie mit ihm zusammen ist, erkennt sie Vivian nicht wieder. Sie ist unzuverlässig geworden und verstrickt sich auch immer mehr in Lügen. Nach einem Streit mit Lola verschwindet Vivian wie vom Erdboden. Für Lola ist klar, dass hier etwas nicht stimmen kann. Das befürchtet auch Elias, Vivians Halbbruder. Er und Lola beschließen auf eigene Faust Vivian zu suchen und zu helfen, da hier die Polizei scheinbar nichts machen kann. Auf ihrer Suche kommen die beiden sich immer näher, ahnen jedoch nicht welche Grenzen Vivian in ihrer Liebe schon überschritten hat.

Die Handlung wird im abwechselnd aus unterschiedlichen Perspektiven der beiden Hauptprotagonisten Lola und Elias erzählt. Hin und wieder werden Tagebucheinträge von Vivian eingeschoben. Es wird jeweils immer aus der ICH-Perspektive erzählt. Durch diese Erzählweise bekommt man intensive Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt der Protagonist:innen – allen voran Lola und Elias. Außerdem macht es die Figuren greifbar und vielschichtig.

Lola wirkt verletzlich und stark zugleich, Elias ist charmant, humorvoll und dennoch tiefgründig. Ihre Beziehung zueinander ist dynamisch und lebendig: mal neckisch, mal liebevoll. Die Chemie zwischen den beiden trägt maßgeblich zur emotionalen Wirkung des Romans bei.

Es werden während der Story mehrere hochbrisante Themen wie, Zwangsprostitution und die perfide Masche der sogenannten „Loverboys“ behandelt. Gelungen dabei ist der Balanceakt zwischen Spannung und Sensibilität. Die Story ist bewegend und regt zum Nachdenken an, ohne belehrend zu wirken. Es wird aufgezeigt, wie gefährlich manipulative Beziehungen sein können und wie leicht junge Menschen in toxische Abhängigkeiten geraten. Trotz der Schwere des Themas wird an einigen Stellen auch Humor eingestreut, was dem Roman eine wohltuende Leichtigkeit verleiht und die Charaktere noch menschlicher macht.

Der Schreibstil ist recht modern und jugendlich gehalten. Er lässt sich locker, flüssig und leicht lesen. Dadurch bekommt alles eine authentische Wirkung. Unerwartete Wendungen machen die Handlungen noch spannender. Die Handlung bleibt durchgehend fesselnd und die Emotionen sind spürbar.

Mein Fazit:
Dieser New-Adult-Roman konnte mich komplett überzeugen und fesseln. Es war ein toller Mix aus Spannung und Emotionen. Es war so realistisch geschrieben, dass es authentisch wirkte. Die hochbrisanten Themen sind nichts für schwache Nerven und man sollte die Triggerwarnung ernst nehmen. Jedoch eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 03.08.2025
Sterling, Lucia

The summer that broke us / Lifeguard Bd.1


sehr gut

Sommerfeeling
Für ihren dritten Sommer kehrt Sutton wieder als Lifeguard an den Strand von Malibu zurück. Dieses Mal ist auch ihre beste Freundin Layla unter den Elite-Rettungsschwimmern. Doch nicht nur das ist anders, Sutton hat ein dunkles Geheimnis, welches sie unter den Strandflirts und Partys zu vergessen versucht. Ein Wasserrohrbruch zwingt die zwei Freundinnen aus ihrer Unterkunft. Nur widerwillig zieht Sutton zu Ben, den sie eigentlich verachtet, weil er Layla das Herz gebrochen hat und er auch mit Suttons Geheimnis etwas zu tun hat. Trotzdem kommen sich beide nah bis es zu einem Unfall oder Mord an den Klippen kommt.

"The summer that broke us" ist der erste Teil der Lifeguard-Dilogie.

Die Handlung wird aus wechselnden Perspektiven von Sutton und Ben erzählt, wobei beide als Ich-Erzähler auftreten. Das ermöglicht einen tiefen Einblick in die Gefühle und Gedanken der beiden Protagonisten und machen die Geschichte sehr lebendig und authentisch. Hin und wieder gibt es Einschübe von Tagebucheinträge einer unbekannten Person, die für zusätzlichen Reiz sorgen und neugierig machen.

Der Schreibstil ist angenehm und flüssig zu lesen. Die Szenen und die Orte wurden sehr detailliert beschrieben, sodass es lebendig wirkte. Dadurch hat es die Autorin geschafft ein tolles Setting und eine sommerliche Atmosphäre zu schaffen. Man spürt quasi die Sonne, den Strand und das Meeresrauschen.

Die Mischung aus romantischen Momenten, emotionalen Szenen und spannenden Elementen sorgt für Abwechslung. Der Spannungsanteil war jedoch geringer als erwartet und hätte für mein Empfinden schon deutlich früher einsetzen können. Erst die Wendung zum Schluss hat mich dann neugieriger werden lassen. Vorher wirkte die Handlung manchmal etwas in die Länge gezogen und dadurch etwas zäh wirkte. Das offene Ende und die Cliffhanger am Schluss wecken die Neugier, wie es mit den Figuren weitergeht, und ich möchte unbedingt wissen wie es weitergeht.

Die Hauptprotagonisten Sutton und Ben sind realistisch, vielschichtig und wirken lebendig. Im Verlauf der Handlung wachsen die beiden an ihren Herausforderungen und müssen lernen mit dem Schmerz umzugehen. Sie wurden gut gezeichnet, sodass man sich in ihre Ängste und Gefühle gut hineinversetzen kann. Die Dialoge zwischen den beiden Hauptprotagonisten wirken lebendig und authentisch, was die Beziehung zwischen den beiden glaubwürdig erscheinen lässt.

Mein Fazit:
Ein schöner Mix aus Liebesroman und leichtem Spannungsanteil. Für mein Geschmack plätscherte die Handlung lange Zeit vor sich hin und die Wendung mit dem Spannungsanteil hätte schon viel früher kommen dürfen. Trotzdem bin ich neugierig auf die Fortsetzung geworden.