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meerblick

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Insgesamt 483 Bewertungen
Bewertung vom 13.10.2025
Bauer, Christina

Einfach backen mit Sauerteig


ausgezeichnet

Backfreuden mit Sauerteig

Ich liebe jegliche Art von Gebackenem aus Sauerteig und Christina Bauer weiß einmal mehr zu begeistern, zu inspirieren mit ihren farbenfrohen Backbuch ‘Einfach backen mit Sauerteig‘. Übersichtlich und klar strukturiert mit genauen Mengenangaben sind die Rezeptangaben für sechzig Backideen, die einfach nur Lust machen aufs Ausprobieren und natürlich zum Genießen. Ich habe mich daran gewagt und es lohnt sich.
Zu Beginn zeigt uns die talentierte Bäckerin, wie man den Sauerteig ansetzt. Das braucht ein wenig Übung, aber die macht ja bekanntlich den Meister. Sie beantwortet meist gestellter Fragen, gibt wertvolle Tipps zur weiteren Verarbeitung des Teigansatzes und zum Backvorgang. Dann folgen auch schon diese verführerischen Rezepturen und Backanleitungen, die wunderschön, appetitlich bebildert sind. Meine Favoriten sind die vielen Brotsorten, die mich noch einige Zeit beschäftigen werden, weil ich einfach unglaublichen Genuss daran finde.

Bewertung vom 13.10.2025
Marant, Ellis

Jenseits der Hitze


sehr gut

Ungewöhnliche Liebesgeschichte

Ellis Marant nähert sich in ihrem Debütroman ‘Jenseits der Hitze‘ auf recht ungewöhnliche, eigenwillige Weise heran, eine Liebesgeschichte zu erzählen. Sie schreibt über ein Paar, dass sich fern der Heimat kennenlernt, eine Nacht miteinander verbringt und sich sofort wieder aus den Augen verliert. Es besteht kaum eine Chance, dass sie sich jemals in ihrem Leben wieder finden werden. Er lebt in München, sie ist gemeinsam mit ihrem Vater aus Kabul geflüchtet. Ihre Lebensumstände, infolge politisch motivierter kriegerischer Auseinandersetzungen, zwingen die Frau ihre Heimat zu verlassen. Sie ist auf der Flucht, muss sehr vorsichtig sein im Umgang mit Fremden.
Intelligent, mit poetischer Geschicklichkeit präsentiert die Autorin eine Geschichte, die in der Lage ist eine angenehme atmosphärische Stimmung zu erzeugen, die schwerwiegende aktuell politische Themen aufgreift, gekonnt verarbeitet und dabei menschliche Beziehungen in ihrer Vielartigkeit in den Mittelpunkt stellt. Man muss sich einlassen auf den Stil des Erzählens und wird mit einem Lesegenuss der besonderen Art beschenkt.

Bewertung vom 13.10.2025
Boyle, T. C.

No Way Home (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Verstörende Abhängigkeiten

Nachdem ich den Roman ‘No Way Home‘ von T.C. Boyle zu Ende gelesen hatte, musste ich erst einmal tief durchatmen. Was für eine Geschichte mit so präziser charakterlicher Darstellung von drei jungen Menschen, die in einer unglaublich zerstörerischen psychischen als auch physischen Abhängigkeit stehen, diese bis zum Exzess vorantreiben und nicht in der Lage sind, einfach loszulassen. Aus abwechselnden Perspektiven betrachtet der Autor seine Protagonisten mit ihren Sichtweisen in Schlüsselszenen der Handlung. Damit steigt der Leser tief ein ins Geschehen und kann eine mentale Beziehung zu den Charakteren aufbauen, ist geneigt, so wie ich, nach Antworten zu suchen.
Terry, um die dreißig, ist Assistenzarzt in LA, ehrgeizig, intelligent und fühlt sich dem geleisteten Hippokratischen Eid verpflichtet. Als seine Mutter stirbt, tritt er sein Erbe in einer Kleinstadt, gelegen in der Wüstenregion Nevadas, an. Dort trifft er auf die äußerst attraktive Bethany, die fast mittellos und ohne ein Dach über dem Kopf ihre große Chance in einer Beziehung zu diesem angehenden Arzt sieht und kurzentschlossen in das Haus der verstorbenen Mutter von Terry, ohne seine Einwilligung, einzieht. Bethany verbindet jedoch noch immer ein starkes Band zu ihrem Ex-Freund Jesse, einem Narzissten mit kriminellem, zerstörerischem Potenzial. Aus diesem menschlichen Gefüge heraus, entsteht ein Machtkampf, in dem der Verstand aussetzt, wo Gefühle ins Spiel kommen, Gefühle in toxischer Abhängigkeit.

Bewertung vom 11.10.2025
Jando

Der Himmel trägt ein goldenes Herz


sehr gut

Die Kraft der Liebe

Felippo trauert um seine Frau Aurora, die er an den Tod verloren hat und mit der ihn eine lebenslange große Liebe verband. Seine Erinnerungen führen den alten Mann an ganz besondere Orte, die beide oft zu Lebzeiten gemeinsam besucht haben, wo sie Kraft tankten und die Schönheit der Natur bestaunten. Still und leise nimmt er Abschied von einer im harmonischen Einklang mit seiner großartigen Partnerin verbrachten Zeit. Auf seinem Weg in die Vergangenheit begleiten ihn sein treuer Weggefährte der Hirtenhund Barnaby und die äußerst emphatische Clara.
Jando, der Autor von ‘Der Himmel trägt ein goldenes Herz‘, schreibt leise und trotzdem sehr lebendig eine Geschichte, die zu Herzen geht, die aber gleichzeitig Trost spendet, weil sie auf erfüllte Jahre der Liebe zurückblickt und ein glückliches Leben in den Mittelpunkt stellt. Farbenfrohe Illustrationen von Robby Krüger stimmen atmosphärisch auf die berührenden Worte der Geschichte von ewiger Liebe ein, die der Tod nicht beenden kann.

Bewertung vom 11.10.2025
Köhlmeier, Michael

Ehrenwerte Affen


ausgezeichnet

Fabulieren vom Feinsten

Wer Michael Köhlmeier als Schriftsteller kennt, weiß, dass seine Erzählkunst eine ganz besondere ist. Er vermag durch treffsichere Aussagen, den Leser zu fesseln, ihn zum Nachdenken zu bringen und beschert gleichzeitig ein großartiges Lesevergnügen.
Einmal mehr zeigt er in ‘Ehrenwerte Affen‘, als schmucker Erzählband ausgestattet, was in ihm steckt, was er zu sagen hat. In siebzehn kurzgehaltenen und dennoch auf den Punkt gebrachten Geschichten aus der Welt der Märchen und Sagen, aus dem Reich der Mythen verbunden mit alltäglichen Beobachtungen, beschenkt er uns auf eine unterhaltende, humorvolle und nicht zuletzt auch nachdenklich stimmende Weise.
Die Themenvielfalt reicht von Eitelkeit, Elternliebe, Machtgelüste bis hin zur Nächstenliebe, um nur einige Schwerpunkte zu nennen. Es macht großen Spaß den aktuellen Bezug zu erforschen und den Gedanken diesbezüglich freien Raum zu lassen.
Wer ein anspruchsvolles Geschenk für einen Lesefreund sucht, wird hier ganz bestimmt ein sich lohnendes Exemplar finden.

Bewertung vom 11.10.2025
Henn, Carsten Sebastian

Sonnenaufgang Nr. 5


ausgezeichnet

Erinnerungen festhalten

Die alternde Diva Stella Dor hat sich ins Private zurückgezogen, pflegt nur sehr wenige Kontakte in ihrem einsamen Leben, wohnt in einem ehemaligen Strandpavillon am Meer. Zufällig trifft sie auf eine Annonce, in der Jonas noch keine zwanzig mit einem abgebrochenen Germanistikstudium seine Dienste als Ghostwriter anbietet und Stella tritt in Kontakt mit dem jungen Mann. Jonas sieht seine Chance doch noch in die schreibende Zunft eintreten zu können und verbringt viele Stunden mit Stella, die ihr Leben in Form von Notizen überall in ihren Wohnräumen verteilt, einst festgehalten hat und diese nun beim Erzählen an ausgewählte Ereignisse erinnern, die in ihre Biografie einfließen sollen. Es bleibt abzuwarten, wie Details in der Wahrnehmung verblasst können und wie verschiedenartig die Sonnenuntergänge auf der Leinwand festgehalten werden.
Carsten Henn schreibt in ‘Sonnenaufgang Nr. 5‘ eine sehr lebendige Geschichte, die sich mit Einsamkeit, Verlust und Schmerz, sich aber auch mit einer behutsamen Annäherung zurück ins Leben sich befasst. Dabei versteht er es, aus meiner Sicht, sehr gekonnt, seinen Charakteren eine Authentizität zu verleihen, die Gefühle hervorbringen und gleichzeitig einen Sogwirkung beim Lesen erzeugen.

Bewertung vom 11.10.2025
Bhatter, Ina

Drei Tage im Schnee (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Zurück ins wahre Leben

Ina Bhatter gelingt in ihrem Debüt ‘Drei Tage im Schnee‘ etwas ganz Wunderbares. Sie taucht ein in die Gedankenwelt ihrer Protagonistin Hannah, Mitte dreißig, die durch gemeinsam verbrachte Stunden mit der kleinen Sophie selbst wieder zurückwandert in die Zeit kindlicher Unbeschwertheit und unendlicher Freude an vermeintlich kleinen Dingen im Leben, wo einfach machen und ausprobieren das zentrale Handeln bestimmen. Hannah spürt eine befreiende Selbstreflexion, erkennt, dass sie allein alle Fäden für ihr ganz persönliches Glück in den Händen hält.
Trotz beruflichem Erfolg und mehr als ausreichender finanzieller Versorgung fühlt sich Hannah leer und ausgebrannt. Das Aufstehen am Morgen fällt ihre schwer, die tägliche Arbeit ist herausfordernd und bestimmt ihren Alltag. Auch an den Wochenenden findet sie kaum Erholung, vor allem aber auch keine Ruhe, will immer mehr und mehr, letztendlich um geliebt zu werden. Doch welchen Preis sie dafür zahlt, zeigen ihr drei Tage im Schnee in einer kleinen Hütte abseits der Großstadt, abseits von Lieferservice und Zentralheizung, in fast unberührter Natur.
Die Autorin schreibt leise und empathisch, ohne den Finger der Ermahnung zu heben. Ihre Denkanstöße für ein erfülltes, selbst bestimmtes Leben, entfernt vom inneren Zwang allem und jedem stets gerecht zu werden, sind eingebunden in einer sehr sensibel erzählten Geschichte, die mich berührt hat, die wachrüttelt und ein Angebot enthält, über die Strukturen des eigenen Lebens nachzudenken, zu reflektieren wieviel Kind wir in uns bewahrt haben, um dadurch die Spontanität und Leichtigkeit der uns geschenkten Zeit bewusster zu genießen.

Bewertung vom 09.10.2025
Weiß, Margit

Was man nicht sieht, ist doch da


ausgezeichnet

Einsame Kinderseelen

Margit Weiß setzt sich in ihrem Roman ‘Was man nicht sieht, ist doch da‘ mit den erschütternden Ereignissen in einem Kindererziehungsheim von 1954 in Tirol auseinander. Der Zweite Weltkrieg ist seit fast einem Jahrzehnt beendet. In den Köpfen der Lehrer und Erzieher ist das Gedankengut der Nazis noch fest verankert und beherrscht durch unmenschliche Handlungen den Alltag der kleinen weggesperrten Jungen.
Der zehnjährige Hans ist einer der Opfer rassistischer Denunzierungen der Ladiner, einer Südtiroler Volksgruppe, die im Tirol mit Ausgrenzungen und Rechtlosigkeit zu kämpfen hatten. Aus dem Unterricht am Tag der Hochzeit seiner älteren Schwester wurde er unter einem fadenscheinigen Grund verschleppt. Die Familie erfährt nur zufällig davon und versucht natürlich, ihren Sohn nach Hause zurück zu holen. Doch das gestaltet sich zu einem aussichtslosen Unterfangen. Hans muss aushalten und seine kleine, zarte Kinderseele wird über Jahre auf eine harte Probe gestellt durch körperliche Gewalt und psychische Erniedrigungen. Er selbst versucht sich seinem Schicksal zu entziehen, indem er sich als Person nur noch von außen betrachtet.
Die Autorin schreibt in einem sehr nüchternen Schreibstil, der aus meiner Sicht passend zur Gesamtsituation der Geschichte gewählt ist. Die Perspektivwechsels zu verschiedenen Protagonisten ergeben ein umfassendes sehr differenziertes Gesamtbild und verdeutlichen die Grausamkeit der Kindesmisshandlungen, die Ängste der Familie und nicht zuletzt auch die Gedankenstruktur der misshandelten Kindesseelen.
Um nicht zu vergessen setzt die Autorin all jenen ein Denkmal, die durch diese harte Prüfung gehen mussten und einen schweren Weg zurück ein selbst bestimmtes Leben beschreiten mussten.

Bewertung vom 09.10.2025
Brandes, Richard

Gejagt durch Brandenburg


ausgezeichnet

Menschliche Abgründe

Wie genau kennen wir die Menschen unseres täglichen Umfeldes, unsere Familie, unsere Freunde, Nachbarn, Arbeitskollegen? Können wir überhaupt jemals behaupten uns selbst zu kennen?
Richard Brandes zeigt in seinem neusten Kriminalroman ‘Gejagt durch Brandenburg‘, dem vierten Teil mit der Kriminalhauptkommissarin Carla Stach in der Hauptrolle, eine Welt, in der nichts ist, wie es scheint. Fein und präzise zeichnet er seine Charaktere, führt sie lebensnah in einer dicht gepackten Geschichte, die durch einen modernen Sprachstil brilliert, zu jeder Zeit unterhaltend daherkommt und mit zunehmender Seitenzahl an ihrer fesselnden, packenden Wesensart gewinnt. Er beschreibt seine Protagonisten sehr umfassend, blickt tief in ihre Seelen hinein, lässt uns teilhaben an ihren Gedanken und Gefühlen. Wir erhalten ein kompaktes, farbiges Bild und glauben zu wissen und haben doch keine Ahnung was uns letztendlich erwartet.
Carla bekommt es diesmal knüppeldick. Nicht nur in ihrem Job muss sie einstecken, diesem unkollegialen Fiesling ihre ureigenste Ermittlungsarbeit überlassen, weil ihr Stiefsohn in einen Mordfall involviert ist, nein sie kämpft auch privat ihren schwersten Kampf. Sie macht Fehler, wirkt untypischer Weise unkonzentriert, kämpft mit unglaublichem emotionalem Kraftaufwand dagegen an und geht als starke Frau immer strikt geradeaus, verfolgt ihr Ziel. Ob sie auch als strahlende Siegerin hervorgeht, bleibt dahingestellt. Das Leben ist manchmal ungerecht und verwirrend, doch Carla Stach sucht sich ihren ganz persönlichen, ihr passenden Weg, wenn er auch steinig ist.
Mir hat der Kriminalroman sehr gut gefallen, weil er den Menschen mit seinen Schwächen aber auch Stärken darstellt, ohne zu werten und Möglichkeiten aufzeigt, zukünftig mit mehr Achtsamkeit in eine erfülltere Zukunft zu gehen.
Gern gebe ich hier meine Leseempfehlung allen, die gern tiefer blicken in die menschliche Psyche und gleichzeitig gut unterhalten werden möchten durch kriminalistische Aufklärungsarbeit und durch Familiengeschichten.

Bewertung vom 28.09.2025
Bieker, Chelsea

Madwoman (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Verdrängte Wirklichkeit

Clove führt ein vorbildliches Familienleben. Sie achtet auf eine gesunde Ernährung mit ausschließlich gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen, die einen sehr ausgeprägten, bestimmenden Charakter in ihrem Alltag annehmen. In der Phase des Abstillens ihres dreijährigen Sohnes scheint sie in eine leichte Überforderung zu geraten, die ihre Ausgeglichenheit ins Wanken zu bringen scheint. Die Betreuung ihrer beiden Kinder, sie hat gemeinsam mit ihrem verständnisvollen, treusorgenden Ehemann noch eine siebenjährige Tochter, versetzt sie an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit und ihr Nervenkostüm in mächtige Anspannung. Sie besitzt eine falsche Identität, die sie vor ihrer Vergangenheit schützen soll, einer Vergangenheit, in der familiäre Gewalt, Alkoholsucht, Co-Abhängigkeit die alles bestimmende Themen waren. Ein Brief aus dem Gefängnis stellt für sie eine dramatische Bedrohung dar, die ihre heile Welt in ein unüberschaubares Chaos stürzen könnte. Verzweifelt sucht sie nach einem rettenden Anker, einer Person, die sie versteht und der sie Vertrauen schenken kann, um ihren Ballast loszuwerden, um eine Stütze in diesen schwierigen Tagen zu haben.
Chelsea Bieker greift in ihrem Roman ‘Madwoman‘ eine äußerst schwierige, herausfordernde Thematik auf, welche in unserer modernen Gesellschaft leider als traurige Wahrheit kein Einzelfall darstellt. Gewalt in der Familie, Missbrauch von Alkohol und daraus entstehende psychische Spannungen brauchen unsere Aufmerksamkeit und ein verantwortungsbewusstes Handeln. Die Autorin lässt ihre Protagonistin aus ihrem Leben erzählen. Dabei schweifen ihre Gedanken immer wieder in die Vergangenheit ab und halten Zwiesprache mit der Mutter, die nicht nur Opfer, sondern auch durch ihre Passivität zum Täter wird, die ihre Verantwortung gegenüber ihrem Kind nicht wahrnehmen kann, um ihm ein geordnetes, soziales Leben zu bieten.
Ein gewaltiger Roman, der sehr intensiv geschrieben ist aber auch bedrückende Gefühle hinterlässt.