Benutzer
Benutzername: 
Anndlich
Wohnort: 
B

Bewertungen

Insgesamt 358 Bewertungen
Bewertung vom 14.10.2025
Ottenschläger, Madlen

OTTO fährt los - Weihnachten in Finnland


ausgezeichnet

Auf den Spuren des Weihnachtsmanns

Der Zauberbus OTTO fährt wieder in den Urlaub, diesmal mit Anton und seinen Eltern Rieke und Jakob. Doch bevor OTTO losfahren kann, geht es erstmal auf eine Fähre und mit dieser in das kalte, weihnachtliche Finnland. Dort wartet nicht nur der Weihnachtsmann, sondern auch eine verschneite Landschaft, Polarlichter und ganz viele Tiere auf OTTO und seine Ferienfamilie.

Otto fährt los - Weihnachten in Finnland von Madlen Ottenschläger für Kinder ab vier Jahren ist ein wunderschönes Vorlesebuch, das durch liebevolle Zeichnungen von Stefanie Reich vieles zum Entdecken bietet und das Leser:innen zum aktiven Mitmachen animiert. Die Illustrationen sind einzigartig und durch die Farbgebung nicht nur wunderschön anzusehen, sondern auch ein weihnachtliches Vergnügen, das Fernweh weckt. Jede Seite bietet viel zu bestaunen und lädt zum Verweilen ein.

Spielerisch wird mit diesem Buch auch noch einiges über das Land gelernt und finnische Wörter in den Text eingebaut, die Authentizität wecken und die Neugier für andere Sprachen und Kulturen weckt. Habe ich bei einem vorherigen Band noch fantastische Elemente kritisiert, so passen diese perfekt nach Finnland, in die Weihnachtswelt und versprühen den Weihnachtszauber.

Eine Kritik bleibt für mich jedoch die häufige Verwendung des Wortes ‚Und‘ zu Beginn eines Satzes.

Bewertung vom 13.10.2025
Ohlsson, Kristina

Flammenrad / Gänsehaut in Hovenäset Bd.1


ausgezeichnet

Gruselgeschichten aus Hovenäset

Heidis Zimmer wird renoviert und dadurch eine Geheimnis unter der alten Fußdiele gelüftet. Heidi findet einen Schuh und eine Rassel, wem gehören die alten Sachen? Plötzlich wird das Wetter immer stürmischer und Heidi hört jemanden in ihrem Zimmer rumschleichen. Zum Glück kann sie das neue Riesenrad im Ort ablenken und der Besitzer zieht in das Gästezimmer der Familie ein, ein Grund mehr für Harry und Alva, ihre Freundin Heidi zu besuchen. Doch irgendwas stimmt nicht, ihre schwangere Bonusmama wird immer müder und ihre Oma gerät bald vollkommen in Panik. Die drei Freunde machen sich auf die Suche nach Antworten und Finden ein schreckliches Geheimnis, das sich zu wiederholen droht.

Flammenrad von Kristina Ohlsson ist der erste Band der Gänsehaut in Hovenäset Reihe für Kinder ab 11 Jahren, die ihre Angstlust gerne herausfordern. Von Beginn an durchzieht eine düstere Atmosphäre das Buch, ständig in Alarmbereitschaft sorgt es sogar bei mir als Erwachsene für ein leichtes Bauchkribbeln. Unfassbar gut hat Ohlsson Hinweise und Indizien in die Geschichte eingewoben und mit kleinen Elementen gruselige Szenarien erschaffen. Die Geschichte wirkt über den größten Teil sehr real, was den Gruselfaktor erhöht und das Lesen super spannend gestaltet.

Der Schreibstil ist im ersten Moment etwas ungewöhnlich und wirkte vor allem zu Beginn etwas holprig, am Ende war es aber auch genau der Schreibstil, der das Werk besonders angespannt wirken lies und damit den Effekt des Grusels ebenso verstärkte. Die Charaktere wurden gut ausgearbeitet. Heidi ist eine Protagonistin, deren Gedankengängen man gerne folgt. Alleingelassen von ihrer Mutter, wächst sie nun bei ihrem Vater und ihrer Bonusmama auf und entwickelt sich im Laufe der Geschichte. Die Freundschaft zwischen Alva, Harry und Heidi ist stark und zeichnet sich vor allem durch den Glauben an den anderen aus. Zusammen beweisen sie immer wieder ihren Mut.

Selten erwähne ich Cover und Titel in meiner Rezension, aber an dieser Stelle sei eine Ausnahme gemacht, denn beides passt wirklich hervorragend zur Geschichte!

Einziger Kritikpunkt ist für mich das etwas zu actionreiche Ende und der Faktor, dass der Grusel am Ende nochmal auferlegt wird. In Kinderbüchern würde ich dazu neigen, dass sowas nicht unbedingt sein muss. Und dennoch reichen mir die beiden Kritikpunkte nicht, dem Buch auch nur einen Stern abzunehmen, denn viel zu vieles wurde hier richtig gut gemacht und hat für ein kurzweiliges Leseerlebnis gesorgt. Kinder die gerne ihre Angstlust ausleben sind mit Flammenrad gut beraten und auch Erwachsene haben an dieser Geschichte mit Sicherheit ihren Spaß!

Bewertung vom 11.10.2025
Wilson, Misty

Falling Like Leaves


sehr gut

Herbst in Bramble Falls

Die New Yorkerin Ellis hat klare Zukunftspläne, sie möchte an der Columbia University Journalismus studieren. Doch ihre Pläne scheinen zu platzen, als ihre Eltern sich trennen und ihre Mutter Ellis mit nach Bramble Falls schleppt. Eine kleine Stadt, die Ellis’ Ziele in die Ferne rücken. Doch zum Glück findet in Bramble Falls das alljährliche Herbstfestival statt, dass Ellis von ihren Sorgen ablenkt und ihr Cooper näher bringt, den Jungen, den sie vor drei Jahren zum ersten Mal geküsst hat. Nur Cooper scheint weniger über Ellis Rückkehr erfreut zu sein, doch die Anziehung zwischen den beiden ist für alle zu spüren.

Falling Like Leaves von Misty Wilson ist eine süße Herbstromance für Jugendliche, die sich super leicht liest und vor allem in Bramble Falls eine herbstliche Atmosphäre erzeugt.

Die Geschichte erleben wir aus Ellis Sicht, was für mich fast schon der größte Kritikpunkt ist, denn Ellis ist für mich phasenweise etwas zu dramatisch und egoistisch eingestellt. Während die Jugendlichen um sie herum reifer und reflektierter wirken, beißt sie sofort zu, wenn ein potenzielles Drama entfacht werden könnte. Aber klar, Ellis hat im Gegensatz zu den anderen Charakteren auch einen unfreiwilligen Umzug im Nacken. Ihr Verhalten lässt sich daher durchaus erklären, wenngleich ich mir manchmal trotzdem etwas mehr Reflexion gewünscht hätte.

Die herbstliche Atmosphäre in Bramble Falls kam super rüber und sorgt für einen gemütlichen Flair. Die Nebencharaktere in Bramble Falls fand ich allesamt sympathisch, nur die Geschichte aus dem Elternhaus war mir etwas zu stereotypisch und klischeehaft. Wilsons Schreibstil trägt einen super leicht durch die Geschichte und ich bin mir sicher, dass Falling Like Leaves für Jugendliche ein tolles, herbstliches Romance Buch ist.

Bewertung vom 11.10.2025
Dabos, Christelle

Die Spur der Vertrauten


weniger gut

Zwischen Wille und Instinkt.

Claire und Goliath leben in einer Welt, das dem ‚Wir‘ untergeordnet ist. Der Instinkt des Menschen dient dem Allgemeinwohl und Individualität darf nicht existieren. Goliath fehlt nur noch ein gerettetes Leben, um ein Tugendhafter zu werden, Claire steht vor ihrem Abschluss zur Vertrauten als plötzlich unbemerkt Schüler:innen verschwinden. Claire und Goliath fällt dieser Umstand auf, doch Claire möchte auf keinen Fall auffallen, denn ihr Geheimnis bedroht ihr Leben.

Die Spur der Vertrauten von Christelle Dabos verspricht eine Dystopie über verbotene Individualität, Widerstand und Liebe und bietet ein komplexes Weltensystem, das aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird.

Der Klappentext klang mit all seinen aufgeworfenen Themen super spannend. Ein Instinkt der Menschen dazu verleitet, dem Allgemeinwohl zu dienen. Ein Gemeinwohl, das ausschließlich dem ‚Wir‘ dient und doch der versprochene Ausbruch von Individualität. Ähnlich spannend ließen sich auch die ersten Seiten lesen, aber mit jeder Seite mehr verpuffte mein Interesse und gewann an Verwirrung dazu. Fragen werfen sich auf, die auch bei weit über der Hälfte des Buches noch lange nicht geklärt sind und den Spaß am lesen rauben, weil die Handlungen der Charaktere ohne Verständnis für das System der Welt kaum einzuordnen sind.

Die Perspektiven wechseln primär zwischen Goliath und Claire, bieten aber auch ein paar Nebencharaktere. Perspektiven die vermutlich die Sichtweisen der verschiedenen Standpunkte darstellen sollen, sich aber in der Komplexität verlieren. Teilweise lassen sich Perspektiven nicht direkt zuordnen und verwirren nur noch mehr. Ein weiteres Problem war für mich, dass ich mit keiner einzigen Perspektive warm wurde und dadurch keinen Zugang zum Buch gefunden habe. Alle Perspektiven wirkten auf mich kühl, ähnlich wie die gesamte Gesellschaft.

Auch zeitlich fühlt man sich komplett verloren. Minitel, SMS, Jukebox,… das alles spricht für eine vergangene Zeit, Pay-TV Sender fallen dann doch eher in eine andere und so lässt es sich kaum verordnen. Was grundsätzlich kein Problem sein muss, aber insgesamt dann doch ein weiterer Punkt ist, der mich den Bezug zum Inhalt nicht abholen konnte, zumal es inhaltlich schon eine Begründung hätte geben können… wenn es denn jemals relevant geworden wäre.

Die Spur der Vertrauten konnte mich daher leider gar nicht abholen. Mir gefällt weiterhin die Grundidee dieses Buchs super gut und die Autorin hat viele wunderbare Ideen einfließen lassen, die für mich aber nur sehr selten ihre Wirkung erzielten. Immer wieder gab es auch kleinere Handlungen, die bedeutsam hätten werden können und dann doch nicht mehr erwähnt wurden. Die Einordnung als Jugendbuch für Kinder ab 14 Jahre finde ich sehr optimistisch, die Protagonist:innen sind zwar Jugendliche und doch glaube ich, dass es inhaltlich die Mehrheit von 14-jährigen (noch) nicht ansprechen dürfte.

Bewertung vom 06.10.2025
Kling, Marc-Uwe

Der Tag, an dem Max dreimal ins Auto gekotzt hat


gut

Turbulente Autofahrt

Tiffany hat gute Laune, doch mit der ist sie scheinbar ganz allein. Ihre Mutter ist genervt vom Koffer packen, ihr Vater vom neusten Kratzer am Auto. Die Oma sucht mal wieder ihr Handy, Luisa hat Stress mit Hormone, Opa möchte lieber mit dem Zug fahren und Max har das ‚kleiner Feigling‘ Problem. Ein Problem, dass im Laufe der Fahrt nicht nur seins ist, sondern die ganze Familie ins Wanken bringt.

Der Tag, an dem Max dreimal ins Auto gekotzt hat von Marc-Uwe Kling ist wunderbar vom Autoren selbst eingesprochen und mit Musik von Boris Löbsack untermalt worden. Auf dieser Ebene wirklich eine absolut grandiose Umsetzung und als Highlight gibt es den Text nochmal aus einer Live-Lesung!

Nun aber zum Inhalt. Ich mochte den Anfang sehr, Tiffanys Sicht auf die Welt, ihre Zuordnung gewisser Antworten war wirklich herrlich. Doch mit der Fahrt ging mir dieser feine Humor etwas verloren und es wirkte etwas erzwungen. Vielleicht fehlt mir etwas das Vorwissen, denn erst im Nachhinein bekam ich mit, dass es ein 5. Band ist. Die Story selbst ist zwar abgeschlossen, aber die Beziehungen der Figuren und meine zu ihnen könnten möglicherweise mit dem Vorwissen eine andere Reaktion in mir auslösen. Auch für Eigenwerbung bin ich weniger zu haben und mag es daher nicht, wenn auf andere Werke hingewiesen wird.

Der Tag, an dem Max dreimal ins Auto gekotzt hat konnte mich inhaltlich zwar nicht gänzlich überzeugen, dennoch sind Marc-Uwe Klings Hörspiele immer wieder ein absolut schönes Hörerlebnis!

Bewertung vom 04.10.2025
Pernlochner-Kügler, Christine

Der Club der kalten Hände


sehr gut

Furchtlos dem Ende stellen

Lizzy entdeckt, dass ihre Eltern nicht nur ein langweilges Unternehmen führen, dass irgendwelche Kisten verfrachtet, sondern dass sie ein Bestattungsunternehmen führen. Gemeinsam mit ihren Freunden Mo, Cem, Olga und Fritzi erfährt sie in der folgenden Zeit mehr über den Tod und die Trauer. Neue Freundschaften mit Yuki und Ronny entstehen und zusammen werden sie Der Club der kalten Hände, der sich furchtlos sämtlichen Themen zum Ende des Menschen stellt.

Der Club der kalten Hände von Christine Pernlochner-Kügler ist in zwei Teile eingeteilt. Im ersten Teil wird eine Geschichte erzählt, die sich auf verschiedene Formen von Verlust bezieht und dementsprechend präsent ist das versterben von (unterschiedlichen) Menschen. Im zweiten Teil wird das Clubbuch der kalten Hände vorgestellt, in dem die Freunde nicht nur vorgestellt werden, wobei Yukis Steckbrief fehlerhaft ist, sondern auch viele weitere Informationen zum Tod vorstellen.

Besonders gut gefallen hat mir, dass man auf unterschiedliche Trauerformen eingegangen ist und dass der Tod im Buch nicht gleichbedeutend mit ausschließlich negativen Gefühlen war, sondern dass auch das Gefühl gegeben wurde, dass Lachen danach nicht verboten ist und man weiterhin Dingen nachgehen kann, die einem Spaß machen.

Auch die Zeichnungen von Valerie Tiefenbacher haben der Geschichte etwas passendes mitgegeben. Auf den ersten Seiten war ich noch etwas skeptisch, da der Zeichenstil doch außergewöhnlich ist, aber am Ende hat genau diese Außergewöhnlichkeit perfekt zu diesem Thema gepasst, das hier ganz viele Facetten anspricht.

Schade finde ich, dass Abschiednehmen am Ende beinahe damit gleichgesetzt wird, dass man die verstorbene Person nochmal sieht, wenn sie tot ist. Das hätte ich gerne etwas differenzierter gesehen, weil nicht jedes Kind diesen Schritt gehen kann und es dementsprechend auch nicht das Gefühl kriegen sollte, dass es das machen muss oder noch schlimmer, dass es dies hätte machen sollen und nun nicht mehr nachholen kann. Außerdem gibt es einige Fälle, in denen ein solcher Abschied gar nicht möglich ist, dafür hätte ich mir gerne eine Alternative gewünscht, damit auch ein solches Abschiednehmen als solches gesehen wird.

Bewertung vom 29.09.2025
Morosinotto, Davide

Greta Grimaldi und der Junge aus dem Schatten


gut

Der rätselhafte Findling

1829, Nürnberg: Greta Grimaldi und ihr Vater erreichen Nürnberg. Zusammen wollen sie den mysteriösen Fall um Kaspar Hausers Drohbriefe lösen.

Greta Grimaldi und der Junge aus dem Schatten von Davide Morosinotto beschäftigt sich mit dem realen Fall des Kaspar Hausers’ und verbindet wahre Begebenheiten mit fiktiven Rätseln und Lösungen.

Die Idee einen wahren, mysteriösen Fall in eine fiktive Geschichte umzugestalten hat mir sehr imponiert, vor allem weil mir Kaspar Hauser bis dato nicht geläufig war und ich mir im Nachgang noch einiges, interessantes anlesen konnte. Die Einbindung der wahren Begebenheiten finde ich sehr gut gelungen und die Abweichungen sind natürlich dem Kriminalfall geschuldet, unter dessen Deckmantel die Geschichte entsteht. Dieser Fall findet im Buch seinen Abschluss, das Rätsel um Kaspar Hausers Herkunft wird aber auch hier nicht gelöst, was ich sehr passend finde.

Der Schreibstil passt zu einem Detektivroman und ist eher etwas unterkühlt, weswegen auch die Charaktere unnahbar bleiben. Ich hätte mir gerne ein paar Szenen mehr mit Kaspar Hauser gewünscht, um seinen Charakter etwas besser auszuarbeiten, so wurde viel von ihm gesprochen, aber selbst wenig von/mit ihm erlebt.
Greta Grimaldi wirkte auf mich nicht ganz stimmig, während sie in der Vergangenheit als cleveres Mädchen beschrieben wurde, fällt sie hier doch eher durch undurchdachte Aktionen auf und auch die Ermittlungen laufen eher beiläufig, wohingegen anderen Dingen ein größerer Fokus gegeben wird. Diese sind zwar ein Teil der Lösung, nehmen für mich dennoch etwas zu viel Platz ein.

Das Ende selbst war für mich dann leider eine kleinere Enttäuschung. Nicht weil man die Lösung relativ schnell erahnen kann, das finde ich - auch im Anbetracht der Zielgruppe - nicht weiter tragisch, allerdings wirkt der Grund absurd und sehr konstruiert.

Bewertung vom 23.09.2025
Stein, Tina

Secret Forest Academy. Avas Bestimmung


gut

Geheimnisvolle Schule

Avas Eltern sind spurlos verschwunden und seitdem passieren auch Ava seltsame Dinge. Immer wieder wacht sie mitten im Wald auf, wo vorher noch ihr Bett war, liegt sie nun auf dem Ast eines Baums. Eines Tages taucht Charon auf, der behauptet mehr über Ava und ihre Eltern zu wissen. Ava traut ihm nicht und wird prompt von ihm angegriffen, doch zum Glück kommt ihr Urs zur Rettung. Urs ist ein Schwarzbär der nicht nur verfressen ist, sondern auch mit Ava sprechen kann. Und Urs möchte Ava an eine ganz besondere Akademie bringen. Die Secret Forest Academy ist voll von magischen Wesen und magischen Mitschüler:innen, eine Welt von der Ava bis zu diesem Tage nichts gewusst hat und von der sie hofft, dass sie dort das Geheimnis um das Verschwinden ihrer Eltern lösen kann.

Avas Bestimmung ist der erste Band der Secret Forest Academy-Reihe von Tina Stein. Der Auftakt der fantastischen Reihe wird Leser:innen ab 10 Jahren empfohlen. Der Schreibstil war für mich (im Vergleich zu anderen Büchern in der Altersklasse) noch sehr kindlich, vor allem die Dialoge zu Beginn der Geschichte wirkten teilweise so, als wären sie an eine jüngere Leserschaft gerichtet. Dieses Gefühl wird durch sagenhafte 79 Kapitel auf 288 erhöht. Ich schätze kurze Kapitel sehr, aber im Schnitt keine vier Seiten für ein Kapitel, finde ich dann doch zu wenig.

Das Setting hat uns sehr gut gefallen, die Akademie klingt nach einer grünen Wohlfühloase mit spannenden Eigenheiten. Die Charaktere waren gut ausgewählt, Ava ist als Protagonistin nahbar und man kann sich in sie und ihre Gefühle gut hineinversetzen. Vor allem der ungewöhnliche Einstieg lässt einen als Leser:in ebenso hilflos zurück wie Ava, sodass nicht nur Ava unbedingt mehr über die Akademie und ihre Fähigkeit wissen möchte, sondern auch wir Leser:innen. Avas Seelentier Urs ist emphatisch, einfühlsam und lustig. Avas Mitschüler:innen bieten eine gute Mischung aus Sympathie und Antipathie. An ein paar Stellen wurde es uns mit den vielen Wesen etwas zu viel und es war schwierig den Durchblick zu bewahren, gleichzeitig fehlten den Nebenfiguren etwas die Tiefe.

Das Ende konnte uns leider gar nicht überzeugen. Ein Reihenauftakt verspricht natürlich immer einen kleinen Cliffhanger und offene Fragen, aber das Ende kam uns viel zu abrupt und lässt ein guten Abschluss vermissen, weswegen Avas Bestimmung uns insgesamt leider nicht richtig abholen konnte.

Bewertung vom 22.09.2025
Fröhlich, Anja

3 Streuner und der sprechende Berg


sehr gut

Streuner in der Schule

Die drei Streuner King Kerl, Big Ben und Flirty fühlen sich bei Joy mittlerweile heimisch, doch nun ist in Joys Schule Wohlfühlwoche angesagt und King Kerl soll Joy begleiten. In die Schule? Für die drei Streuner eine absolute Katastrophe und dann auch noch ohne seine beiden besten Kumpel. Doch die Drei sind untrennbar und daher finden Flirty und Big Ben ihren ganz eigenen Weg, um dabei zu sein und das Geheimnis um Pepes Verhalten gegenüber Joy zu klären.

3 Streuner und der sprechende Berg von Anja Fröhlich ist ein Kinderbuch für Kinder ab acht Jahren, das eine Menge Spaß für die kleinen Leser:innen verspricht. Die Geschichte wird aus der Perspektive King Kerls erzählt, dadurch werden die Erlebnisse des Trios in kinngerechter Sprache übermittelt und für die Kinder die Welt aus der Sicht des Hundes dargestellt, der vielleicht auch das eigene Denken und Verhalten gegenüber Hunden prägen kann.

Das Abenteuer der drei Hunde ist super lustig erzählt und hat die Kinder einige Male zum Lachen gebracht, vor allem die unverblümte Sprache, die zu den Streunern passt und zu einer Situationskomik führt, konnte besonders überzeugen. Durch tolle schwarz-weiß Zeichnungen von Pe Grigio gab es zwischendurch auch immer etwas zum Anschauen und auch Schildkröte Schildegard gibt wieder ein paar ihrer Weisheiten mit auf den Weg. Sie überzeugte jedoch vor allem mit ihrer Aktion auf dem Rasenmäher. Die drei Streuner zeigen außerdem, was Freundschaft und Loyalität ausmacht!

Was ich etwas unnötig empfand, war die Darstellung der vermeintlichen Veganerin, die dann doch keine war. Ich finde, der Szene hätte es keinen Abbruch getan, wenn das Essverhalt unbenannt oder sie als Vegetarierin vorgestellt worden wäre.

Bewertung vom 22.09.2025
Mirow, Benedict

Joshua Jackelby


sehr gut

Extrablatt! Extrablatt!

1851, London. Joshua ‚Josh’ Jackelby verdient sich als Zeitungsbote sein Geld, um über die Runden zu kommen. Sein Traum ist es irgendwann als königlicher Bote zu arbeiten und endlich wieder auf einem Pferd zu reiten. Eines Tages rettet Josh einen kleinen Hundewelpen aus der Themse und ahnt nicht, dass ihm die Hündin Hazel fortan nicht mehr von der Seite weichen wird. Ein Band, das Josh brauchen kann, genauso wie seine treuen Freunde Leroy und Charlotte. Gemeinsam mit den Waterloo Boys müssen sie sich immer wieder gegen die Straßenband der ‚Kings‘ durchsetzen und geraten bald in ein noch größeres Abenteuer. Denn dem Professor Bellows werden Pläne für eine Flugmaschine gestohlen, dessen Diebstahl noch viel größere Folgen haben könnte. Joshua und seine Freunde machen sich auf die Suche nach den Dieben.

Joshua Jackelby von Benedict Mirow entführt einen in das viktorianische London und dreht die Zeit zurück. Das Buch ist nicht klassisch in Kapitel unterteilt, sondern wird durch Daten und Uhrzeiten unterteilt. Jeder Tag beginnt mit den ‚Extrablatt‘ rufen der Zeitungsverkäufer und sorgt direkt dafür, dass man sich in die Vergangenheit versetzt fühlt. Dieser Einstieg ist sehr geschickt gewählt, nimmt einen direkt ein und weckt die Vorfreude auf den nächsten Tag. Die Seiten lesen sich auch sehr schnell, denn gefühlt passiert immer etwas und die Spannung steigt von Tag zu Tag. Die Atmosphäre ist gut getroffen, die Welt Joshuas ist deutlich rauer und von Armut, Krankheit und Tod geprägt. Gesellschaftliche Strukturen werden hinterfragt und kritisiert, Freundschaften sind dabei ein sehr wichtiger Bestandteil und auch, dass nicht alle Individuen einer Gruppe dem Vorurteil oder Klischee entsprechen. In diesem ganzen Konstrukt, dass sehr authentisch wirkte, war das fliegende Abenteuer der Kinder für mich etwas zu viel, gleichzeitig hat es für die Kinder nochmal die Spannung erhöht.

Joshua ist ein toller Protagonist, der sich trotz eigener Armut für andere einsetzt und Josh wächst im Verlaufe der Geschichte immer wieder über eigene Ängste hinaus. Seine Freundschaft zu Leroy und Charly zeigt sich als eine ganz besondere, in der alle füreinander einstehen, die Eigenarten der anderen akzeptieren und auch den Freiraum, den sie benötigen. Aarya und Rashna fügen sich auch schnell in dieses Bild ein, das über Freundschaft gezeichnet wird und geben gleichzeitig noch viel mehr mit auf dem Weg.

Joshua Jackelby ist ein viktorianisches Abenteuer, dass durch seine realistischen Beschreibungen durchaus eine düstere Atmosphäre erzeugt und damit nicht nur unterhaltend ist, sondern auch über frühere Zeiten ins Gespräch kommen lässt.