Von wusl
Ich habe mir von diesem Buch tatsächlich nicht viel erwartet und wurde positiv überrascht. Warum habe ich es gelesen? Weil ich immer noch an die Stunden vor so vielen Jahren denke, als er zum ersten Mal Wimbeldon gewonnen hat und ich atemlos auf einem winzigen Schwarz-Weiß-Fernseher den kleinen Tennisball verfolgt habe und dann begeistert diesen Teenager dabei beobachtet habe, wie er den Pokal gewonnen hatte. Damals hat mich das bewegt und einige Jahre habe ich seinen sportlichen Werdegang verfolgt. Später hat mich enttäuscht, dass er so oft das Bild eines gefallenen Helden abgab und sowohl seine diversen Frauengeschichten, als auch seine Lügen und Unterschlagungen haben mich erschreckt.
Von all dem erzählt das Buch. Und auch viel über seinen Gefängnisaufenthalt. Ich muss Boris Becker zu gute halten, dass er keine Schönfärberei betreibt und relativ ehrlich über all seine Fehler erzählt. Er macht seine Verflossenen nicht schlecht und versucht sich nicht zu sehr zu rechtfertigen. Am Ende habe ich das Buch gut gefunden - auch wenn ich nichts Neues erfahren habe, so denke ich doch, mein Bild von Becker ist nun etwas milder geworden.
Vorneweg. Die Geschichte ist ganz eindeutig Fiktion. Aber von Anfang an hatte ich das Gefühl, dass die Autorin einige reale Persönlichkeiten in leicht verfremdeter Weise hier eingebaut hat und dass die politischen Umbrüche vor allem im Iran durchaus der Wahrheit entsprechen.
Wir schreiben das Jahr 1978. Catharina Cornelius wird die erste Außenministerin der BRD. Und sie ist nicht nur fähig durch politische Kompetenz, sie weiß auch, sich eine weibliche Seilschaft als Unterstützung zu suchen, mit deren Hilfe sie es schafft, auch gegen männliches Schwadronieren und Machtspiel ihren Posten zu behaupten.
Hervorragend auch die starken anderen Frauenfiguren, die allesamt interssant und facettenreich sind.
Und die Sprache, die ist auch sehr unterhaltsam. Das Ganze liest sich süffig und leicht aber mit einer gehörigen Portion politischem Tiefgang. Am Ende habe ich die Hoffnung, dass es hier eine Fortsetzung geben könnte. Das abrupte Ende schreit förmlich danach.
Bei Dystophien kann ich schlecht nein sagen. Und auch wenn ich weiß, dass angekündigte Vergleiche mit bekannten Bestsellern wie den Tributen von Panem meist mehr Werbestrategie als Realität sind, so hatte ich doch gehofft. Auch, weil "Die Spur der Vertrauten" von Christelle Dabos ein Standalone ist.
Claire und Goliath leben in einer Welt, in der es keine Individualität mehr gibt und alles dem WIR untergeordnet ist. Die Regeln sind rigide und meineer Meinung nach menschenverachtend, denn gerade das Individuum in jedem Menschen macht doch das Schöne am Mensch sein aus. Als Kinder verschwinden, machen sich die beiden Hauptdarsteller heimlich auf die Suche. Ein großes Risiko, denn das WIR sieht so was gar nicht gerne.
Ich fand das Buch anstrengend zu lesen und wurde mit dem Plot so gar nicht warm. Am Ende hab ich nur noch quergelesen und muss leider sagen, dass es nicht wirklich mein Fall war.
Denn Annemie hat alles dafür gegeben, das Schweigen aufrechtzuerhalten - damit niemand redet, in diesem kleinen Dorf, in dem jeder jeden kennt.
Als Mona zum 80. Geburtstags des Großvaters zu Besuch kommt ist ihre Großmutter Annemie spurlos verschwunden. Seltsam, dass der Opa sich so gar keine Sorgen macht und nicht nach seiner Frau sucht. Seltsam, dass auch andere Menschen im Dorf etwas Verschweigen, was das Verschwinden der alten Frau erklären könnte. Was ist vor vielen Jahrzehnten passiert? Wer kann Mona helfen, die Rätsel zu lösen und die Großmutter zu finden?
Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, so dass man nach und nach erfährt, worum es eigentlich geht. Vor allem der Erzählstrang um Annemie hat mich sehr berührt. Mir hat das Buch rundrum ausgesprochen gut gefallen und ich kann es nur wärmstens weiterempfehlen.
Ich liebe die Bücher von Rebecca Gablé und finde, sie ist Deutschlands offizielle Historoman-Queen. Alle ihre Romane stehen bei mir im Regal und wurden teilweise sogar schon zweimal genossen. Optisch hat der Lübbe-Verlag diesmal noch eins draufgesetzt und dem Schnitt ein wunderbares Muster verpasst, wie es derzeit ja sehr beliebt ist. Von der geschichtlichen Einordnung ist es ein Prequel. Und zwar ein sehr spannendes, denn es spielt vor "Das zweite Königreich" und da ging es ja um William den Eroberer. Also ist Rabenthron sozusagen die Geschichte der Generation vorher und tatsächlich kommt auch William ein wenig darin vor.
Das Buch wird als dritter Helmsby-Band beworben und genau dort auf Helmsby beginnt auch das Buch mit Aelfric, dem Sohn des ehemaligen Thane, der zu früh in einem der vielen Kriege gestorben ist und dessen Bruder seine Nachfolge angetreten hat, so dass Aelfric nach einem Streit mit dem Onkel seinen kleinen Sohn und einen gefangenen Dänen auf die obligatorisch guten Pferde setzt und sich aufmacht zum amtierenden König.
Im Laufe der Geschichte lernen wir die aktuelle königliche Familie mit all ihren Söhnen und Halbgeschwistern kennen und so viel sei schon verraten, es stirbt mehr als ein König und das Gerangel um den Thron wird sowohl in England als auch auch in der Normandie fortgesetzt. Die Familie Helmsby steht dem Thron und vor allem der Königin Emma nahe. Diese heiratet nach dem Tod des ersten Ehemannes den neuen König, der ursprünglich Däne ist und das Königreich durch einen Krieg gewonnen hat. Er war dennoch beliebt beim Volk, da er den langersehnten Frieden brachte und wohl sehr gläubig war.
Der Mix aus Fiction und History gelingt Rebecca Gablé gewohnt routiniert. Dennoch fand ich das Gleichgewicht diesmal nicht immer stimmig. Vor allem am Anfang und Ende fehlte ein wenig das private der Helmsby-HeldINNen. Dennoch ist das Jammern auf hohem Niveau, denn unter den Histos bleibt auch Rabenthron ein fulminantes Highlight.
Von mir bekommt es 4,5 Sterne - einfach, weil ich drei, vier Gablé-'Bücher im Schrank stehen habe, die mir noch ein bisserl besser gefallen haben.
Dicke Leseempfehlung und da die Autorin so viele ältere Erzählstränge aufgreift, vielleicht geht es ja auch noch einmal zu den Ottos, die haben mir doch so gut gefallen.
Ich mag es ja, wenn ich mein reales Leben immer mit dazu passenden Romanen würzen kann. Also z.B. lese ich gerne Romane, die an meinen jeweiligen Urlaubsorten spielen. Oder im Winter gerne Bücher, in denen es auch kalt und winterlich zugeht. Diesmal habe ich zu einem Politthriller gegriffen um mich so richtig in die realen Bundestagswahlen einzustimmen.
Es scheint, als würde vor oder bei den Wahlen zum norwegischen Parlament, ein Attentat geplant werden. Die Ermittler versuchen mit allen ihren Kräften, die Attentäter zu ermitteln und den Anschlag zu verhindern.
Der Autor bedient sich der altbewährten HIlfsmittel, um Lesesog und Spannung aufzubauen. Die Kapitel sind kurz und enden oft an einem besonders spannenden Moment. Durch das herunterzählen der Tage bis zur Wahl wird dem Leser eine immer größer werdende Dringlichkeit suggeriert. Das zustande Kommen kleinerer Ermittlungserfolge aber auch das aufdecken falscher Fährten machen Spaß zu lesen.
Die Charaktere sind gut in Szene gesetzt, das Privatleben der Ermittler steht nicht im Vodergrund, schimmert aber immer wieder durch. Man möchte mehr erfahren und freut sich dadurch auch schon auf Teil 2.
Solider erster Band einer Reihe. Da bleibe ich dran.
Ich liebe Romane, in denen Rechtsanwälte eine Hauptrolle spielen und Straffälle und Gerichtsurteile erzählt und beleuchtet werden. Deshalb musste ich hier zugreifen und mein erstes Buch von Elisa Hoven lesen. Der Titel "Dunkle Momente" trifft ziemlich gut, worum es geht.
Die Strafverteidigerin Eva Herbergen merkt, dass sie nach vielen Jahren und einigen sehr schweren Gerichtsfällen aus dem Tritt gekommen ist. Der Glaube an die Justiz und das Gesetz sind ins Wanken gekommen. Vor allem neun Verurteilte und ihr Schicksal sind es, die dazu beigetragen haben. In Rückblenden werden diese Fälle erzählt und die dunklen Momente geschildert, die Menschen zu Gewalttätern gemacht haben. Und es wird erzählt, dass Justizia mit ihrer Waage nicht immer das richtige Gleichgewicht zwischen subtilem Gerechtigkeitsempfinden und richterlichem Urteil hält. Denn Justizis ist manchmal blind. Aber was macht das aus den Menschen, die an diesem Prozess der Urteilsfindung beteiligt sind?
Ein Buch, wie es nur jemand schreiben kann, der wie die Autorin tief drin steckt in der Materie und im Dschungel von Recht und Gesetz. Ein Buch, das schaudern macht vor dem, was Menschen Menschen antun aber auch wie dünn die LInie ist vom rechten Weg abzukommen und zum Täter zu werden.
Ich fühlte mich ein wenig an die Bücher von Ferdinand von Schirach erinnert.
Als eingeschworener Dicker-Fan musste ich natürlich auch bei "Ein ungezähmtes Tier" zugreifen. Der Titel gab mir sehr lange Rätsel auf während das schöne Cover von Anfang an gut zur Geschichte passte.
Erzählt wird von einer glücklichen gutsituierten Familie, die wortwörtlich in einem noblen Glashaus wohnt. Ihnen gegenüber lernen wir einen Polizisten und seine Frau kennen. Obwohl die junge Frau neidisch auf das reiche Paar ist entspinnt sich eine Art Freundschaft zwischen den vier. Spätestens wenn klar wird, dass der Polizist die Frau aus dem Glashaus beobachtet - wie auf dem Cover zu sehen - spürt man, dass hier etwas in Schieflage ist.
Der Thriller-Charakter entsteht vor allem dadurch, dass in Rückblicken von einem geplanten Raub erzählt wird und man nicht einschätzen kann, wer hier mit wem und was stehlen will.
Der Autor spielt damit, den Leser auf falsche Fährten zu locken und den Charakteren so viele doppelte Böden und so viele Seiten zu geben, dass man schon sehr aufmerksam lesen muss, damit man merkt, wie das Puzzle sich langsam zusammensetzt.
Der Erzählstil ist der eines Beobachters. Mir gefallen die Bücher von Dicker, in denen er einem einzigen "Helden" folgt, ein wenig besser aber dennoch habe ich das Buch sehr gerne gelesen.
Eduard Brünhofer, seines Zeichens Autor - sitzt im Zugabteil. Er ist auf der Reise nach München. Eigentlich möche er nur seine Ruhe haben. Ein unangenehmer Termin steht an. Aber ihm gegenüber sitzt Catrin Meyr. Und sie sucht das Gespräch. Da sie beruflich routiniert in Gesprächstherapie ist, werden ihre Fragen schnell sehr intim und Eduard lässt sich est wiederwillig, dann mehr und mehr interessiert darauf ein.
Ich kann mir das Gespräch wirklich sehr sehr gut als Theaterstück vorstellen. Es geht um das Leben, die Liebe, Beziehungen, Gefühle. Ich könnte mir zwar nicht vorstellen, mich selbst einem fremden Menschen so schnell so zu öffnen, aber ich glaube, Eduard brauchte dringend jemanden, um sein etwas eingefahrenes Leben zu reflektieren. Und die fremde Frau Catrin ist bestens dafür geeignet, vielleicht gerade weil sie neutral und fremd ist.
Ein Buch, dass nicht wirklich spannend ist aber so interessant, dass ich es ratz-fatz augelesen hatte.
Auf das Buch "Kummersee" von Ivar Niklas Schwarz bin ich durch meine Tochter aufmerksam geworden. Ich suche immer nach möglichst unblutigen Kriminalromanen die gerne auch ein aktuelles gesellschaftliches Thema unterhaltsam aufbereiten. Da war ich hier genau richtig.
Es ging vordergründig erst mal um eine Polizistin die für ein Vermessungsteam als Personenschützerin eingesetzt wird. Das sich dieser Job ausgerechnet in ihrer alten Heimat befindet, bringt alte Probleme ans LIcht und öffnet eine alte Wunde, die lange in ihr geschwärt hat. Vor 30 Jahren hat sie am See ihren Bruder verloren und der See ist für sie noch immer ein gefährlicher und fast verwunschener Ort. Aber wir befinden uns ja in einem Krimi - nicht in einer Fantasygeschichte.
Die Story war spannend und geheimnisvoll und berührend. Und das Thema Atommüll ist ja immer noch sehr aktuell. Das Buch hat mir ausnehmend gut gefallen.
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