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meerblick

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Insgesamt 480 Bewertungen
Bewertung vom 11.10.2025
Jando

Der Himmel trägt ein goldenes Herz


sehr gut

Die Kraft der Liebe

Felippo trauert um seine Frau Aurora, die er an den Tod verloren hat und mit der ihn eine lebenslange große Liebe verband. Seine Erinnerungen führen den alten Mann an ganz besondere Orte, die beide oft zu Lebzeiten gemeinsam besucht haben, wo sie Kraft tankten und die Schönheit der Natur bestaunten. Still und leise nimmt er Abschied von einer im harmonischen Einklang mit seiner großartigen Partnerin verbrachten Zeit. Auf seinem Weg in die Vergangenheit begleiten ihn sein treuer Weggefährte der Hirtenhund Barnaby und die äußerst emphatische Clara.
Jando, der Autor von ‘Der Himmel trägt ein goldenes Herz‘, schreibt leise und trotzdem sehr lebendig eine Geschichte, die zu Herzen geht, die aber gleichzeitig Trost spendet, weil sie auf erfüllte Jahre der Liebe zurückblickt und ein glückliches Leben in den Mittelpunkt stellt. Farbenfrohe Illustrationen von Robby Krüger stimmen atmosphärisch auf die berührenden Worte der Geschichte von ewiger Liebe ein, die der Tod nicht beenden kann.

Bewertung vom 11.10.2025
Köhlmeier, Michael

Ehrenwerte Affen


ausgezeichnet

Fabulieren vom Feinsten

Wer Michael Köhlmeier als Schriftsteller kennt, weiß, dass seine Erzählkunst eine ganz besondere ist. Er vermag durch treffsichere Aussagen, den Leser zu fesseln, ihn zum Nachdenken zu bringen und beschert gleichzeitig ein großartiges Lesevergnügen.
Einmal mehr zeigt er in ‘Ehrenwerte Affen‘, als schmucker Erzählband ausgestattet, was in ihm steckt, was er zu sagen hat. In siebzehn kurzgehaltenen und dennoch auf den Punkt gebrachten Geschichten aus der Welt der Märchen und Sagen, aus dem Reich der Mythen verbunden mit alltäglichen Beobachtungen, beschenkt er uns auf eine unterhaltende, humorvolle und nicht zuletzt auch nachdenklich stimmende Weise.
Die Themenvielfalt reicht von Eitelkeit, Elternliebe, Machtgelüste bis hin zur Nächstenliebe, um nur einige Schwerpunkte zu nennen. Es macht großen Spaß den aktuellen Bezug zu erforschen und den Gedanken diesbezüglich freien Raum zu lassen.
Wer ein anspruchsvolles Geschenk für einen Lesefreund sucht, wird hier ganz bestimmt ein sich lohnendes Exemplar finden.

Bewertung vom 11.10.2025
Henn, Carsten Sebastian

Sonnenaufgang Nr. 5


ausgezeichnet

Erinnerungen festhalten

Die alternde Diva Stella Dor hat sich ins Private zurückgezogen, pflegt nur sehr wenige Kontakte in ihrem einsamen Leben, wohnt in einem ehemaligen Strandpavillon am Meer. Zufällig trifft sie auf eine Annonce, in der Jonas noch keine zwanzig mit einem abgebrochenen Germanistikstudium seine Dienste als Ghostwriter anbietet und Stella tritt in Kontakt mit dem jungen Mann. Jonas sieht seine Chance doch noch in die schreibende Zunft eintreten zu können und verbringt viele Stunden mit Stella, die ihr Leben in Form von Notizen überall in ihren Wohnräumen verteilt, einst festgehalten hat und diese nun beim Erzählen an ausgewählte Ereignisse erinnern, die in ihre Biografie einfließen sollen. Es bleibt abzuwarten, wie Details in der Wahrnehmung verblasst können und wie verschiedenartig die Sonnenuntergänge auf der Leinwand festgehalten werden.
Carsten Henn schreibt in ‘Sonnenaufgang Nr. 5‘ eine sehr lebendige Geschichte, die sich mit Einsamkeit, Verlust und Schmerz, sich aber auch mit einer behutsamen Annäherung zurück ins Leben sich befasst. Dabei versteht er es, aus meiner Sicht, sehr gekonnt, seinen Charakteren eine Authentizität zu verleihen, die Gefühle hervorbringen und gleichzeitig einen Sogwirkung beim Lesen erzeugen.

Bewertung vom 11.10.2025
Bhatter, Ina

Drei Tage im Schnee (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Zurück ins wahre Leben

Ina Bhatter gelingt in ihrem Debüt ‘Drei Tage im Schnee‘ etwas ganz Wunderbares. Sie taucht ein in die Gedankenwelt ihrer Protagonistin Hannah, Mitte dreißig, die durch gemeinsam verbrachte Stunden mit der kleinen Sophie selbst wieder zurückwandert in die Zeit kindlicher Unbeschwertheit und unendlicher Freude an vermeintlich kleinen Dingen im Leben, wo einfach machen und ausprobieren das zentrale Handeln bestimmen. Hannah spürt eine befreiende Selbstreflexion, erkennt, dass sie allein alle Fäden für ihr ganz persönliches Glück in den Händen hält.
Trotz beruflichem Erfolg und mehr als ausreichender finanzieller Versorgung fühlt sich Hannah leer und ausgebrannt. Das Aufstehen am Morgen fällt ihre schwer, die tägliche Arbeit ist herausfordernd und bestimmt ihren Alltag. Auch an den Wochenenden findet sie kaum Erholung, vor allem aber auch keine Ruhe, will immer mehr und mehr, letztendlich um geliebt zu werden. Doch welchen Preis sie dafür zahlt, zeigen ihr drei Tage im Schnee in einer kleinen Hütte abseits der Großstadt, abseits von Lieferservice und Zentralheizung, in fast unberührter Natur.
Die Autorin schreibt leise und empathisch, ohne den Finger der Ermahnung zu heben. Ihre Denkanstöße für ein erfülltes, selbst bestimmtes Leben, entfernt vom inneren Zwang allem und jedem stets gerecht zu werden, sind eingebunden in einer sehr sensibel erzählten Geschichte, die mich berührt hat, die wachrüttelt und ein Angebot enthält, über die Strukturen des eigenen Lebens nachzudenken, zu reflektieren wieviel Kind wir in uns bewahrt haben, um dadurch die Spontanität und Leichtigkeit der uns geschenkten Zeit bewusster zu genießen.

Bewertung vom 09.10.2025
Weiß, Margit

Was man nicht sieht, ist doch da


ausgezeichnet

Einsame Kinderseelen

Margit Weiß setzt sich in ihrem Roman ‘Was man nicht sieht, ist doch da‘ mit den erschütternden Ereignissen in einem Kindererziehungsheim von 1954 in Tirol auseinander. Der Zweite Weltkrieg ist seit fast einem Jahrzehnt beendet. In den Köpfen der Lehrer und Erzieher ist das Gedankengut der Nazis noch fest verankert und beherrscht durch unmenschliche Handlungen den Alltag der kleinen weggesperrten Jungen.
Der zehnjährige Hans ist einer der Opfer rassistischer Denunzierungen der Ladiner, einer Südtiroler Volksgruppe, die im Tirol mit Ausgrenzungen und Rechtlosigkeit zu kämpfen hatten. Aus dem Unterricht am Tag der Hochzeit seiner älteren Schwester wurde er unter einem fadenscheinigen Grund verschleppt. Die Familie erfährt nur zufällig davon und versucht natürlich, ihren Sohn nach Hause zurück zu holen. Doch das gestaltet sich zu einem aussichtslosen Unterfangen. Hans muss aushalten und seine kleine, zarte Kinderseele wird über Jahre auf eine harte Probe gestellt durch körperliche Gewalt und psychische Erniedrigungen. Er selbst versucht sich seinem Schicksal zu entziehen, indem er sich als Person nur noch von außen betrachtet.
Die Autorin schreibt in einem sehr nüchternen Schreibstil, der aus meiner Sicht passend zur Gesamtsituation der Geschichte gewählt ist. Die Perspektivwechsels zu verschiedenen Protagonisten ergeben ein umfassendes sehr differenziertes Gesamtbild und verdeutlichen die Grausamkeit der Kindesmisshandlungen, die Ängste der Familie und nicht zuletzt auch die Gedankenstruktur der misshandelten Kindesseelen.
Um nicht zu vergessen setzt die Autorin all jenen ein Denkmal, die durch diese harte Prüfung gehen mussten und einen schweren Weg zurück ein selbst bestimmtes Leben beschreiten mussten.

Bewertung vom 09.10.2025
Brandes, Richard

Gejagt durch Brandenburg


ausgezeichnet

Menschliche Abgründe

Wie genau kennen wir die Menschen unseres täglichen Umfeldes, unsere Familie, unsere Freunde, Nachbarn, Arbeitskollegen? Können wir überhaupt jemals behaupten uns selbst zu kennen?
Richard Brandes zeigt in seinem neusten Kriminalroman ‘Gejagt durch Brandenburg‘, dem vierten Teil mit der Kriminalhauptkommissarin Carla Stach in der Hauptrolle, eine Welt, in der nichts ist, wie es scheint. Fein und präzise zeichnet er seine Charaktere, führt sie lebensnah in einer dicht gepackten Geschichte, die durch einen modernen Sprachstil brilliert, zu jeder Zeit unterhaltend daherkommt und mit zunehmender Seitenzahl an ihrer fesselnden, packenden Wesensart gewinnt. Er beschreibt seine Protagonisten sehr umfassend, blickt tief in ihre Seelen hinein, lässt uns teilhaben an ihren Gedanken und Gefühlen. Wir erhalten ein kompaktes, farbiges Bild und glauben zu wissen und haben doch keine Ahnung was uns letztendlich erwartet.
Carla bekommt es diesmal knüppeldick. Nicht nur in ihrem Job muss sie einstecken, diesem unkollegialen Fiesling ihre ureigenste Ermittlungsarbeit überlassen, weil ihr Stiefsohn in einen Mordfall involviert ist, nein sie kämpft auch privat ihren schwersten Kampf. Sie macht Fehler, wirkt untypischer Weise unkonzentriert, kämpft mit unglaublichem emotionalem Kraftaufwand dagegen an und geht als starke Frau immer strikt geradeaus, verfolgt ihr Ziel. Ob sie auch als strahlende Siegerin hervorgeht, bleibt dahingestellt. Das Leben ist manchmal ungerecht und verwirrend, doch Carla Stach sucht sich ihren ganz persönlichen, ihr passenden Weg, wenn er auch steinig ist.
Mir hat der Kriminalroman sehr gut gefallen, weil er den Menschen mit seinen Schwächen aber auch Stärken darstellt, ohne zu werten und Möglichkeiten aufzeigt, zukünftig mit mehr Achtsamkeit in eine erfülltere Zukunft zu gehen.
Gern gebe ich hier meine Leseempfehlung allen, die gern tiefer blicken in die menschliche Psyche und gleichzeitig gut unterhalten werden möchten durch kriminalistische Aufklärungsarbeit und durch Familiengeschichten.

Bewertung vom 28.09.2025
Bieker, Chelsea

Madwoman (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Verdrängte Wirklichkeit

Clove führt ein vorbildliches Familienleben. Sie achtet auf eine gesunde Ernährung mit ausschließlich gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen, die einen sehr ausgeprägten, bestimmenden Charakter in ihrem Alltag annehmen. In der Phase des Abstillens ihres dreijährigen Sohnes scheint sie in eine leichte Überforderung zu geraten, die ihre Ausgeglichenheit ins Wanken zu bringen scheint. Die Betreuung ihrer beiden Kinder, sie hat gemeinsam mit ihrem verständnisvollen, treusorgenden Ehemann noch eine siebenjährige Tochter, versetzt sie an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit und ihr Nervenkostüm in mächtige Anspannung. Sie besitzt eine falsche Identität, die sie vor ihrer Vergangenheit schützen soll, einer Vergangenheit, in der familiäre Gewalt, Alkoholsucht, Co-Abhängigkeit die alles bestimmende Themen waren. Ein Brief aus dem Gefängnis stellt für sie eine dramatische Bedrohung dar, die ihre heile Welt in ein unüberschaubares Chaos stürzen könnte. Verzweifelt sucht sie nach einem rettenden Anker, einer Person, die sie versteht und der sie Vertrauen schenken kann, um ihren Ballast loszuwerden, um eine Stütze in diesen schwierigen Tagen zu haben.
Chelsea Bieker greift in ihrem Roman ‘Madwoman‘ eine äußerst schwierige, herausfordernde Thematik auf, welche in unserer modernen Gesellschaft leider als traurige Wahrheit kein Einzelfall darstellt. Gewalt in der Familie, Missbrauch von Alkohol und daraus entstehende psychische Spannungen brauchen unsere Aufmerksamkeit und ein verantwortungsbewusstes Handeln. Die Autorin lässt ihre Protagonistin aus ihrem Leben erzählen. Dabei schweifen ihre Gedanken immer wieder in die Vergangenheit ab und halten Zwiesprache mit der Mutter, die nicht nur Opfer, sondern auch durch ihre Passivität zum Täter wird, die ihre Verantwortung gegenüber ihrem Kind nicht wahrnehmen kann, um ihm ein geordnetes, soziales Leben zu bieten.
Ein gewaltiger Roman, der sehr intensiv geschrieben ist aber auch bedrückende Gefühle hinterlässt.

Bewertung vom 28.09.2025
Williams, Hattie

Bittersüß


ausgezeichnet

Aushalten als schmerzliche Erfahrung

In Hattie Williams Roman ‘Bittersüß‘ lernen wir Charlie kennen, eine junge, attraktive Frau, die das Leben noch vor sich hat. Sie arbeitet in dem angesehenen Londoner Verlag ‘Winden & Shane‘ als Presseassistentin. Ihr Job ist stressig nicht nur durch endlose Überstunden, schlecht bezahlt und dennoch ist ein Traum für sie wahr geworden. Als sie dann ganz zufällig auf den großen, Mitte fünfzig jährigen Erfolgsautor Richard Aveling bei einer Zigarettenpause trifft und sogar ein paar Worte mit ihrem Idol wechselt, gerät sie in einen Strudel der Glückseligkeit. Aber damit nicht genug. Es entspannt sich eine toxische Beziehung zwischen beiden mit unglaublich dramatischen Folgen. Ihre Freunde Ophelia und Eddy können sie nicht vor diesem so bittersüßen Erlebnis bewahren.
Die Autorin lässt ihre Hauptfigur Charlie aus ihrem Alltag selbst berichten. Dabei schweifen ihre Gedanken immer wieder zu ihrer Mutter ab, die sie in jungen Jahren verlor und damit auch den Boden unter den Füßen. Nur die Einnahme von Antidepressiva helfen ihr zu überleben. Gefühle des Übersehen Werdens, des Alleinseins, des Innehabens einer Außenseiterposition prägen das Leben der Protagonistin. Immer wieder glaubt sie Enttäuschungen und schmerzliche Tatsachen aushalten zu müssen. Dabei verschiebt sich die Wahrnehmung ihrer Realität.
Der Roman setzt sich mit Co-Abhängigkeit, Alkoholismus, patriarchischen Machtgehabe aber auch mit den Werten echter Freundschaft und verantwortlichen Vaterbewusstsein auseinander. Der Roman brilliert letztendlich damit, dass es Menschen gibt, die nicht wegschauen, die sich verantwortlich fühlen und uneigennützig Hilfe leisten – großartig.

Bewertung vom 28.09.2025
Dorweiler, Ralf H.

Das Lied des Vogelhändlers


ausgezeichnet

Folgen eines mittelalterlichen Thronstreits

Ralf H. Dorweiler entführt uns in seinem Historischen Roman ‘Das Lied des Vogelhändlers‘ in das Ende des zwölften und in das beginnende dreizehnte Jahrhundert. Wir lernen den Vogelhändler Wigbert kennen. Ein menschfreundlicher Zeitgenosse, der Wagemut beweist, wenn er seine Vögel erbeutet, ein Objekt der Begierde bei den feinen Damen des Geldadels. Sein Mündel Almut, welches er bei seinen Streifzügen durch die Wälder mutterseelenallein aufgefunden hat und deren er sich fürsorglich angenommen hat, begleitet ihn, geht ihm hilfreich zur Hand. Ihre Sprache ist eine ganz besondere. Sie verständigt sich mit Vogelpfiffen. Während eines Turniers der Söhne des Markgrafen von Baden treffen sie auf Franziska von Hellerau, die einen weiten Weg hinter sich gebracht hat, um hier ihr Begehren vorzutragen. Sie hatte den vor einem Jahrzehnt stattfindenden Kreuzzug Barbarossas begleitet und bei der Gelegenheit den Markgrafen von Baden persönlich kennengelernt. Beide verbindet ein gemeinsames Schicksal.
Die Geschichte entwickelt sich Seite um Seite mit einem angenehmen Lesefluss in einem angenehmen Schreibstil. Ich konnte immer tiefer in das Geschehen, welches sehr lebendig und lebensnah niedergeschrieben ist, eintauchen. Das mittelalterliche Flair, die mit vielen Gefahren verbundene Lebensart der einfachen Menschen, der durch ein stark hierarchisches Denken ausgeprägte Umgang miteinander, der große Kampfeswille im Glaubenskrieg und das intrigante Gerangel um den Herrschersitz sind bildhaft in Szene gesetzt, vermitteln geschichtliche Ereignisse fiktional verarbeitet. Hier kommt auch Walther von der Vogelweide, geschickt eingebaut, ins Spiel. Besonders hervorzuheben sind die wunderschönen Kapitelüberschriften mit einem Bezug zu einer besonderen Vogelart, die wiederum den weiteren Verlauf der Geschichte prägen.
Wer sich gern in der Welt des Mittelalters aufhält und sich von einer spannenden, wirklich fesselnden, mit immer wieder überraschendem Verlauf und schließlich einem sich immer mehr zuspitzenden dramatischen Ende einfangen lassen möchte, wird hier ein besonderes Lesevergnügen finden.

Bewertung vom 23.09.2025
Onhwa, Lee

Kleine Wunder in der Mitternachtskonditorei


sehr gut

Südkoreanischer Magie

Die südkoreanische Schriftstellerin Lee Onhwa setzt sich in ihrem Roman ‘Kleine Wunder in der Mitternachtskonditorei‘ mit dem Ahnenkult ihres Landes auseinander. Unabhängig von der religiösen Orientierung begleiten viele Koreaner ihre verstorbenen Angehörigen durch konfuzianische Zeremonien in ein friedvolles Jenseits. Dabei spielen auch spezielle Lebensmittel als Gabe auf den Weg eine große Rolle.
In ihrem Roman setzt sich die Autorin mit diesen Bräuchen auseinander und webt daraus eine unterhaltsame, magische Geschichte. Ihre Protagonistin Yeonhwa, eine junge Frau in den Zwanzigern, erbt von ihrer Großmutter eine Konditorei mit besonderen Aufgaben. Als Bedingung muss sie einen Monat lang ihren Kunden zwischen zweiundzwanzig Uhr und Mitternacht Wünsche erfüllen, die mit einem speziellen Zuckerwerk verbunden sind. Der Großhändler Sawohl und eine schwarze Katze stehen ihr dabei helfend zur Seite. Beide spielen eine Schlüsselrolle im späteren schrittweisen Verständnis der Handlung. Yeonhwa taucht mit jedem Tag tiefer ein in die ihr gestellte Aufgabe, lernt Schicksale Verstobener kennen und wertzuschätzen, leistet ihnen uneigennützig Hilfe bei der Erfüllung von Herzenswünschen.
Feinfühlig geführt und mit einer poetischen Feder geschrieben, taucht der Leser in eine Geschichte ein, die eine Kultur beschreibt, welche fremdartig für unser westlich geprägtes kulturelles Empfinden erscheint. Auf unterhaltsame Art lernt man jedoch zu verstehen, wie wichtig den Menschen in Südkorea ihr Ahnenkult ist. Abschließend gelingt es Lee Onhwa eine gekonnte Verbindung zwischen uralter Tradition und modernem Leben zu gestalten, was mir sehr gut gefallen hat.