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clematis

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Insgesamt 364 Bewertungen
Bewertung vom 04.11.2025
Pistor, Elke

Kipferl, Killer, Kerzenschein


sehr gut

Tödliche Torte

In Annemies Café treffen sich regelmäßig junge Mütter, wohl, um zu plaudern, statt zu putzen, wie die Konditorin abschätzig meint. Als eine der Frauen plötzlich auf der Kaffeehausbank zusammensinkt und der Notarzt nur noch den Tod feststellen kann, fällt der Verdacht natürlich sofort auf Annemies Torte, die ein Gift enthalten haben muss. Schlagartig bleiben die Besucher aus und Annemie sieht sich gezwungen, dem Sachverhalt selber nachzugehen, denn dass ihre Niedelsinger Weihnachtstorte über jeden Verdacht erhaben ist, versteht sich ja von selbst.

Nicht zum ersten Male ist die rüstige Konditorin im Pensionsalter in Mordermittlungen verwickelt, wie man im Laufe der Geschichte erfährt, aber auch ohne diese zu kennen, eröffnet sich eine unterhaltsame, mit Humor gewürzte Geschichte hinter dem fröhlich bunten Titelbild. Eine Bonusoma, die selbst weder Mutter noch Tante ist, steht jungen Influencern gegenüber, wobei der Unterschied zwischen den Generationen mehr als deutlich zutage tritt. Witzige Dialoge, mit spitzer Feder überzeichnete Szenen und eine Annäherung der konträren Lebenswelten prägen die Handlung, die Auflösung des Todesfalles nimmt eher wenig Raum ein. Dennoch bietet diese bunte Familiengeschichte mit einer gewieften Hauptfigur abwechslungsreiche Unterhaltung.

Der Erfahrungsschatz des Alters und die Neuinterpretation der Jugend treffen hier aufeinander, die Konflikte zwischen den Figuren sind spürbar, so wie der Duft der Kekse zwischen den Zeilen hervorströmt. Am besten, man greift bei diesem Buch schnell zu, denn im Anhang findet sich ein köstlicher Adventkalender voller (süßer) Rezepte für jeden Geschmack. Empfehlenswert.

Bewertung vom 03.11.2025
Borrmann, Mechtild

Lebensbande (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Was wäre, wenn ...

Der Brief eines Unbekannten bewegt eine alte, verwitwete Frau dazu, ihre Geschichte niederzuschreiben, und so sitzt sie im Herbst 1993 mit Labradormischling Pepe am Küchentisch, wo sie über ihr kompliziertes Leben nachsinnt und Erinnerungen zu Papier bringt, die sie längst verdrängen und vergessen wollte.

Basierend auf Berichten von Zeitzeuginnen hat Mechtild Borrmann diesen ergreifenden Roman verfasst, wobei sie überwiegend die Zeit zwischen 1931 und 1954 thematisiert. Drei unterschiedliche Frauen aus Deutschland treffen im Laufe der Jahre aufeinander, schließen Freundschaft, bestärken einander in schwierigen Zeiten. Während die alte Dame im Präsens betrachtet wird, verschwimmen deren Aufzeichnungen immer wieder mit Lenes Geschichte ab dem September 1931. Das Wechselspiel zwischen Gegenwart, Vergangenheit und Schriftstück ist bestens gelungen, sodass man als Leser ab der ersten Zeile von den Geschehnissen gefesselt ist, welche der Zeit entsprechend traurig und dramatisch sind. Da ist Lene, die um ihren Sohn bangt, weil er als schwachsinnig eingestuft wird, sie trifft auf die Krankenschwester Nora, welche in einer Kinderstation arbeitet und diese wiederum begegnet beim Einsatz im Feldlazarett Lotte und teilt mit ihr unvorstellbare Momente.

Mit ruhigen Worten, die wohl gerade deshalb so oft unter die Haut gehen, erzählt die Autorin von Freundschaften und unmöglicher Liebe, von Mut und Dankbarkeit, von Lügen, die lebensrettend sind und von Gedanken, was wäre, wenn man das eine oder andere Mal eine andere Entscheidung getroffen hätte. Erschütternde Szenen erinnern daran, dass all das tatsächlich einmal geschehen ist, wobei immer wieder unterschiedliche Blickwinkel eingenommen werden, nicht in richtig oder falsch eingeteilt wird und keinerlei Wertung erfolgt, denn wie immer gibt es nicht nur schwarz oder weiß, sondern eine Vielfalt, welche dazwischen liegt und die Realität so deutlich widerspiegelt. Berührende Schicksale lassen den Leser den Atem anhalten, nicht allgemeine Kriegsschauplätze, sondern ganz individuelle Herausforderungen für die drei Hauptfiguren stehen im Mittelpunkt.

Eine perfekt passende Rahmenhandlung umspannt diese großartige Geschichte, welche mehrere Jahrzehnte umfasst, beeindruckende Figuren stehen für Personen, die Ähnliches erlebt haben. Wie schon im Roman „Feldpost“ hat Mechtild Borrmann auch diesmal die Zeit rund um den Zweiten Weltkrieg lebendig werden lassen, wobei sie die Realität mit glaubwürdigen fiktiven Ereignissen bestens vereint. Nachdenklich gestimmt spreche ich eine Leseempfehlung aus vollstem Herzen aus.

Bewertung vom 03.11.2025
Hurst, Heidrun

Mord auf der Klosterinsel (eBook, ePUB)


sehr gut

Todesbiss

Auf der Klosterinsel Reichenau im Bodensee kommt es zu brutalen Mordfällen. Jedes Mal ist der Hals des Opfers so zugerichtet, als hätte ihm ein Werwolf den Todeskuss verpasst. Abt Walahfrid Strabo hat es nicht leicht, den Täter zu finden, obwohl ihn seine vorwitzige Nichte, die Witwe Lindberga, tatkräftig unterstützt.

Weit zurück in der Zeit führt uns dieser Krimi, nämlich ins Jahre 842, als die Karolinger an der Macht waren. Historisch belegte Details und fiktive Krimielemente werden von Heidrun Hurst zu einem stimmigen Roman verwoben, der noch dazu reale Figuren einbindet ins Geschehen. So erfahren wir von einem schielenden Abt, der mit Ruhe und Besonnenheit das Benediktinerkloster geleitet und sich für die Gärtnerei und Dichtkunst interessiert hat. Auch wenn er im wahren Leben nichts mit den Mord und Totschlag zu tun gehabt hat, wirkt er hier verblüffend glaubwürdig, so, wie er bei der Aufklärung der Verbrechen vorgeht. Das Leben auf der Insel, die einfachen Köhler und Rebleute, sowie der Alltag im Kloster werden bildhaft vorgestellt, die schwierige Aufgabe des Ermittelns vor dem Hintergrund des Aberglaubens und der Furcht vor dem Werwolf gut eingefangen. Der ruhige Schreibstil ohne reißerische Szenen passt gut zum Gesamteindruck.

Wer gerne hinter die Kulissen eines Klosters blickt und gut recherchierte historische Details schätzt, wird mit diesem Krimi interessante Stunden verbringen.

Bewertung vom 02.11.2025
Grübl-Widmann, Eva

Töchter der verlorenen Heimat (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Südtirol im Zwiespalt

Im Jahre 1961 ist es auch in München noch schwierig, sich als Frau erfolgreich im Beruf zu behaupten. So wird die Ärztin Paula zum wiederholten Male übergangen, als es um die Neubesetzung einer Führungsposition im Krankenhaus geht. Anlässlich eines Todesfalles in Südtirol fährt Paula mit ihrer Mutter Johanna kurzerhand in deren Heimat, die die beiden seit knapp dreißig Jahren nicht mehr besucht haben. Wie wird die vergessene Familie auf den Besuch reagieren?

Ein großartiger Roman, der auf bewegende Weise das Schicksal der verbitterten Johanna erzählt und gleichzeitig die dramatische Geschichte Südtirols in Erinnerung ruft. Paulas Entschluss, Richtung Bozen aufzubrechen, bringt einen Stein ins Rollen, der nicht nur dem Leser aufregende Stunden beschert, sondern auch die Figuren im Buch vor schier unlösbare Fragen stellt. Höchst lebendig setzt Eva Grübl-Widmann alles in Szene, beschreibt grandios die einzelnen Geschehnisse und verknüpft auf außerordentlich gelungene Weise zwei Zeitebenen miteinander zu einem spannenden Stück Zeitgeschichte, in dem Johanna und Paula, aber auch alle anderen Figuren, tatsächlich solch ein Drama erlebt haben könnten. Der tiefgreifende Zwist zwischen Südtirolern und (Süd)Italienern wird plastisch herausgearbeitet, die unterschiedlichen Lebenswelten geschickt dargestellt. Viel Detailwissen packt die Autorin wie nebenbei in die fiktive Handlung und hält mit ihrem bildhaften Schreibstil die Spannung hoch. Die mächtigen Berggipfel des Alto Adige, das laute Leben in Italien, das umso lauter und wilder wird, je weiter man in den Süden kommt, die verführerisch duftenden Speisen, der knatternde VW Käfer und viele spürbare Emotionen, das sind die Besonderheiten, welche der Geschichte ihre Glaubwürdigkeit verleihen.

Identitätsverlust, eiskaltes Schweigen innerhalb der Familie und wohlgehütete Geheimnisse vor dem Hintergrund der politischen Wunden, Probleme, welche mitunter bis heute ihre Schatten werfen, stehen im Mittelpunkt dieses stellenweise eher traurig stimmenden Romans. Trotz allem steckt aber auch ausreichend Mut und Hoffnung zwischen den Zeilen, sodass ich die letzte Träne aus den Augenwinkeln wischen und das Buch mit einem Lächeln im Gesicht beenden kann. Uneingeschränkte Leseempfehlung!

Bewertung vom 30.10.2025
Sandmann, Elisabeth

Wir dachten, das Leben kommt noch (eBook, ePUB)


sehr gut

Geheime Mission

BBC-Moderatorin Gwen soll für ein neues Buch recherchieren, Arbeitstitel: unbekannte Pionierinnen. Konkret kontaktiert Gwen die Engländerin Pat, welche im Zweiten Weltkrieg für die sogenannte SEO (Special Operations Executive) im Einsatz war und verschlüsselte Funknachrichten von Frankreich nach London gesendet hat, eine gefährliche Aufgabe, die von so manchem Mitglied der Truppe mit dem Leben bezahlt worden ist. Dass sie dabei auch noch Geheimnisse ihrer Großmutter aufdeckt, ahnt Gwen anfangs natürlich nicht.

Brisante Geschehnisse aus dem britischen Nachrichtendienst stehen in diesem Roman im Mittelpunkt, akribische Recherche und die Einbettung in eine fiktive Geschichte verleihen dem Ganzen eine authentische Note. Speziell zu Beginn des Buches sind jedoch die beiden Zeitebenen verwirrend, da auch in der Gegenwartshandlung (1998) Rückblenden, Erzählungen und besprochen Kassetten immer wieder in die 1940er-Jahre zurückführen. Zudem muss man achtgeben, dass man die drei Namen Lily, Lilou und Laura nicht durcheinanderbringt. Hat man aber einmal den Überblick, dann entspinnt sich vor dem geistigen Auge des Lesers eine abwechslungsreiche und bewegende Geschichte, denn insbesondere Pat wird auch über all die Jahre nach dem Krieg noch von schwerwiegenden Erinnerungen heimgesucht. An mancher Stelle vielleicht ein wenig zu sachlich dargestellt, kann man sich trotzdem die Anspannung der Einsatzkräfte im fremden Land vorstellen. War Pat in ihren ersten Tagen in Frankreich noch locker und unbedarft, so schärft sie ihre Sinne immer mehr, um getarnte Feinde zu entlarven. Sandmann stellt diese wichtige Funktion der geheimen Mission im Krieg recht anschaulich dar, wirft moralische Fragen rund um kriegsbedingten Gehorsam und eigenen Überlebenswillen auf und erklärt insbesondere auch noch im Nachwort, wie schnell die unerschrockene Leistung etlicher Frauen wieder in Vergessenheit geraten ist, während Männer stets als Kriegshelden gefeiert worden sind.

Eine sehr realitätsnahe Erzählung, das Portrait der Frauen im geheimen Nachrichtendienst ist gelungen.

Bewertung vom 30.10.2025
Kölpin, Regine

Zwischen Zuversicht und Leben


ausgezeichnet

Entscheidungen

Esther ist fertig mit ihrer Ausbildung zur Hebamme und muss bei ihrer neuen Anstellung am Wellenklinikum in Bremerhaven feststellen, dass hier die Uhren im Jahre 1978 ganz nach aktueller Ärztemanier und starrem Automatismus ticken, wodurch den Frauen ihre Selbstbestimmung weitgehend aberkannt wird. Mit ihren Vorstellungen nach Zweisamkeit zwischen Mutter und Kind, Stillen nach Bedarf oder gar Vätern im Kreißsaal stößt sie auf taube Ohren. Neben diesen beruflichen Problemen gerät sie auch privat in eine missliche Lage und steht im historisch belegten Schneesturm im Winter 1978/79 vor schwierigen Entscheidungen.

Durch penible Recherche und aufgrund eigener Erfahrungen erzählt Regine Kölpin höchst lebendig vom Hebammendasein in den ausklingenden 1970er-Jahren, von Frauen, die mehr vom Leben erwarten als die Abhängigkeit von einem Mann und dem legendären Schneesturm, der alles lahmlegt und etliche Einwohner der Wesermarsch quasi von der Zivilisation abschneidet. Viele Erinnerungen an meine eigene Kindheit erwachen bei der Erwähnung von Fototapeten und Makrameearbeiten, Toast Hawaii und Mettigel, Bee Gees und Boney M oder Simmel und Konsalik. Neben der überaus bildreichen und bestens vorstellbaren Illustration der Lebensumstände gelingt es Regine Kölpin ebenso gut, die Konflikte zwischen Hebammen und Ärzten zu veranschaulichen und obendrein noch die private Situation von Esther sehr nahegehend zu beschreiben. Durch ihren klaren und detailgenauen Schreibstil fesselt die Autorin den Leser durchgehend an eine Erzählung, welche durch Empathie und Feingefühl geprägt ist. So ist es nicht schwierig, sich in manche Figur hineinzuversetzen und vollkommen in der Geschichte zu versinken. Eine wesentliche Entscheidung bleibt am Ende natürlich offen und weckt Sehnsucht nach einer baldigen Fortsetzung.

Wundervolle Lesestunden sind bei Regine Kölpin garantiert, ich empfehle diese großartige Zeitreise in den schneereichen Winter 1978/79 überaus gerne weiter.

Bewertung vom 30.10.2025
Breuer, Gabriele

Im Schatten der Kaiserin (eBook, ePUB)


sehr gut

Am Kaiserhof

Kaiserin Maria Theresia führt ein strenges Regiment, wenn es um den katholischen Glauben geht, auch vor dem Entzweien von glücklichen Familien schreckt sie nicht zurück, so sie Luthers Lehren anhängen. Carolines Mutter ist gestorben, kurz bevor sie mit ihrem Vater bei einer protestantischen Messe festgenommen wird. Während er nach Siebenbürgen transmigrieren soll, wird das Kind an den kaiserlichen Hof Schönbrunn gebracht. Dort trifft Carli auf die Erzieherin Sophie, welche selbst nach schwerer Krankheit einen anderen Lebensweg wählen muss als ursprünglich geplant.

Eine warmherzige Geschichte aus unterschiedlichen Blickwinkeln tut sich hinter dem hübschen Titelbild auf. Sophie, Ben und Carli stehen neben der Kaiserfamilie im Mittelpunkt der Handlung, welche in der Steiermark beginnt, ins Wiener Schloss führt und Richtung Rumänien deutet. Die Macht Maria Theresias ist groß, und auch wenn so manche Figur sich für mehr Menschlichkeit einsetzt, ist es überaus fraglich, ob sich dieser Wunsch erfüllen wird. In unkompliziertem Sprachstil entwirft Gabriele Breuer abwechslungsreiche Szenen, welche das Dilemma gleich mehrerer Personen anschaulich darstellen. Vater Ben will keinesfalls seine fünfjährige Tochter Carli in Wien zurücklassen, Sophie hat die Kleine schnell ins Herz geschlossen und ersinnt eine Lösung für das Unausweichliche. Aber auch im Hofstaat schwären Spannungen und Feindseligkeiten, die einen passenden Rahmen für die gesamte Geschichte bieten. Unerschrockenheit hat seinen Preis, wohin sie führt, erzählt dieser feinfühlige Roman.

Historische Details und Figuren, die ihrem Herzen folgen – eine gelungene Mischung für schöne Lesestunden.

Hinweis: Das Buch ist vormals unter dem Titel "Die Schicksalwächterin" erschienen.

Bewertung vom 29.10.2025
Åslund, Sandra

Dann ruhest auch du / Maya Topelius Bd.3 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

In der Heimat

Kaum möchte Maya ein paar Tage in der Heimat bei ihren Eltern verbringen und mit ihrem Lebensgefährten Christoffer ausspannen, gibt es in der Schlossruine von Borgholm einen Leichenfund. Aufgrund frappierender Ähnlichkeiten mit einem früheren Fall werden Kriminalinspektorin Maya Topelius und ihr Kollege Pär Stenqvist gebeten, die örtliche Polizei in Kalmar zu unterstützen. Rechtsextreme Tendenzen und sehr persönliche Erinnerungen prägen den Abschluss dieser spannenden Trilogie aus Schweden.

Ein Eigenbrötler schleicht abends durch die dunklen Gänge unter dem verfallenden Schloss, die Stimmung ist angespannt, dichter Nebel und im Unterholz wucherndes Farnkraut verstärken die unheimliche Atmosphäre. Überaus eindrucksvoll beginnt dieser Kriminalroman und bleibt es auch dank der phantastischen Kombination aus Ermittlungen und Privatleben, welches hier den Bogen zu Mayas Freundinnen und der gemeinsamen Kindheit schließt. Neben den zahlreichen Eindrücken aus Småland ist es auch diesmal wieder die gelungene Themenwahl – rechtsextreme Zellen und die Verbreitung von zweifelhaftem Gedankengut – und die entsprechende Einbettung in die Trilogie, welche den Leser durchgehend an die Zeilen fesselt. Aber auch Åslunds bildhafter Schreibstil sorgt für lebendige Szenen und glaubwürdige Charaktere, sodass dem aufregenden Leseerlebnis nichts im Wege steht.

Mit einer Träne im Auge muss ich mich nach drei wunderbaren Kriminalfällen von Maya und Pär verabschieden, aber den Wunsch nach einer Auszeit muss man respektieren. Die Reihe war ja von Anfang an als Trilogie konzipiert und nicht als Dauerschleife. Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist. Dieses Sprichwort passt meiner Ansicht nach bestens zu den drei empfehlenswerten Büchern und so spreche ich sehr gerne eine Leseempfehlung aus für alle, die gerne eine Reise nach Schweden unternehmen, Mayas Privatleben kennenlernen und wie nebenbei auch noch Verbrechen aufklären möchten.

Bewertung vom 27.10.2025
Schörghofer, Manuela

Schatten über dem Kloster / Isabella Falk ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Hinterhalte

Der Füssener Bürgermeister Alois Vogler ist tot, bis zur Unkenntlichkeit verbrannt im Kloster Weißenfels. Sein Freund, Richter Rudolf Falk, geht eher von Mord als von einem Unfall aus, stirbt jedoch, bevor er genug Beweise sammeln kann. In seinem Testament stellt er seine um viele Jahre jüngere Ehefrau Isabella vor außergewöhnliche Bedingungen um sein Erbe anzutreten.

Dunkel ist die Nacht, neblig und wolkenverhangen, so beginnt und so endet dieser spannende Historische Kriminalroman, der so manche Überraschung bereithält. Über die kurzweiligen 59 Kapitel zwischen düsterem Prolog und ebensolchem Epilog erstreckt sich eine bemerkenswerte Handlung, welche im Jahre 1376 spielt und sich um Hinterhalte, Intrigen und Täuschungsmanöver dreht. Angesehene Ratsmitglieder sowie Angehörige des Klosters von Sankt Mang stehen im Mittelpunkt, drei Figuren, welchen diese Aufgabe ganz und gar nicht offiziell zufällt, versuchen aus pragmatischen Gründen, gemeinsam einen Mord aufzuklären. Diese drei Personen sind die Witwe Isabella Falk und die beiden Jugendfreunde Leonhard Stadler, der Stadtschreiber und Magnus Bader, ein studierter Medicus, wobei jeder von ihnen ganz unterschiedliche Beweggründe hat.

Die Atmosphäre des Spätmittelalters ist auf großartige Weise eingefangen, jede Figur mit Gestik, Mimik und Bekleidung bestens charakterisiert. Lebendigkeit und ein durchgehend hoher Spannungsbogen prägen das Geschehen, Unerwartetes trifft die Füssener und die Leser gleichermaßen. Wie schon in ihren bisherigen Romanen, gelingt es Schörghofer auch diesmal, mittelalterliches Flair und kriminalistische Handlungselemente glaubwürdig zu verweben, sei es durch genaueste Recherche, sei es durch ihren bildreichen und fesselnden Schreibstil. Die logische Aufklärung aller offenen Fragen versteht sich von selbst.

Ein eindrucksvoller Kriminalroman aus dem Spätmittelalter mit reichlich Dramatik und ausgezeichnetem Unterhaltungswert. Wer düstere Atmosphäre sucht, gepaart mit einer klar konstruierten Geschichte, der sollte in Füssen innehalten.

Bewertung vom 26.10.2025
Follett, Ken

Stonehenge - Die Kathedrale der Zeit (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Gigantisch

England, 2500 v. Chr.: In der Großen Ebene finden jährlich zum Mittsommerfest Rituale der Priesterinnen statt, welche einladen zu Tauschhandel, Speis und Trank und ausgelassenen Nächten. Hier treffen der Feuersteinhauer Seft und Neen aus der Gemeinschaft der Hirten aufeinander, werden im Laufe der Zeit mit Neens Schwester Joia Pläne geschmiedet, die bemerkenswerten, aber unbeständigen Monumente aus Holz durch widerstandsfähigere aus Stein zu ersetzen. Eine Epoche weit vor unserer Zeit wird auf beeindruckende Weise zum Leben erweckt.

Langsam und dennoch fesselnd entwirft Ken Follett einzelne Szenarien aus dem steinzeitlichen England, beschreibt das Leben von Bauern, Hirten und Waldleuten auf bildreiche und lebendige Art und Weise. Auch die Priesterinnen bekommen natürlich ihren Platz, ist es doch Joias Vision, ein neues Monument aus den größten Steinen der Welt zu errichten. Aber so, wie Stonehenge nicht an einem Tag entstanden ist, erstreckt sich auch dieser epochale Roman über einen großen Zeitraum und verbindet aufgrund vielfach fehlender Daten Historisches mit entsprechender Fiktion. Die Gewohnheiten der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen sind bestens vorstellbar, die Figuren aus den jeweiligen Völkern glaubwürdig und lebensnah charakterisiert. Beschwerliche Tage, dazu eine anhaltende Dürre lassen die Nerven blank liegen und die unterschwellig schwelenden Konflikte zwischen Ackerlandbesitzern, Viehhirten und umherziehenden Waldbewohnern aufbrechen, persönliche Feindschaften münden in einen kriegerischen Angriff. Über all die Jahre reift in Joia und Seft die Idee für ein gigantisches Monument aus Stein heran und steht kurz davor, tatsächlich in die Tat umgesetzt zu werden. Obwohl es bis dahin viele Seiten dauert, bleibt die Handlung stets abwechslungsreich und ermöglichen die verschiedenen Blickwinkel Eindrücke aus unterschiedlichsten Kulturen und Lebenswelten. Die Spannung steigt im letzten Drittel deutlich an und setzt mit der Errichtung von Stonehenge schließlich den krönenden Schlusspunkt.

Aus meiner Sicht ist Ken Follett das Füllen all der historischen Lücken bestens gelungen, die Atmosphäre der damaligen Lebensrealität ist beindruckend in Worte gefasst. Wer keine rein geschichtliche Abhandlung des Baues einer Steinkathedrale erwartet, sondern eine lebendige Erzählung aus ferner Zeit, der wird das 670 Seiten umfassende Buch in vollen Zügen genießen können. Leseempfehlung!