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meerblick

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Insgesamt 471 Bewertungen
Bewertung vom 23.09.2025
Onhwa, Lee

Kleine Wunder in der Mitternachtskonditorei


sehr gut

Südkoreanischer Magie

Die südkoreanische Schriftstellerin Lee Onhwa setzt sich in ihrem Roman ‘Kleine Wunder in der Mitternachtskonditorei‘ mit dem Ahnenkult ihres Landes auseinander. Unabhängig von der religiösen Orientierung begleiten viele Koreaner ihre verstorbenen Angehörigen durch konfuzianische Zeremonien in ein friedvolles Jenseits. Dabei spielen auch spezielle Lebensmittel als Gabe auf den Weg eine große Rolle.
In ihrem Roman setzt sich die Autorin mit diesen Bräuchen auseinander und webt daraus eine unterhaltsame, magische Geschichte. Ihre Protagonistin Yeonhwa, eine junge Frau in den Zwanzigern, erbt von ihrer Großmutter eine Konditorei mit besonderen Aufgaben. Als Bedingung muss sie einen Monat lang ihren Kunden zwischen zweiundzwanzig Uhr und Mitternacht Wünsche erfüllen, die mit einem speziellen Zuckerwerk verbunden sind. Der Großhändler Sawohl und eine schwarze Katze stehen ihr dabei helfend zur Seite. Beide spielen eine Schlüsselrolle im späteren schrittweisen Verständnis der Handlung. Yeonhwa taucht mit jedem Tag tiefer ein in die ihr gestellte Aufgabe, lernt Schicksale Verstobener kennen und wertzuschätzen, leistet ihnen uneigennützig Hilfe bei der Erfüllung von Herzenswünschen.
Feinfühlig geführt und mit einer poetischen Feder geschrieben, taucht der Leser in eine Geschichte ein, die eine Kultur beschreibt, welche fremdartig für unser westlich geprägtes kulturelles Empfinden erscheint. Auf unterhaltsame Art lernt man jedoch zu verstehen, wie wichtig den Menschen in Südkorea ihr Ahnenkult ist. Abschließend gelingt es Lee Onhwa eine gekonnte Verbindung zwischen uralter Tradition und modernem Leben zu gestalten, was mir sehr gut gefallen hat.

Bewertung vom 23.09.2025
Föhr, Andreas

Bodenfrost / Kreuthner und Wallner Bd.12


ausgezeichnet

Bayrischer Krimikult

‘Bodenfrost – Der Tod ist manchmal nicht die beste Lösung‘ ist bereits der zwölfte Teil einer Kriminalromanreihe mit Kriminalhauptkommissar Clemens Wallner, seines Zeichens Leiter der Kripo Misbach und Polizeihauptmeister Leonardt Kreuthner, geschrieben von Andreas Föhr, erschienen im Knaur Verlag, ein Imprint der Verlagsgruppe Droemer Knauer GmbH & Co. KG.
Während der stets korrekte KHK Wallner sich auch im Privaten führsorglich um seinen vierundneunzigjährigen Großvater Manfred kümmert, gerät der schräge, sich stets auf Abwegen bei der Ermittlungsarbeit befindliche PHM Kreuthner in Ungnade beim neuen Polizeipräsidenten. Als Wiedergutmachung muss er PR-Arbeit leisten und auf einem stillgelegten Bauernhof einen Kindernachmittag betreuen, bei dem Martha, die Tochter des Polizeipräsidenten, eine Leiche entdeckt. Wie sich in Folge herausstellt, handelt es sich dabei um den eher unbeliebten Chef einer örtlichen Brauerei, Vitus Zander. Auffällig an der Leiche ist eine Zeichnung, die einen Fisch mit einer Harpune darstellt und bereits vor Jahren bei einem ungeklärten Serienmord aufgetaucht war. Es stellt sich die Frage, ob ein Trittbrettfahrer mit diesem Symbol sich ins Rampenlicht rücken möchte oder ob der noch immer unbekannte Täter wieder sein Unwesen treibt.
Während die Spannung und damit der fesselnde Charakter bis zum Schluss der Geschichte erhalten bleibt, treibt ein spitzfindiger, bayrischer Humor das Lesevergnügen voran. Man steigt leicht ein in die Handlung, ohne vorherige Bände gelesen zu haben. Es besteht allerdings Suchtgefahr, diese im Anschluss auch lesen zu wollen.

Bewertung vom 23.09.2025
Novak, Genevieve

Crushing


ausgezeichnet

Wege aus einer Lebenskrise

Ich mag Genevieve Novak in ihrer Art Geschichten zu erzählen sehr gern. Bereits mit ihrem Debütroman ‘No Hard Feelings‘ begeisterte sie mich in meiner Leselust. ‘Crushing‘, ihr aktueller Roman, erschienen beim Pola Verlag, ein Verlagsimprint aus dem Hause Bastei Lübbe, hat bei mir einmal mehr lebhaftes Interesse ausgelöst.
Wieder geht es um junge Frauen und ihr Lebenskonzept, um die Entwicklung ihrer ganz privaten Sicht auf ihre Lebensumstände, eine Reflexion ihrer Gedanken und Gefühle, um Chancen wahrzunehmen zur Steigerung des Selbstwertgefühls und gleichzeitig um das Finden und Ausfüllen des Platzes im Leben, der den Wohlfühlfaktor in den Mittelpunkt stellt.
Die Autorin überzeugt mich durch ihre witzige, unbekümmerte Art, aktuelle Themen wie die Möglichkeiten der Selbstliebe, Eigenwahrnehmung, positiver Umgang mit stark empfundener Einsamkeit, Nichtbeachtung, Zurückweisung, Co-Abhängigkeit und die schrittweise Entwicklung einer zukunftsorientierten, bewussten Gestaltung des eigenen Lebens für ein erfülltes Dasein, aufzugreifen, diese spannend und unterhaltend mit einer Portion Gesellschaftskritik zu verpacken. Sie lässt ihre achtundzwanzigjährige Protagonistin Marnie aus ihrer Krisenstimmung heraus erzählen, die sich seit Jahren immer wieder aus ihren gescheiterten Beziehungen heraus erklären lassen und deren Ursachen sie nicht zu erkennen vermag. Dabei scheint um sie herum, die Welt in Sachen gleichberechtigter Partnerschaft auch nicht unbedingt reibungslos zu funktionieren. Aber man arrangiert sich. Und nun fragt sie sich warum ihr dieses Kunststück nicht gelingt? Als sie den äußerst sympathischen, gutaussehenden Isaac auf einer Party kennenlernt, glaubt sie in freundschaftlicher Verbundenheit zu ihm, zumindest ihr Mitteilungsbedürfnis befriedigen zu können. Doch nichts ist wie es scheint, denn Isaac hat eine Freundin, die er nicht verschweigt. Sorgt er damit für Konfliktpotenzial?
Die Gegenwartsliteratur zeigt sich mit diesem Roman einmal mehr als Spiegel unserer Gesellschaft.

Bewertung vom 23.09.2025
Puchner, Eric

Weißes Licht


ausgezeichnet

Verbindungen und Beziehungen

Eric Puchner wählt den amerikanischen Bundesstaat Montana als landschaftlichen Background seines Romans ‘Weisses Licht‘. In dieser Abgeschiedenheit liegt das Ferienhaus von Charlies Eltern. Dort soll die Hochzeit mit seiner Freundin Cece stattfinden, die sich schon Wochen vorher um die Vorbereitungen des großen Festes kümmern will. Cece trifft hier auf Garrett, einen langjährigen Freund von Charlie. Die beiden Männer verbindet ein schrecklicher Vorfall aus vergangenen Zeiten.
Zwischen den drei Protagonisten entwickelt sich eine Beziehung, die nicht nur auf ihr eigenes Leben großen Einfluss nimmt, sondern auch entscheidende Auswirkungen auf die nachfolgende Generation, Lana und Jasper, nach sich ziehen.
Der Autor vermag es durch seinen epischen Schreibstil, den Leser in den Bann einer großartigen Geschichte zu ziehen, die Themen wie Liebe und Eifersucht anspricht, aber auch Vergebung von tiefer Schuld und Hoffnung. Seine klare Sprache angereichert mit tiefgreifenden Dialogen gibt den Erzählsträngen, gestaltet aus unterschiedlichen Sichtweisen der Hauptfiguren, eine faszinierende Perspektive, die schließlich zu einem schlüssigen Finale zusammengeführt werden. Begleitet wird die Geschichte neben großartigen Landschaftsbeschreibungen von den örtlichen Wetterphänomenen, die die drastischen Auswirkungen des Klimawandels, wie Gletscherschmelze, Austrocknung großer Seen und verheerende Waldbrände, zeigen.
In der Vielschichtigkeit dieser Geschichte werden auch Drogensucht und Demenz angesprochen, warmherzig und emotional zugleich verarbeitet, lebendig und authentisch dargestellt.
Mein beeindruckendes Leseerlebnis möchte ich sehr gern weiterempfehlen.

Bewertung vom 14.09.2025
Keweritsch, Katja

Das Flüstern der Marsch


ausgezeichnet

Belastende Familienverhältnisse
Katja Keweritsch präsentiert in ihrem Roman - Das Flüstern der Marsch -, erschienen im Verlag Hoffmann und Campe, eine Geschichte, die unter die Haut geht. Einfühlsam und sehr bewegend lässt sie ihre Charaktere wachsen, verleiht ihnen immer mehr Tiefe und Lebendigkeit. Die Landschaftsbeschreibungen des Marschlandes in ihrer jahreszeitlichen Darstellung versetzen den Leser in eine ganz besondere atmosphärische Stimmung. Wechselnde Erzählstränge aus unterschiedlichen Perspektiven der Protagonisten aber auch aus verschiedenen zeitlichen Epochen beleben das Geschehen, bauen eine intensive Spannung auf und verleiten dazu, Zusammenhänge zu erkennen.
Der achtzigste Geburtstag von Karl Hansen soll in einem würdigen Rahmen gefeiert werden. Der ehemalige Bürgermeister will sich da nichts nachsagen lassen. Doch seit Tagen ist seine Frau Annemie spurlos verschwunden. Auch polizeiliche Ermittlungen bleiben erfolglos. Während die Familienmitglieder mehr oder weniger in Sorge um die Großmutter, Mutter und auch Schwiegermutter sind, bleibt Karl unberührt von dieser Situation, was natürlich Fragen aufwirft. Während Janne, die völlig überforderte Schwiegertochter und Mutter von drei Kleinkindern, versucht die Geburtstagsfeier so gut wie nur möglich vorzubereiten, begibt sich Mona, die Enkeltochter auf eine abenteuerliche Suche nach Indizien, die den Verbleib von Annemie erklären. Und schließlich spielt auch Freya eine nicht unwesentliche Rolle in dieser dramatischen Familiengeschichte, die gesellschaftskritische Verhaltensweisen genauer unter die Lupe nimmt.

Bewertung vom 02.09.2025
Foenkinos, David

Das glückliche Leben


ausgezeichnet

Grenzerfahrungen

Wer wünsche es sich nicht – Das glückliche Leben. Der französische Schriftsteller David Foenkinos präsentiert unter dem gleichnamigen Titel seinen neuesten Roman. Anspruchsvoll, ungewöhnlich und philosophisch geprägt spricht er ein Thema an, dass in unserer modernen Welt einen großen Raum einnimmt. Burnout, der im Zusammenhang mit übersteigertem stets zu perfektionierendem Anspruchsdenken steht, laugt die Menschen aus, lässt das Leben ohne Genuss vorbeirauschen, ist eine nicht zu unterschätzenden seelische Krankheit, die nicht selten auch von körperlichen Beschwerden begleitet wird. Es ist ein schleichender Prozess, der mehr und mehr den Alltag verändert, die schönen Seiten unseres Daseins verdrängt. Südkorea steht in der Statistik depressiver Erkrankungen begleitet von einer hoher Selbstmordrate weltweit an vorderster Stelle, bedingt durch einen enormen sozialen Druck.
Der Autor lässt seine beiden Protagonisten Éric und Amélie, beide beruflich erfolgreich und wohl situiert, in eine Lebenskrise schlittern, nicht zuletzt auch bedingt durch die seelischen Anstrengungen der Coronakrise, die ihnen für den weiteren Verlauf ihrer Lebenszeit Denkanstöße gibt, die einen Wandel ihrer Lebensumstände hervorrufen. Dabei bedient er sich eines Rituals der Fake-Beerdigung, das psychologisch ein Umdenken durch die Grenzerfahrung des eigenen Todes bewirken soll. Die konzentrierte Auseinandersetzung mit dem Geschenk Leben führt auf erstaunliche Wege, bringt Ideen der besonderen Art zum Vorschein.
Menschen, die kritische gesundheitliche Situationen durch Nahtoderfahrungen durchlitten haben, nehmen die Endlichkeit unseres irdischen Daseins bewusster wahr, berichten davon, welche essentiellen Dinge ihren Alltag bereichern, für ein glückliches Leben sorgen.
Ein anspruchsvoller Roman, der in seiner schweren Problemstellung durch den leicht und angenehm zu lesenden Schreibstil eine Kostbarkeit der literarischen Unterhaltung für mich darstellt.

Bewertung vom 01.09.2025
Feyerabend, Charlotte von

Liebesrausch


ausgezeichnet

Portrait innerer Zerrissenheit

In dem Roman ‘Liebesrausch‘ von Charlotte von Feyerabend folgen wir einer Frau, die sich ihr ganzes Leben lang nach Liebe und Geborgenheit sehnt und gleichzeitig den anregenden Austausch als Schriftstellerin mit Gleichgesinnten sucht. Wir tauchen ein in das spannungsreiche Leben von Paris der dreißiger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts, das geprägt ist durch die emotionale Befreiung aus dem strengen Korsett gesellschaftlicher Zwänge, dem Drang nach femininer Selbstbestimmung, dem Wunsch nach Selbstverwirklichung durch Selbsterkenntnis, dem Loslassen der Alltagssorgen auf ausgelassenen Feiern aber auch durch eine sich bedrohlich zuspitzende Politik mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten.
Die Autorin stellt Anaïs Nin in den Mittelpunkt einer aufregenden, intensiven, fesselnden Geschichte. Als Gattin eines Bankers versteht sie es zu repräsentieren, sich in Gesellschaften als intelligente, unterhaltsame Ehefrau zu präsentieren. Doch erst als sie auf den animalischen, derben Henry Miller trifft, mit dem sie eine leidenschaftliche Liebesbeziehung eingeht, erfüllen sich ihre Sehnsüchte nach wertschöpfendem Austausch zu schriftstellerischen Fragen. Sie stürzt sich in eine Affäre nach der anderem, um sich geliebt zu fühlen, den Verlust aus einsamen Kindertagen zu kompensieren. Zeit ihres Lebens schreibt Anaïs Tagebuch, dem sie ehrlich und schonungslos ihre Gefühle anvertraut, das offenbart in welcher Zerrissenheit sich ihr mentaler Zustand befand. Schließlich sieht sie in der Psychoanalyse, der sie sich intensiv widmet, eine Chance der Selbstreflexion.
Charlotte von Feyerabend versteht es vortrefflich, sprachlich gewandt, den Zwiespalt eines lebenslang suchenden Charakters in eine fesselnde Geschichte zu fassen. Dabei setzt sie sich mit moralischen Überzeugungen auseinander, ohne wertend einzugreifen.

Bewertung vom 31.08.2025
Sotto Yambao, Samantha

Water Moon


sehr gut

Verhängnisvolle Entscheidungen

In Tokio gibt es ein Pfandhaus, das nicht für jedermann zu finden ist. Man betritt ein Ramen-Restaurant, um seinen Hunger zu stillen und landet, wenn man zu den Auserwählten zählt, unverhofft an einen Ort, an dem getroffene Entscheidungen, die schwer auf der Seele lasten, eingetauscht werden können zur Befreiung des schlechten Gewissens.
Hana Ishikawa übernimmt von ihrem Vater Toshio, der in den Ruhrstand tritt, das Geschäft und findet an ihrem ersten Arbeitstag ihre Wirkungsstätte völlig zerstört und ausgeraubt vor. Noch bevor sie ihre Gedanken sammeln kann, um die Geschehnisse für sich einzuordnen, betritt der geniale Physiker Keishin den Raum der Verwüstung und bietet sofort seine Hilfe an. Es beginnt eine abenteuerliche Reise durch eine fantastische Welt auf der Suche nach Toshio. Dabei werden die beiden von seelenlosen Monstern gejagt, was der Geschichte immer wieder eine atemberaubende Spannung verleiht.
Die Geschehnisse schreiten rasant voran, während ein Puzzleteilchen nach dem anderen zu dem magischen Aufenthaltsort des Gesuchten führen, erstaunliche Zusammenhänge sich offenbaren und dennoch für Verwirrungen sorgen. Die Vielfalt der Fortbewegungsmöglichkeiten in diesem Land jenseits unserer Vorstellungen haben mich begeistert. So werden Hana und Keishin von einer Melodie getragen oder von Papierkranichen, werden zusammengefaltet, springen in Pfützen. Auch über Gerüchte kann man sein begehrtes Ziel erreichen.
Die Sprache der Autorin Samantha Yambao in ‘Water Moon‘ ist nüchtern und dennoch haucht sie ihrer Geschichte eine liebenswerte Lebendigkeit ein, die mit poetischen Formulierungen ausgeschmückt ist. Die magische Welt zeigt immer wieder Parallelen zur realexistieren Wirklichkeit auf, die durchaus gesellschaftskritische Momente beinhalten.
Ich habe mich gern von der Geschichte tragen lassen, ohne zu Beginn zu wissen, was mich erwartet und wurde angenehm überrascht.

Bewertung vom 29.08.2025
Cole, Terri

Too Much!


ausgezeichnet

Hilfreicher Ratgeber aus einer belastenden Co-Abhängigkeit

An alle, die glauben ohne ihre aufopferungsvolle Fürsorge bricht die Welt zusammen, die immer und überall hilfreich zur Seite stehen müssen, die sich am Ende des Tages dann völlig ausgelaugt und kraftlos fühlen, richtet sich dieser wertvolle Ratgeber ‘Too Much‘ von Terri Cole. Die Autorin analysiert klar und verständlich an Hand von gut ausgewählten Beispielen, wo die Ursachen des ‘Zu viel‘ liegen. Dabei zeigt sie Wege auf, wie man zunächst erkennen kann, wo im Alltag die Stolperfallen liegen und weshalb man sich immer wieder darin verfängt. Sie gibt wertvolle Tipps zur mentalen Stärkung, um sich Stück für Stück diesem kräftezehrenden Prozess zu entziehen. Ihre Erfahrungen schöpft Terri Cole aus ihrer eigenen Biografie und aus unzähligen Gesprächen.
Das Zauberwort ist Selbstliebe, denn nur wenn ich in erster Linie fürsorglich mit mir selbst umgehe, stärke ich meine Resilienz aber auch meine physischen Kräfte. Das widerspiegelt sich in gesteigerter Lebensfreude und letztendlich auch in mehr Leistungsfähigkeit.
Einen Versuch ist es doch wert, die Anregungen aus dem Buch aufzunehmen und das Beste daraus zu machen.

Bewertung vom 28.08.2025
Teige, Trude

Wir sehen uns wieder am Meer (MP3-Download)


ausgezeichnet

Berührende Fürsorge in unmenschlichen Zeiten

‘Wir sehen uns wieder am Meer‘ ist der letzte und abschließende Teil einer Trilogie von Trude Teige, in der Junis auf den Spuren vergangener Zeit unterwegs ist, um mehr über ihre familiären Wurzeln zu erfahren und dabei die drei lebenslang verbundenen Freundinnen Birgit, Thekla und Anneliese näher kennenlernt. Yara Blümel spricht sehr akzentuiert und mit angenehmer Stimme das Hörbuch.
Birgit hat sich als Krankenschwester ausbilden lassen und geht nach dem schmerzlichen Tod ihres russischen Freundes von Oslo in den Norden des Landes, um dort in einem Krankenhaus zu helfen, menschliches Leid zu lindern und um ihrer Einsamkeit zu entfliehen. Norwegen ist zu dieser Zeit mitten im Zweiten Weltkrieg von den Nationalsozialisten besetzt. Unweit ihrer Arbeitsstätte befindet sich eine Fischverarbeitende Fabrik, in der Zwangsarbeiter unter unmenschlichen Bedingungen schuften müssen. In dem angrenzenden Lager sind die Lebensbedingungen unerträglich. Hinzu kommen unglaubliche Schikanen der Lageraufsicht. Birgit kann auf Grund ihrer russischen Sprachkenntnisse den Insassen kleine Vorteile verschaffen. Besonders mit der jungen Nadja aus der Ukraine freundet sie sich an. Mit Sascha, der aus Moskau stammt, verbindet sie ein sehr intimes Verhältnis. Ihre uneigennützige Hilfsbereitschaft bringt sie allerdings in eine lebensgefährliche Situation, als sie von den Nazis gefangen genommen wird. Jahre später arbeitet sie in der norwegischen Botschaft in Moskau. Hier gerät sie wiederum in arge Bedrängnis durch den KGB, als sie sich auf die Suche nach ihrer großen Liebe Sascha begibt.
Trude Teiges Schreibstil ist unaufgeregt, sehr fesselnd, weil sie in der Lage ist, historische Tatsachen unterhaltend darzustellen. Dabei gelingt es ihr die Charaktere lebendig und authentisch in die Geschichte einzubauen. Es ist ein Roman, der die verheerenden Zustände unter denen die Zwangsarbeiter im Zweiten Weltkrieg leiden mussten und die menschenverachtenden Lebensumstände unter der stalinistischen Herrschaft in der Sowjetunion schonungslos beschreibt.