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Bücherwurm

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Insgesamt 297 Bewertungen
Bewertung vom 10.10.2025
Gray, Jordan Stephanie

Bitten


ausgezeichnet

Eigentlich wollte Vanessa mit ihrer besten Freundin Celeste einfach nur eine Party besuchen. Doch als sie von Werwölfen angegriffen werden und Celeste dabei stirbt, ist nichts mehr so wie zuvor. Als "Gebissene" muss Vanessa sich als Teil des Werwolfshofes etablieren und neben dem Kampf ums Überleben zwischen feindlich gesinnten Werwölfen, Unterrichtsstunden an der Academy und der Suche nach dem Mörder ihrer Freundin, bleibt eigentlich kaum Zeit, um durchzudrehen. Doch kann sie wirklich ein vollwertiges Mitglied des Hofes werden, um zu überleben, und zeitgleich ihre Freundin rächen?

Schon beim ersten Anblick dieses Buches war ich begeistert: Das wunderschöne Wendecover, der detailverliebte Farbschnitt (, der vermutlich im Zusammenspiel mit dem Folgeband einen ganzen Mondzyklus abbilden wird,) hat mich als Bücherjunkie völlig abgeholt.

Doch Bitten überzeugte mich nicht nur optisch: Auch inhaltlich hat mich die Geschichte sofort gepackt. Der Einstieg war atmosphärisch dicht, düster und gleichzeitig voller faszinierender Details. So wurde zum Beispiel die Wolfsverwandlung eindringlich und bildhaft beschrieben – brutal, aber nicht übertrieben, genau in der richtigen Dosis, um Spannung aufzubauen (und nachts noch gut schlafen zu können).

Auch das Worldbuilding hat mich absolut begeistert: magisch versteckte Zimmer, lebendige Glasfenster mit fantastischen Motiven, eine geheimnisvolle Akademie voller Regeln und Intrigen. Die Autorin schafft es, Action, Dialoge und Hintergrundinformationen sehr ausgewogen zu verbinden, sodass man völlig in die Welt des Wolfshofes eintaucht.

Vanessa empfand ich dabei als eine glaubwürdige und vielschichtige Protagonistin. Ihre Trauer, ihre Wut und ihre Suche nach Antworten wurden nachvollziehbar dargestellt. Sie ist keine Heldin, die alles widerspruchslos hinnimmt, sondern oftmals impulsiv und emotional getrieben handelt – was sie mir umso greifbarer machte.

Die Nebenfiguren sind klar gezeichnet und bieten unterschiedliche Perspektiven. Von Figuren, die ich wie Zimmermädchen Oona direkt ins Herz geschlossen habe, über charmante Figuren wie den Prinzensohn Sin bis hin zum klassischen Gegenspieler Werwölfin Evie, war alles dabei.

Die Figuren sind nicht leicht zu durchschauen, was bei mir die Neugier erhöhte. Lediglich Vanessas starke Abneigung gegenüber einer wichtigen Nebenfigur wirkte auf mich etwas zu forciert und auch die durchgehend überirdische Schönheit aller Figuren ist ein Klischee, das die Erzählung meiner Meinung nach nicht gebraucht hätte.

Zwar gab es zwischendurch auch ein paar Szenen, die etwas sprunghaft wirkten oder in denen Vanessa zu sehr aus dem Affekt handelte, aber das schmälerte mein Leseerlebnis nur minimal. Inhaltlich besonders gelungen fand ich z.B. die Krimi-Elemente: Vanessa sucht nach Celestes Mörderin, und man ermittelte als Leserin quasi mit. Zahlreiche Andeutungen, unerwartete Wendungen und Geheimnisse hielten die Spannung hoch. Gegen Ende überschlugen sich die Ereignisse: Intrigen, Machtkämpfe, grausame Enthüllungen und ein Showdown, der mich sprachlos zurückgelassen hat. Viele Twists haben mich wirklich überrascht!

Was ich besonders schätze: Die Liebesgeschichte drängte sich, insbesondere zu Beginn, nicht zu sehr in den Vordergrund. Vanessa wurde nicht sofort von romantischen Gefühlen überrollt, sondern konzentrierte sich auf ihr Überleben und ihre Suche nach Antworten.

Fazit: Bitten ist ein atmosphärischer, spannender Auftakt mit modernen Twilight-Vibes, einer faszinierenden Werwolfwelt, clever platzierten Twists und einem starken Fokus auf Handlung und Spannung. Trotz kleiner Schwächen bei manchen Figurenentscheidungen und der etwas stereotypen Schönheit aller Charaktere hat mich das Buch sehr begeistert.

Ich freue mich jetzt schon riesig auf Band 2, denn es sind noch viele Fragen offen – und die Geschichte hat definitiv das Potenzial, noch größer zu werden.

Bewertung vom 09.10.2025
Le, Vanessa

Verlorenes Herz (The Last Bloodcarver, Band 1)


ausgezeichnet

Schon die ersten Seiten von "The Last Bloodcarver" haben mich vollkommen in ihren Bann gezogen! Vanessa Le gelingt es, eine faszinierende Mischung aus medizinischer Fantasy, Spannung und emotionaler Tiefe zu schaffen. Ich habe den Einstieg regelrecht inhaliert.

Im Mittelpunkt steht Nhika, eine junge Frau mit einer außergewöhnlichen Gabe: Sie kann durch Hautkontakt in die Körper anderer Menschen „eintreten“ und heilen – oder schaden - eine Fähigkeit, die daher extrem gefürchtet wird. Nhika ist daher eine im Verborgenen lebende, toughe, komplexe Hauptfigur, die ihre Verluste mit sich trägt und dadurch kaum Nähe zulässt. Ihr moralisch ambivalentes Handeln machte sie umso spannender. Trotz der Ausgrenzung, die sie erfährt, möchte sie helfen – selbst wenn ihr das zum Verhängnis wird. Als sie im Geheimen erwischt und nachfolgend auf dem Schwarzmarkt wie ein Gegenstand feilgeboten wird, wird sie von einem Mitglied der mächtigsten und reichsten Familie der Stadt ersteigert. Diese benötigt dringend ihre Hilfe, um einen Zeugen eines Mordfalls zu retten. Nach und nach wird Nhika in die düsteren Vorkommnisse verstrickt und gerät dabei selbst in Gefahr.

Die Autorin schafft es, zwischen düsteren, teilweise blutigen Momenten und leisen, hoffnungsvollen Szenen zu balancieren. Auch die Nebenfiguren sind vielschichtig angelegt, wenn auch manche freundschaftliche Entwicklungen für mich etwas zu abrupt kamen.

Das Setting (eine asiatisch angehauchte Technokratie voller sozialer Gegensätze) hebt sich angenehm vom typischen Fantasy-Standard ab. Durch Nhikas Flucht und Aufträge lernt man die Welt auf natürliche Weise kennen, was das Worldbuilding besonders gelungen machte. Der Mix aus Wissenschaft, Magie und gesellschaftlicher Hierarchie ist spannend und unverbraucht.

Zwar gab es im Mittelteil ein paar Längen, doch das Finale hat mich komplett überrascht und emotional mitgenommen. Das Ende verspricht eine ebenso ungewöhnliche wie intensive Fortsetzung.

Fazit: "The Last Bloodcarver" ist ein fesselnder Auftakt voller Emotion, moralischer Fragen und beeindruckender Ideen. Vanessa Le verbindet medizinische Magie mit gesellschaftskritischen Untertönen und einer Heldin, die einem lange im Gedächtnis bleibt. Ich bin jetzt schon gespannt, wie es weitergeht – und hoffe auf Antworten zu all den offenen Fragen.

Bewertung vom 07.10.2025
Sonntag, Beatrice

Earthventure in Las Vegas (MP3-Download)


sehr gut

Josh fällt aus allen Wolken, als er auf den Angrodaner Odiklu trifft. Noch kaum realisiert geschweige denn verarbeitet, dass es Außerirdische gibt, schlägt ihm dieser einen Deal vor: für das Beherbergen, Unterhalten und Betreuen einer Touristin vom Planeten der Angrodaner erhält er im Gegenzug eine außerirdisch hohe Bezahlung in irdischer Währung. Josh lässt sich dennoch auf den Deal ein und erwartet Angrodanerin Ulionk, die sich insbesondere auf den versprochenen illegalen Hahnenkampf freut... Wird schon schief gehen!

Beatrice Sonntag entführt uns mit „Earthventure in Las Vegas“ in eine charmant-abgedrehte Geschichte, in der Außerirdische im Rahmen eines Urlaubs auf die Eigenheiten der Menschheit treffen – mit jeder Menge Situationskomik, Herz und Augenzwinkern.

Schon im ersten Abschnitt habe ich den intergalaktischen "Reiseveranstalter" und gebürtigen Angrodaner Odiklu ins Herz geschlossen. Seine neugierige, offene Art und die unbeholfenen, aber herzerwärmenden Versuche, mit Menschen in Kontakt zu treten, waren einfach zu goldig. Auch Josh als menschlicher Reiseführer ist ein sympathischer, bodenständiger Charakter, dessen eintöniges Leben durch den touristischen Besuch der Angrodaner ordentlich durcheinandergewirbelt wird.

Die Geschichte lebt von vielen kleinen, humorvollen Details. Dabei schafft es die Autorin, aus scheinbar banalen Alltagsbeobachtungen immer wieder witzige oder liebevolle Momente zu zaubern. Besonders schön empfand ich, wie sich das Außergewöhnliche mit dem Alltäglichen vermischt z.B. wenn Angrodanerin und "Touristin" Ulionk auf kindliche Weise fasziniert auf menschliche Eigenheiten reagiert.

Ab dem Eintreffen von Ulionk aka "Tante Uli" nahm die Geschichte spürbar Fahrt auf. Die Szenen mit ihr, Josh und weiteren Figuren waren nicht nur komisch, sondern oft auch herzallerliebst. Ulionk brachte eine ansteckende Energie in die Handlung und ihre offene Sicht auf die Welt sorgte für viele charmante Missverständnisse. Besonders gelungen fand ich, dass trotz aller Albernheiten immer auch eine warmherzige Botschaft über Neugier, Toleranz und das Miteinander verschiedener Wesen (oder eben Kulturen) mitschwang.

Natürlich blieb die Handlung eher seicht und humorvoll, was auch ihren Reiz ausmacht. Man sollte keine tiefgehende Science-Fiction oder komplexe Charakterstudien erwarten, doch genau diese Mischung aus sanftem Witz, liebevoller Skurrilität und positiver Grundstimmung macht das Buch so besonders.

Das Finale war für mich ein rundes, versöhnliches Ende mit einem Augenzwinkern und der Aussicht auf eine Fortsetzung, die ich gerne lesen möchte. Besonders mochte ich, wie sich Josh im Verlauf des Buchs entwickelte, ohne seine Bodenständigkeit zu verlieren.

Ein kleiner Kritikpunkt: Bei den irdischen Figuren hätte ich mir manchmal etwas mehr Tiefe gewünscht. Vor allem bei Josh, dessen Hintergrund und Motivation noch Raum für Entwicklung bieten. Aber die Geschichte funktioniert auch so als humorvolle, charmante Alltagsflucht mit einem Hauch intergalaktischer Lebensfreude.

Fazit: Ein liebevoll-verrücktes Abenteuer mit leichtem Witz, Herz und einem Schuss Gesellschaftssatire. Die Angrodaner muss man einfach liebhaben! Kurzweilige Wohlfühllektüre für alle, die Lust auf sympathische Figuren, charmante Absurditäten und sanften Humor haben.

Bewertung vom 06.10.2025
Milán, Greta

Stay With Me in Willow Falls / Willow Falls Bd.2


gut

Nach dem ersten Band hatte ich große Lust, wieder nach Willows Falls zurückzukehren und das Setting hat mich auch diesmal nicht enttäuscht. Greta Milan fängt das Flair der Kleinstadt wieder wunderbar ein: die vertrauten Gesichter, das Miteinander, das langsame Tempo – all das sorgt für dieses typische Smalltown-Gefühl, das mir gut gefällt und bei dem ich mich wohl fühle.

Die Geschichte rund um die Hauptfiguren Paige und Miles konnte mich allerdings nicht ganz so sehr mitreißen wie Cassie und Jared in Band 1. Der Fokus lag stark auf alten Konflikten und Missverständnissen, die nicht nur ziemlich vorhersehbar waren, sondern oft etwas zu dramatisch auf mich wirkten. Paiges Wut und ihr Verhalten fand ich dabei stellenweise schwer nachvollziehbar, ebenso die übergriffigen und vorverurteilenden Dorfbewohner, während Miles mir schnell ans Herz wuchs.

Trotzdem gab es viele süße und humorvolle Momente, die mich zum Schmunzeln gebracht haben. Gerade in den ruhigeren Szenen blitzte das auf, was Greta Milans Willow-Falls-Reihe so angenehm macht: Wärme, Zusammenhalt und kleine, emotionale Gesten. Was mir diesmal allerdings gefehlt hat, waren die eindeutigen herbstlichen Vibes, die ich mir erhofft hatte. Zum Ende hin gibt es zwar ein paar Herbstaktionen, aber das war mir zu wenig und mir fehlte das Herbstgefühl, das ich in Band 1 hatte. Der zweite Band fühlte sich für mich daher weniger „cozy“ an als der erste, blieb aber durch Setting und Nebenfiguren charmant.

Fazit: Eine gefühlvolle Rückkehr nach Willows Falls mit liebenswertem Setting und schönen Momenten, auch wenn mich die Handlung und insbesondere die weibliche Hauptfigur Paige diesmal nicht völlig überzeugen konnten.

Bewertung vom 06.10.2025
Kempen, Sarah M.

Lichterloh - Funken in der Luft


sehr gut

Nach „Stadt unter Ruß“ war ich unglaublich gespannt, wie Cleos Geschichte weitergeht und Band 2 knüpft tatsächlich nahtlos an den Vorgänger an. Cleo ist nun endlich Schornsteinfegerin, arbeitet Seite an Seite (manchmal mehr, manchmal weniger gleichberechtigt) mit den anderen Schornsteinfegern in Rußstadt und versucht gemeinsam mit Leander, den dunklen Machenschaften der Industriellen auf die Spur zu kommen. Doch als plötzlich ein Feuerteufel die Stadt heimsucht, wird schnell klar: Das ist mehr als nur Zufall – hat es der Täter womöglich auf Cleo selbst abgesehen?

Ich habe mich sehr gefreut, zu den lieb gewonnenen Figuren zurückzukehren! Die Welt ist erneut so fantasievoll und voller kleiner Wortschätze. Allein Bezeichnungen wie "eingebildeter Rußgockel" haben mich auch dieses Mal wieder zum Schmunzeln gebracht! Allerdings haben sich die ersten zwei Drittel für mich ein wenig gezogen. Es plätscherte so dahin, bevor die Geschichte dann richtig Fahrt aufnahm. Ab ca. 60% der Geschichte war ich jedoch völlig gefesselt, habe mitgefiebert, gezittert und vor allem um eine meiner Lieblingsfiguren gebangt. Einige Twists kamen unerwartet, andere etwas vorhersehbar, aber insgesamt wurde es zum Ende hin extrem spannend. Auch die zarten romantischen Momente zwischen einzelnen Figuren fand ich sehr süß, nur ein bestimmter Kuss wirkte für mich an einer Stelle nicht ganz stimmig, da er für meine. Geschmack aus dem Nichts kam und inhomogen wirkte.

Der Schreibstil war auch im zweiten Teil von Lichterloh wieder gewohnt angenehm, bildhaft und lebendig - Sarah M. Kempen versteht es einfach, mit Sprache zu zaubern. Der erwartete Cliffhanger am Ende lässt mich sofort nach Band 3 greifen wollen!

Fazit: Nicht ganz so stark wie Band 1, aber dennoch ein fantasievolles, spannendes und emotionales Abenteuer, das die Funken für den nächsten Teil hell auflodern lässt.

Bewertung vom 01.10.2025
Wilson, Misty

Falling Like Leaves


sehr gut

Ellis lebt in New York und steht vor ihrem letzten Jahr an der Schule. Sie möchte sich unbedingt an der Columbia University bewerben, um dort wie ihr Vater Journalismus zu studieren. Als ihre Mutter jedoch von heute auf morgen nach Connecticut in das verschlafene Städtchen Brabble Falls zieht und sie die Schule wechseln muss, bricht für Ellis eine Welt zusammen: Wie soll sie es denn so bitte auf die Columbia schaffen? Und wenn sie New York haben könnte, warum sollte ihr dann diese Mini.Stadt gefallen?

„Falling Like Leaves“ hat mich sofort mit seinem perfekten Herbstvibe eingefangen. Das Städtchen Bramble Falls ist die ideale Kulisse für Kürbisfeste, Spaziergänge im bunten Laub und gemütliche Kleinstadtmomente – es hat mich sehr an Stars Hollow aus den Gilmore Girls erinnert und genau dieses Cozy-Gefühl vermittelt.

Mit der Protagonistin Ellis musste ich zunächst warm werden. Zu Beginn wirkte sie verwöhnt, ehrgeizig und sehr auf Schule und Erfolge fixiert. Im Laufe der Geschichte machte sie jedoch eine glaubhafte Entwicklung durch: Sie lernte, nicht nur Leistung und Anerkennung, sondern auch Freude und Spaß zuzulassen. Am Ende war sie eine starke Figur, die wusste, was sie wollte, und dabei auch selbstbewusst Kontra geben konnte.

Cooper, die männliche Hauptfigur, erschien mir anfangs super sympathisch und charmant. Doch zum Ende hin kamen einige Red Flags zum Vorschein – er wirkte stellenweise übergriffig und eher toxisch-männlich als unterstützend. Hier hätte ich mir gewünscht, dass Ellis stärker dagegenhält. In diesen Szenen wirkten beide Figuren deutlich jünger als ihre 17 Jahre. Das war für mich der einzige echte Kritikpunkt.

Die Nebenfiguren waren hingegen sehr stimmig und hatten angenehme Tiefe, besonders Ellis’ Mutter und ihre Schulfreunde. Mit den Reaktionen ihrer Cousine Sloane konnte ich dagegen nicht immer viel anfangen. Typisch für das Kleinstadtsetting mischten sich natürlich alle in Ellis’ Angelegenheiten ein und gaben ungefragt Ratschläge und ehrlich gesagt wäre ich da selbst wohl ziemlich genervt gewesen.

Insgesamt ist die Geschichte klar auf ein jugendliches Publikum ausgerichtet, mit viel Teenagerdrama, aber auch einer warmen und cozy Atmosphäre, die perfekt zum Herbst passt. Besonders hervorheben möchte ich das Hörbuch: Gelesen von Katharina von Daake war es ein absolutes Highlight. Sie hat jede Figur individuell zum Leben erweckt – es fühlte sich fast an wie „Kino zum Hören“.

Fazit:
Ein stimmungsvolles Jugendbuch voller Herbstmagie, Kleinstadtcharme und Coming-of-Age-Elementen. Trotz kleiner Schwächen bei der Figurenzeichnung von Cooper hat mich „Falling Like Leaves“ wunderbar unterhalten und mir viele cozy Lesestunden beschert.

Bewertung vom 30.09.2025
Bähr, Julia

Hustle


sehr gut

Julia Bähr legt mit Hustle einen temporeichen, pointierten Roman vor, der sich rasant liest – nicht zuletzt wegen der kurzen, prägnanten Sätze, die den Ton setzen. Die Geschichte der Protagonistin Leonie beginnt zunächst mit Irritation: Überheblich, zynisch und wenig sympathisch wirkte sie auf mich in den ersten Kapiteln. Doch je mehr man über sie erfährt, desto besser lassen sich ihre Handlungen und Einstellungen nachvollziehen.

Leonie ist promovierte Pflanzenforscherin und Einzelkämpferin. Nach einem Eklat in ihrem alten Job in Berlin – ihr Chef hat ihre Forschung geklaut, sie hat sein Büro verwüstet – wird sie nach München „verbannt“, wo sie fortan in der zoologischen Staatssammlung Käfer bestimmen muss. Ein Job, von dem sie keine Ahnung hat und der weit unter ihren Fähigkeiten liegt. Ihre finanzielle Situation ist prekär, ihre Wohnung heruntergekommen, soziale Kontakte fehlen. In dieser Perspektivlosigkeit trifft sie auf Genevieve, die ihr einen zweifelhaften, aber lukrativen Nebenjob anbietet.

Trotz meiner kritischen Haltung gegenüber Leonie als Figur ist die Geschichte überzeugend erzählt. Der Roman entfaltet eine packende Dynamik und wirft ganz nebenbei relevante gesellschaftliche Fragen auf – etwa zur Wohnungsnot in Großstädten, prekärer Beschäftigung und den moralischen Grauzonen, in die Menschen geraten, wenn sie einfach nur überleben wollen.

Hustle ist nicht nur spannend, sondern auch klug und gesellschaftskritisch. Ein Roman, der mit einem Augenzwinkern zeigt, wie schnell man in Schieflagen geraten kann – und wie viel Zynismus man entwickeln muss, um darin zu bestehen.

Bewertung vom 27.09.2025
Enders, Giulia

Organisch


ausgezeichnet

Nach ihrem Bestseller Darm mit Charme legt Giulia Enders nun ihr zweites Werk vor – diesmal mit einem viel größeren Blickwinkel. In Organisch nimmt sie den gesamten Körper in den Fokus und widmet sich einzelnen Organsystemen wie Lunge, Gehirn, Haut, Immunsystem und Muskeln.

Besonders beeindruckend ist die Art, wie Enders medizinische Sachverhalte vermittelt: verständlich, anschaulich und mit einem guten Gespür dafür, komplexe Vorgänge plastisch und greifbar zu machen. Sie verknüpft Fachwissen mit persönlichen Geschichten, sodass die Lektüre (bzw. in meinem Fall das Hörbuch, gesprochen von der Autorin selbst) nie trocken wirkt. Im Gegenteil: Ihre lebendige Erzählweise macht das Zuhören ausgesprochen angenehm.

Auch wer sich bereits mit medizinischen Themen beschäftigt hat, wird in diesem Buch Neues entdecken. Enders gelingt es, nicht nur spannende Fakten zu liefern, sondern auch die Beziehung zwischen Körper und Mensch zu beleuchten: was wir über unseren Körper lernen können – und was wir durch ihn über uns selbst lernen.

Fazit: Organisch ist alles andere als ein trockenes Sachbuch. Es ist eine ebenso lehrreiche wie unterhaltsame Reise durch den menschlichen Körper, die sich definitiv lohnt – egal ob man medizinischer Laie ist oder schon einiges weiß.

Bewertung vom 27.09.2025
Schröder, Dennis;Tielmann, Christian

Wir Jungs vom Prinzenpark


ausgezeichnet

Ich habe das Buch von Dennis Schröder als Hörbuch gehört und war wirklich sehr angetan. Die Geschichten sind geeignet für die Kinder-Zielgruppe, aber auch wunderbar zu Lesen/Hören für Erwachsene. Mit viel Humor, dass ich aus dem Schmunzeln kaum heraus kam, aber auch Anstößen zum Nachdenken, begleitet der/die Hörer/in den Basketballstar in Abschnitten durch seine Kindheit. Ich hätte gerne noch viel mehr Geschichten gelesen und hoffe sehr auf eine Fortsetzung! Für mich ein Highlight aus dem Jahr 2025!

Bewertung vom 27.09.2025
Sauer, Anne

Im Leben nebenan


gut

Anne Sauer erzählt in Im Leben nebenan eine Geschichte, die auf den ersten Blick spannend und leicht fantastisch wirkt, im Kern aber sehr stark um die Themen Kinderwunsch, Mutterschaft und gesellschaftliche Erwartungen an Frauen kreist.

Im Zentrum stehen zwei Versionen von Antonia (Toni), die beide auf ihre Weise verzweifelt sind: die eine, weil sie seit Jahren versucht, mit ihrem gegenwärtigen Lebenspartner ein Kind zu bekommen, die andere, weil sie eines Tages aufwacht und plötzlich ein Neugeborenes vor sich hat, dessen Vater ihr "Ex"partner ist und mit dem sie als Familie wieder in ihrem Heimatdorf lebt.

Diese Gegenüberstellung war faszinierend, weil sie die Ambivalenz rund um das Thema Kinderwunsch und Mutterschaft schonungslos offenlegte. Anne Sauer nimmt die Leser*innen sehr nah mit in die Gefühlswelt beider Tonis und insbesondere durch Nebenfiguren wurde deutlich, wie einsam Toni eigentlich ist.

Stark fand ich auch den erzählerischen Kniff, dass Antonia in die Rolle der Mutter „hineingeworfen“ wurde, ohne sich bewusst dafür entschieden zu haben. Dadurch wird die Überforderung viel plastischer spürbar. Auch in anderen Szenen zeigte das Buch klar auf, wie Frauen zwischen Familie, Beruf und Erwartungen zerrieben werden: etwa wenn klar wird, dass Kolleginnen entlassen werden, während der männliche Kollege bleiben darf. Hier steckte viel Kritik am gesellschaftlichen Umgang mit Frauen und Müttern drin.

Ein Satz, der mir besonders nachhallt, ist: „Frausein ist immer zu viel von allem.“ Das fasst für mich das zentrale Spannungsfeld des Romans perfekt zusammen.

Was mir weniger gefallen hat, war das Ende. Zudem hätte ich mir gewünscht, dass die Fokussierung auf das Thema Kinderwunsch im Klappentext deutlich gemacht wird. So empfand ich die Lektüre als thematisch etwas eindimensional. Nichtsdestotrotz war es gut gemacht und spannend. Ob kinderlos oder nicht - hier kann sich jede Frau wieder finden.