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Leo
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Aalen

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Insgesamt 168 Bewertungen
Bewertung vom 26.09.2025
Wahl, Caroline

Die Assistentin


schlecht

Charlotte liebt die Musik und wollte das als Beruf ergreifen, aber die Jahre vergehen, die Eltern drängen auf einen Job und dann ergreift sie eine große Chance. In einem Verlag wird eine Assistentin gesucht und sie muss oder darf dafür nach München ziehen. Der Chef ist eigen, hat sein Weltbild, seine Vorstellungen und Wünsche und Charlotte ist schon fast demütig und will die erste Assistentin im Verlag werden. Sie ackert, arbeitet, unterwirft sich. Sie verliebt sich, aber kann sich nicht ganz öffnen und die Eltern sind passiv und nicken nur und die Stadt ist nicht immer schön und dann wird es immer unangenehmer mit dem Chef und eine neue Bewerberin kommt in den Verlag.

Schade, einfach nur schade! Caroline Wahl kann fantastisch schreiben und uns Leser gefangen nehmen, das hat sie mit ihren zwei Bestesellern eindringlich bewiesen. Aber was ist das hier? Ein Schnellschuss? Ein altes Werk, dass man überarbeitet hat? Natürlich blitzt Wahls Schreibkunst immer wieder mal durch und man bekommt die schon typischen melancholischen Momente, aber im Großen ist es eine herbe Enttäuschung. Charlotte ist kaputt und braucht eine Therapie und keinen Job. Sie trudelt, vergisst sich, hört nicht und die Eltern sollten dringen die Scheuklappen aufmachen. Das man nicht immer aus dem Hamsterrad raus kommt ist klar, aber die Zeit ist viel zu lang und die Zeichen stehen so auf Sturm, das es einen schon fast weg weht. Liebe Caroline Wahl, nimm Dir Zeit für ein neues Buch, wähle mit bedacht, streiche unnötige Wiederholungen und bring deine Protagonisten etwas mehr Sonne ins Leben. Und wer Cathy Hummels so viel Raum gibt, ich weiß nicht, sehr fragwürdig. Von der Geschichte, von der Liebe, von dem Elternzwist und dem Ort München her gibt es zur Zeit ein ähnliches Buch und das ist 100 % besser und lohnt sich entdeckt zu werden. Julia Bähr Hustle, lest dieses Buch!

Bewertung vom 24.09.2025
Bähr, Julia

Hustle


ausgezeichnet

Leonie wurde gekündigt und ist stinksauer! Sie verwüstet das Büro ihres Chefs und hinterlässt Spuren und rächt sich so. Daraufhin streckt er seine Fühler aus und sie muss lügen und fälschen, damit sie in München einen Job bekommt. Langsam findet sie ihren Platz in der Firma, aber das Geld ist knapp und das Leben in der Stadt sehr teuer. Da kommt ein Vorfall und sie klaut einen teuren Mantel und wird beobachtet und findet so eine Freundin. Leonie erfindet sich neu, sie macht die Rache zu ihrem Geschäft und nutzt den Zorn der Anderen für ihren Geldbeutel aus. Dazwischen versucht sie ihr streitenden Eltern zu zähmen, ihr Herz in Ordnung zu bringen und ihren eigenen Platz in München zu finden und das Geschäft läuft, aber dann gibt es einen Vorfall.

Mit Biss, schwarzem Humor, Spannung genauer Beobachtung erzählt uns Julia Bähr diese Geschichte. Hustel, ein großartiges Buch, eine echte Entdeckung. Leonie als Freundin hätte ich sehr gerne, als Feindin lieber nicht, das könnte sehr gefährlich werden. Bitterböse und einfach klasse!

Bewertung vom 16.09.2025
Lorentz, Iny

Der Krieger und die Königin


weniger gut

Garibald hat einen großen Auftrag und macht sich auf den Weg nach Italien. Man will das Oströmische Reich bekämpfen und Garibald geht mit den Ostgoten strategisch und auch höchst erfolgreich ans Werk. Neben all der Kriegsführung, zeigt er doch auch viel Herz und Verständnis für seine Krieger und Gefährten, aber dann tappt er selbst in eine Falle und die hat viel Gefühl. Zeitgleich kommt Waltrada als Geisel ins Reich und ist eine Feindin von Garibald. Sie soll als Gemahlin des Frankenkönigs Theudebald ausgebildet werden, aber sie hat ihren eigenen Kopf.

Viele Kämpfe, Schlachten und viele Namen und Orte und auch viel Wirres. Es ist an manchen Strecken viel zu lang.

Die Recherche ist natürlich großartig und es wird viel Wissen vermittelt, viele Schlachten ausgefochten und viele Figuren präsentiert und auch am Ende erklärt. ABER mir zu lang und man kann sich keiner Figur so richtig öffnen. Garibald ist der Einzige, aber der ist in manchen Passagen leider doch auch etwas dümmlich und vor Leidenschaft blind. Von Waltrada hätte ich dagegen echt gerne mehr gelesen, sie scheint eine starke Frau zu sein, aber stolpert am Ende doch auch zu schnell in die Arme von Garibald. Wer Fan ist und solche Wälzer gerne mag, mag gut aufgehoben sein. Mich hat es nicht ganz überzeugt.

Bewertung vom 14.09.2025
Stradal, J. Ryan

Samstagabend im Lakeside Supper Club


ausgezeichnet

Mitten in Minnesota am Bear Jaw Lake, da gibt es den Lakeside Supper Club. Ein etwas altmodisches Lokal, das Cocktails, Drinks und Essen serviert. Es gibt Aktionstage und es ist meistens voll und es gibt auch Feiern und auch Live Musik. Vier Frauen sind mit diesem Ort verbunden und verwachsen und er prägt sie und ihr ganzes Leben. In den 1930er Jahren gründet Betty das Lokal mit und ist voller Eifer. Ihre Tochter Florence findet es dagegen nicht so toll zu servieren und abzuwaschen. Mariel dagegen liebt das Lokal und kann hier ihre ganzen Ideen, Vorstellungen und Leidenschaft mit einbringen. Für jede der Frauen verläuft das Leben anders und niemals gerade und unterdrückte Leidenschaften, Wut, Verzweiflung und Hoffnung prägen jeden Lebensweg. Die vierte im Bunde ist Julia, die wir bis in die jetzige Zeit mit begleiten und die früh weiß, im Lakeside Supper Club wird sie nicht alt, sie will ans College. Zwischen all den Frauen treffen wir noch auf Ned, der Mann von Mariel, der mit ihr das Lokal leitet.

Eine große Familiengeschichte über mehrere Generationen und Jahrzehnte und auch ein Buch über das Schweigen in der Familie, das unterdrücken von eigenen Vorstellungen und Idealen. J.Ryan Stradal schreibt genau, ruhig, bedacht und lässt seinen Figuren ganz viel Platz zum Entfalten und entwickeln und jede der Frauen darf ihre Stimme erheben und das macht das Buch so lebendig, vielfältig und ganz besonders. Ein ganz großes Buch über eine Familie.

Bewertung vom 12.09.2025
Noll, Ingrid

Nachteule


ausgezeichnet

Luisa kam als Baby aus Peru und wächst in einem wohlhabenden Elternhaus auf. Sie ist aufgeweckt und eine großartige Schülerin. Ihre besondere Gabe, im Dunkeln zu sehen, kommt ihr immer wieder zu Gute. Mit fünfzehn Jahren begegnet sie Tim, einem Landstreicher, der sie um Hilfe bittet. Ihr Helfersyndrom wird geweckt und ihr Berufswunsch Sozialarbeiterin zu werden, ist da natürlich auch hilfreich. Sie nimmt sich ihm an, versorgt ihn mit Essen, klaut Kleidung von den nachbarlichen Wäscheleinen und dann lässt sie ihn sogar ins Haus und heimlich übernachten. Ein flüchtiger Kuss lässt Luisa flattern und sich verlieben und Tim nimmt alles dankbar an und manipuliert Luisa immer mehr und nutzt ihre Stärken aus und nimmt sie mit zu Einbrüchen. Und dann steht in der Zeitung, dass eine Nachbarin tot ist und Luisa wankt, aber ihr Tim ist doch so ein lieber, oder?

Ingrid Noll hat ihre wohl jüngste Protagonistin geschaffen, aber das ist jung, frisch, aufregend und Nachteule ist kein klassischer Krimi, aber ungeheuer spannend. Weil Luisa noch so jung ist, ist die Erzählweise manchmal eben naiv und überraschend erfrischend. Ich bin begeistert und finde, Ingrid Noll packt mich einfach mit jedem Titel aufs Neue.

Bewertung vom 07.09.2025
Schulz, H. G.

Hinter Mallorcas Fassaden


sehr gut

Nele arbeitet als Steuerfahnderin im wunderschönen Leipzig. Die Karriere läuft und eigentlich steht der nächste große Schritt an und sie bekommt einen Anruf aus Mallorca. Ihre Schwester lebt dort, aber es ist die Polizei. Ihre Schwester ist tot, Selbstmord. Nele steigt in den Flieger, sie kann das nicht glauben und will selbst Nachforschungen anstellen. Sie lernt einen Telearzt kennen, die Ermittler und blickt hinter die Fassaden von Mallorca und da stimmt so einiges nicht und irgendwie scheint es so, als ob ihre Schwester eine Schlüsselfigur des Ganzen war.

H.G. Schulz beschreibt genau und mit gutem Auge und der Fall ist spannend und interessant und es geht nicht nur um die schöne Urlaubsinsel, sondern eben auch um das Böse und Wirtschaftsverbrechen und es gibt kuriose Figuren und alles ist gut geschrieben. Super finde ich auch, dass es auch etwas zum Lachen gibt.

Bewertung vom 05.09.2025
Mitzenmacher, Christian

Knallkrebse


ausgezeichnet

Tom ist Physikdoktorand und glücklich mit seiner Laura zusammen. Er hat die Patenschaft für einen sechzehnjährigen Flüchtling aus Quetta übernommen und Farid wird bald zu einem Freund, Vertrauten und zu dritt wird um die Häuser gezogen und so einiges erlebt und Farid ist hungrig und probiert vieles aus. Er hat aber eine Vergangenheit und er musste auch geliebte Menschen zurück lassen auf seinem langen Weg nach Deutschland und das wiegt schwer. Auch Tom hat seine eigenen Gedanken und Probleme und Laura natürlich auch. Dann kommt ein Knackpunkt in der Beziehung der drei und nichts ist mehr wie zuvor, denn das Schweigen ist zu groß.

Der Debutroman von Christian Mitzenmacher ist eine absolute Wucht! Mit feinem Gespür für die Momente, Situationen und Gefühle seiner Protagonisten, erzählt er eine politisch sehr wichtige Geschichte. Es geht aber eben um eines der wichtigsten Themen überhaupt, dass man reden soll, ehrlich sein soll und das Schweigen nie eine Lösung ist und leider oft zu einem Bruch im führt. Ich freu mich auf mehr von diesem vielversprechenden Autor.

Das Buch packe ich in meinen Bücherkoffer und werde es bei meinen Präsentationen vorstellen.

Bewertung vom 05.09.2025
Leser, Antje

Lost in the Wild


ausgezeichnet

Timo, sein Freund Jasper, ihr Kumpel Fabio und die Mädels Khadra und Daria machen nach dem Abi eine Bergtour. Nicht jeder freut sich auf das lange wandern und schlafen im Zelt, aber die Mehrheit war dafür. Leider werden die Wolken immer dichter und der versprochene blaue Himmel zeigt sich nicht. Nach einem Streit rennt Jasper in den Wald und die Freunde legen sich irgendwann jeder in sein Zelt, aber sie werden von Regen geweckt und von starkem Wind und dann scheint die Welt unter zu gehen.

Zur gleichen Zeit macht sich Ragnar mit einige Städtern zu einem Survival Tirp auf in die Berge und es geht hier um ein Endzeit Szenario, wo Aliens die Erde angreifen. Man will sich durch die Wildnis schlagen und man will für Schlafplätze und Essen selbst sorgen, aber dann kommt alles ganz anders.

Ein Jugendthriller der es wirklich in sich hat. Antja Leser schafft eine Spannung, die sich immer mehr steigert und die den Protagonisten physisch wie psychisch so einiges abverlangt. Man fühlt sich wie in einem Strudel und manchmal voller Energie, Hoffnung, Liebe und Zuneigung und dann wieder auch voll Abscheu, Unverständnis, man wird regelrecht aggressiv und man möchte den Jugendlichen helfen. Sehr gute Charaktere und der Thriller ist auch für Erwachsene durchweg spannend und großartig geschrieben. Packe ich in meinen Bücherkoffer und werde das Buch bei meinen anstehenden Buchabenden vorstellen, vor allem in den Schulen.

Bewertung vom 05.09.2025
Allende, Isabel

Mein Name ist Emilia del Valle


ausgezeichnet

1866 kommt Emilia Del Valle zur Welt und ihr Weg ist von Anfang an nicht einfach. Sie wächst bei ihrem liebevollen Stiefvater in ärmlichen Verhältnissen auf. Die Welt in San Francisco ist lebhaft und schon früh entdeckt Emilia das Schreiben. Sie versucht es zu ihrem Beruf zu machen und dann wird sie unter einem Pseudonym zu einer gefragten und erfolgreichen Autorin von Romanheften. Als Journalistin bekommt sie immer mehr Berichte zu schreiben und mit ihrem Kollegen Eric verbindet sie bald nicht nur eine berufliche Leidenschaft. Gemeinsam beschließen sie ins Kriegsgebiet nach Chile zu gehen. Hier stammt Emilia her und sie findet nicht nur ihren eigenen Weg, sondern auch viele Berichte, Geschichten und Hintergründe und es wird für sie auch immer wieder gefährlich. Die Zeit verändert sich und Chile ist im Umbruch, politisch, gesellschaftlich und in der Stellung in der Welt.

Isabel Allende hat wieder voller Kraft, Energie und Leidenschaft, eine großartige Figur erschaffen. Die Geschichte Chiles ist so vielfältig, spannend und durch Emilia bekommt sie eine ganz eigene und andere Stimme. Auch nach so vielen Roman packt mich Isabel Allende immer noch und nach ein paar schwächeren Titeln, hat Allende mit den letzten drei Büchern wieder zur alten Form zurück gefunden.

Bewertung vom 05.09.2025
Gosling, Sharon

Der alte Apfelgarten


ausgezeichnet

Die Steilküste in Schottland ist schroff und hier liegt die Crowdie-Farm. Nina bewirtschaftet mit ihrem aufgeweckten Sohn und der Hilfe des Nacharn die Farm, während ihre Schwester Bette in London Karriere macht. Nach dem Tod des Vaters treffen sie wieder aufeinander, die ungleichen Schwestern, die nicht nur ein Altersunterschied trennt, sondern auch Schweigen und Unverständnis für die Andere. Die Mutter beobachtet das oft mit einem Schmunzeln und Bette muss sich wieder in dem kleinen Ort zurecht finden und zeigt plötzlich andere Seiten. Nina arbeitet hart am Erhalt der Farm, aber es gibt so viele Baustellen und dann kommt die Testamentseröffnung. Der Vater vermacht den Töchtern gemeinsam die Farm. Ein Schock für Nina und Bette und sie müssen sich zusammen raufen, sie müssen miteinander reden und es kommen lang gehegte Geheimnisse ans Licht und alte Fehden bahnen sich wieder ihren Weg. Zwischen all dem Trubel und den Schatten der Vergangenheit, entdecken die Schwestern einen alten Apfelgarten und der wirbelt das Leben der Beiden nochmal ordentlich durcheinander.

Sharon Gosling hat einen großen Familienroman geschrieben, der uns mit nach Schottland nimmt und der zeigt, das Schweigen nie eine Lösung ist und man miteinander reden muss, um gemeinsam glücklich zu sein. Die Figuren sind großartig gezeichnet und sympathisch und wird ein Teil der Crowdie-Farm. Wohlfühlroman.