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clematis

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Insgesamt 347 Bewertungen
Bewertung vom 14.10.2025
Paulsen, Hanna

Mord an Weihnachten


ausgezeichnet

Mordskekse

Wenige Tage vor Weihnachten trifft man sich auf der Insel Föhr am Oldsumer Weihnachtsbasar. Die Aufregung ist groß, als nicht nur ein Besucher mit krampfartigen Schmerzen zu Boden geht und die Rettungssanitäter mehrere Personen ins Krankenhaus bringen müssen. Ein Standbetreiber bricht überhaupt leblos zusammen, schnell sind seine Weihnachtskekse als vergiftet entlarvt. Allerdings fehlen Täter und Mordmotiv, die Wyker Polizei samt Staatsanwalt Broder Jacobsen, der eigentlich nur kurz auf seiner Heimatinsel urlauben will, muss kurz vor dem Fest noch alles geben.

Während es sonst bei den bereits bekannten Personen auf Föhr eher ruhig zugeht, passiert ausgerechnet am letzten Adventsonntag ein Mordanschlag. Aber wem gilt er? Und wer ist dafür verantwortlich? Kekse als Mordwaffe sind einmal etwas Neues und Kommissar Udo Harksen ist gewiss, dass noch vor dem Heiligen Abend ein Täter überführt werden kann. Die Ermittlungen sind dann aber doch deutlich komplizierter als zunächst angenommen und führen zu Nachbarschaftsproblemen, deren Ursprung schon viele Jahre zurückliegt.

Gekonnt zeigt Hanna Paulsen, dass sie nicht nur wunderbare Familien- und Liebesgeschichten erzählen kann, sondern auch spannende Kriminalfälle auf der schönen Nordseeinsel Föhr aufzuklären weiß. Kurze Kapitel und wechselnde Sichtweisen sorgen für Spannung, interessante Details zu Brauchtum und festlichen Traditionen verfeinern die winterlich-weihnachtliche Atmosphäre. Ohne brutale Szenen, dafür aber mit viel Feingefühl und Gespür geht man verworrenen Beziehungskonflikten nach und deckt mehr auf als anfangs gedacht, die einzelnen Fäden ziehen sich schlussendlich logisch zusammen.

Ein unterhaltsamer Krimi, nicht nur für Freunde der Insel Föhr, für solche aber ganz besonders. Ich freue mich jedes Mal aufs Neue, wenn ich die bereits bekannten Figuren wieder treffe, egal, in welchem Zusammenhang, denn zu erzählen gibt es immer etwas. Leseempfehlung!

Bewertung vom 10.10.2025
Kreslehner, Gabi

Wer wir geworden sind (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wehmut

Juli und ihr Mann August wohnen oben am Berg am Unterhof, nebenan gibt es noch den Oberhof, drum herum nichts als Natur. Zwei Weltkriege kommen und gehen, das Leben verändert sich, die Menschen verändern sich, man steht einen Tag nach dem anderen durch und fügt sich ins Schicksal, das es recht oft nicht gut zu meinen scheint mit den Pfallers und Ebenhausers. Generationen kommen und gehen, ein Schwenk nach Amerika und ein weiterer zurück, schon ist die Jahrtausendwende da und der Weg zum Verstehen geebnet.

Stets mit einem leicht wehmütigen Unterton schildert Gabi Kreslehner diesen wunderbaren und bewegenden Roman, welcher eine traurige und doch so realistische Familiengeschichte über mehrere Generationen beleuchtet. Harte Arbeit und stete Entbehrungen prägen die Zeit der beiden Kriege, als Sieger geht schließlich keiner hervor. Besonders der erste (längste) Abschnitt geht trotz – oder gerade wegen – der leisen Töne im Text tief unter die Haut, erzählt vom Verlust und von sichtbaren körperlichen und unsichtbaren seelischen Narben. Im folgenden Teil wandern wir aus nach Amerika und erleben schließlich im dritten Fragment, wie stark Familienbande wirken und wie sehr Menschen einander über mehrere Generationen hinweg beeinflussen.

Ein virtuoser Schreibstil und nahe gehende Lebenswege unter der Prämisse „Wir haben doch alle nichts dafürkönnen“ [kindle, Pos. 2690] treiben dem Leser Tränen in die Augen und doch hält das Los nicht für jeden ein gutes Ende bereit. Überaus realitätsnah und niemals übersteigert, so dürfen wir hautnah miterleben, wie es damals war am Ober- und am Unterhof in einem Dorf in Österreich, dessen Name kein einziges Mal genannt wird. Ein eindringlicher Roman, der eine erschreckende Stille zurücklässt und genau deshalb so empfehlenswert ist. Großartig!

Bewertung vom 09.10.2025
Jeglitsch, Lisa

Dunkles Wien - Die Morde von Lainz (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Messerstiche

Mit acht Messerstichen niedergestreckt liegt die Leiche im Lainzer Tiergarten. Laura Sturm und ihr Kollege Karl Suchanek vom Wiener LKA sind alsbald einem mutmaßlichen Täter auf der Spur, Chef Martin Farkas will den Fall noch vor den nahenden Weihnachtsfeiertagen abschließen. Doch da befallen Laura Zweifel an der Ermittlungsrichtung.

Unterschiedlichste Handlungsstränge präsentiert Lisa Jeglitsch in diesem spannenden Wien-Krimi und zieht die Leser dadurch sofort in ihren Bann. Die Figuren sind vielschichtig angelegt, wodurch sie überaus lebensnah erscheinen mit all ihren Stärken und Problemen. Vereinzelte Rückblicke in die Vergangenheit lassen da und dort Informationen durchblitzen, bis zum Ende hält der Krimi aber Überraschungen bereit. Eine recht eigenwillige Art, Ermittlungen durchzuführen, legen die Wiener Kriminalisten an den Tag und lassen genau dadurch diesen Reihenauftakt zu einem einzigartigen und unverwechselbaren Lesevergnügen werden.

Abwechslungsreich, was Themenauswahl und Charaktere betrifft, ein Kriminalfall, der nichts von dem ist, was er auf den ersten Blick zu sein scheint. Dunkles Wien überzeugt durch ein besonders Flair, das zwischen den Zeilen durchkommt, die Toten für den Folgeband warten schon – darauf bin ich jetzt natürlich neugierig.

Bewertung vom 08.10.2025
Maly, Beate

Advent im Grandhotel


sehr gut

Kunstauktion

Für eine Kunstauktion in der Vorweihnachtszeit bekommt Ernestine Freikarten, natürlich nimmt sie Anton, Rosa und Fritzi mit zu einem Wochenende im Schnee. Aber statt stimmungsvoller Gemälde und duftender Vanillekipferl entspinnt sich ein wahrer Krimi rund um ein verschwundenes Bild, denn gleich mehrere Personen im Hotel hätten ein Motiv für einen Diebstahl.

Die pensionierte Lateinlehrerin Ernestine Kirsch und ihr Lebensgefährte, Apotheker Anton Böck, reisen guter Dinge gen Süden und freuen sich auf ein unterhaltsames Wochenende am Semmering, das sie gemeinsam mit Enkelin Rosa und deren bestem Freund Fritzi verbringen möchten. Aber wie könnte es anders sein, geraten die beiden wieder einmal in ein kriminalistisches Abenteuer. Festliche Weihnachtsstimmung und munteres Treiben beim Schneemannbauen wechseln sich ab mit Ernestines detektivischem Gespür und Scharfsinn, welcher dem hinzugezogenen Gendarmen auf allen Linien fehlt. Aber auch Ernestine kommt diesmal viel Zufall zu Hilfe. Eine tiefgründige Rahmenhandlung rund um das schwierige Los von Dienstmädchen ohne Ausbildung und Balletttänzerinnen auf dem Weg zum Ruhm verleihen diesem Weihnachtsband die nötige Ernsthaftigkeit, kleinere Reiberein unter den Hotelgästen und der charmante schwäbische Dialekt der Krugers lockern die Handlung bestens auf, sodass ein gelungenes Ganzes daraus entsteht.

Ein gewohnt angenehm zu lesender Stil kennzeichnet Beate Malys erfrischende Geschichten im historischen Wien (und Umgebung), so auch hier bei diesem stimmungsvollen Adventband, der Kriminalistisches und Gemütliches bestens unter den Tannenbaum zaubert. Wie immer bei Ernestine und Anton, habe ich mich auch diesmal recht wohl gefühlt, ich bin gerne auch im nächsten Jahr wieder dabei, besonders, weil Rosas Geschwisterchen dann schon das Licht der Welt erblickt haben wird.

Bewertung vom 07.10.2025
Beerwald, Sina

Die Sylt-Schwestern - Stürmische Tage (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Das Erbe

Clara und Jella nehmen das Erbe ihrer Mutter an und führen das ehemalige Nobelrestaurant Strandperle weiter, allerdings in ihrem eigenen Stil. Nicht alle einflussreichen Personen auf Sylt geben dem Unternehmen eine Chance, wodurch die Motivation der Schwestern aber nur noch weiter angefacht wird. Gesellschaftspolitische Umbrüche in den Jahren 1932/33 und vermeintlich hinter sich gelassene Ereignisse prägen schließlich das Privatleben mehr als man zulassen möchte.

Nahtlos schließt dieser zweite Band der großen Insel-Saga an seinen Vorgänger an, lenkt das Geschehen auf emsige Umbauarbeiten in der Strandperle und auf das Erstarken nationalsozialistischer Tendenzen. Einige reale Persönlichkeiten wie Marlene Dietrich oder Marineflieger Friedrich Christiansen bereichern auf ihre Weise das Geschehen, aber auch die fiktiven Charaktere wie Gauleiter Hinrich Holzer oder der Betreiber des Restaurants Seestern, Johann Josten, sowie Bürgermeister Arnulf Zapp wirken überaus lebensnah und spiegeln den damaligen Zeitgeist wider. Mit einer Prise Humor und akribischer Recherche historischer Gegebenheiten kreiert Sina Beerwald brisante Szenen rund um die so unterschiedlichen Schwestern Clara und Jella und zeigt, dass im Ernstfall die Familienbande enger sind als sie von außen scheinen. Ein flotter Schreibstil führt den Leser durch Hoch und Tief auf Sylt, nimmt so manche Figur einmal aufs Korn und widmet sich gleichzeitig sehr ernsten Themen, die auf beachtlich lockere Weise in die Handlung eingeflochten werden. So wird es niemals langweilig auf der Insel, die Wochen und Monate füllen sich mit aufregenden Ereignissen und gipfeln in einem offenen Ende bei der Bücherverbrennung in Berlin.

Überaus nahe an verbürgter Historie (siehe auch Sina Beerwalds Nachwort) spielt die Handlung der Stürmischen Tage und beschert damit den Lesern einen Roman, der Zeitgeschichte mit blendender Unterhaltung verknüpft. Das vorläufige Ende klingt erschütternd, aber wer weiß, was Teil 3 noch bringen wird. Ich warte gespannt und empfehle inzwischen die ersten beiden Bände gerne weiter.

Bewertung vom 06.10.2025
Caine, Ada

Turbulente Zeiten


ausgezeichnet

Gefahren

Burgls Oblatengeschäft in Karlsbad floriert auch im Jahre 1896. Zudem erwartet die tüchtige Bäckerin ihr erstes Kind. Während sie auf der Suche ist nach Unterstützung in der Backstube, verschwinden junge Frauen aus Karlsbad und gibt es nächtliche Anschläge auf ihre Butike auf der Alten Wiese. Allerlei Gefahren muss getrotzt werden.

Lebhaft, wie immer, schildert Ada Caine aus dem Leben Burgls und deren Lieben. Frau Kaniß und Tante Zöpfel sowie Therese dürfen nicht fehlen und auch der brave Loisl tritt als liebevoller und vernünftiger Ehemann auf. Turbulent, wie der Titel verspricht, geht es tatsächlich zu, Burgl hat alle Hände voll zu tun mit ihrer Oblatenbäckerei und neidvollen Nachbarn, aber auch die Gerüchte um die frisch ausgebildeten Zofen und Gouvernanten, die in Karlsbad auf eine neue Anstellung warten, gehen ihr nahe. Bunte Bilder von Karlsbad im Kaiserthum Österreich holen den Leser sofort ab und bezaubern diesen mit vielen sympathischen Charakteren. Da und dort lauert natürlich ein Bösewicht, der die Idylle trübt, aber mit vereinten Kräften werden die Gefahren hoffentlich abgewendet werden können.

Egal, ob Burgl – oder Eva aus einer früheren Reihe – im Mittelpunkt steht, Karlsbad an der Wende zum 20. Jahrhundert ist stets einen Besuch wert, speziell dann, wenn Ada Caine ihre Feder führt und die damalige Zeit wieder zum Leben erweckt. Flüssig lassen sich die Zeilen lesen, charmant stellen sich die Geschichten rund um die bekannte Kurstadt dar, ich komme sehr gerne immer wieder. Leseempfehlung!

Bewertung vom 06.10.2025
Hokin, Catherine

The Train That Took You Away


sehr gut

Sascha

Für Galeristin Esther Spielmann und ihre jüdische Familie ist es zu spät, um die nötigen Papiere für eine Ausreise aus Deutschland zu bekommen. Als ihr Mann und ihr Vater in der Kristallnacht nicht mehr heimkommen, sieht sie in einem Kindertransport nach England die letzte Chance, zumindest ihrem Sohn Sascha das Überleben zu ermöglichen. Ein gerahmtes Bild, das sie und ihren Sohn zeigt, wird von SS-Leuten beschlagnahmt, bevor die gesamte Villa versiegelt und Ester deportiert wird.

In vier großen Abschnitten erzählt Catherine Hokin von der erfolgreichen Galeriebesitzerin Esther und der Restauratorin Amalie, widmet der Kunst und den aufstrebenden antisemitischen Tendenzen Teil Nummer eins. Darauf folgen der Abschied von Sascha und Esthers eigenes Schicksal in den Kriegsgräueln, bevor Abschnitt vier die Lage nach dem Krieg und die Wiedererlangung der Kunstschätze in den Mittelpunkt rückt. Vielerlei historisch belegte Einzelheiten fließen in diese opulente Geschichte mit ein, wertvolle Gemälde und namhafte Künstler werden so ausführlich beschrieben, dass man sich selbst als Gast in einer der Ausstellungen wähnt. So langsam, dass es die Betroffenen selbst kaum wahrnehmen, erstarkt die Naziszene und schon steht Esther vor den Trümmern ihres Lebens. Ihr einziger Anker, um durchzuhalten, ist Sascha, der hoffentlich gut aufgehoben ist bei seiner neuen Londoner Familie, aber die Chance, im Arbeitslager nicht zugrunde zu gehen, ist gering.

Eine dramatische Geschichte, die in eine Rahmenhandlung rund um Kunst und Kunstraub eingebettet ist und viele interessante Details bereithält. Dem Titel nach hätte ich allerdings etwas mehr Persönliches über Esther und Sascha erwartet, die Einzelheiten aus den Galerien waren im Vergleich dazu etwas zu ausladend. Nichtsdestotrotz bietet dieser Roman viele authentische Szenen und lehnt sich an Schicksale an, welche es in ähnlicher Form wohl zahlreich gegeben hat.

Unfassbares Leid, Kinder, die alleine in ein fremdsprachiges Land geschickt werden und eine verbindende Kunstszene, die den Bogen vom Anfang bis zum Ende spannt, liefern eine solide Grundlage für diesen lesenswerten Roman.

Bewertung vom 29.09.2025
Klementovic, Roman

Dunkelnah (eBook, ePUB)


sehr gut

Waldhotel

Simon Winter staunt nicht schlecht, als er das abgeschieden im Wald gelegene Kurhotel erblickt, in welchem er als Handwerker und Hausmeister an der baldigen Neueröffnung mitwirken soll. Denn was er sieht, gleicht eher einem verfallenden Koloss als einem prunkvollen Ort der Erholung. Zweifel ergreifen ihn, da außer den Besitzern, Eleonora und Alfred Reiter, deren Tochter Sienna und einem Rottweiler niemand sonst anwesend zu sein scheint. Dann erfährt er noch vom Verschwinden einer jungen Frau, woraufhin alles in ihm nach Flucht schreit, dennoch entschließt er sich zu bleiben und die Polizei zu unterstützen.

Raffiniert als eine Art innerer Monolog beginnt dieses düstere Schauspiel, Roman Klementovic versteht es aufs Prächtigste, seine Leser durch geheimnisvolle Schauplätze und Stimmungen für seine Geschichten einzunehmen. Simons Sicht der Dinge überwiegt für lange Zeit, sowohl er als auch der Leser rätseln ob der vermissten Person und haben Schwierigkeiten, sich mit dem dubios wirkenden Ehepaar Reiter anzufreunden, denn Eleonora trinkt nur allzu gern ein Schnapserl – oder auch mehr – und Alfred trifft man nie ohne Gewehr und seinen scharfen Rottweiler an. Durch die geringe Zahl an Figuren meint man, schnell alle zu kennen, aber gemach, so manche Erkenntnis stellt sich alsbald als Irrtum heraus. Wer führt wen an der Nase herum, wer hütet ein furchtbares Geheimnis? Nichts ist, wie es scheint und doch kommt am Ende nochmals alles anders.

Roman Klementovic ist ein Meister der Täuschung, auf ruhige und dennoch stets packende Weise stellt er das Geschehen dar, wobei nicht nur der Leser kaum zu unterscheiden vermag, ob es sich um Realität oder Illusion handelt. Allerdings vermisse ich diesmal ein paar wirklich gruselige Momente, welche direkt unter die Haut gehen, die Rahmenhandlung mit dem schlussendlich offenbarten Motiv bewegt sich nur knapp an der Grenze der Glaubwürdigkeit entlang.

Nichtsdestotrotz punktet auch dieser Psychothriller wieder durch den gekonnten Schreibstil, der oft genug Beklemmung auslöst und durch die großartige Atmosphäre im Hotel Waldhof, welche bestens eingefangen und zu Papier gebracht worden ist. Der letzte Satz trifft meine Erwartungen wieder voll und ganz. Leseempfehlung!

Bewertung vom 28.09.2025
Frankland, Maria

Last Christmas


sehr gut

Letztes Weihnachtsfest

Der Vater ist schwer krank, und so versammelt sich die ganze Familie zu einem letzten gemeinsamen Weihnachtsfest, das allen in Erinnerung bleiben wird - allerdings völlig anders als geplant, denn Neil, Ehemann der mittleren von drei Töchtern, überlebt die Feiertage nicht.

Den ersten Teil dieses spannenden Buches bestreitet Neil mit seiner Sicht der Dinge, einem fast widerwilligen Blick auf seine unglückliche Ehe mit Sascha und das bevorstehende Familienidyll, von dem er von Anfang an weiß, dass es alles andere als das werden wird. Heitere Weihnachtsmusik begleitet Neil und Sascha im Auto auf dem Weg zum Elternhaus, bevor sie auf die beiden Schwestern Christy und Rebecca, deren Ehemänner Adam und Greg und natürlich auf die Eltern, Wendy und Stuart selbst, treffen. Eine Menge Alkohol und gezielte Sticheleien später schickt Wendy Neil und seinen Widersacher Adam an die Frischluft, um ihren Streit außerhalb der Familie zu klären. Von diesem Ausflug bei Minusgraden kehrt allerdings nur einer zurück, Neil wird wenig später als vermisst gemeldet. Was an den steilen Klippen passiert sein könnte, das fragt sich Sascha, welche den folgenden Abschnitt schildert. Bange Stunden vergehen, die schwelenden Geheimnisse und Zwistigkeiten werden immer spürbarer, das Netz aus Lügen und Intrigen zieht sich zusammen, bis schließlich Christy den Platz der Wortführerin übernimmt, denn Schreckliches ist geschehen. Durch die eindringliche Sprachmelodie Maria Franklands nimmt der Sog der Geschichte stetig zu, blättert der Leser immer rascher durch die einzelnen Seiten. Das Ende ist raffiniert und schockierend, kaum zu glauben, wozu ein Mensch fähig ist.

Spannende Unterhaltung mit einer schrägen Familie, aber wer weiß, ob es ähnliche Konflikte nicht sogar wirklich gibt. Leseempfehlung!

Bewertung vom 27.09.2025
Brandstäter, Lisa Sarah

Mord in eiskalter Nacht / Leena Victor ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Leena Victor

Leena Victor, Kriminalkommissarin in Helsinki, befindet sich eigentlich im Urlaub. Als aber die bekannte Fernsehmoderatorin Kira Westerlund nach der jährlichen Vorweihnachtsparty in ihrem schicken Haus ermordet vorgefunden wird, ersuchen die Kollegen Leena um Hilfe, obwohl sie selbst auf der Feier dabei war und daher als befangen gilt, sie hat allerdings einfach die beste Aufklärungsquote bei Gewaltdelikten gegen Frauen.

Ein großartiger Schauplatz und interessante, weil sehr realistisch dargestellte Charaktere stehen im Mittelpunkt dieses rasanten Krimis. Die klirrende Kälte im finnischen Winter, der Duft von Glögi und süßem Weihnachtsgebäck, eine Schwester, die gerne im Rampenlicht steht, die andere, die sich gar nicht so weit zurückziehen kann, wie sie möchte, eine Promi-Party mit Alkohol und Drogen neben dem tiefen dunklen Wald – es sind die Gegensätze, welche die Autorin einsetzt, um eine knisternde anhaltende Spannung zu erzeugen. Viele kurze Kapitel ziehen das Tempo an, die einzelnen Szenen bringen eine hohe Anzahl an unterschiedlichen Figuren ins Spiel, die Richtung, wohin das alles führen wird, ist noch längst nicht klar. Zwischendurch lässt uns die Autorin immer wieder in die Vergangenheit blicken, sodass nach und nach Licht ins Dunkel kommt. Die zahlreichen Handlungsstränge führt Lisa Sarah Brandstäter schlussendlich gekonnt zusammen, klärt das Gewaltverbrechen geschickt auf und lässt nur wenige Fragen offen. Genau der passende Ausklang für den ersten Band einer virtuos begonnenen Krimireihe.

Temporeich und schlüssig, empathisch und konsequent, die Reihe an positiven Adjektiven für die Handlung und jede einzelne Figur in diesem Krimi ließe sich noch lange fortsetzen. Leider ist Band eins zu Ende, aber die Gewissheit, dass wir Leena Victor bald wieder begegnen werden, ist ein Grund zur Freude. Ich hatte packende Lesestunden beim nordisch kalten Jahreswechsel und den aufregenden Ermittlungen. Uneingeschränkte Leseempfehlung für alle, die Dynamik lieben und eine Kriminalkommissarin verstehen, die entschlossen, wenn auch nicht immer besonnen handelt.