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Siggi53
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Göttingen

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Insgesamt 108 Bewertungen
Bewertung vom 28.09.2025
Kalpenstein, Friedrich

Salute - Das letzte Gebet


ausgezeichnet

Erst ROT... dann GRÜN...nun BLAU

Die Salute- Serie von Friedrich Kalpenstein besticht schon äußerlich durch kräftige Farben, passenden Motiven mit Titeln die ahnen lassen, wo das Böse jeweils zugeschlagen hat. "Salute- Das letzte Gebet" weist darauf hin, dass diesmal sogar im Gotteshaus Schreckliches passiert ist.

Nach wenigen Seiten war ich tief in die Geschichte versunken. Dabei habe ich mich gefreut viele bekannte Personen, die mir schon aus den ersten beiden Bänden bekannt sind, wieder zu begegnen. So wie auch jeder Vorgängerband ist auch dieser Krimi in sich abgeschlossen. Die Geschichte ist rundum schlüssig, und Kenntnisse aus Band eins und zwei sind nicht zwingend nötig. Ich empfinde es aber als sehr schön von Anfang an in Bardolino dabei zu sein. Sehr schnell wird dieser quirlige Ort mit den vielen " Charakter-Köpfen " zu einem vertrauten Ort in den man immer wieder, dank Friedrich Kalpensteins Literatur , gerne zurückkommt. Ich liebe das Flair und " La Dolce Vita " sehr, gewinne ich doch mit jedem neuen Fall interessante Neuigkeiten hinzu. Ich mag es sehr, dass der Autor immer wieder italienische Wörter oder kleine Sätze in den Text einfließen lässt. Dies macht seine flüssige Schreibweise sehr authentisch. Mit seinen spannenden Metaphern malt er in meinem Kopf Bilder, die richtig lebendig werden. Er konzentriert sich nicht alleinig auf den Kriminalfall bis ins kleinste Detail, sondern setzt den Lokalkolorit passend genau dazu in Szene. So lernt die Leserschaft in jedem Band neue Örtlichkeiten, auch über die Grenzen Bardolinos hinaus, kennen.

Vom eigentlichen Mordfall möchte ich nicht viel verraten, denn den Tathergang sollte jeder selber lesen und versuchen, den Täter durch gutes Kombinieren dingfest zu machen. Aus Erfahrung kann ich aber sagen, dass dies bei Kalpensteins Geschichten schwer gelingt, denn der Autor hat die große Gabe, punktgenau eine Wendung in dem Fortgang der Geschichte einzuleiten, die der Tätersuche eine ganz neue Richtung vorgibt. Gerade diese Fähigkeit Kalpensteins fasziniert mich, neben so vielen anderen klugen Details, immer wieder. Zudem sind seine erzählten Beobachtungen und daraus konsultierenden Schlussfolgerungen absolut logisch und nachvollziehbar.

Ich schätze es zudem sehr, dass auch neben diesem Mordfall ein aktuelles Thema eine große Rolle spielt. Liest man hier von einer bestimmten Innovation, so ist dieses Umweltthema nicht vollends fern ab der Realität. Mit etwas Fantasie erinnert es mich an die bekannte Fernsehserie " Höhle der Löwen ". in der die möglichen Investoren schon mal darauf hingewiesen haben, dass die Konkurrenz nicht schläft. Letztendlich hat mir diese Erkenntnis in dem vorliegendem Mordfall aber nicht geholfen, einen Täter ins Visier zu nehmen.

Friedrich Kalpenstein hat hier wieder ein Glanzstück auf den großen Krimimarkt gebracht, das bei mir keine Wünsche offen lässt. Wieder gefällt es mir sehr, dass Friedrich Kalpenstein nach Aufklärung der Tat nicht sofort die Geschichte enden lässt. Durch lockere Plaudereien und Situationskomik lässt er die Geschichte langsam ausklingen. Damit erzeugt er ganz nebenbei schon Vorfreude auf den nächsten Fall, denn nach dem Mord ist vor dem Mord. Nach BLAU folgt GELB im nächsten Jahr. Dann geht es wieder an den schönen Gardasee nach Bardolino. Vorher wartet aber Brunngries auf Ermittlungshelfer aus Nah und Fern, denn dort wird auch fleißig gemordet.

Im Genre Regionalkrimis steht Kalpenstein seit Jahren bei mir an erster Stelle, und ich sehe nicht, wer ihm diesen Spitzenplatz jemals streitig machen könnte. SALUTE ! ---- PROST !

Selbstverständlich vergebe ich 5 Sterne und "Cioccolatini ripieni di crema al pistacchio" dazu. Buon appetito

Bewertung vom 17.09.2025
Becker, Boris

Inside


sehr gut

Boris Becker hat gemeinsam mit seinem Co-Autor Tom Fordyce dieses Buch " Inside...Gewinnen- Verlieren- Neu Beginnen " geschrieben. Nachdem es von Dieter Fuchs ins Deutsche übersetzt wurde, bereichert es nun den autobiographischen Literatur-Sektor in Deutschland.

Ich habe die herausragende Sportkarriere von Becker verfolgt, und dabei auch viele Presseberichte gelesen, die weit über das Sportthema hinausgingen. Es kam dann die Zeit, in der die Berichte über ihn von Sensations- Schlagzeilen, auch aus seinem privaten Umfeld, begleitet waren und letztendlich dominierten die Presseberichte rund um seine Insolvenz und den Gerichtsverhandlungen. Ich habe mich immer gefragt, was wirklich von diesen Behauptungen der Realität entsprach. oder eher der Fantasie der Reporter, um mit entsprechenden Schlagzeilen den Zeitungsverkauf zu steigern. Selbst als Boris Becker zur Haftstrafe verurteilt wurde, und ins Gefängnis kam, waren die Zeitungen voll von Spekulationen, die aber der Leserschaft als bare Münze verkauft wurden.

Ich finde es gut, dass Becker dieses Buch geschrieben hat, in dem er offen und ehrlich über die schlimmste Zeit seines Lebens berichtet. Dabei blickt er immer wieder zurück in seine früheren Zeiten, in denen er im Glanz, mit Ruhm und Reichtum gelebt hat. Selbstkritisch und detailliert spricht er über seine Empfindungen und über andere Mithäftlinge, zudem auch über seine Aufgaben während der Haft. Dabei will er keinesfalls bei seiner Leserschaft Mitleid erzeugen, denn er hat seine großen Fehler erkannt, und akzeptiert somit seine Inhaftierung.

Ich bin seinen Worten gerne gefolgt, da ich wissen wollte, wie die Fakten wirklich waren. Der Schreibstil ist leicht und locker, aber die schwere dieser Zeit tritt deutlich hervor. Ich bin erstaunt über das, was ich gelesen habe, und seine Emotionalität hat mich überrascht.

Schön anzusehen sind die Fotos in der Mitte des Buches. Ich hätte mir ergänzend aber auch noch einige Fotos von Anna und Amadeus gewünscht, die leider auch in dem gesamten Buch keine Erwähnung finden. Wie haben sie die Haft im nachhinein verkraftet, und haben sie ihren Vater im Gefängnis besuchen können?

Am Ende des Buches, letztendlich im Nachruf, wird deutlich, dass Becker die Zeit im Gefängnis genutzt hat, sich mental für ein besseres und glückliches Leben vorzubereiten. Er hat gelernt loszulassen, was ihm nicht gut tut. Tief ist er gefallen, nun zu recht vorbestraft, aber mit Gottes Gnade wird ihm ein Neuanfang gelingen -- er ist schon auf dem richtigen Weg.

4 Sterne für dieses emotionale, selbstkritische, informative und ehrlich geschriebene Buch. Dazu eine uneingeschränkte Kaufempfehlung für Personen, die sich für die " Promi " Person Boris Becker interessieren.

Bewertung vom 08.09.2025
Enders, Giulia

Organisch


ausgezeichnet

Vor 8 Jahren hat die Wissenschaftlerin, Ärztin und Autorin, Dr. Giulia Enders, den Bestseller " Darm mit Charme " veröffentlicht. Ich habe das Buch damals mit Begeisterung gelesen, und erinnere mich noch heute gerne an das lehrreiche Buch zurück. Als ich nun auf ihr neues Buch aufmerksam wurde, dessen passendes Cover mir sofort in die Augen fiel, war klar, dass ich auch dieses Sachbuch unbedingt lesen wollte. Gesagt -- Getan !

Wieder begeistert mich die besondere Schreibweise der Autorin. Ihr gelingt es medizinisches Fachwissen und neueste Forschungsergebnisse, für jeden verständlich, zu vermitteln. Angefangen mit der Lunge, gefolgt von dem Immunsystem, der Haut, den Muskeln und dem Gehirn, lernt man die komplexen Vorgänge in unserem Körper, die meistens unbemerkt für unser Wohlbefinden sorgen, kennen. Giulia Enders weist auch darauf hin, wie wir bewusst das perfekt eingespielte Team der Organe durch unser Verhalten positiv unterstützen können. Und sollte irgendetwas in uns in Schieflage geraten, dann gibt die Ärztin fachliche Hilfe, sodass wir begreifen was genau
in uns vorgeht.

Ich mag es, wenn Enders medizinische Vorgänge mit alltäglichen Dingen des Lebens vergleicht, und auch das Ernsthafte gelegentlich mit einer Prise Humor würzt. Dieses Talent von ihr habe ich schon in ihrem ersten Buch sehr geschätzt. Ich habe beim Lesen immer mal wieder schmunzeln müssen. Ja, so macht lernen Spaß.

Es gibt zahlreiche Sachbücher zu diesen Thema. Einige davon habe ich gelesen, doch dieses Meisterwerk hebt sich aus der zahlreichen Literatur hervor, da die Autorin Fachwissen zusätzlich mit persönlichen Anekdoten verknüpft. Jedes Kapitel beginnt mit einer kleinen persönlichen Geschichte, gefolgt von einer farbenfrohen Illustration- auf Basis eines Aquarells von Jill Enders- und danach geht es los mit geballten Informationen, die mich immer wieder haben staunen lassen.

Spätestens beim letzten Kapitel " Hallo Gehirn ", welches mich sehr nachdenklich gestimmt hat, wird klar, welch ein wertvolles Buch Giulia Enders wieder geschrieben hat. Ich hoffe, dass es nicht wieder 8 Jahre dauern wird, bevor sie uns erneut mit einem neuen Buch erfreut. Meine Erwartungen an das Buch wurden mehr als erfüllt, und ich habe die Erkenntnis gewinnen können, das unsere Organe auf unterschiedliche Art und Weise mit uns kommunizieren. Wir müssen aber lernen, ihre Sprache zu verstehen, damit wir auf unseren Körper hören können. Diese Informationen aus dem Buch helfen uns dabei.

Natürlich vergebe ich 5 Sterne und eine Kaufempfehlung dazu.

Dem Ullstein Verlag gilt auch mein Dank für dieses hochwertige Hardcover-Buch, das sich allumfänglich brillant präsentiert.

Bewertung vom 26.08.2025
Kalpenstein, Friedrich

Finale


ausgezeichnet

Der letzte Roman rund um Herbert dem Kultbayern war bereits 2019 erschienen. Nun hat sich der Autor Friedrich Kalpenstein entschlossen, mit diesem aktuellen achten Roman der Serie, das Leben von Herbert & Co weiter zu erzählen. Ich bin großer Fan der " Prost und Salute " Serie von Kalpenstein, und leider sind Herbert und ich bisher aneinander vorbeigelaufen, ohne uns näher kennengelernt zu haben. Dies hat sich nun zum Glück geändert. Im aktuellen Band, den man unabhängig von den Vorgänger Bänden lesen kann, habe ich Herbert mit seinem Kumpel Hans, seiner Familie, Nachbarn, Freunde und Bekannte ausgiebig kennen- und schätzen gelernt. Ich bin begeistert am Leben dieses Kultbayern teilhaben zu dürfen, und war schon nach wenigen Seiten tief in Herbies Leben eingetaucht.

Es ist eine sehr humorvolle Geschichte, die aber keinesfalls kitschig oder schnulzig daherkommt. Es passiert aber so allerhand im Leben von Herbert, und es gibt Ereignisse, in denen ich mich auf irgendeine Art und Weise wiederfinden konnte. Der Autor greift alltägliche Themen auf und präsentiert sie auf seine typische Manier. Dabei darf sein bekannter, geistreicher und ausgefallener Humor nicht fehlen. Friedrich Kalpenstein ist es außerordentlich gut gelungen seinem Hauptprotagonisten Herbie einen glaubwürdigen Charakter auf den Leib zu schreiben, gepaart mit einer authentischen Denkweise des Kultbayern. Die bekannte flüssige Schreibweise Kalpensteins bewirkt, dass beim Lesen kein Auge trocken bleibt, und sich die Lachmuskeln fast im Dauereinsatz befinden. Ihm gelingt es zudem eine unterschwellige Spannung aufzubauen, die bis auf die letzten Seiten des Buches anhält.

Herbert und sein Foodtruck sind ein besonderes Gespann, und die vielen Schmankerl die hier kredenzt werden lassen das Wasser im Mund zusammenlaufen. Es empfiehlt sich dieses Buch nicht mit leerem Magen zu lesen, denn es wäre nur der halbe Lesegenuss, wenn ein knurrender Magen sich permanent zu Wort meldet.

Herberts Leben wird vor große Herausforderungen gestellt, und ich hatte viel Spaß daran, ihn ein Weilchen zu begleiten, zu staunen, mitzufiebern und immer wieder herzhaft zu lachen. Diese Mischung aus Spannung, realitätsnahen Ereignissen und witziger Szenen ist Unterhaltung vom Feinsten, die einen Original Kalpenstein stets auszeichnen. Ihm gelingt es hier, wie in seinen anderen zahlreichen Büchern auch, kluge und originelle Gedanken in glaubhafte Geschichten zu präsentieren.

Prost - Salute - Herbert, sind Kalpensteins Glanzstücke, die fortan nicht mehr ungelesen an mir vorbeiziehen werden. Diese Empfehlung möchte ich gerne weitergeben an Menschen, die Friedrich Kalpensteins Literatur noch nicht kennen, denn wer einmal einen Roman oder Krimi von ihm gelesen hat, den braucht man nicht mehr zu überzeugen. Blitzartig gehört man dann zu den unzähligen Fans seiner Bücher - ich spreche da aus Erfahrung.

Der Buchtitel " Finale " bedeutet nicht das, was man sich vielleicht vorstellen könnte. Um zu erfahren, was dahintersteckt, ja , da empfehle ich -- Selberlesen, denn Kalpensteins Bücher entfalten ihre vollumfängliche Brillanz beim Selberlesen, ohne vorher schon viel vom Inhalt zu kennen.

Überraschen lassen, staunen, genießen und mitfiebern, sind eine unausgesprochene Garantie bei Friedrich Kalpensteins Literatur, und im Kaufpreis inbegriffen.

Natürlich vergebe ich 5 Sterne und für Stupsi einen Käsekrainer dazu.

Bewertung vom 28.07.2025
Schreiber, Jasmin

Im Schatten von Giganten


ausgezeichnet

Die Biologin und Schriftstellerin "Jasmin Schreiber" beschäftigt sich unter anderem mit Käfern, Pilzen, Asseln und anderen Bewohnern des Mikrokosmos. Ihre Begeisterung für Insekten, Spinnen, Moose, Flechten und Bärtierchen spricht aus jeder Zeile dieses Buches. Dabei faszinieren ihre fesselnde Schreibweise und die einzigartigen brillanten, zum Teil doppelseitigen Fotos. Ihre Erfahrungen und wissenschaftlichen Erkenntnisse erzählt sie verständlich, in einer neugierig machenden Art und Weise. Dazu kommt immer wieder passender Humor, der den Sachverhalt stets wieder neu belebt.

"Jasmin Schreiber" trägt mit diesem Buch dazu bei, eine Wissens-Lücke im Lebensbereich der Kleinstlebewesen zu schließen. Sie hat erreicht, dass mein Blick im Garten jetzt des Öfteren zwischen die Ritzen der Natursteinmauer, oder auch unter die Steine fällt. Dazu nehme ich jetzt eine Lupe zur Hilfe - und siehe da - ich begegne einigen Tierchen, die mir im Buch vorgestellt wurden.

Dieses Hardcover- Buch präsentiert sich schon äußerlich in einer qualitativ hochwertigen Aufmachung. Zusammen mit den wunderschönen, zum Teil doppelseitigen Fotos, und den wertvollen Informationen, ist dieses Buch ein brillantes Nachschlagewerk, in dem es immer wieder lohnt einen Blich hineinzuwerfen.

Das aufschlussreiche Inhaltsverzeichnis zeigt, wo wir auf die Kleinstlebewesen stoßen können. Die Biologin nimmt uns mit, um uns das Leben : unter Steinen, im Totholz, im Kraut, im Baum, im Moospolter, in der Blüte, in der Pfütze und in anderen speziellen Habitaten näher zu bringen. Sie zeigt und erläutert, wie wichtig es ist, diese besonderen Habitate zu erhalten und zu schützen. Sie sind ein lebenswichtiger Teil unserer Natur, ohne die unser Ökosystem nicht funktionieren würde. Die Wissenschaftlerin merkt zu recht an, dass wir Menschen sehr auf größere vermeintlich spektakulärere Tiere fixiert sind. Um so wichtiger ist es, sich über die nützlichen Kleinen zu informieren. Dazu leistet dieses Buch einen wertvollen Beitrag.

Vielfalt und Fülle entfaltet sich auf kleiner Ebene, die nur schwer unsere Aufmerksamkeit erlangt. "Jasmin Schreiber" lenkt unseren Blick daher genau dorthin, wo wir normalerweise nicht hinschauen, und zeigt dabei faszinierende Szenen, die uns staunen lassen. Dabei lernen wir, wie komplex das Leben in der Natur organisiert ist.

Noch vor dem Inhaltsverzeichnis am Anfang des Buches stimmt uns "Jasmin Schreiber" mit ihrem Text auf das Buch ein, der treffender nicht sein kann, daher möchte ich ihn hier zitieren:

"Für alle kleinen Tiere, die eigentlich nichts gemacht haben, sondern einfach nur ihr Leben leben wollten, dann aber erschlagen, zertreten oder zerquetscht werden -- nur, weil sie anders aussehen, als ein Hund oder eine Katze"

Ich habe viele neue Erkenntnisse gewonnen und empfehle dieses Buch jedem, dem die Natur am Herzen liegt, und dies sollten an sich alle Menschen sein.

Für dieses brillante Buch vergebe ich 5 Sterne

Bewertung vom 14.07.2025
Engler, Leon

Botanik des Wahnsinns


sehr gut

So außergewöhnlich schön wie sich das Motiv des Schutzumschlages des Buches präsentiert, so außergewöhnlich tiefgründig ist diese Erzählung. Vergangenheit und Gegenwart wechseln sich in dieser Geschichte ab.

Der Erzähler, der namentlich nicht genannt wird, hat Angst verrückt zu werden. Das ist sehr wohl nachvollziehbar, wenn man diese deprimierte Familiengeschichte liest, in der fast seine gesamte Familie unter Psychosen zu leiden hat. Zwar handelt es sich hier um einen Roman, dennoch erzählt der Protagonist von psychischen Krankheitsbildern, die der Wirklichkeit entsprechen.

Der Erzähler berichtet beginnend ab seiner Kindheit, in der seine Eltern und Großeltern mit diversen Psychosen zu kämpfen hatten. Als er dann später selbst in der Psychiatrie landete, zwar nicht als Patient, sondern als Psychologe, begleiten wir ihn in seinem Klinikalltag. Immer wieder schweifen seine Gedanken dabei zurück zu seinen Eltern und Großeltern, die mit unterschiedlichen Problemen zu kämpfen hatten.

" Botanik des Wahnsinns " ist der Debütroman des Autors Leon Engler. Er hat schon viele Theaterstücke geschrieben, und ist selbst Psychologe. Ich habe sehr viel über das weitreichende Gebiet der Psychosen erfahren, wobei ich etwas ungläubig über die Anhäufung dieser Krankheit in dieser Familie erstaunt war. Es ist ja ein Roman, und ich hatte manchmal der Gefühl, als erlebe ich gerade ein ergreifendes Theaterstück.

Die Schreibweise ist interessant und nicht alltäglich. Etwas Ironie und kleine Humorspitzen treten immer wieder hervor, und machen die häufig schwereren traurigen Leseabschnitte etwas erträglicher.

Es ist ein interessanter Roman, den ich gerne gelesen habe. Ich vergebe 4 Sterne und eine Leseempfehlung für Personen, die sich für das Krankheitsbild Psychosen interessieren. Ob es auch für selbst betroffene Leser und Leserinnen dieser Krankheit geeignet ist, vermag ich nicht zu sagen, denn manche Abschnitte sind nicht leicht zu ertragen, wenn man sich in die Sachlage hinein vertieft.

Bewertung vom 10.07.2025
Schulz, H. G.

Hinter Mallorcas Fassaden


ausgezeichnet

Der Autor H.G. Schulz, ein langjähriger Kenner der Sonneninsel, führt seine Leserschaft an Orte auf Mallorca, die man als reiner Strandbesucher nicht unbedingt kennt. Wer aber die Insel schon mal ausgiebiger erkundet hat, wird den ein oder anderen Schauplatz dieser Geschichte wiedererkennen, zumal viele Begebenheiten nicht fiktiv sind, sondern der Wirklichkeit entsprechen. Sehr genau beschreibt " Schulz " die Örtlichkeiten, sodass meine Erinnerungen aus vielen Urlauben dort, wieder erwacht sind. Auch konnte ich mich an zahlreiche kulinarische Köstlichkeiten wieder erinnern, die der Autor hier kredenzt hat.

H.G. Schulz hat einen spannenden Krimi in die vielen schönen Seiten Mallorcas eingebettet. Dabei lässt er uns aber auch hinter die Fassaden der Sonneninsel blicken. Mich hat die Dreistigkeit einiger Personen schaudern lassen. Nele, eine Steuerfahnderin aus Leipzig, ermittelt auf eigene Faust auf der Insel, da die dortige Polizei den Tod ihrer Schwester dort sehr schnell ad acta gelegt hat. Dabei wird sie von Ärzten unterstützt, die ihr wohlgesonnen sind, und die aufgrund ihrer Kontakte zahlreiche Verbindungen herstellen. Neben diesem Ernst der Lage, und dem Auftreten vieler Ungereimtheiten, gibt es auch immer kleine Humorblitze, die lustig zu lesen sind und nicht selten sehr amüsante Kopfbilder bei mir erzeugt haben. Während der gesamten Geschichte, in der die Leserinnen und Leser mit Geldwäsche, dubiösen Immobilienverkäufen und Urkundenfälschungen konfrontiert werden, bleibt die Frage lange ungeklärt, ob der Tod Nele´s Schwester auf der Insel nun Selbstmord war oder nicht.

Der Krimi bleibt von der ersten Seite an spannend, wobei der Spannungsbogen sich zu keinem Zeitpunkt lockert, sondern zum Ende der Geschichte nochmals an Festigkeit gewinnt. Ich bin begeistert von diesem Krimi, da der Autor sich nicht vor aktuellen Problemen Mallorcas verschließt. Er greift Themen auf, die interessierte Leser und Leserinnen auch immer wieder in den Pressemitteilungen lesen können. Letztendlich endete der Kriminalfall überraschend. Ich mag es sehr überrascht zu werden....und dies ist "Schulz" hervorragend gelungen. Durch die schöne flüssige Schreibweise, und die exakte Landschaftsbeschreibung, habe ich mich auf die Insel geträumt, mit einem Gefühl leibhaftig bei den Ermittlungen dabei zu sein. Das nenne ich pures Lesevergnügen.

Ich habe diesen intelligent geschriebenen Krimi am Ende zufrieden zur Seite gelegt, ihn aber noch einige Zeit in mir nachklingen lassen. Dabei wurde mir wieder einmal klar, dass Mallorca mittlerweile große Probleme hat. H.G. Schulz ist es gelungen eine Geschichte zu schreiben, die so oder so ähnlich wirklich passiert sein könnte. Meine Fantasie reicht dafür aus.

Das Ende dieses Krimis lässt auf eine Fortsetzung hoffen. Denkbar, dass der Autor schon einige Puzzleteile in seinem Kopf zusammenlegt, um seinen interessierten Leserinnen und Lesern weitere Schönheiten der Insel zu präsentieren, und uns dabei nicht vor dem Bösen verschont.

Ich spreche eine klare Leseempfehlung aus und vergebe 5 Sterne

Bewertung vom 03.07.2025
Maurus, Michael

Das kleine Wunder und der grummelige Groll


ausgezeichnet

Dieses zauberhafte Sprüche-Büchlein des Autors Michael Maurus hat mich sehr beeindruckt. Ich glaube schon immer an kleine und große Wunder, und der grummelige Groll drängt sich immer mal wieder in mein Leben. Somit habe ich mit Neugier die liebevoll zusammengestellten Sprüche des Autors gelesen, und auch die passenden Illustrationen bestaunt. Ich habe intensiv gespürt, dass diese beiden unterschiedlichen Gefährten zusammengehören und harmonieren. Sie machen sich auch in meinem Leben immer mal wieder bemerkbar. Die Sprüche spiegeln das Leben in den verschiedenen Jahreszeiten wider.

Es ist kein Buch zum " mal schnell nebenbei lesen ", sondern die Texte laden zum Verweilen ein. Ich habe die Sprüche mehrmals gelesen, um die Botschaft, die sich im Text, oder zwischen den Zeilen versteckt, zu verinnerlichen. Dabei habe ich mich treiben lassen, und landete oft bei persönlichen Erinnerungen. Wer bisher noch nicht zwischen den Zeilen lesen konnte, der wird es vielleicht am Ende dieses Büchleins können, vorausgesetzt man nimmt sich Zeit und horcht tief in sein Inneres.

Still, sanft und liebevoll sind diese kleinen Wunder, die " Maurus " hier text- und bildlich der Leserschaft vor Augen führt. Wenn dann der grummelige Groll donnernd sein Recht fordert, dann blitzt das kleine Wunder irgendwo auf und wirkt besänftigend auf den Groll.

Dieses Sprüche-Büchlein ist klein im Format, aber groß und stark in dem, was es im Inneren für uns bereithält. Mich berühren diese Texte, die zum Nachdenken, Schmunzeln, Staunen anregen, und die auch Hoffnung und Trost spenden. Das Leben ist nicht rund, und die Ecken und Kanten müssen auch gelebt werden. Manchmal sitzt man in einer Ecke ziemlich fest, und dann ist ein Motivationsschub sehr hilfreich. Dieses Büchlein kann diesen Schub durchaus geben, wenn man sich darauf bewusst einlassen kann.

Mir haben die " Hauptdarsteller " dieses Büchleins einmal mehr vor Augen geführt, den kleinen Dingen im Leben immer Achtung zu schenken, und den grummeligen Groll brauche ich nicht zu verbannen, denn er hat seine große Liebe - das kleine Wunder - immer ganz in seiner Nähe.

Positiv möchte ich die Leerblätter am Ende des Büchleins erwähnen. Sie bieten Raum für persönliche Ideen, Gedanken, Erinnerungen oder Sprüche. So wird dieses Juwel zu einem ganz persönlichen Begleiter. Mein erster Spruch ist bereits eingezogen: " Was der Verstand dir sagt, das sollte dein Herz erst prüfen, damit dein Mund Herzensworte formulieren kann, sagt das kleine Wunder zum grummeligen Groll".

Ich habe dieses Büchlein sehr ins Herz geschlossen, werde es in Ehren halten und immer wieder dem Wunder und dem Groll einen Besuch abstatten. Ich wünsche, dass dieses Büchlein auf seinem Weg in die weite Welt viele Herzen berühren wird. Ich bedanke mich herzlich bei Michael Maurus für dieses besonders entzückende Werk, welches mich stark beeindruckt hat, und welches den Weg zu meinem Herzen gefunden hat.

Natürlich vergebe ich 5 Sterne

Bewertung vom 07.06.2025
Schwinghammer, Herbert

Der neue Taschen-Knigge


ausgezeichnet

Der " Knigge " ist wohl den meisten Menschen bekannt, schließlich geht das Hauptwerk von Adolph Knigge ( 1788 ) auf ein Benimmbuch für Umgangsformen zurück.

Wichtige Grundregeln gelten heute genauso wie damals. Sie sind in diesem aktuellen und überarbeitendem Taschen-Knigge zu lesen, und da mir das Altbewährte natürlich bekannt ist, und ich schon immer auf gute Umgangsformen wert lege, hat mich dieser Teil des Öfteren amüsiert. Die meisten Regeln gelten heute genauso wie damals, dennoch hat sich der moderne Knigge den teilweisen lockeren Umgangsformen der heutigen Zeit nicht verschlossen.

Der Schreibstil ist flüssig, verständlich, gut lesbar und das Format kompakt und handlich.

Das ausführliche Inhaltsverzeichnis ermöglicht es, dass dieses Buch wahlweise nach einzelnen Kapiteln zu lesen ist. Sehr hilfreich, und durchaus auch mal amüsant, sind die am Kapitelende aufgelisteten Hinweise, oder die Spalte " Fettnäpfchen-Radar ".

Diese 6. überarbeitete Auflage bietet viel Aktuelles wie: Kleiner Gesundheits-Knigge, Maskentragen, Händeschütteln und andere Achtsamkeiten. Ebenso Tipps und Tricks zur Gendersprache. Die moderne Kommunikation - Netiquette - am Smartphone, im E-Mail- Verkehr, und in den sozialen Netzwerken findet in diesem praktischen Ratgeber genügend Platz. Dieses Kapitel finde ich sehr wichtig, denn auf dem Gebiet scheinen doch einige Nutzer die Hilfe des " Knigge " nötig zu haben. Leider ist es aber häufig so, dass Menschen, die sich vorbildlich verhalten den Ratgeber lesen, und Andere auf einen freundlichen Umgangston im Grunde genommen keinen Wert legen.

Dieser modernisierte Taschen-Knigge ist bestens geeignet, um immer wieder einen Blick hineinzuwerfen, um Wissen aufzufrischen, oder um Neues zu erfahren. Am Ende des Buches befindet sich das " Glossar des guten Benehmens ". Darin sind in alphabetischer Reihenfolge Begriffe aufgeführt, zu denen in wenigen Sätzen Wissenswerten vermerkt ist. Wer also schnell etwas nachschlagen möchte ist dort richtig, um kurz informiert zu sein. Nach dem Stichwortverzeichnis folgt noch eine Anhang-Seite, die "SMS-Sprache". Viele dort vermerkte Abkürzungen waren mir nicht geläufig. In der praktischen Nutzung sind diese für mich wenig hilfreich, da ich sie nicht anwende. Es könnte auch zu Missverständnissen führen, wenn diese Abkürzungen aus Nichtkenntnis falsch gedeutet werden.

Ich habe diesen Ratgeber sehr gerne gelesen. Da in dieser neuen Auflage Altbewährtes erneuert und ergänzt wurde, und Modernes ausführlich aufgegriffen wird, ist dieser "Knigge" für jeden Menschen sinnvoll und hilfreich. Meiner Meinung nach ist es ratsam einen " Knigge " sein Eigen zu nennen, und für den günstigen Preis dieses Buches bekommt man einen wertvollen Gegenwert: " Gute Umgangsformen in jeder Lebenslage ".

Ich vergebe 5 Sterne für diesen neuen und interessanten "Knigge".

Bewertung vom 25.05.2025
Bihl, Lou

Nicht tot zu sein, ist noch kein Leben


ausgezeichnet

Dieser Roman handelt vom Sterben und feiert das Leben. Die Bedeutung dieses Satzes zieht sich durch die gesamte Geschichte, die uns die Ärztin und Autorin " Lou Bihl " erzählt.

Liest man die Inhaltsangabe, dann wird bewusst, dass es sich hier um keinen klassischen Wohlfühlroman handelt, vielmehr geht es um das immer wieder heiß diskutierte Thema des Selbstbestimmten Sterbens und der Sterbenshilfe. Anhand zweier Freundinnen schildert uns die Schriftstellerin wie stark, belastend und dennoch glücklich eine Lebens-Freundschaft verläuft, auch wenn eine unheilbare Krankheit die Unbeschwertheit des Lebens zerstört.

Marlene und Helena sind seit der Studienzeit Freundinnen. Marlene erkrankt unheilbar an Krebs, und Helena wird ihre begleitende Ärztin. Es bleibt nicht aus, dass innere Konflikte zu Tage treten, denn einerseits beste Freundinnen zu sein, und andererseits um assistierte Sterbehilfe gebeten zu werden, erfordert von Helena einen Spagat, der zu einer inneren Zerreißprobe wird. Der Roman ist fiktiv, aber die rechtlichen, medizinischen und ethischen Probleme und Fakten entsprechen der Realität.

Es ist sehr wichtig sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Ich bewundere die Autorin wie pietätvoll sie diese Geschichte geschrieben hat, sodass alles in allem eine Geschichte entstanden ist, die starke Emotionen erzeugt, die aber auch deutlich macht, dass bestimmte Schreckensvorstellungen vom Tod relativiert werden können.

Dieser Roman zeigt, wie stark eine Freundschaft bis zum letzten Atemzug sein kann, und wie sich in Ausnahmesituationen Meinungen zu diesem Thema immer wieder ändern können. Sterbehilfe, Ja oder Nein, vermag ich auch nach dieser außergewöhnlichen Lektüre nicht zu beantworten. Es kommt immer auf die jeweilige Krankheitssituation an, und auf die Schwelle des Ertragbaren. Die ist bei jedem Menschen unterschiedlich, so wie auch das Leben der Menschen ganz individuell ist.

Verständlicherweise haben viele Szenen auf meine Tränendrüse gedrückt, aber es gab auch kleine Momente des Schmunzelns, die der gesamten Geschichte die Schwere nehmen konnten. Emotionen begleiteten mich von Anfang bis zum Ende. Ich war traurig, gerührt, nachdenklich, aber auch glücklich über das Ende, welches ich mir im Vorfeld belastender vorgestellt hatte. Die Autorin hat mich mit ihrer angenehmen Schreibweise und mit ihrer präzisen Wortwahl sehr beeindruckt. Die Kombination einer fiktiven Geschichte mit realen Informationen ist ihr ausgezeichnet gelungen. Auf diese außergewöhnliche Art und Weise hat sie mich mit dieser Literatur sehr nachdenklich gemacht, und sie hat dafür gesorgt, dass dieses Buch aufgrund der Thematik nicht zu einen reinen Trauerbuch geworden ist.

Diese Geschichte zeigt mehr als deutlich, dass die schlimmste Diagnose und damit der traurigste Sterbeprozess den Himmel nicht komplett verdunkeln muss, sondern dass es der Sonne gelingen kann, dass Dunkel mit leuchtenden und wärmenden Strahlen zu durchdringen.

Ich möchte dieses Buch jedem empfehlen, der sich mit diesem sensiblen und wichtigem Thema auseinandersetzen möchte. Der Roman kann durchaus auch etwas die Angst vorm Tod nehmen, wenn das Grausame schon Besitz vom Körper ergriffen hat.

Ich vergebe 5 wohlverdiente Sterne, verbunden mit einem herzlichen Danke an Lou Bihl