Boris Beckers Inside gewährt einen schonungslos ehrlichen Blick in sein Leben zwischen Ruhm, Fall und Neubeginn. Schon das Cover – Beckers Gesicht halb im Schatten, halb im Licht, dazu die Häftlingsnummer – wirkt wie ein Symbol für seine Zerrissenheit zwischen Scheitern und Hoffnung. Der Schreibstil überrascht durch Klarheit: kurze Sätze, direkte Sprache, kraftvolle Bilder, die den Alltag im Gefängnis und seine innere Zerrissenheit spürbar machen. Becker schildert Ängste, Albträume und den Kampf mit sich selbst, statt seine sportlichen Triumphe zu feiern. Gerade diese Offenheit macht das Buch intensiv und menschlich. Es entsteht das Bild eines Mannes, der gefallen ist und doch versucht, aufzustehen. Inside ist keine Heldengeschichte, sondern eine eindringliche, bewegende Erzählung von Verletzlichkeit, Überleben und der Chance auf einen Neuanfang.
In Plant Lady erzählt Minyoung Kang die Geschichte von Yu-hee, einer stillen Frau, die ihr altes Leben hinter sich lässt und in einem kleinen Pflanzenladen in einer südkoreanischen Kleinstadt neu beginnt. Tagsüber kümmert sie sich liebevoll um ihre Pflanzen – nachts jedoch führt sie ein düsteres Doppelleben: Sie rächt sich an Männern, die Frauen Gewalt angetan haben.
Kangs Schreibstil ist ruhig, fast kühl, aber voller Spannung. Die Kontraste zwischen der grünen Pflanzenwelt und der brutalen Realität der Gewalt sind eindrucksvoll. Der Roman bleibt oft andeutend, was gerade die düsteren Szenen umso eindringlicher macht. Die Geschichte wirft moralische Fragen auf, ohne einfache Antworten zu geben. Manche Figuren bleiben etwas blass, doch Yu-hees Entwicklung fesselt. Plant Lady ist ein ungewöhnlicher feministischer Thriller – still, radikal und nachdenklich stimmend.
Katja Keweritschs „Das Flüstern der Marsch“ ist ein leiser, atmosphärischer Familienroman. Mona reist zum Geburtstag ihres Großvaters in die Marsch – doch ihre Großmutter Annemie ist plötzlich verschwunden. In wechselnden Zeitebenen entfaltet sich ein geheimnisvolles Familiendrama, das über Generationen reicht und tief vergrabene Wahrheiten ans Licht bringt. Die eindringliche Beschreibung der Marschlandschaft spiegelt die inneren Konflikte der Figuren und schafft eine fast magische Stimmung. Besonders Mona überzeugt als Figur zwischen Sorge, Zweifel und der Suche nach Wahrheit. Wer schnelle Handlung erwartet, wird Geduld brauchen, denn die Erzählung setzt mehr auf Schweigen, Andeutungen und Erinnerungen als auf Tempo. Ein berührender Roman über Schuld, Schweigen, Erinnerung und die Macht der Vergangenheit.
In Unsere letzten wilden Tage entfaltet Anna Bailey einen Sog aus Hitze, Geheimnissen und Gefahr. Das Cover – in dunklen, erdigen Tönen mit einem Hauch von Nebel – lässt schon vor dem ersten Satz die schwüle Bedrohung des Sumpflands ahnen. Der Titel klingt wie ein letztes Aufbäumen vor dem Unvermeidlichen und passt perfekt zur Geschichte um Loyal, die in ihre Heimat zurückkehrt, um den Mord an ihrer Freundin Cutter aufzuklären. Die drückende Naturkulisse wird zur eigenen Figur, die Schönheit und Bedrohung zugleich ausstrahlt. Baileys Schreibstil ist schnörkellos, aber poetisch, voll präziser Bilder, die Gerüche, Geräusche und Spannungen unmittelbar spürbar machen. Der Roman fesselt nicht nur durch seine Handlung, sondern auch durch die dichte Atmosphäre und die schonungslosen Einblicke in menschliche Abgründe.
Cristina Rivera Garzas „Lilianas unvergänglicher Sommer“ ist ein kraftvolles, literarisch eindrucksvolles Buch, das weit über eine bloße Sommergeschichte hinausgeht. Es handelt sich nicht um einen klassischen Roman, sondern vielmehr um eine Mischung aus persönlicher Aufarbeitung, feministischer Anklage und poetischem Gedenken.
Im Zentrum steht der gewaltsame Tod von Liliana, der jüngeren Schwester der Autorin, die 1990 von ihrem Ex-Partner ermordet wurde. Rivera Garza rekonstruiert Lilianas Leben anhand von Tagebüchern, Briefen, Erinnerungen und offiziellen Akten – und gibt ihr so posthum eine Stimme zurück. Es ist ein Buch der Erinnerung, aber auch des Widerstands.
Der Titel „unvergänglicher Sommer“ steht sinnbildlich für das gestohlene Leben, das nie zu voller Blüte gelangen durfte. Rivera Garza verwebt persönliche Trauer mit gesellschaftlicher Analyse – insbesondere der strukturellen Gewalt gegen Frauen in Mexiko.
Stilistisch ist das Buch dicht, anspruchsvoll und dennoch zugänglich. Rivera Garzas Sprache ist poetisch, klarsichtig und emotional – ohne je sentimental zu werden. Es ist ein Text, der tief berührt und lange nachhallt.
Fazit:
„Lilianas unvergänglicher Sommer“ ist keine leichte Lektüre, aber ein eindrucksvolles, mutiges Buch über Verlust, Erinnerung und die Kraft der Sprache.
Das wunderschöne Cover verleitet sofort zum lesen und man ist durch die angenehme, leichte Schreibweise schnell in der Geschichte versunken. Die schönen Beschreibungen der mallorqinischen Landschaft und der kleinen Cafés erzeugen sofort Urlaubsfeeling.
Beginnend mit der Entführung eines kleinen Mädchens am Strand von Pollenca wird schnell Spannung erzeugt.
Die ehemalige Kommissarin Isabel Flores wird für die Ermittlungen hinzugezogen, obwohl sie sich eigentlich nur noch entspannt mit der Vermietung von Ferienwohnungen beschäftigen möchte. Die ständige Begleitung durch ihr Frettchen mutet schon etwas merkwürdig an.
Schnell kommt ein zweiter Fall hinzu - der bestialische Mord an einen mallorqinischen Bauern!
Die Ermittlungen gehen nicht Mega spannend voran, aber bis zum Ende fragt man sich, was diese beiden Fälle wohl miteinander verbindet!
Schöne sachte Urlaubslektüre!
Ich habe bisher alle Bücher von Benjamin Myers begeistert gelesen und bin auch dieses Mal nicht enttäuscht worden.
Ihm ist mit „Strandgut“ ein wunderschönes leises Buch über Freundschaft, Liebe, Verlust und Trauer aber vor allem über den Mut seine eigenen Grenzen zu überwinden gelungen!
Durch seinen sehr poetischen und detailgenauen Schreibstil ist man sofort in der naturverbundenen Geschichte und hat das Gefühl direkt dabei zu sein, manchmal hatte ich sogar das Gefühl direkt neben Bucky herzugehen.
Buckys und Dinahs Schicksale haben mich sehr berührt, ich konnte mich gut in ihre unterschiedlichen Lebenswelten hineinversetzen und habe die beiden schnell in mein Herz geschlossen.
Dazu passend dieses traumhafte und sehr ansprechende Buchcover - ein Traum!
„Strandgut“ ist kein lauter Roman, sondern eine feinfühlige Geschichte darüber, dass es nie zu spät ist, seinem Leben eine neue Richtung zu geben!
Uneingeschränkte Leseempfehlung!
Recht zügig ist man im Thema des Buches, dass sehr schön in personifizierte Kapitel unterteilt ist!
Hugo als Ehemann, er hat die Reise für sich und seine Ehefrau und Tochter gebucht - ein verzweifelter Versuch seine Ehe zu retten!
Judith seine Ehefrau, von vornherein angenervt von der exklusiven Reise in ein luxuriöses Resort und nicht wirklich an dem Versuch der Rettung der Ehe interessiert!
Tochter Ava sehr außergewöhnlich mit ihrer Zaubertafel, ohne die sie nie aus dem Haus geht!
Celeste - eine weitere Urlauberin, die von einem Geist verfolgt wird und durch satanische Handlungen versucht diesen wieder loszuwerden! Und zu guter letzt Waldemar, ein Hotel Angestellter, der in sich und die Frauen verliebt ist!
Alles gerät aus den Fugen, als der verwesende und übel riechende Wal angespült wird!
Rasant nimmt die Geschichte ihren Lauf - sehr kurzweilig, lustig, aber auch zum Nachdenken - ich hätte nicht gedacht, dass so eine kuriose Geschichte so unterhaltsam sein kann!
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