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gabiliest
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Wien

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Insgesamt 92 Bewertungen
Bewertung vom 04.11.2025
Weiß, Sabine

Die Chemie des Verbrechens - Die Fährte


sehr gut

Mit “Die Chemie des Verbrechens- Die Fährte” hat die bekannte Autorin Sabine Weiss das erste Buch einer neuen Krimireihe um die forensische Kriminologin und Strafverteidigerin Dr. May Barven vorgelegt. Das ausdruckvolle Cover führt zu einer Ruine, die vor Jahren Schauplatz eines Mordes an einem jungen Mädchen, Ute, war.

May möchte sich als Rechtsanwältin selbständig machen, hat aber bisher nur mäßigen Erfolg. Erst als Ruben Rickleffs, ein bekannter Unternehmer, des Mordes bezichtigt wird, sieht May ihre Chance gekommen, denn Grundlage der Anschuldigungen ist eine DNA- Spur.
Wie ist diese an den Tatort gekommen und ist sie wirklich so eindeutig? Standen genug Marker für eine sichere Aussage zur Verfügung? May bezweifelt das und es gelingt ihr, mit Rickleffs einen Anwaltsvertrag zu schließen. Doch das Verfahren entwickelt sich anders als erwartet, erst Privatdetektiv Tarek kann neue Erkenntnisse finden. Langsam kristallisiert sich heraus, dass die Lösung dieses Verbrechens weit in der Vergangenheit liegen könnte.

In “Die Chemie des Verbrechens- Die Fährte” greift Sabine Weiss das aktuelle Thema Gen-Datenbanken auf und bringt den Lesenden die Fakten anhand eines Beispiels über einen Wolfsriss näher. Obwohl man viel über den DNA- Beweis liest, der als Königsbeweis gilt, kann diese Spur auch aus ganz anderen Gründen am Tatort gefunden werden. Genau auf diesen Aspekt arbeitet May Barven in ihrer Prozessstrategie hin. Sowohl die Familie von Ruben als auch andere, noch nicht bekannte Verwandte könnten für dieses Verbrechen in Frage kommen und May versucht alles, mögliche verdächtige Personen aufzuspüren. Ein heikles Unterfangen, bei dem Sie und Tarek in Gefahr geraten. Die Schwester des Opfers, Beate, die die tote Ute damals gefunden hat, scheint Informationen zurückzuhalten, ebenso fällt der Verdacht auf die damaligen Freunde des Opfers, denn der Ablauf des Treffens vor achtzehn Jahren, bei dem der Mord geschah, ist weiterhin unklar….

Sabine Weiss spricht in ihrem Roman das Problem an, dass durch irreführende Beweise möglicherweise ein Unschuldiger als Täter angeklagt wird. Sie nimmt nicht nur Rubens hartherzige Eltern, sondern vor allem die Presse ins Visier, die sich wie die Geier auf Utes Eltern und Beate stürzen, als klar ist, dass es in diesem Cold Case einen neuen Verdächtigen gibt. Utes und Beates Eltern haben den Fall ins Rollen gebracht, denn sie besitzen einen Schal mit einer verräterischen Spur. Gut zeigt Sabine Weiss auf, welche Belastung es für Angehörige bedeutet, mit der Ungewissheit zu leben, wie ihr Kind zu Tode gekommen ist.

May Barven wird als klug und ehrgeizig beschrieben, zerrissen zwischen Familie und Beruf. Da das Geld knapp ist, braucht May unbedingt einen Erfolg in einem spektakulären Fall, daher tut sie alles, um die Vertretung von Ruben vor Gericht zu übernehmen. Der Roman schildert lebensnah, mit welchen Schwierigkeiten und Rückschlägen sie zu kämpfen hat, ohne die Hilfe von Privatdetektiv Tarek hätten prozessrelevante Erkenntnisse gefehlt. Tarek selbst ist nach einer schweren Kindheit zu einem Freund von Ruben geworden und hat ein großes Herz. Sehr gut wird die Clique der Ermordeten gezeichnet, Jugendliche, die gut darin sind, Bosheiten zu erfinden und ihre Bedürfnisse ohne Rücksicht auszuleben. Bis zum Schluss des Buches tappt man als Mitratender im Dunklen, wer der Täter dieses abscheulichen Verbrechens ist. Allerdings bleiben auch einige Handlungsstränge offen, die vielleicht im zweiten Band der Reihe aufgegriffen werden.

In klarer, lebendiger und bildhafter Weise stellt Sabine Weiss die Protagonisten vor und Twists, die allerdings einige Fragen nicht beantworten, sorgen immer wieder für neue Blickwinkel. So bleibt der Spannungsbogen bis zum Schluss erhalten, diese flüssige Erzählung macht das Thema Forensik auch für Laien verständlich. Wer Interesse hat, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen und gleichzeitig einen spannenden Kriminalroman lesen möchte hat genau zum richtigen Buch gegriffen.

Bewertung vom 30.10.2025
Lloyd, Josie

Mord in besserer Gesellschaft


ausgezeichnet

Die bekannte britische Autorin Josie Lloyd hat mit “Mord in besserer Gesellschaft” einen Cosy Crime Roman vorgelegt, der in eine Welt der Reichen und Schönen entführt. Schon auf dem stimmungsvollen Cover ist Miss Beeton abgebildet, die wider Willen in einem Mordfall ermittelt.

Alice Beeton ist in einem englischen Herrenhaus aufgewachsen, geerbt hat ihr Bruder. Sie betreibt nun eine Vermittlungsagentur für Hausangestellte in London und hat sich damit einen guten Ruf erworben. Mit an Bord ist auch Freundin Jinx, glamourös und mit vielen guten Kontakten, wo hingegen Alice eher der bodenständige Typ ist. Als eine betuchte Kundin, Camille Messent, dringend eine neue Hauswirtschafterin sucht, sitzt gerade Enya bei Alice im Büro für ein Bewerbungsgespräch, für Alice die perfekte Kandidatin. Doch im Hause Messent ist nicht alles wie es scheint….

Josie Lloyd hat mit Alice eine sehr freundliche, zugängliche und tüchtige Frau geschaffen, die Krimis liebt und ihren Hund daher Agatha getauft hat, natürlich nach Agatha Christie. Dieser Hund begleitet sie überall hin, auch in das Haus der Messents, als Enya dort tot aufgefunden wird. Nun ermittelt Alice undercover als Haushälterin, alle Haushaltsmitglieder, Camille, ihr Mann Alex und auch die Sekretärin sind verdächtig. Bedauernswert ist Tochter Laura, um die sich in dieser Familie niemand kümmert. Alice findet immer wieder Spuren, unterstützt von guten Freunden gelingt es ihr, den Tatort zu untersuchen. Denn ihrer Meinung nach hat die Polizei den Fall zu schnell an eine höhere Dienststelle abgeben müssen. Nun stellt es sich als Glücksfall heraus, dass ihr Bruder Jasper, der ständig in Geldschwierigkeiten ist, das Herrenhaus für eine besondere Veranstaltung zur Verfügung stellen kann. Denn hier geht es um die Lösung eines internationalen Kriminalfalles und genau im Elternhaus von Alice soll die Falle zuschnappen.

Ein heimlicher Star des Buches ist die Hündin Agatha, die nicht von der Seite ihrer Herrin weicht, zumindest nicht freiwillig. Sie lockert die Geschichte immer wieder auf und man kann Alice gut verstehen, die der Hündin ihre ganze Liebe schenkt. Denn obwohl die Agentur gut läuft, hat Alice immer wieder Pech. Ihre Wohnung wird zerstört und bei ihren Ermittlungen zu Enyas Ableben gerät sie selbst in große Gefahr. Dennoch findet der Roman ein positives und versöhnliches Ende und selbstverständlich löst Alice diesen spektakulären Kriminalfall.

“Mord in besserer Gesellschaft” ist ein spannendes Buch, das man ganz entspannt lesen kann. Der Schreibstil ist phantasievoll, flüssig und bildhaft, alle Protagonisten werden pointiert und kurzweilig beschrieben, man kann sich gut in die Situation von Alice einfühlen. Da Alice gerne kocht und bäckt finden sich oft Rezepte im Text, die den Lesenden die englische Küche näher bringen, leider sind nicht alle Bezeichnungen auch im Deutschen gebräuchlich. Das Buch lebt von liebevoll gezeichneten Charakteren und natürlich, wie könnte es anders sein, von Agathas “Wuff”. Fans von Miss Marple und Hercule Poirot haben hier genau zum richtigen Buch gegriffen, das ich für entspannte Stunden gerne empfehle.

Bewertung vom 27.10.2025
Langen, Annette

Die Streitsaurier


ausgezeichnet

Mit “ Die Streitsaurier” hat die bekannte Autorin Annette Langen ein fröhliches Kinderbuch vorgelegt, die farbenfrohen und großteils ganzseitigen Illustrationen stammen von Gloria Jasionowski. Schon auf dem Hardcover dieses hochwertigen und großformatigen Buches sind die beiden Saurier, das Miracelrex und der Superosaurus abgebildet, doch worum streiten sie?

Im Stillen Ozean ist es gar nicht still, plötzlich taucht eine Insel auf und beide Saurier behaupten: “Das ist meine Insel”. Da kann man sich natürlich nicht einigen, wer der Bessere ist. Wer ist stärker, wer ist größer? Doch als plötzlich die Insel verschwindet und beide Saurier im Meer treiben, erkennen sie, dass nur Zusammenhalt Erfolg bringt.

Dieses Buch überzeugt mit kindgerechten, kurzen Texten, es gibt sogar eine eigene Sauriersprache und am Schluss des Buches ein kleines Wörterbuch dazu. Allerdings steht die Übersetzung auch gleich im Anschluss im Text. Hervorzuheben sind die phantasievollen Illustrationen, die die Aufmerksamkeit der Kinder an der Geschichte aufrecht erhalten. Das Buch ist humorvoll und manchmal werden auch die Erwachsenen schmunzeln, wenn Kinder versuchen, wie die Saurier zu sprechen oder ihre Wettbewerbe nachzustellen. Auch spricht das Buch die Kinder oft direkt an, dadurch wirkt die Geschichte lebendig. Das Buch wird ab vier Jahren empfohlen, aber auch ältere Kinder werden hier gerne mitlesen.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht der Streit und erst als die beiden Saurier in Not sind, erkennen sie, dass sie im selben Boot sitzen, in der Geschichte am selben Baumstamm hängen. Und nun bemerken sie, dass Streiten gar nicht schlau ist.

Das Buch schildert in witziger Form, wie Streit entsteht, eine ideale Situation, um mit Kindern über Auseinandersetzungen zu sprechen. Konfliktlösungsstrategien darf man sich aber nicht erwarten, sondern die Erkenntnis, dass gemeinsam alles leichter geht. Diese lustige Geschichte macht gleich gute Laune und die vielen großen Illustrationen heben das Buch wohltuend von anderen Kinderbüchern ab. Ich habe die Geschichte mit meinem vier Jahre alten Enkel gelesen und wir können sie allen kleinen und großen Leseratten gerne empfehlen.

Bewertung vom 25.10.2025
Kaiser, Vea

Fabula Rasa oder Die Königin des Grand Hotels


ausgezeichnet

Die bekannte, mit vielen Preisen ausgezeichnete Autorin Vea Kaiser hat mit ihrem neuen Roman “Fabula Rasa oder Die Königin des Grand Hotels” ein Bild von Wien von den neunzehnhundertachtziger Jahren bis in die Jetztzeit gezeichnet. Der gediegene Schutzumschlag des Buches zeigt einen Luster der Wiener Manufaktur Lobmeyr, der so in Hotels auf der ganzen Welt hängen könnte. In diesem Roman hängt er in Wien im fiktiven Traditionshotel Frohner.

Angelika, Ende zwanzig, ist dort Buchhalterin. Jeden Tag sieht sie, die in einem Gemeindebau im roten Wien aufgewachsen ist, die Reichen und Schönen mit ihrem wie selbstverständlich herablassenden Benehmen und ungehobelten Manieren. Angelika ist eine Partymaus, trägt gerne Miniröcke und frequentiert neben Discos durchaus auch einmal mit ihrer Freundin Ingi den Branntweiner ums Eck. Doch in ihrer Arbeit ist sie sehr penibel und ehrgeizig, denn ihre Mutter, Hausmeisterin im Gemeindebau, hat ihr als Kind zwar keine Liebe gegeben, aber Prinzipien: Haltung bewahren und keine Fehler machen, dann könne niemand etwas sagen.

Auch der Hoteldirektor ist von Angelikas Fleiß beeindruckt. Gegen eine Manipulation der Buchhaltung könne sie Karriere machen. Aber Angelika wird schwanger, bekommt einen Sohn, Sebastian, hat einen notorisch unzuverlässigen Partner und das Geld ist knapp. Angelika sinnt auf Abhilfe, was der Direktor kann, kann sie auch.

“Fabula Rasa oder Die Königin des Grand Hotels” erzählt die Geschichte einer Frau, die sich mit den falschen Männern umgibt, die wenig Hilfe bieten und noch weniger Geld haben. Doch um Hilfe von den Großeltern von Sebastian anzunehmen, ist sie zu stolz. Dieser Roman ist eine Entwicklungsgeschichte von der Kindheit der vaterlos aufgewachsenen Angelika über die Kindheit ihres Sohnes bis zu seinem Erwachsenenalter. Immer wieder macht sich Angelika vor, dass sie sich ja nur einen Kredit gewähre, wenn sie Geld des Hotels auf ihre Privatkonten abzweigt. Die schwierigen ersten Jahre als Mutter - zwischen Glück und Verzweiflung- können die Lesenden ebenso mitverfolgen wie den steigenden Wohlstand der Familie mit Kauf einer Villa in der besten Gegend Wiens. Auch Sebastian entwickelt sich von einem schwierigen pubertierenden jungen Mann zu einem scheinbar äußert erfolgreichen Erwachsenen. Doch dann ist Sebastian wieder in finanziellen Schwierigkeiten…

Vea Kaiser hat einen gelungenen Kunstgriff gemacht, um ihre Geschichte zu erzählen, die auf einem wahren Kriminalfall beruht. Sie lässt die Autorin, vielleicht Vea Kaiser selbst, Angelika im Gefängnis besuchen und rollt so das Leben einer Frau auf, die alles für ihr Kind tun wollte, aber letztlich jedes Maß verloren und einen enormen Schaden verursacht hat. Besonders hervorheben muss man den typischen Wiener Lokalkolorit, der die Schilderungen der Sprache und des Lebens im Gemeindebau genau so authentisch wiedergibt wie die Bussi-Bussi-Welt der Reichen. Manchmal erscheint die Sprache derb, die Dialektausdrücke sind aber zu dieser Zeit durchaus gebräuchlich und werden auch im Anhang erklärt.

Der Roman bietet ausgeprägte Charaktere. Die Hauptfigur ist Angelika, die die gehobene Gesellschaft einerseits verachtet- wer einmal in der roten Wolle gefärbt wurde, wird das ein Leben lang nicht vergessen- andererseits aber gerne dazugehören möchte, vor allem um ihres Sohnes willen. Das scheint zu gelingen, doch auch hier nimmt das Leben unglückliche Wendungen. Alle anderen Figuren sind ebenso bezeichnend ausgearbeitet, Männer, die entweder nicht fähig oder willig sind, Verantwortung zu übernehmen. Angelikas Freundin Ingi steht für das Abrutschen ins Drogenmilieu, doch selbst in dieser Situation bleibt Angelika ihr gegenüber loyal. Trotz ihrer ausgeprägten Begabung für Zahlen fällt Angelika jedoch selbst auf Betrüger herein. Neben allen Problemen leidet ihre Mutter an fortschreitender Demenz, eine enorme Belastung und ein weiterer Faktor, der großteils nur ein fremdbestimmtes Leben ermöglicht.

Vea Kaiser schreibt lebendig und beobachtend, niemals wertend. Die Milieuschilderungen sind exakt gelungen und die Lesenden nehmen direkt an Angelikas Leben teil. Dennoch fokussiert sich das Buch weniger auf den Kriminalfall, sondern mehr auf Angelikas Mutterrolle, eine zwar sehr interessante Perspektive, die aber vielen Leserinnen aus eigener Erfahrung bekannt sein wird, wodurch für diese Gruppe vielleicht Längen entstehen könnten. Freude werden aber alle Wien- Liebhaber haben, denn Vea Kaiser erwähnt nicht nur die wichtigsten Wiener Sehenswürdigkeiten, sondern auch die oftmals heute noch existierenden Lokale und Kaffeehäuser, die Würstelstände, den Opernball und sogar die Branntweiner, wo man schon am frühen Morgen Alkohol bekommt. Nicht nur wegen dieses typischen Wien-Flairs bietet dieser vielschichtige Roman gute Unterhaltung, ist absolut lesenswert und ich empfehle ihn gerne weiter.

Bewertung vom 21.10.2025
Bleckmann, Daniel

Kampf um Kwertz / KoboldKroniken Bd.6


ausgezeichnet

Kultig und knorke: Drachenkampf

Die SPIEGEL Bestseller- Autoren Daniel Bleckmann, der den phantasievollen und witzigen Text verfasst hat und Thomas Hussung, der die beeindruckenden Grafiken beisteuert, haben mit “Koboldkroniken
- Kampf um Kwertz” den sechsten Band ihrer phantastischen Reihe im Skizzen- und Tagebuchstil vorgelegt. Hier gibt es ein furioses Finale, krausame Kämpfe, kelungene Illustrationen und keheimnisvolle Kreaturen (nein, das sind keine Schreibfehler, wer es noch nicht weiß, Kobolde sprechen so). Natürlich kann man Band sechs lesen, ohne die Reihe zu kennen, aber da versäumt man kroßartige Ideen, keflügelte Worte und keistreiche Keschichten.

Aber jetzt zu Band sechs: Die Helden von Kwertz müssen diesmal die Welt retten, denn in Kwertz tobt ein gnadenloser Endkampf. Die böse Prinzessin Azzrar will den Thron besteigen und hat eine Armee aus Krottenschraten, -das sind sprachlose Kobolde- aufgebaut. Ebenso ist der Herr aller Drachen, Fafnir, an ihrer Seite. Doch Dario Leone, Schüler der siebenten Klasse, Kronist von Kwertz und Sohn sowohl der Menschen- wie Koboldwelt will das mit seinen Freunden verhindern. Mit ihm kämpfen auf der Menschenseite der clevere Big Lennard, dessen Schwester Clara-mit-C, die die Sprache der Kreaturen von Kwertz verstehen kann, und Selin (Vater Lehrer, aber trotzdem ok.). Aus der Koboldwelt kommen Rumpel, ein echter Kumpel und Gestaltwandler, Talugo, ein Klabauter und Prrzl, eine Krottenschratin, die sprechen kann, aber nicht viel. Nach schwierigem Beginn- immerhin müssen die Kinder ja in die Schule, aber Gott sei Dank gibt es bald Ferien- gelingt es den Sieben, nach Kwertz zu reisen. Dort werden sie zwar als Helden gefeiert, aber erkennen, dass sie in den Kampf gegen Azzrar eingreifen müssen, denn die hat ihre Mitstreiter mit einem goldenen Band gefesselt, das diese willenlos macht. Die sieben Helden müssen sich Verbündete suchen, alleine ist diese Schlacht nicht zu schlagen. Das gelingt nach langem Suchen und furchtbaren Kämpfen, bei denen es viele Verluste gibt und auch Dario in höchster Gefahr schwebt. Nun erfüllt sich alles, was im Lied der Sieben, einer Prophezeiung, vorhergesagt wurde. Zu Ende ist es aber erst, wenn auch Drache Fafnir besiegt ist. Wird Dario das mit Hilfe der magischen Wesen aus Kwertz gelingen?

“Koboldkroniken 6 -Kampf um Kwertz” ist ein Buch, das mit kurzen Texten und Kapiteln sowie zahlreichen großartigen Illustrationen geeignet ist, in eine vielfältige, magische Phantasiewelt zu entführen. Es gibt eine so große Fülle an Ideen und Bildern, dass eine Beschreibung den Umfang dieser Rezension sprengen würde. Das hochwertig ausgestattete Buch ist gleich ein Hingucker durch das auffallende Hardcover mit Stanzung und schillernder Folie. Auch die leicht verbrannt wirkenden Seiten- hier hat wohl Drache Fafnir Feuer gespuckt- und die größere Schrift machen das Buch auch für Kinder interessant, die nicht so gerne lesen. Das Buch wird für Kinder ab neun Jahren empfohlen. Langeweile kommt hier garantiert nicht auf, denn nicht nur die Texte sind geistreich und witzig, sondern auch die tollen, abwechslungsreichen Illustrationen, die manchmal aussehen wie in das Buch eingeklebt, halten die Spannung aufrecht. Aber auch Erwachsene finden durch zahlreiche Andeutungen zu anderen Büchern und Filmen genug Anlass zum Schmunzeln.

Die Charaktere der Figuren in dieser phantastischen Welt sind gut ausgearbeitet, das Buch betont immer wieder die Wichtigkeit von Freundschaft, Zusammenhalt und Mut. Besonders ist auch, dass es gelingt, die Geschichte in den Schulalltag der Kinder einzubinden, die sicher manche Szenen ganz ähnlich in ihrer Schule erlebt haben. Auch kleine Seitenhiebe auf den Schulbetrieb und die Lehrerschaft bringen viel Humor in die Geschichte. Leider ist dieser Band wahrscheinlich der Letzte in der Serie der Koboldkroniken. Aber, Daniel und Thomas, wenn ihr diese Drohung wirklich wahr macht, kann ich nur sagen: Wir werden Euch und die Helden von Kwertz schmerzlich vermissen. Jetzt bleibt nur, die “Koboldkroniken 6- Kampf um Kwertz allen kleinen und großen Lesenden absolut zu empfehlen.

Bewertung vom 11.10.2025
Ohlsson, Kristina

Flammenrad / Gänsehaut in Hovenäset Bd.1


ausgezeichnet

Mit “Flammenrad” hat die Spiegel Bestseller-Autorin Kristina Ohlsson den ersten Band der spannenden Kinderkrimireihe “Gänsehaut in Hovenäset” vorgelegt. Schon die ausdrucksstarke und einprägsame Schrift auf dem geheimnisvollen Hardcover des Buches macht es zu einem Eye-Catcher und zeigt, dass hier Mystery- und Thriller-Spannung auf Kinder ab elf Jahren wartet.

Heidi ist zwölf Jahre alt, als sie mit Vater Fredde und Bonusmutter Jennifer in ein altes Haus nach Hovenäset, ein idyllischer Küstenort in Schweden, zieht. Geld ist knapp, Jennifer hochschwanger und Oma, die ein paar Häuser weiter lebt, wird immer seltsamer. Heidi ist traurig, die Mutter hat die Familie verlassen und kümmert sich nicht um sie. Bei Umbauarbeiten findet Heidi unter den Bodendielen ihres Zimmers einen Kinderschuh und eine Babyrassel, beide Sachen sind sehr alt. Und seither hat Heidi das Gefühl, in ihrem Zimmer nicht alleine zu sein.

Doch nun soll ein Riesenrad aufgestellt werden, Heidi und ihre Freunde Alva und Harry sind begeistert. Toll, dass der Betreiber des Riesenrades, Bill, ein merkwürdiger, aber freundlicher Fremder, als Untermieter in Heidis Haus einziehen will. Doch ihre Großmutter scheint große Angst vor dem Rad zu haben und warnt, dass etwas Schreckliches geschehen werde und dass der Mann gefährlich sei. Wirklich finden Heidi und ihre Freunde alte Briefe und verstörende Fotografien, die belegen, dass vor langer Zeit ein Unglück passiert ist und Kinder zu Schaden kamen. Hat Oma recht? Heidi und ihre Freunde wollen alles tun, um das Geheimnis zu lüften und Jennifers Baby zu beschützen.

Kristina Ohlsson schafft in ihrem Buch von Beginn an eine unheimliche Atmosphäre, man kann direkt spüren, dass geheimnisvolle Dinge geschehen und böse Mächte im Spiel sind. Gewitter, Stürme und Dauerregen bilden den Hintergrund für eine unglaubliche, so spannende Geschichte, dass man beim Lesen wirklich Gänsehaut bekommt. Dabei werden hier keine blutrünstigen Verbrechen geschildert, sondern das Grauen entwickelt sich langsam und sorgt für gruseliges Kopfkino. Besonders als Heidi und ihre Freunde herausfinden, dass Bill nicht von dieser Welt zu sein scheint und Geheimnisse hütet, die den Kindern Angst machen. Obwohl sie immer wieder in Gefahr geraten und selbst im Zweifel sind, was sie von den verstörenden Geschehnissen halten sollen, beweisen die drei Freunde Mut, Klugheit und Durchhaltevermögen, denn sie wissen, nur sie können verhindern, dass sich das Unglück aus der Vergangenheit wiederholt.

“Flammenrad” ist in einer altersgerechten, sehr ausdrucksstarken Sprache geschrieben, das Geschehen erscheint plastisch und kurze Kapitel steigern die Spannung. Das Buch enthält sowohl Mystery- wie Krimielemente, die dörfliche Idylle ist trügerisch und das Unheil wartet schon an der Haustüre. Doch gerade als sich ein gutes Ende der Geschichte abzeichnet, endet das Buch mit einem Cliffhanger, der zweifeln lässt, ob das Geheimnis um das Flammenrad schon gelöst ist. Für Kinder, die Thrill, Mystery und Krimispannung lieben, kann ich dieses hervorragend geschriebene Buch absolut empfehlen und bewerte es mit fünf Sternen.

Bewertung vom 09.10.2025
Lewis, Caryl

Wilder Honig


ausgezeichnet

Mit ihrem Roman “Wilder Honig” hat die preisgekrönte Autorin und Dramaturgin Caryl Lewis eine nachdenklich machende Geschichte über das Leben von drei Frauen in einem kleinen walisischen Dorf vorgelegt. Das stimmungsvolle Hardcover entführt in eine prächtige Landschaft, die das Zuhause nicht nur der Menschen, sondern auch der Bienen ist.

Diese spielen in diesem Roman eine tragende Rolle, denn John, ein begeisterter Imker, hat vor seinem Tod seiner Frau Hannah elf Briefe geschrieben, in denen er das Leben der Bienen analysiert als Gleichnis zu der Ehe, die John und Hannah geführt haben. Dabei ist sich John seiner Ohnmacht, dem Leben robust gegenüberzutreten, durchaus bewusst und versichert Hannah immer wieder seiner Liebe. Hannah, die nie aus dem Dorf herausgekommen ist, droht in ihrem Kummer zu versinken, zur Seite steht ihr ihre jüngere Schwester Sadie. Beide Frauen finden Johns Briefe, durch die sich ein Geheimnis offenbart: John hat eine uneheliche Tochter, Megan.

Als sich Hannahs Trauer in Wut verwandelt und sie beschließt, sich der Realität zu stellen, lädt sie Megan ein, doch die Frauen verbringen einen Winter in Schweigen und Entfremdung. Wird Hannah John verzeihen können und sich mit Megan aussöhnen?

Der Roman lebt von den Charakteren der drei Frauen und den Beziehungen zu einander. Auch wenn fast sachlich über das Erlebte berichtet wird, entsteht doch eine dichte, ruhige Erzählatmosphäre, die es den Lesenden ermöglicht, sich in die Gedankenwelt der Protagonistinnen zu versetzen. Erst langsam gewinnen die einzelnen Figuren an Tiefe, Hannah beginnt, sich mit dem verwilderten Obstgarten ihres Elternhauses zu beschäftigen und erkennt, dass manchmal schöpferische Zerstörung notwendig ist, um Platz für Neues zu schaffen. Megan, die sich als unerwünscht ansieht, kommt allmählich zur Ruhe und lernt, das einfache Leben zu schätzen. Sadie, aus der Stadt kommend, hat eine schwierige Scheidung hinter sich und versucht, sich in ihrem Leben ganz neu zu orientieren.

Immer wieder sind es Johns Briefe, die das Leben der Frauen beleuchten. Obwohl John, ein Linguist, schon den Verlust der Sprache beklagt, sind die Briefe sehr ausdrucksvoll. Allerdings nehmen die Bienen einen großen Teil des Geschriebenen ein und die Lesenden sollten sich dessen auch bewusst sein. Die Gleichnisse, die zur Ehe von John und Hannah gezogen werden, sind jedoch sehr stimmig. Manchmal mag man sich nicht vorstellen, unter welchen Bedingungen damals das Leben gelebt werden musste, mit wenig Geld und einem brutalen, lieblosen Elternhaus. Dennoch endet der Roman versöhnlich und bietet Megan und Sadie neue Perspektiven. Hannah, die mittlerweile siebzig Jahre alt ist, findet in der Beständigkeit der Natur und ihres Apfelgartens Ruhe und die Fähigkeit, mit Vergangenem abzuschließen.

“Wilder Honig” ist ein lesenswertes Buch, dem man allerdings durch die große Bedeutung, die die Bienen im Kontext einnehmen, mit Interesse an der Natur gegenüber treten sollte. Es verfügt über feine Zwischentöne, Vieles bleibt ungesagt und daher der Interpretation der Lesenden überlassen. So bewirkt der Roman, dass die Lesenden etwas inne halten und selber die Möglichkeit haben, Ruhe zu finden. Wer die Natur und tiefgründige Erzählungen liebt hat hier sicher zum richtigen Buch gegriffen.

Bewertung vom 02.10.2025
Verley, Vivien

Das Geheimnis von Port Mint / Thea Magica Bd.1


ausgezeichnet

Mit “Thea Magica: Das Geheimnis von Port Mint” hat die bekannte Autorin Vivien Verley ein spannendes und phantasievolles Buch geschrieben, das für Kinder ab zehn Jahren empfohlen wird. Neben dieser wirklich gelungenen Geschichte überzeugt das hervorragend illustrierte Hardcover dieses hochwertigen Buches. Besonders hervorzuheben ist nicht nur der Rahmen mit Goldprägung, der sich in schwarz-weiß auf jeder Seite des Buches fortsetzt, auch die Vor- und Nachsatzblätter sind wirklich gelungen gestaltet. Die Illustrationen stammen von Caroline Garcia. Der dreiseitige Motivfarbschnitt vervollständigt den außergewöhnlich schönen Gesamteindruck, zu diesem Buch würde man in der Buchhandlung sofort greifen. Und das zu Recht, denn das Thema kann sicher auch ältere Jugendliche ansprechen.

Die elf Jahre alte Robin zieht mit Mutter und kleiner Schwester nach Port Mint zu ihrer Großmutter. Robin ist davon nicht begeistert, neue Schule, keine Freunde. Doch schon am ersten Schultag macht sie die Bekanntschaft der fröhlichen Mailin und des mürrischen Cornelius. Alle drei Kinder sind gespannt auf die Teezeremonie in der Mint-High, denn alle drei haben magische Gaben von ihren Eltern geerbt. Damit man sie erkennen und die Magie ausüben kann, muss man allerdings den magischen Tee trinken. Doch Robin ist entsetzt: Ihre magische Gabe ist verboten und sie muss sie unbedingt geheim halten, denn sie weiß, dass das Magisteerium, das über den Tee wacht, sie verfolgen wird.

Vivien Verley hat mit “Thea Magica: Das Geheimnis von Port Mint” ein lebendig geschriebenes Buch verfasst, sodass man das Gefühl hat, direkt bei den Abenteuern der Kinder dabei zu sein. Da in Port Mint früher Piraten lebten, die angeblich einen Schatz versteckt haben, der dem Finder die ganze Magie offenbart, suchen alle nach diesem Schatz, natürlich die drei Kinder und das Magisteerium. Die Beamten suchen auch nach Menschen, die Tea Noir, also verbotene Magie, ausüben. Wird Robin ihr Geheimnis bewahren können? Und von wem hat sie ihre magische Gabe?

Natürlich haben Robin, Mailin und Cornelius zahlreiche Abenteuer zu bestehen, wobei sie nicht immer ganz legale Mittel anwenden. Ebenso gibt es in dieser Geschichte einen Schurken, der vorgibt, die Teemagie schützen zu wollen, jedoch in Wahrheit bösartig ist und den Kindern nachstellt. Aber Robin, Mailin und Cornelius sind klug und mutig, ihre Freundschaft hält selbst schwierigsten Situationen stand. In kurzen Kapiteln und altersgerechter Sprache wird hier eine Geschichte erzählt, die geeignet ist, jugendliche Lesende zu fesseln. Vielleicht wollen sie sogar Teil der Piratencrew werden, als die die drei Kinder ihre Abenteuer bestehen.

Ich habe das Buch zusammen mit zwei Mädchen gelesen, eine neun, die andere zwölf Jahre alt. Beide fanden die Geschichte rasant und eindrücklich erzählt, es gibt viel Action, Geheimnisse, Verrat und sehr sympathische Hauptfiguren. Manchmal gibt es auch skurrile und witzige Szenen und Wortspiele, aber spannend bleibt es immer. Am Ende des Buches wartet jedoch ein Cliffhanger. Wer gleich weiterlesen will findet direkt im Anschluss eine Leseprobe von Band zwei, der im Februar 2026 erscheinen wird. Wer magische Schulgeschichten liebt hat hier sicher zum richtigen Buch gegriffen. Daher können wir “Thea Magica: Das Geheimnis von Port Mint” absolut weiterempfehlen.

Bewertung vom 27.09.2025
Baums, Ansgar;Ramge, Thomas

Die Stunde der Nashörner. Wie Unternehmen die neuen geopolitischen Risiken managen.


ausgezeichnet

“Die Stunde der Nashörner” ist ein von zwei renommierten Fachleuten geschriebenes Sachbuch, das graue Nashörner identifiziert, also Probleme, die in Unternehmen sichtbar sein sollten und diese nachhaltig beeinflussen. Eine entscheidende Rolle kommt dabei der Geopolitik zu.
Ansgar Baums hat Management Funktionen bei erfolgreichen Unternehmen inne und verfügt im Bereich Government Relations über langfristige Erfahrung aus der Praxis, Spiegel- Bestseller- Autor Thomas Ramge ist ein vielfach preisgekrönter Wirtschaftsjournalist und Buchautor.

Der erste Abschnitt das Buches -betitelt Wandel- beschäftigt sich mit den veränderten geopolitischen Verhältnissen, geprägt von den Hauptakteuren USA und China. Globalisierte Lieferketten und Exportzuwächse zu Beginn des Jahrtausends wurden zunehmend abgelöst durch Unternehmenspatriotismus und Protektionismus in beiden Staaten. Damit verbunden sind diverse Markteintrittsbarrieren, Regularien und Handelshemmnisse, die die Unternehmen zwingen, vertikale Wertschöpfungsketten in den jeweiligen Märkten aufzubauen und ihre geopolitische Resilienz für jede Produktkomponente kritisch zu hinterfragen. Damit verbunden muss das Risiko bis zum n-ten Subunternehmer analysiert werden. Zudem gehen die beiden Staaten auch im Bereich der IT-Stacks getrennte Wege und zwingen damit Unternehmen, sich für ein One-Stack oder Two-Stack Szenario zu entscheiden. Zudem verfolgen die USA und China neben strategischen Sicherheitskonzepten extrem unterschiedliche weltanschauliche Modelle, gemeinsam ist ihnen aber, möglichst alle Vorteile für das eigene Land zu generieren und sich auf der Weltbühne nachhaltig Einfluss zu verschaffen. Dazu kommt vor allem bei den USA die veränderte Einstellung zu Europa, das durch die Struktur der EU wesentlich schwerfälliger auf geopolitische Risiken reagieren kann als Amerika. Besonders die erratische Zollpolitik des Präsidenten bringt Unsicherheit in Unternehmen und Märkte. Polykrisen wie Corona, die Finanzkrise, der Krieg in der Ukraine wie der Streit um Taiwan haben dazu beigetragen die Lieferkettenproblematik extrem zu verschärfen.

Im zweiten Abschnitt des Buches werden Unternehmen auf geopolitische Risikofaktoren hingewiesen. Das können unter anderen “schwarze Listen” sein, die den Unternehmen den Marktzugang erschweren oder unmöglich machen, unterschiedliche Industriestandards und Inkompatibilität der IT-Stacks. Damit sind Unternehmen zur Anpassung gezwungen, wenn sie weiterhin am Markt präsent sein wollen. Selbstverständlich ist das eine Kostenfrage, aber auch eine Frage der Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt. Gerade sehen wir bei den USA und schon länger bei China, dass EU- Unternehmen in den jeweiligen Ländern nicht nur produzieren müssen, sondern auch die Verlagerung vor allem der F&E Abteilungen verlangt wird. Die Krise in der Industrie und der Verlust von europäischen Arbeitsplätzen ist jeden Tag Thema in den Wirtschaftsnachrichten.

Der dritte Teil des Buches schlägt Unternehmen vor, was sie unternehmen können, um die geopolitische Resilienz zu stärken. Dabei wird klar, dass die jeweiligen Entscheidungen zwar Top-Down fallen müssen, jedoch jedes Unternehmensdepartment betroffen ist. HR-Abteilungen müssen überlegen, in welcher Form sie ausländische Mitarbeiter beschäftigen, das Finanzmanagement ist betroffen, da es oft nur möglich ist, im Land erwirtschaftete Gewinne auch nur dort zu reinvestieren. Ebenso muss sich das Marketing und die Markenpolitik an die Wirtschaftsräume anpassen. Letztlich geht es im Buch um das Risikomanagement für Hardware- Lieferketten, das nicht nur die jeweiligen Firmen, sondern die Gesamtwirtschaft eines Wirtschaftsraumes betreffen kann.

Mein Fazit:

Zu Beginn möchte ich anmerken, dass mir zwar die Lieferkettenproblematik bewusst war, ich mich jedoch nie mit dem Thema über seine Grundzüge hinaus beschäftigt habe. Beim ersten Lesen des Buches war ich verwundert, dass makroökonomischen Parametern wenig Beachtung geschenkt wird. Allerdings hat mich eine Risikomanagerin darauf hingewiesen, dass das die Komplexität der Prognosemodelle über Gebühr erhöhen würde. Das Buch fokussiert sich stark auf die Halbleiterindustrie, jedoch sind die Risiken branchenweise ganz unterschiedlich. Zudem meine ich, dass es bei der Modellierung darauf ankommt, dynamische Zugänge zu denken.

Die Stunde der Nashörner ist ein äußert empfehlenswertes Fachbuch für Entscheider, im Unternehmen Betroffene und Interessierte, die jedoch etwas wirtschaftliche Vorbildung haben sollten. Das Buch ist sehr aktuell und hervorragend recherchiert, am Ende das Buches findet sich ein ausführliches Quellenverzeichnis. Wer die Auseinandersetzung mit dem komplexen Thema der Geopolitik und ihrer Verwerfungen nicht scheut, findet hier eine interessante, von Experten geschriebene Zusammenschau.

Bewertung vom 23.09.2025
Braun, Anastasia

Fay Melody - Die magische Musikakademie


sehr gut

Die bekannte Autorin Anastasia Braun hat mit “Fay Melody: Die magische Musikakademie” eine schöne Geschichte darüber vorgelegt, wie heilsam Musik sein kann und welche Kräfte sie entfaltet. Schon das phantasievoll gestaltete Hardcover führt nach Clef Hall, einer Schule für angehende Musikmagier. Die Protagonisten der Geschichte werden am Anfang des Buches vorgestellt, jeweils mit ihrem magischen Musikinstrument. Denn nur gemeinsam mit ihrem Instrument können die Schüler ihre Zauberfähigkeiten entwickeln.

Hauptcharakter des Buches ist Fay Melody, ein dreizehn Jahre altes Mädchen, das Musik nicht ertragen kann. Daher trägt sie immer einen Gehörschutz und wird so zur Außenseiterin. Doch als sie ihre Mutter nach New Orleans begleitet, ist sie sofort von der dortigen Musik fasziniert. Ein leises Klavierspiel lockt sie zusammen mit anderen Kindern in ein geheimnisvolles Lokal, wo Codes herumfliegen, mit deren Hilfe Fay in das magische Clef Hall gelangen kann. Doch dort fühlt sich Fay isoliert, alle anderen Schüler und Schülerinnen kommen aus bekannten Zaubergilden. Bald sollen alle ihre magischen Instrumente erhalten, aber Fay ist nur ein Mensch, wird sie auch ein Instrument bekommen?

“Fay Melody: Die magische Musikakademie” ist ein Buch über tiefe Freundschaft, denn die Musikmagierin Jazz steht trotz aller widrigen Umstände immer zu Fay. Geheimnisvolle Schüler- Rocky und Blue- scheinen zu ahnen, dass Fay eigentlich nicht in die Akademie gehört. Außerdem ereignen sich mysteriöse Vorfälle, Jazz und Fay versuchen, diesen auf den Grund zu gehen. Dabei geraten sie selbst, genauso wie Clef Hall, in höchste Gefahr. Doch die Schülerinnen und Schüler haben gelernt, dass sie Gefahren besiegen können, wenn sie nur zusammenhalten.

Besonders hervorzuheben ist der Phantasiereichtum des Buches. Schon die Figuren sowohl von Lehrern wie Schülern sind ungewöhnlich, aber beeindruckend. Auch die Wahl des Schauplatzes ist gut gelungen, auf der Rückseite der Buchdeckel findet sich eine Darstellung von Clef Hall, die die Geschichte nochmals anschaulich macht. Die phantasievollen Illustrationen stammen von Sophia Moog. Das ganze Buch ist durchzogen von Hinweisen auf die Musik und auf Musikinstrumente, die vielleicht nicht alle Lesenden kennen werden. Daher bietet das Buch einerseits Spannung- auch wenn hier manches ungesagt bleibt-, andererseits aber eine gelungene magische Geschichte von Freundschaft, Zusammenhalt und Mut. Leider bleiben für mich zu viele Handlungsstränge offen, selbst wenn eine Fortsetzung geplant ist, hatte ich gerne gewusst, was es mit den geheimnisvollen Mitschülern auf sich hat und wie es mit Fays Eltern weitergeht. Da der Schule ein fürchterliches Ende droht, lässt die Autorin erst ganz zum Schluss erkennen, wer hinter diesem perfiden Plan steckt. Auch hier hätte ich mir eine etwas klarere Linie im Vorfeld gewünscht.

Der Schreibstil der Erzählung ist gut lesbar und bildhaft, immer wieder finden sich kleine musikalische Anmerkungen, die zum Schmunzeln anregen. Eindrücklich werden die Gefahren, die Clef Hall drohen, beschrieben, die Geschichte ist actionreich und weist auf einen großen Show Down hin. Kann Clef Hall gerettet werden?

Meiner Enkelin, die das Buch ausschnittweise mit mir gelesen hat, hat der Charakter von Fay sehr gut gefallen, doch auch die anderen Figuren, die über unterschiedliche magische Kräfte verfügen, fand sie sympathisch. Insgesamt ist das Buch, das für Kinder ab zehn Jahren empfohlen wird, durchaus lesenswert und vielleicht kann eine Fortsetzung die noch offen gebliebenen Erzählstränge weiterführen. Für Kinder, die magische Schulgeschichten ebenso wie Musik lieben oder bereit sind, sich mit dem Thema ein bisschen zu beschäftigen, ist “Fay Melody: Die magische Musikakademie” ein Buch, das wir gerne empfehlen können.