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katikatharinenhof

Bewertungen

Insgesamt 342 Bewertungen
Bewertung vom 02.11.2025

365 Lichtmomente


ausgezeichnet

Inspiration, Motivation und ganz viel Licht für jeden Tag des Jahres

Der Aufstellkalender „365 Lichtmomente“ ist ein echter Begleiter für das ganze Jahr – oder besser gesagt: für jedes Jahr, denn durch das immerwährende Kalendarium kann er dauerhaft genutzt werden, ohne an Aktualität zu verlieren. Schon auf den ersten Blick überzeugt das kompakte Format: stabile Spiralbindung, fester Aufstellfuß aus Karton und eine insgesamt wertige Verarbeitung, die dem Kalender einen sicheren Stand und eine ansprechende Optik verleiht.

Jede Seite ist mit stimmungsvollen Fotos gestaltet, die kleine Geschichten erzählen und sonnendurchflutete Momente einfangen. Die Kombination aus inspirierenden Zitaten, poetischen Texten und ästhetischen Bildern ist ansprechend und es gelingt dem Kalender, das Thema „Lichtmomente“ wirklich spürbar zu machen – sei es durch Naturaufnahmen, Farbenspiele oder liebevoll ausgewählte Worte.

Ein Kalender voller Leichtigkeit, Licht, positiver Energie und Lebensfreude und somit die tägliche kleine Auszeit für die Seele.

Bewertung vom 01.11.2025
Käßhöfer, Christina

Plötzlich Pflege


ausgezeichnet

Dieses Buch tut so unglaublich gut

Mein beruflicher Alltag ist geprägt vom Kontakt mit pflegenden Angehörigen, auf Pflege angewiesene Menschenund Pflegefachpersonal. Auch die Einbindung in eine häusliche Pflegesituation ist mir nicht unbekannt, sodass ich be ide Seiten kenne und verstehe. Was aber brauchen Menschen, wenn sich der Alltag von jetzt auf gleich verändert, die häusliche Situation plötzlich Kopf steht, weil der Herzensmensch Pflege und mehr Zuwendung bedarf ?

Christina Käßhöfer, selbst pflegende Angehörige, spicht aus, wovor viele pflegende Menschen kapitulieren. Es ist die Angst zu Versagen, die Angst vor dem Nichtschaffen und der bürokratische Berg, der immer wieder aufs Neue bezwungen werden muss, bevor Pflege Zuhause wirklich mit dem Maß an Respekt, Achtsamkeit und Bedürfnisorientierung möglich wird, die wir dem Herzenmenschen ermöglichen wollen.

Es ist kein Ratgeber, der mit Allgemeinplätzen und vermeintlich guten Ratschlägen daherkommt, sondern ein Buch voller Herzenswärme und dem bereitwilligen Teilen von eigenen Erfahrungen, die wirklich hilfreich, alltagstauglich und praktisch umsetzbar für alle sind, die mit der fordernden Situation konfrontiert werden.

Vom Kämpfen durch das Labyrinth des Bürokratiedschungels über Kostenfrage, Selbstfürsorge und Leistungsspektrum : Mit großem Feingefühl zeigt Käßhöfer, wie viel Liebe, Stärke und Geduld in der täglichen Pflege steckt – und wie pflegende Angehörige alles daransetzen, ihrem Herzensmenschen ein würdevolles Leben im vertrauten Zuhause zu ermöglichen.

Auch zeigt sie auf, dass die Belastungen enorm sind, persönliche Grenzen oft nicht wahrgenommen und daher überschritten werden und spendet Mut und Energie, um aus dieser Spriale der Unsicherheit, Ängste und Erschöpfung genügend Kraft zu schöpfen, damit die Pflegesituation nicht zur Überforderung wird.

Mit ehrlichen Worten und hilfreichen Hintergrundinformationen wird dieses Buch zu einer einfühlsamen Begleitung und Unterstützung für alle, die bereits pflegen oder sich auf diese besondere und oft herausfordernde Lebensphase vorbereiten.

Bewertung vom 30.10.2025
Koppel, Benjamin

Großmutters Geheimnis


gut

Wer einmal sich selbst gefunden, kann nichts auf dieser Welt mehr verlieren. (Stefan Zweig)

Eigentlich müsste Alexander sein Leben in den höchsten Tönen singen könne, denn als Musiker ist es ihm in die Wiege gelegt, die feinen Nuancen und Schwingungen der Melodien zu erfassen. Doch so ausgewogen die Tonfolgen auch sein mögen, kann sich diese Harmonie nicht auf sein Privatleben übertragen. In seiner Beziehung kriselt es gewaltig, denn der unerfüllte Kinderwusch macht mürbe. Auch die Beziehung zu seiner Mutter Lillian ist mehr als angespannt, denn diese schaltet und waltet ungefragt in seinerPrivatsphäre. Als Alexander seiner Mutter beim Entrümpeln des Dachbodens hilft, findet er zwei Kassetten, die ihm seine Großmutter besprochen hat. Ihre Erinnerungen geben eine tiefen Einblick in das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte...


Wer den Klappentext von "Großmutters Geheimnis" liest, ist zunächst ganz angetan von den Möglichkeiten, die diese außergewöhnliche Zeitreise bietet. Was zunächst nach einer aufwühlenden und emotional sehr eindringlichen Geschichte klingt, wird leider schon nach wenigen Seiten zu einer ermüdenden Lektüre, denn die Figuren der Gegenwart im Jahr 2015 sind dermaßen hölzern und gefühlskalt gestaltet, dass sich keine Verbindung zu ihnen einstellen kann.

Ganz anders die Passagen, in denen Ruth die Kassetten bepricht. Ruth ist nahbar und ihre leise Erzählstimme mit dem fast nicht hörbaren Knistern fesselt die Lesenden geradezu an die Seiten. Ihre Erinnerungen werden zu sehr lebendigen und erscheckenden Bildern, die sich nicht nur vor Ruths inneren Augen in einem sepiafarben Film abpsulen, sondern auch die Lesenden an den Szenen in Theresienstadt teilhaben lässt, die tief unter die Haut gehen.

Die Schreckensherrschaft der Nazis wird mit all ihren Schergen lebendig und bekommt mit SS-Wachmann Kreutz eine sehr präsente Figur. Wenn Ruth von ihrem Erlebten berichet, fällt es unglaublich schwer, das Gelesene zu verarbeiten.

Der Sprung hinüber in die Jahre 2015/2016 ist dagegen wie eine kalte Dusche - und das im wahrsten Sinne des Wortes. Die Gefühlskälte, Gleichgültigkeit und mangelnde Empathie der Charaktere Gry, Alexander und Lilliana bewirkt, dass die Leser,innen alles wie durch eine dicke Glasscheibe wahrnehmen und immer mehr auf Abstand gehalten werden.

Es geht im Generationenkonflikte, vererbte Taumata, ungesagte Worte und fachlich fundierte Einblicke in die Reproduktionsmedizin, die mitunter so ausufernd sind, dass sich diese Passagen wie ein fachlicher Aritkel lesen. Die Sequenzen von Ruth erinnern an das größte Verbrechen, das jemals geschehen ist. Mahnen an, nicht zu vergessen und sind für sich alleine gesehen eine wirklich interessante Lektüre. Jedoch kann Koppel die Gegenwart nicht annähernd so aufschulssreich und bewegend gestalten, da seine Figuren - allen voran Alexander - wie Statisten in ihrem eigenen Leben wirken. Die Passagen sind ermüdend und oft inhaltsleer, trotz der vielen Worte und so kommt die Läuterung zum Ende des Roman noch unglaubwürdiger daher, als sie ohnehin schon ist. Es pilchert munter vor sich hin und das ist weder authentisch noch glaubhaft, wenn sich plötzlich alle in den Armen liegen.

Die Grundidee gefällt, jedoch ist die Umsetzung nicht wirklich gut gelungen - 2,5 Sternchen

Bewertung vom 28.10.2025
Lind, Hera

Die stille Heldin


ausgezeichnet

Manchmal wollt ich fasst verzagen und ich dacht,ich trag das nie. Und dann hab ich's doch getragen, frag mich bloß nicht wie

Helene wird gegen ihren Willen verheiratet - kaum den Kinderschuhen entwachsen, wird sie fortan zur Leibeigenen ihres Ehemannes Otto. Misshandlung,Vergewaltigung, harte Arbeit und Züchtigung prägen fortan ihr Leben. Einziger Lichtblick sind ihre Söhne. Als Otto im Ersten Weltkieg fällt, ist diese Nachricht wie eine Erlösung und auf dem kleinen Baunerhof kehrt Licht und Liebe ein. Als Helene den Grenzsoldaten Ewald kennenlernt, scheint das Glück perfekt. Doch die Schatten des braunen Sumpfes greifen bereits um sich und bedroht die immer größer werdende Familie. Helenes Lebensweg ist gepflastert von Verlusten,Tod,Trauer und Neubeginn und doch ist ihr Herz voll mit Liebe für ihren Mann und ihre zwölf Kinder...

Wie viel Leid kann ein Mensch ertragen, bis das Herz endgültig zerbricht ? Hera Lind verfasst feinfühlig und sehr sensibel die Lebensgeschichte von Helene Lembke und erzählt in eindringlichen Worten von einer Frau, die ein so großes Herz hat, dass die ganze Welt darin Platz zu haben scheint.

Die Vita von Helene ist zugleich eine Zeitreise durch das letzte Jahrhundert und zeigt in bewegten und bewegenden sepiafabenen Bildern, wie sich aus dem jungen Mädchen Helene eine starke Frau entwickelt, die trotz oder gerade wegen ihrer Erfahrungen ganz viel Liebe gibt. Die Schicksalsschläge sind schwer zu verkaften und gehen tief ins Herz. Das eigene Kind zu Grabe zu tragen ist wohl das Schlimmste, was Eltern widerfahren kann.

Lind findet jederzeit die richtigen Worte, damit die Leserinnen Helene auf ihrem sehr steinigen Weg begleiten können. Daraus entsteht ein Buch zum Miterleben und Mitfühlen, das von Hoffen und Bangen, bedingungsloser (Mutter-) Liebe, Verzicht und Verlust geprägt ist. Es sind mitunter schonunglosde Bilder, die noch lange nachwirken und doch den Lesenden vor Augen führen, was eine Mutter bereit ist zu tun, um ihre Kinder zu schützen und all das zu ertragen, was ihr auferlegt wird.

Ein Roman, der wie eine stille Verbeugung vor Helene Lembke ist, um ihr noch lange nach ihrem Tod Respekt und Anerkennung zu zollen, denn diese Frau ist wahrlich eine stille Heldin.

Bewertung vom 26.10.2025
Hurst, Heidrun

Mord auf der Klosterinsel


ausgezeichnet

Gelungene Zeitreise

Aus ist es mit der beschaulichen Ruhe auf der Klosterinsel, denn es treibt ein Möder oder gar ein Werwolf sein Unwesen. Wie sonst sind die Verletzungen an der Kehle zu erklären, wenn nicht die scharfen Reißzähne der Bestie zugeschlagen haben. So ganz will Abt Walahfrid Strabo diese Theorie nicht glauben und setzt alles daran, der Wahrheit auf den Grund zu gehen. Gemeinsam mit seiner Nichte Lindberga beginnt die Spurensuche und beide ahnen nicht, dass sie schon bald selbst ins Visier geraten...


„Mord auf der Klosterinsel“ führt auf die Klosterinsel Reichenau – eigentlich ein Ort der Stille und des Glaubens, der sich jedoch bald in eine Bühne voller Angst, Aberglaube und dunkler Geheimnisse verwandelt. Schon nach den ersten Seiten sind die Lesenden völlig in diesem Mikrokosmos gefangen und nehmen das Flüstern im Halbdunkel der Klöstergänge wahr, riechen das Wachs der Kerzen, hören das Rascheln der Mönchskutten und spüren immer einen kalten Hauch, der sich durch die Seiten seinen Weg bahnt.

Heidrun Hurst versteht es meisterhaft, diese beklemmende Stimmung einzufangen und in eine begehbare Kulisse zu verwandeln. Gleichzeitig macht sie auch deutlich, dass Glaube und Aberglaube oft eng miteinander verbunden sind. Sie betont außerdem, wie schwierig es für den Menschen ist, in Situationen der Angst vernünftig zu bleiben und nicht in irrationales Denken zu verfallen .

Abt Walahfrid Strabo – klug, beherrscht und doch von inneren Konflikten zerrissen – ringt darum, Licht ins Dunkel zu bringen. Unterstützt wird er von Lindberga, seiner furchtlosen Nichte, die mit klarem Verstand und offenem Herzen handelt und defintiv nicht auf den Mund gefallen ist. Mit einem feinen Augenzwinkern durchbrechen ihre Auftritte die düstere Atmosphäre und nehmen ihr ein wenig von ihrer erdrückenden Wucht.

Hurst schildert die politischen und kirchlichen Strukturen der Karolingerzeit so präzise und doch so unaufdringlich, dass alles natürlich ineinandergreift. Man spürt die Sorgfalt der Recherche, aber nie wirkt der historische Hintergrund belehrend oder missionarisch, sodass sich die Leserschaft gerne auf diese intensive Zeitreise begibt und einen Blick hinter den Vorhang wirft.

Die Handlung ist klug durchdacht, bietet die Möglichkeit, eigene Ermittlungen anzustellen und lässt sich durch den flüssigen und bildhaften Schreibstil sehr gut lesen. Bis zur Auflösung bleibt es spannend, denn viele finstere Wendungen sind nicht vorhersehbar und fesseln die Lesenden an die Seiten.

Eine gelungen Zeitreise, die nach dem Auftauchen aus der Karolingerezeit noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Bewertung vom 26.10.2025

ATMOS - Faszination Wetter


sehr gut

Bildschönes Wetter...im wahrsten Sinne des Wortes

Es gibt wohl kaum ein Thema, das so häufig und beiläufig zum Smalltalk genutzt wird und zugleich so komplex und faszinierend ist wie das Wetter. Mit „Atmos – Faszination Wetter“ widmet sich der Fotograf und Autor Bastian Werner diesem alltäglichen, aber zugleich tief beeindruckenden Phänomen mit einer Leidenschaft, die auf jeder einzelnen Seite spürbar ist.

Werner nimmt seine Leser:innen mit auf eine Reise um den ganzen Globus – auf der Suche nach den flüchtigen Momenten am Himmel, die uns zum Staunen bringen: sich auftürmende Wolkenformationen, zuckende Blitze, zarte Schneekristalle und tanzende Polarlichter. Mit Kamera und Drohne hält er fest, was oft nur für Sekunden sichtbar ist – und verwandelt es in eindrucksvolle, bildgewaltige Kompositionen.

Die Fotografien sind von außergewöhnlicher Qualität und zeigen die ganze Bandbreite atmosphärischer Erscheinungen: Wolken, Nebel, Reif, Regen, Schnee und Eis, aber auch seltene optische Effekte wie Dämmerstrahlen, Halo oder Nordlichter. Jedes Bild zeugt von einem tiefen Verständnis und einer großen Bewunderung für die Natur.

Begleitet werden die Fotos von fachlich fundierten Texten, in denen Werner die Entstehung und die physikalischen Hintergründe der Wetterphänomene erklärt. Diese Texte sind informativ und detailreich, können für fachfremde Leser:innen jedoch stellenweise anspruchsvoll und zu komplex wirken. Dennoch gelingt es dem Autor, seine Begeisterung für das Wetter zu vermitteln und die Zusammenhänge hinter den Himmelswundern verständlich zu machen.

Werner nutzt die Dramaturgie des Himmels, um Burgen, Schlösser und Landschaften mit einer authentischen und modernen Bidlsprache zu verknüpfen und lässt - im wahrsten Sinne des Wortes - bildschönes Wetter aus den Seiten steigen.

Bewertung vom 26.10.2025
Fürnrohr, Stephan

KUNTH Bildband Vom Wesen des Eises


ausgezeichnet

Gigantisch!

Aus Wasser geboren, durch Sonne, Wind und Kälte geformt und zum "Ewigen Eis" erstarrt - die Arktis. Ein Landstrich, der den Zyklus von Werden und Vergehen über die Jahrtausende durchlebt und immer wieder ein neues Gesicht erhält, denn seine abstakten Gebilde sind vergänglich.

Die Strukturen des Eises sind genauso vielfältig wie seine Farben: getäfelt, gefaltet, genoppt, gegittert - nur wer genau hinsieht, kann die beeindruckende Vielfalt erkennen. Jenseits des bloßen Weiß beginnt ein stilles Farbenspiel, denn das Kaltfarbenland hat viel mehr zu bieten: Ein Hauch von Mintgrün ruht im gläsernen Eis, Türkis fließt durch die Risse der erstarrten Schneedecke, Eismeerblau führt in die tiefsten Tiefen, Hellblau flimmert an den Rändern des Morgens, wo der Frost das Licht in Splitter bricht und manchmal, mit zarter Zurückhaltung, schimmert Violett – ein letzter, leiser Ton der Dämmerung, bevor die Nacht ihr kaltes Tuch darüber breitet. So zeigt die Kälte, dass selbst in ihrer Strenge ein unendliches Spektrum verborgen liegt.

Es sind Wunderkammern der Fantasie, eine Ausstellung von Skuplturen, deren Bildhauerin die Natur ist und aus der Vogelperspektive lassen sich Größe und Schönheit besonders gut entdecken. Es sind stille Wunder, die einzigartig, faszinierend und zugleich sehr fragil sind. Die grandiosen Aufnahmen erhalten durch das mattierte Fototpapier einen edlen Touch und bringen die vergängliche Schönheit wunderbar zur Geltung.

Jedes Bild ist einzigartig und hält die Vergänglichkeit eines Augenblickes fest, denn schon in der Sekunde nach dem Betätigen des Auslösers hat sich die Landschaft für immer verändert. Die Folgen des Klimawandels erschüttern die Arktis, bringen das Eis zum Schmelzen und beschneiden das Naturschauspiel Stück füt Stück, bis am Ende nichts mehr bleibt,

Licht und Schatten liegen in diesem bedrohten Naturparadies nicht nur auf den Geltschern, Eisbergen und kristallinen Skuplturen, sondern auch über der gesamten Arktis. Dieser Bildband lädt zum Staunen und Träumen ein und macht gleichzeitig in aller Deutlichkeit darauf aufmerksam, dass die dramatischen Veränderungen durch den Klimawandel die gefrorene Region immer weiter zerstören. Eine beeindruckende visuelle Augenreise durch die eisige Schönheit der Natur und ein eindringlicher Appell, diese prächtigen Eislandschaften dauerhaft zu schützen und zu bewahren.

Bewertung vom 25.10.2025
Lammert, Andrea;Schuster, Eckard;Strobel y Serra, Jakob

KUNTH Bildband Das wilde Europa


gut

Kann die Erwartungen nicht erfüllen

Der Bildband "Das wilde Europa" widmet sich der faszinierenden Vielfalt der europäischen Landschaften – von rauen Küsten und bunter Unterwasserwelt über unberührte Wälder bis hin zu beeindruckenden Gebirgsschluchten. Das Buch lädt dazu ein, die Schönheit und Ursprünglichkeit unseres Kontinents neu zu entdecken. Besonders in Zeiten des Klimawandels ist dieser fotografische Streifzug ein wichtiger Appell, die Einzigartigkeit und Schutzwürdigkeit unserer Natur zu erkennen und zu bewahren, denn wir können nur schützen, was wir lieben.

Die Bildauswahl besticht durch eine hohe technische Qualität: viele Aufnahmen vermitteln direkte Nähe, sind farbintensiv und zeigen die Natur in eindrucksvollem Licht. Die Themenvielfalt reicht von Tier- und Pflanzenwelten über spektakuläre Lichtstimmungen bis hin zu Rückzugsorten, die noch weitgehend vom Menschen unberührt sind.

Allerdings will der Funke der Begesiertung nicht wirklich zünden, denn wer bereits andere Reise- oder Naturbildbände aus dem Kunth Verlag kennt, wird zahlreiche Motive und Bildstrecken wiedererkennen. Dadurch entsteht der Eindruck, dass "Das wilde Europa" weniger neue fotografische Impulse setzt, sondern eher eine Zusammenstellung bereits bekannter Aufnahmen ist.

Ästhetisch ansprechend sind die vielen An- und Einsichten, aber das Preis-Leistungsverhältnis stimmt nicht, sodass die Erwartungen an den Bildband leider nicht erfüllt werden.

Bewertung vom 25.10.2025
Lammert, Andrea;Holupirek, Katinka;Jancauskas, Michaela

KUNTH Bildband Die Nordkaproute


ausgezeichnet

Das Sehnsuchtsziel als Augenreise

Es gibt viele Reisen, die auf den Bucket-Listen zu finden sind, doch eine ist garantiert immer dabei - das Sehnsuchtsziel Nordkap. Unzählige Reisedokumentationen im TV, Berichte von Reseblogger:innen in den sozialen Medien und diverse Bidlbände heizen den Traum, den hohen Norden zu bereisen, noch zusätzlich an.

Für alle, die sich jetzt schon eine kleine Auszeit gönnen wollen, bietet dieses atemberaubend schöne Coffe-Table-Book die Möglichkeit, eine Art Augenreise zu starten, die die Faszination dieser legendären Reiseroute in ihrer ganzen Schönheit beim Durchblättern des Bildbandes aufzeigt.

Eisbergblau, Gletscherweiß, Nordlichtgrün, Polarblau, Herbstbunt - die Farbpalette scheint kein Ende zu kennen und malt mit ihren Schattierungen überwältigende spektakuläre Lanschaftsbilder und eindrucksvolle Momente in die Natur. Bizarr geformte Felsformationen, tanzende Polarlichter, tosende Wasserfälle, imposante Gipfel, moderne Städte und repräsentative Bauten säumen die Reisestrecke und verzaubern die Besucher;innen.

Der Bildband bringt eine besondere Magie mit sich – eine stille und verzauberte Stimmung fließt aus den Seiten und lädt zu Tagträumereien ein. Es öffnen sich mit jeder Seite kleine Traumfenster, die durch die emotionalisierenden Bíldmonente die Sehnsucht nach den Fjorden wecken. Die visuelle Entdeckungreise lebt von dem besonderen Licht, den unterschiedlichen Perspektiven und natürliche Linien erzeugen Tiefe in den Aufnahmen.

Die Bildgestaltung ist harmonisch, lenkt den Fokus auf die faszinierenden Motive und repräsentier die Natur in ihrer ganzen Schönheit. Wenn die Sonnenstrahlen durch die bunten Fenster der Eismeerkathedrale scheint, malt sie regenbogenbunte Rätsel auf die Bodenfliesen, der feine Nebel über den Stigfossen verschleiert die Geheimgänge der Trolle, das bedrohliche Grau des Himmels über der Stabkriche Borgund vermittelt eine Szenerie wie aus einem Horrofilm und die Gletscher strahlen in der Sonne wie eisblaue Diamanten.

Die Begleittexte sind kurz und knackig zusammengefasst, enthalten gerade so viel Information, um Notwendiges zu vermitteln und die Neugier auf das Sehnsuchtsreiseziel immer wieder neu zu entfachen. Unvergessliche Momente sammeln, Träume verwirklichen, bereit für ein überwältigendes Erlebnis - dieser Bildband sagt mehr als tausend Worte.

Bewertung vom 25.10.2025
Schlennstedt, Jobst

Stecknitz-Mörder


ausgezeichnet

Wenn der Nebel sich lichtet

Auf den ersten Blick ist es ein grausamer und brutaler Mord, der Morten Sandt und seine Lübecker Crew auf den Plan ruft. Eine Frauenleiche treibt Kiel oben im Lübeck-Kanal und zunächst erscheint das Motiv unklar. Alle Nachfragen im näheren Umfeld ergeben ein sehr positives Bild von der Getöteten und die Emittlungen stagnieren. Doch der nächste Mord lässt nicht lange auf sich warten und es gilt, erste Muster zu erkennen, um vielleicht Schlimmeres zu verhindern. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, der Wahrheiten ans Tageslicht bringt, die nicht allen gefallen werden...


Es ist eine große Kunst, eine bestehende Krimi-Reihe mit jedem Buch immer wieder neu zu erfinden, damit Spannung, Neugier und überraschende Auflösungen erhalten bleiben. Oftmals werden Figuren herausgeschrieben, durch neue ersetzt und es fehtl irgendwie der rote Faden. Nicht so bei Jobst Schlennstedt, der mit "Stecknitz-Mörder" wieder einmal beweist, dass er das Drehen an der Spannungsschraube beherrscht und seine ausgefeilten Plots mit jeder Menge Nervenkitzel und einer komplex dargestellten Wirklichkeit ausgestattet sind.

Die Handlung legt nach und nach faszinierende und nervenaufreibene Fakten auf den Tisch, die die Gespnester der Vergangenheit heraufbeschwören. Geheiminisse sind wie Ungeziefer und kriechen, wie der feine Herbstnebel über Lübeck, aus jeder Ecke und jedem Winkel und ergreifen von denen Besitz, die sie zu vertuschen versuchen.

Der Plot ist so angelegt, dass die Lesenden eigene Ermittlungen anstreben können und Einblicke in die menschliche Psyche erhalten. Der eine wird getrieben von Rachefantasien, der andere befindet sich in einem tödlichen Wettlauf - nicht immer ist Gut und Böse klar trennbar und genau da setzt Schlennstedt an, um seiner treuen Leserschaft aufzuzeigen, wie nah beieinander Wut und Verzweiflung, Wahn und Leidenschaft liegen.

Während sich der Nebel lichtet, erfahren die Leser;innen immer mehr Hintergründe, die letztendlich zum sicheren Tod führen. Morten Sandt spielt ebenso eine zentrale Rolle wie Ole Andresen, denn ihre Lebensgeschichte ist mit den Handlung verknüpft. Mache Sequenzen zermürben, stimmen nachdenklich und zerren an den Nerven, nehmen der Handlung jedoch nichts von ihrer subitlen Bösartigkeit, die sich über 267 Seiten immer wieder ihren Weg bahnt.

Ein weiter Regio-Krimi aus der Feder des Autors, der binnen weniger Stunden regelrecht durchgesuchtet ist.