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Anndlich
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Insgesamt 351 Bewertungen
Bewertung vom 23.09.2025
Stein, Tina

Secret Forest Academy. Avas Bestimmung


gut

Geheimnisvolle Schule

Avas Eltern sind spurlos verschwunden und seitdem passieren auch Ava seltsame Dinge. Immer wieder wacht sie mitten im Wald auf, wo vorher noch ihr Bett war, liegt sie nun auf dem Ast eines Baums. Eines Tages taucht Charon auf, der behauptet mehr über Ava und ihre Eltern zu wissen. Ava traut ihm nicht und wird prompt von ihm angegriffen, doch zum Glück kommt ihr Urs zur Rettung. Urs ist ein Schwarzbär der nicht nur verfressen ist, sondern auch mit Ava sprechen kann. Und Urs möchte Ava an eine ganz besondere Akademie bringen. Die Secret Forest Academy ist voll von magischen Wesen und magischen Mitschüler:innen, eine Welt von der Ava bis zu diesem Tage nichts gewusst hat und von der sie hofft, dass sie dort das Geheimnis um das Verschwinden ihrer Eltern lösen kann.

Avas Bestimmung ist der erste Band der Secret Forest Academy-Reihe von Tina Stein. Der Auftakt der fantastischen Reihe wird Leser:innen ab 10 Jahren empfohlen. Der Schreibstil war für mich (im Vergleich zu anderen Büchern in der Altersklasse) noch sehr kindlich, vor allem die Dialoge zu Beginn der Geschichte wirkten teilweise so, als wären sie an eine jüngere Leserschaft gerichtet. Dieses Gefühl wird durch sagenhafte 79 Kapitel auf 288 erhöht. Ich schätze kurze Kapitel sehr, aber im Schnitt keine vier Seiten für ein Kapitel, finde ich dann doch zu wenig.

Das Setting hat uns sehr gut gefallen, die Akademie klingt nach einer grünen Wohlfühloase mit spannenden Eigenheiten. Die Charaktere waren gut ausgewählt, Ava ist als Protagonistin nahbar und man kann sich in sie und ihre Gefühle gut hineinversetzen. Vor allem der ungewöhnliche Einstieg lässt einen als Leser:in ebenso hilflos zurück wie Ava, sodass nicht nur Ava unbedingt mehr über die Akademie und ihre Fähigkeit wissen möchte, sondern auch wir Leser:innen. Avas Seelentier Urs ist emphatisch, einfühlsam und lustig. Avas Mitschüler:innen bieten eine gute Mischung aus Sympathie und Antipathie. An ein paar Stellen wurde es uns mit den vielen Wesen etwas zu viel und es war schwierig den Durchblick zu bewahren, gleichzeitig fehlten den Nebenfiguren etwas die Tiefe.

Das Ende konnte uns leider gar nicht überzeugen. Ein Reihenauftakt verspricht natürlich immer einen kleinen Cliffhanger und offene Fragen, aber das Ende kam uns viel zu abrupt und lässt ein guten Abschluss vermissen, weswegen Avas Bestimmung uns insgesamt leider nicht richtig abholen konnte.

Bewertung vom 22.09.2025
Fröhlich, Anja

3 Streuner und der sprechende Berg


sehr gut

Streuner in der Schule

Die drei Streuner King Kerl, Big Ben und Flirty fühlen sich bei Joy mittlerweile heimisch, doch nun ist in Joys Schule Wohlfühlwoche angesagt und King Kerl soll Joy begleiten. In die Schule? Für die drei Streuner eine absolute Katastrophe und dann auch noch ohne seine beiden besten Kumpel. Doch die Drei sind untrennbar und daher finden Flirty und Big Ben ihren ganz eigenen Weg, um dabei zu sein und das Geheimnis um Pepes Verhalten gegenüber Joy zu klären.

3 Streuner und der sprechende Berg von Anja Fröhlich ist ein Kinderbuch für Kinder ab acht Jahren, das eine Menge Spaß für die kleinen Leser:innen verspricht. Die Geschichte wird aus der Perspektive King Kerls erzählt, dadurch werden die Erlebnisse des Trios in kinngerechter Sprache übermittelt und für die Kinder die Welt aus der Sicht des Hundes dargestellt, der vielleicht auch das eigene Denken und Verhalten gegenüber Hunden prägen kann.

Das Abenteuer der drei Hunde ist super lustig erzählt und hat die Kinder einige Male zum Lachen gebracht, vor allem die unverblümte Sprache, die zu den Streunern passt und zu einer Situationskomik führt, konnte besonders überzeugen. Durch tolle schwarz-weiß Zeichnungen von Pe Grigio gab es zwischendurch auch immer etwas zum Anschauen und auch Schildkröte Schildegard gibt wieder ein paar ihrer Weisheiten mit auf den Weg. Sie überzeugte jedoch vor allem mit ihrer Aktion auf dem Rasenmäher. Die drei Streuner zeigen außerdem, was Freundschaft und Loyalität ausmacht!

Was ich etwas unnötig empfand, war die Darstellung der vermeintlichen Veganerin, die dann doch keine war. Ich finde, der Szene hätte es keinen Abbruch getan, wenn das Essverhalt unbenannt oder sie als Vegetarierin vorgestellt worden wäre.

Bewertung vom 22.09.2025
Mirow, Benedict

Joshua Jackelby


sehr gut

Extrablatt! Extrablatt!

1851, London. Joshua ‚Josh’ Jackelby verdient sich als Zeitungsbote sein Geld, um über die Runden zu kommen. Sein Traum ist es irgendwann als königlicher Bote zu arbeiten und endlich wieder auf einem Pferd zu reiten. Eines Tages rettet Josh einen kleinen Hundewelpen aus der Themse und ahnt nicht, dass ihm die Hündin Hazel fortan nicht mehr von der Seite weichen wird. Ein Band, das Josh brauchen kann, genauso wie seine treuen Freunde Leroy und Charlotte. Gemeinsam mit den Waterloo Boys müssen sie sich immer wieder gegen die Straßenband der ‚Kings‘ durchsetzen und geraten bald in ein noch größeres Abenteuer. Denn dem Professor Bellows werden Pläne für eine Flugmaschine gestohlen, dessen Diebstahl noch viel größere Folgen haben könnte. Joshua und seine Freunde machen sich auf die Suche nach den Dieben.

Joshua Jackelby von Benedict Mirow entführt einen in das viktorianische London und dreht die Zeit zurück. Das Buch ist nicht klassisch in Kapitel unterteilt, sondern wird durch Daten und Uhrzeiten unterteilt. Jeder Tag beginnt mit den ‚Extrablatt‘ rufen der Zeitungsverkäufer und sorgt direkt dafür, dass man sich in die Vergangenheit versetzt fühlt. Dieser Einstieg ist sehr geschickt gewählt, nimmt einen direkt ein und weckt die Vorfreude auf den nächsten Tag. Die Seiten lesen sich auch sehr schnell, denn gefühlt passiert immer etwas und die Spannung steigt von Tag zu Tag. Die Atmosphäre ist gut getroffen, die Welt Joshuas ist deutlich rauer und von Armut, Krankheit und Tod geprägt. Gesellschaftliche Strukturen werden hinterfragt und kritisiert, Freundschaften sind dabei ein sehr wichtiger Bestandteil und auch, dass nicht alle Individuen einer Gruppe dem Vorurteil oder Klischee entsprechen. In diesem ganzen Konstrukt, dass sehr authentisch wirkte, war das fliegende Abenteuer der Kinder für mich etwas zu viel, gleichzeitig hat es für die Kinder nochmal die Spannung erhöht.

Joshua ist ein toller Protagonist, der sich trotz eigener Armut für andere einsetzt und Josh wächst im Verlaufe der Geschichte immer wieder über eigene Ängste hinaus. Seine Freundschaft zu Leroy und Charly zeigt sich als eine ganz besondere, in der alle füreinander einstehen, die Eigenarten der anderen akzeptieren und auch den Freiraum, den sie benötigen. Aarya und Rashna fügen sich auch schnell in dieses Bild ein, das über Freundschaft gezeichnet wird und geben gleichzeitig noch viel mehr mit auf dem Weg.

Joshua Jackelby ist ein viktorianisches Abenteuer, dass durch seine realistischen Beschreibungen durchaus eine düstere Atmosphäre erzeugt und damit nicht nur unterhaltend ist, sondern auch über frühere Zeiten ins Gespräch kommen lässt.

Bewertung vom 20.09.2025

QUID+ Aber warum?


weniger gut

Warum?

Aber warum? von Barbara Franco beschäftigt sich mit 27 Aber-warum-Fragen. Die Idee aus Fragen, die sich Kindern alltäglich stellen, kleine Vorlesegeschichten zu erstellen, hat mir sehr gut gefallen und auch, dass am Ende nochmal ein Informationstext für die Erwachsenen eingefügt wurde. Die Umsetzung konnte mich aus einigen Gründen leider weniger begeistern.

Die Texte werden Kindern von drei bis sechs Jahren empfohlen, doch für mein Empfinden ist der Sprachstil zu hochtrabend und wenig kindgerecht. Teilweise wirken auch die Figuren wenig authentisch, eine ältere (aber nicht alte) Schwester, die dem jüngeren Geschwisterlichen die ‚aber warum‘ Frage erklären möchte ist schön, aber wirkt inhaltlich und vor allem sprachlich nicht authentisch.

Die Fragen selbst sind teilweise nicht gut beantwortet. Hautfarben bestimmten Herkunftsländern zuzuordnen sehe ich sehr kritisch! Dass das jüngere Kind seinen Penis als Wurm tituliert finde ich nicht schlimm, aber dass in der Folge mit Schmetterling und Penis gearbeitet wird, also nur das männliche Geschlecht benannt wird, hat einen faden Beigeschmack. Ganz schlimm fand ich jedoch die Geschichte zum Thema Streit zwischen den Eltern, diese Frage wird auf eine Weise beantwortet, die am Ende das Gefühl geben könnte, dass ein Streit zwischen Eltern eine Verhaltensweise der Kinder voraussetzt und gibt Kindern (indirekt) eine potenzielle Schuld oder trägt ihnen eine Pflicht auf. Klar, die Frage wird von der großen Schwester beantwortet und diese kennt die genauen Gründe nicht, sie versucht sich lediglich selbst etwas zu erklären und eine Lösung zu finden. Da aber genau das nicht die Lösung ist, möchte ich meinem Kind diese Geschichte auch nicht vorlesen und damit ein Gefühl erzeugen, dass das überhaupt und jemals die Lösung sein könnte. Es gibt noch einige weitere Geschichten, deren Umsetzung ich relativ schwach fand und leider nur wenige, die mich inhaltlich wirklich überzeugen konnten.

Insgesamt fand ich die Anordnung auch sehr durchgewürfelt und hatte nicht das Gefühl, dass sich das Buch als komplettes Vorlesewerk eignet, sondern eher einen gezielten Einsatz bedarf, bei dem man als Elternteil vorab schauen sollte, welche Geschichte die Frage wirklich ausreichend (und gut) beantwortet.

Bewertung vom 20.09.2025
Woods, E. V.

Girls of Dark Divine - Eine Tänzerin. Ein Fluch. Eine verzweifelte Liebe.


gut

Lasset die Puppen tanzen!

Emberlyns größter Traum ist es zu Tanzen. Aus diesem Grund schließt sie sich der berühmten Balletttruppe New Koras an, den Marvellous Marionettes. Doch ihr Traum wird schnell zum größten Alptraum, denn Malcolm Manrow hat seine Tänzerinnen verflucht und sie dadurch an sich gebunden. Malcolm kann jede Bewegung seiner Tänzerinnen kontrollieren und Abend für Abend lässt er sich nach seinen Fäden tanzen. Emberlyn versinkt in der dunklen Welt und nur ihr Tanzpartner, ein mysteriöser Schatten, kann ihr wenige Sekunden Erleichterung verschaffen. Doch die reichen Emberlyn nicht, sie möchte fliehen, doch kann sie den Fluch überhaupt brechen?

Girls of Dark Divine von E.V. Woods nimmt einen mit nach New Kora in die düstere Welt des ‚Puppenspielers‘ Malcolm Manrows. Die Geschichte erleben wir durchgehend aus der Sicht Emberlyns, durch die ‚sie’-Erzählweise wird jedoch eine gewisse Distanz erzeugt. Der Einstieg konnte mich direkt packen, es beginnt düster, die Atmosphäre baut sich gut auf und durch eine detaillierte Erzählweise, kann man sich die Welt in der die Schwestern stecken, sehr gut vorstellen. Diese Erzählweise sorgte jedoch auch dafür, dass ich irgendwann gelangweilt war. Über die Hälfte des Buchs fühlt sie wie der Einstieg in eine Geschichte ein, während es erst gegen Ende wirklich in Fahrt kommt und mit Spannung überzeugen kann. Die Geschichte wirkt auf mich unausgewogen, während die ersten +200 Seiten sehr detailliert beschrieben wurden, fehlte es den letzten +100 Seiten an eben diesen Details. Die sehr detailgetreuen Beschreibungen sorgten auch für viele Wiederholungen, denen ich irgendwann überdrüssig war, sei es die Beschreibung des Atems, das Zähneknirschen oder wieder einmal die Kakofonie.

Gespannt war ich darauf, was das alternative Ende zu bedeuten hat und ich muss leider sagen, dass ich sehr enttäuscht bin. Das Originalende hat zur Geschichte gepasst und wirkte authentisch, wohingegen das vom Verlag gewünschte Ende aufgesetzt wirkt und nicht in die Atmosphäre des Romans passt. Jedoch möchte ich auch erwähnen, dass die Autorin den Wunsch wirklich gut umgesetzt hat und es Schwingungen des Originalendes beinhaltet, die mir sehr gefielen. Ich mache der Autorin auch keinen Vorwurf, dass sie dem Wunsch entsprochen hat, schließlich ist eine potenzielle Übersetzung eine große Chance und doch finde ich es schade, dass ein Verlag ein solches Ende erwünscht. Was ich dann aber ganz schlimm finde, ist dass das Originalende als ‚alternatives Ende‘ betitelt wird. Nein, wenn dann ist das gewünschte Ende die Alternative!

Dennoch gab es auch viele Dinge die mir wirklich gut gefallen haben. Ich mochte die Grundidee wirklich gerne und finde diese innovativ. Der Schreibstil hat mir generell auch sehr zugesagt, dieser hat die Atmosphäre und die Gefühlswelt sehr gut transportiert. Gefallen hat mir auch das Bund der Marionetten, die sich selbst als Schwestern bezeichnen. Die Handlungsweisen der Schwestern wirkten dabei besonders authentisch und auch die Entwicklungen konnte ich super gut nachvollziehen. Emberlyns Gedanken- und Gefühlswelt waren super verständlich, ihre Entwicklung genial und der Schatten ein toller Gegenpart zu Malcolm und auch das Originalende fand ich passend. Deswegen gibts von mir drei gute Sterne, die Kritik am alternativen Ende hat keine Auswirkung auf die Bewertung (da sie sich an den Verlag richtet).

Bewertung vom 18.09.2025
Verley, Vivien

Das Geheimnis von Port Mint / Thea Magica Bd.1


sehr gut

Tassenmagie!

Durch den magischen Tee Thea Magica lassen sich die magischen Kräfte erwecken, doch nicht alle Kräfte sind gesellschaftlich anerkannt. Für Robin Fluff ist das Leben gerade eine Vollkatastrophe, sie muss nicht nur den Umzug nach Port Mint und damit die Trennung von ihrer besten Freundin Milly verkraften, sondern auch die Erkenntnis, dass sie die magische Kraft ihres verschwundenen Vaters geerbt hat. Im Gegensatz zu den Erzählungen ihrer Mutter handelt es sich dabei nicht um ‚besser hören‘, sondern ums Gedankenlesen und das ist eine strengstens verbotene Kraft. Keiner darf davon erfahren, auch nicht ihre neuen Freunde Cornelius und Mailin.

Thea Magica - Das Geheimnis von Port Mint von Vivien Verley ist ein magisches Abenteuer für Kinder ab 10 Jahren. Die Magiewelt wirkt einzigartig, Tee der die magischen Kräfte erwecken kann und Magie, die von den Eltern (und manchmal Großeltern) vererbt wird. Das hat Charme und auch die Welt konnte eine schöne Atmosphäre aufbauen, in der man sich gerne befindet. Außerdem sorgen der leichte Schreibstil und die kurzen Kapitel für ein kurzweiliges Lesevergnügen.

Die Protagonistin Robin Fluff wirkt authentisch und sympathisch, ihre Gefühlswelt wird gut transportiert, weswegen man sich auch in sie hineinversetzen kann. Mailin konnte sich auch schnell ins Herz spielen, wohingegen es etwas Zeit benötigte um mit Cornelius warm zu werden, aber auch das hat sich im Laufe der Geschichte verändert.

Thea Magica - Das Geheimnis von Port Mint ist ein magisches Abenteuer für Klein und Groß, das ruhig beginnt, sich durch seinen ganz eigenen Charme dann aber doch zu einer tollen Lektüre entwickelt.

Bewertung vom 18.09.2025
Tsokos, Michael

Mit kalter Hand / Die Sabine Yao-Reihe Bd.3


sehr gut

Dritter Fall für Dr. Sabine Yao!

Sabine Yao ermittelt in einem ungewöhnlichen Fall. In Lübars werden Pferde ermordet aufgefunden und der Profiler Milan Hasanović benötigt Yaos Expertise, um Verbindungen zwischen den toten Pferden zu ziehen und denjenigen zu finden, der es auf die wehrlosen Tiere abgesehen hat. Außerdem bekommt Yao Leichenteile von der Ermittlerin Monica Monti vorgelegt, anhand denen sie das oder die Opfer identifizieren soll. Kann Yao entscheidende Hinweise finden, bevor der Täter erneut zuschlägt?

Mit kalter Hand ist der dritte Teil des Rechtsmedizin-Thrillers des Rechtsmediziners Dr. Michael Tsokos’. Dieser dreht sich um die Rechtsmedizinerin Dr. Sabine Yao und kann grundsätzlich ohne Vorwissen der ersten Bände gelesen werden.

Wie seine Vorgänger überzeugt auch dieser Band nicht durch spannende, action- oder blutreiche Szenen, sondern über sehr detaillierte Beschreibungen und interessante Fakten aus der Rechtsmedizin. Aufgrund dieser detailtreuen Beschreibungen ist der Inhalt des Buchs nichts für Zartbesaitete, vor allem weil die Beschreibungen sehr authentisch sind, wirken sie doppelt!

Obwohl auch die vorherigen Bände bereits viel Informationen dargelegt haben, fand ich diesen Part in Mit kalter Hand noch präsenter. Es werden viele Fälle aufgemacht und die Bedeutung der Rechtsmedizin dargestellt. Man spürt einfach, dass der Autor vom Fach ist und sein Wissen gerne einfließen lässt. Ein Aspekt, der den Thriller/die Reihe für mich höchst interessant macht, obwohl die Spannung auf der Strecke bleibt.

Der Schreibstil ist angenehm und obwohl viel Wissen angewendet wird, hat man nicht das Gefühl von Fachausdrücken erschlagen zu werden. Der Autor schafft es, die Wissensübermittlungen sehr geschickt in die Story einzubauen, sodass sie authentisch und nicht deplatziert oder belehrend wirken. Durch Zeit und Ortsangaben ist zu Beginn eines Kapitels ist man stets mitten im Geschehen und kann den (geringen) Perpektivwechseln ohne Probleme folgen. Gedankengänge der entsprechenden Perspektive werden durch eine kursive Schreibweise verdeutlicht und erleichtern das Erkennen und Deuten.

Mit kalter Hand hat mich auf der Ebene der Rechtsmedizin wirklich wieder gut unterhalten. Mir fehlte allerdings etwas die Entwicklung der privaten Person Dr. Sabine Yao. Im Vergleich zu den Vorgängern hatte ich das Gefühl, dass es keine Atempause gab, in der Yao mir näher gebracht wurde und die Fälle nicht voll im Fokus lagen. Das hat mich möglicherweise vor allem deswegen gestört, weil ich die Fälle auch nicht so interessant fand (wie die der beiden Vorbände).

Dennoch habe ich das bekommen, was ich bei Tsokos Rechtsmedizin-Thrillern erwarte: einen authentischen und wissensbeladenen Thriller. Wer bei Thrillern jedoch auf Action, Ermittlungsarbeiten und die ganz große Spannung steht, der ist hier an der falschen Stelle.

Bewertung vom 15.09.2025
Heitz, Markus

Irida und die Stadt der Geheimnisse / Irida Bd.1


gut

Geheimnisse aus Hohenburg

Cedric, Irida, Jeremy und Jinjin sind die Furchtlosen aus dem kleinen Städtchen Hohenburg und als solche gehen sie natürlich den seltsamsten Fällen auf die Spur. Bei einem solchen Fall entdeckt Irida eine Anderswelt mit bösartigen Wesen, die sich als Menschen tarnen.

Irida und die Stadt der Geheimnisse von Markus Heitz ist ein fantastischer Reihenauftakt und wird Kindern ab 11 Jahren empfohlen. Wer Markus Heitz Bücher für Erwachsene kennt, der kann erahnen, dass auch sein Kinderbuch eine Komplexität besitzt und dementsprechend eine gewisse Lesefähigkeit vorhanden sein sollte, um dem inhaltlichen Strang problemlos folgen zu können. Das Schriftbild ist Kindern entsprechend relativ groß gehalten und sorgt für ein leichteres Lesen.

Der Einstieg ins Buch fällt leicht, Irida und ihre Freunde werden zuerst vorgestellt, weswegen man schon vor Beginn der Geschichte einen Eindruck von ihnen hat. Alle vier haben Besonderheiten, die sie einzigartig machen und sympathisch wirken lassen. Heitz steht für ein tolles Worldbuilding, das auch hier gegeben ist, vor allem durch tolle Kreaturen und das überbringen der Atmosphäre dieser Anderswelt. Im Laufe der Geschichte werden sehr viele (Neben-)Stränge aufgemacht, die zwar interessant sind und am Ende auch zusammengeführt werden, aber doch zu viele Fragen offen lassen, sodass Irida und die Stadt der Geheimnisse durchaus ein guter Auftakt einer Reihe ist, aber nur für sich stehend nicht komplett überzeugen kann.

Bewertung vom 13.09.2025
Schilp, Tina

KUNO KLAPPER hat nicht alle Knochen beisammen


sehr gut

Oh Schreck, ein Knochen ist weg!

Kuno Klapper feiert morgen einen ganz besonderen Tag, denn er wird endlich 100 Jahre alt und zu seinem 100. Geburtstag darf nicht der kleinste Knochen fehlen. Frisch poliert freut sich Kuno auf seinen Ehrentag und muss feststellen, dass ihm seine linke Ferse fehlt, ausgerechnet an seinem Geburtstag. Kuno glaubt erst, dass seine Schusseligkeit mal wieder zugeschlagen hat, doch als auch seinem nervigen Cousin Jonas ein Finger fehlt, wird klar, dass den Skeletten die Knochen geklaut werden. Gemeinsam mit dem Zombiemädchen Amy, der Höhlenhündin Klara und dem Schattenschurken Valentin machen sich die zwei auf die Suche nach ihren Knochen.

Kuno Klapper hat nicht alle Knochen beisammen von Tina Schilp ist ein Gruselabenteuer für Kinder ab 8 Jahren, das durch wunderschöne schwarz-weiß Zeichnungen der Illustratorin Vera Kiegeland unterstützt wird. Der Schreibstil ist durch kurze, prägnante Sätze perfekt für die Altersgruppe und garantiert ein gruseliges Abenteuer mit interessanten ‚Monstern‘. Besonders schön war die Entwicklung zwischen Jonas und Kuno, die sich generell nicht unbedingt mögen, aber durch den gemeinsamen Verlust zusammenwachsen und an einem Strang ziehen, um ihre Knochen wiederzufinden. Auch das Ende konnte mich überzeugen.

Uns fehlte nur etwas der angepriesene Humor, denn wir zwar an ein, zwei Stellen wahrgenommen haben, aber generell mehr erwartet hätte und eine Figur wurde uns zu negativ dargestellt bzw. die Reaktion der Umwelt auf sie.

Bewertung vom 12.09.2025
Neeb, Stefanie

Delicate / Copenhagen Cinnamon Bd.1


ausgezeichnet

Einfach nur hygge!

Jonna hat sich selbst noch nicht gefunden und bekommt nun auch noch von außen Druck. Als sie sich in der Früh nur einen Coffee-To-Go aus einem kleinen Café holen möchte, findet sie sich plötzlich hinter der Theke wieder. Was nur eine kurze Aushilfe werden sollte, wird zu ihrem Wohlfühlort und dann ist da auch noch ihr Chef Mads, für den sie mehr Gefühle hegt als sie sollte. Jonnas Privatleben gerät immer mehr aus den Fugen und Mads bietet ihr sein altes Hausboot an, um dort übergangsweise zu wohnen. Bald muss Jonna erkennen, dass Mads nicht nur viele Päckchen zu tragen hat, sondern dass auch ihre Vergangenheit eine Verbindung besitzt.

Copenhagen Cinnamon 1. Delicate von Stefanie Neeb ist die perfekte Romance Geschichte, um voller Vorfreude in den Herbst zu starten. Die Autorin erschafft nicht nur eine unfassbar hygge Atmosphäre, sondern auch die Lust auf einen Herbst in Kopenhagen. Die Ortschaften sind unglaublich schön umschrieben und besonders der Tivoli hat meine Sehnsucht wachsen lassen. Neben der tollen Atmosphäre und dem wunderschönen Setting, überzeugen aber auch sämtliche Charaktere.

Jonna durch ihre ehrliche Art und eine ganz besondere Energie, besonders gefallen hat mir aber ihre Entwicklung und die Erkenntnisse, die sie im Laufe der Geschichte gewinnt und die sie immer sympathischer wirken lassen. Jonnas Perspektive war besonders im Hinblick auf die Umgebung ihres Vaters interessant, weil sie deutlich gemacht hat, dass auch der Blickwinkel auf eine Person über Sympathien entscheidet.

Mads hatte mich direkt für sich gewonnen. Seine kaputte Seele, die sich irgendwie über Wasser halten möchte und die Freundlichkeit nie verloren hat. Die Aufarbeitung seiner Vergangenheit erweckt viele Emotionen.

Aber auch die meisten Nebencharaktere wuchsen mir unfassbar schnell ans Herz. Egal ob Mads Opa Knud, der durch seine grummelige Art immer wieder für ein Schmunzeln sorgt, Jonnas beste Freundin Freja oder die Angestellten Rasmus und Maja (…), alle machen das Buch zu einer tollen Lektüre.

Besonders gefallen hat mir jedoch der Aufbruch von Schwarz und Weiß, die Erkenntnis, dass die eigene Wahrnehmung nicht immer etwas mit der Realität zu tun hat und Dinge Missverstanden werden können. Dabei kommt das Buch aber ganz ohne das große Drama daher, alle Missverständnisse werden unfassbar reflektiert und kommunikativ geklärt. Die Figuren schaffen es in ihrer Verletzung auch den Gegenüber und seine Handlungsweise zu verstehen, auch diese reflektiere Art mit Auseinandersetzungen umzugehen, sorgt dafür, dass das Buch nie die gemütliche Stimmung verliert.