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SimoneF

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Insgesamt 553 Bewertungen
Bewertung vom 10.10.2025
Khayyer, Jina

Im Herzen der Katze


ausgezeichnet

Jina Khayyers Roman „Im Herzen der Katze“ ist autofiktional. Den äußeren Rahmen bilden die „Frau, Leben, Freiheit“-Proteste in Iran nach dem Tod der 23-jährigen Jina Mahsa Amini. Diese wurde wegen eines angeblichen Verstoßes gegen die strengen Kleidervorschriften durch die Sittenpolizei gefangengenommen und geschlagen, woraufhin sie ins Koma fiel und wenige Tage später verstarb. Die Ich-Erzählerin, die denselben Vornamen wie das getötete Mädchen und die Autorin trägt, sitzt in Frankreich und verfolgt über Instagram die Vorgänge in dem Land, in dem ihre Familie verwurzelt ist. Sie selbst wurde in Deutschland geboren, doch viele Familienmitglieder, u.a. ihre Schwester Roya mit Mann und Tochter Nika, leben in Iran. Jina bangt um das Leben ihrer Schwester und Nichte, die sich mutig den Protesten angeschlossen haben und unter Lebensgefahr auf die Straße gehen, um für Freiheit und Selbstbestimmung zu demonstrieren.

In Rückblenden erinnert sich Jina an ihre Reisen in den Iran: Im Jahr 2000 besucht sie zum ersten Mal das Geburtsland ihrer Eltern und ist hin- und hergerissen zwischen einer tiefen Liebe und Verbundenheit zu Land, Leuten, Sprache und jahrtausendealter Kultur einerseits und dem Schrecken über die Unterdrückung der Frauen, den drakonischen Strafen für Homosexualität, für Verstöße gegen die Hidschab-Regeln oder für kleinste Zuneigungsbekundungen zwischen nicht verheirateten Paaren andererseits. Die eklatanten Gegensätze und die emotionale Zerrissenheit Jinas sind ergreifend geschildert. 2009 gerät Jina selbst mitten in die Protestkundgebungen der Grünen Bewegung.

Interessant fand ich ganz besonders die wörtliche Übersetzung bestimmter Wendungen von Farsi ins Deutsche. Diese vermitteln einen kleinen Eindruck des Persischen, das in seiner Bildhaftigkeit so völlig anders ist als die pragmatische, sehr direkte deutsche Sprache.
Der Mut und die Entschlossenheit der Frauen, die 2022 für ihre Rechte kämpften, haben mich tief beeindruckt. Es war erschütternd zu lesen, wie friedlich demonstrierende junge Menschen misshandelt, vergewaltigt und zu Tode geprügelt wurden, in kurzen Schauprozessen Todesstrafen verhängt wurden. Khayyer zeichnet ein vielfältiges, buntes Bild der iranischen Gesellschaft, deren Wunsch nach Freiheit und Offenheit brutal vom Regime unterdrückt wird. Beim Lesen sitzt man gleichsam mit Jina hilflos am Smartphone und bangt mit Roya und Nika um deren Sicherheit. Rückblickend weiß man, dass die Proteste zu keiner Verbesserung der Menschenrechtslage führten; diese ist heute noch schlechter als damals.

Mich hat „Im Herzen der Katze“ sehr bewegt und auch noch mehrere Tage beschäftigt, nachdem ich es beendet hatte. Da ich über vieles zuvor nicht im Bilde war, habe ich im Anschluss noch weitere Informationen zu den realen Ereignissen im Buch recherchiert, und ich habe größten Respekt vor den Frauen, die sich unter höchster Gefahr für Selbstbestimmung und Freiheit einsetzen. Jina Khayyer setzt ihnen mit ihrem Roman ein Denkmal und rückt die Situation der Frauen im Iran wieder in unser Bewusstsein. Ein großartiges, tief bewegendes Buch, dem ich von Herzen den Deutschen Buchpreis gewünscht hätte.

Bewertung vom 10.10.2025
Fahringer, Viktoria

Meine Tiroler Welt


sehr gut

Viktoria Fahringer ist eine der vielversprechenden Spitzenköchinnen Österreichs, bereits mit Anfang Zwanzig erkochte sie sich die erste Haube von Gault&Millau. „Meine Tiroler Welt“ ist nun ihr erstes Kochbuch, zu dem auch gleichzeitig ein Dokumentarfilm produziert wurde. Ein bisschen merkt man diesen filmischen Aspekt dem Kochbuch an, die Besuche bei den Produzentenbetrieben für den Film finden sich auch im Buch und wirken ein bisschen wie eine Mischung aus Werbung und transkribierter Filmaufnahme. Diese Reportagen hätte ich jetzt nicht unbedingt gebraucht.

Die Rezepte sind nach Jahreszeiten geordnet, wobei die Zuordnung etwas verwirrend ist. So finden sich im Inhaltsverzeichnis unter „Frühling“ die Unterkapitel Getreide und Gemüse, „Sommer“ wartet mit Käse, Fisch, Lamm und Rind auf, der „Herbst“ bringt Knödel, Wild, Pilze und Kalb, und der „Winter“ bietet lediglich Nachspeisen. Das mutet nicht nur etwas seltsam an, sondern ist auch inhaltlich wenig aussagekräftig; etwas detaillierter hätte das Verzeichnis dann schon sein dürfen.

Die Rezepte selbst bieten Tiroler Klassiker, ansprechend bebildert und aussagekräftig sowie übersichtlich beschrieben. Der Schwierigkeitsgrad wird mit einer Punkteskala von 1 bis 3 angegeben, die Portionen sind gewöhnlich für 4 Personen gedacht, und Arbeits- und Koch- bzw. Backzeit sind sofort ersichtlich. Lediglich Piktogamme zur Kennzeichnung von veganen oder vegetarischen Speisen vermisse ich. Wie aus dem Inhaltsverzeichnis jedoch bereits ersichtlich wird, enthält ein sehr großer Teil der Gerichte tierische Produkte, so dass insbesondere Veganer:innen hier nur wenig finden dürften. Negativ aufgefallen ist mir, dass einige Rezepte ein sogenanntes „Zaubermehl“ benötigen, einen von Veronika Fahringer entwickelten glutenfreien „All-in-one-Mix“, der nur über ein Startup bezogen werden kann.

Fazit: Das Buch bietet einen kulinarischen Road-Trip durch Tirol und macht Lust aufs Nachkochen. Da mir an manchen Stellen der Marketing-Gedanke zu sehr im Vordergrund steht, ziehe ich einen Stern ab und vergebe 4 Sterne.

Bewertung vom 09.10.2025
Kicaj, Jehona

ë


gut

Jehona Kicaj wurde im Kosovo geboren, wuchs jedoch seit frühester Kindheit in Deutschland auf. Ihr Romandebüt „ë“ ist autobiografisch geprägt und macht deutlich, wie sehr das Leben der Erzählerin bis heute durch ihr Leben in der Diaspora und die Auswirkungen des Kosovo-Krieges, den sie selbst nicht unmittelbar erlebt hat, beeinflusst ist.

Die Erzählerin sucht wegen fortwährender Probleme mit ihrem Kiefer aufgrund nächtlichen Zähneknirschens (Bruxismus) mehrfach ihren Zahnarzt auf, der ihr eine Aufbissschiene anpasst und schließlich eine psychische Ursache vermutet. Sie sinniert über den Zusammenhang ihrer Kieferprobleme mit dem Verlust von albanischer Heimat und Sprache und der Aneignung einer für sie bis heute als fremd empfundenen deutschen Sprache. Diese Gedanken wirken auf mich doch sehr konstruiert und gespreizt, insbesondere, wenn die Erzählerin, die unter anderem studierte Germanistin ist, glaubt, ihre Probleme mit der Kiefermuskulatur stünden in Zusammenhang mit dem Deutschen: „Manchmal frage ich mich, ob die Verspannungen in meinem Kiefer nicht auch auf die deutsche Sprache zurückzuführen sind. Ich bilde mir ein, dass meine Kiefergelenke an Tagen, an denen ich nur Albanisch gesprochen habe, weniger laut einrasten.“

Der in Deutschland heute relativ wenig bekannte Kosovo-Krieg 1998/1999 ist der zentrale Dreh- und Angelpunkt des Buches, und Kicaj verbeißt sich regelrecht in diese Thematik, um im Sprachbild zu bleiben, auch wenn sie damals bereits seit Jahren mit Eltern und Geschwistern in Deutschland lebte. Eine Aufarbeitung des Krieges und der vor allem von serbischer Seite begangenen Menschenrechtsverletzungen ist sicher notwendig, doch Kicaj bleibt auf einer rein persönlichen Ebene, und ihr gelingt es nicht, die Thematik von einer höheren Warte zu reflektieren. Das Buch liest sich wie ein langes Lamento über den Verlust von Heimat und Wurzeln, von Sprache und Kultur, vom Gefühl, nie wirklich in Deutschland angekommen zu sein. Allerdings kann ich dem Text nicht erkennen, dass die Erzählerin versucht hätte, in Deutschland eine zweite Heimat zu finden. Im gesamten Buch ist eine innere Distanz zur deutschen Sprache und dem Land spürbar und mir fehlt bei ihr die Bereitschaft, nach vorne zu sehen und sich als junge Frau in die Zukunft gewandt ein neues Leben aufzubauen, anstatt den Blick stets nur nach rückwärts zu richten.

Nach der Lektüre muss ich leider sagen, dass ich keinen emotionalen Zugang zur Protagonistin finden konnte und eher zunehmend genervt von ihr war. Leider bietet das Buch auch keinen historisch verwertbaren Blick auf den Kosovokrieg, weil die sachliche Distanz samt Einordnung und neutralen Fakten fehlen. Insgesamt hatte ich mir deutlich mehr von einem Kandidaten auf den deutschen Buchpreis erwartet.

Bewertung vom 08.10.2025
Weyer, Manuel

Kartoffel - Das große Kochbuch


ausgezeichnet

Ich liebe Kartoffeln in nahezu jeglicher Form und bin immer begierig darauf, neue Zubereitungsarten zu entdecken. Hier kommt das Kochbuch „Kartoffel – Das große Kochbuch“ von Manuel Weyer wie gerufen. Der Autor startet im Kapitel „Grundlagen“ mit den Basics rund um die Knolle, bevor er dann zum Rezeptteil übergeht. Dieser ist aufgeteilt in: Basics & Klassiker, Frittiert & Heißgebacken, Vorspeisen & kleine Gerichte, Suppen & Eintöpfe, Aus Pfanne & Topf, Grill & Ofen, Süßes & Snacks.

Jedes Rezept nimmt eine Doppelseite ein, wobei eine Seite eine ansprechende und aussagekräftige Fotografie des Gerichts enthält. Die Zutaten werden übersichtlich aufgelistet und auch der Zeitbedarf ist sehr gut und detailliert aufgeschlüsselt. So werden Vorbereitungszeit, Zubereitungszeit, ggf. Ruhezeit, Marinierzeit, Backzeit und die Gesamtzeit einzeln aufgeführt. Besonders flotte Rezepte sind als „Blitzrezept“ gekennzeichnet. Die meisten Gerichte sind für 4 Personen ausgelegt.

Die Zubereitung der bisher ausprobierten Rezepte war sehr gut beschrieben und ich hatte keine Schwierigkeiten diese nachzukochen. Da wir keine Fritteuse haben, fallen einige Rezepte für uns weg. Neben dem Klassiker „Reibekuchen“ haben wir die Kartoffelgalettes mit Honigzwiebeln und die Gemüsesuppe mit Kartoffelnocken ausprobiert. Einhelliges Urteil der ganzen Familie: Superlecker! Besonders spannend klingen Süßspeisen wie die Kartoffelwaffeln und das Kartoffel-Karamell-Eis; daran haben wir uns allerdings noch nicht versucht.

Für uns ist dieses Buch eine wahre Fundgrube, die besonders in der kommenden Herbst- und Winterzeit für viel Abwechslung auf dem Familientisch sorgen wird. Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 08.10.2025
Heinrich, Finn-Ole;Zipfel, Dita

Aali muss los


ausgezeichnet

Der Europäische Aal ist Fisch des Jahres 2025 und vom Aussterben bedroht – Wissenschaftler gehen heute davon aus, dass dieser in 20-30 Jahren in Europa nicht mehr vorkommen wird. Umso wichtiger, dass diese faszinierende Tierart, deren Leben bis heute ungelöste Rätsel birgt, mit „Aali muss los“ auch bei den Kinderbüchern ins Bewusstsein rückt.

Der Blankaal Aaali lebt im Nord-Ostsee-Kanal zusammen mit seinem Kumpel Frankie, als ihn eines Tages eine unbekannte Sehnsucht in Form eines Ziehens packt. Er folgt diesem neuen Gefühl und macht sich auf eine abenteuerliche Reise, die ihn auf den letzten Abschnitt seines Lebens zum Laichplatz führen wird.

Das Autorenduo Dita Zipfel und Finn-Ole Heinrich schreibt auffallend gefühlvoll, in beinahe poetischer Weise und dennoch mit humorvollem Unterton. Außergewöhnlich ist die stark auktoriale Erzählperspektive, in der die „Geschichtenerzählerin“ immer wieder selbst hervortritt und ihre Gedanken zum Geschehen äußert. Das ist etwas gewöhnungsbedürftig und dürfte nicht jedem Kind gefallen, weil es die Illusion der Realität immer wieder aufhebt und ein „Auftauchen“ aus der Handlung mit sich bringt. Besonders sind auch Nele Brönners ganz in Grün- und Gelbtönen gehaltene Illustrationen, die mir sehr gut gefallen haben und sich vom Mainstream abheben.

Durch Aaalis Reise erfährt man viel Wissenswertes zum Lebenszyklus eines Aals, insbesondere über das letzte der insgesamt vier Lebensstadien, den Blankaal. Auch die menschgemachten Bedrohungen, denen Aale auf ihrer Laichwanderung ausgesetzt sind, werden thematisiert, etwa Wasserschleusen, Klimawandel, verschmutze Gewässer und Stress durch Schiffslärm und Schiffschrauben. So ergibt sich eine sehr gelungene Mischung aus Sachbuch und einer unterhaltsamen, sensibel erzählten Geschichte rund um Freundschaft, Aufbruch und die Kraft der inneren Stimme.

Das Buch richtet sich laut Verlag an Kinder ab 7 Jahren. Die Altersempfehlung empfinde ich inhaltlich als passend, allerdings sollte man als Leser schon etwas geübt sein, da schwierigere Begriffe wie Sargassosee, Färöer-Plateau und Kontinentalschelf vorkommen, oder das Buch gemeinsam mit einem Erwachsenen entdecken.

„Aali muss los“ sticht auf jeden Fall aus der Vielzahl an Kinderbüchern sehr angenehm heraus, und es hat mir ausgesprochen gut gefallen. Ich würde es vor allem Kindern empfehlen, die Freude an ruhigeren und etwas anspruchsvolleren Geschichten haben.

Bewertung vom 08.10.2025
Dabos, Christelle

Die Spur der Vertrauten


gut

Als Fan dystopischer Romane war ich sehr neugierig auf „Die Spur der Vertrauten“ von Christelle Dabos. Die Geschichte begann zunächst vielversprechend, zog sich gegen Ende des ersten Teils jedoch hin. Die im Roman entworfene Welt blieb verworren und undurchsichtig, und ich empfand die Erzählweise als langatmig. Der zweite Teil brachte dann mehr Abwechslung und Spannung, die Handlung wurde vorangetrieben und konnte mich stärker fesseln. Gegen Ende wurde die Handlung jedoch so abstrus, dass ich letztendlich sehr ernüchtert zurückblieb.

Individualität gegen absoluten Gemeinsinn, freier Wille gegen Instinkt, Ich gegen Wir – die Grundidee hatte viel Potential für einen tiefgründigen Roman zu ethisch und gesellschaftlich relevanten Aspekten. Was ist eine gute Tat wert, wenn sie nicht aus freier Entscheidung begangen wird, sind wahre Liebe und Nächstenliebe nur möglich, wenn ein freier Wille existiert? Leider bleibt das Konzept aber recht oberflächlich, und je länger ich über die Handlung nachdenke, desto mehr logische Ungereimtheiten fallen mir auf. Insbesondere die letzten Kapitel waren für mich nur noch unglaubwürdig und auch im Rahmen der Romanwelt nicht mehr plausibel.

Etwas unklar blieb für mich die Zeit, in der die Handlung angesiedelt ist. Die technischen Gerätschaften wie Walkman, Kassetten, Beeper und das typisch französische Minitel wirken aus heutiger Sicht recht angestaubt und erinnern eher an die 1980er Jahre. Positiv hervorheben möchte ich die Erzählweise, die durch die ständigen Perspektivwechsel Einblick in die Gedanken vieler Charaktere bietet.

Insgesamt konnte mich „Die Spur der Vertrauten“ jedoch leider nicht überzeugen und ich vergebe knappe 3 Sterne.

Bewertung vom 08.10.2025
Engler, Michael

Wir zwei - Geschichten zum Einkuscheln


ausgezeichnet

Mit „Wir zwei – Geschichten zum Einkuscheln“ erscheint ein weiteres Buch aus der beliebten Hase-und-Igel-Welt von Michael Engler. Die elf Geschichten lassen sich unabhängig voneinander lesen und laden dazu ein, es sich zusammen gemütlich zu machen, ob untertags als kleine Kuschel-Auszeit oder abends als Gute-Nacht-Ritual. Dank des praktischen Lesebändchens ist die richtige Stelle auch schnell gefunden.

Jede Geschichte greift ein Thema auf, mit dem sich die Kinder identifizieren können, etwa den Umgang mit starken Gefühlen wie Angst, Trauer und Wut, die eigenen Unsicherheit oder den Wunsch nach Zugehörigkeit und Freundschaft. Hierbei gefällt mir besonders gut, dass die Handlung Raum für Interpretationen und Gespräche lässt und die Botschaften nicht mit dem pädagogischen Holzhammer vermittelt werden. Lediglich bei einer Geschichte hatte ich den Eindruck, dass der Ausgang etwas unglücklich gewählt ist und Fehlverhalten zu belohnen scheint. Auch hierüber kann man natürlich mit dem Kind oder der Kindergruppe diskutieren. Gerade in der KiTa könnte ich mir dieses Buch auch sehr gut vorstellen.

Illustriert wurde das Buch wieder von Joëlle Tourlonias, deren unverwechselbarer Stil mir ausgesprochen gut gefällt. Ich hätte mir lediglich etwas abwechslungsreichere Zeichnungen gewünscht, die in stärkerem Zusammenhang mit der Handlung stehen. Zwei Spielvorschläge runden das Buch wunderbar ab. Ein wirklich schönes und umfangreiches Kinderbuch!

Bewertung vom 04.10.2025
Meyrick, Denzil

Der Tote im Kamin


sehr gut

Inspector Frank Grasby aus York ist bei seinen Vorgesetzten in Ungnade gefallen, weil er einen Einsatz vermasselt und dabei versehentlich zwanzig der wertvollsten Pferde Englands in die Freiheit entlassen hat. Daher wird er kurz vor Weihnachten 1952 in ein verschlafenes Nest namens Elderby versetzt, um eine Einbruchsserie bei einem Lord aufzuklären. Hierbei kann ja nicht allzu viel schief gehen – sollte man meinen. Doch kaum ist Grasby in Elderby eingetroffen, fällt ihm einem Leiche aus dem Kamin des Lords vor die Füße, und das ist erst der Anfang…

„Der Tote im Kamin“ ist der erste Band der dreiteiligen Reihe um Inspector Frank Grasby aus der Feder des leider 2025 verstorbenen Denzil Meyrick. Verfasst ist der Krimi in der Ich-Perspektive Franks, ergänzt durch Auszüge aus Polizeiberichten und Protokollen. Der Schreibstil ist flüssig und höchst unterhaltsam, gespickt mit viel britischem Humor. Frank liebt schöne Frauen, Bier und Sportwetten, was ihm schon die eine oder andere Schwierigkeit im Leben beschert hat. Er ist kein großer Held und schiebt auch beruflich gern eher eine ruhige Kugel. Trotz allem ist er von sich selbst recht überzeugt – im Gegensatz zu seinem Umfeld. Umso mehr bringen ihn die Ereignisse in Elderby in die Bredouille, zumal er auf seine etwas tollpatschige Art von einer Gefahr in die nächste gerät.

Der Fall bleibt bis zum Schluss spannend und hält vor allem in der zweiten Hälfte viele überraschende Wendungen bereit. Allerdings entwickelt er sich in eine Richtung, die ich anhand des Klappentextes so nicht erwartet hatte. Gegen Ende ist es zuweilen nicht ganz einfach, den Überblick zu behalten, und manches wirkt auf mich etwas konstruiert.

Insgesamt ist „Der Tote im Kamin“ ein sehr kurzweiliger und abwechslungsreicher Krimi, der vor allem durch seine Erzählweise besticht. Ich würde auf jeden Fall gerne mehr von Frank Grasby lesen und hoffe, dass die beiden weiteren Bände zeitnah auf Deutsch erscheinen werden.

Bewertung vom 29.09.2025
Buddeus, Ondrej

Fahr Rad!


ausgezeichnet

„Fahr Rad“ von Ondřej Buddeus ist ein wirklich außergewöhnliches Buch, das mit umfangreichem Wissen über das vielleicht beste Fortbewegungsmittel überhaupt aufwartet. Ob historische Entwicklung, unterschiedlichste Radtypen, technische Details, Arten von Stürzen, der Kampf der Frauen für das Recht Rad zu fahren, Radausflüge, Ökologie, Radrennen oder Radeln in der Stadt: nahezu jeder Aspekt des Fahrradfahrens wird hier beleuchtet. Besonders sind auch die ausdrucksstarken Illustrationen des preisgekrönten Jindřich Janíček, die durch den speziellen Zeichenstil und die Farbgebung in warmen Gelb- und Orangetönen ins Auge fallen und den Text wunderbar unterstreichen.

Die Altersempfehlung ab 10 Jahren empfinde ich als sehr passend. Durch den unterschwelligen Humor, der immer wieder durchblitzt, wirkt das Sachbuch nie trocken, sondern lädt Groß und Klein zum Schmökern ein. Für alle Fahrradfans sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 23.09.2025
Beck, Nadine;Berkels, Tim

Penis!


ausgezeichnet

„Penis! Wissen für unter die Gürtellinie“ ist ein hervorragend gelungenes Aufklärungsbuch, das nicht nur mit allerhand Wissen rund ums Genital aufwartet, sondern dieses auch herrlich erfrischend, ungezwungen und humorvoll vermittelt. Kongenial ergänzt wird das Ganze durch die Illustrationen von Sandra Bayer, die so unverkrampft und oft auch witzig sind, dass erst gar keine falsche Scham aufkommt.

Neben biologischen Fakten zu Funktion und Aufbau thematisiert das Buch unter anderem auch die richtige Körperhygiene, Verhütung, Transidentität und Risiken im Internet wie Sexting und Grooming. Dank des jugendlichen, aber nicht anbiedernden Schreibstils liest sich das Buch äußerst unterhaltsam, und auch als Erwachsene habe ich noch Neues erfahren. Toll finde ich, dass es Raum für eigene Aufzeichnungen lässt bzw. Anregungen für Eintragungen gibt.

Ich bin absolut begeistert von diesem Buch – genau so etwas hätte ich mir in meiner eigenen Teenagerzeit gewünscht, und ich bin froh, meinem Sohn dieses nun an die Hand geben zu können. Das Pendant „Vulva!“ werde ich auf jeden Fall auch noch kaufen, denn alle Jugendlichen sollten über den männlichen und den weiblichen Körper Bescheid wissen. Eine ganz große Leseempfehlung!

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