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Martinchen
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Magdeburg

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Insgesamt 130 Bewertungen
Bewertung vom 30.09.2025
Schumacher, Manfred

Der Kriminale Inquisitor


ausgezeichnet

Ermittlungen im Mittelalter

Goslar, 1368: der ehemalige Ordensritter und jetziger kriminaler Inquisitor Jan von Granitweiler wird nach Goslar gerufen, um einen Serientäter zu fassen, der es auf eine Adelsfamilie abgesehen hat. Einziger Anhaltspunkt sind zunächst Zeichen, die der Mörder hinterlässt. Dazu gehören ein Schneemann und ein Kinderreim.

Manfred Schumacher hat einen spannenden historischen Kriminalroman geschrieben. Seine Hauptfigur Jan von Granitweiler, der von allen Granit genannt werden möchte, ist ein scharfsinniger Ermittler, der sich nicht von Aberglauben täuschen lässt. Er findet Spuren, wo andere keine gesehen haben und erkennt schnell, wo die Gefahr lauert. Das hält den Täter jedoch nicht davon ab, weiter seinem Treiben nachzugehen. Granit zur Seite steht Giso Bolender, ein junger Mann aus Goslar, der nicht nur lesen und schreiben kann, sondern auch andere Talente hat und damit Granit unterstützen kann.

Der ruhige Schreibstil mit vielen historischen Ausdrücken, die selbstverständlich erklärt werden, ist fesselnd. Eine mitunter unheimliche Atmosphäre, die durch die dunklen Gassen und Häuser noch unterstrichen werden, trägt zur Spannung bei und lädt zum Miträtseln ein, bevor der Fall nachvollziehbar gelöst wird.

Ein Verzeichnis der historischen Persönlichkeiten, die Gegenüberstellung von alten und heutigen Orts- und Gebietsnamen sowie ein ausführliches Glossar (s.o.) ergänzen den Text. Leider fehlt zu Beginn ein Personenverzeichnis, das mir die verwandtschaftlichen Beziehungen auf einen Blick deutlich gemacht hätte.

Das Cover deutet mit Titel, Schriftart und der Bildgebung auf den historischen Inhalt hin.

Fazit: ein spannender historischer Krimi, bitte mehr davon

Bewertung vom 29.09.2025
Mullen, Kelly

Die Einladung - Mord nur für geladene Gäste


sehr gut

Amüsanter Krimi

Ein Herrenhaus, zwölf Personen, ein Schneesturm – dann gibt es eine Tote. Das Setting ist nicht neu, dennoch schafft es Kelly Mullen, diese Konstellation spannend zu gestalten.

Rosemary MacLaine, von allen Mimi genannt, erhält eine Einladung zu einer Party im Stil der Zwanzigerjahre. Sie kann diese Einladung nicht ablehnen, denn sie enthält eine Drohung. Ihre Enkelin Addie begleitet sie, kennt die Wahrheit aber nicht.

Kelly Mullen schreibt flüssig und humorvoll. Immer wieder gibt es bemerkenswerte Sätze, über die ich schmunzeln musste, die aber auch tiefsinnig sind. Die Protagonisten haben nahezu alle etwas zu verbergen, was zumindest bei den geladenen Gästen naheliegt. Allerdings ist nicht immer alles so, wie es scheint. Die Gastgeberin Jane wird als „stählerne Salonlöwin“ bezeichnet, die ihrer Tochter den Mann ausgespannt hat. Ein Blick hinter die Fassade zeigt ganz andere Facetten.

Mimis Enkeltochter Addie ist Krimifan und Spieleentwicklerin. Gemeinsam mit ihrer Großmutter versucht sie, den Täter zu finden. Bemerkenswert ist, dass einige Gäste den beiden ihre Geheimnisse offenbaren.

Ich finde, der Krimi hat ein wenig Ähnlichkeit mit einem PC-Spiel: in dem Herrenhaus gibt es Geheimgänge, versteckte Türen, jede Menge Spuren, natürlich auch falsche und Hinweise, die gar nichts mit dem Mord zu tun haben. Diese Idee hat mir gut gefallen. Was mir weniger gut gefallen hat, waren die unzähligen alkoholischen Getränke, die konsumiert wurden, insbesondere auch von Mimi. Die Auflösung am Ende erfolgt etwas plötzlich, ist jedoch gut nachvollziehbar.

Das Cover zeigt das beleuchtete Herrenhaus vor dunklem Hintergrund. Titel und Genre nehmen mit der goldenen Farbe das Licht auf. Autorenname und Untertitel sind in einem mittleren Blauton mit geprägten Buchstaben gehalten und damit auch haptisch etwas Besonderes. In Vor- und Rückumschlag sind die Protagonisten mit einigen Worten vorgestellt. Die Zeichnungen gefallen mir gut, entsprechen jedoch nicht immer dem angegebenen Alter der Protagonisten.

Fazit: ein unterhaltsamer Krimi

Bewertung vom 12.09.2025
Horncastle, Mona

Peggy Guggenheim


ausgezeichnet

Freigeist, Mäzenin, Femme fatale

„Die Kunsthistorikerin Mona Horncastle porträtiert Guggenheim frei von Klischees und Klatsch“ – so steht es auf der Rückseite dieses wunderbar gestalteten Buches. Und so ist es.

In ihrem Nachwort erläutert Mona Horncastle, welche Fragestellungen sie beim Schreiben der Biografie dieser bemerkenswerten Frau leiteten. Berühmte und bekannte Frauen und ihre Taten und Handlungen werden immer anders bewertet als die berühmter und bekannter Männer.

Peggy Guggenheim begann bereits früh, ihr Vermögen zur Förderung junger Künstlerinnen und Künstler einzusetzen und sie hatte ein gutes Gespür dafür. Sie sammelte deren Kunst nicht nur, sie unterstützte sie auch mit Stipendien oder Ausstellungen. Auch ihre Sammlung wurde der Öffentlichkeit zugänglich, lange bevor sie in Venedig sesshaft wurde.
Natürlich macht auch ihr Liebesleben, ihre Ehen, ihre zahlreichen Affären einen Teil des Buches aus, weil sie natürlich zu ihrem Leben dazu gehören. Und auch Peggys Leben kannte Höhen und Tiefen, ihre Trennungen oder der frühe Tod ihrer Tochter. Mona Horncastle verzichtet bewusst auf Bewertungen, sowohl was das Liebesleben als auch das Verhältnis zu ihren Kindern und Enkelkindern anbelangt.
Mehr jedoch hat mich tatsächlich die Mäzenin interessiert. Faszinierend die vielen Aufzählungen berühmter Künstlerinnen und Künstler, die bei Peggy Guggenheim ein- und ausgingen sowie die Tatsache, dass sie etlichen Frauen die Möglichkeit bot, ihre Werke auszustellen. Etwas, was weder im letzten Jahrhundert noch heute selbstverständlich ist. Noch immer sind bildende Künstlerinnen in Sammlungen unterrepräsentiert. Auch etliche Schriftsteller verbrachten eine Zeit in einem ihrer Häuser und schrieben dort an ihren Werken. Das Personenregister am Ende des Buches ist lang, ebenso die Verzeichnisse der Anmerkungen und der verwendeten Literatur.

Das Buch ist in seiner besonderen Farbgestaltung und vielen Fotos etwas Besonderes. Es ist im Molden-Verlag in der Reihe „Reihenweise kluge Frauen“ erschienen.

Mona Horncastle schreibt überwiegend nüchtern, aber nicht emotionslos. Eine Vielzahl von Details lässt die Mäzenin und Kunstförderin Peggy Guggenheim lebendig werden. Mal abgesehen von einem Besuch des Guggenheim-Museums in Venedig habe ich mich nicht sehr viel mit dieser interessanten und exzentrischen Frau beschäftigt und deshalb sehr viel Neues erfahren. Das Buch hat mich neugierig gemacht, mich nicht nur mit ihr, sondern auch mit einigen der Künstlerinnen und Künstler zu beschäftigen, die sie entdeckt und gefördert hat.

Fazit: eine sehr lesenswerte Biografie einer starken und mutigen Frau

Bewertung vom 09.09.2025
Everett, Percival

Dr. No


ausgezeichnet

Lesehighlight

Es ist mein erster Roman von Percival Everett und ich bin restlos begeistert. Der Autor schreibt mit großer Erzählkunst über Wala Kitu, der ein ruhiges und zurückgezogenes Leben führt. Er ist Mathematik-Professor und Experte für das Nichts. Als der schwarze Milliardär John Sill ihn um Unterstützung bittet, ist es mit dem ruhigen Leben vorbei. Das Trio wird von der autistischen Mathematikerin Eigen Vector vervollständigt.

Percival Everett ist ein großartiger Erzähler. Grandioser Wortwitz, intelligente Wortspiele, Ausflüge in die Philosophie zeichnen diesen satirischen Spionageroman aus. Macht und Machtmissbrauch und Diskriminierung sind die Themen seines Romans. Natürlich sind weder Titel noch die Namen zufällig gewählt. Sicher ist mir die eine oder andere Anspielung entgangen, denn einige Vorkenntnisse sind für die Lektüre dieses anspruchsvollen Romans von Vorteil. So wäre es nicht schlecht, zu wissen, dass „Nichts“ nicht die Abwesenheit von etwas ist, wie schon Otto von Guericke beschrieben hat.

Der Roman mit Tiefgang ist äußerst amüsant zu lesen, macht jedoch auch nachdenklich.

Bewertung vom 02.09.2025
Mattfeldt, Petra;Petermann, Axel

Der Happy Face Killer / Im Kopf des Bösen Bd.3


ausgezeichnet

Der Wunsch nach dem Gesehen-Werden

Die Profilerin Sophie Kaiser und ihr Kollege Leonhard Michels vom BKA werden von der Bremer Polizei um Unterstützung gebeten. Bereits vier Frauenleichen wurden gefunden, hinzu kommt eine fünfte, als Sophie und Leonhard gerade in der Hansestadt eingetroffen sind.

Spannend und lebendig beschreiben Axel Petermann und Petra Mattfeldt die Arbeit von Sophie und Leonhard, die die volle Unterstützung der örtlichen Polizei bekommen. Dies ist durchaus nicht selbstverständlich, wie wir aus den vorangegangenen Bänden wissen. Als Sophie von einem Journalisten, der einen persönlichen Hass auf sie hat, in seiner Kolumne niedergemacht wird, bringt der Bremer Kollege Nils Sophies Kompetenzen klar und schnörkellos auf den Punkt, ohne auf ihre Eigenheiten einzugehen, die dort umstandslos akzeptiert werden. Diese Passage hat mir besonders gefallen. Die autistische Sophie hat dazu gelernt. Sie weiß um ihre Schwächen mit Empathie und Freundlichkeit und überlässt in solchen Situationen Leonhard die Gesprächsführung. Leonhard bemüht sich mehr als kollegial, Sophie zu schützen, vor anderen, aber auch vor sich selbst. Zwischen den Zeilen lassen sich tiefere Gefühle herauslesen, aber ist Sophie überhaupt in der Lage, sich auf eine Beziehung einzulassen? Außerdem scheint es, als ob jemand etwa dagegen hätte. Der Epilog ist ein toller Cliffhanger und erhöht die Vorfreude auf einen Folgeband.

Sehr gut nachvollziehbar sind die Schlüsse, die vor allem Sophie aus den ihr vorliegenden Akten zieht. Dies bedeutet akribisches Aktenstudium, wobei Sophies fotografisches Gedächtnis hervorragende Dienste leistet. Sie zieht auch die richtigen Schlüsse, allerdings steht ihr auch ein ebenso hervorragendes Team zur Seite, denn ein eher unscheinbares Detail verrät letztendlich den Täter.

Der Fall beruht, wie auch die Vorgängerbände, auf einem wahren Fall, der sich allerdings nicht in Deutschland zugetragen hat. Ausführlich erläutern die beiden Autoren die Hintergründe dazu in einem Nachwort.

Fazit: ein sehr lesenswerter spannender Krimi mit einer besonderen Ermittlerin

Bewertung vom 25.08.2025
Slocombe, Penelope

Sunbirds (eBook, ePUB)


sehr gut

Die Suche nach Freiheit

Vordergründig geht es in diesem Debütroman um die Suche nach dem verschwundenen Sohn. Torran verschwindet vor sieben Jahren aus seinem Hotel in einem indischen Bergdorf. Seine Mutter Anne versucht alles, um ihren Sohn zu finden und geht jedem noch so kleinen Hinweis nach. Als ihre Nichte Esther einen neuen Hinweis bekommt, machen sich die beiden Frauen auf die Suche.

Das Cover zusammen mit dem Titel und der Inhaltsangabe hat mich veranlasst, diesen Roman lesen zu wollen. Neben Anne, Esther und Torran spielt auch Robert, Ehemann, Vater und Onkel eine Rolle in dieser Familiengeschichte, in der vieles ungeklärt bleibt.
Robert ist Schriftsteller und hat ein entlegenes Haus für sich und seine Familie gekauft. Anne hat sehr jung ihre Karriere als Musikerin für eben diese Familie aufgegeben. Esther hat einige Jahre bei Robert und Anne gelebt, nachdem ihre Mutter gestorben ist und ihr Vater nicht in der Lage war, für sie zu sorgen. Hierdurch sind viele Konflikte entstanden, die ungelöst sind – und es leider auch bleiben.

Penelope Slocombe schreibt einen flüssigen Stil mit bildhaften Landschaftsbeschreibungen, die insbesondere dann lebendig werden, wenn man Indien schon einmal besucht hat. Für ihre Protagonisten trifft es nur teilweise zu. Sie hätten durchaus etwas tiefgründiger gestaltet werden können. Auch Fragen nach dem Verschwinden vieler junger Menschen in Indien und dem Himalaya hätten durchaus tiefgehender beantwortet werden können. Das Augenmerk wird auf die Familie, vor allem auf Anne gelegt, die ihre eigenen Interessen zurückgestellt hat.
Anne hält lange an allem fest, bevor sie sich auf sich selbst und ihre Wünsche besinnt.

Fazit: ein lesenswerter Roman über Festhalten, Loslassen, Sichfinden und Verlieren, über die Suche nach sich selbst und der Freiheit

Bewertung vom 19.08.2025
Hohage, Gerrit

Tief verwurzelt glauben


ausgezeichnet

Tief verankerte Überzeugungen

Gerrit Hohage nimmt in seinem Vorwort das Gleichnis vom Sämann zum Ausgangspunkt seiner Überlegungen. Der Baum, der mit seinen Wurzeln das Tiefenwasser erreicht, bleibt saftig und grün. (S. 7).
Genau darum geht es in diesem Sachbuch. Wie ist es trotz der ständigen und unvorhersehbaren Veränderungen in der Welt möglich, tief verwurzelt zu glauben?

Hohage unterteilt seine Überlegungen in drei Teile. Der erste Teil ist mit „Der Boden, der Fels und das Samenkorn“ überschrieben und fragt nach einer Situationsbeschreibung nach den Wurzeln des Glaubens. Dazu werden Texte und Begriffe aus der Bibel sowie verschiedene Geschichtswissenschaften herangezogen.

Im zweiten Teil geht es um „Die Hitze, die Wurzel und die Entscheidung“, d.h. es geht um die Anfechtungen, denen man sich stellen muss und wie man ihnen begegnen kann.

Der dritte Teil („In IHM verwurzelt und gegründet“) werden zentrale Themen des christlichen Glaubens diskutiert.

Hohages Sprache ist klar und sachlich, er argumentiert meist reflektiert. Viele Beispiele illustrieren seine Ausführungen. Dennoch ist es keine leichte Lektüre, da er viele philosophische, kirchengeschichtliche und wissenschaftliche Texte einbezieht. Das Literaturverzeichnis am Ende und die vielen Anmerkungen sind sehr hilfreich.

Viel Nachdenkenswertes regt dazu an, sich mit den Wurzeln des Glaubens und dem eigenen Glauben auseinanderzusetzen.

Fazit: eine Einladung zur Auseinandersetzung mit dem Thema Glaube und seinen Wurzeln.

Bewertung vom 19.08.2025
Spieker, Markus

Jäger des verlorenen Verstandes


ausgezeichnet

"Eine Weisheitsschule"

Das Cover mit dem Turmbau zu Babel und der ihn umrahmenden augenzwinkernden Eule fällt trotz der Schlichtheit sofort ins Auge. Der Titel mit der subtilen Anspielung ist ebenso auffällig, zumal das Wort „Verstandes“ in Gold gehalten ist, ein Hinweis auf den Schatz, den wir in uns tragen oder zumindestens tragen könnten.

Die liebevolle Gestaltung setzt sich im Innern fort. Jedem der fünf Teile ist der Titel vorangestellt, der sich in einem schwächeren Druck auf der nächsten Seite wiederholt. Zitate sind kursiv gedruckt, Aufzählungen lassen sich schnell finden, der Zeilenabstand ist großzügig: kurz, das Buch lädt geradezu zum Lesen ein. Und obendrein gibt es ein Lesebändchen, für mich immer ein besonderes Schmankerl. Natürlich rundet ein umfangreiches Literaturverzeichnis das knapp 650 Seiten starke Buch ab.

Doch worum geht es eigentlich? Mit dem Untertitel, der gleichzeitig die Überschrift meiner Rezension ist, ist im Grunde alles gesagt. Markus Spieker nimmt uns mit auf eine Erkenntnisreise der letzten 3000 Jahre, wie es der Klappentext verspricht.
Der Autor hat seinen „Lehrplan“ in fünf Teile aufgeteilt. Er beginnt mit dem Feind der Weisheit, dann folgen das Wesen der Weisheit, die Quellen der Weisheit und die Ziele der Weisheit, bevor die Wege der Weisheit den Lehrplan abrunden, nein nicht ganz, denn es gibt zum Schluss noch den „Gipfel der Weisheit“.
Dabei werden eine Vielzahl von Dichtern und Denkern aus den unterschiedlichen Epochen zitiert, ebenso aber Film, Literatur und Musik. Sie werden jeweils in den aktuellen Kontext eingeordnet. Das alles ist kurzweilig, interessant und vor allem gut lesbar. Dies bedeutet nicht, dass Spiekers Schlüsse widerspruchslos hingenommen werden müssen, aber sie regen auf jeden Fall zum Nachdenken an.

Besonders erwähnenswert ist seine Aufzählung der großen Umbrüche in der Geschichte gleich in der Einweisung zu Beginn. Spieker nennt drei und stellt fest, dass sie die Zwischenzeiten jeweils um die Hälfte verkürzen. Mit anderen Worten: wir befinden uns möglicherweise mitten in der nächsten großen Umbruchphase. Wir dürfen nur hoffen, dass wir alle weise genug sind, um das Schlimmste verhüten zu können.

Fazit: eines der Bücher, die man gern noch einmal in die Hand nimmt – von mir gibt es eine Leseempfehlung

Bewertung vom 17.08.2025
Foenkinos, David

Das glückliche Leben


sehr gut

Wenn es so einfach wäre, ...

Nachdem ich David Foenkinos „Charlotte“, einen Roman über das Leben von Charlotte Salomon gelesen hatte, war ich sehr begeistert. Deshalb wollte ich auch den neuen Roman lesen, zumal der Titel vielversprechend klingt. Das schön gestaltete Cover unterstreicht den Titel, mir jedoch fehlt der Bezug zum Inhalt.

Als Éric in Seoul zufällig das Happy-Life entdeckt, in dem die eigenen Fake-Beerdigung angeboten wird, lässt er sich spontan darauf ein. Diese existenzielle Erfahrung verändert sein Leben, d.h. Éric entscheidet sich für einen Neuanfang.

Im ersten Teil ist die Erzählweise eher sachlich, denn außer Arbeit ist Éric nicht viel geblieben. Mit der Reise nach Südkorea verändert sich nicht nur sein Verhalten, sondern auch die Erzählung, denn nun stehen die Gefühle, die Einstellung zum Leben und die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit im Vordergrund.

Der zentrale Punkt in diesem Roman ist Érics Fake-Beerdigung. Sehr gern hätte ich noch mehr über diese in Korea verbreitete Ritual erfahren. Die wenigen Anhaltspunkte reichen jedoch aus, um sich Gedanken über eine Würdigung des eigenen Lebens und der Grabinschrift zu machen.

Érics Neuanfang ist radikal, vielleicht auch begünstigt durch die Tatsache, dass Corona das öffentliche Leben lahmlegte und damit die Herausforderungen an jeden Einzelnen hoch waren. Natürlich gibt es ein gutes Ende und natürlich gehört dazu auch eine neue Liebe und manches andere. Auch hier hätte ich mir etwas mehr Ausführlichkeit gewünscht.

Einen Neuanfang wagen, das ist eine gute Idee, lässt sich aber leider nicht immer so leicht umsetzen, wie es dem relativ ungebundenen und gut situierten Protagonisten in diesem Roman gelingt.


Fazit: ein angenehm zu lesender Roman

Bewertung vom 17.08.2025
Hauff, Kristina

Schattengrünes Tal


sehr gut

Vielversprechender Anfang, schwacher Schluss

Ein schattiges Tal im Schwarzwald, ein Hotel, das seine besten Zeiten hinter sich hat, eine Frau mit Helfersyndrom und eine verlorene wirkende Touristin, zusammen mit dem Hinweis auf die „Meisterin des psychologischen Kammerspiels“ versprach die Inhaltsangabe ein großes Lesevergnügen.

Wie auf der Rückseite ebenfalls zu lesen ist, erzählt „Kristina Hauff... von der trügerischen Freundschaft, der Macht der Manipulation und der Angst, der eigenen Wahrnehmung nicht mehr trauen zu können.“ Dieser Satz fasst den Inhalt perfekt zusammen.

Lisas Vater ist der Eigentümer des seit vielen Jahren in Familienbesitz befindlichen Hotels. Vorschlägen seiner Tochter und seiner einzigen Mitarbeiterin gegenüber ist er blind und taub. Er gehört zu den Männern, die im letzten Jahrhundert stecken geblieben sind. Lisa will es allen recht machen. Neben ihrem Job im Tourismus-Center des Ortes führt sie die Buchhaltung des Hotels, ist ehrenamtlich tätig, singt im Chor und kümmert sich um allen und alles. Damit macht sie es für die Touristin sehr leicht, ihr Mitgefühl und ihr Vertrauen zu erschleichen und sie raffiniert zu manipulieren. Diese Manipulation ist in meinen Augen nicht subtil, sondern für Liebhaber von psychologischen Romanen sehr schnell, zu schnell zu durchschauen. Vielleicht hat die Autorin auch zu deutliche Hinweise gegeben.

Etwa die erste Hälfte baut mit dem Vorstellen der unterschiedlichen Protagonisten und ihren Beziehungen zueinander viel Spannung auf, ein Versprechen, das in der zweiten Hälfte nicht eingelöst werden kann. Irgendwie kommt alles zu schnell zum Ende, viele Fragen bleiben für mich offen, einige Verhaltensweisen sind mir völlig unverständlich. Der Beginn eines Gesprächs zwischen Lisa und ihrem Bruder Felix, in dem die unterschiedlichen Sichtweisen der Geschwister herausgearbeitet werden, ist gut gelungen.

Sehr gelungen und ganz wunderbar sind vor allem die Naturbeschreibungen, die so bildhaft sind, dass ich mich sofort in diese Wälder gewünscht habe und auch Lisa bei ihrem Weg zur Arbeit begleiten wollte.

Nach längerem Überlegen habe ich mich aufgrund des spannenden Beginns und der Naturbeschreibungen für 4 Sterne entschieden.