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Jasika

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Insgesamt 722 Bewertungen
Bewertung vom 27.09.2025
Kristina vom Dorf;Färber, Jörg

Sächsisches Allerlei


sehr gut

Wenn ein Kochbuch nicht nur Rezepte, sondern auch Geschichten erzählt, dann bekommt es eine ganz besondere Tiefe. „Sächsisches Allerlei – Kulinarische Entdeckungen von der Oberlausitz bis ins Erzgebirge“ von Kristina vom Dorf und Jörg Färber gehört für mich genau in diese Kategorie. Es schlägt eine Brücke zwischen Küchenklassikern, regionaler Kultur und persönlichen Erinnerungen, die auch bei mir sofort lebendig wurden. Meine Oma stammte aus dem Erzgebirge, ich selbst komme aus Sachsen-Anhalt und lebe inzwischen in Baden-Württemberg – ein kunterbunter Küchenmix also, in dem die sächsische Küche immer ihren Platz hatte.

Das Buch will bewusst mehr sein als eine reine Rezeptesammlung. Neben kulinarischen Klassikern kommen auch bekannte Persönlichkeiten aus Sachsen zu Wort, etwa Stefanie Hertel oder die Autorin Sabine Ebert. Dadurch entsteht ein lebendiges Bild, das über den Tellerrand hinausführt. Man erfährt nicht nur, wie Gerichte zubereitet werden, sondern auch, welche Geschichten, Traditionen und Erinnerungen damit verbunden sind.

Viele Rezepte weckten bei mir Kindheitserinnerungen. „Tote Oma“ etwa – damals schmeckte mir die Blutwurst, weil ich noch gar nicht wusste, was es war. Heute ist es nichts mehr für mich, aber interessant ist, dass das Buch eine Variante mit Grützwurst und Leberwurst anbietet. Überhaupt gefällt mir, dass die Autoren häufig moderne Abwandlungen präsentieren, die altbekannten Gerichten neuen Pfiff verleihen. Ein Beispiel sind die Streuselkuchen-Cupcakes mit Puddingfüllung – eine charmante Weiterentwicklung des klassischen Kuchens. Für mich persönlich spannender als „Tote Oma“ sind Rezepte wie diese, die Tradition und Moderne miteinander verbinden.

Auch Hauptgerichte wie Dicke Nudeln mit Wurstgulasch oder Desserts wie Quarkkäulchen sind für mich Highlights. Letztere sind fest mit meiner Familie verbunden, weil es sie bei uns immer dann gab, wenn Kartoffelbrei vom Vortag übrig war. Eine kleine Resteverwertung, die zur Delikatesse wurde – und genau solche Rezepte geben dem Buch eine sehr persönliche Note.

Besonders gelungen finde ich die kleinen Reportagen, die zwischen den Rezepten eingeschoben sind. Sie erklären Hintergründe, wie bei der Eierschecke, die offenbar tatsächlich nur in Ostdeutschland bekannt ist. Auch das Kapitel zum Erzgebirge mit dem traditionellen Weihnachtsgericht „Neinerlei“ hat mir gefallen. Hier zeigen die Autoren eine moderne Variante, die schneller auf dem Tisch steht, ohne die Tradition aus den Augen zu verlieren. Ebenso originell: der Winterapfelstollen aus dem Glas – perfekt als Mitbringsel in der Adventszeit. Wenn dann noch vom „Weihnachtswunderland Sachsen“ erzählt wird, steigt bei mir sofort die Lust, die Region wieder einmal zu bereisen.

Die Bandbreite an Rezepten ist groß, weil die kulinarische Vielfalt Sachsens von Region zu Region unterschiedlich ist. Ob Leipzig, Dresdner Elbland, Oberlausitz, Chemnitz-Zwickau, Sächsische Schweiz, Erzgebirge oder Vogtland – jede Gegend hat ihre eigenen Spezialitäten, die hier modern interpretiert präsentiert werden. Dadurch ist das Buch gleichermaßen für alteingesessene Sachsen spannend wie auch für Zugezogene oder Neugierige, die sich ein Stück sächsischer Heimat in die Küche holen möchten.

Die Rezepte sind im Buch nach klaren Rubriken gegliedert, was die Orientierung angenehm einfach macht:

Vorspeisen

Suppen und Eintöpfe

Hauptgerichte

Desserts


Am Ende bleibt für mich der Eindruck eines Kochbuchs, das weit mehr ist als eine Sammlung von Gerichten. Es ist eine kulinarische Reise durch Sachsen, die Erinnerungen wachruft, Traditionen bewahrt und dabei offen für Neues bleibt. Wer neugierig auf regionale Küche ist und gleichzeitig Geschichten aus dem Land kennenlernen möchte, wird hier fündig.

Bewertung vom 27.09.2025
Kreihe, Susann

Lieblingskuchen ohne Zucker


ausgezeichnet

Neugier ist oft der beste Koch, und genau diese Neugier hat mich zu diesem Backbuch greifen lassen. Die Frage, die mich dabei beschäftigt hat: Kann Kuchen ohne herkömmlichen Zucker wirklich schmecken? Gerade wenn man für Kinder backt, will man Rezepte, die alltagstauglich sind, gesund und trotzdem Genuss versprechen. Besonders wichtig war mir dabei, dass die Autorin nicht auf Ersatzstoffe wie Stevia, Erythrit oder Xylit setzt, die auch Nebenwirkungen mit sich bringen können.

Sehr erfrischend empfand ich das Vorwort von Susanne Kreihe. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund und erzählt offen, dass ihre Familie nicht immer begeistert war, wenn Zucker plötzlich durch gesündere Alternativen ersetzt wurde. Genau diese ehrliche Herangehensweise macht das Buch für mich sofort sympathisch. Statt fragwürdiger Süßstoffe setzt die Autorin auf natürliche Süßungsmittel wie Apfelmark, Ahornsirup, Agavendicksaft, Kokosblütenzucker, Honig, Reissirup oder Trockenfrüchte. Das eröffnet eine spannende Vielfalt, die man nach Lust und Laune ausprobieren kann – und vor allem ist es familientauglich.

Bereits beim ersten Durchblättern fiel mir auf, wie durchdacht das Buch aufgebaut ist. Auf den ersten rund 27 Seiten werden alle Grundlagen erklärt: von den Süßungsmitteln über ihre Eigenschaften bis hin zu Tipps fürs Backen ohne klassischen Zucker. Danach folgen die Rezepte, die wirklich eine enorme Bandbreite abdecken.

Ein kleiner Überblick zeigt, wie abwechslungsreich die Kapitel gestaltet sind:

Klassiker mit Rührteig, zum Beispiel ein Schokobrot mit Haselnüssen

Klassiker mit Mürbeteig, etwa ein Kirschkuchen mit Streuseln

Klassiker mit Biskuit, wie die schnelle Aprikosen-Biskuitrolle

Klassiker mit Hefeteig, etwa die Eierschecke nach Dresdner Art

Von allem etwas, darunter Apfelstrudel oder festliche Torten

Grundrezepte, wie selbst gemachte Schokolade.


Besonders praktisch finde ich, dass für wirklich jede Gelegenheit etwas dabei ist. Ob festlich mit zweistöckiger Hochzeitstorte, klassisch mit Schwarzwälder Kirschtorte (hier ohne Alkohol) oder saisonal mit Christstollen, die Auswahl macht Lust, immer wieder Neues zu probieren.

Ich habe selbst schon einige Rezepte getestet, unter anderem den Maulwurfkuchen mit Bananen und die Nussecken mit Aprikosenfüllung. Beides war ein voller Erfolg, vor allem bei meinen Kindern. Die Anleitungen sind klar strukturiert, enthalten neben Zutaten auch Zubereitungszeit, Backzeit und, falls nötig, Kühlzeit. Das erleichtert die Planung ungemein.

Einziger Punkt, der manchen Leserinnen oder Lesern vielleicht fehlt, sind die Nährwertangaben. Mich persönlich stört das überhaupt nicht, da es mir beim Backen eher um Geschmack und alltagstaugliche Rezepte geht. Für Menschen, die Wert auf genaue Kalorienangaben legen, könnte es jedoch ein Minuspunkt sein.


Fazit:

Dieses Buch beweist, dass Kuchen ohne raffinierten Zucker nicht nur möglich, sondern auch richtig lecker sein kann. Die Rezepte sind vielfältig, liebevoll zusammengestellt und praxisnah erklärt. Für Familien, die gesünder backen wollen, ohne auf Genuss zu verzichten, ist es ein rundum gelungenes Backbuch, das zum Experimentieren einlädt und zeigt, wie viel Spaß Backen ohne weißen Zucker machen kann.

Bewertung vom 27.09.2025
Bauer, Christina

Einfach backen mit Sauerteig


ausgezeichnet

Es gibt kaum etwas Gemütlicheres, als wenn im Herbst und Winter der Ofen läuft und der Duft von frischem Brot durchs Haus zieht. Genau in dieser Jahreszeit greife ich besonders gern zu Sauerteig, auch wenn meine bisherigen Versuche nicht immer geglückt sind.

Umso mehr hat mich das Buch „Einfach Backen mit Sauerteig“ von Christina Bauer angesprochen, weil ich nach einer längeren Pause wieder neu starten wollte. Mein alter Sauerteigansatz war leider eingegangen, also habe ich mir mit Hilfe des Buches einen neuen gezüchtet – und schon dabei gemerkt, wie klar und praxisnah die Anleitungen sind.

Ein echtes Plus dieses Backbuches sind die ausführlichen Grundlagen, die sich über die ersten 43 Seiten ziehen. Dort wird erklärt, was Sauerteig eigentlich ist, warum er Hefe überlegen ist und wie unterschiedlich sich die einzelnen Mehlsorten verhalten. Schritt für Schritt wird gezeigt, wie man einen Sauerteigansatz herstellt, wofür man im Grunde nur ein Schraubglas, gutes Mehl, Wasser und Geduld braucht. Nach fünf Tagen täglicher Fütterung ist er einsatzbereit. Besonders hilfreich finde ich, dass Christina Bauer auch auf mögliche Probleme eingeht: Was tun, wenn der Sauerteig merkwürdig riecht, wann sollte er besser entsorgt werden? Auch das Backen mit einem Mehlkochstück, das für manche Rezepte benötigt wird, wird erläutert, ebenso wie richtiges Kneten oder die Planung des zeitlichen Ablaufs – alles Punkte, die in der Praxis entscheidend sind.

Beim Durchblättern springt sofort die Vielfalt der Rezepte ins Auge. Die Bilder sind so appetitlich, dass man den Duft der Brote und Brötchen förmlich riechen kann. Die Rezepte sind dabei klar strukturiert und leicht verständlich, sodass auch Anfänger problemlos damit arbeiten können. Besonders gelungen finde ich die Aufteilung in die Rubriken:

Brote, Brote, Brote
Klein und Sauerteigfein
Sweet Sauerteig
Panini, Pizza und Pikantes
Wenn einmal etwas übrig bleibt

Gerade die Abwechslung macht das Buch spannend. Von klassischen Broten über süße Zimtkringel bis hin zu Ideen für Reste – es ist wirklich an alles gedacht. Und die Praxisprobe hat das bestätigt: Die von mir ausprobierten Brote waren sehr lecker, und das Gefühl, nach längerer Pause wieder erfolgreich ins Sauerteigbacken eingestiegen zu sein, hat mich richtig gefreut.

Natürlich verlangt Sauerteig Zeit und Geduld, doch die Mühe lohnt sich. Das Ergebnis ist nicht nur geschmacklich überlegen, sondern hält sich länger frisch und ist bekömmlicher als Hefebrot. Gerade in Zeiten, in denen man selbst beim Bäcker oft kein „echtes“ Sauerteigbrot mehr bekommt, ist es ein Gewinn, es selbst backen zu können.


Fazit:

„Einfach Backen mit Sauerteig“ überzeugt mit seiner Kombination aus fundierten Grundlagen, alltagstauglichen Rezepten und anschaulichen Bildern. Christina Bauer zeigt, dass Sauerteig weder kompliziert noch unberechenbar ist, sondern Freude macht und zuverlässig gelingt. Für mich ein rundum gelungenes Buch, das besonders Anfängern den Einstieg erleichtert, aber sicher auch erfahrene Hobbybäcker zu inspirieren weiß.

Bewertung vom 26.09.2025
Strauss, Annika

Nachtfahrt


gut

Katharina kehrt nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters zurück in ihre Heimat. Neben der Fahrschule des Vaters liegt nun auch die Verantwortung für ihre Nichte Ronja auf ihren Schultern. Doch als Ronja verschwindet, wird aus Trauer und Pflichtgefühl eine dramatische Suche nach der Wahrheit. Der Einstieg ist spannend, die Bedrohung greifbar, und genau das hat mich sofort an die Seiten gefesselt.

Im weiteren Verlauf verstrickt sich die Handlung allerdings in immer mehr Richtungen. Statt die Spannung zu bündeln, häufen sich Handlungsstränge, die für mich eher verwirrend wirkten. Manche Figuren traten auf und verschwanden wieder, ohne wirklich greifbar zu werden. Auch Katharina selbst blieb emotional auf Distanz, was es schwer machte, mit ihr mitzufühlen. Dramatische Ereignisse wie Leichenfunde hatten dadurch wenig Gewicht, weil sie kaum ausgearbeitet wurden.

Das große Finale bringt zwar Action und Tempo, wirkte auf mich aber chaotisch und überladen. An manchen Stellen fragte ich mich eher, wie plausibel die Abläufe überhaupt noch sind, statt in der Geschichte aufzugehen. Die Grundidee fand ich stark, doch die Umsetzung konnte diese Spannung nicht bis zum Ende tragen.



Fazit:

Ein Thriller mit vielversprechendem Anfang und einer interessanten Ausgangssituation, der sich jedoch in zu vielen Handlungssträngen verliert. Spannung ist vorhanden, doch sie zerfasert nach und nach. Für mich bleibt ein zwiespältiger Eindruck – lesbar, aber nicht ganz überzeugend.

Bewertung vom 26.09.2025
Suchanek, Andreas

Das vergessene Museum (eBook, ePUB)


sehr gut

Liam, 27 Jahre alt und eigentlich Fahrradkurier, stolpert durch einen Überfall in ein völlig neues Leben: Er wird zum Siegelwahrer eines geheimnisvollen Museums und steht plötzlich mitten in einer Welt aus Artefakten, Magie und Gefahren. Unterstützt von seinem Freund Harry und dem Geist des verstorbenen Kurators Bradford stürzt er sich in ein Abenteuer, das von der ersten Seite an rasant erzählt wird.

Besonders gefallen haben mir die lebendigen Dialoge, der humorvolle Ton und die originellen Ideen rund um das Museum. Andreas Suchanek schreibt locker, lässt jede Figur ihre eigene Stimme haben und verankert die Magie glaubwürdig im Alltag. So entstehen spannende Kontraste zwischen normalem Leben und fantastischen Bedrohungen.

Allerdings ist die Handlung nicht immer leicht zu verfolgen. Durch die temporeichen Szenen und einige Zeitsprünge wirkt der Showdown stellenweise verwirrend. Auch sollte man wissen: Das Buch ist als Reihe angelegt, vieles bleibt bewusst offen und endet in einem Cliffhanger.

Trotz des jugendlichen Covers richtet sich die Geschichte klar an erwachsene Fantasyfans. Mit einem 27-jährigen Protagonisten und einem komplexen Weltenbau ist es eher nichts für jüngere Leser, die schnell den Überblick verlieren könnten. Eine Altersempfehlung ab etwa 16 Jahren wäre hier sinnvoll.



Fazit:

Actionreich, witzig und voller Ideen, mit kleinen Schwächen in der Übersichtlichkeit. Ein starker Auftakt für Fantasyfans, die Lust auf eine neue Reihe haben.

Bewertung vom 21.09.2025
Braun, Anastasia

Fay Melody - Die magische Musikakademie


ausgezeichnet

Fay Melody lebt in einer Welt, in der Musik nicht nur Freude bereitet, sondern auch Schmerz und Chaos bringen kann. Jeder Ton, der ungeschützt in ihre Ohren dringt, wirft sie aus der Bahn, sodass sie Partys meidet, die Schule als Außenseiterin erlebt und das Leben hinter einem Gehörschutz verbringt. Dann, an ihrem 13. Geburtstag, zieht eine geheimnisvolle Melodie sie in ein Café in New Orleans und öffnet ihr den Zugang zur Musikakademie Clef Hall – ein Ort voller Zauber, Geheimnisse und musikalischer Magie, der ihr Leben von Grund auf verändert.

Was sofort fasziniert, ist die Welt, die Anastasia Braun hier erschafft. Clef Hall ist ein fantastisches Setting, lebendig, geheimnisvoll und überraschend kreativ. Vom ersten Moment an spürt man die Energie der Musik, die hier nicht nur Klang, sondern Macht, Ausdruck und Verbindung ist. Fay, die der Musik zunächst skeptisch gegenübersteht, lernt nach und nach, sie nicht nur zu ertragen, sondern ihre Kraft zu spüren und zu verstehen. Diese Entwicklung macht sie nahbar und authentisch.

Die Charaktere sind ebenso facettenreich wie die Welt, in der sie leben. Fay ist verletzlich, aber neugierig; sie zweifelt, stolpert und wächst dabei über sich hinaus. Unterstützt wird sie von Jazz, einer jungen Musikmagierin, die sie akzeptiert und begleitet. Die Freundschaft der beiden ist eines der vielen Highlights der Geschichte und bringt Wärme und Humor in die Erzählung. Dazu kommen originelle Ideen wie die Wolkenbetten und kleine Wortspiele, die das Lesen zu einem besonderen Vergnügen machen.

Die Handlung hält ein ausgewogenes Spannungsniveau. Geheimnisse ziehen sich durch die Geschichte, Wendungen überraschen, selbst wenn man sie erahnt, und Gefahren schwelen im Hintergrund.

Am Ende bleibt das Gefühl, dass man gerade erst begonnen hat, Clef Hall zu entdecken. Der Cliffhanger weckt Neugier und die Lust auf eine Fortsetzung.



Fazit:

"Fay Melody – Die magische Musikakademie" ist ein fantasievoller, atmosphärischer und lebendig erzählter Auftakt, der Musik, Magie und Freundschaft auf wunderbare Weise miteinander verbindet. Ein Buch, das lange nachklingt und Lust auf mehr macht.

Bewertung vom 02.09.2025
Onhwa, Lee

Kleine Wunder in der Mitternachtskonditorei


ausgezeichnet

Manche Geschichten entfalten ihre Wirkung leise – und hinterlassen genau deshalb einen bleibenden Eindruck. "Kleine Wunder in der Mitternachtskonditorei" von Lee Onhwa ist ein solches Buch: einfühlsam erzählt, voller Wärme und trotz des Themas Tod überraschend leicht. Ein Roman, der Trost spendet und Hoffnung schenkt.

Im Zentrum steht Yeonhwa, die das Hwawoldang ihrer Großmutter übernimmt – eine Konditorei, die nur zwischen 22 Uhr und Mitternacht geöffnet ist. Bald erkennt sie, dass dieser Ort weit mehr ist als ein Geschäft: Er bildet eine Brücke zwischen dem Diesseits und dem Jenseits. Die Gäste, die hier erscheinen, sind Verstorbene. Sie zeigen Yeonhwa in eindringlichen Bildern ihre Lebensgeschichte – Momente von Glück, verpasste Chancen, unerfüllte Wünsche. Dabei offenbart sich stets ein Gericht, das für sie von besonderer Bedeutung ist.

Diese Köstlichkeiten sind nicht nur kulinarische Erinnerungen, sondern tragen spirituelle Energie in sich. Wenn Yeonhwa sie backt und sorgfältig verpackt, gelangen sie zu den Hinterbliebenen – als Geschenk, als Botschaft, als Zeichen, dass die Verbindung nicht abgerissen ist. Für die Lebenden bedeutet das Trost, für die Toten eröffnet es den Weg zur Wiedergeburt. Eine Vorstellung, die nicht schwer, sondern zutiefst tröstlich wirkt.

Der Roman erzählt vier solcher Schicksale, jedes einzigartig und berührend. Alle Figuren, die das Hwawoldang betreten, finden am Ende Frieden mit ihrem Schicksal. Sie verabschieden sich nicht im Schmerz, sondern in Dankbarkeit und mit dem Gefühl, das Wichtigste noch gesagt zu haben. So sind es nicht dramatische Wendungen, sondern stille, tiefe Momente, die die Geschichte prägen.

Besonders eindrucksvoll ist, wie Lee Onhwa Kulinarik und Spiritualität miteinander verwebt. Koreanische Süßspeisen und Backwaren werden detailliert beschrieben und zugleich symbolisch aufgeladen – als Träger von Erinnerung, als Schlüssel für Trost und Neubeginn. „Das Hwawoldang bildete eine Brücke zwischen den Lebenden und den Toten, und ich war dankbar für all die neuen Verbindungen, die ich an diesem Ort hatte knüpfen können“ – dieser Satz fasst die Essenz des Romans in wenigen Worten zusammen.

Trotz der Schwere des Themas bleibt die Erzählung leicht und hoffnungsvoll. Die klare, atmosphärisch dichte Sprache verleiht der Geschichte Zartheit, ohne an Kraft zu verlieren. Am Ende fügt sich alles harmonisch zusammen: Yeonhwas eigene Entwicklung, die Schicksale der Gäste und die Magie des Hwawoldang ergeben ein stimmiges, tröstliches Gesamtbild.


Fazit:

"Kleine Wunder in der Mitternachtskonditorei" ist ein kleines Juwel am Bücherhimmel – sanft, poetisch und voller Hoffnung. Der Roman zeigt, dass der Tod nicht das letzte Wort hat, sondern dass Verbindung, Trost und sogar Neubeginn möglich sind. Ein leises, aber tief bewegendes Buch, das noch lange nachklingt.

Bewertung vom 01.09.2025
Verley, Vivien

Das Geheimnis von Port Mint / Thea Magica Bd.1


ausgezeichnet

Als meine zehnjährige Tochter das Buch zum ersten Mal in die Hand nahm, fielen ihr sofort das Cover und der wunderschöne Farbschnitt ins Auge – doch schon nach wenigen Seiten wird klar, dass die wahre Magie zwischen den Buchdeckeln wartet.

Bereits der Einstieg entführt in eine Welt, die zugleich geheimnisvoll und erstaunlich alltagsnah wirkt. Die Idee, dass besondere Kräfte erst durch den speziellen Tee Thea Magica freigesetzt werden, ist originell und macht sofort neugierig. Für Robin, die gerade an ihrer neuen Schule angekommen ist, bedeutet dieser Moment jedoch vor allem Stress. Sie fühlt sich fehl am Platz, muss sich in der ungewohnten Umgebung behaupten und gleichzeitig ihre verborgene Gabe geheim halten.

Die Schilderung der Prüfung, bei der ihre Kraft erstmals sichtbar wird, ist packend und erzeugt dichte Spannung. Robins Ich-Perspektive lässt ihre Nervosität, ihren Widerwillen und das Gefühl, bewertet zu werden, sehr lebendig spürbar werden. Als sie schließlich nicht nur die Gedanken einer einzelnen Person, sondern die des gesamten Publikums wahrnimmt, kippt die Szene ins Hochspannende – und wirft sofort Fragen auf: Warum darf niemand von dieser Fähigkeit erfahren? Und warum ist sie so gefährlich?

Unterstützt wird Robin von Mailin, die sich unsichtbar machen kann, und Cornelius. Gemeinsam bilden sie ein Team, das Abenteuerlust, Mut und Zusammenhalt verkörpert. Gleichzeitig bleibt die Bedrohung durch einen Gegenspieler im Hintergrund spürbar, wodurch die Handlung permanent unter Spannung steht. Magie, Geheimnisse, Freundschaft und ein drohender Konflikt verbinden sich hier zu einer fesselnden Mischung, die junge Leserinnen und Leser sofort in ihren Bann zieht.

Vivien Verleys Schreibstil ist lebendig, bildhaft und temporeich. Port Mint wirkt wie ein Ort voller Geheimnisse, hinter dessen scheinbar alltäglichen Fassaden sich Gefahren und Rätsel verbergen. Die Balance aus Spannung, Humor und kleinen Details macht das Lesen besonders reizvoll – man spürt die Magie und die ständige Unsicherheit, die über Robin schwebt.



Fazit:


"Thea Magica – Das Geheimnis von Port Mint" ist ein aufregender Auftakt voller Rätsel, Abenteuer und Freundschaft. Die Geschichte lässt kaum Zeit zum Luftholen und macht neugierig auf den nächsten Band, der die Geheimnisse von Port Mint weiter enthüllen wird.

Bewertung vom 31.08.2025
Yarros, Rebecca

Alles, was ich geben kann - The Last Letter


sehr gut

Ein einziger Brief kann ein Leben verändern – dieser Gedanke zieht sich wie ein leiser Unterton durch Rebecca Yarros’ Roman Alles, was ich geben kann – The Last Letter. Zwischen Hoffnungen, Verlusten und unausgesprochenen Wahrheiten entfaltet sich eine Geschichte, die den Leser mitten ins Herz trifft.

Ella ist eine junge Frau, die mit der Verantwortung für ihre Zwillinge und den Schicksalsschlägen ihres Lebens kämpft. Ihre einzige Konstante ist zunächst die Brieffreundschaft mit einem anonymen Soldaten, der sich „Chaos“ nennt. In seinen Worten findet sie Halt, Nähe und einen Funken Hoffnung. Als jedoch die Briefe ausbleiben, glaubt sie, auch diese Stütze verloren zu haben. Dass Beckett, der stille Soldat aus Ryans Einheit, hinter „Chaos“ steckt, bleibt ihr verborgen – und genau in diesem Geheimnis liegt die große Spannung der Handlung.

Besonders eindrücklich ist die Erzählweise. Die Autorin kombiniert klassische Kapitel mit eingestreuten Briefen, die nie ganz chronologisch sind. Dieses Stilmittel sorgt dafür, dass sich die Vergangenheit von Ella und Beckett nach und nach wie ein Puzzle zusammensetzt. Man erfährt nicht alles auf einmal, sondern wird behutsam durch Andeutungen und Rückblicke an die tieferen Gefühle der Figuren herangeführt.

Beckett ist eine Figur, die durch seine Zerrissenheit und seine tiefe Loyalität fasziniert. Aufgewachsen ohne feste Familie, sucht er seinen Platz in der Welt und findet ihn ausgerechnet bei Ella und ihren Kindern. Seine Fürsorge für die Zwillinge ist einer der bewegendsten Aspekte des Romans – sie macht ihn greifbar und liebenswert, jenseits des harten Soldatenlebens. Ella hingegen steht für Stärke und Verletzlichkeit zugleich. Ihre Abneigung gegen Lügen kollidiert unausweichlich mit Becketts Geheimnis, und dieser innere Konflikt treibt die Geschichte voran.

So sehr mich die zarte Annäherung zwischen Ella und Beckett berührt hat, so schwer empfand ich die Häufung dramatischer Schicksalsschläge. Immer wieder wurde die Handlung durch tiefgreifende Tragödien erschüttert, sodass meine anfängliche Erwartung an eine hoffnungsvolle Liebesgeschichte zunehmend überschattet wurde. Gerade am Ende wog für mich die Härte der Ereignisse schwerer als die romantischen und zarten Momente.

Die Sprache bleibt dabei eindringlich und emotional, manchmal fast poetisch – besonders in den Briefpassagen, die kleine literarische Inseln im Strom des Dramas bilden. Und doch konnte die Intensität der Sprache nicht immer das Gefühl ausgleichen, dass mir die Lektüre stellenweise zu bedrückend wurde.


Fazit:

"Alles, was ich geben kann – The Last Letter" ist ein Roman, der mit voller Wucht ans Herz geht. Für mich war die Fülle an schweren Themen allerdings zu viel, sodass die Lesefreude getrübt wurde. Wer eine Geschichte sucht, die gleichermaßen Liebe, Schmerz und tiefe Verzweiflung auslotet, wird hier fündig – ich selbst hätte mir an manchen Stellen etwas mehr Leichtigkeit gewünscht.
3,5 Sterne.

Bewertung vom 29.08.2025
Clarke, Lucy

The Surf House


weniger gut

Die Ausgangssituation klingt vielversprechend: Bea, die vor ihrem Leben als Model flieht, wird in den Straßen von Marrakesch überfallen, verliert Geld und Pass und entgeht nur knapp einer Vergewaltigung. Gerettet von Marnie findet sie schließlich Unterschlupf in einem Surfhotel an der marokkanischen Küste. Dort entfaltet Lucy Clarke eine paradiesische Kulisse – das Meer, die Wellen, die farbigen Sonnenuntergänge –, die sehr bildhaft beschrieben wird und zweifellos zu den Stärken des Romans zählt.



Doch genau an diesem Punkt hört die Begeisterung auf. Was als Thriller beworben wird, entpuppt sich schnell als vorhersehbare Geschichte ohne echten Nervenkitzel. Von Spannung, Gänsehaut oder schlaflosen Nächten kann hier keine Rede sein. Bereits nach wenigen Kapiteln ist offensichtlich, in welche Richtung sich die Handlung bewegt, und am Ende bestätigt sich genau das. Überraschende Wendungen? Fehlanzeige.



Das macht die Lektüre leider zu einer Enttäuschung. So stimmungsvoll die Surfkulisse auch geschildert ist, so schwach bleibt die eigentliche Handlung. Ein Thriller lebt von Tempo, Unvorhersehbarkeit und psychologischer Dichte – all das fehlt hier. Für mich waren das zu wenig Spannung und zu viel Oberflächlichkeit, um das Buch überzeugend zu finden.



Fazit:

Lucy Clarke gelingt es, das Flair der marokkanischen Küste intensiv einzufangen. Wer aber einen packenden Thriller erwartet, wird kaum auf seine Kosten kommen. Für mich überwogen die Längen und die Vorhersehbarkeit – atmosphärisch schön, inhaltlich schwach.