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Leseigel
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Villingen

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Insgesamt 1057 Bewertungen
Bewertung vom 22.06.2025
Lane, Soraya

Die verschwundene Tochter / Die verlorenen Töchter Bd.5


sehr gut

Zu Herzen gehende Unterhaltung
Ich kenne die Vorgängerbände nicht, was aber kein Problem war. Die Bände lassen sich offensichtlich sehr gut unabhängig von einander lesen. So habe ich mich aufgemacht das Paris der 30iger Jahre und lerne die junge Evelina kennen, die als 18jährige ihr Elternhaus verlässt, um ihre Träume als Modedesignerin in Paris zu verwirklichen. Ich war beeindruckt, wie dieses junge Mädchen unbeirrt ihren Weg geht und ihrem Leben konsequent eine neue Wendung gibt, wann immer es notwendig erscheint. Das war spannend zu lesen und bei einigen Szenen kam mein Blut vor Wut in Wallung, weil Männer der Meinung waren, allein ihre Wünsche zählen. Trotz ihrer Stärke zahlt sie für ihre Unabhängigkeit einen hohen Preis. Evelinas damalige Entscheidung setzt die Geschichte in der Gegenwart in Gang, die viele Emotionen in mir geweckt hat.

Blake, die in London lebt, hält ein Kästchen in Händen, das einen Hinweis auf die leibliche Mutter ihrer Uroma verbirgt. Diese wurde adoptiert, was die Familie nicht wusste. Blake macht sich auf die Suche nach dem unbekannten Familienteil. Der Hinweis führt sie nach Paris und dort zu Henri, der sich in der Modewelt auskennt und wertvolle Impulse geben kann. Blake hatte sich bisher um ihre jüngeren Geschwister gekümmert und ihr eigenes Leben vernachlässigt. In Henris Nähe hat sie Schmetterlinge im Bauch und auch er scheint mehr für sie zu empfinden. Blake beginnt von einer gemeinsamen Zukunft zu träumen, als sie ein traumhaftes Jobangebot bekommt. Doch nun liegt ihr privates Glück in Scherben und sie kehrt mit gebrochenen Herzen nach London zurück. Nur gut, dass die Autorin einen Unterhaltungsroman geschrieben hat und mich nicht enttäuscht, denn am Ende macht Paris seinem Ruf als Stadt der Liebe alle Ehre.

Ich bin nur so durch die Seiten geflogen. Die Autorin ist eine begnadete Erzählerin. Besonders Evelinas Geschichte hat mich sehr berührt. Auch ihr hätte ich ein glückliches Ende gewünscht, fand es so aber stimmig und es ergab ein perfektes Gegengewicht zu Blakes Glück. In meinen Augen wäre es sonst etwas zu viel und damit kitschig gewesen. Diese Klippe hat die Autorin perfekt umschifft und ich konnte das Buch mit einem zufriedenen Gefühl schließen.

Bewertung vom 21.06.2025
Harris, C. S.

Die Verbrechen von Morton House


ausgezeichnet

Wen kümmert schon das Schicksal der Londoner Straßenkinder ?
Natürlich meinen Lieblings - Gentleman - Detektiv Sebastian St Cry Viscount Devlin ! Ein übel zugerichteter Junge soll auf einen alten Industriegelände verscharrt werden, doch der Täter wird gestört, der Leichnam geborgen. Die Obrigkeit tut den Fall als Unfall ab. Einer der Constabler will das nicht gelten lassen und bringt den Leichnam zu einem Arzt, einem sehr engen Freund von Devlin. So beginnt eine Verbrecherjagd, die ein dunkles Kapitel der damaligen Gesellschaft beleuchtet . Tausende minderjährige Kinder leben auf der Straße , um die sich niemand kümmert. Sie leben von Gelegenheitsarbeiten, Diebstahl und Prostitution. Wenn eines davon spurlos verschwindet, interessiert es keinen. Doch Devlin will das nicht hinnehmen und er sucht geradezu verzweifelt nach dem Schuldigen, um den namenlose Opfern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Die Spur führt in ein spezielles Hurenhaus, das gegen viel Geld dunkle Gelüste befriedigt. Das können sich nur Reiche leisten und Devlin wird klar, der Täter muss zur Oberschicht gehören. Bei seinen Nachforschungen fallen immer wieder die selben Namen, die Devlin nur zu gut kennt. Zur Rechenschaft ziehen kann er sie nicht, denn sie haben alle Alibis , auch für weitere Morde, die geschehen. Dann wird ein Mordanschlag auf Devlin verübt und der Täter scheint nun einen persönlichen Rachefeldzug gegen ihn zu führen. Zu diesem Zweck sucht er sich seine Opfer in Devlins persönlichem Umfeld.

Der Fall hat mich, wie auch Devlin, sehr berührt. Allein schon die Lebensumstände der Kinder sind eine Katastrophe und eine Schande für jede zivilisierte Gesellschaft. Dass sie zudem Freiwild für die Reichen und Mächtigen sind, ist kaum zu ertragen. Mich hat die Arroganz und Kaltschnäuzigkeit der möglichen Täter mit Abscheu erfüllt, offenbart es das Fehlen jeder Moral. Selbst als der Täter festzustehen scheint, schützt ihn sein Ansehen, sein Geld und seine Macht. Ich konnte Devlins ohnmächtige Wut sehr gut verstehen . Das Ende konnte mich nur zum Teil zufrieden stellen. Das lag nicht an der fesselnden und emotionalen Handlung, die mich in Atem gehalten hat, sondern daran, dass die Gerechtigkeit nur einen Teilsieg errungen hat.

Bewertung vom 19.06.2025
Mayer, Carmen

Adelindis


ausgezeichnet

Eine Geschichte voller Emotionen, Spannung und historischer Details
Ich kannte Adelindis bereits aus aus der Kurzgeschichte der Autorin, die Teil der lesenswerten Anthologie " Reichenau - Insel der Geheimnisse " war. Nun wollte ich unbedingt mehr über diese junge Frau erfahren, die mich mir ihrem Spürsinn und erfrischenden Neugierde bereits für sich eingenommen hatte.

Die Autorin führt mich zuerst an den Federnsee und ich lerne die kleine Gemeinschaft einiger Frauen kennen, die das Schicksal bunt zusammen gewürfelt hat und die das ehemalige Kloster Bochaugia neu beleben wollen. Adelindis ist ein Findelkind von ungewisser Herkunft und wird von den Frauen liebevoll aufgezogen. Sie lernt lesen und schreiben und zeigt großes Interesse an der Heilkunst. Als der ortsansässige Vogt die Existenz der Gemeinschaft bedroht, sollen Adelindis und ihre Ziehmutter Hildegard eine Überlebens wichtige Urkunde aus dem Kloster Reichenau holen. Bei ihrer Ankunft stirbt der Abt unter mysteriösen Umständen . Adelindis macht eine Entdeckung, die die beiden Frauen zur Flucht zwingt und von nun an Adelindis Lebensweg bestimmt und ihr dabei die Gelegenheit gibt, ihren eigenen Weg zu finden.

Adelindis muss man einfach mögen. Sie ist intelligent, wissbegierig und hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Deshalb kann sie nicht verstehen, warum ihr als Frau der Weg zu Bildung verwehrt ist. Aufnahme in einem Kloster kann sie nicht finden, weil sie nicht von Adel ist und über keine Mitgift verfügt. Ich fand es sehr interessant, etwas über die damaligen Lebensbedingungen zu erfahren, sowohl was das Leben der Frauen , als auch das klösterliche anbetrifft. Ich war mindestens genauso entsetzt wie Adelindis, als wir feststellen mussten, dass hinter Klostermauern gleichfalls Missgunst, Gier ,Betrug und Gewalt zu finden sind. Das erlaubt aber Adelindis zu meiner Freude ihre detektivischen Fähigkeiten zu beweisen. Am Ende gab es für mich unerwartete Wendungen , die jedoch absolut stimmig in das Gesamtbild passen. Und zu meiner Zufriedenheit bekommt Adelindis die Möglichkeit, ihrer Bestimmung zu folgen.

Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen und die Erwartungen, die ich aufgrund der Kurzgeschichte hatte, wurden vollkommen erfüllt. Die Handlung ist spannend, weckt viele Emotionen und lässt klösterliches Leben lebendig werden. Ich hoffe auf mehr Lesestoff aus der Feder der Autorin.

Bewertung vom 12.06.2025
Schwarz, Gunnar

Blutleere Mädchen (Thriller)


ausgezeichnet

Ruhm und Rache um jeden Preis
Dies ist der 2. Fall des Kölner Ermittlerduos Kat Winkler und Sebastian Fischer, der sie erneut mit ihren Ermittlungen in die Künstlerszene führt. Ich habe das nicht als störend empfunden, sondern erneut fand ich es spannend, Einblicke in diese spezielle Bereiche zu bekommen. Dazu passt, dass Kats Vater ein anerkannter und berühmter Künstler ist und mit Insiderwissen aufwarten kann. Im aktuellen Fall kopiert der Täter bekannte Gemälde wie "Der Schrei " perfekt bis auf den Umstand, das er die Figur durch eine reale Person ersetzt. Kurz darauf gibt es einen neuen Mord, der sich ein bekanntes Meisterwerk als Vorlage nimmt und das deutet auf einen Serienmörder hin. Für mich erschreckend, dass es offensichtlich in der Kunstszene einen Markt für solch makabere Machwerke gibt , für die man bereit sind, viel Geld zu zahlen. Tummelplatz hierfür ist das Darknet. Das erschwert die Ermittlungen und die Zeit drängt, da sicher ist, dass die Morde weiter gehen.

Wie immer beim Autor ist gute, alte Polizeiarbeit der Hauptbestandteil des Thrillers. Das finde ich jedes Mal auf`s neue spannend. Ich kann meine eigenen Überlegungen anstellen und mit ermitteln. Zudem werden Geheimnisse aufgedeckt, mit denen man nicht gerechnet hat Der aktuelle Täter ist besonders perfide und dabei auch intelligent, so dass er seine Taten und seine Absichten perfekt planen und verschleiern kann. Als die beiden Ermittler auf der richtigen Spur sind, zählt jede Sekunde und führt dazu, dass beide in eine tödliche Falle laufen . Hochspannung garantiert.

Bewertung vom 11.06.2025
McDonnell, C. K.;Ofori, Elaine

Ursula und das V-Team


ausgezeichnet

Wenn Sagen lebendig werden - aus dem Ruder laufen
Es gibt in Köln die Sage, dass die heilige Ursula - Jungfrau - zusammen mit 11000 anderen Jungfrauen Köln vor den Hunnen gerettet hat. Ihr ist auch eine Kirche geweiht. Das ist der Ausgangspunkt der Ereignisse, denn die Schlacht wiederholt sich alle 18 Jahre. 11 Mädchen und eine Ersatzkandidatin werden zu Kämpferinnen ausgebildet, mit magischen Kräften versehen und in die Schlacht gegen die Geisterarmee der Hunnen geschickt, um Köln erneut zu retten. Nur dieses Mal ist von Anfang an der Wurm drin. Zwei der heutigen Jungfrauen sind spurlos verschwunden. Es müssen aber 11 sein, um die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Schlacht zu erfüllen. Die aktuelle Ursula rekrutiert mangels Alternativen die männliche Jungfrau Adam und die Schlacht beginnt. Der Kampf endet, wenn man es positiv sehen will, unentschieden. Doch die Ausbilderin Una ist spurlos verschwunden und Adam hat einen unerwünschten Gast bekommen.

Nun überschlagen sich die Ereignisse. Um die Prophezeiung zu erfüllen, muss die Schlacht fortgesetzt werden. Dazu müssen die Mädchen erstmal herausfinden, was schief gelaufen ist. Dabei stellt sich heraus, dass die Hunnen ihr kleinstes Problem sind.

Es fällt mir schwer, einzelne Dinge hervorzuheben und zu kommentieren bei der Fülle von skurrilen Figuren, Situationen und unabsehbaren Entwicklungen Was ich mit Überzeugung sagen kann, ich liebe dieses Buch ! Es ist unglaublich fesselnd. Das ist nicht nur dem Kampf gegen die Hunnen geschuldet. Die Mädchen kommen mehrmals in Lebensgefahr. Erschwerend kommt hinzu, dass sie lange Zeit ihren wahren Feind nicht kennen. Gerade wenn mal wieder alles gegen sie läuft, war ich dankbar, dass der Roman auch eine große Portion Humor besitzt , der sich in verschiedenen Facetten zeigt. So müssen sie gegen eine Art von Monsterkrake kämpfen, die alles mit übelriechendem Schleim bedeckt. Ausgerechnet hier gab es eine romantische Szene . Gefeiert habe ich aber die absurden Wortgefechte, wenn die Mädchen mit der Wirklichkeit zu tun hatten oder unterschiedlicher Meinung waren. Sprachlich war das in meinen Augen ein Fest. Das Buch lebt auch von vielen originellen Einfällen. Die Mädchen leben in einem magischen Hotel, dessen Empfangschef ein sprechender Elchkopf an der Wand ist und für die Sauberkeit sorgt eine Putztruppe aus Lakengespenstern. Ich glaube, man sollte das Buch mehrmals lesen, um alle Gags und Anspielungen zu erfassen. Das märchenhafte Ende lässt auf eine Fortsetzung hoffen, die ich auf keinen Fall verpassen will.

Bewertung vom 09.06.2025
Atkinson, Kate

Nacht über Soho


ausgezeichnet

Nellie Coker - Matriarchin und Königin von Soho
Im London der 20ziger Jahre beherrschen Clubs das Nachtleben im Vergnügungsviertel Soho. Dort treffen sich alle Schichten auf der Suche nach Ablenkung und spülen Geld in die Kassen der Betreiber. Nellie Coker ist die Königin von Soho . Sie ist schon lange im Geschäft, hat ein Gespür für das , was Geld bringt und verfügt über die notwendige Skrupellosigkeit. Das ruft Neider auf den Plan und Nellie muss sich ihrer Haut wehren, wenn sie nicht alles verlieren will. Sie hat sechs Kinder, die sich um einzelne Bereiche des Unternehmens kümmern müssen. Die eine hat Talent, der andere weniger.

Ich muss zugeben, dass ich zu Beginn nicht sicher war, ob ich tatsächlich einen Krimi lese. Aber mit jeder Seite wuchs die Spannung und die Neugierde zu erfahren, was weiter passiert, um am Ende festzustellen, dass es um Mord, Betrug und Rache geht. Also doch ein Krimi !

Die Autorin erzählt die Ereignisse in mehreren Erzählsträngen, die die Sichtweise unterschiedlicher Personen zeigen. Dadurch lerne ich die Hauptfiguren sehr gut kennen, ohne zu Beginn zu wissen, wie sich alles zusammenfügt. Jedes einzelne Schicksal war packend und zeigte einen besonderen Aspekt der damaligen Zeit. Besonders beeindruckt haben mich die Frauen. Ich konnte Nellie nicht verdammen. Sie muss ihre Kinder alleine durchbringen und so ergreift sie die Chancen, die sich ihr bieten. Heute wäre sie sicher eine erfolgreiche Geschäftsfrau. Damals bot die Vergnügungsszene die besten Möglichkeiten. Die Person, mit der ich gelitten und die mir ans Herz gewachsen ist, war Freda, ein junges Mädchen aus York. Sie möchte unbedingt als Tänzerin auf die Bühne. Als der Freund ihrer Mutter sie bedrängt, haut sie nach London ab. London ist ein Haifischbecken und ein oft tödliches Pflaster für mittellose Mädchen aus der Provinz.

Das weiß Inspector Frobisher nur zu gut, hat er es doch mit einer Serie verschwundener Mädchen zu tun, die all zu oft aus der Themse gefischt werden. Leider hat dieses Verbrechen nicht Frobishers Aufmerksamkeit, da er unbedingt Nellie hinter Gittern bringen will. Für ihn das personifizierte Böse. Zeitgleich soll er das Revier von korrupten Polizisten säubern. Das Bindeglied ist Gwendolen. Sie ist mit Fredas Schwester befreundet und macht sich aufgrund deren Bitte, in London auf die Suche nach dem Mädchen. Mich hat ihre Hartnäckigkeit und ihr Selbstvertrauen imponiert, aber so richtig sympathisch war sie mir nicht.

Wie bei einem Sternlauf enden alle Lebenswege bei Nellie. Ich war fasziniert, wie sich die Lebenswege der einzelnen kreuzen und das Geschehen beeinflussen. Am Ende wird es dann sehr kriminell. Es gibt Morde und Mordversuche und ich wusste nicht, ob alle mit dem Leben davon gekommen sind. Deshalb hat mir gut gefallen, dass die Autorin keine Fragen offen lässt und das weitere Schicksal jedes Einzelnen verrät. Ich kann mit großer Überzeugung sagen, dass ich vom Roman begeistert bin. Ich wurde geradezu von den Ereignissen eingesogen und fand mich im London der Zwanzigerjahre wieder, das durch die vielen Details vor meinem Augen lebendig wurde.

Bewertung vom 08.06.2025
Milberg, Mia

Ein Stück vom Himmel Die historische Familiensaga im 20. Jahrhundert (eBook, ePUB)


sehr gut

Eine alltägliche Familie auf dem Weg in die Nazidiktatur
Die Geschichte von Veronika und Karl beginnt im Jahr 1930 in München. Die beiden verlieben sich, aber die äußeren Umstände bieten nicht den Nährboden für eine glänzende Zukunft. Karl ist Bauingenieur, aber arbeitslos wie so viele. Zwar hat Vroni eine Stelle in einem Hotel, aber die Lebenshaltungskosten sind hoch und wie will man so eine Familie gründen. Da gewinnt die Idee, sich mit einem Krämerladen selbstständig zu machen , an Glanz. Dank der Unterstützung durch Karls Familie wird der Traum Wirklichkeit und die beiden können heiraten. Durch einen glücklichen Zufall bekommt Karl eine Anstellung in seinem Beruf und Vroni kümmert sich um den Laden. Doch reich werden die beiden nicht. Lebensmittel sind knapp und die Leute haben wenig Geld. Auch der Einfluss der NSDAP nimmt zu und macht das Leben nicht einfacher. Als Vroni nicht mehr an jüdische Kunden verkaufen darf, steht das Geschäft vor dem Ruin. Zum Glück bekommt Karl eine gut bezahlte Stelle an der Ostsee angeboten und Vroni, Karl und die beiden Töchter ziehen um. Auch hier ist das Leben nicht frei von Beschränkungen. Dann kommt zu Weihnachten 1940 der Einberufungsbefehl für Karl

Auf den ersten Seiten habe ich mich schwer getan. Die Autorin reiht die Ereignissen im sachlichen Ton aneinander und mir blieben Vroni und Karl fremd. Nur selten habe ich Einblicke in ihre Gefühlswelt. So hat mich die für mich übertriebene Eifersucht Karls unangenehm berührt und ich habe Vroni bedauert. Was das Buch in meinen Augen auszeichnet, ist die anschauliche Beschreibung des alltäglichen Lebens einer normalen Familie zur damaligen Zeit. Das Leben besteht zu großen Teilen aus Arbeit, hat aber auch kleine Freuden. Da wird ein Faschingsball besucht. Man geht Schlittschuh laufen. Rührend war , wie Vroni sich über eine Waschmaschine freut, war doch die Wäsche eine elende Plackerei. Auch ist im Hintergrund die wachsende Bedrohung durch Hitlers Kriegstreiberei spürbar, der man mit einen Rückzug in die Familie zu begegnen sucht. Das alles fand ich spannend und anschaulicher als ein normales Sachbuch und brachte mir die Menschen so näher. Der Erzählstil ist ruhig und bedacht und neigt nicht zur Überschwänglichkeit. Trotzdem und gerade deswegen werde ich die Fortsetzung lesen.

Bewertung vom 07.06.2025
Brunjes, Julia

Karaokemord auf Wangerooge. Ostfrieslandkrimi (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Tödliche Geburtstagsparty
Jule Hibenga, Tochter und Kollegin der Inselpolizistin Nele Hibenga, hat Geburtstag und aus diesem Anlass alte Freunde vom Festland zu einer Geburtstagsfeier in die neue Karaokebar eingeladen. Tatsächlich kommen alle und und es herrscht eine angenehme Stimmung. Das ändert sich, als Rieke, Jules ehemalige Mitbewohnerin, mit ihrem neuen Freund erscheint, der nicht so recht in die Runde passt. Die Stimmung kippt und am Ende ist einer der Partygäste tot. Jule ist fassungslos, da alle Anwesenden unter Mordverdacht stehen. Dieser Verdacht verstärkt sich, als Jule und ihre Mutter feststellen, dass die Freunde mehr Geheimnisse haben , als gedacht und damit ein perfektes Mordmotiv.

Ich konnte Jules Bestürzung gut nachvollziehen. Die Party, auf die sie sich gefreut hat, wird zum Albtraum und ihre Freunde, die sie zu kennen glaubte, werden zu Fremden. Das kann die eigene Welt schon ganz schön erschüttern. Gleichzeitig habe ich mir die Frage gestellt, ob ich mich auch so täuschen könnte. Ich hoffe nicht, aber sicher kann man nie sein. Dieses Mal fand ich auch Neles mütterliche Besorgnis berechtigt und sie ist damit in meinen Augen sehr professionell umgegangen. Am Ende wird es nochmal richtig gefährlich und ich hatte schon die Befürchtung, dass sich der Täter der Gerechtigkeit entziehen könnte. Zum Glück war Armin, der Kollege vom Festland zur Stelle und hat bei mir weitere Sympathiepunkte gesammelt. Der Fall war wieder sehr spannend und durch die persönliche Betroffenheit von Jule zudem emotional eine Herausforderung.

Bewertung vom 02.06.2025
Sprachen Lernen Mal Anders

Englisch lernen mal anders für Fortgeschrittene - 1000 Vokabeln in 10 Stunden


ausgezeichnet

Auf der Straße zu neuen Erfolgserlebnissen
Nachdem mich der Grundkurs mit 3000 Vokabeln überzeugen konnte und mir einige Erfolgserlebnisse beschert hat, war die Überlegung , weiter zu machen, naheliegend.

Der Aufbau des Inhalts ist identisch mit dem anderen Band . Das fand ich hilfreich, da ich Lerntechniken auffrischen konnte - natürlich mit neuen Vokabeln. Beruhigt und ermutigt hat mich der Hinweis, dass es genügt jeden tag 3-4 Vokabeln im Gedächtnis zu behalten . Das hat den Druck, den ich mir leider selber mache, rausgenommen und die Motivation erhöht. Eine echte Hilfe waren für mich Wortgruppen wie z.B. suspicion, sneaking suspicion oder arouse suspicion und natürlich die Vokabeln, die ähnliche Begriffe im Deutschen haben. Das hat mir die Erfolgserlebnisse beschert, die mein Durchhaltevermögen befeuert haben. Ich bin mit der Reihe sehr zufrieden.

Bewertung vom 01.06.2025
Janssen, Jaane

Der Ruf des Horizonts


ausgezeichnet

Bewegend, spannend, unterhaltsam - Lesefreude
Dies ist der 2. Band einer Trilogie, die die Geschichte von Sventje und ihrer Familie um 1780 auf der Insel Borkum erzählt. Ich kenne den 1. Band nicht, aber die Autorin macht mir den Einstieg leicht. Dazu beigetragen haben ein ausführliches Personenverzeichnis und informative Rückblenden an den Stellen, wo es notwendig war.
Sventje ist mit dem Walfischfänger Lian , ihrer Jugendliebe, verheiratet. Das Leben ist hart und entbehrungsreich. Die Frauen müssen oft lange Zeit ohne ihre Männer, die auf See sind, zurecht kommen, nicht wissend, ob sie einander wiedersehen . So geht es auch Sventje und ihren 4 Kindern. Sie versucht sich mit dem Verkauf selbst gemachter Seifen und Kräutern über Wasser zu halten, was den Neid des Baders erregt. Sventje, als Hexe verleugnet, muss um ihr Leben und das ihrer Kinder fürchten. Ich konnte Sventje für ihr Gottvertrauen und ihre unerschütterliche Liebe zu Lian nur bewundern. Das bedeutet nicht, dass sie nicht auch Versuchungen ausgesetzt ist. Der Gutsbesitzer und ebenfalls Gefährte aus Kindertagen Valentin bedeutet ihr mehr , als er sollte . Es macht es nicht leichter, dass er stets zur Stelle ist, wenn sie Hilfe braucht. Valentin war mir sympathisch und er hat mir auch leid getan. Sventje ist seine große Liebe ohne Aussicht auf Erfüllung und dennoch würde er sein Leben für sie geben.
Lian liebt Sventje, seit sie ein Baby war. Sie muss diese Liebe mit der See teilen, die eine fordernde Geliebte ist. Zu meiner Freude schildert die Autorin auch einige Erlebnisse auf Lians Walfangreise, die ich als sehr spannend empfunden habe. Das gipfelt in der Gefangennahme durch die Briten, die sich im Krieg mit der Niederlande sind.
Diese bewegende Geschichte ist eingebettet in die damaligen gesellschaftlichen Gegebenheiten. Manches davon erscheint mir aus heutiger Sicht ungerecht und grausam. Was mir aber deutlich vor Augen geführt wurde, wie hart das Leben auf der Insel war und dies besonders für die zurück gebliebenen Frauen. Ich verlasse Sventje und ihre Familie an einem Scheideweg ihres Lebens und hoffe auf ein Wiedersehen im 3. Band.