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Annabell

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Insgesamt 481 Bewertungen
Bewertung vom 31.10.2025
Hausmann, Romy

Himmelerdenblau


weniger gut

Ohne Spannung
Julie Novak ist seit September 2003 spurlos verschwunden. Ihre Familie ist daran zerbrochen, doch ihr Vater hat nie aufgehört zu suchen. Die Podcasterin Liv nimmt Kontakt zu ihrem Vater, Theo Novak, auf, als sich das Verschwinden zum zwanzigsten Mal jährt. Liv ist auf eine neue Spur gestoßen. Doch Theos Demenz schreitet voran, und ihm bleibt wenig Zeit, die Wahrheit zu erfahren. Rätselhafte Fragen stehen im Raum: Was verbirgt Julies Ex-Freund Daniel? Und wie lange kann ein Mensch die quälende Ungewissheit über das eigene Kind ertragen?

Die Story wird aus wechselnden Perspektiven erzählt jeweils aus der Ich-Perspektive der einzelnen Protagonisten. Diese Erzählweise bietet Nähe zu den Protagonisten und man ist den Gedanken und Gefühlen von ihnen näher. Jedoch gibt es häufige Wiederholungen in den einzelnen Perspektiven, insbesondere in Theos demenzgeprägter Sicht und den Podcast-Passagen, die zu einem zähen Lesefluss führen.

Die Spannung bleibt über weite Strecken aus, interessante oder überraschende Momente sind rar. Auch wenn hier und da versucht wird einige rätselhafte Momente einzubauen, muss man die spannenden Momente doch quasi suchen. Wenn sie da sind, sind sie auch so schnell wieder weg, wie sie gekommen sind.

Beim Thema "Demenz" wurde sich an ein sensibles Thema gewagt. Die Grundidee, eine Geschichte rund um Erinnerungsverlust, familiäre Geheimnisse und die Suche nach Wahrheit zu erzählen, birgt viel Potenzial, doch leider blieb die Umsetzung hinter meinen Erwartungen zurück. Theos Demenzerkrankung wurde zweifellos gut und authentisch dargestellt. Es wurden sprachliche Brüche und Wortlücken integriert, die Theos Zustand glaubhaft widerspiegeln. Diese stilistische Entscheidung holpert manchmal beim Lesefluss. Der größte Teil lässt sich aber dennoch flüssig lesen.

Mein Fazit:
Schade, leider konnte mich "Himmelerdenblau" wie ihre anderen Bücher wie "Marta schläft" nicht überzeugen. Ich habe von dem Thriller mehr erhofft. Mir fehlte ihr die Spannung und fesseln konnte es mich auch nicht so recht. Daher kann ich leider keine Leseempfehlung geben, hoffe aber darauf, dass mich eins ihrer nächsten Bücher wieder voll überzeugen kann.

Bewertung vom 26.10.2025
Linn, Isabell

Falling in too deep


sehr gut

Iva wird in ein glamouröses Influencer-Camp an der portugiesischen Atlantikküste eingeladen und erlebt zunächst Freiheit, Luxus und einen heißen Flirt mit ihrem Insta-Crush Ishaan. Doch der geheimnisvolle Surfer Luan zieht sie ebenfalls in seinen Bann., auch wenn er einen schlechten Ruf hat. Als Gerüchte und dunkle Geheimnisse das Camp erschüttern, beginnt Iva zu zweifeln und stößt auf immer mehr Skandale und Geheimnisse. Schließlich verschwindet sie spurlos, und die Community fragt sich: Was ist mit Iva passiert – und wer steckt dahinter?

Die Handlung wird aus der Ich-Perspektive der Hauptrotagonistin Iva erzählt. Dadurch bekommt man einen tiefen Einblick in ihre Gedanken und Gefühle. Allerdings gestaltet sich der Einstieg in die Geschichte mehr als zäh. Die Erzählung verliert sich stellenweise in zu detaillierten Ausführungen und man wird ebenfalls mit Wiederholungen konfrontiert. Vielversprechende Momente verpuffen oft zu schnell, und der Spannungsbogen wird gebremst.

Nach etwas über der Hälfte nimmt die Story dann doch noch an Fahrt auf. Die Handlung wird komplexer, die Atmosphäre dichter. Es wird geschickt mit Vertrauen und Misstrauen gespielt. Man fragt sich: "Wem kann Iva glauben? Was ist echt, was manipuliert?" Die Twists sind gelungen und sorgen für überraschende Wendungen, die nun die Spannung deutlich anheizen.

Iva wirkt sehr naiv. Nachdem sie in die Community aufgenommen worden ist, hatte sie eine "rosarote Brille" auf. Ihre Begeisterung lässt sie kritische Aspekte ausblenden. Ich denke aber, dass diese Charakterzeichnung von Iva so gewollt war, denn sonst hatte der Hintergrund der Story keinen Sinn ergeben.

Der Schreibstil ist flüssig zu lesen. Alles wird sehr bildhaft und detailliert beschrieben. Dadurch wurde ein unglaubliches Setting geschaffen an der portugiesischen Atlantikküste. Man bekommt beim Lesen schon sehr Urlaubsfeeling und sehnt sich dorthin.

Mein Fazit:
Falling in too deep ist ein atmosphärischer Roman mit starkem Setting und bildhafter Sprache, der sich nach einem holprigen Start zu einem spannenden Leseerlebnis entwickelt. Wer sich auf die langsame Entfaltung einlässt, wird raffinierten Wendungen belohnt. Ich würde jetzt keine ganze klare Leseempfehlung vergeben. Wenn man es ließt muss man durchhalten und an der ein oder anderen Stelle mal querlesen.

Bewertung vom 25.10.2025
Follett, Ken

Stonehenge - Die Kathedrale der Zeit


sehr gut

Der begnadeter Feuersteinhauer Seft überquert bei der sommerlichen Hitze die Große Ebene um am Fest und den Ritualen der Sommersonnenwende teilzunehmen. Auf dem Markt will er einige seine Feuersteine eintauschen und außerdem sucht er Neen, das Mädchen das er liebt. Neens Familie ist eine Hirtenfamilie, die im Wohlstand lebt und Seft Zuflucht vor seiner brutalen Familie gibt. Neens Schwester Joia war schon als Kind fasziniert von den Zeremonien der Priesterinnen. Dann wird sie selbst zu einer Priesterin. Sie träumt davon das Monument aus Holz als neues Monument aus den größten Steinen der Welt aufzubauen. Ihre Vision von diesem Steinkreis inspiriert Seft und der Bau wird zu ihrem gemeinsamen Lebenswerk. Doch eine Dürre macht es den Bewohnern schwer. Das Misstrauen zwischen Hirten, Ackerbauern und Waldbewohnern wächst und dann geschieht eine grausame Gewalttat, die zum offenen Krieg führt.

Die Handlung wird in wechselnden Perspektiven zwischen den Hauptprotagonisten erzählt. Dadurch kann man tief in die Gedankenwelt der verschiedenen Figuren eintauchen und die Handlung aus unterschiedlichen Blickwinkeln erleben. Es gibt viele unterschiedliche Protagonisten. Dabei sind sie alles alles andere als eindimensional: Ob gut oder böse, klug oder töricht, friedliebend oder kriegerisch - ein breites Spektrum menschlicher Charaktere, die authentisch und greifbar wirken.

Der Schreibstil ist wie gewohnt flüssig zu lesen. Mit seinem bildgewaltigen Beschreibungen gelingt es Follett, die Steinzeit lebendig werden zu lassen und ein faszinierendes Panorama einer längst vergangenen Welt zu zeichnen. Allerdings wirkt die Sprache stellenweise etwas zu modern für das historische Setting, was das Eintauchen in die Vergangenheit leicht beeinträchtigen kann.

Zentrales Thema des Romans ist der Bau des weltberühmten Steinkreises "Stonehenge". Die Beschreibung der logistischen und körperlichen Herausforderungen beim Transport und der Errichtung der tonnenschweren Steine ist beeindruckend und lässt einen staunen über die Kraft und Entschlossenheit der Menschen damals. Leider bleibt dieser Aspekt über weite Strecken des Romans eher im Hintergrund. Stattdessen dominieren die politischen und persönlichen Konflikte zwischen den verschiedenen Stämmen, was durchaus sehr spannend ist, aber den eigentlichen Bauprozess etwas in den Schatten stellt.

Die intensivenSchilderungen der Geschehnisse und der Konflikte seiner Charaktere nehmen teilweise zu viel Raum ein. Einige Konflikte und Zwistigkeiten wiederholen sich im Verlauf der Geschichte, was gelegentlich den Lesefluss bremst.

Mein Fazit:
Stonehenge ist ein spannender historischer Roman mit vielschichtigen Charakteren und einer eindrucksvollen Darstellung eines der größten Bauwerke der Menschheitsgeschichte. Es überzeugt durch eine sorgfältige Recherche und die gelungene Verbindung von historischen Fakten mit fesselnder Fiktion. Trotz kleiner Längen fand ich es lesenswert.

Bewertung vom 19.10.2025
Adler-Olsen, Jussi;Bolther, Stine;Holm, Line

Tote Seelen singen nicht / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.11


ausgezeichnet

Nachdem Carl Mørck ein Jahr lang unschuldig im Gefängnis gesessen hat, hat er seinen Dienst beim Sonderdezernat Q quittiert. Seine Nachfolgerin wird die Französin Helena Henry, die frisch aus Lyon gekommen ist. Rose ist von Anfang an nicht begeistert von der neuen Kollegien, die nun Carls Platz eingenommen hat. Assad hingegen bleibt skeptisch. Helena trägt ein dunkles Geheminis mit, was es den beiden nicht unbedingt einfacher macht ihr zu trauen. Doch für solche Überlegungen bleibt keine Zeit, denn eine grausame Mordserie hält die Drei in Atem. Das Motiv des Mörders liegt weit zurück in der Vergangenheit und das Team muss schnell handeln. Carl liefert dem Team die erste heiße Spur für ihre Ermittlungen.

Nachdem mit Band 10 eigentlich Schluss sein sollte, geht die erfolgreiche Reihe rund um das Sonderdezernat Q doch in eine neue Runde und das mit einem frischen Wind, der dennoch den vertrauten Charme bewahrt. Das neue Autorinnenduo (Line Holm & Stine Bolther) übernimmt das Ruder, ohne den typischen Adler-Olsen-Ton zu verlieren. Ein Balanceakt, der erstaunlich gut gelingt.
"Tote Seelen" singen nicht" ist der 11. Teil der Reihe. Man kann ihn auch ohne Vorkenntnisse lesen, aber wie bei den meisten Buchreihen gilt hier auch, dass einem ein wenig die Vorgeschichte zu den Charakteren fehlen kann, wenn man die Vorgängerbände noch nicht kennt.

Die Handlung wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt im Wechsel erzählt, was eine dynamische Tiefe verleiht. Der Täter ist dem Leser relativ früh bekannt, was dem Spannungsbogen jedoch keinen Abbruch tut. Stückchenweise erfährt man das Motiv, als das "Warum" hinter den Taten. Diese schrittweise Enthüllung macht den Fall umso fesselnder.

Es gibt ein Wiedersehen mit Assad, Rose und Carl, wobei Carl hier nicht mehr die Hauptrolle spielt. Assad bleibt seinem Stil treu und sorgt mit seinen legendären Kamelsprüchen für humorvolle Auflockerung inmitten der düsteren Ermittlungen. Rose ist wie gewohnt launisch, eigen und hat ihre Geheimnisse. Neu im Team ist Helena Henry, eine Ermittlerin aus Lyon, die ein dunkles Geheimnis mit sich trägt. Ihr Hintergrund wird nur bruchstückenhaft entfaltet und bringt zusätzlich Spannung ins Geschehen.

Der Schreibstil ist angenehm flüssig und fesselnd. Man merkt zwar, dass neue Stimmen am Werk sind, doch der typische Adler-Olsen-Charme bleibt erhalten. Die detaillierten Beschreibungen lassen die Szenen lebendig werden und man kann es sich gut bildlich vorstellen.

Mein Fazit:
Eine gelungene Fortsetzung und Neuauflage der Reihe, die Altbewährtes mit frischen Impulsen verbindet. Die neuen Autorinnen bringen eigene Nuancen ein, ohne die Seele des Sonderdezernats Q zu verlieren. Ein Muss für Fans des Sonderdezernat Qs und eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 18.10.2025
Nielsen, Karen Inge

Niemand hört dich / Grenzland Bd.1


gut

An der Küste von Nieby findet eine Spaziergängerin am Strand am frühen Morgen eine Leiche eines jungen Mädchens. Es handelt sich um eine vermisste Dänin und somit wird der Ermittler Mads Lindstrøm nach Kiel zu den weiteren Ermittlungen geschickt. Einige Spuren an dem Mädchen deuten darauf hin, dass sie nicht die Erste ist, die dem bestialischen Mörder zum Opfer gefallen ist. Der Mörder agiert auf beiden Seiten der Grenze. Der deutsche Ermittler Thomas Beckmann ist von der Theorie des Serienkillers noch nicht ganz überzeugt. Mads stürzt sich trotzdem in die Ermittlungen und als ein weiteres Mädchen verschwindet, ist er bereit jedes Mittel einzusetzen.

"Niemand hört dich" ist der erste Teil der Grenzland-Trilogie, bei der die Ermittlungen über die deutsch-dänische Grenze gehen.

Die Grundidee, dänische und deutsche Ermittler gemeinsam an einem Fall arbeiten zu lassen, ist vielversprechend. Leider bleibt dieser Aspekt in der Umsetzung etwas auf der Strecke: Während Mads als Hauptfigur klar im Fokus steht und mit seiner hartnäckigen, kantigen Art durchaus Sympathiepunkte sammelt, wirkt sein deutscher Kollege eher blass und bleibt weitgehend im Hintergrund. Hier hätte ich mir mehr Teamarbeit zwischen den beiden Ermittlern gewünscht.

Die Ermittlungsarbeit selbst ist gut dargestellt und immer nachvollziehbar. Allerdings verliert sich die Handlung stellenweise in der Darstellung von Grausamkeiten. Die Autorin hat scheinbar wirklich ein Hang dazu. Die Morde an den Mädchen werden als blutige und teils verstörende Szenen beschrieben. Das ist definitiv nichts für Zartbesaitete. Stellenweise fand ich es auch ein wenig zu übertrieben, weniger wäre hier mehr gewesen.

Das Ende der Handlung konnte mich nicht ganz überzeugen. Der Fall selbst wurde zwar aufgelöst, doch mir fehlte das "Warum". Die Motivation hinter den Taten bleibt vage. Die psychologische Tiefe, die einem Thriller dieser Art zusätzliche Wucht verleihen könnte, bleibt aus und so hinterlässt das Finale eher Ratlosigkeit als Befriedigung. Ich hatte hier mehr das Gefühl, dass das Buch zu Ende gebracht werden musste und die Autorin ihre Grausamkeiten darstellen wollte und als das Geschehen ist, das Buch einfach ohne Tiefe beendet wurde.

Mein Fazit:
Ansich habe ich nichts dagegen wenn ein Thriller blutig & grausam ist, aber dann muss er auch im Vorfeld eine gewisse emotionale Tiefe aufgebaut haben. Es war gut geschrieben, die Ermittlungsarbeit fand ich auch gut, dennoch konnte mich das Buch auf der emotionalen Tiefe leider nicht ganz erreichen. Daher nur eine eingeschränkte Leseempfehlung.

Bewertung vom 03.10.2025
Strobel, Arno

Welcome Home - Du liebst dein neues Zuhause. Hier bist du sicher. Oder?


ausgezeichnet

Ines und Marco Winkler ziehen mit ihrer kleinen Tochter Emilia und Hund James in ihr erstes eigenes Haus auf dem Land in der neuen Wohnsiedlung "Auf Mons". In der Nachbarschaft finden sie recht schnell Anschluss, insbesondere das Ehepaar Mannstein freundet sich mit ihnen an und schließt Emilia sofort ins Herz. Im Haus gehen nachts unheimliche Dinge vor sich. Ines hat das Gefühl beim Schlaf beobachtet zu werden, doch dort ist niemand. Auch andere Nachbarn berichten von ähnlichen Situationen. Kurz darauf glaubt Ines in der Nacht einen Schatten im leerstehenden Nachbarhaus zu sehen. Sie glaubt an eine Täuschung, doch sie hat richtig gesehen. In der Nacht wurde dort jemand ermordet. Panik kommt in der Wohnsiedlung auf. Sind sie dort noch sicher und wen trifft es womöglich als Nächstes?

Die Handlung wird überwiegend aus Marcos Perspektive erzählt, was eine intensive Nähe zur Hauptfigur schafft. Dadurch entwickelt sich Mitgefühl und schwierigen Situationen. Rätselhafte Einschübe unterbrechen die Erzählung hin und wieder und sorgen für zusätzliche Spannung.

Der Thriller ist rasant und temporeich. Man kommt kaum zum Luft holen. Die Kapitel enden mit Cliffhanger und man wird dadurch zum Weiterlesen verleitet. Durch falsche Fährten wird man in die Irre geführt. Die Twists sind überraschend und oft unerwartet, was den Nervenkitzel und den Spannungsbogen konstant hochhält. Blutige Szenen und das subtile Spooky-Flair sorgen für echtes Gänsehautfeeling.

Zum Gänsehautfeeling und dem Nervenkitzel trägt auch die unheimliche Atmosphäre bei. Die Handlung spielt im November und die Dunkelheit, der Nebel und die Kälte wurden perfekt eingefangen und sorgen für eine düstere und unheimliche Atmosphäre. Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft und fesselnd. Eine Karte von der Wohnsiedlung im Bucheinband lässt die Leser:innen einen guten und detaillierten Überblick verschaffen.

Wer gerne miträtselt, wird hier voll auf seine Kosten kommen. Die Hinweise sind geschickt gestreut, doch nie eindeutig, was die Spannung bis zum Schluss aufrechterhält. Strobel spielt mit Wahrnehmung und Vertrauen, lässt seine Leser:innen zweifeln und hinterfragen: Wem kann man trauen? Was ist real?

Mein Fazit:
Nachdem ich seine letzten Psychothriller nicht ganz so überzeugend fand, ist ihm mit "Welcome Home" wieder ein richtig guter Psychothriller gelungen. Ein packender Psychothriller, der mich von Anfang an in Atmen gehalten hat und mich total gefesselt hat. Nervenkitzel und Gänsehautfeeling vom Feinsten machen es zu einem Pageturner. Fans von Psychothrillern müssen das Buch unbedingt lesen.

Bewertung vom 28.09.2025
Skybäck, Frida

Eisenblume / Fredrika Storm Bd.2


sehr gut

Cold Case in alter Klinik
In den Achtzigerjahren verschwanden zwei Patienten spurlos aus der psychatrischen Klinik in Lund. Bei einer Mutprobe finden zwei Jugendliche in dieser Klinik eine stark verweste Leiche in der Wand. Hängt der Fund mit diesem Fall zusammen? Das ungleiche Ermittlerduo Fredrika Storm und Henry Calment übernehmen den Fall und ermitteln in der Vergangenheit der Klinik. Ihre Ermittlungen reißen alte Wunden wieder auf und sie stoßen auf ein Geheimnis, das besser verborgen bleiben sollte. Dann geschieht ein weiterer Todesfall.

"Eisenblume" ist der zweite Teil der Reihe mit dem Ermittlerduo Fredrika Storm und Henry Calment. Der Fall selbst ist unabhängig lesbar, aber wie bei den meisten Reihen auch empfiehlt es sich hier den Vorgängerband ebenfalls zu kennen. Die Geschichte um Fredrika und Henry selbst wird weiterentwickelt bzw. es besteht die Gefahr gespoilert zu werden.

Die Handlung wird aus wechselnden Perspektiven erzählt, die für Abwechslung und Tiefe sorgen. Bei dem Fall handelt es sich um einen Cold Case mit den zwei verschwundenen Patienten. Die Ermittlungsarbeit selbst wirkt stellenweise zäh. Man hat das Gefühl, dass die Ermittlungen nicht voran gehen und nur die Ermittler nur auf der Stelle treten. Dadurch baut sich die Spannung nur langsam auf. Action darf man hier nicht erwarten, was aber für die meisten Cold Cases so üblich ist. Trotzdem wird man für das Durchhalten belohnt, denn in der zweiten Hälfte kommen einige Wendungen, die nochmal frischen Wind einbringen. Die Auflösung kommt überraschend, ist aber dennoch schlüssig.

Fredrika hat durch ihre Vergangenheit so ihre Ecken und Kanten. Sie kommt sympathisch rüber, ist aber auch eine hartnäckige Ermittlerin, die auch das ein oder andere Mal ihre Grenzen überschreitet um an ihr eigenes Ziel zu kommen. Um an ihr Ziel zu kommen kämpft sie sich meist alleine durch, statt auf ihren Ermittlungspartner zu vertrauen.

Der Schreibstil ist angenehm und flüssig zu lesen. Die Umgebungsbeschreibungen sind lebendig und eindringlich. Damit und dem gelungenen Stetting, der verlassenen Klinik, konnte eine düstere und beklemmende Stimmung eingefangen und aufgebaut werden.

Der historische Hintergrund dieser Klinik, dass psychisch kranke Menschen damals für Behandlungsmethoden zu Versuchszwecken missbraucht wurden, wurde gut aufgegriffen und in die Ermittlungsarbeit mit eingearbeitet.

Mein Fazit:
Nicht grade spannungsüberladen, auf der ersten Hälfte wirkte es recht zäh, aber überzeugt dann doch noch in der zweiten Hälfte mit einigen Wendungen. Dafür konnte sich aber die düstere Atmosphäre die meiste Zeit halten. Außerdem fand ich es angenehm und flüssig zu lesen, sodass man dennoch gut durch die Seiten gekommen ist. Man kann es lesen.

Bewertung vom 27.09.2025
Lorentz, Iny

Der Krieger und die Königin


sehr gut

Bei ihrer ersten Begegnung treffen der junge bajuwarische Krieger Garibald und Langobarden-Prinzessin Waltrada noch als Feinde aufeinander. Unwissentlich verhindert er ihre Befreiung aus der Hand der Franken. Sie wurde als Geisel ins Frankenland geschafft und soll gegen ihren Willen mit dem König verheiratet werden. Währenddessen kämpft Garibald in Italien an der Seite der Ostgoten und erlangt dort Ruhm und Ehre. Doch ihm geht die mutige Prinzessin nicht aus dem Kopf und so schmiedet er einen waghalsigen Plan sie zu befreien. Damit ändert er ihr und sein Leben und das von ganz Deutschland zu jener Zeit.

Das Buch zu lesen war eine Herausforderung. Gleich zu Beginn wird man mit einer Vielzahl an Figuren und alten Ortsbezeichnungen konfrontiert, die den Lesefluss hemmen und den Einstieg in die Handlung erschweren. Wer sich nicht intensiv konzentriert. Wenn man sich hier nicht stark konzentriert verliert man sehr schnell den Überblick, wen man wo und wie einordnen muss. Abgesehen davon fand ich den Schreibstil dennoch angenehm lesbar. Die Beschreibungen der Orte und Handlungen sind sehr detailliert und dadurch lebendig gestaltet. Alles wurde auch wieder klasse recherchiert um mit Fiktion zu verweben.

Die Handlung ist stark vom Kriegsgeschehen geprägt. Es wirkt zwar authentisch, aber die emotionale Tiefe der Geschichte will dadurch nicht so recht aufkommen. Kämpfe, Machtspiele und brutale Ermordungen dominieren das Geschehen und lassen die versprochene Liebesgeschichte aus dem Klappentext verblassen. An sich waren die Kämpfe im Ostgotenland durchaus spannend. Allerdings zog es sich an der ein oder anderen Stelle doch etwas in die Länge.

Während der Handlung begleitet man hauptsächlich den jungen bajuwarischen Krieger Garibald. Er sticht als charismatischer und vielschichtiger Charakter hervor. Er macht über die Handlung hinweg eine enorme Entwicklung durch. Die zweite weilbliche Hauptprotagonistin Waltrada hatte wenig Präsenz und bliebt dadurch sehr blass sowie wenig greifbar.

Mein Fazit:
Bevor man das Buch anfängt zu lesen, sollte man nicht den Klappentext lesen. Wenn man den zuvor gelesen hat, wird man von der Handlung selbst enttäuscht. Es wird hier etwas versprochen, was in der Handlung selbst leider nicht richtig umgesetzt worden ist. Die Kämpfe überwiegen, es wird teilweise in die Länge gezogen, aber dennoch spannend zu lesen welche Entwicklungen Deutschland und Europa zur damaligen Zeit durchgemacht haben. Grade durch die vielen Figuren und wechselnden Schauplätzen ist es herausfordernd zu lesen. Daher gebe ich hier nur teilweise eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 14.09.2025
Pauss, Julia

Trust Me / Kodiak Echoes Bd.2


ausgezeichnet

Es war sollte eigentlich nur ein One-Night-Stand sein, doch dann trifft der Anwalt Finn Callahan, der nach Echo Cove gekommen ist um seine Schwester gegen die Wilderei in Alaska zu unterstützen, unverhofft auf die Frau wieder, die ihm in der heißen Nacht den Kopf verdreht hat. Bei der jungen Frau handelt es sich um die unnahbare Keira Hale. Keira ist die Schwester von Ada, die vor 10 Jahren ermordet worden ist und ihr Mörder noch nicht gefasst. Zunächst will Keira nichts von Finn wissen, doch als bei den Arbeiten im Wildtierschutzgebiet neue Hinweise zu Ada auftauchen müssen sie widerwillig zusammenarbeiten. Gemeinsam begeben sie sich auf die Suche nach der Wahrheit und kommen sich dabei gefährlich nahe. Die Lösung scheint zum Greifen nah, doch als sie sich in Sicherheit wiegen, hat er Täter es erneut abgesehen - dieses Mal Keira im Visier.

"Kodiak Echoes - Trust me" ist der zweite Band der Dilogie "Secrets of Alaska". Man sollte den Vorgängerband auf jeden Fall gelesen haben, sonst könnte man gespoilert werden. Außerdem sind Vorkenntnisse definitiv hilfreich, um die Zusammenhänge und emotionalen Entwicklungen vollständig nachvollziehen zu können.

Die Handlung wird aus wechselnden Perspektiven erzählt – Keira, Finn und zwischengeschobene Tagebucheinträge von Ada. Diese Struktur sorgt für Abwechslung, Spannung und ermöglicht einen vielschichtigen Blick auf die Ereignisse. Es wurden geschickt falsche Fährten und Überraschungen eingebaut, sodass die Spannung bis zum Schluss erhalten bleibt. Die Kapitel enden oft mit Cliffhangern, die einen regelrecht zwingen weiterzulesen. Also ein absoluter Pageturner. Der flüssige und lockere Schreibstil dazu tut sein Übriges dazu bei, dass man kaum aufhören kann zu lesen.

Die Kulisse ist der absolute Hammer. Die abgeschiedene Insel in Alaska mit ihrer wilden Natur und dem Kleinstadtflair schafft eine tolle und greifbare Atmosphäre. Man spürt die salzige Luft und kann sich die Orte sehr bildhaft vorstellen.

In diesem Band spielten Keira und Finn die Hauptrollen. Archer und Brynn aus dem ersten Band hatten dieses Mal die Nebenrolle. Die Protagonisten waren sehr lebendig gezeichnet und wirkten durchweg authentisch: verletzlich, widersprüchlich, humorvoll. Besonders die Interaktionen zwischen den Protagonisten sind lebendig und glaubwürdig.

Mein Fazit:
Es ist ein absolutes Lesehighlight. Auch der zweite Band hat mich sofort gepackt und in seinen Bann gezogen. Es ist so lebendig geschrieben, dass man sofort mitgerissen wird und in die Kleinstadt und in die Natur der Insel abtauchen kann. Es hatte auf mich absolute Sogwirkung und war für mich ein Pagerturner vom Feinsten. Ein toller Mix aus Romance und Thriller, der absolut begeistert. Den Roman kann ich nur empfehlen zu lesen.

Bewertung vom 13.09.2025
Kuhl, Nikolas;Sandrock, Stefan

Bittere Nacht / LKA Hamburg Bd.2


gut

Eine Stand-Up-Paddlerin stößt an einem Januarmorgen auf eine Leiche im Alsterkanal. Nach der spektakulären Auflösung ihres ersten Falls sind die beiden Kommissare Juha und Lux zur Mordkommission vom LKA Hamburg gewechselt. Die beiden übernehmen den Fall, doch es soll nicht nur bei dem einen Toten bleiben. Sie müssen live auf dem Handy des Toten mit ansehen, wie ein weiterer Mann, sein Geschäftspartner, gefesselt in einer Sauna um sein Leben kämpft. Die Spuren führen zu einem Freundeskreis, die sich bereits aus Studententagen kennen und erfolgreich im Leben geworden sind. Schnell wird klar, dass der Täter unter den Verbliebenen zu finden ist, doch alle Verbliebenen hüllen sich in Schweigen. Sie müssen tiefer graben und schnell wird der Fall für Lux auch überraschend persönlich und die Freundschaft zu Juha auf die Probe gestellt.

"Bittere Nacht" ist der zweite Teil der Serie mit den Ermittlern Juha Korhonen und Lucas «Lux» Adisa. Der Fall ist in sich abgeschlossen und so kann man diesen Teil auch ohne Vorkenntnisse lesen. Die nötigen Eckinformationen zu den beiden Ermittlern werden anfangs nochmal aufgegriffen.

Dieses Mal spielt die Handlung in ein winterlich-kühlem Hamburg. Die frostige Stimmung wurde atmosphärisch gut eingefangen, doch die Schauplätze selbst blieben mir zu blass. Dafür fehlten die bildhaften Beschreibungen, sodass die Stadt eher als Kulisse diente, aber nicht die nötige Tiefe bekommen hat.

Die Erzählstruktur mit wechselnden Perspektiven bringt Abwechslung und zum Teil Spannung, doch die Handlung selbst verliert sich stellenweise in privaten Erzählungen der Ermittler. Es ist nicht unbedingt schlecht, denn dadurch erfährt man viel Persönliches von den beiden Ermittlern. Dadurch werden Juha und Lux menschlich und nahbar. Ihre Freundschaft und persönlichen Konflikte verleihen der Handlung emotionale Tiefe. Allerdings drängen diese Momente den eigentlichen Fall zu oft in den Hintergrund, sodass die Spannung nicht recht aufkommen will. Der Krimi plätschert vor sich hin, ohne den erhofften Nervenkitzel zu erzeugen.

Die Auflösung bietet einige solide Twists, die jedoch nicht völlig überraschend wirken. Vieles deutet sich früh an. Einige Passagen wirken konstruiert, als hätte man zu sehr versucht, Komplexität zu erzeugen. Falsche Fährten und lose Enden sind vorhanden, aber nicht überzeugend ausgeführt. Als kam so vor als wenn eine gute Idee dahinter steckte, sie aber doch nicht wirklich ausgeführt werden konnte.

Mein Fazit:
Der Krimi bietet Ansätze, die neugierig machen, aber nicht genug, um uneingeschränkt zu begeistern. Wer Wert auf ein menschliches Ermittlerduo legt und mit einem eher gemächlichen Spannungsbogen leben kann, findet hier dennoch Lesestoff mit Potenzial. Ob ich die Reihe noch weiterverfolgen werde, weiß ich noch nicht so recht.