Jaja, late to the party, I know! Ich habe es erst jetzt gelesen – Jahre nach dem großen Hype. Gefühlt hatte jeder in meinem Freundeskreis schon begeistert von diesem Buch erzählt, und ich war der Letzte, der sich endlich ein Exemplar besorgt hat. Aber was soll ich sagen: Besser spät als nie. Schon nach den ersten Kapiteln war ich gefesselt. Und ja, ich hätte es viel früher lesen sollen.
Enders schreibt wissenschaftlich fundiert und zugleich mit so viel Witz, dass ich mich oft dabei ertappt hab, wie ich beim Lesen grinste. Anatomie, Mikrobiom, Verdauungsprozesse – alles klingt plötzlich nicht mehr nach Biounterricht, sondern nach einer spannenden Entdeckungsreise durch den eigenen Körper. Besonders die vielen kleinen Alltagstipps fand ich genial: von Essgewohnheiten über den Umgang mit Stress bis zu simplen Dingen wie der idealen Sitzhaltung auf der Toilette.
Ich habe gleich einiges ausprobiert, von mehr Ballaststoffen bis zu bewussteren Esspausen – und jaaa, ich bilde mir ein, dass mein Bauch tatsächlich zufriedener ist. :D Darm mit Charme ist für mich kein Diätbuch, sondern ein Augenöffner: unterhaltsam, klug und sofort praktisch nutzbar. Ich bin spät dran, aber begeistert dabei... und mein Verdauungstrakt offenbar auch.
Ich habe "Hannibal. Der Roman Karthagos" von Gisbert Haefs jetzt wieder zur Hand genommen und staune, wie frisch sich dieses Buch liest, obwohl es schon 1988 erschienen ist. In einer Zeit, in der historische Romane gern in Serienform gegossen werden, wirkt Haefs’ Werk fast wie ein stiller Klassiker: souverän erzählt, gründlich recherchiert, ohne jeden modischen Zierrat.
Mich begeistert vor allem, wie er Karthago lebendig macht. Statt der üblichen römischen Sicht zeigt Haefs eine ganze, nicht oft beleuchtete Zivilisation Nordafrikas mit ihren Widersprüchen, politischen Ränken und Alltagsgeräuschen. Hannibal selbst ist kein bloßes Schlachtenidol, sondern ein vielschichtiger Mensch, zerrissen zwischen Pflicht, Macht und persönlicher Sehnsucht. Ich sah beim Lesen den Staub der Alpenpässe aufsteigen, roch den salzigen Wind über dem Mittelmeer und spürte den Druck der Entscheidungen, die Geschichte schrieben.
Dass dieses Buch oft übersehen wird, finde ich fast unverständlich. Dieser Hannibal ist reif genug, um als moderner Klassiker des historischen Romans zu gelten – ein Werk, das man auch Jahrzehnte nach Erscheinen noch mit Vergnügen und Erkenntnis liest. Für mich ein Meisterstück, das viel mehr Aufmerksamkeit verdient, als es bislang bekommt.
Ja, Robert Langdon trägt immer noch seinen unverwüstlichen Tweed, als hätte er nie Pause gemacht. Und natürlich kennt man das Brown’sche Rezept: uralte Symbole, verschlüsselte Hinweise, eine Frau in Not und eine Verschwörung, die wahlweise Vatikan, Quantenphysik oder beide erschüttert. Doch hier serviert er das Ganze mit einem frischen Schuss Metaphysik. Zwischen den Verfolgungsjagden blitzen Fragen auf, die selbst einen abgeklärten Geisteswissenschaftler ins Grübeln bringen könnten: Was ist Geist? Wo endet Materie? Und warum weiß Langdon immer, wo die nächste U-Bahn-Tür aufgeht?
Der Plot rennt atemlos durch Prag, London und New York, aber Brown würzt das Tempo mit einer geradezu respektlosen Lust am großen Gedankenexperiment. Ich habe mich köstlich amüsiert und zugleich ertappt, wie ich heimlich über Noetik nachdachte. Ein intelligenter, augenzwinkernder Pageturner – perfekt für alle, die gern mit Hochgeschwindigkeit durchs Denken stolpern.
Sobald man Kinder in einem gewissen Alter hat, muss man ihnen die Welt erklären. Auch, um sie zu schützen. Ihr Medienkonsum macht sie verwundbar. Also gilt es, sie zu wappnen, und dabei hilft ein grandioses Buch wie dieses. In "Angriff der Killerunterhosen" wird auf unterhaltsame Weise das komplexe Thema Fake News und Verschwörungstheorien für Kinder ab 8 aufbereitet. Auf bunten, humorvollen Comicseiten erklärt das Buch, was Fake News sind, wie sie entstehen und wieso sie gefährlich sein können. Dabei werden die Inhalte so aufbereitet, dass selbst jüngere Leser*innen schnell verstehen, worum es geht, ohne dass das Thema verharmlost wird.
Die cleveren und oft übertriebenen Beispiele laden zum Schmunzeln ein und regen gleichzeitig zum Nachdenken an. Es wird zudem erklärt, wie man echte von falschen Informationen unterscheidet und welche Methoden zur Faktenüberprüfung helfen können. Ein Pluspunkt ist, dass Menschen, die auf Fake News reinfallen, nicht verurteilt sondern neutral dargestellt werden, was den Umgang mit so Themen im familiären oder schulischen Umfeld erleichtert. Ein tolles Tool für Entlarvungen in der digitalen Welt.
DER TEEZAUBERER erzählt von Jakob, einem Teehändler mit der Gabe, seine Zuhörer mit Worten in ferne Welten zu entführen. Aber er fühlt sich unzufrieden und sucht nach Erfüllung. Es muss doch noch mehr im Leben geben, als das? Auf einer Reise nach Hamburg begegnet er einer Frau, verliert sich aber zunehmend in seiner Fantasie, vernachlässigt seine Familie und erkennt erst am Ende, dass das Glück, das er suchte, immer bei ihm war. Ewald Arenz' einfühlsamer Stil entführt den Leser in die Welt von Tee und Literatur, mit interessanten Fakten über Tee. Die Charaktere sind lebendig, auch wenn Jakob gelegentlich unsympathisch wirkt. Die Geschichte würdigt die Kraft der Fantasie, warnt aber vor deren Abhängigkeit.
Stilistisch gefällt mir das Buch gut, Ewald Arenz spielt gekonnt auf der sprachlichen und auch emotionalen Tastatur. Was mich nicht so angesprochen hat war einfach die Haltung bzw. Aussage des ganzen. Das ganze Buch durchweht etwas sehr konservatives, sehr deutsches. Allein schon die Ausgangssituation mit dem unerfüllten weißen Mann mit Fernweh - das ist so ein kartoffeliges Mittelstands Typen Midlifecrisis-Ding und irgendwie kommt das Buch aus einer gewissen jammerigen Grundhaltung nie richtig heraus. Vielleicht war ich aber auch einfach nicht die Zielgruppe. Für die geschliffene Sprache gibt's trotzdem noch ein GUT.
Historischer Krimi, der im Wien des Jahres 1908 spielt. Die Handlung dreht sich um einen grausamen Mordfall, der die Polizeiagenten Pospischil und Frisch in die Welt der Kunst und des Kaiserhauses führt. Im Schlosspark des Belvedere, wo der Thronfolger Franz residiert, wird eine zerstückelte Leiche ohne Kopf gefunden. Die Ermittler stehen vor einem Rätsel: Wer ist der Tote? Wer ist der Mörder? Und was hat das berühmte Gemälde DER KUSS von Gustav Klimt damit zu tun, das in der Galerie des Schlosses ausgestellt werden soll? Die Spur führt zu den Bediensteten der Galerie, die mehr wissen, als sie zugeben. Aber auch im Kaiserhaus gibt es dunkle Geheimnisse, Intrigen und Verrat.
Hach ja, die gute alte Zeit, als noch alle Männer Anzüge und Hüte trugen und man im Kaffeehaus noch rauchen durfte! :) DER KUSS DES KAISERS lässt das Wien der Jahrhundertwende lebendig werden. Charlotte Neumeyer verwebt geschickt historische Fakten mit fiktiven Elementen und schafft eine atmosphärische Kulisse für morbide Vorgänge. Die Charaktere sind glaubhaft, der Schreibstil flüssig und von einem gewissen Humor geprägt. Hat mich alles in allem positiv überrascht. Ein schönes Buch für verregnete Herbstnachmittage, zu dem am besten ein großes Haferl Melange und a Stück Sachertorten passt.
Das bunte Cover des Romans und das exotische Setting haben mich angesprochen, ich mag tropische Szenarien. Das Buch erzählt die Geschichte von Sión, einem Mädchen, das in Brasilien auf einer wunderschönen Insel lebt. Ihre Eltern haben sich dort kennengelernt - ihr Vater als Schiffbrüchiger und ihre Mutter als Heilerin. Nach dem tragischen Verlust ihrer Mutter und der Veränderung in ihrem Leben, als sie mit ihrem Vater nach Paris zieht, entdeckt sie eine neue Welt voller Kunst und Kultur. Dort lernt sie Julian, einen Bauchredner, kennen, der sie in die Kunst des Puppenspiels einführt. Sie wird eine berühmte Künstlerin und verliebt sich in Julian, obwohl er bereits verheiratet ist.
DAS MÄDCHEN, DAS NACH DEN STERNEN GREIFT ist eine bunte, romantische und sehr gefühlvolle Geschichte, bei der mir jedoch eine klare erzählerische Linie mit einem definierten Ziel fehlt. Worauf läuft das alles hinaus und was soll das alles, so schön es auch sein mag? Das Schicksal spült Sión eben in die Welt, und obwohl sie tapfer und klug ist, reagiert sie eigentlich nur. Auf emotionaler Ebene passt alles, und der Aspekt sich in andere Welten zu träumen wird gut bedient, aber besonders spannend ist das Buch nicht. Aber vielleicht waren meine Erwartungen da auch zu hoch.
DER DUFT VON SCHOKOLADE von Ewald Arenz entführt uns in das Wien und Berlin des 19. Jahrhunderts. In dieser Geschichte steht August Liebeskind im Mittelpunkt, ein ehemaliger Leutnant der k.u.k. Armee, der über eine außergewöhnliche Gabe verfügt: Er kann Düfte auf eine sehr intensive Art und Weise wahrnehmen und durch sie die Geschichten und Gefühle der Menschen erfassen. Sein Herz verfängt sich in Elena, einer faszinierenden Frau, die er mit seinen selbst kreierten Schokoladenkreationen zu verführen versucht. Ihre Beziehung ist jedoch geprägt von Höhen und Tiefen. In dem Moment, in dem er glaubt, sie bei einem verheerenden Theaterbrand verloren zu haben, zieht er sich in die Welt der Zuckerkunst zurück. Hier gelingt es ihm, den Duft ihrer gemeinsamen Nacht in eine einzige Praline einzuschließen. Diese Praline wird sein Markenzeichen und führt ihn schließlich nach Berlin, wo er seine Leidenschaft für Schokolade weiter ausbaut. Dennoch kann er Elena nicht aus seinem Herzen verbannen und hegt die Hoffnung, sie eines Tages wiederzusehen.
Eine wunderbare, flockig-cremig geschriebene Liebesgeschichte mit gut getroffenem Zeitkolorit. Interessant dabei auch, dass die Fähigkeit des Helden gar nicht so weit hergeholt ist, es gibt wohl tatsächlich Menschen mit stark ausgeprägtem Geruchssinn. Es wirkt auf jedenfall alles glaubhaft. Ja, das ist alles ein bisschen kitschig, zugegeben, und irgendwie auch nicht wahnsinnig spannend. Aber das Buch ist ja auch kein Thriller und ein bisschen sinnlicher Eskapismus gehört zu so einer Story dazu. Insofern macht DER DUFT VON SCHOKOLADE genau das, was er machen soll: Bestens unterhalten. Gute Winterlektüre.
Ein Buch, das das Leben einer indischen Frau namens Bhanu in Tansania und später in England einfängt, wo sie sich auf eine arrangierte Ehe einlässt. Als indischstämmige Leserin finde ich mich in Bhanu und ihrer Reise wieder, und die Verbindung zu ihr macht den Roman für mich persönlich noch faszinierender.
Bhanu nimmt sich Zeit, um über ihre Identität, Träume und Sehnsüchte nachzudenken, die sie oft in den Hintergrund rücken musste. Der Roman ist sprachlich nuanciert und packt weniger über einen komplexen Plot als vielmehr durch die Emotionalität der Figuren und ihrer Beziehungen. Es gibt eine Reihe interessanter männlicher und weiblicher Nebenfiguren, die in Erinnerung bleiben.
Dieses Buch erzählt die bewegende Geschichte einer Frau, die sich selbst neu entdeckt und ihren Platz in der Welt sucht. Das ist, als würde man in das kaleidoskopische Herz und den Geist einer indischen Frau eintauchen. Ich bin gottlob ganz anders aufgewachsen als die Heldin. Viel freier. Aber ich verstehe sie in jedem Moment. Diese inspirierende Reise erinnert uns daran, wie unsere eigenen Geschichten uns formen und wie wichtig es ist, unsere Träume und Leidenschaften zu leben, auch wenn uns Hindernisse im Weg stehen. Viele farbenfrohe Fäden, die ein beeindruckendes Muster ergeben: Berührend.
Das Buch DAS MÄDCHEN VON AGUNT spielt 150 n. Chr. in Osttirol. Die Geschichte dreht sich um eine junge keltische Sklavin, die in die Machtkämpfe zwischen zwei römischen Familien verwickelt wird. Der Roman bietet eine Story, die in der Zeit des römischen Reiches spielt. Allerdings wird das Potenzial dieser Geschichte nicht vollständig ausgeschöpft. Die Handlung ist vorhersehbar, die Charaktere wirken flach, und es gibt Ungenauigkeiten in den historischen Details. Klischees und Wiederholungen beeinträchtigen den Lesefluss. Die Hauptfigur, Cincia, wird als zu idealisiert dargestellt, was die Identifikation mit ihr erschwert. Die typische Mary Sue, die jeder mag, außer den Bösen. Auch die Nebenfiguren sind recht stereotyp und ohne richtiges Leben.
Obwohl das Buch einen flüssigen Schreibstil bietet, kann es die genannten Schwächen nicht überdecken. Es neigt eher zu einem trivialen Liebesroman als zu einem tiefgründigen historischen Roman. Ähnlich wie die WANDERHURE-Bücher desselben Autorenduos, die ich, sorry, teilweise nach der Hälfte abgebrochen habe. Jetzt weiß ich wieder warum. Leser, die weniger anspruchsvolle Unterhaltung suchen, könnten Gefallen daran finden. Es gibt aber empfehlenswertere historische Romane zu dieser Epoche, wie von Simon Scarrow oder Ben Kane.
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