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TochterAlice
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Köln

Bewertungen

Insgesamt 1427 Bewertungen
Bewertung vom 09.05.2025
Der dunkle Sommer
Buck, Vera

Der dunkle Sommer


ausgezeichnet

Für alle, die mehr wollen - nämlich mehr als atemberaubende Spannung, der kann aus meiner Sicht mit dem neuen Werk von Vera Buck nichts falsch machen. Denn neben vielen Geheimnissen und Verflechtungen, die von der Autorin wie immer geschickt aufgebracht werden, geht es hier um historische Entwicklungen auf der italienischen Insel Sardinien, die gar nicht so lange her sind , sie reichen nämlich - zumindest in diesem Buch - bis in die 1980er Jahre.

Die Halbitalienerin Tilda findet nach dem Tod ihres Vaters einen Artikel in seinen Unterlagen, der sie nicht loslässt. Dort geht es um ein längst verlassenes Dorf auf der genannten Insel, in dem die dort stehenden Häuser für einen symbolischen Wert von einem Euro verkauft werden mit der Auflage, diese zu restaurieren und wieder bewohnbar zu machen. Kein Problem für die Architektin Tilda, die sich nur wundert, wie ihr Vater, der doch aus der Toskana stammt, auf Sizilien kommt,

Sie selbst ist nach einem zerstörenden Erlebnis mehr als bereit, ihr Leben zu ändern und nimmt diese Herausforderung nur zu gerne an. Allerdings zeigt sich bald, dass hier einiges nicht mit rechten Dingen zugeht. Was also ist in diesem Dorf tatsächlich geschehen, bevor es 1982 zu einem Geisterdorf wurde.

Dieses Wek ist nicht nur ein Thriller, sondern auch - oder mehr noch - eine dramatische Familiengeschichte, die mir vor allem deswegen so gefallen hat, weil vieles darin auf wahren Begebenheiten beruht - wie immer erstklassig von Vera Buck recherchiert und umgesetzt!

Bewertung vom 27.04.2025
Cleopatra und Frankenstein
Mellors, Coco

Cleopatra und Frankenstein


sehr gut

Eine Amour Fou und deren Entwicklung wird hier auf ungewöhnliche Weise beschrieben: die Autorin konnte mich nicht durchgehend für sich und ihre Protagonist*innen gewinnen, bekam aber immer und immer wieder die Kurve - bis ganz zum Schluss! Interessant ist, ist dass die einzige Ich-Erzählerin weder Cleopatra noch Frankenstein ist und auch erst ab etwa der Mitte des Buches auftaucht.

Der Autorin gelingt es, eine ganze Reihe unterschiedlicher Charaktere einzufangen und mit- oder auch gegeneinander (am häufigsten aber ist beides der Fall) agieren zu lassen.

Wie so oft, war für mich zu viel Sex in dem Buch, wenngleich ich die ehrliche und immer wieder flapsige Art der Beschreibung doch einigermaßen genießen konnte. Dennoch - es kam mir vor, als ob New Yorker an nichts anderes denken! Mir haben die "Blue Sisters" eine ganze Ecke besser gefallen, aber auch dieser Roman ist definitiv die Lektüre wert!

Bewertung vom 27.04.2025
In den letzten Stunden der Dunkelheit
Klisa, Peter

In den letzten Stunden der Dunkelheit


weniger gut

Eigentlich ein spannendes Thema

Es geht nämlich um die Aktivitäten der unterschiedlichen Kriegsteilnehmer im umkämpften Berlin der letzten Kriegstage. Längst geht es nicht mehr nur um Sieg und Niederlage, denn nun steht das Ergebnis - das Berlin zu einem großen Teil in die Hände der Russen fällt - bereits fest und die Alliierten kümmern sich jeweils nur noch um die Wahrung der eigenen Interessen.

Wir stehen hier auf Seiten der Amerikaner, die einen führenden Atomwissenschaftler aus Berlin entführen möchten, bevor die Russen ihn sich schnappen. Denn es ist bekannt, dass auch in Deutschland schon so einige Pläne recht weit gediehen waren in Kriegszeiten.

Dafür haben sie ihrerseits den amerikanischen Physiker Frederic Carvis, inzwischen als Übersetzer bei der Armee tätig, entführt, der vor dem Krieg bei dem Wissenschaftler Paul Bergmann, dem Objekt amerikanischer Begierde, studierte. Er soll gewährleisten, dass der Professor mitkommt...

Das alles hat eine mehr oder weniger interessante, aber nicht sonderlich tiefgehende Vorgeschichte aus dem Jahr 1937, bei der leider nicht alle Erzählstränge zu Ende geführt werden. Insgesamt mündet das alles in einem fürchterlichen Wirrwarr mit einem sowohl absehbaren als auch recht reizlosen Ende.

Auch wenn hier eine Menge Wissen recherchiert und gebündelt wurde, konnte mich dieser Thriller leider gar nicht begeistern!

Bewertung vom 26.04.2025
Du bist viel mehr als deine Gefühle
Mik, Jeannine

Du bist viel mehr als deine Gefühle


gut

Sehr viele Informationen und Übungen enthält dieses Buch, dazu viele Fachbegriffe, von denen ich so manchen, obwohl in dem Thema seit Jahren beheimatet, noch nicht kenne. Bei einigen wenigen hat sich mir sogar die Frage gestellt, ob diese nicht von der Autorin selbst, einer Kommunikationstrainerin, selbst erfunden wurden. Aber wie auch immer, um richtig gut mit dem Buch arbeiten zu können - arbeiten an sich selbst, versteht sich - wäre ein Anhang mit Glossar notwendig. Einem Glossar, in dem jeder einzelne dieser Begriffe genau dargelegt und erläutert wird.

Es gibt auch jede Menge Übungen, mit denen man dem Problem überbordender Gefühle entgegenwirken soll - vor allem in dem Moment, in dem dies dem jeweilen Leser widerfährt. Viele sind hilfreich, wenn auch deutlich zu abgehoben beschrieben, wie ich finde. Daher fällt es mir schwer, Zugang dazu zu gewinnen, auch wenn ich die Erkenntnisse der Autorin durchaus zu würdigen vermag.

Bewertung vom 25.04.2025
Maikäferjahre
Höflich, Sarah

Maikäferjahre


ausgezeichnet

Anni und Tristan, Zwillinge aus einer Dresdner Musikerfamilie, werden im Krieg auseinandergerissen - sie bleibt bei den Eltern und überlebt die Bombennacht von Dresden, ist danach mit ihrer kleinen Tochter, deren Vater an der Ostfront "gestrandet" ist, auf sich allein gestellt. Aber nicht ganz: Adam, ein jüdischer Ausnahmegeiger, den ihr Vater vor dem KZ bewahrt hat, ist an ihrer Seite - zusammen machen sie sich auf eine zunächst ziellose Reise durch das noch im Krieg befindliche Deutschland.

Tristan war Kampfpilot und ist in Gefangenschaft der britischen Armee geraten, wird dort allseits angefeindet - außer von der Krankenschwester Rosalie, die in ihm etwas ganz anderes sieht.

Ein Roman um Übergänge - vom Krieg in den Frieden, der alles andere als friedlich ist, vom privilegierten städtischen Leben ins Tiroler Dorfleben, um das als unmöglich scheinende (Ein)Leben in England.

Ich habe das Buch nicht aus der Hand legen können, so haben mich Anni und Tristan bewegt! Als die letzte Seite ausgelesen war, war ich richtig traurig. Eine sehr gefühlvolle Geschichte, dennoch keine Schmonzette, da Autorin Sarah Höflich an keiner Stelle den historischen Kontext außer Acht lässt. Außerdem geht es nicht nur um Liebe, sondern mehr noch um Vergebung, um den so notwendigen Blick in die Zukunft.

Gleichwohl gab es einige Kleinigkeiten, die mich störten und die möglicherweise vor allem dem Lektorat zuzuschreiben sind - Wiederholungen vor allem - auf ihrer Flucht übergibt sich Anni gefühlt auf jeder zweiten Seite. So hätte sie es nie von Dresden nach Tirol schaffen können!

Insgesamt jedoch ein Roman, den ich von Herzen weiterempfehle!

Bewertung vom 22.04.2025
Der Duft des Wals
Ruban, Paul

Der Duft des Wals


gut

Dieser am Strand eines Ferienortes, gleich neben einem Luxushotel gestrandete Wal schwimmt nicht mehr. Nein, er stinkt, weil er dabei ist, zu verwesen - in diesem Wal ist nicht mehr der Hauch von Leben.

Was das mit den Menschen dort, den Touristen und auch denen, die dort arbeiten, macht, davon erzählt dieser Roman und zwar aus der persönlichen Sicht der jeweiligen Charaktere.

Das klingt spannend, habe ich mir gedacht und mich an die Lektüre gewagt in der Hoffnung, nein, eigentlich sogar der Überzeugung, dass das ein richtig ungewöhnlicher, besonderer und unterhaltsamer Roman sein wird. Ist es jedoch leider nicht, jedenfalls nicht in meinen Augen. Er ist nicht einmal schlecht geschrieben, die Inhalte erreichen mich ganz einfach nicht. Was witzig sein soll, ist einfach nur belanglos. Leider kein Buch, das ich weiter empfehlen kann!

Bewertung vom 14.04.2025
Die Erbin
Winter, Claire

Die Erbin


ausgezeichnet

Köln/Bonn 1957: Der Nationalsozialismus hat das ehemalige Deutsche Reich, jetzt die Bundesrepublik Deutschland, von unten nach oben gekehrt. Wer sich mit Handwerk oder Handel über Wasser halten konnte, wurde ausgebombt und ist oft genug ganz und gar verarmt. Die Flüchtlinge aus dem Osten haben sowieso nichts, egal was sie früher einmal waren und Juden gibt es nicht mehr. Nur viele Reiche sind immer reicher geworden und ihre Seilschaften aus der Nazizeit funktionieren immer noch. Nur aufpassen müssen sie, dass nichts davon auffliegt und ihr schönes System offenlegt!

Familie Liefenstein ist gehört schon lange dazu zu den Reichen und daran hat weder Anfang noch Ende des Nationalsozialismus etwas geändert. Sie haben einfach den Wohnsitz gewechselt und sind aus Berlin ins Rheinland gezogen, wo sie ebenfalls eine Niederlassung besitzen.

Cosima, deren Vater verstorben ist, hat eine starke soziale Ader und möchte für die Frauen, die nun allein ihre Kinder durchbringen müssen, eine Stiftung einrichten. Das findet auch ihr Onkel Theodor, seit einigen Jahren das Familienoberhaupt, ganz toll - nur müssen bestimmte Grenzen unbedingt gewahrt werden.

Zudem passieren einige geheimnisvolle Dinge, denen Cosima auf den Grund gehen möchte. Dabei lernt sie neue Menschen kennen, die anfänglich kaum einzuschätzen sind. Die Leser*innen sind ihr immer einen Schritt voraus, da ein Teil der Handlung in der Vergangenheit liegt und wir dadurch miterleben, was ihr zunächst verborgen bleibt. Ein spannendes und sehr gut recherchiertes Buch, das ich jedem empfehle, der Freude an zeithistorischen Romanen hat!

Bewertung vom 12.04.2025
Der Gott des Waldes
Moore, Liz

Der Gott des Waldes


sehr gut

Bear und Barbara waren Geschwister, ohne sich je gekannt zu haben. Denn Bear verschwand bereits vor Barbaras Geburt. Umso verstörender ist es für die Eltern, beziehungsweise für die Mutter - der Vater ist ein seltsam emotionsloser Mann - dass die Tochter Jahre später dasselbe Schicksal ereilt.

Die Van Laars sind quasi eine Legende - sie sind im Besitz von haufenweise Geld und von einem Areal, auf dem sie ein Sommercamp für Jugendliche eingerichtet haben, das überaus straff organisiert ist. Natürlich wird es nicht von ihnen selbst geführt - nein, dafür gibt es Personal. Wie eigentlich für alles. Diverse Szenarien scheinen möglich, den Lesern offenbaren sich allmählich Abgründe, die unauflösbar erscheinen.

Das Universum der Van Laars und ihrer Umgebung ist mit wenigen Ausnahmen eine absolute Männergesellschaft. Frauen haben hier nichts oder nur wenig zu melden - außer, sie agieren quasi unter dem Radar.

Ein eindringlich geschriebener Roman, in dem die Stimmung sich von Seite zu Seite ändern kann, die Autorin versteht es meisterlich, unterschiedliche Atmosphären zu generieren und diese abrupt wieder aufzuheben.

Das Buch habe ich bis zum Ende mit großer Faszination gelesen, allerdings empfand ich die Auswahl des Personals, das im Detail eine kleinere oder größere Rolle spielte, als deutlich zu breit aufgestellt: ständig wurden neue Charaktere mehr oder weniger detailliert eingeführt, deren Namen, Funktionen und Eigenschaften man sich merken musste. Bei einem so großen Aufgebot wäre ein dem Roman vorangestelltes Personalverzeichnis überaus hilfreich gewesen.

Bewertung vom 10.04.2025
Höllische Küste / Liv Lammers Bd.9
Weiß, Sabine

Höllische Küste / Liv Lammers Bd.9


ausgezeichnet

Aus der Luft gegriffen ist der aktuelle Mordfall, in dem Liv Lammers und ihre Kollegen ermitteln müssen, nicht gerade, aber er fällt sozusagen aus der Luft: Es ist ein Fallschirmsprung im Tandem, bei dem Jaline Amundsen, Hochzeitsplanerin auf Sylt, ums Leben kommt. Dabei war sie gerade am Ziel ihrer Wünsche - nämlich dem Sprung zusammen mit dem von ihr sehr bewunderten Trainer gekommen - und dann so ein Ende! Wie sich schnell herausstellt, ist es kein Unfall, denn die Ausrüstung war manipuliert worden.

Und es gibt eine ganze Reihe von Verdächtigen - von den eifersüchtigen Partnern bis hin zu Geschäftspartnern ist alles möglich. Zudem ist nicht klar, ob der Anschlag der jungen Jaline oder dem Trainer gegolten hat - Gründe gäbe es für beide.

Ein ganzes Defilée an möglichen Tätern muss von Liv und ihrem Team "abgegrast" werden, zudem gerät sie diesmal unfreiwillig zwischen Fronten, da zwei ihrer Sylter Kollegen um eine bald frei werdende Führungsposition konkurrieren.

Wie immer geht es auch um Livs Beziehung zum Gerichtsmediziner Sebastian Gerlich. Allerdings geht es diesmal eher um die Frage, ob und wann geheiratet werden soll. So steht wieder einmal auch Privatleben der Ermittlerin im Fokus der Handlung, das Autorin Sabine Weiss so geschickt mit der Krimihandlung verwoben hat, dass wie bei einem Puzzle alles genau zusammenpasst. Zudem wimmelt es diesmal sozusagen vor Verdächtigen - es gibt so viele, dass ich mir wieder einmal bei der Lektüre dieser Krimireihe ein Personenverzeichnis gewünscht habe!

Auch dieser nunmehr neunte ist ein spannender Fall, dessen Auflösung ich leider als ein wenig vorhersehbar empfand. Dennoch lohnt sich die Lektüre! Ob Sie jetzt hier oder mit einem anderen Band starten, ich könnte mir vorstellen, dass sie wie ich diese Reihe, bei der sich die Protagonistin dank zahlreicher Alleinstellungsmerkmale von der Masse abhebt, lieben werden. Auf den nächsten Fall freue ich mich jedenfalls schon jetzt!

Bewertung vom 04.04.2025
Der Tote in der Crown Row / Sir Gabriel Ward ermittelt Bd.1
Smith, Sally

Der Tote in der Crown Row / Sir Gabriel Ward ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Ich habe in meinem - zugegebenermaßen doch schon ziemlich langen Leben - zahlreiche gute britische Krimis gelesen, die in den unterschiedlichsten zeitlichen Epochen und an vielfältigen Schauplätzen angesiedelt waren. Aber noch nie einen, der maßgeblich im Temple-Bezirk spielt, im Zentrum der juristischen Macht des Vereinigten Königreichs. Das Anfang des 20. Jahrhunderts, der Epoche, in der dieser Fall angesiedelt ist, ausschließlich von Männern besetzt und selbstverständlich auch domininiert wurde. Frauen kamen nur in untergeordneten Positionen (bspw. Reinigungspersonal) oder als schmückendes Beiwerk (Ehefrauen und /oder Geliebte, Gespielinnen) vor.

Umso mehr freut mich, dass dieser wunderbare Krimi/Roman (man kann das Buch aus meiner Sicht beiden Genres zuordnen) von einer Frau, nämlich Sally Smith, verfasst wurde, die in der heutigen Zeit (in der gerade in UK die Emanzipation auch nicht so wahnsinnig weit gediehen ist) lebt und beruflich sozusagen als neuzeitliche Kollegin des hier im Auftrag seines Vorgesetzten ermittelnden Sir Gabriel Ward diesen ihren Romanhelden mit überraschend moderner (aber nicht überzogener) Einstellung Frauen gegenüber ausgestattet hat! Das Buch wurde - so finde ich - mithilfe eines riesigen Wissenspotentials, dem zweifellos sorgfältige Recherchen zugrunde liegen, verfasst und ist neben diesem von Spannung, aber vor allem von einer feinen Ironie geprägt, die jede Seite durchdringt. Einfach herrlich, diese Ermittlungen von Sir Gabriel. Ebenso wie die ganzen Animositäten, die zu dieser Zeit den Temple-Bezirk prägten! Die Handlung ist ausgeprochen originell, aber niemals unlogisch und mit einer ordentlichen Portion Warmherzigkeit an passender Stelle versehen. Ich empfehle dieses Buch von ganzem Herzen weiter!