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Bellis-Perennis
Wohnort: 
Wien

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Insgesamt 1012 Bewertungen
Bewertung vom 09.05.2025
Zeit der Hoffnung / Die Trümmerschule Bd.1 (eBook, ePUB)
Maly, Beate

Zeit der Hoffnung / Die Trümmerschule Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Dieser historische Roman, der 1946 im zerstörten Wien spielt, ist der erste Teil eine Dilogie, die aufzeigt, dass es den vertriebenen Jüdinnen und Juden nicht leicht gemacht worden ist, in ihre Heimatstadt zurückzukehren. Es sind nicht nur die materiellen Schäden sondern vor allem die Nazi-Ideologie, der nach wie vor sehr viele Menschen anhängen, die Stella Herzig, einer Lehrerin, die den Krieg in England verbracht hat, das Leben schwer machen.

Beate Maly beschreibt die bangen und doch hoffnungsfrohen Stunden und Tage von Stellas Rückkehr. Die Freude über die Anstellung im Lindengymnasium wird recht schnell durch die Ablehnung einiger ihrer Kolleginnen und Kollegen getrübt, die aus ihrer Ablehnung einer Jüdin keinen Hehl machen. Es sind auch genau diese Lehrkräfte, die den Schülern, die aus ärmlichen Verhältnissen stammend, aus Platzgründen statt in die Hauptschule im Gymnasium unterrichtet werden, das (Schüler)Leben zur Hölle machen. Grundlos werden die Schüler mit dem Rohrstaberl gezüchtigt, wird ihnen Lernwille und Fleiß abgesprochen und ihnen ständig mit dem Hinauswurf gedroht. Genau diesen Schülerinnen und Schülern widmet Stella ihre besondere Aufmerksamkeit.

Unterstützt wird sie vom Direktor der Schule, der einen oder anderen Lehrkraft sowie ihrer besten Freundin Felicitas, die als Sekretärin in der Schule arbeitet. Doch Feli, wie sie genannt wird, hat ihren eigenen Kummer.

Als ein besonders begabtes Mädchen die Schule verlassen soll, um eine Lehrstelle als Schneiderin anzutreten, um zum Familienunterhalt beizutragen, überwindet sich Stella und macht einen Hausbesuch. Eine persönliche Herausforderung, denn die Familie lebt in der ehemalige Wohnung von Stellas Eltern, aus der die Familie vertrieben worden ist .....

Meine Meinung:

Beate Maly ist es eindrucksvoll gelungen, die Stimmung im Wien der Nachkriegszeit einzufangen. Das braune Gedankengut ist so schnell nicht aus den Köpfen der Menschen herauszubekommen. Das zeigt sich auch noch in meiner Gymnasialzeit in den 1970er-Jahren. Auch noch fünfundzwanzig (und mehr) Jahre nach Kriegsende unterrichten Lehrkräfte, die entweder als Soldaten an der Front waren oder aus NS-Familien stammen.

Autorin Beate Maly beschreibt Stellas Bemühungen auf die Kinder zuzugehen, neue fortschrittliche Unterrichtsmethoden zu verwenden. Es sind vor allem die vielen kleinen bösartigen Vorkommnisse in der Schule, die Stella manchmal daran zweifeln lassen, ob ihre Entscheidung, in ihr geliebtes Wien zurückzukehren, richtig ist. Denn das Wien, wie sie es gekannt hat, gibt es nicht mehr, was aber nicht nur an den zerstörten Gebäuden liegt.

Geschickt verknüpft Beate Maly Fakten und Fiktion, den dieser zweiteilige historische Roman basiert auf den Lebenserinnerungen der österreichischen Pädagogin Stella Klein-Löw (1904-1986). Wie wir es von Beate Maly gewöhnt sind, sind die Charaktere, die guten wie die bösen, vielschichtg und authentisch angelehnt.

Als Wienerin, die im zweiten Bezirk, der Leopoldstadt, die vor dem Zweiten Weltkrieg der Inbegriff eines florierenden jüdischen Lebens gewesen ist, aufgewachsen ist, kann ich mich hier sehr gut einfühlen.

Das Buch endet mit einem fiesen Cliffhanger und so bleibt mir nur, auf die Fortsetzung zu warten.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem historischen Roman, der auf der Lebensgeschichte einer realen Persönlichkeit beruht, 5 Sterne.

Bewertung vom 08.05.2025
OTTO fährt los - Ein Sommer in den Bergen
Ottenschläger, Madlen

OTTO fährt los - Ein Sommer in den Bergen


ausgezeichnet

In seinem dritten Reise-Abenteuer fährt der kleine Campingbus Otto in die Berge. Er reist mit seiner neuen Urlaubsfamilie quer über und durch die Alpen, besucht mit ihnen gemeinsam Städte in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Truppe entdeckt Schlösser und andere Sehenswürdigkeiten sowie Almen mit Kühen. Als dann ein Kälbchen ausgebüxt ist, ist Otto zur Stelle und hilft mit, das Tier zu finden.

Wie schon in den beiden Vorgängern ist auch diese Reise für ca. Vierjährige gedacht. Die Texte sind kindgerecht und die Illustrationen von Stephanie Reich zauberhaft. Die Geschichte ist spannend und lässt die lieben Kleinen zahlreiche gezeichnete Details entdecken.

Zum Vorlesen für für Kids ab vier Jahren, Leseanfänger können die Texte gut selbst lesen.

Fazit:

Ein must-have für jede Reise mit Kindern. Gerne gebe ich hier wieder 5 Sterne.

Bewertung vom 06.05.2025
Weißer Rauch und falsche Mönche
Kempis, Stefan von

Weißer Rauch und falsche Mönche


ausgezeichnet

Dieses Buch über die lange Geschichte der Päpste und deren Wahl könnte aktueller nicht sein. Es ist am 7. April 2025, also nur 14 Tage vor dem Tod von Papst Franziskus am 21. April 2025 erschienen. Deshalb sind die beiden letzten Kapitel besonders interessant.

Der Autor Stefan von Kempis ist studierter Theologe, Historiker, lebt mit seiner Familie in Rom und hat als Redaktionsleiter der deutschsprachigen Abteilung von Radio Vatikan ein profundes Wissen über seine „Dienstherren“.
Eine Biografie über den neuen, zukünftigen Papst (wer auch immer das sein mag) ist in Vorbereitung.

Doch zurück zu diesem Buch. In 21 Kapiteln bringt uns Stefan vom Kempis die Geschichte des Papsttums, das nicht immer im Einklang mit der Lehre Jesu im Einklang steht näher. Wir lesen von den Anfängen, die ein wenig im Dunkeln der Geschichte liegen und daher unterschiedlich interpretiert werden, über Kirchenfürsten des Mittelalters, die ihre weltliche Macht auch tatsächlich ausüben und Millionen von Menschen im Rahmen der Kreuzzüge in den Tod hetzen, von Renaissance- und Barockpäpsten, die eher Wein, Weib und Gesang frönen, zahlreiche Nachkommen zeugen und Familienmitglieder in einflussreiche Positionen hieven als ihrer seelsorgerischen Pflicht nachkommen. Wir lesen von Streit innerhalb der Kurie, dem einen oder anderen willkommenen Todesfall, von Schismen, Mäzenatentum (ohne das Rom und andere Städte wohl anders aussehen würden), vom 3-Päpste-Jahr 1978 sowie von Benedikt XVI., der, bislang völlig unüblich, emeritiert und seinem Nachfolger Franziskus, der dem Pomp und Prunk im Vatikan abschwört und sich damit nicht nur Freunde macht.

All das präsentiert der Autor in einer leicht lesbaren Form. Die 21 Kapitel sind flüssig geschrieben. Es ist möglich, das eine oder andere Kapitel auszulassen, denn die Grabenkämpfe innerhalb des Vatikans wiederholen sich im Laufe der Jahrhunderte mehrmals. Interessant habe ich gefunden, dass man Martin Luther kaum Bedeutung geschenkt hat und als er mit seinen Lehren und dem Protest gegen die katholischen Kirche überzeugt hat, ziemlich überrascht gewesen ist.

Das Kapitel 20 ist besonders aufschlussreich, denn hier wird das Konklave erklärt, das immer wieder Anlass zu Spekulationen, Büchern und Filmen, mit mehr oder weniger wahren Inhalten gibt.

Man darf gespannt sein, wie lange es diesmal dauern wird, bis weißer Rauch aufsteigt und mit den Worten „Habemus Papam“ Urbi et Orbi der Name des neuen Papst verkündet wird.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem interessanten Buch zu der geheimnisumwitterten Papstwahl 5 Sterne.

Bewertung vom 04.05.2025
Echnatons Fluch (eBook, ePUB)
Schreiber, Constantin

Echnatons Fluch (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Nach der Aufklärung ihres ersten gemeinsamen Falles Kleopatras Grab und der Zerschlagung eines Verschwörerringes in dem auch hochrangige Politiker verstrickt waren, fristet der degradierte Polizist Fadi al Sawi ein Leben in einer fensterlosen Abstellkammer, um Strafbescheide gegen Tempo- und Parksünder auszustellen. Theodora Costanda befindet sich in einem 300 km südlich von Kairo gelegenen Yoga-Retreat, um über ihre Zukunft nachzudenken. In Ägypten, der Heimat ihrer Mutter bleiben oder nach Belgien zurückkehren?

Die Antwort auf ihre Fragen wird ihr quasi vom Schicksal abgenommen, denn beim Besuch eines Marktes trifft sie auf eine Gruppe gelb gekleideter Menschen, die sich auffällig benehmen. Sie beginnt Fragen zu stellen und erfährt, dass diese Personen Anhänger des Sonnengottes Aton sind und ihm in einem Tempel in der Nähe huldigen. Als Theo wenig später in jenem Grab, das als Echnatons gilt, eine geheime Kammer und Blutspuren entdeckt, , ist es mit Entspannung und Yoga endgültig vorbei und die Ermittlerin in Theo erwacht abermals. Sie lernt eine besorgte Mutter, deren Tochter dieser Gruppe angehören soll und händeringend um Hilfe bittet, kennen. Denn niemand, der sich diesen Aton-Anhängern angeschlossen hat, ist jemals wieder aufgetaucht...

Gleichzeitig sorgt sich Theo um ihre Mutter, die sie seit einigen Tagen nicht mehr erreichen kann. Sie bitte aIso Fadi, erstens bei ihrer Mutter vorbei zu schauen und zweitens, Informationen über diese Aton-Fans zu herauszubekommen.

Was sie damit auslöst, müsst ihr schon selbst lesen ....

Meine Meinung:

In seinem zweiten Fall für Theo Costanda und Fadi al Sawi lässt sich Autor Constantin Schreiber mit einem ziemlich umstrittenen Herrscher ein - mit Echnaton, Gemahl der Nofretete, der zunächst seinem Vater Amenophis III. als Amenophis IV. folgt, um wenig später dem Polytheismus abzuschwören und Aton, den Sonnengott als alleinige Gottheit einzuführen. Weder das Volk noch die entmachteten Priestern der bisherigen Götter sind mit dem neuen Monotheismus einverstanden. Rücksichtslos setzt sich Echnaton, wie sich Amenophis IV. nun nennt, durch. Nach seinem bislang ungeklärten Tod erfolgt die Rückkehr zu den alten Göttern.

Klar, dass so eine interessante und umstrittene Herrscherpersönlichkeit die Fantasie zahlreicher Autoren anspornt. Diese historischen Details sind sehr gut recherchiert und gut in den Krimi integriert, der sich flott lesen lässt.

Und hier liegt auch schon mein kleiner persönlicher Kritikpunkt: Für mich hätten es gern ein paar Seiten mehr sein können.

Was zunächst nur wie eine der zahlreichen Menschen fangenden Sekten beginnt, entwickelt sich zu einem fesselnden Krimi, der sich mit Wunderheilern und illegalen Experimenten auswächst. Der Glaube an Wunder, die unheilbar Kranke wieder gesund machen, ist so alt wie die Menschheit selbst. Die damit verbundenen Experimente sowie Heilsversprechen und Scharlatanen, ebenso.

Fazit:

Eine gelungene Fortsetzung, der ich gerne 5 Sterne gebe.

Bewertung vom 03.05.2025
Drei Leichen zum Frühstück
Reichl, Eva

Drei Leichen zum Frühstück


sehr gut

Autorin Eva Reichls neuester Krimi spielt wieder in Oberösterreich. Diesmal geht es um einen Täter, der bei seinen Opfern einen Sinnspruch hinterlässt. Dem ersten, das am Traunsee gefunden wird, hat er die Beine abgetrennt und einen Zettel mit den Worten „Lügen haben kurze Beine“ beigefügt. Das lässt auf eine persönliche Täter-Opfer-Beziehung schließen. Nur, welche?

Chefinspektorin Lotta Meinich und ihr Kollege Daniel Proschko haben einiges zu tun, um das Umfeld des Toten, der sich als Anwalt und Politiker jede Menge Feinde gemacht hat, zu durchleuchten. Damit noch nicht genug, muss sie sich mit ihrem Vater Gustav, einem pensionierten Chefinspektor mit hoher Aufklärungsquote, der sich mit dem Unruhestand nicht abfinden kann und seine neugierige Nase in Lottas Ermittlungen steckt, herumschlagen.

Als er dann noch entdeckt, dass dem tödlichen Arbeitsunfall eines Bauleiters ein Zitat, das bei den Todesanzeigen in der Lokalzeitung abgedruckt ist, vorangegangen ist, ist man in Lottas Dienststelle wenig amused. Gustav und sein Freund Rudi geraten kurzfristig in das Visier der Ermittler und Lotta, die für ihre Alleingänge bekannt ist, hat einen schwarzen Punkt mehr.

Meine Meinung:

Eva Reichl ist wieder ein spannender Krimi gelungen, der zeigt, dass es nach wie vor Ressentiments Frauen in Führungspositionen gegenüber gibt. Die sind bei der Polizei deutlich größer als im Durchschnitt. Das hat natürlich Auswirkungen auf das Privatleben. Dass Lotta ebenso wie ihr Kollege Daniel geschieden ist, wird dennoch unterschiedlich bewertet. Erschwerend kommt bei Lotta hinzu, dass ihr Vater Anzeichen einer beginnender Demenz zeigt, allerdings dies nicht einsehen will. So muss sich Lotta dennoch Beruf den Spagat zwischen Beruf und Familie zu meistern versuchen. Ich denke, da wird noch einiges an Konfliktpotenzial auf uns Leser warten.

Die Grundzüge der Charaktere sind, wie bei Eva Reichl üblich, sehr gut herausgearbeitet und haben die Möglichkeit in alle Richtungen zu wachsen.

Fazit:

Mir hat dieser Auftakt zu einer neuen Krimi-Reihe sehr gut gefallen, daher erhält der Krimi 4 Sterne.

Bewertung vom 27.04.2025
Blaues Wunder
Freytag, Anne

Blaues Wunder


ausgezeichnet

Der Chef der Privatbank Bronstein & Söhne lädt zwei seiner besten Mitarbeiter Kilian und Ferdinand samt Ehefrauen auf eine mehrtägige Schiffsreise auf seiner Privatyacht ein. Auch Walters erwachsener Sohn David ist mit dabei.

Es sollen, so wird gemunkelt, die Weichen für die Zukunft der Bank gestellt werden. Das hat zur Folge, dass seitens der beiden möglichen Nachfolger, Kilian und Ferdinand geschleimt wird, was das Zeug hält. Auch die Ehefrauen sind angehalten, sich dem Chef gegenüber von ihrer besten Seite zu zeigen, und die Spielchen, die Walter mit allen treibt, hinzunehmen.

Der Trip auf der Yacht wird vor allem für die Ehefrauen zu einem Erlebnis der besonderen Art, da sich auf dem Mikrokosmos Schiff nicht alles verbergen lässt. Am Ende der Reise ist nichts mehr so wie es vorher war. So mancher hat sein oder ihr blaues Wunder erlebt.

Meine Meinung:

Anne Freytag wählt für ihre Erzählperspektive einen interessanten Kunstkniff: Obwohl die Frauen auf dieser Reise nur als Anhängsel ihrer Männer gedacht sind, wird die Geschichte ausschließlich aus deren Sicht erzählt. Die Perspektive der Männer wird kaum berücksichtigt, obwohl es scheinbar um deren Position in der Bank gehen soll. Walter, der Initiator der Reise und Chef der Privatbank, schwebt wie ein dunkler Schatten über allem und tritt als Potentat auf. Er provoziert und kaum jemand lehnt sich gegen seine Unverschämtheiten auf. Als es dann doch eine der Ehefrau wagt, einen spielerisch vorgetragenen, aber demütigenden Befehl nachzukommen, halten die anderen entsetzt die Luft an.

Fazit:

Die Geschichte, die ausschließlich auf der Yacht spielt, ist von psychologischer Raffinesse. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Bewertung vom 27.04.2025
Der Bulle in der Hafencity
Westphal, Ben

Der Bulle in der Hafencity


ausgezeichnet

Dieser Hamburg-Krimi ist der dritte aus der Reihe rund um den pensionierten Rauschgiftfahnder Gerd Sehling und mein erster von Autor Ben Westphal.

Gerd hilft, wie seine Frau Dörte, im Café-Restaurant „Hang Loose“ seiner Nichte mit. Das Kellnern macht ihm Spaß und noch mehr Freude bereitet es ihm, die Gäste zu beobachten. Immer wieder deckt er dabei kriminelle Machenschaften auf. Diesmal weckt eine Gruppe Südamerikaner seinen Argwohn und als er einen alten Bekannten aus der Drogenszene entdeckt, ist es mit dem Servieren von Alsterwasser kurz einmal vorbei.

Gemeinsam mit seinem ehemaligen Kollegen Tim Dombrowski, der nun der Mordkommission zugeteilt ist, beginnt er, zum Leidwesen seiner Frau Dörte, heimlich zu ermitteln. Wenig später steckt er in einem brutalen Kampf zwischen mehreren rivalisierenden Bande um das einträgliche Geschäft mit Drogen in der Hansestadt.

Meine Meinung:

Hamburg ist ja meine Lieblingsstadt in Deutschland, weshalb ich gerne dort Urlaub mache bzw. Bücher lese, die in Hamburg spielen oder von der Geschichte der Stadt erzählen.

Dieser Krimi hat das besondere Etwas, denn er berichtet authentisch über den Alltag der Drogenfahnder und die Mordkommission. Das ist, wenn man weiß, dass der Autor selbst als Rauschgiftfahnder arbeitet, wenig verwunderlich.

Gut gefällt mir, dass das sonst übliche Kompetenzgerangel zwischen den Abteilungen ausgespart bleibt.

Ich werde jedenfalls die beiden Vorgänger lesen, denn sowohl die Figur des Gerd Sehling als auch jene von Tim Dombrowski sind vielschichtig angelegt.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Krimi, der mich wieder nach Hamburg entführt, 5 Sterne.

Bewertung vom 27.04.2025
Über Stock und Mörderstein
Capellmann, Carla

Über Stock und Mörderstein


gut

Weil Jörg von seiner Ehefrau, der Goldschmiedin Margot, verdächtigt wird, ein Verhältnis zu haben, engagiert sie die Privatermittlerin Ellen. Gleichzeitig sind einige wertvolle Diamanten aus der Schmuckwerkstatt verschwunden. Ellen soll Jörg während einer mehrtägigen Wanderung durch die Eifel, an der Margot nicht teilnimmt, auf den Zahn fühlen.
So wandert Ellen als Fotografin getarnt mit einem Rucksack voll technischen Spielereien mit der Gruppe landauf landab, immer bereit, fremde Rucksäcke zu durchsuchen und GPS-Tracker anzubringen, um Jörg des Ehebruchs zu überführen. Sie überrascht ihn tatsächlich mit einer Teilnehmerin der Wandergruppe, sieht ihren Auftrag als erledigt an und verständigt Margot. Beim Frühstück am nächsten Morgen erfährt die Gruppe, dass Jörg tödlich abgestürzt ist. Unfall oder Mord, das ist die eine Frage, die sich alle stellen. Die andere, wo denn die Diamanten sind, beschäftigt nur die Insider.

Meine Meinung:

Ich habe von Autorin Carla Capellmann die beiden Zeeland-Krimis gelesen und war nun auf den Ortswechsel neugierig. Ehrlich? Die Zeeland-Krimis rund um Freddie haben mir wesentlich besser gefallen.

Zum einen sind mir weder Margot noch Ellen sehr sympathisch. Margot wirkt im Umgang mit Ellen sehr bestimmend und ich habe gleich vermutet, dass sie mehr weiß als sie sagt. Ellen geht mir mit ihrem Gejammer über die Wechseljahrebeschwerden ziemlich auf die Nerven. Auch zu den anderen Charakteren habe ich kaum Zugang gefunden.

Als dann am letzten und 7. Tag alle in den Ballon steigen, um Ballast abzuwerfen, habe ich kurz den Atem angehalten, denn vor mir hat sich ein übles Szenario entwickelt.

Fazit:

Leider hat mir dieser Wanderkrimi nicht so richtig gefallen, daher gibt es nur 3 Sterne..

Bewertung vom 27.04.2025
Stars
Kullmann, Katja

Stars


gut

Zunächst habe ich das Cover sowie das Thema Astrologie und Sternzeichen recht witzig gefunden, weil nur wenige Menschen zugeben, sich ernsthaft mit Horoskopen zu beschäftigen. Dabei haben zahlreiche Herscherinnen und Herrscher oft nicht eineml einen Schritt aus ihrem Bett getan, ohne ihren hochangesehenen Astrologen zu konsultieren.

So scheint die Astrologie hier zunächst auch nur ein Zeitvertreib, der das karge Salär von Carla Mittmann ein wenig aufbessert, zu sein. Mit Hilfe einer Gratissoftware bietet sie unter dem Namen Cosmic-Charly kurze Beratungen an.

Als sie dann unverhofft vor ihrer Wohnungstür einen vollen Schuhkarton mit fein gebündelten Dollarnoten findet, ergreift sie die Gelegenheit beim Schopf, kündigt ihren öden Bürojob. rüstet die Website auf und betreibt nun die Astrologie als Hauptberuf. Hat sie zuvor nur per eMail Beratungen angeboten, so gibt es nun auf persönliche Gespräche, die einen recht harschen Stundensatz von anfangs 200,00 bis 500,00 Euro haben. Trotz des hohen Honorars hat Carla recht bald einen treuen Kundenstock, der bis in die höchsten Kreise reicht.

Meine Meinung:

Es ist schon erstaunlich, wie aus einer kleinen, vagen Spielerei, ein großes Business werden kann. Wir begleiten Carla auf ihrem Weg, checken mit ihr die Mitbewerber und manchmal kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie die eine oder andere Kundschaft ein wenig veräppelt.

Die Idee hat mir ja ganz gut gefallen, die Umsetzung finde ich weniger gut gelungen. So bleibt die Herkunft der ominösen Schuhschachtel mit den Dollarnoten völlig im Dunkeln, obwohl sie zu Beginn eine große Rolle gespielt hat.
Auch die im Klappentext versprochene „sprühende Unterhaltung“ vermisse ich ein wenig. Die Erzählung wirkt stellenweise ein bisschen sprunghaft.

Außerdem wirkt keiner der Charaktere so richtig sympathisch. Dass dann Carla Mittmanns ehemalige Bürokolleginnen für sie arbeiten, kommt dann irgendwie überraschend.

Schmunzeln musste ich darüber, als Carla im Nachlass ihrer verstorbenen Mutter die eigene Geburtsanzeige aus dem Krankenhaus findet, die ein anderes Geburtsdatum aufweist. Ein Zahlendreher? Nur, wie kann es sein, dass sie fast fünfzig Jahre mit einem falschen Geburtsdatum lebt? Ich habe dazu zwei spontane Ideen, die ich aber nicht verraten möchte.

Ob das ein Aufhänger für eine eventuelle Fortsetzung sein soll? Wäre reizvoll.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Debütroman von Katja Kullmann, die sich unter den kundigen Fittichen des Hanser-Verlages bestimmt entwickeln kann, gute 3 Sterne.

Bewertung vom 18.04.2025
Tage aus Glas (eBook, ePUB)
Krings, Dorothee

Tage aus Glas (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Dorothee Krings entführt uns nach Gerresheim, einem kleinen Ort nahe Düsseldorf, das Anfang des 20. Jahrhunderts Zentrum der Glasflaschenproduktion war. Anhand der Geschichte zweier Frauen, Bille, Tochter eines Glasmachers, und Leonie, die Tochter des Fabrikanten, erleben wir ihre Träume von einem besseren Leben, die sie mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln zu erreichen versuchen.

Die Männer schuften in den Glashütten und werden ob der Arbeitsbedingungen nicht sehr alt. Der karge Lohn für Schwerstarbeit reicht kaum zum Leben, weshalb ihre Töchter und Frauen in der Weberei arbeiten müssen. Dort sind sie sexuellen Übergriffen und Willkür der Fabriksbesitzer ausgesetzt. Wenn die Glasbläser oder Püster, wie man sie auch nennt, ihre Arbeit, aus welchen Gründen auch immer verlieren, verlieren sie auch ihre Unterkunft, die ihnen von den Arbeitgebern zur Verfügung gestellt werden. Mit dieser Drohung, die immer wieder wahr gemacht wird, werden die Arbeiter klein und stumm gehalten bis sich die Wut auf die Fabrikanten in einem Deutschland weiten Generalstreik entlädt. Als die Streikkasse leer ist, müssen die Arbeiter kleinlaut um Wiedereinstellung bitten, was nicht immer gelingt, weil inzwischen Glasbläser aus anderen Teilen Europas angeworben worden sind.

Daher ist es nicht verwunderlich, dass so mancher an Auswanderung nach Amerika denkt, ohne zu ahnen, dass auch in den USA die Wirklichkeit eine andere ist, als kolportiert wird.

Meine Meinung:

Gerresheim ist heute ein Stadtteil von Düsseldorf und die damalige Glasfabrik ist heute eine weltweit agierende Aktiengesellschaft im Medizinproduktebereich. Deshalb ist dieser historische Roman ein Stück Heimatgeschichte, die wahrscheinlich nur jene kennen (und interessiert), die in unmittelbare Nähe leben.

Mit hat dieser historische Roman sehr gut gefallen, schildert er doch ziemlich schnörkellos und ohne großen Pathos die Lebensbedingungen der Arbeiter und ihrer Familien dieser Zeit.

Obwohl es der Fabrikantentochter an materiellen Gütern nicht mangelt, sie stets ein gepflegtes Dach über den Kopf hat und sich nicht darüber den Kopf zerbrechen muss, woher sie die nächste Mahlzeit nehmen soll, ist auch ihr Leben in einem gesellschaftlichen Korsett gefangen. Statt malen zu können, wird sie an einen Mann verheiratet (um nicht zu sagen verschachert), der in den Augen des Vaters, den größten Nutzen für die Fabrik bringt.

Interessant ist, dass das Ende offen bleibt. Alles deutet auf eine Fortsetzung hin, die mir persönlich willkommen ist.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem historischen Roman 5 Sterne.