Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Magnolia
Wohnort: 
Bayern

Bewertungen

Insgesamt 117 Bewertungen
Bewertung vom 23.01.2025
LONELY PLANET Bildband Traumstrände
Lonely Planet Verlag

LONELY PLANET Bildband Traumstrände


ausgezeichnet

Paradiesische Strände, traumhafte Fotos

Das Buch wartet mit den „100 schönsten Strändne weltweit“ auf, an einigen wenigen davon habe ich das Strandfeeling direkt genossen. Diese „Traumstrände“ haben meine Reiselust aufs Neue angefacht, am liebsten möchte ich sofort aufbrechen und ganz lange bleiben.

Es ist gegliedert nach Ozeanien, Afrika, Asien, Mittlerer Osten, Europa und Amerika. Dabei sprechen die Fotos sowieso für sich, man kann sich an diesen Traumbildern gar nicht sattsehen und die Beschreibung dazu vervollständigt das idyllische Gesamtbild. Wie hinkommen? Auch dies wird kurz beschrieben.

Am Ende des Buches findet man noch eine Info über die Top 5 Traumstrände für Familien, für den Sonnenuntergang, abseits vom Trubel, zum Schnorcheln, um Tiere zu beobachten oder auch die Inseln, die überraschen können. Dann sind es noch je fünf Inseln, die den Besuch trotz vieler Badegäste wert sind und solche, an denen man die Natur besonders gut erleben kann und auch jene zum Beobachten der anderen, was auch immer damit gemeint ist.

Vom feinen Sandstrand bis hin zu felsigen Klippen ist alles dabei, ich bin restlos begeistert. Und nicht nur ich, auch das ein oder andere Familienmitglied stöbert gerne darin. Und zudem ist dieses fantastische Buch ein wunderbares Geschenk für jeden, der gerne verreist. Es ist zum Wegträumen schön.

Bewertung vom 23.01.2025
Der Narbenschneider (Thriller)
Schwarz, Gunnar

Der Narbenschneider (Thriller)


sehr gut

Schünemann & Kurz zum Zweiten

„Der Narbenschneider“ ist nach „Und tot bist du“ der zweite Fall des Ermittlerduos Tabea Kurz und Frank Schünemann, er ist in sich abgeschlossen, kann also ohne Vorkenntnisse gelesen werden.

Die tote Frau, die in einer dunklen Ecke des Hamburger Hafens gefunden wird, ist übelst zugerichtet. Schünemann wird auf den Fall angesetzt und da seine langjährige Partnerin bei einem Einsatz ums Leben kam, wird ihm die Streifenpolizistin Tabea Kurz zur Seite gestellt, mit der er schon einmal erfolgreich zusammengearbeitet hat. Tabea ist mittendrin im Studium zur Kriminalkommissarin und da der Leiter der Hamburger Mordkommission große Stücke auf sie hält, fordert er sie erneut an. Und sie macht sich auch bei dieser Ermittlungsarbeit gut. Tabea und Frank befragen die Freundin des Opfers, die angibt, am Abend vorher einen kompletten Filmriss gehabt zu haben, nachdem die beiden Freundinnen in einer Bar von einem netten Unbekannten ein Getränk spendiert bekommen hatten.

Der Fall gibt Rätsel auf. Neben den tiefen Wunden und den auf der ganzen Haut sichtbaren Schleifspuren, die das Opfer erlitten hat, hält sie eine Locke in der Hand. Es dauert nicht lange, bis die nächste ähnlich schlimm zugerichtete Frauenleiche entdeckt wird. Spätestens jetzt wird klar, dass sie es mit einem Serientäter zu tun haben. Die Zeit läuft ihnen davon, denn wer weiß, wann er wieder zuschlägt. Auch das Warum ist noch unklar, die Ermittlungen gestalten sich nicht gerade einfach.

Zwischendurch ist da noch eine Stimme, die sich mit jemandem zu unterhalten scheint, sich vor jemandem rechtfertigt, diesem Jemand etwas schuldet. Es dauert eine ganze Weile, bis ich einigermaßen erfasse, worum es dieser Stimme geht.

Schon lange schätze ich Gunnar Schwarz und seinen Schreibstil. Gut, er geht nicht gerade zimperlich mit seinen Lesern um, denn es wird zuweilen ganz schön brutal und abartig, spannend sind seine Bücher allemal. Auch dieses hier verlangt ein gutes Nervenkostüm, nicht immer mag ich mir die arg zugerichteten Opfer zu lange vorzustellen. Das Ermittlerteam um Tabea und Frank arbeitet gut zusammen, sie ergänzen sich perfekt und mögen sich auch privat. Wobei beide das zu Private unbedingt vermeiden, auch wenn sie sich zueinander hingezogen fühlen, wäre dies unprofessionell. Die Mordermittlung wird durch diese kurzen privaten Einschübe schon etwas aufgelockert, was der Story gut bekommt. Denn im Vordergrund stehen schon die Morde, wie es sich für einen Thriller nun mal gehört und auch wenn ich vor dem rasanten Schluss einen Durchhänger hatte, der mir etwas zu langatmig war, so hat die Story dem Ende zu wieder enorm angezogen - und nun bin ich auf den nächsten Schünemann & Kurz-Thriller gespannt, ich freu mich schon drauf.

Bewertung vom 22.01.2025
Die Schanze (eBook, ePUB)
Menz, Lars

Die Schanze (eBook, ePUB)


sehr gut

Die Vergangenheit drängt mehr und mehr an die Oberfläche

„Da hing er. Ein Mahnmal am Himmel…“ Der Prolog lässt mich mit einem Gefühl zurück, das von Entsetzen und Ekel bis hin zur Ratlosigkeit besteht und noch so einige Abstufungen dazwischen enthält.

Einige Stunden zuvor packt Ellen Roth ihre Koffer, um zurückzukehren. Zurück in den Süden unserer Republik, zurück in ihre alte Heimat, die sie vor vielen Jahren verlassen hat. Sie übernimmt eine Hausarztpraxis, die – so wird ihr bei ihrer Ankunft sofort klar – ziemlich heruntergekommen ist. Sie joggt erst mal ne Runde, trifft auf eine Gruppe von Männern, die ihr ein Fernglas reichen. Was sie sieht, lässt alles wieder hochkommen, sie übergibt sich – was hat sie dermaßen aus der Fassung gebracht?

Alles ist ein wenig seltsam hier. Doktor Schwarz, von dem sie die Praxis übernimmt, glänzt mit Abwesenheit, trotzdem sie einen Übergabe-Termin vereinbart hatten. Überhaupt herrscht eine düstere Grundstimmung vor, was durch die winterlichen Verhältnisse noch verstärkt wird. Ellen scheint eine gute Ärztin zu sein, auch meine ich schon, dass sie eine starke Persönlichkeit wäre, auch wenn dann doch so einiges dagegen spricht und ihre verletzliche Seite immer wieder durchschimmert. Ich bin gespannt, will sie und ihre Beweggründe näher kennenlernen.

„Seit er tot ist, musste ich viel an damals denken. Mich quält noch immer mein schlechtes Gewissen…“ Wessen Gedanken dies sind, ist nicht auszumachen. Diese Andeutungen, dass früher etwas geschehen sein muss, ziehen sich konsequent durchs Buch. Die Rückblicke kommen abrupt, sie verschwimmen mit dem heutigen Geschehen. Mehr noch – die Zeitebenen vermischen sich während eines Satzes, was gerade anfangs sehr irritierend ist. Es dauert schon ne Weile, bis mir dieser Schreibstil geläufig ist.

Was damals geschehen ist, wie Ellen hier involviert war, lässt sich schon erahnen, wenngleich es lange dauert, bis dies wirklich angesprochen wird. Es gibt einen weiteren Toten und wie schon die Beschreibung zum Buch verrät, hat Ellen ein starkes Motiv. Von ihrer Familie sind noch ihre Schwester samt Ehemann und Kind sowie ihr Vater übrig und auch die Dorfbewohner kommen so nach und nach zum Vorschein. Keiner scheint sympathisch zu sein, alle könnten mit der bis jetzt vertuschten Vergangenheit zu tun zu haben. Eiskalt ist nicht nur die Witterung, eiskalt und unbarmherzig sind auch so manche Personen, eine davon scheint auf Rache zu sinnen.

Eine Lawine war es nicht unbedingt, die mich mitgerissen hat. Unterhaltsam war „Die Schanze“ aber doch. Lange hatte ich eine andere Person im Auge und war dann doch überrascht, wer denn so konsequent mit der Vergangenheit abrechnet.

Bewertung vom 22.01.2025
Die Schwestern von Krakau
Storks, Bettina

Die Schwestern von Krakau


ausgezeichnet

Krakau während der deutschen Besatzung

Mit „Die Schwestern von Krakau“ hat Bettina Storks einen historischen Roman vorgelegt, der die Jahre 1941 bis 1943 in Krakau während der deutschen Besatzung wiedergibt.

Der Prolog führt uns ins Jahr 1943, wir gehen direkt hinein nach Krakau zu Gusta Dawidson Draenger in ihre Gefängniszelle. Ihr Tarnname ist Justyna, sie ist aktives Mitglied von Akiba, einer jüdischen Widerstandsgruppe während der deutschen Besatzung.

Danach führt uns der Weg nach Paris, wir schreiben das Jahr 2017. Bettina Storks verbindet das historische Geschehen mit der fiktiven Geschichte um die deutschstämmige Familie Wagner. Das Schicksal der beiden Schwestern Lilo und Helene steht im Mittelpunkt, erzählt wird abwechselnd auf zwei Zeitebenen mit Orts- und Zeitangaben, sodass man jederzeit weiß, wo man sich gerade befindet.

Nun, Édiths Vater Simon lebte in Paris, er erliegt mit 77 einem plötzlichen Herztod. Einige Monate zuvor hat er sie gebeten, zu ihm zu kommen, denn er wollte Wichtiges mit ihr besprechen. Das Gespräch, das zunächst nicht eilig schien, ist nicht mehr zustande gekommen. Nun sieht Édith sich in Simons Arbeitszimmer um und entdeckt dabei Notizen und eine Telefonnummer mit Stuttgarter Vorwahl, die zu einer Apotheke Wagner in Fellbach führt. „Was weiß Adi?“ steht auf einem Zettel. Adi ist Simons ältere Schwester, aber was soll sie wissen? Édiths Neugier ist geweckt und so ruft sie diese Nummer an, Tatjana meldet sich, sie ist bei ihrer Mutter Dora zu Besuch. Wie sich herausstellt, sind Édith und Tatjana miteinander verwandt, ihre Großmütter waren Schwestern. „Meine Großmutter Lilo und ihre Schwester Helene wuchsen als sogenannte Volksdeutsche im polnischen Krakau auf.“ Und so kommt es, dass Tatjana kurzerhand nach Krakau reist mit dem Ziel, mehr über ihre Familie zu erfahren. Édith versucht derweilen, in Paris bei ihrer Tante Adi mehr über die Vergangenheit herauszufinden, was sich allerdings als schier unmöglich erweist, da Adi keinerlei Erinnerungen zu haben scheint.

Der historische Teil umfasst die Jahre 1941 bis 1943 im von den Deutschen besetzten Krakau. Dabei lesen wir von den Gräueltaten der Nazis und deren Umgang mit den polnischen Bürgern, gehen direkt ins jüdische Ghetto, erfahren von den Widerstandskämpfern und deren mutigen Helfern und von den Deportationen der Juden. Die historischen Figuren findet man nochmal gut beschrieben am Ende des Buches, es sind sowohl Widerstandskämpfer als auch so einige der brutalen SS-Gruppenführer. Auch sind die wichtigsten historischen Ereignisse angeführt, was zusätzlich zum besseren Verständnis beiträgt und die wichtigsten Mitglieder der fiktiven Familie Wagner in Krakau, Fellbach bei Stuttgart und Paris finden sich am Buchanfang.

Es ist das Schweigen, das die Kriegsgeneration prägt. Auch bei den „Schwestern v on Krakau“ ist es nicht anders. Die junge Lilo bleibt in Krakau, sie war stets die Vernünftige, während ihre jüngere Schwester Helene es daheim nicht mehr aushält und sich klammheimlich nach Paris absetzt. Ihre Spur jedoch verliert sich, denn auch im fernen Frankreich sind es die Nazis, die viel Elend hinterlassen.

Es war nicht mein erstes Buch von Bettina Storks und wird auch nicht mein letztes sein. Ich schätze ihre hervorragende Recherche, sie ist ganz nah an den geschichtlichen Ereignissen, verknüpft sie geschickt mit den fiktiven Elementen und präsentiert eine homogene, gut lesbare Geschichte, die mich tief berührt hat und mir das Gefühl gibt, ein Stück weit mehr von der leider so unrühmlichen deutschen Geschichte zu wissen. Nie mehr – ich hoffe, dass auch dieser Roman dazu beiträgt, nie zu vergessen.

Bewertung vom 17.01.2025
Verlassen / Mörderisches Island Bd.4
Ægisdóttir, Eva Björg

Verlassen / Mörderisches Island Bd.4


gut

Zwei Tage im November, die gar mörderisch enden

Die schwerreiche Familie Snæberg, die sich anlässlich des hundertsten Geburtstages des Großvaters, den allerdings schon vor Jahren das Zeitliche gesegnet hat, in einem abgelegenen Hotel trifft, benimmt sich eher daneben.

Im Wechsel lese ich davon, was am 3. November 2017 geschehen ist und dann zwei Tage danach, am 5. November. Dem Tag, als die Leiche gefunden wird. Dazwischen erfahre ich von der Arbeit der zuständigen Kriminalpolizei in Akranes. Die Kapitel sind mit Datum und dem Namen derjenigen Person überschrieben, die gerade im Vordergrund steht. Wobei Petra, ihre Tochter Lea und auch Viktor und seine derzeitige Freundin Maja sowie Trygvi, der Außenseiter der Familie nebst der Hotelangestellten Irma viel Raum einnehmen. Natürlich spielen noch andere Familienmitglieder eine Rolle, der Stammbaum der Familie Snæberg benennt sie alle. Er ist der Story vorangestellt, was gerade anfangs sehr hilfreich ist.

Mein erster und mein bleibender Eindruck - allesamt sind sie Alkoholiker. Dazu so mancher drogen- und tablettensüchtig. Und nicht nur das, auch hat keiner der Figuren Kontur, sie bleiben blass, eher unscheinbar und unsympathisch. Wobei ich nicht jeden Buchcharakter mögen muss, denn oftmals sind es die Fiesen, die Ungeliebten, die eine Story beleben, sie interessant machen, was jedoch auf keinen der hier Agierenden zutrifft.

Wir wissen, dass jemand verschwindet und dass jemand ums Leben kommt. Jedoch bleibt bis zum Schluss unklar, wer denn hier gemeint sein könnte, denn es hat den Anschein, als ob immer mal wieder einer abgängig ist und noch dazu ist so manche Szene mit sehr vielen Fragezeichen behaftet. Auch gibt die Polizeiarbeit nichts preis - weder, was genau geschehen noch, wer das Opfer ist. Das sollte es auch gar nicht, denn es sollte vorab nichts bekannt sein. Trotzdem bleibt das Buch farblos, die Erzählweise ist eher nüchtern, die Ereignisse muten wie aneinandergereiht an. Und die Polizisten sind eher Statisten, die schnell abgehandelt werden - von Hörður und Sævar ist nicht viel zu spüren und von Elma schon gar nicht, die ich in den Vorgängerbänden als Team sehr geschätzt habe.

Nun, hier handelt es sich um ein Prequel, dessen Handlung nicht nach sondern vor den bekannten Ereignissen liegt. „Verschwiegen“, „Verlogen“ und „Verborgen“ habe ich sozusagen am Stück verschlungen, diesen Band jedoch musste ich immer wieder weglegen, die Story hat mich so gar nicht ins Buch gezogen. Und doch wollte ich wissen, wer denn nun das Opfer ist und genau dies hat mich dann einigermaßen mit diesem vierten Band der „Mörderischen Island-Reihe“ versöhnt, denn das unvorhersehbare Ende hat so einiges wettgemacht.

Bewertung vom 10.01.2025
Racheritual
Cross, Ethan

Racheritual


ausgezeichnet

Odins Geist

Neues von Ethan Cross – da muss ich dabei sein, eh klar. Von Francis Ackerman jun. kann ich sowieso nie genug bekommen, da will ich natürlich auch seine neuen Charaktere unbedingt kennenlernen.

Also: Baxter Kincaid jagt den Ravenkiller. Gleich mal werde ich in die Welt des Steinar Hagen eingeführt, der sich als Anführer der Odin Society der nordischen Mythologie verschrieben hat. Seine Berserker - Blutjäger oder auch Raben - ritzen ihren Opfern post mortem Rabensymbole auf die Stirn. Sie verstehen dies als Ehrerweisung Odins. Steinars Gegenspieler Baxter hat einst dazu beigetragen, ihn hinter Schloss und Riegel zu bringen. Den Polizeidienst hat er quittiert, als dabei sein Partner fast ums Leben gekommen wäre. Und nun, neun Jahre danach, beginnt das gefährliche Spiel von vorn.

Baxter arbeitet mit Corin Campell zusammen. Sie wird leicht unterschätzt, ist sie doch eher klein und schmächtig. Und doch ist sie zäh und schnell, sie beherrscht gefühlt jede Kampfart, sie nimmt es locker mit jedem durchtrainierten Riesen auf. Mit Captain Natalie Ferrara, Chefin des Morddezernats, einer bildhübsche Latina, war Baxter einst liiert. Beruflich kreuzen sich ihre Wege immer mal wieder, sie ist seine bevorzugte Verbindung zur Polizei. Auch mischt Special Agent Isadora Davis vom FBI hier mit und auch begegnen wir Baxters ehemaligen Partner Terry wieder, der nach seiner Nahtoderfahrung als Priester seine Erfüllung gefunden hat.

In drei Teilen entfaltet Ethan Cross sein „Racheritual“. Gleich mal sind wir den dunklen Verbrechen mit den Ritualmorden sehr nahe. Er führt seine Leser ein in die krude Welt des Ravenkillers, lässt tief in die Gedanken und Taten der „Kulturenthusiasten“ mit ihrem Glauben an den nordischen Spuk blicken. Wilde Gestalten, unterschiedliche Kriegertypen, treiben ihr Unwesen und Baxter ist sich sicher, dass Hagen und seine Berserker hinter den Morden stecken. Dabei ist unerheblich, ob Steinar Hagen inhaftiert ist, denn er ist auch über die Gefängnismauern hinweg mächtig und einflussreich.

Im Gegensatz zu Ackerman ist Baxter beinahe handzahm, aber nur beinahe. Er ist ein ganz anderer Typ, er weiß seine Gegner zu nehmen, stellt denen so manch unvorhersehbare Falle. Mit Corin an seiner Seite sind die beiden ein unschlagbares Team, sie sind clever, agieren raffiniert und vorausschauend, sie ergänzen sich vortrefflich, auch wenn sie so einiges einstecken müssen. Vor allen die kleine, agile Corin sollte keiner unterschätzen. Dabei geht es hart zur Sache, die Morde ziehen sich durchs Buch, sie sind grausam, sie sind blutig, sie sind nichts für zarte Gemüter. Beide Seiten – die Guten und die Bösen – sind gut beschrieben. Gelegentlich vermischen sie sich, es ist und bleibt durchweg spannend und nervenaufreibend. Die Story hat mich von Anfang an gepackt und mich bis zum Schluss nicht aus ihren Fängen gelassen, erst dann wieder konnte ich durchatmen.

Und nun heißt es warten, lange warten auf das „Racheblut“. Wer auch immer im nächsten Buch auftaucht, vielleicht sogar jemand, der vermeintlich in den ewigen Jagdgründen weilt – Ethan Cross traue ich alles zu. So viel jedoch weiß ich: „Racheritual“ ist die perfekte Einführung in die Baxter-Kincaid-Reihe – ich lechze nach mehr.

Bewertung vom 09.01.2025
Wackelkontakt (eBook, ePUB)
Haas, Wolf

Wackelkontakt (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Tolles Buch - eine Geschichte, die Funken sprüht

Wolf Haas erzählt Geschichten. Nicht eine, nein. Er berichtet von Franz Escher, dem Trauerredner, dessen Steckdose einen Wackelkontakt hat. Und er schreibt über Elio Russo, der im Zeugenschutzprogramm eine andere Identität annimmt. Diese beiden Erzählungen werden zu einer einzigen, einer einzigartigen Vision, die ohne Kapitel auskommt, die sich ineinander verschlingen, die eins werden. Wie kommt es dazu?

Nun, Franz Escher wartet auf den Elektriker und um sich die Zeit bis zu seinem Eintreffen zu vertreiben, liest er ein Buch. Auch Elio Russo liest. Während er von Escher und seinem Warten auf den Elektriker liest, liest Escher von Russo. Vom Gefängnis, von seiner Entlassung und von seiner neuen Identität. Je weiter sie lesen, desto mehr nähern sie sich an.

Die doch sehr eigenwillige Konstruktion dieses Buches ist so abgefahren wie in sich stimmig, zumindest wird mir dies klar, je weiter ich lese. Gut, ich nehme das Buch nicht ständig zur Hand, um ein paar Seiten zu lesen wie es unsere Protagonisten tun. Nein, mich treibt es voran, ich will mehr wissen, bin gespannt auf das, was zum Schluss wohl kommen mag. Haas platziert jedes Wort, jeden Satz genau, zerfasert dabei alles, vermengt es in- und miteinander. Dies alles ist gut gewürzt mit einer gehörigen Prise Humor, der zuweilen ganz schön schwarz daherkommt. Das Ende dann hat mich nochmal total verblüfft. Wolf Haas´ Erzählkunst sprüht Funken. „Wackelkontakt“ ist meisterhaft in Szene gesetzt - ein Leseabenteuer der ganz besonderen Art.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.01.2025
Die Tochter der Drachenkrone (MP3-Download)
Qunaj, Sabrina

Die Tochter der Drachenkrone (MP3-Download)


ausgezeichnet

Fesselnder historischer Roman

Die Fürstentochter Gwenllian war schon als 12jährige sehr reif für ihr Alter. Mit ihr sind wir in Wales, wir sind im Jahre 1197. Es geht wesentlich rauer zu als in der heutigen Zeit, der ewige Kampf um Macht und Unabhängigkeit entzweit Familien - Gwenllian bekommt dies auch von ihren rivalisierenden Brüdern zu spüren. Und natürlich gilt auch für sie, den strategisch richtigen Partner zu ehelichen. Schon hier ist ihr eigener Wille und ihr klarer Verstand sichtbar, sie reift zu einer klugen Frau heran.

Sabrina Qunaj lässt aus Gwenllians Sicht ihr historisches Epos entstehen. Die Männer sind eher auf dem Schlachtfeld zu finden, währenddessen die Frauen – in unserem Fall Gwenllian – die Geschicke auf der heimischen Burg lenken. Kriege, Intrigen, Feindseligkeiten sind alltäglich und so manches Mal gerät auch Gwenllian zwischen die Fronten.

Die wunderbare Heike Warmuth hat das Hörbuch über 16 Stunden und 20 Minuten eingesprochen, sie hat mich mit ihrer ausdrucksstarken Stimme sofort für diesen historischen Roman eingenommen. Schon öfter habe ich ihrem perfekten Vortrag gelauscht und auch hier merkt man, wie sie jeder einzelnen Figur ihre ganz individuelle Note verleiht. So war es ein Leichtes, die diversen Charaktere allein von der Stimmlage auseinanderzuhalten und sich ganz auf das Geschehen einzulassen.

Der Auftakt des großen historischen Epos vor atemberaubender walisischer Kulisse ist gelungen, sodass ich einem weiteren (Hör)Buch gespannt entgegensehe.

Bewertung vom 01.01.2025
Die Insel der Angst
Griffin, Martin

Die Insel der Angst


gut

Eine einsame Insel?

„Was hast du mir angetan, Tess? Was hast du getan?“ Schon der Prolog klingt geheimnisvoll, er macht direkt Lust auf die ganze Story, auf diese einsame Insel, auf der fünf Menschen für einige Tage zusammenleben müssen, wäre da nicht ein Mörder unter ihnen. Oder doch nicht?

Ganz unerwartet erhält die Dokumentarfilmerin Tess den Auftrag, die Meeresbiologen von Seawild filmisch zu begleiten. Zwei Stunden von der Küste Madeiras entfernt liegt die Inselkette Ilhas Desertas. Ihr Ziel ist Navigaceo, die letzte der vier Inseln, auf der außer einer geschützten Population von Mönchsrobben niemand lebt. Sie haben vor, mithilfe eines Peilsenders Daten zu sammeln, die verraten sollen, wo die Tiere jagen, wie lange sie im Wasser bleiben, auch Temperatur und Tiefe sowie ihre Liegeplätze wollen sie ergründen.

Auf der Insel angekommen, erforscht Tess die Insel und entdeckt dabei ein Skelett. Wie kann das sein, dass ein Mensch hier war, wenn doch seit mehr als fünfzig Jahren keiner mehr diese Insel betreten hat? Hier stimmt etwas ganz und gar nicht, denn die Leiche trägt Kleidung von Seawild. Tess wird neugierig, sie untersucht diesen Toten in einem unbeobachteten Moment näher und entdeckt dabei so einiges, was noch mehr Fragen aufwirft als nur diese, wer denn der Tote sei.

In einem zweiten Erzählstrang ist Tess mit Gretchen unterwegs, beide sind einem Umweltskandal auf der Spur. Mehr sage ich dazu nicht, denn was es mit den Recherchen der beiden Frauen auf sich hat, dem möchte ich nicht vorgreifen.

Martin Griffin erzählt ausführlich von Tess und davon, wie sie sich von London über Madeira auf den Weg zu der einsamen Insel Navigaceo macht. Für meine Begriffe etwas zu ausführlich, zu detailverliebt. Gut, die Infos sind schon wichtig für den späteren Verlauf, die Weitschweifigkeit nimmt jedoch der Story das Tempo, es geht eher gemächlich voran. Auf der Insel angekommen dann sieht es so aus, als ob jeder sein eigenes Ding verfolgt. Tess natürlich auch. Und nicht nur einmal wollte ich ihr zurufen, sie soll sich doch besser schützen, sie lebt hier ganz schön gefährlich. Hinzu kommt, dass die Wetterbedingungen sie länger auf der Insel halten, als vorgesehen.

Die vier Wissenschaftler benehmen sich seltsam, auch Tess gegenüber. Wem ist zu trauen? Meine Meinung diesbezüglich habe ich des Öfteren geändert, denn keiner ist so recht durschaubar. Genau das mag ich, wenn ich lange im Dunkeln tappe. Und was ist mit dem Toten? Die Erklärung von Seawild, wie er denn auf diese Insel kommt, ist für mich nicht schlüssig und der oben angesprochene zweite Erzählstrang will sich für mich so gar nicht in diese Insel-Story einfügen.

Der Thriller ist nicht schlecht, auch gibt es noch einen rasanten Show-Down, der eher stuntmäßig daherkommt, der schon arg überzogen ist. „Die Insel der Angst“ erzeugt schon sehr viel Angst, sie hat unheimliche Momente, denen man sich nicht aussetzen möchte. Und dann sind es diese Längen, die dem Buch viel nehmen, die mich in meiner Beurteilung dann doch beeinflussen. Es ist ein gut zu lesender Thriller mit starken und doch auch schwachen Szenen – unterhaltsam ist er allemal.

Bewertung vom 01.01.2025
One Perfect Couple
Ware, Ruth

One Perfect Couple


sehr gut

Der Albtraum schlechthin

Irgendwann ist Nico bei Lyla eingezogen und auch wenn ihre Beziehung nicht zum Besten steht, so ist doch der Alltag eingekehrt. Sie ist Wissenschaftlerin, jedoch läuft das Projekt, an dem sie arbeitet, bald aus. Wie es beruflich mit ihr weitergeht, steht in den Sternen. Bei Nico sieht es noch schlechter aus, er ist ein eher wenig beschäftigter Schauspieler, der nun seine große Chance wittert. Eine Realityshow steht in den Startlöchern – fünf Paare sollen auf der Insel Ever After im Indischen Ozean gegeneinander antreten. Das Ganze klingt für Nico sehr verlockend und so versucht er, Lyla dafür zu gewinnen. Nun, nach langem hin und her sagt sie zu.

„One perfect couple“ wird überwiegend aus Lylas Sicht erzählt. Sie ist ein paar Jahre älter als er und kommt mir im Gegensatz zu Nico sehr viel reifer vor. Nachdem sie in Jakarta gelandet sind, warten sie auf das Schiff, das sie und ihre Mitstreiter auf besagte Insel bringen soll. Beim ersten Kennenlernen merkt man, dass der Ton schärfer wird. Baz hat das Projekt auf die Beine gestellt und er macht sofort unmissverständlich klar, wer hier der Boss ist. Handys und sämtliche andere elektronischen Geräte werden eingesammelt. In den zwanzig Stunden, die sie mit dem Boot unterwegs sind, wird klar, dass jeder Schritt, jedes Wort auf der Insel viral geht. Privatsphäre ade.

Der erste Teil ist mit „Die Stille“ übertitelt, es ist sozusagen die Ruhe vor dem Sturm, was im wörtlichen und im übertragenen Sinne zutrifft. Teil zwei handelt dann von dem „Sturm“, der sie mit voller Wucht erwischt. Die Teilnehmer der Challenge sind auf sich alleine gestellt, das Schiff ist weg, ein Entkommen somit unmöglich. Dass der ein oder andere seine hässlichste Fratze zeigt, bleibt nicht aus. Es gilt das Recht des Stärkeren, zumindest kristallisiert sich dies immer mehr heraus, das vermeintliche Paradies verwandelt sich in einen Ort der Qual.

Die so unterschiedlichen Charaktere prallen ungebremst aufeinander, wenngleich es schon dauert, bis das Ganze so richtig Fahrt aufnimmt. Was dann, vor allem nach dem Sturm, auf der Insel passiert, ist nicht unbedingt realistisch, selbst bei diesen Unwägbarkeiten – eine Insel, fünf Paare, die sich vorher nicht gekannt haben und ein alles dominierender Charakter, der nach Lust und Laune verfährt. Die Crew ist samt dem Boot weg, es gibt Tote und keinerlei Kommunikationsmöglichkeiten und das mitten im Ozean fern jeglicher Zivilisation. „Die Abrechnung“ benennt sich dann der letzte Teil, zwischendurch lesen wir so etwas wie ein Tagebuch, welches das Geschehen so ganz anders schildert – wer schreibt dies und zu welchem Zweck? Diese Abrechnung und die Auflösung kommen mir eher wie ein Schnelldurchlauf vor, wie ein sich überstürzendes Ende. Man wartet förmlich auf etwas Großes, auf eine raffinierte, eine überraschende Wendung.

Der Thriller ist gut zu lesen und durchaus unterhaltsam, sieht man von dem nicht ganz stimmigen Ende mal ab. Ich wollte schon wissen, wie sich die hier Gestrandeten aus dieser schier ausweglosen Situation befreien oder befreit werden. Es gibt starke und schwache Momente und es gibt so einige merkwürdige Szenen, die schon auch dieser Ausnahmesituation geschuldet sein können. Ein Thriller, den ich gerne gelesen habe, der den erbitterten Kampf ums Überleben zeigt und der aufzeigt, wie die einzelnen Charaktere damit umgehen.