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tstone
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Landau

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Insgesamt 91 Bewertungen
Bewertung vom 23.02.2022
Schmidt, Joachim B.

Tell


ausgezeichnet

Interessanter Ansatz

Ein sehr interessanter Ansatz, der vom Autor brillant umgesetzt wurde! Eine bekannte Geschichte in sehr viele kleine Einzelteile zu zerlegen und von ebenfalls sehr vielen verschiedenen Protagonisten erzählen zu lassen, darauf muss man erstmal kommen. Und dann das Ganze auch noch schlüssig und in sich stimmig zusammenzufügen, wow!!
Dazu schafft es der Autor, eine Vielzahl von authentischen Personen zu "erschaffen", mit denen man mitfühlt oder auch mitleidet. Dabei vermeidet er weitgehend eine Unterteilung in "Gut und Böse", vielmehr wird deutlich, dass Menschen in der Regel beide Facetten in sich tragen. Und ganz nebenbei hat mich das Buch animiert, ein Versäumnis in Angriff zu nehmen: Ich habe bis jetzt noch nicht das "Original" (den Tell von Friedrich Schiller) gelesen, muss ich unbedingt nachholen. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Joachim B. Schmidt den Vergleich (der natürlich stark hinkt...) nicht scheuen muss.

Bewertung vom 20.02.2022
Langroth, Ralf

Ein Präsident verschwindet / Philipp Gerber Bd.2


sehr gut

Nicht ganz so starke Fortsetzung

Ich war extrem begeistert vom ersten Band der Reihe um Philipp Gerber, da hatte wirklich alles gestimmt. Insofern war ich gespannt auf die Fortsetzung und habe mich auf die Story über den ehemaligen Präsidenten des Verfassungsschutzes und seine "Flucht" nach Ostberlin gefreut. Leider sind meine Erwartungen etwas enttäuscht worden, das Buch reicht in keiner Weise an "Die Akte Adenauer" heran. Philipp und Eva bleiben seltsam blass, und um die Spannung aufrechtzuerhalten müssen diverse Nebenkriegsschauplätze herhalten, wirklich stringent erzählt ist das alles nicht. Ich habe es trotzdem mit Interesse gelesen, erhält man doch einen guten Einblick in die frühen Jahre der Bundesrepublik im Spannungsverhältnis zwischen USA und Sowjetunion. Auch das Thema "Reinhard Gehlen und der BND" ist immer wieder spannend und hier gut eingebaut. Insofern ein etwas zwiespältiges Fazit......

Bewertung vom 04.02.2022
Goldammer, Frank

Im Schatten der Wende


sehr gut

Im Wendedeutschland

Ist gut geschrieben und hat mit Tobias Falck eine authentische und sympathische Hauptfigur. Ein paar Unstimmigkeiten gibt es allerdings leider auch: Das Buch beginnt im Jahr 1988 vor der Wende, springt aber dann ziemlich unvermittelt in den Oktober 89 und die Zeit danach. Gerade für den persönlichen Werdegang von Tobias Falck fehlt da ein wenig der Übergang. Auch die Auflösung der Geschichte am Ende ist für mich nicht 100% schlüssig und kommt etwas überraschend. Das schmälert aber nicht wirklich den insgesamt guten Gesamteindruck. Es ist interessant, den Systemwechsel in der ehemaligen DDR aus dem Blickwinkel von Polizisten zu betrachten, die als Repräsentanten des Staates in keiner einfachen Situation sind. Ich würde mich freuen, wenn es demnächst einen zweiten Band gäbe, Stoff dafür gibt es sicher, auch die 1990er waren ja turbulent genug.

Bewertung vom 28.01.2022
Osman, Richard

Der Mann, der zweimal starb / Die Mordclub-Serie Bd.2


gut

Ja, aber...

Den ersten Band der Reihe habe ich nicht gelesen, aber da dieser ja ein Riesenerfolg war und ist, war ich umso gespannter auf den zweiten Fall des Donnerstagsmordclubs.
Nach dem Lesen bleibt für mich das "ja, aber". Ja: der Schreibstil ist brillant und die Charaktere werden liebevoll entwickelt und beschrieben, das passt alles. Aber: Die Story ist doch ziemlich an den Haaren herbeigezogen und vermag auch nicht wirklich zu fesseln.
Vollends abstrus wird es am Ende, war für mich nicht wirklich logisch, und der Autor hat dazu noch eine völlig unnötige Brutalität eingebaut. Mein persönliches Fazit fällt dementsprechend nicht wirklich positiv aus. Es hat mir zwar insgesamt schon Spaß gemacht, das Buch zu lesen, vor allem aufgrund der wirklich guten Dialoge, aber richtig überzeugt bin ich nicht und werde einen eventuellen weiteren Fortsetzungsband nicht kaufen.

Bewertung vom 23.12.2021
Kliesch, Vincent

Im Auge des Zebras / Olivia Holzmann Bd.1


sehr gut

Auftakt

Das Buch ist der Auftakt zu einer neuen Reihe um Kriminalkommissarin Olivia Holzmann, die zweite Hauptfigur Severin Boesherz hat schon eine "eigene" Serie.

Sowohl die Charakterisierung der Hauptfiguren als auch der Kern der Handlung sind nicht wirklich neu und originell, alles irgendwie schon mal da gewesen. Das Buch ist aber trotzdem spannend und gut zu lesen. Die Story ist auch konsistent und kommt ohne logische Brüche aus, alles ist nachvollziehbar, ohne allzu offensichtlich zu sein. Das Ende ist allerdings ein wenig zu vorhersehbar. Insgesamt dennoch für Krimifans eine durchaus empfehlenswerte Lektüre.

Was mir abseits der Handlung gut gefallen hat: Das Buch ist eine kleine Fundgrube für Zitate mit fast philosophischer Anwandlung, ich habe einige gefunden, die ich mir notiert habe und die zum Nachdenken anregen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.12.2021
Hector, Wolf

Die Brücke der Ewigkeit / Die Baumeister Bd.1


gut

Na ja...

Der Autor versucht offensichtlich in die Fußstapfen von Autoren historischer Romane wie Noah Gordon oder Ken Follett zu treten, aber irgendwie will das nicht so richtig gelingen. Die Story und die Charaktere plätschern mehr oder weniger munter dahin und überzeugen nicht. Immerhin ist das Ganze so spannend angelegt, dass ich das Buch nicht aus der Hand gelegt habe und immer wissen wollte, wie die Geschichte denn nun weiter- und zu Ende geht. Aber zum Ende schließt sich der Kreis, auch dieser ist nicht wirklich schlüssig und fällt in bisschen vom Himmel. Schade, die Rahmenhandlung hätte sicher mehr hergegeben. Die stärksten Stellen hat das Buch dort, wo es auf die "echte" Geschichte Prags und der Entstehung der berühmten Karlsbrücke eingeht, hier hat der Autor offensichtlich sauber recherchiert und das auch gut umgesetzt. Fazit: nicht schlecht als Urlaubs- oder Ferienlektüre.

Bewertung vom 31.10.2021
Izquierdo, Andreas

Revolution der Träume / Wege der Zeit Bd.2


sehr gut

Roaring Twenties...

Ich habe den ersten Band nicht gelesen, kannte also die Vorgeschichte von Carl, Isi und Artur noch nicht. Das war aber kein Nachteil, ich konnte der Geschichte sehr gut folgen und sowohl Plot als auch Charaktere haben mich sofort fasziniert.

Besonders interessant ist aber das „drumherum“, sprich das Zeitgeschehen in Deutschland in den Jahren um 1920. Hier lässt sich schon erahnen, wie es zum Scheitern der Weimarer Republik und dem Aufstieg des Nationalsozialismus kommen konnte. Und Berlin, tja, Berlin. Eigentlich gab es damals schon die gleichen Probleme wie heute…: eine chaotische politische Struktur, Wohnungsnot, soziale Gegensätze, Gentrifizierung etc etc, richtig viel hat sich bis heute nicht geändert.

Insgesamt ergibt das Ganze eine sehr kurzweilige, empfehlenswerte Lektüre, die sehr viel Lust auf den dritten Band macht.

Bewertung vom 26.10.2021
Sandgren, Lydia

Gesammelte Werke


ausgezeichnet

Stark!

Kaum zu glauben, dass dies der Erstlingsroman einer jungen Autorin ist. Das Buch erinnert mich ein wenig an die großen Romane von Thomas Mann. Obwohl auf fast 900 Seiten fast nichts im Sinne des klassischen Handlungsbegriffs passiert, war es keine Sekunde langweilig und die Lektüre hat mich von der ersten bis zur letzten Seite fasziniert.
Ich bin Gustav, Martin und Cecilia gerne gefolgt und habe sie mit Begeisterung auf ihrem Weg durch das Leben, die Malerei, die Literatur und die Philosophie begleitet. Das Ende hält auch noch so etwas wie einen Cliffhanger bereit, das lässt auf eine Fortsetzung hoffen, auch wenn diese es schwer haben wird, das Niveau zu halten…
Ich hoffe auf jeden Fall, dass das Buch die breite Leserschaft findet, die es verdient, für mich hat es das Potenzial, ein Klassiker zu werden.
Und zum Schluss noch ein ganz großes Kompliment an die Übersetzer!!

Bewertung vom 03.10.2021
Weber, Tanja

Betongold


ausgezeichnet

Münchner Milieu

in Krimi, der im „alten“ Münchner Milieu spielt und ein München zeigt, wie es wohl nur noch wenige kennen.

Die Kriminalgeschichte tritt dabei etwas in den Hintergrund, die Hauptrolle spielen die wirklich grandios gezeichneten Hauptfiguren. Allen voran der Smokey und „sein“ Russe (auf die Idee muss man so erstmal kommen…). Aber auch mit allen anderen lebt, fühlt und leidet man mit. Nebenbei erfährt man auch eine ganze Menge über die Mechanismen im boomenden Immobilienmarkt und entwickelt eine Vorstellung, warum Preise explodieren und wie die Gentrifizierung unaufhörlich fortschreitet und die „Ureinwohner“ verdrängt werden. Das alles erzählt in einem sehr individuellen Stil.

Für mich hat das Buch das Zeug zum Kultstatus und ich könnte mir vorstellen, dass es die Bestsellerlisten erklimmt. Und natürlich wünsche ich mir eine Fortsetzung!

Bewertung vom 01.10.2021
French, Tana

Der Sucher


sehr gut

Anders...

Es fällt nicht leicht, dieses Buch zu beurteilen. Der Name Tana French und die ersten Kritiken in der Presse („ihr bisher bestes Buch“) wecken natürlich eine bestimmte Erwartung. Diese kann das Buch aus meiner Sicht nicht erfüllen, wirklich enttäuscht hat es mich dennoch nicht. Allerdings würde ich es nicht als „Spannungsliteratur“ bezeichnen und als Krimi schon gar nicht. Am ehesten trifft es vielleicht die Einordnung als Milieustudie: Eine Schilderung des Lebens und der Bevölkerung eines abgelegenen irischen Dorfes (das aber genauso gut in einer ländlichen Gegend Deutschlands liegen könnte).

Ich bin der ruhigen Erzählweise von Tara French gerne gefolgt, besonders eindrucksvoll ist die Schilderung der vielfältigen Charaktere, bei denen nicht alles so ist, wie es auf den ersten Blick scheint.

Ich bin sehr gespannt, ob das Buch an den Erfolg der vorherigen Titel von Tana French anknüpfen kann.