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Benutzername: 
haberlei
Wohnort: 
Wien
Über mich: 
Begeisterte Leserin von Krimis, Thrillern, Humorvollem, historischen (Frauen-)Romanen, Biografien

Bewertungen

Insgesamt 309 Bewertungen
Bewertung vom 21.06.2024
Leben
Möller, Hilde

Leben


ausgezeichnet

Ringen um Achtung und Gleichberechtigung

„Leben“ von Hilde Möller ist ein berührender autobiographischer Roman, die Geschichte eines ausgefüllten, abwechslungsreichen Frauenschicksals der heutigen Zeit, mit all seinen Höhen und Tiefen.

Klappentext:
Zwei Ehen, drei Männer, vier Länder, viele Kinder. Glück und Selbstzweifel, Aufbrüche, Zusammenbrüche, Schicksalsschläge, leben!
Als Georg bei einem Spaziergang neben ihr tot zusammenbricht, scheint Hannahs Leben seinen Sinn zu verlieren.
Doch sie greift zur Feder, schreibt …

Auf dem Cover meiner Ausgabe aus dem Jahr 2009 sitzt eine Frau alleine und blickt hinaus aufs Meer. Das Foto symbolisiert sehr gut die Situation der Protagonistin, die sich im Laufe ihres Lebens trotz großer Familie sehr oft alleingelassen fühlte, nicht erst als ihr Mann verstarb. Der Schreibstil ist nicht nur flüssig, sondern besticht u.a. dadurch, dass die Autorin sehr gelungen Stimmungen einfängt: Das Fremdartige und gleichermaßen Faszinierende anderer Kulturen ebenso wie die Atmosphäre von Städten, romantische Momente der Zweisamkeit und die Herausforderungen des Alltags mit einer zahlreichen Kinderschar, Krisenzeiten und traumhafte Reisen. Immer wird man durch die Lebendigkeit des Erzählstils in die Welt der Protagonistin hineingezogen.

Erzählt wird abwechselnd in zwei Zeitebenen. Beginnend mit dem plötzlichen Tod ihres Mannes im Jahr 2001, in Ich-Form, durch Kursivschrift sich von der rückblickenden chronologischen Erzählung abhebend. Den Hauptteil nimmt die Erzählung ein über Hannah und Georg, über die 43 Jahre ihres abwechslungsreichen gemeinsamen Lebens, beginnend mit dem Jahr 1957.

Im Mittelpunkt steht Hannah. Und es geht nicht nur um Hannahs persönliches Schicksal, sondern im Prinzip verkörpert sie die Position der Frauen in den 50er bis 70er Jahren, wo die Männer das Sagen hatten, sich primär dem Beruf, ihrer Karriere widmen konnten, die Frauen auf das Hausfrauendasein und Kindererziehen reduziert wurden, einfach aus einer Selbstverständlichkeit aus Sicht der Männer heraus. Und Hannah will mehr sein als „nur Hausfrau“, als „nur Mutter“, als „Georgs Frau“. Sie träumt davon als Individuum, als sie selbst wahrgenommen zu werden, sie will echte Partnerschaft.

Ich empfand während des Lesens unheimliche Bewunderung für diese Frau, die die ständig wachsende Kinderschar mehr oder weniger alleine aufziehen musste, weil der Mann beruflich stark eingespannt und vielfach sogar auf Reisen war. Sie trug für den funktionierenden Haushalt und die Kinder die Verantwortung. Doch sie selbst, ihre eigene Persönlichkeit blieb dabei auf der Strecke, es ist ein langer, schwieriger Weg mit vielen Tiefen und Krisen, bis sie nicht nur Selbstbewusstsein und Gleichberechtigung erlangte, sondern sogar Erfolge und Anerkennung.

Mich hat dieser Roman sehr berührt. Einerseits die Trauer um den geliebten Mann. Andererseits die Kraft, die in dieser Frau immer steckte, auch wenn sie sie nicht wahrnahm und eher unter Minderwertigkeitskomplexen litt. Mich beeindruckte die Abenteuerlust, der Mut, sich immer in Unbekanntes, Neues zu stürzen. In keiner Phase war diese Lebensgeschichte langatmig, im Gegenteil, sie hat mich gefesselt wie so mancher Krimi, diese ehrliche Schilderung von Krisen, Schicksalsschlägen, all diese facettenreichen Emotionen. Letztlich macht so eine Story auch einem selber Mut, was ein Mensch alles bewältigen und zum Guten wenden kann.

Für mich war „Leben“ mein Lesehighlight in diesem Jahr! Eine unbedingte Leseempfehlung meinerseits und natürlich 5 Sterne!

Bewertung vom 21.06.2024
Ach, Elke
Teufl-Heimhilcher, Brigitte

Ach, Elke


ausgezeichnet

Wohnung gesucht, Mann gefunden

„Ach, Elke“ von Brigitte Teufl-Heimhilcher ist ein Familien-Wohlfühlroman, der zweite Band der Reihe „Gestern & Heute“.

Worum geht es?
Elke Bergmann, eine erfolgreiche Autorin, hat sich zwar kürzlich von ihrem Lebensgefährten Conny getrennt, doch dieser will Elke wieder zurückgewinnen. Da lernt Elke den Immobilienmanager Erich kennen. Für welchen der beiden wird sich Elke entscheiden? Für den verlässlichen, ernsthaften Erich oder den untreuen, charmanten Conny?

Das Cover in seiner Buntheit ist sehr ansprechend, eine strahlende junge Frau in einem schnittigen Oldtimer-Cabriolet. Das Buch erschien 2024, ist in 24 mit Überschriften versehenen Kapiteln unterteilt. Der Schreibstil ist locker und flüssig, humorvoll. Die Handlung spielt in der Gegenwart in Wien. Wie ich bereits zum ersten Band angemerkt habe, fände ich (insbesondere für Quereinsteiger) eine Personenliste im Hinblick auf die zahlreichen Familienmitglieder hilfreich. Ich freute mich über das Wiedersehen mit den bereits in Band 1 vorgekommenen Protagonisten. Es ist jedoch keineswegs notwendig, den Vorgängerband gelesen zu haben. Jeder Roman ist in sich abgeschlossen ist, soweit erforderlich sind Hinweise vorhanden.

Das Buch knüpft im Prinzip nahtlos an den Vorgängerband an und führt den roten Faden weiter, wobei die Hauptpersonen des ersten Bandes nun als Nebenfiguren agieren. Als Protagonistin neu hinzugekommen ist die Autorin Elke, die im Mittelpunkt der Handlung steht.

Das Motto der Reihe „Gestern & Heute“ war im Band „Ach, Gisela“ spürbarer, da gab es echte Zeitsprünge. Nicht nur, weil sich Rückblenden optisch aufgrund der kursiven Schrift deutlich hervorhoben, sondern weil es jeweils tatsächlich Szenen waren, die in der Vergangenheit stattfanden, mit Dialogen. In „Ach, Elke“ sind es ihre Kindheitserinnerungen, ihre persönliche Sicht der Dinge, die nach wie vor ihre Beziehung zu den Eltern, insbesondere zur Mutter belasten. Der Bezug zum Gestern ist durchwegs nachvollziehbar: die Geschehnisse aus der Vergangenheit beeinflussen das Denken und das Miteinander in der Gegenwart. Dennoch, ich fand das Motto „Gestern & Heute“ in Band 1 gelungener dargestellt.

Die Handlung verläuft wenig spektakulär, lebt von den größtenteils sympathischen Menschen, von humorvollen Szenen bzw. Dialogen. Die Geschichte liest sich wohltuend, weil es keine wirklich negativen Emotionen gibt, trotz kleiner Missverständnisse und fehlender Harmonie zwischen Mutter und Tochter. Selbst die Rivalität von Elkes Verehrern bleibt in gesittetem Rahmen, fair, ohne Gehässigkeit oder Böswilligkeit.

Das Loslösen von der alten und das Wachsen der neuen Beziehung bilden das Hauptthema. Es zeigt sich, dass es für reifere Menschen, die bereits gescheiterte Beziehungen hinter sich haben, gar nicht so leicht ist, sich wieder auf einen anderen Menschen einzulassen, Vertrauen zu fassen. Die Charaktere der Hauptpersonen sind vielschichtig gezeichnet, mit Stärken und Schwächen, Wünschen, Sehnsüchten, Ängsten und Unsicherheit. Auch die Nebendarsteller sind gut vorstellbar beschrieben, wirken lebendig und authentisch, sympathisch. Eine Hausgemeinschaft, in der man auch gerne leben würde.

„Ach, Elke“ hat mir unterhaltsame und entspannte Lesestunden beschert und mich von meinen eigenen Problemen erfolgreich abgelenkt. Gerade in solchen Situationen zieht man sich gerne in eine Fantasiewelt zurück, in ein bisschen heile Welt. Gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe 5 Sterne.

Bewertung vom 15.06.2024
Tal der Sehnsucht
Korten, Astrid

Tal der Sehnsucht


ausgezeichnet

Packend, ergreifend und berührend – ein Lesehighlight!

In „Tal der Sehnsucht“ schildert Astrid Korten sehr eindrucksvoll, gefühlsstark und spannend das harte und entbehrungsreiche Leben einer kanadischen Farmersfamilie Anfang des 20. Jahrhunderts.

Worum geht es:
Der Mathematikprofessor Jamie McHannay kehrt anlässlich der Beerdigung seiner Mutter auf die elterliche Farm zurück. Das Wiedersehen mit seinem Stiefvater Logan Taylor verläuft distanziert, Jamie kann seine negativen Gefühle ihm gegenüber nicht abschütteln. Doch dann vermitteln die Tagebücher aus dem Nachlass seiner Mutter Jamie tiefe Einblicke in das Leben und die Gefühlswelt seiner Eltern.

Das Cover in den Pastelltönen sticht vielleicht nicht sofort ins Auge, doch harmoniert es vorbildlich mit dem Titel – es ist quasi „leise“, unaufdringlich, Sehnsucht ist ein leises Gefühl. Das Buch erschien 2024 und gliedert sich in zwei Teile, nämlich die Jahre, als Jamies Vater noch lebte, und jene mit seinem Stiefvater. Die insgesamt 38 Kapitel sind jeweils mit Titeln versehen und haben eine angenehme Länge. Außer Prolog und Epilog aus dem 1962 spielt die Handlung in den 1920er Jahren in Brownsville, Kanada. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, die Sprache der Zeit angepasst.

Dies war nicht mein erstes Buch der Autorin, die ich bislang vor allem von fesselnden Thrillern her kannte. Wie stets bei Astrid Korten bildet auch bei dieser höchst emotionalen Familiengeschichte ausgezeichnete Recherchearbeit den Hintergrund für ein anschauliches, gut vorstellbares, mit vielen Details gespicktes Zeitbild.

Von Anfang an wurde ich regelrecht hinein gesogen in die Welt dieser kanadischen Farmersfamilie, ein Leben mit und gegen Naturgewalten, wo Waldbrände und Schneestürme Lebensgefahr bedeuten, ein Leben in Einsamkeit, in Naturverbundenheit. Die Schilderungen sind wunderbar lebendig, reich an kritischen Situationen, wo ich nicht umhin konnte, mit den Protagonisten zu leiden, mich zu ängstigen oder mit zu fiebern, dass sie der Gefahr wohlbehalten entrinnen mögen.

Abgesehen von den Spannungsmomenten nahmen mich aber vor allem die facettenreich und sehr intuitiv dargestellten Persönlichkeiten gefangen. Von einigen Randfiguren abgesehen entwickelt sich die Handlung durch das Aufeinandertreffen von sehr schwierigen, von früheren Erlebnissen geprägten Charakteren. Logan, kräftig, fleißig, durchsetzungsstark, hilfsbereit und tüchtig, trägt ebenso eine Schwachstelle in sich wie Everly, eine stolze und eigenwillige, auch leidenschaftliche Frau und Mutter, die in erster Linie das Wohl ihres Kindes sieht. Die Zentralfigur ist der empfindsame, naturverbundene Jamie, der sehr um seinen lebensfrohen und verständnisvollen Vater trauert, und der vom Stiefvater lange Zeit missverstanden und nicht so akzeptiert wird, wie er ist. Die Entwicklung, das Zueinanderfinden, die Akzeptanz jener Wesenszüge des anderen, die der eigenen Denkweise nicht entsprechen, machen den Roman zu einem besonderen Leseerlebnis.

„Tal der Sehnsucht“ hat mich einfach begeistert – ein Pageturner, den ich kaum aus der Hand legen wollte, spannend und bewegend zugleich. Für dieses wunderbare Buch gibt es von mir eine unbedingte Leseempfehlung und 5 Sterne.

Bewertung vom 12.06.2024
Der Lieblingskontakt
Martensen, Manuel

Der Lieblingskontakt


ausgezeichnet

Detektivarbeit – heiligt der Zweck die Mittel?

„Der Lieblingskontakt“ von Manuel Martensen ist nach „Die tödliche Rezeptur“ und „Der andere Ausweg“ der dritte Fall, in dem Kommissar Walter Bork und sein Team ermitteln.

Worum geht es?
Die Detektivin Maja Lamprecht wird von einem Unbekannten bedroht, der durch seinerzeitige Nachforschungen der Detektei sein Lebensglück, seine Familie verloren hat, und sich nun an den Akteuren rächen will, indem er auch ihnen das Liebste nimmt. Als erstes tötet er Majas Kollegin und Freundin. Kommissar Bork und sein Team finden kaum Ansatzpunkte für ihre Ermittlungen, zu nebulös sind Majas Angaben, zu gering sind die Spuren, die der Täter hinterlassen hat. Schließlich ergreift Maja Eigeninitiative, um die Identität des Mannes zu lüften und um ihm das Handwerk zu legen.

Bereits das Cover strahlt eine gewisse Beunruhigung aus, wirkt unheimlich. Ein einsamer Wohnwagen nahe am Meer – eine aus der Handlung gegriffene Momentaufnahme. Das Buch erschien 2024. Die Handlung spielt in der Gegenwart an fiktiven Schauplätzen an der Nordsee. Die Kapitel haben eine angenehme Länge. Der Schreibstil ist flüssig und packend. Auch ohne die Vorgängerbände zu kennen, kommt man problemlos in die Geschichte hinein und überblickt den relevanten Personenkreis. Jeder Fall steht für sich alleine.

Bereits ab dem Prolog bekommt man Einblick in Majas detektivische Arbeitsweise. Nach wenigen Seiten befindet man sich mitten im Geschehen, mitten in einer unheimlichen, beängstigenden Atmosphäre. Ein einsam gelegenes Haus. Verstörende Bedrohungen. Die Ereignisse rund um Majas Feriendomizil überstürzen sich. Was sich vor ihren Augen abgespielt hat, kann sie nicht beweisen, wirkt irreal und unglaubwürdig auf die Polizei. Doch als es definitiv ein Mordopfer gibt, beginnen Kommissar Bork und sein Team im Rahmen der Detektei nach Verdächtigen zu forschen. Maja taucht mit Hilfe ihres Cousins Klaas unter, recherchiert auf eigene Faust und verfolgt im Alleingang diverse Spuren, ein gefährliches Unterfangen, wie sich bald herausstellt. Die stetigen Orts- und Perspektivenwechsel zwischen polizeilichen Ermittlungen und Majas Erkundigungen sowie zwischendurch auch der Einblick in die Gedankengänge des Täters halten die Spannung stets auf hohem Niveau und lassen einen das Buch kaum aus der Hand legen. Man kommt nicht umhin mitzufiebern, auch mitzurätseln, insbesondere weil noch ein weiterer Unbekannter in das Geschehen involviert ist, dessen Rolle lange undurchsichtig bleibt. Letztlich, nach einem dramatischen Showdown, fügen sich alle Fäden zusammen, klärt sich alles zufriedenstellend auf.

Generell sind Haupt- wie Nebenfiguren anschaulich geschildert, wirken authentisch und lebendig, zeigen Stärken und Schwächen, Emotionen. Das polizeiliche Team ist mehr oder weniger markant beschrieben. Im Mittelpunkt der Handlung steht definitiv Maja, eine taffe junge Frau, die einen Beruf ausübt, der moralisch gewisse Schwachstellen aufweist. Sie ist mit Leib und Seele und mit Begeisterung Detektivin, überzeugt, das Richtige zu tun – für den jeweiligen Auftraggeber. Was das Ergebnis ihrer Ermittlungen für die jeweilige Gegenseite bedeutet, war ihr nicht bewusst, lag außerhalb ihres Einsatzes. Sowohl Maja als auch ihrem Chef erkennen im Laufe der Handlung, dass gewisse Handlungen fragwürdig waren. Sozusagen stellt der Autor mit der Thematik auch die Arbeitsweise von Detekteien etwas in Frage. Denn, was immer die Recherchen im Auftrag eines Klienten erbringen, sie verändern die Lebenssituation der Gegenseite massiv, sie stürzen so manchen in eine Lebenskrise, in finanzielles und/oder psychisches Unglück. Was letztlich natürlich auch nie einen Rachefeldzug gegen den Detektiv gerechtfertigt.

„Der Lieblingskontakt“ war wiederum ein Pageturner, hat mir Lesestunden voller Spannung beschert. Ich freue mich schon auf weitere Fälle mit Kommissar Bock. Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung und 5 Sterne.

Bewertung vom 09.06.2024
Komm schon, Baby! (eBook, ePUB)
Berg, Ellen

Komm schon, Baby! (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wenn eine Hebamme selber schwanger ist …

„Komm schon, Baby! (K)ein Liebes-Roman“ von Ellen Berg ist das neueste Buch der (Kein)-Roman-Reihe, die mittlerweile bereits 22 Bände umfasst. Es ist ein richtiger Wohlfühlroman.

Worum geht es?
Die 38-jährige Juli übt ihren Traumberuf aus. Sie ist Hebamme. Eine eigene Familie zu gründen, scheiterte bislang am geeigneten Partner. Da wird sie ungeplant schwanger. Von einem One-Night-Stand. Und der Kindsvater ist mit einer ihrer Klientinnen liiert …

Das Cover in seiner Buntheit ist ein Eye-Catcher, es vermittelt Fröhlichkeit und Lebenslust. Das Buch erschien 2024, die Handlung spielt in der Gegenwart. Die Kapitel sind kurz, ohne Zeitangaben. Der Schreibstil ist locker und flüssig, durchaus amüsant.

Man ist von Beginn an in den Alltag Julis eingebunden. Gut dosiert erhält man Einblick in die facettenreiche Tätigkeit einer Hebamme, garniert mit vielen wertvollen Tipps für Schwangere. Die Informationen sind durchwegs interessant und haben mich, obwohl ich bei weitem nicht zur relevanten Gruppe gehöre, nicht gelangweilt. Ab dem Moment, wo Juli von ihrer Schwangerschaft erfährt, gerät sie in einen turbulenten Strudel von komplexen Beziehungen einerseits und in ein persönliches Gefühlschaos. Die Situation scheint so verfahren, dass man sich voller Spannung in der Lektüre weitertreiben lässt, bangend, wie sich das für Juli wohl zum Guten wenden könnte.

Die Charaktere sind vielschichtig, lebendig und authentisch gezeichnet. Juli steht im Mittelpunkt. Da aus Julis Perspektive in Ich-Form erzählt wird, liegen ihre Gedanken, Zweifel, Ängste, Träume und Sehnsüchte offen da. Juli ist nicht nur einfach sympathisch, sie strahlt Kompetenz, Verantwortungsgefühl und Menschlichkeit aus. Sie denkt immer in erster Linie an die anderen, nicht nur ihre Klientinnen betreffend, sondern stellt auch ihre eigenen Wünsche hinten an – sie würde nie einer anderen den Partner ausspannen. Ein überaus liebenswerter und lebenskluger Mensch ist Julis Großmutter, die ihr eine wertvolle Stütze ist. So exaltiert und schillernd Julis Mutter auch anfangs wirkt, auch sie hat ihr Herz letztens am rechten Fleck. Primär stehen Frauen im Mittelpunkt der Handlung, zeigen Stärken und Schwächen, Gefühle und negative Eigenschaften, was dem Roman auch die nötige Würze verleiht. Die männlichen Protagonisten spielen mehr oder weniger Nebenrollen, Eigeninitiative zeigen sie selten, gehen lieber den Weg des geringeren Widerstands und lassen sich eher treiben. Nichtsdestotrotz sind vor allem Luca und Matteo sympathische Zeitgenossen.

„Komm schon, Baby“ hat mir unterhaltsame und entspannte Lesestunden beschert. Auch Lust auf weitere Bücher dieser Autorin gemacht. Gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe 5 Sterne.

Bewertung vom 05.06.2024
Wiener Zuckerl
Loibelsberger, Gerhard

Wiener Zuckerl


ausgezeichnet

Geschichten vom Einst und Jetzt

„Wiener Zuckerl“ von Gerhard Loibelsberger ist eine wunderbar bunte Mischung von Erzählungen, ebenso vielseitig und geschmacklich facettenreich wie die Zuckerl-Vielfalt in der am Cover abgebildeten Dose. Teils sind es Krimis, teils Humorvolles, teils wahre Fälle, teils der Fantasie des Autors entsprungen.

Das Buch erschien 2024 und gliedert sich in drei Abschnitte – Geschichten aus dem alten Wien, aus dem neueren Wien und aus Österreich. Der Schreibstil ist locker und lässt sich flüssig lesen, besticht durch den sich stets durchziehenden Wiener Schmäh, wirkt lebendig durch den Wiener Dialekt. Als Wienerin verstehe ich das Urwienerische ja problemlos, auch wenn eine Vielzahl der Ausdrücke nicht mehr zum alltäglichen Sprachschatz gehört. Für Nicht-Wiener sind nicht nur ein Glossar, sondern auch zahlreiche erklärende Fußnoten vorhanden, weiters gibt es eine Liste historischer Personen.

Als Fan der Nechyba-Reihe genoss ich die Geschichten aus dem alten Wien ganz besonders, geschickt verwoben mit einem realen Fall, las voller Interesse, wie die Nechyba-Reihe überhaupt zustande kam – als traumhafte Erscheinung. Die Kasernengeschichte weckte Erinnerungen an die Bundesheerzeit meines Mannes; auch bei der Garde gab es Typen wie den Vizeleutnant Haas. Jede Geschichte hat so ihren eigenen Reiz, sogar ein Märchen ist darunter. Und stets wirken die Protagonisten lebendig und authentisch.

„Wiener Zuckerl“ hat mir spannende und unterhaltsame Lesestunden beschert. Gerne empfehle ich das Buch weiter.

Bewertung vom 03.06.2024
Das schweigende Dorf / Akte Nordsee Bd.3
Almstädt, Eva

Das schweigende Dorf / Akte Nordsee Bd.3


ausgezeichnet

Eine verschworene Gemeinschaft

„Das schweigende Dorf“ von Eva Almstädt ist bereits der dritte Band der Akte Nordsee-Krimi-Reihe mit der Rechtsanwältin Fentje Jacobsen und dem Journalisten Niklas John als private Ermittler.

Worum geht es?
Fentje wird mitten in der Nacht von einem Mann angerufen, der Hilfe benötigt. Tags darauf stellt sich heraus, dass ihr neuer Klient und ein weiterer Mann ermordet wurden. Gemeinsam mit Niklas beginnt Fentje im Nachbarort zu recherchieren.

Bereits das Cover stimmt auf das Nordseeumfeld ein, insbesondere auf den Leichenfundort. Das Buch erschien 2024. Der Schreibstil ist flüssig, die Kapitel sind kurz, ohne Orts- oder Zeitangaben. Die Handlung spielt in der Gegenwart in einem fiktiven Dorf auf der schleswig-holsteinischen Halbinsel Eiderstedt. Lokalkolorit ist unaufdringlich aber gut spürbar in die Handlung verwoben, vor allem das hie und da verwendete Eiderstedter Platt unterstreicht die Regionalität.

Für mich war es das erste Buch dieser Reihe. Ich hatte als Quereinsteigerin keinerlei Probleme, in den Fall hineinzukommen und den relevanten Personenkreis zu überblicken. Soweit erforderlich, sind Hinweise auf frühere Ereignisse vorhanden. Dennoch ist es sicherlich ratsam, die Bücher der Reihe nach zu lesen, um die private Entwicklung der Protagonisten verfolgen zu können. Nichtsdestotrotz möchte ich die Vorgängerbände nachholen.

Das Buch zog mich von der ersten Seite an in seinen Bann, als ich mich fragte, wessen Leiche der pensionierte Polizist wohl suchte. Zwar stand bald darauf der Doppelmord im Zentrum der Nachforschungen, doch letztlich fügte sich auch dieser lose Faden schlüssig in die Handlung ein. Die Handlung entwickelt sich primär aus zwei Blickwinkeln – einerseits verfolgt man Fentjes Recherchen, andererseits jene von Niklas. Durch die Perspektivenwechsel gestaltet sich der Fall abwechslungsreich. Die Ermittlungen, sowohl seitens der Polizei, als auch seitens des Duos erweisen sich als stockend und mühsam, denn die Dorfbevölkerung mauert. In mühevollen kleinen Schritten mehren sich dennoch Hinweise, sind Zusammenhänge erkennbar, helfen Hintergrundinformationen aus der Vergangenheit weiter. Es liest sich interessant, die Spannung köchelt stets, auch ohne außergewöhnlicher Action oder Gefahrenmomente. Zudem sorgt die Kürze der Kapitel dafür, dass die Seiten nur so dahin fliegen; ich wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Es mangelt nicht an Motiven und Verdächtigen, denn die Opfer waren keine liebenswerten Zeitgenossen, betrieben zwielichtige Machenschaften und hatten sich auch Feinde gemacht. Letztlich verdichten sich Hinweise, das kollektive Schweigen wird gebrochen, Verborgenes gelangt ans Tageslicht. In einem dramatischen Showdown werden nicht nur die Mörder der beiden Männer entlarvt, sondern auch ein Cold Case gelöst.

Ob Haupt- oder Nebenfiguren, alle Charaktere sind sehr gut vorstellbar und lebendig gezeichnet. Im Mittelpunkt stehen Fentje und Niklas, beide sympathisch, engagiert, unerschrocken und wissbegierig, sowie Fentjes liebenswerte Familie, allen voran Großmutter Gretje. Fentje ist ein Familienmensch, arbeitet am Bauernhof tatkräftig mit und kümmert sich auch verantwortungsvoll um ihre Nichte Sofia. Auch Niklas hat seine weiche Seite: die Katze Blofeld. Die schwelende Liebesbeziehung zwischen Fentje und Niklas bzw. ihre Affäre mit Onno bringt etwas Romantik in die Handlung. Es wird interessant, inwieweit die beiden in Zukunft zueinander finden werden.

„Das schweigende Dorf“ hat mir fesselnde Lesestunden beschert und Lust auf weitere Fälle dieses Ermittler-Duos gemacht. Ich spreche eine unbedingte Leseempfehlung aus und vergebe 5 Sterne.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.06.2024
Die Kriminalistinnen. Acht Schüsse im Schnee
Berg, Mathias

Die Kriminalistinnen. Acht Schüsse im Schnee


ausgezeichnet

Polizeiarbeit und Gesellschaftsbild der 70er Jahre

„Die Kriminalistinnen – Acht Schüsse im Schnee“ von Mathias Berg ist bereits der zweite Band dieser Reihe mit 70er Jahre-Flair, in deren Mittelpunkt die ersten weiblichen Kriminalbeamtinnen Deutschlands stehen.

Klappentext:
Februar 1970: Der Millionär Theo Ellerbeck wird vor seiner Villa mit acht Schüssen getötet. Er hinterlässt eine schöne Ehefrau sowie eine auffällig schweigsame Tochter. Ellerbeck war allseits beliebt und hatte großen Einfluss in der Düsseldorfer Kulturszene. Wer profitiert vom Tod des Mannes, der offenbar keine Feinde hatte? Lucia Specht und ihre Kolleginnen vom Düsseldorfer Präsidium übernehmen den Fall und stoßen auf Ungeheuerliches in vornehmen Kreisen.

Das Cover ähnelt im Stil und in der Farbgebung jenem vom ersten Band, hat somit einen gewissen Wiedererkennungswert, und es passt auch zu den 70er Jahren. Das Buch erschien 2024. Es gliedert sich in drei Teile, innerhalb dieser wiederum in Kapitel mit angenehmer Länge, die zum Teil datiert sind, wodurch der chronologische Ablauf gut nachvollziehbar ist. Der Handlungszeitraum umfasst zwei Wochen von Ende Februar bis Mitte März 1970. Die Handlung setzt ca. ein halbes Jahr nach Ende des ersten Bandes ein.

Da ich auch den ersten Band gelesen hatte, war ich nach wenigen Seiten wieder vertraut mit dem Team. Ich denke, dass auch Quereinsteiger problemlos in den Kriminalfall hineinkommen. Soweit erforderlich sind Hinweise zur Vorgeschichte vorhanden. Dennoch, die Charaktere und deren Entwicklung offenbaren sich noch besser, wenn man den ersten Band auch kennt.

Abgesehen von dem ziemlich komplexen Fall stehen vor allem die ersten Kriminalistinnen im Mittelpunkt, sechs taffe Frauen, die sich nicht nur kriminalistisch bewähren, sondern sich insbesondere im von Männern dominierten Polizeiapparat behaupten müssen. Die Handlung des Romans ist zwar erfunden, doch basiert sie auf einer Tatsache. Dieses Experiment „Frauen bei der Kriminalpolizei“ ab dem Jahr 1969 gab es tatsächlich. Auch der Fall Ellerbeck ist an einen wahren Fall angelehnt.

Der Schreibstil liest sich flüssig, die Sprache ist jener Zeit angepasst. Ich konnte mich sehr gut in jene Zeit zurückversetzen, in meine Teenagerzeit. Viele Erinnerungen ploppten auf, natürlich die langen Haare, die bunte Mode, aber auch Telefonate aus Telefonzellen, überall wurde geraucht, Flaschen, in die man Kerzen steckte, an denen das Wachs herunterlief, Olivetti-Schreibmaschinen, u.v.a.m. Für mich sind Krimis, die noch zu Zeiten ohne Internetrecherchen spielen, immer sehr reizvoll. Da kommt es noch viel mehr auf den Spürsinn der Ermittler an. Der Autor zeichnet ein authentisches Bild der damaligen Zeit, mit deutlichem Fokus auf das damalige Frauenbild, die Abhängigkeit der Frauen von den Ehemännern, die bestimmen durften, ob man und welchen Beruf man ausübt, dieses „Frauen-gehören-hinter-den-Herd“-Denken bis zu der übergriffigen und herabwürdigenden Art und Weise, wie sich Männer, auch Kollegen gegenüber Frauen benahmen. Me-Too und Political Correctness gab es noch nicht. Des Weiteren wird auch Homosexualität thematisiert, damals nicht nur gesellschaftlich verpönt, sondern sogar strafbar.

Im Mittelpunkt der Handlung steht Lucia Specht, eine dieser jungen Frauen, die sich zur Kriminalbeamtin ausbilden lassen. Die Geschehnisse werden in Ich-Form aus ihrer Perspektive geschildert. Man ist einerseits mitten drinnen in den Ermittlungen, in den offiziellen ebenso wie in Lucias persönlicher Recherche, erfährt ihre Gedanken, lernt ihre Familie kennen. Ihre Ziele verfolgt sie hartnäckig und manchmal zu impulsiv und leichtsinnig. Noch fehlt Lucia privat ein kongenialer Partner. Es wird interessant, ob sich die Beziehung zu Johannes in Zukunft vertiefen wird. Nicht nur Lucia, sondern ihre Kollegenschaft u.a. Nebenfiguren zeichnen sich durch markante Eigenschaften und Verschiedenartigkeit aus, wirken lebendig, mehr oder weniger sympathisch und sind gut vorstellbar beschrieben.

Im Prinzip sind es zwei miteinander verwobene Handlungsstränge – der aktuelle Fall des erschossenen Millionärs und ein Cold Case, der mysteriöse Unfalltod von Lucias Mutter im Jahr 1959. Die Handlung ist abwechslungsreich, es mangelt weder an Verdächtigen noch an Verwicklungen und Verwirrungen. Immer wieder ist man mit unerwarteten Wendungen konfrontiert, bis sich letztlich, nach einigen irreführenden Fährten, prickelnden Spannungsmomenten und Action, in einem dramatischen Finale fast alles endgültig klärt, wie gesagt, fast alles.

Mit „Die Kriminalistinnen – Acht Schüsse im Schnee“ ist dem Autor ein packender Fortsetzungsroman gelungen. Es ist wiederum eine gut dosierte Mixtur aus Kriminalfall und Zeitbild. Ich sehe mit großem Interesse und Ungeduld dem nächsten Band entgegen und das nicht nur wegen des fiesen Cliffhangers am Schluss.
Eine unbedingte Leseempfehlung! 5 Sterne.

Bewertung vom 28.05.2024
Mord im Antiquitätenladen / Siggi Malich ermittelt Bd.1
Lehnertz, Waldi

Mord im Antiquitätenladen / Siggi Malich ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Rätselhafte Bildersuche

„Mord im Antiquitätenladen “ von Waldi Lehnertz ist ein unterhaltsamer Cosy-Krimi, das Erstlingswerk des bekannten Antiquitätenhändlers aus der TV-Serie „Bares für Rares.

Worum geht es?
Beim Antiquitätenhändler Siggi wird nicht bloß eingebrochen, nein der Einbrecher hinterlässt ein rätselhaftes Bild, einen Teil eines Wandteppichs – und ein Leiche, die, als die Polizei eintrifft, wieder verschwunden ist, worauf die Polizei Siggi nicht ernst nimmt. Dafür glaubt ihm Doro, seine neue Putzhilfe. Sie beschließen, selbst zu ermitteln.

Das Cover ist bunt und fröhlich, passt zum Thema, assoziiert einen Antiquitätenladen. Das von Waldi Lehnertz und der Co-Autorin Miriam Rademachter verfasste Buch erschien 2024. Die Handlung spielt in der Gegenwart. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, weisen weder Zeit- noch Ortsangaben auf. Der Schreibstil ist locker und lässt sich flüssig lesen.

Das Rätselhafte beherrscht die Handlung und kreiert auch die Spannung. Wohin verschwand der Tote? Wieso hinterließ das Opfer oder der Mörder das gewebte Bild? Naheliegend für einen Antiquitätenhändler und seinen Freund Anton, einem Kunstsachverständigen, Recherchen über die Herkunft des Bildes zu betreiben, stets assistiert von Doro. So nach und nach verdichten sich die Informationen, finden sich weitere Teile des Wandteppichs, erklärt sich dessen Ursprung und warum er zerteilt wurde. Es liest sich interessant und vor allem auch ist es äußerst amüsant, welche Aktionen die drei Hobbydetektive setzen. Ganz ungefährlich erweist sich am Ende die Konfrontation mit dem Mörder nicht, mit einem Mörder, mit dem ich persönlich nicht gerechnet hatte.

Den Krimi bevölkern – signifikant für einen Wohlfühl-Krimi - primär sympathische, liebenswerte Menschen. Ich konnte mir die Protagonisten richtig gut vorstellen, wobei ich zugebe, dass Siggi vor meinem geistigen Auge schon sehr Waldi ähnelt. Siggi, Anton und Doro bilden ein gutes Team, pfiffig und abenteuerlustig. Dass sich zwischen Siggi und Doro Zuneigung und Verliebtheit entwickelt, gibt dem Ganzen noch zusätzlich einen romantischen Touch. Auch der Polizist Gunnar ist eine köstlich dargestellte Type.

„Mord im Antiquitätenladen “ hat mir vergnügliche und entspannende Lesestunden beschert, ausgesprochene Wohlfühlmomente, die ich gerade in diesen Tagen so gebraucht habe. Ich empfehle das Buch gerne weiter und vergebe 5 Punkte.

Bewertung vom 26.05.2024
Was der See birgt / Ermittlungen am Gardasee Bd.1
Koppelstätter, Lenz

Was der See birgt / Ermittlungen am Gardasee Bd.1


gut

Das Geheimnis der goldenen Fische

„Was der See birgt“ von Lenz Koppelstätter ist der Auftakt zu einer neuen Reihe des Autors, ein Regionalkrimi, in dessen Mittelpunkt die Journalistin Gianna Pitti steht.

Worum geht es?
Ein junger Journalist, mit dem sich tags zuvor Gianna noch getroffen hatte, wird ermordet aus dem Gardasee geborgen. Mit Hilfe ihres Onkels Francesco und der Chefredakteurin Elvira beginnt sie nachzuforschen; dabei stoßen sie auf geheimnisvolles Treiben in der ehemaligen Villa von Gabriele D’Annunzio.

Das Cover bietet einen stimmungsvollen Blick auf den Gardasee. Auf der Umschlag-Innenseite befindet sich eine Karte des Sees, was ich besonders schätzte, weil ich die diversen Schauplätze besser einordnen konnte. Das Buch erschien 2024. Der Schreibstil ist flüssig, mit Blick auf Details und bildhaft. Die Kapitel sind kurz gehalten, jeweils mit dem Namen jener Person übertitelt, aus deren Perspektive erzählt wird. Das Lokalkolorit ist geschickt und sehr umfassend mit dem Geschehen verwoben, sodass der landschaftliche Facettenreichtum und die Schönheit des Sees anschaulich zur Geltung kommt. Bedingt durch den Hauptschauplatz, der ehemalige Residenz des Schriftstellers Gabriele D’Annunzio, wird nicht nur die Villa, ein heutiges Museum, detailliert beschrieben, sondern umfangreiches Wissen über Freimaurer und deren Entstehung vermittelt.

Die Handlung entwickelt sich aus mehreren Blickwinkeln, jenen der drei Hauptakteure: Gianna, Elvira und dem Marchese. Obwohl alle drei dasselbe Ziel verfolgen, nämlich den Mord an dem jungen Journalisten zu klären, agieren sie anfangs unabhängig voneinander. Erst nach und nach geben sie vor den anderen geheim gehaltenes Wissen preis, arbeiten sie als Team. Wirklich prickelnde Spannung kommt erst gegen Ende, quasi im Showdown auf. Irgendwie war diese Freimaurer-Geschichte kein Thema, das mich ansprach. Es klärt sich zwar letztlich alles, doch bot sich für mich keine reale Chance zum Miträtseln.

Was die Charaktere anbelangt, so sind Gianna, Elvira und der Marchese zwar gut vorstellbar dargestellt, doch konnten sie mich nicht wirklich für sich einnehmen. Sie blieben für mich irgendwie distanziert.

„Was der See birgt“ war mein erstes Buch dieses Autors. Primär haben sich bei mir die Vielfalt und das Flair des Gardasees eingeprägt und Lust erzeugt, dort einmal hinzufahren. Obwohl mich dieses Buch nicht wirklich mitreißen konnte, möchte ich dennoch die Fortsetzung lesen, in der Annahme und Hoffnung, dass das nächste Mal mir das dem Krimi zugrunde liegende Thema mehr zusagen wird, und dass ich dann mit den Protagonisten richtig warm werde. Zudem wurde mein Interesse für die andere Krimireihe des Autors geweckt, die ja schon seit Jahren erfolgreich läuft.