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gabiliest
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Wien

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Insgesamt 101 Bewertungen
Bewertung vom 04.12.2024
Scheller, Anne

Drachen gibt's, die gibt's gar nicht / Der zauberhafte Kindergarten Bd.1


ausgezeichnet

Kleiner Drache, großer Mut: Eine fabelhafte Freundschaftsgeschichte

In ihrem Kinderbuch “Drachen gibt´s, die gibt´s gar nicht” entführt uns die Autorin Anne Scheller in den “zauberhaften Kindergarten“. Auf dem fröhlichen Hardcover finden wir die Fabelkinder, die wir auch gleich zu Beginn des Buches nicht nur mit Namen, sondern auch mit ihren Charaktereigenschaften kennenlernen und die die kleinen (Mit)Lesenden sofort in ihr Herz schließen werden.

Dex, der kleine Drache, ist sehr aufgeregt, das ist sein erster Tag im zauberhaften Kindergarten. Was wird ihn dort erwarten? Denn Dex kann noch nicht gut fliegen, mag kein Feuer (das ist für einen Drachen ungewöhnlich) und verbuchselt Wechstaben -nein, also, er verwechselt Buchstaben. Aber Dex wird freundlich aufgenommen und lernt die anderen neuen Fabelkinder kennen: Nixe Nini, die immer ihre Pfütze dabeihat, Pegasus Pim, der mit dem Fliegen Schwierigkeiten hat und das starke Trollmädchen Topsy, die aus Allem etwas bauen kann.

Die vier Freunde dürfen den Kindergarten, zu dem es auf den letzten Buchseiten auch einen Plan gibt, sogar alleine erforschen. Für jede Jahreszeit gibt es ein eigenes Land, nur in das Winterland dürfen die Kinder nicht hinein. Denn dort wohnen unsichtbare Schneezwerge, die den Winter überall verbreiten können. Und das muss verhindert werden, denn wenn der Uralte Baum, der in der Mitte des Kindergartens steht, stirbt, wird der Winter die Herrschaft über das Land an sich reißen.

Doch Nixe Nini ist beunruhigt. Ihre Pfütze, die eigentlich spiegelglatt sein sollte, bebt. Und so machen sich die Freunde auf, um die Ursache zu finden. Dabei müssen sie sogar den geschützten Bereich des Kindergartens verlassen. In den wandernden Wäldern finden sie Bork, ein Baumkind, das die Erde beben lassen kann und genau fühlt, was in der Natur vorgeht. Das wird noch ganz wichtig werden, denn die Schneezwerge haben den Uralten Baum überfallen und sich in der Höhle seines Stammes eingenistet. Jetzt müssen die fünf Freunde ihren ganzen Mut zusammennehmen, um den zauberhaften Kindergarten zu retten….

Mit ihrem Buch “Der zauberhafte Kindergarten- Drachen gibt´s, die gibt´s gar nicht“, hat die Autorin Anne Scheller Band eins einer Geschichte vorgelegt, die in die Welt der Phantasie, des Abenteuers und der Fabeltiere entführt. Besonders gelungen sind die fünf Freunde Dex, Nini, Pim, Topsy und Borg, die jeder andere Fähigkeiten haben und erkennen sollen, wo ihre Talente liegen und welches Element ihrer Bestimmung entspricht: Feuer, Wasser, Erde oder Luft. Und obwohl die Fabelkinder von verschiedener Herkunft sind entsteht hier eine tiefe Freundschaft über alle Unterschiedlichkeiten hinweg. Die Erzählung lässt jeder Figur ihren Raum, man darf ängstlich sein wie Dex oder noch etwas ungeschickt wie Pim. Am Ende ist jedes Kind mit seinen Eigenschaften wertvoll und akzeptiert. Doch nur durch Freundschaft und Zusammenhalt können die Freunde gemeinsam alle Gefahren meistern.

Auch die weiteren Figuren des Buches, die Erzieher, die größeren Fabelkinder sowie die kleinen Helferelfen sind mit viel Phantasie beschrieben. Wer würde einen häkelnden Minotaurus erwarten oder die Elfchen, die eine eigene Sprache erfunden haben. Liebevoll wird hier das Bild eines besonderen Kindergartens gezeichnet, der die kleinen (Mit)Lesenden jedoch auch oftmals an ihren eigenen Kindergarten erinnern wird.

Diese spannende Geschichte wird durch die bunten, phantasievollen Illustrationen von Sarina Jödicke begleitet und unterstützt, so dass kleine Kinder zum Schauen und Staunen angeregt werden, größere Kinder aber nicht den Spaß am selber Lesen verlieren werden. Auch die größere Schrift und eine klare Gestaltung dieses hochwertig ausgestatteten Buches trägt zu einem gelungenen Leseerlebnis bei.
Durch eine kindgerechte Erzählweise werden Kinder zwischen vier und acht Jahren lange Freude an diesem schönen Buch haben und es sicher gerne oftmals zur Hand nehmen. Daher eine klare Vorlese- und Leseempfehlung von mir und verdiente fünf Sterne.

Bewertung vom 02.12.2024
Black, Katherine

May Morrigans mysteriöse Morde


sehr gut

Mit ihrem Roman “May Morrigans Mysteriöse Morde” hat die bekannte Autorin Katherine Black einen etwas anderen Kriminalroman geschrieben. Schon vom an antiquarisch Bücher erinnernden Hardcover blickt uns eine seriöse alte Dame an, die Buchhändlerin May Morrigan. Aber wer jetzt meint, dass sie im Stil einer Miss Marple nur ermittelt, hat sich, wie das Cover zeigt, gründlich getäuscht. Denn May versteckt in ihrer Jacke ein Messer und weiß es auch zu benutzen.

May, die mit ihrem alten Jugendfreund Fletcher, einem ehemaligen Universitätsprofessor, dessen zweite Persönlichkeit erst im Lauf der Handlung herauskommt, zusammen in einem alten Herrenhaus mit einer herrlichen Bibliothek lebt, ist Buchhändlerin im Ruhestand. Ihre Buchhandlung leitet jetzt Sebastian Lovelace, der an Kleinwüchsigkeit leidet. Sebastian ist ein interessierter, hilfsbereiter, von Frauen umschwärmter Mann, der gemeinsam mit May, Fletcher und dem Reporter Danny in einen Kriminalfall verwickelt wird.

In den letzten Jahren sind mehrere junge Mädchen verschwunden, die alle die selbe Schule besuchten. Ist hier Grooming im Spiel? Das letzte Opfer hat in einem Computerspiel Max, einen mysteriösen Unbekannten, kennengelernt. Auch ein Lehrer ist verdächtig. Die Ermittlungen leitet Inspector Clegg, und May macht sich mit Fletcher, dem Journalisten Danny und Sebastian an die Aufklärung der Fälle.

Aber Mays Expertise liegt nicht nur in der Aufklärung von Kriminalfällen, sondern sie kann in so einem Zusammenhang auch eine ganz andere Rolle einnehmen. Denn May lässt sich nicht gerne von ihrer Umgebung stören und weiß sich auf vielfache Weise sowohl gegen unliebsame Mitbürger wie schnöselige Nachbarn zu wehren.

Katherine Black hat ihre Protagonisten mit Witz und Eigenheiten gezeichnet. Eine wesentliche Rolle spielt Fletcher, ein liebenswerter älterer Herr mit einem sanftmütigen Charakter, der schon lange mit May befreundet ist. Würde man ihm zutrauen, Mordgelüste zu entwickeln?

Der Reporter Danny ist ein aufstrebender junger Journalist, der große Pläne hat, aber nicht immer glücklich agiert. Mit Inspector Clegg hat er bereits unangenehme Erfahrungen gemacht, aber als auch ein Kollege von Danny zu Tode kommt, weiß er, dass hier ein Massenmörder sein Unwesen treibt.

In ihrer lebhaften und eindrücklichen Schreibweise hat Katherine Black einen Roman voll schrägem Humor geschrieben, mit liebenswerten Figuren, die alle ihre Macken, Schrullen und eigenwilligen Charakterzüge haben. Wer sich nun erwartet, dass May Morrigan nur zur Aufklärung des Vermisstenfalles beiträgt, wird überrascht über ihre verborgenen Fähigkeiten und eigenwilligen Ansichten sein. Der Roman strotzt oft vor trockenem, typisch englischem Witz, allerdings bleibt bis zum Schluss die Spannung aufrecht und das rasante Ende bietet einen richtigen Show Down.

Neben ihren bisherigen Veröffentlichungen aus den Genres Detektivthriller, Psychohriller und Fantasy hat Katharine Black hier eine rasante Geschichte für Freunde des abgründigen Kriminalromans vorgelegt, die sicher ihren Spaß an dieser ungewöhnlichen Geschichte haben werden. So klärt May Morrigan nicht nur das Verbrechen über die verschwundenen Mädchen auf, sondern sie selbst wäre wohl auch ein Fall für Scottland Yard. Lassen Sie sich überraschen und lesen sie dieses Buch- es gibt viel zu lachen und durch unerwartete Wendungen ist alles etwas anders, als es anfänglich zu sein scheint. Die Lesenden, die die manchmal tabulose Sprache mit Augenzwinkern nehmen und als erfrischend empfinden, haben hier sicher zur richtigen Lektüre gegriffen. Daher meine Leseempfehlung für die Freunde und Freundinnen etwas anderer Kriminalgeschichten, die schwarzem Humor etwas abgewinnen können.

Bewertung vom 27.11.2024
O'Farrell, Maggie

Lina und der Schnee-Engel


ausgezeichnet

Poesie, Mystik und ein Engel, der nur Dir gehört

Mit ihrem Kinderbuch “Lina und der Schnee-Engel” hat die preisgekrönte Autorin Maggie O`Farrel ihr erstes Kinderbuch vorgelegt. In einer zu Herzen gehenden Geschichte erzählt sie uns von Lina, einem kleinen Mädchen, das plötzlich eine mystische Gestalt in ihrem Zimmer wahrnimmt, mit silbrig- blauer Haut, wunderbar weichen Federn als Flügel und Haaren aus Eis. Im Zimmer steht ein etwas verwirrter Schnee-Engel, der sich auf seiner ersten Erdenmission befindet und mit Verwunderung feststellt, dass Lina ihn sehen und mit ihm reden kann.

Aber natürlich hat dieser Engel eine wichtige Aufgabe: Lina ist in Gefahr und er muss sie retten. Erst versteht Lina nicht, woher ihr Engel kommt und wie es möglich ist, dass er existiert, dabei hat sie ihn selbst geschaffen. “Das ist Wissenschaft” sagt der Engel. “Das ist Magie” denkt Lina.

Sosehr es sich Lina wünscht, sie kann den Engel nicht immer bei sich haben, auch wenn der Engel versichert, sie immer zu sehen und immer auf sie zu achten. Lina versucht Tricks, doch der Engel kommt nicht. Erst als sie ihn ganz dringend ruft, da auch ihre Familienmitglieder einen Schnee-Engel bekommen sollen, erscheint er wieder und tatsächlich, es geschieht ein Winterwunder….

Mit “Lina und der Schnee-Engel” hat Maggie O`Farrell ein warmherziges, poetisches Kinderbuch vorgelegt. Schon auf dem hervorragend gestalteten Cover dieses hochwertig ausgestatteten Buches sind Lina und die Silhouette ihres Engels in einer verzauberten Winterwelt dargestellt. Illustriert wurde das Buch von Daniela Jaglenka Terrazzini, die in künstlerischen, phantastischen Bildern die Geschichte begleitet.
Silberfolie auf dem Cover und schimmernde Elemente auf den Buchseiten verzaubern nicht nur kleine (Mit)Lesende ab 5 Jahren, sondern bringen auch Erwachsene zum Staunen und dazu, sich in die eigene Kindheit zurückversetzt zu fühlen. Die großzügigen und märchenhaften Illustrationen tragen ebenso wie die große Schrift und die kindgerechte Geschichte zur guten Lesbarkeit des Buches bei.

“Lina und der Schnee-Engel” ist eine herzenswarme Erzählung, die kleinen und großen Kindern das wunderbare Gefühl vermittelt, in Gefahr behütet und beschützt zu sein. Und ebenso unglaublich ist, dass jeder seinen Engel selbst erschaffen kann. “Das ist Wissenschaft” sagt der Engel. “Das ist Magie” sagt Lina.

Dieses Buch ist wirklich nicht nur bezaubernd gestaltet, sondern die Geschichte ist so heimelig und einfühlsam geschrieben, dass die Kinder sich wünschen werden, sie wieder und wieder zu hören oder auch selbst zu lesen. Hier ist ein Lieblingsbuch entstanden, das die Kinder noch viele Jahre gerne zur Hand nehmen werden. Eine absolute (Vor)Leseempfehlung von mir und verdiente fünf Sterne.

Bewertung vom 25.11.2024
Barnett, Mac

Wie kommt der Weihnachtsmann durch den Schornstein?


ausgezeichnet

Auch der Weihnachtsmann muss mal nachdenken

Mit ihrem wunderbaren Bilderbuch “Wie kommt der Weihnachtsmann durch den Schornstein” haben die beiden bekannten Verfasser- Marc Barnett schrieb den kindgerechten, kurzen und witzigen Text, Jon Klassen schuf phantasievolle und ausdrucksstarke Illustrationen- eine Einstimmung auf Weihnachten vorgelegt, die versucht, eine der wichtigsten Fragen zu beantworten, die nicht nur Kinder in der Weihnachtszeit bewegen.

Schon auf dem Hardcover des hochwertig ausgestatteten Buches sehen wir den Weihnachtsmann, der gerade auf sein größtes Problem blickt: Wie komme ich durch den Schornstein? Die Rentiere auf der Rückseite des Buches überlegen mit und bieten dem Weihnachtsmann ein Tässchen Tee an, das kann zum Nachdenken nicht schaden.

Nunmehr sind den phantasievollen Vorschlägen keine Grenzen gesetzt, denn den großen und kleinen Lesenden werden verschiedene, denkbare Varianten angeboten. Mit viel Schmunzeln kann man überlegen, ob der Weihnachtsmann eine Diät macht, schrumpft oder sich gar zusammenfaltet. Jeder Vorschlag zeugt von Phantasie und Humor und wird durch die Illustrationen, die ebenfalls zum Schmunzeln anregen, toll dargestellt. Kinder zwischen drei und acht Jahren haben sicher ihren Spaß, hier mitzuraten und eigene Vorschläge zu machen. Denn es blieben ja noch weitere Probleme zu lösen: Wie sieht der Weihnachtsmann im Dunklen, wieso bellt kein Hund, wenn er kommt und wird er eigentlich im Schornstein schmutzig?

Dieses Buch erlaubt es Erwachsenen, wieder ein bisschen zum Kind zu werden und Kindern, ihre eigene Geschichte von Weihnachten zu erfinden. Dabei sind kreative Ideen sicher von Vorteil, auch wenn man dabei mit ein wenig Weihnachtsmagie nachhelfen muss. Denn so genau weiß ja niemand, wie es dem Weihnachtsmann gelingt, die Geschenke unter den Baum zu legen. Und eine wichtige Frage bleibt offen: Wenn sich der Weihnachtsmann zusammenfaltet, muss er dann auch die Geschenke falten?

“Wie kommt der Weihnachtsmann durch den Schornstein” ist ein Buch, dass sowohl Kinder wie Erwachsene gerne oftmals zur Hand nehmen werden, denn es bezaubert auf 32 Seiten mit einer Geschichte, die nicht alle Rätsel löst, sondern es den kleinen Lesenden überlässt, eigene kreative Lösungen zu finden. Ein tolles Buch, dass der Weihnachtsmann unter den Christbaum legen könnte, von mir dazu eine absolute Vorlese- und Leseempfehlung und verdiente fünf Sterne.

Bewertung vom 23.11.2024
Kalpenstein, Friedrich

Prost, auf die Künstler


ausgezeichnet

Kunst oder Kopie: Ein undurchsichtiger Mord und viele Gemälde

In seinem Provinzkrimi “ Prost, auf die Künstler” nimmt uns der bekannte Autor Friedrich Kalpenstein schon zum neunten Fall von Inspektor Tischler, Polizeiobermeister Fink und dem Polizeiteam des schönen Ortes Brunngries mit. Natürlich ist, wie schon auf dem stimmigen Cover zu sehen, auch Dackeldame Resi wieder dabei.

Aber ist in Brunngries alles schön? Nein, am Ortsende steht das heruntergekommene Anwesen von Karl Hinterleitner, ein nicht mehr bewirtschafteter Hof, in dessen Scheune nicht nur ein erstklassig restaurierter Lanz 8506, ein wertvoller Oldtimertraktor, steht, sondern wo man auch die Leiche von Hinterleitner findet. Und bei der Durchsuchung des Hauses viele Gemälde, deren Herkunft fraglich ist. Auch Malutensilien werden gefunden und im Keller gibt es ein Atelier.
Doch niemand weiß Näheres über den Toten, nicht einmal seine Stammtischfreunde Anderl und Hans, die auch von den Bildern keine Ahnung haben. Für den Traktor gab es Interessenten, war das der Grund für dieses Verbrechen?

Inspektor Tischler stößt auf einen älteren Fall. In einem Münchner Museum hing ein Bild, dass sich als Fälschung herausstellte und dem Museum einen handfesten Skandal bescherte. Was aber macht dieses Bild im Wohnzimmer von Karl Hinterleitner?

Langsam und mit Hilfe von Experten dringt Inspektor Tischler immer weiter in das Universum von Kunst, Diebstahl und Fälschung vor. Sogar im Darknet forscht er mit Hilfe eines IT-Spezialisten nach. Da ergibt sich tatsächlich eine vielversprechende Spur, Tischler und sein Team glauben einen Mittelsmann der Fälscherszene gefunden zu haben und täuschen die Übergabe eines Gemäldes vor. Ein gefährlicher Einsatz, wie sich herausstellt. Aber sind sie hier tatsächlich auf Hinterleitners Mörder gestoßen?

Selbstverständlich kommen auch typische lokale Themen, die Brunngries beschäftigen, nicht zu kurz. Wer wird die Wahl zum Bürgermeister gewinnen? Nicht alle sind auf den Gegenkandidaten des langjährigen Bürgermeisters, einen jungen Grundschullehrer, gut zu sprechen. Vielleicht kann man ihm ja ein Gspusi andichten? Denn manche geschäftstüchtige Frauen im Ort mögen keine Veränderungen und ein bisschen tricksen ist schließlich in jedem Fall erlaubt….

In launigen Dialogen treffen wir wieder bekannte Figuren aus den anderen Romanen von Friedrich Kalpenstein, dem es sowohl durch die Sprache wie die Schilderungen der einzelnen, oft mit viel Witz beschriebenen Charaktere gelingt, ein urbayrisches Szenario aufleben zu lassen. Zwischen Kunst und Kuhdung wird uns ein verzwickter Fäll serviert, bei dem sich alles ein bisschen anders darstellt, als es vorerst den Anschein hat. Die Lesenden können den Inspektor und sein Team bei der spannenden Verbrecherjagd begleiten und natürlich gibt es auch einen Show-Down, wie sich das für einen echten Kriminalroman gehört.

Daher kann ich nur raten: Besuchen sie möglichst bald Brunngries, Inspektor Tischler, Polizeiobermeister Fink und Dackeldame Resi. Sie finden herrlichen Bayrischen Lokalkolorit, Spannung, Charaktere mit Macken und Schrullen sowie mehr oder weniger echte Künstler, die der Geschichte Spannung und auch Augenzwinkern garantieren. Wollen wir es mit dem bayrischen Ausspruch” Nix gsagt ist gelobt gnua” bewenden lassen? Nein, denn von mir gibt es eine eindeutige Lese- und Schmunzelempfehlung und verdiente fünf Sterne.

Bewertung vom 22.11.2024
Konrad, Susanne

Die Haut hat kein Gedächtnis


sehr gut

Zwischen Trauma und Mutterliebe
In ihrer Erzählung “Die Haut hat kein Gedächtnis” konfrontiert uns die Autorin Susanne Konrad mit einem bewegenden Frauenschicksal, das immer wieder von der Zerrissenheit der Protagonistin Caro zwischen der schwierigen Liebe zu ihrem Kind und der Loyalität zu und emotionalen Abhängigkeit von einem Partner dominiert wird.

Caro, Psychologin in Ausbildung, scheitert in ihrer ersten Beziehung, denn sie begleitet einen Mann, den sie eigentlich verabscheut, in ein Lokal und dann zu ihm nach Hause. Dort entwickelt sich ein Verbrechen, Caro wird vergewaltigt und schwanger.

Ihre Eltern nehmen sie und das Kind auf, Caro kann ihre Ausbildung abschließen, ihr Trauma jedoch nicht bewältigen. Immer wieder versucht sie, ihrem Kind nahe zu kommen, doch Mutterliebe will sich nicht einstellen. Das mag auch damit zusammenhängen, dass Caro ihre Ausbildung durch die Hilfe der Eltern beenden kann und daher weniger Zeit für ihre Tochter hat. Dennoch ist sie überzeugt, alleine kaum mit dem Leben zurecht zu kommen. Auch im Beruf hat sie Schwierigkeiten.

Sarah, die Tochter, ist dann tatsächlich ein schwieriges Kind, das nicht nur Caro ablehnt, sondern auch ihren neuen Freund und schließlich Lebensgefährten Thies, von dem Caro, wie auch in vorherigen Beziehungen, emotional abhängig ist. Das Kind stört und Caros Schuldgefühle wachsen bis zu dem Tag, als Sarah verschwindet.
Doch nun findet ein Umdenken bei Caro statt…..

In ihrer Erzählung “Die Haut hat kein Gedächtnis” konfrontiert uns die Autorin Susanne Konrad mit einer Frau, die von Schuldgefühlen geplagt, ihrem Kind keine gute Mutter zu sein, durch ein schwieriges Leben geht. Im beruflichen Umfeld kann sie lange nicht richtig Fuß fassen, die Beziehung zu ihrem Kind ist von emotionalen Tiefen geprägt und Caro muss sich eingestehen, dass sie lieber mit ihrem Lebensgefährten alleine wäre. Sie bietet das Bild einer zutiefst verunsicherten Frau, die sich Stärke wünschen würde, um ihrem Kind liebevoller, aber auch konsequenter begegnen zu können.

Caros Lebensgefährten Thies, der keine eigenen Kinder haben kann, gelingt es auch nicht, eine emotionale Bindung zu Sarah herzustellen. Er ist ein introvertierter Charakter und dazu noch schwer krank. So bleibt Sarah ein unglückliches Kind, auch immer auf der Suche nach ihrem Vater. Erst die Schule und ihr musikalisches Talent bringen eine positive Wende. Wird es Sarah gelingen, zu ihren eigenen Kindern eine liebevolle und tiefe Beziehung aufzubauen?

Mit “Die Haut hat kein Gedächtnis” hat Susanne Konrad eine Erzählung über emotionale Abhängigkeit von Frauen anhand der Protagonistin Caro geschaffen. Ihre Selbstzweifel, bedingt durch das Trauma der Vergewaltigung machen eine tiefe Beziehung zu ihrem Kind unmöglich und begleiten sie auch durch ihr Berufsleben. Die Autorin, die mit dieser Erzählung ein bemerkenswertes Werk autofiktionalen Schreibens vorgelegt hat, gibt uns im Anhang noch eine sehr interessante und kluge Abhandlung darüber, was man unter autofiktionalem Schreiben versteht und welche Vorteile dies haben kann, vor allem wenn sich der Schreibende gerade in einer schwierigen Lebenssituation befindet. Indem er seine Rolle verfremdet und einem Avatar überlässt, kann es gelingen, Abstand zum eigenen Erleben herzustellen und dadurch die Geschehnisse von einer Metaebene zu betrachten.

Sowohl die Erzählung “Die Haut hat kein Gedächtnis” wie das Essay über autofiktionales Schreiben sind absolut lesenswert und lassen die Lesenden sicherlich nachdenklich zurück. Daher gebe ich gerne eine Leseempfehlung für dieses kluge Buch ab.

Bewertung vom 19.11.2024
Cibura, Manfred

Gips allein macht nicht glücklich


sehr gut

Der Autor Manfred Cibura hat mit seinem Roman ”Gips allein macht nicht glücklich” eine ganz eigene Roadstory verfasst, die nicht nur an die unterschiedlichsten Orte Deutschlands, sondern auch an das Lebensziel des Protagonisten dieses Buches, Finn, führt.

Finn ist Private Wealth Manager einer Kölner Bank, seine reichen Kunden haben nur ein Ziel: Noch reicher zu werden. Und sie kommen gern zu ihrem Berater Finn, denn Finn hat eine außergewöhnliche Gabe: Er kann gut zuhören und bringt die Menschen dazu, ihm ihre intimsten Geheimnisse zu verraten. Nebenbei mehrt er den Wohlstand seiner Kunden, denn er hat für jeden Einzelnen eine passende Strategie für sein Vermögensportfolio.

Doch Finn hat diesen Job nicht angestrebt, er ist ihm- eigentlich ohne Plan- passiert. Und er macht Finn müde. Daher: Ein Plan muss her, wie man ohne Plan und ohne Ziel ein Jahr verbringt, auf den Straßen Deutschlands, mit einem geborgten Samba, einem Oldtimer.

Tatsächlich verschlägt es Finn in verschiedene Städte, doch wird ihm- ohne dass er das beabsichtigt-, sein Weg immer von Frauen vorgegeben. Er nimmt eine Anhalterin mit, die nach Heidelberg will, begegnet in München zwei lesbischen hochschwangeren Frauen und erlebt sogar eine Geburt mit, hört die Geschichte einer Internatsschülerin und ihrer snobistischen Eltern an und findet endlich sein Ziel in einer Wohngemeinschaft in einem Mehrgenerationenhaus.

Auf seinem Weg wird Finn ständig von Kunst, Literatur und Musik begleitet, und immer wieder stößt er auf Gips. Gips, der als Briefbeschwerer mit dem Abbild weiblicher intimer Körperteile auf seinem Schreibtisch stand, Gips, mit dem er die Babybäuche der hochschwangeren Frauen bestreicht und Gips, der ihm bei einer Kunstausstellung begegnet, die den Titel “Weg ins Leben” trägt, aber dennoch ein ganz anderes Sujet präsentiert, als Finn gedacht hat.

Oft bringt Manfred Cibura in seinem Roman Symbole für alle Formen der Weiblichkeit und der Geburt, die ja einen neuen Anfang für ein Leben nicht nur des Kindes bedeutet. So einen Neuanfang möchte auch sein Protagonist Finn suchen, der ohne Plan und doch geführt von fraulichen Händen durch Deutschland reist und auf seinem Trip erkennt, dass es wesentlich wichtigere Dinge im Leben gibt als Profit und Rendite, nämlich Menschlichkeit und gelebtes Miteinander. “Gips allein macht nicht glücklich” ist ein Buch, dass dieses Thema zwar auf ungewöhnliche Weise, aber dennoch eindringlich behandelt. Und Finn kommt zur Erkenntnis, dass nicht, wie Konfuzius sagt, der Weg das Ziel ist, sondern dass der Weg nur eines von vielen möglichen Zielen ist. Am Ende hat Finn sein Ziel gefunden.

Dieses im Stil eines Reiseberichtes verfasste Buch zeigt immer wieder alltägliche Szenen, lässt die Lesenden sowohl in das pralle Leben wie in Gemälde, Musiktexte und Literaturzitate eintauchen, ist aber in einer authentischen und gut lesbaren Sprache geschrieben. Daher eine Leseempfehlung für diesen Roman für alle, die ein etwas anderes Buch über den “Sinn des Lebens” kennen lernen wollen und daran sicher Freude haben werden.

Bewertung vom 18.11.2024
Bennet, Ivy

High on Misery


sehr gut

Die bekannte Autorin Ivy Bennet hat mit “High on Misery” einen New Adult Roman vorgelegt, in dem sich zwei Hauptfiguren treffen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Einerseits erzählt Ella ihre Geschichte, ein Mädchen aus reichem Haus, das gegen seinen Willen Handelsmanagement studiert, statt ihrer Leidenschaft, der Kunst, nachzugehen.
Der zweite Protagonist ist Gabe, aus schwierigen materiellen Verhältnisses mit einer Aushilfsstelle an der Uni- Bibliothek. Dort lernen Ella und Gabe einander auch kennen, und von Anfang an knistert es zwischen den Beiden, obwohl sie es nicht wahrhaben wollen. Gabe würde so gerne studieren, doch kann er auf Grund einer Bewährungsstrafe kein Stipendium bekommen, Ella hingegen würde ihr Studium am Liebsten aufgeben. Doch beide eint ein gemeinsames Schicksal: Ihre Mütter sind verstorben und beide haben Probleme in der Familie. Langsam kommen sie einander näher, eine gemeinsame Reise nach Paris, in die Stadt der Liebe, gibt ihrer Beziehung eine positive Wende.

Ebenso sind die Nebencharaktere gut herausgearbeitet. Ella und Gabe haben treue Freunde, die ihnen manchmal auch den Kopf zurechtsetzen, Ellas Vater kommt selbst aus einfachen Verhältnissen, hat sich hochgearbeitet und gibt Gabe daher eine Jobchance. Besonders liebenswert ist die Figur der Madame Colette. Sie ist eine alte Dame ohne Familie, um die sich Gabe einmal in der Woche kümmert und die ihn und Ella rührend unter ihre Fittiche nimmt. Sie ist der gute Engel für die Beiden und mit ihrer Hilfe wird sich Gabes Situation verbessern.
Manchmal stößt aber auch Gabe an seine Grenzen, als er alles versucht, um sich um seine Stiefschwester Vicky, gerade fünfzehn Jahre alt, zu kümmern: Sein Stiefvater, bei dem Vicky lebt, ist kriminell und seine Schwester auf seine Hilfe angewiesen, was sich Gabe leichter vorstellt, als es dann in der Realität ist.

In ihrem Roman “High on Misery” hat und Ivy Bennet lebendige und authentische Charaktere vorgestellt, die langsam zu einander finden. Natürlich prickelt es immer wieder, doch die Figuren haben auch mit Widerständen und Hindernissen zu kämpfen. Wichtigste Botschaft ist, dass man seine Träume niemals aufgeben und seinem Herzen folgen soll, egal welcher Herkunft oder aus welchem Milieu man ist. Ebenso wichtig erscheint, niemals vorschnell über einen Menschen zu urteilen.

In einer angenehmen und gut lesbaren Schreibweise werden die Schicksale der Beteiligten miteinander verwoben, die Ich- Erzählung der beiden Protagonisten macht das Buch lebendig und die Dialoge authentisch. Gerade im New Adult Genre finde ich es positiv, dass der Wert von Bildung hervorgehoben wird und gezeigt wird, -durchaus auch humorvoll-, dass man, wenn man nur bereit ist, sich zu engagieren, auch etwas erreichen kann. Sicher sollte man sich nicht von Einem leiten lassen, seinen eigenen Vorurteilen, sondern sich bemühen, hinter die Fassade zu blicken. “High on Misery” ist ein Buch, dass sich lohnt, es zu lesen, daher eine Leseempfehlung von mir gerade für die Zielgruppe junger Erwachsener.

Bewertung vom 11.11.2024
Becker, Uwe

Zipfelmaus sucht den Apfelräuber


ausgezeichnet

Wer klaut die Äpfel aus dem Garten?

Der Verfasser der “Zipfelmaus-Reihe”, Uwe Becker, hat mit “Zipfelmaus sucht den Apfelräuber” wieder ein gelungenes Kinderbuch vorgelegt, dass wunderbar von Ina Krabbe illustriert wurde

Die kleine Zipfelmaus wohnt im Küchenschrank in Frau Bienenstichs Gartenhäuschen. Doch im Garten herrscht Aufruhr, wer klaut denn hier die Äpfel und lässt nur das Kerngehäuse hängen? Das möchte nicht nur Zipfelmaus herausfinden, sondern auch ihre Freunde. Die Siebenschläfer Flip und Flop, Fledermaus Shakira und ihre Haustierhummel Fiffi, die kluge Blindschleiche Cora und der Maulwurf sitzen mit ihr zusammen in der Spelunke, wo sich die Gartenbewohner gerne treffen.
Ohne Äpfel kein Apfelsaft! Dabei ist der gesund! Er hat Vitamine, das wissen sogar die Tiere.

Doch durch den Garten schleicht auch Schwarzekatze, die Zipfelmaus gerne verspeisen würde. In höchster Not naht die Rettung, ein Tier mit großen gelben Augen wirft Zipfelmaus eine Liane zu. Ein Tier? Nein, eine ganze Tierfamilie, die von einer weit entfernten Insel kommt und nach Hause zurück möchte. Denn dort gibt es genug Früchte und man muss keinen Apfelbaum plündern. Werden Zipfelmaus und ihre Freunde es schaffen, die Heimreise für die Familie zu organisieren?

Dieses Kinderbuch ist genau so, wie es für Kinder im Alter von sechs bis neun Jahren sein sollte. Es enthält eine spannende, liebevoll erzählte Geschichte, in der Freundschaft und Zusammenhalt eine große Rolle spielen, denn nur gemeinsam gelingt es den Freunden, die Apfelräuber zu finden. Damit die Kinder einen Eindruck von den Tieren bekommen, ist am Anfang des Buches eine Bildergalerie, in der alle vorgestellt werden. Und dass die Tiere sympathisch sind, erkennt man auf den ersten Blick, denn die kindgerechten bunten Illustrationen am Cover und auf jeder Doppelseite tragen dazu bei, die Aufmerksamkeit der kleinen Lesenden aufrecht zu halten und sie richtig in die Geschichte hinein zu ziehen. Auch die große Erstleseschrift, die kindgerechte, humorvolle Sprache und die kurzen Kapitel regen zum Weiterlesen an. Ohne erhobenen Zeigefinger lernen die Kinder etwas über Vitamine, fremde Länder und dass eine Blindschleiche keine Schlange ist. Sondern eine Eidechse! Wer hat das schon vorher gewusst?

Mit “Zipfelmaus sucht den Apfelräuber” hat Uwe Becker ein mit Herz und Witz geschriebenes Kinderbuch vorgelegt, das man nur weiterempfehlen kann, denn es ist ein großer Lese- und Vorlesespaß. Von mir daher eine absolute Leseempfehlung und verdiente fünf Sterne.

Bewertung vom 11.11.2024
Käppler, Juliane

Love Me Like It's Yesterday


ausgezeichnet

In ihrem neuesten Roman “Love Me Like It`s Yesterday” stellt uns die bekannte Autorin Juliane Käppler zwei Protagonisten vor, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Schon auf dem Cover sieht man Juno, die aus dem Handy steigt, denn Juno steigt konsequent aus allen modernen Medien aus. Sie hat weder ein Handy noch Radio und Fernsehen, von den “sozialen Medien” hält sie sich konsequent fern. Dafür spielt sie ihre Lieblingsmusik auf einem Kassettendeck ab, auch ein Plattenspieler steht in ihrer Wohnung.

Taro hingegen ist Influencer, sein You Tube Kanal heißt “Make Her Yours”. Taro gibt Männern Flirttipps mit Hintergrund, denn er ist ausgebildeter Psychologe. Allerdings schläft die Konkurrenz nicht und Taro lasst sich auf eine Wette ein, die seine Existenz bedroht und in der Juno die Hauptrolle spielt ohne es zu wissen. Um die Wette zu gewinnen und seinen You Tube Kanal zu retten, muss Taro Juno dazu bringen, Interesse an ihm zu zeigen. Doch Juno ist durch und durch bodenständig, Tischlerin und Restauratorin, die ihre Arbeit so sehr liebt, dass sie den antiken Möbelstücken, die sie herrichtet, Namen gibt und sich Geschichten über ihre Geschichte ausdenkt. Taro bringt Juno dazu, dass er einen alten japanischen Teeschrank in ihrer Werkstatt restaurieren darf, wobei Juno ihn unterstützt. Langsam kommen die beiden einander näher und Taro bereut seine Wette zutiefst, denn er hat erkannt: Er möchte Juno nicht verletzen und das müsste er, um mit seiner Wette erfolgreich zu sein.

“Love Me Like It`s Yesterday” ist eine liebevoll erzählte Geschichte, in jeder Buchseite lächelt den Lesenden Junos Liebe zu ihrer Arbeit entgegen. Juno hat es früher nicht leicht gehabt, die wurde gemobbt. Daher leitet sie eine Selbsthilfegruppe für Mobbingopfer und liebt die Musik und Lebensart der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts. Dass auch in analogen Zeiten nicht alles besser war, ist ihr zwar bewusst, doch sträubt sie sich gegen die moderne Technik. Dafür erfindet sie gerne ihre eigenen Wortschöpfungen, die Zustände bezeichnen, für die es in unserer Sprache keine Benennung gibt. Diese kreativen, sicher nicht im Duden zu findenden Wörter brennt sie in eine Holzscheibe und hängt sie an die Wand ihrer Tischlerwerkstatt, die sie von ihrem Großvater geerbt hat. Und auch Junos Umgebung macht es ihr nicht immer leicht. Witzig und gelungen werden die aufdringlichen Nachbarn beschrieben, verarmte “Adelige”, die Juno oft den letzten Nerv rauben und die in dieser Geschichte noch eine wichtige Rolle spielen werden. Und letztlich sind da Junos Eltern, die ihre Tochter gerne für die Nutzung eines Handys gewinnen wollen, den “es kann ja immer mal was passieren”.

Diese wunderbare Liebesgeschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Juno, deren Kapitel immer auch mit ihren spezifischen, humorvollen und gelungenen Wortschöpfungen überschrieben sind sowie aus Taros Blickwinkel erzählt. Dadurch haben es die Lesenden leicht, den Verlauf des Geschehens zu verfolgen. Aber in diesem Roman wird nicht nur über große Gefühle berichtet, sondern es kommen ernste gesellschaftliche Probleme zur Sprache, denn hier werden immer wieder reale und virtuelle Welt gegenübergestellt und beleuchtet, wie diese Parallelwelten Verhalten und Gefühle beeinflussen. Mobbing und Selbsthilfegruppen bekommen Raum und die Auswirkung der sozialen Medien auf das reale Leben ist immer wieder in die Geschichte eingebettet.

Mit ihrem Roman “Love Me Like It`s Yesterday“ setzt Juliane Käppler konsequent ihre Reihe “Kino zum Lesen” fort., die sie schon mit den “Max Leif” Romanen und ihren Jugendbüchern verfolgt hat. Die ebenso liebevoll wie bildhaft beschriebene Szenerie zieht die Lesenden direkt in die Geschichte und an die Seite der Protagonisten, deren Gefühle nicht nur miterlebt werden, sondern auch niemals als kitschig, abgehoben oder unrealistisch empfunden werden. Hier geht es um zwei eigentlich gegensätzliche Menschen, die langsam und sachte zueinanderfinden, um sich dann im jeweils Anderen zu verlieren. Eine wunderschöne Liebesgeschichte, die jedoch auf einer Lüge beruht. Oder besser gesagt auf dem Verschweigen von Tatsachen durch Taro, der den richtigen Zeitpunkt zwar sucht, aber nicht findet, um Juno von der Wette zu erzählen.

Einfühlsam und sehr realitätsnah beschreibt die Autorin, wie sich der Zustand nach dem Scheitern einer Beziehung anfühlt und wie hilflos man seinen Gefühlen ausgeliefert ist, wenn die Welt stillzustehen scheint. Hier helfen auch wohlmeinende Ratschläge von Freunden nicht, der eigene Verstand und das Wissen um den Ablauf von Trauer können diese Wunde nicht heilen. Zwar sind die Protagonisten bereits in den Dreißigern, aber der Schmerz einer Trennung kennt bekanntlich kein Alter. Die Liebe jedoch auch nicht.

“Love Me Like It`s Yesterday” ist ein ausgezeichnet geschriebenes, warmherziges, witziges, gut recherchiertes, kluges und oftmals menschlich berührendes Buch. Daher von mir eine eindeutige Leseempfehlung und verdiente fünf Sterne.