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anne
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Schweighofen

Bewertungen

Insgesamt 161 Bewertungen
Bewertung vom 15.04.2023
Baum, Antonia

Siegfried


gut

Ein Streit mit ihrem Ehemann löst die schlussendliche Krise der Protagonistin aus. Eine lange angebahnte Überforderung wird an diesem Punkt so überwältigend, dass sie Hilfe in einer Psychiatrie sucht. Dort sitzt sie auf dem Flur und wartet. Gedanken fliegen an ihr vorbei.

Der Stiefvater erlitt vor kurzem einen Herzinfarkt. Überhaupt wiegen die Bezugspersonen aus der Vergangenheit schwer, obwohl es sich dabei noch nicht einmal um die leiblichen Verwandten handelt. Sigfried, der Stiefvater und Hilde, dessen Mutter scheinen die zentralen Personen aus ihrer Kindheit zu sein. Ihre Mutter bleibt dagegen seltsam unscheinbar und wird nur selten erwähnt. Eine seltsame, düstere, von psychischer, teilweise auch von körperlicher Gewalt geprägter Atmosphäre, in der vor allem Leistung und Anerkennung zählen. Geborgenheit, Liebe zu seinen Nächsten und emotionale Führsorge scheinen dagegen vollkommen auf der Strecke zu bleiben.

Das Buch ist ein inneres Psychogramm einer seelisch verausgabten Frau. Mir blieb diese Frau das ganze Buch hindurch unnahbar. Ich habe ihre Qualen miterlebt, konnte mich jedoch nicht wirklich in sie hineinversetzen. Für mich blieben bis zuletzt einige Ungereimtheiten bestehen. Es wurden ausschließlich die negativen Seiten des Seelenlebens der Protagonistin aufgezeigt, als ob nie etwas positiv erfreuendes in deren Leben passiert wäre. Und welche Rolle hat die Mutter oder sonstige Verwandte im Leben der Frau gespielt? Gab es da nicht noch mehr Bezugspersonen oder Freunde? Insgesamt fand ich den Roman damit etwas eindimensional.

Das Titelbild passt gut zum Inhalt, auch wenn es mir nicht so wirklich zusagt. Aber genauso wie im Inhalt des Buches bleibt auch hier die wahre Person hinter einem verschwommenen Schatten verborgen.

Bewertung vom 09.02.2023
Sinan, Marc

Gleißendes Licht


sehr gut

Das Cover des Buches spricht mich überhaupt nicht an, es wirkt düster und karg, und erinnert an einen skandinavischen Krimi.

Inhaltlich wird eine reichhaltige und abwechslungsreiche Geschichte mit allen erdenklichen Höhen und Tiefen über die das Leben des Protagonisten Kahn und seiner Eltern und Großeltern die aus Armenien und der Türkei stammen erzählt. Thematisch fand ich die Schilderungen sehr interessant, teilweise eröffnet sich hier eine ganz fremde mitreisende Welt für den Leser. Die Kapitel zu den einzelnen Lebensabschnitten sind jedoch äußerst kurz gehalten, so dass das Geschehen eher an der Oberfläche kratzt und für mein Empfinden zu wenig in die Tiefe geht. Ich konnte mich trotz der sprachlichen Gewandtheit des Autors, der einen sehr poetischen Sprachstil verwendet und der inhaltlich interessanten Schilderungen nicht wirklich in die Personen hineinversetzen.

Fazit: Für meinen Geschmack hätte man das Buch deutlich ausweiten können und die einzelnen Stationen der handelnden Personen eingehender beschreiben können. Inhaltlich ist es jedoch sehr interessant, bereichernd und sprachlich schön geschrieben.

Bewertung vom 09.02.2023
Killick, Jennifer

Schlaf NIEMALS ein / Crater Lake Bd.1


ausgezeichnet

Das Cover des Jugendromans finde ich sehr ansprechend. Das sich hier eine spannungsgeladene Geschichte finden lässt, kann man sich bei dem ersten Blick auf das Titelbild denken.

Eine scheinbar öde Klassenfahrt entwickelt sich zu einem überaus spannendem Horrortrip. Schon auf den ersten Seiten wird ein Mann vom Schulbus angefahren und liegt blutend auf der Straße. Auch die Ankunft in der Jugendherberge gestaltet sich seltsam. Die Klasse ist die erste hier überhaupt übernachtet, da sie erst vor kurzem eröffnet hat. Der Gastgeber verhält sich jedoch äußerst seltsam. Hier scheint so einiges nicht mit rechten Dingen zuzugehen. Eine turbulente Geschichte nimmt ihren Lauf. Der Gruselfaktor kommt dabei sicher nicht zu kurz.

Sprachlich gestaltet sich der Roman äußerst humorvoll. Die zumeist flapsigen Sprüche von Lance und seinen Freunden und ihr herausforderndes Verhalten gegenüber ihren Lehrern passen perfekt zur Zielgruppe und laden ein ums andere mal zum Lachen ein.

Insgesamt ein sehr unterhaltsamen Buch mit einer schönen Mischung aus Grusel und Humor.

Bewertung vom 09.02.2023
Grolik, Markus

Tatort Schrottplatz / Inspektor Salamander Bd.1


ausgezeichnet

Wie der Titel bereits verrät ist hier ein Salamander ein Detektiv. Sein Gehilfe ist eine Spinne. Zusammen haben sie ihr Hauptquartier in einer ausrangierten Waschmaschine auf einem Schrottplatz. Dieses Setting verspricht schon mal eine sehr kreative Geschichte.

Das Buch ist eine äußert gelungene Mischung aus Krimi und Komödie, aus Comic und Erzählung. Bei der Lösung eines neuen Falls gibt es jede Menge Spannung, aber auch der Humor kommt in diesem Buch keinesfalls zu kurz. Unterwegs mit den beiden Hauptakteuren treffen wir Frösche, Ameisen, Raupen, Hühner, Mäuse, Eichhörnchen und dergleichen. Äußert lustige Situationen mit ebenso witzigen Bildern fliegen beim Lesen geradezu an einem vorbei und man kann sich selbst als Erwachsener manchmal das Lachen nicht verkneifen.

Jede Seite ist gefüllt mit einem oder mehreren bunten Bildern die über die gesamte Seite reichen. Die Zeichnungen sind sehr kreativ und witzig. Kurze gut lesbare Texte machen es auch Leseanfängern leicht der Handlung aufmerksam zu folgen. Die vielen Sprechblasen ergänzen den Text.

Bewertung vom 09.02.2023
Gieselmann, Dirk

Der Inselmann


sehr gut

Eine Familie flieht aus ihren Leben auf eine einsame Insel. Schafe, ein Hund und jede Menge Natur umgeben sie ab nun. Das Leben ist karg. Der Vater schweigsam.

Als Leser ist man mittenreingeworfen in das Geschehen. Wo und wann genau die Handlung spielt wird nicht näher erörtert. Eine melancholische Stimmung überdeckt alles.

Kurze Abschnitte gliedern das Buch. Der Roman insgesamt ist äußert kurz gehalten und lässt viel Spielraum für eigene Interpretationen und Gedanken. So wie der Sohn Hans, der vieles nicht versteht, kann man auch als Leser vieles nur erahnen, ohne es näher erklärt zu bekommen. Die Sprache ist poetisch und beschreibt das ganze Geschehen auf eine wunderbare Weise.

Das Cover soll wohl die Insel darstellen. Wie auch im Text bleibt diese auf dem Bild unnahbar zwischen dem wolkenbedeckten Himmel und dem glitzernden Wasser des Sees und strahlt zugleich eine Melancholie aus. Das Titelbild passt zwar sehr gut zum Inhalt des Romans, es gefällt mir jedoch nicht.

Insgesamt ein kurzes stilles Buch mit viel Poesie.

Bewertung vom 09.10.2022
Tolonen, Tuutikki

Agnes und der Traumschlüssel


ausgezeichnet

Agnes ist mit ihrer Mutter, einer Journalistin, von Helsinki in das finnische Provinzdorf Hamala umgezogen. Dort entdeckt Agnes beim Spazierengehen mit dem Nachbarshund auf dem Friedhof einen Grabstein auf dem ihr Vorname samt Zweiname und Geburtsname steht. Nur ein h ist im Zweitname zu viel und das Geburtsjahr stimmt nicht. Das erschreckt Agnes so sehr, dass sie zusammen mit ihrem neuen Freund Muffin Nachforschungen über das seit langem verstorbene Mädchen, dass nur einen Tag alt wurde anstellt. Eine spannende Reise in die Vergangenheit und Agnes ' Träume beginnt.
Das Buch schmückt sich mit zahlreichen Illustrationen im Innenteil. Diese wirken wie aus einer anderen Zeit und erinnern mich an Kinderbücher meiner Eltern oder Großeltern. Das Cover erscheint mit den vielen bunten Blumen und dem freundlichen Mädchengesicht geradezu einladend und man möchte das das Buch sofort aufschlagen und loslesen.
Insgesamt wirkt die ganze Geschichte, die Figuren sowie die Bilder äußerst liebevoll geschrieben bzw gezeichnet. Eine rundum nette, träumerische und doch auch spannende Geschichte mit typisch skandinavischen Flair.

Bewertung vom 09.10.2022
vor Schulte, Stefanie

Schlangen im Garten


ausgezeichnet

Der zweite Roman von Stephanie vor Schulte "Schlangen im Garten" beschäftigt sich eingehend mit der Trauerbewältigung einer Familie die ihre Mutter und Ehefrau verloren hat.
Dabei verwendet die Autorin gekonnt Stilmittel die die Realität mit der Gefühlswelt der Hinterbliebenen verwischen lassen. Der gesamte Roman ist von Allegorien durchsetzt. So wird die Familie von einem sogenannten Trauerbeamten geradezu verfolgt und der auch Bekannte und Nachbarn einspannt um diese auszuspionieren und zu beeinflussen. Mit aller Macht versucht er die angeblich verschleppte Trauerbewältigung wieder in Gang zu setzen. Auch sehr bildlich dargestellt ist das Essen der Seiten aus dem Tagebuch der Mutter. Das Einverleiben der Erinnerungen mit der Verstorbenen wird dadurch äußerst sinnbildlich verdeutlicht.
Das Thema ist ein anderes als ihr Vorgängerwerk "Junge mit schwarzem Hahn" jedoch hinsichtlich des Schreibstils sehr ähnlich. Beide Bücher zeichnen sich außerdem durch eine einzigartige poetische Atmosphäre aus.
Auch die Covergestaltung erinnert an das Vorgängerwerk.
Insgesamt ein lesenswertes Buch über große Gefühle in einer wunderbaren Sprache und mit einzigartigen metaphorischen Bildern.

Bewertung vom 09.10.2022
Louis, Édouard

Anleitung ein anderer zu werden


ausgezeichnet

In seinem Buch "Anleitung ein anderer zu werden" beschreibt der Autor Eduouard Louis sein eigenes Leben. Beginnend in seiner Kindheit in einer sozial äußerst prekären Situation bis hin in sein frühes Erwachsenenalter erfahren wir seinen Aufstieg von der Unterschicht bis in die gehobenen Kreise der französischen Gesellschaft. Sowohl innere als äußere Widerstände muss er dabei überwinden. Eine schier unglaubliche Wandlung vollzieht sich. Eine moderne soziale und psychische Odyssee eines Jugendlichen.
Der Roman hat einen guten eindringlichen Schreibstil. Die Kapitel sind alle recht kurz und schnell zu lesen.
Was mich etwas irritiert hat ist die Offenheit mit der der Autor seinen eigenen Werdegang und seine nicht sehr rühmliche Herkunft samt der weiteren Personen, die dabei vorkommen, beschreibt. Äußerst private Details samt privaten Fotos seines ehemaligen Wohnhauses und Bilder seiner Kindheit und Jugend werden gezeigt. Ich finde die Fotos etwas deplatziert und hätte sie daher weggelassen.
Das Cover gefällt mir überhaupt nicht, es wirkt auf mich mit dem Blick auf einen Hinterkopf abweisend.
Insgesamt ein gut geschriebener autobiografische Roman mit bedrückende Stimmung.

Bewertung vom 09.10.2022
Harari, Yuval Noah

Wie wir Menschen die Welt eroberten / Unstoppable Us Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Was zuerst an Hararis Sachbuch ins Auge sticht ist das spektakuläre Cover mit den wilden Tieren die vor einem Menschen mit einer Fackel fliehen und dem feurigen Hintergrund. Dieses Bild bringt das Thema des Buches sehr gut auf den Punkt. Denn das Buch handelt vom Aufstieg des Menschen in der Steinzeit. Zu dieser Zeit entwickelten die Menschen bereits ein reichhaltiges System um sich ihrer Umgebung anzupassen und sich diese gar untertan zu machen. Immer wieder werden auch Bezüge zu unserer heutigen Zeit geliefert. Viele Informationen, die sich so spannend lesen wie ein Roman werden hier erzählt.
Auch die Layoutgestaltung des Innenteils mit den vielen schönen Abbildungen der Gestaltung der Schrift und den unterschiedlichen Farbgebungen einzelner Seiten ist äußerst gelungen.
Insgesamt ein sehr schön gestaltetes Sachbuch mit einem reichhaltigen informativen Inhalt bei dem auch noch Erwachsene etwas lernen können.

Bewertung vom 09.10.2022
McEwan, Ian

Lektionen


ausgezeichnet

Ich kenne Ian McEwan als erfolgreichen Schriftsteller zahlreicher Romane. Bisher war jedoch keiner so umfangreich wie dieser. Ein ganzes Leben vom Jugendlichen bis weit hinein ins Erwachsenenalter wird erzählt. Dabei ist der Roman durchzogen mit autobiografischen Zügen.

Als Jugendlicher wird der Protagonist von Lybien, wo sein Vater arbeitet, nach England ins Internat geschickt. Dort leidet er unter der Trennung von seiner Mutter. Dafür findet er eine Klavierlehrerin, die in sowohl körperlich züchtig als auch sexuell missbraucht. Seine Jugenderlebnisse begleiten ihn sein ganzes weiteres Leben. Im Folgenden spring der Autor abrupt zwischen den Zeiten. Wir lernen den einstigen schüchternen Jungen als erwachsenen Mann kennen der von seiner Frau verlassen wurde und der dann zum alleinerziehenden Vater eines Jungen wird. Der Roman ist ausserdem durchwirkt vo historischen Ereignissen des letzt Jahrhunderts. Von der Kubakrise bis hin zum Fall der Mauer werden die prägensten Ereignisse in die Handlung mit einbezogen. Das Cover mit dem klavierspielenden Jungen passt natürlich wie die Faust aufs Auge.

Insgesamt ein guter Roman, der jedoch etwas ausufernd ist. Einige Kürzungen hätten meiner Meinung nach gut getan.