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leseleucht
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Alfter

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Insgesamt 213 Bewertungen
Bewertung vom 28.12.2024
Lark, Sarah

Wir leben unsere Träume / Himmelsstürmerinnen Bd.2


ausgezeichnet

Eine phantastische Erzählerin
Sarah Lark ist bekannt für ihre epischen Familiensagas auf unterschiedlichen Kontinenten mit unterschiedlichen historischen Backgroundgeschichten. Und nie wird es langweilig. Das ist schon eine hohe Kunst bei der Vielzahl an Seiten, die da im Laufe ihres Schriftstellerinnenlebens zusammengekommen sind.
Da macht der zweite Band der „Himmelsstürmerinnen“ keine Ausnahme. Ihr Ansinnen, wenig bekannten Episoden aus der Geschichte in ihren Romanen Gehör zu verleihen, hat sie auch hier vollumfänglich erfüllt.
Die Himmelsstürmerinnen gehen in die nächste Generation. Es beginnt mit der jungen Mary Ann, deren Odyssee von einem New Yorker Waisenhaus nach Frankreich in ein Lazarett des 1 Weltkrieges und von dort nach Chicago in den Schoß der verloren geglaubten Familie führt. Dort arbeitet sie im Hull House, einer Organisation für benachteiligte Frauen aus den Einwandererfamilien.
Das Schicksal verschlägt Ailis, bekannt aus Band 1, nach Südafrika, um die Sterne des Südhimmels zu beobachten. Wir erfahren von den Burenkriegen und der Beulenpest, die Ailis zwei Adoptivtöchter beschert. Ihr Sohn reist zu seinen schottischen Wurzeln und von dort zurück nach Chicago, wo er als Anwalt gegen das Bandenwesen in den Zeiten der Prohibition antritt.
Donella, ebenso bekannt aus Band 1, und ihr Mann spielen in der Luftfahrt des ersten Weltkrieges eine große Rolle mit ihren fliegenden Luftschiffen. Dabei riskieren sie mehr als einmal ihr Leben.
Auch die Söhne ihrer Schwester Emily, die mit einem Schwarzen verheiratet ist, müssen in den Krieg. An ihrem Beispielen erfahren wir die Ressentiments gegenüber Schwarzen in der Armee. Auch die Rassenunruhen in Chicago werden zum Thema in diesem so vielseitigen, wie spannenden Buch.
Eine großartige Lektüre, unterhaltsam, fesselnd, lehrreich und interessant, inspirierend sich mit den hier angerissenen, so vielfältigen Themen weiter zu beschäftigen, mit sympathischen Charakteren, deren Schicksal Anlass zum Mitfiebern gibt, nie langatmig, nie schwülstig, sonst mit einem guten Gespür für das rechte Maß an Emotionen, das die Figuren brauchen, um lebendig zu wirken.
Ich hoffe stark auf eine Fortsetzung mit 3. Band!!

Bewertung vom 21.12.2024
Bourdeaux, Sarah-Katrin

Kein Hufloser ist auch keine Lösung!


ausgezeichnet

Der Mensch, aus den Augen eines Pferdes betrachtet
Er ist schon eine komische Spezies dieser Mensch, auch wenn er nicht die Angewohnheit hat, sich als Angestellter seines Pferdes zu verdingen. Dies bietet viel Anlass zum Schmunzel und Lachen in Sarah-Katrin Bourdeaux’ neuem Buch „Kein Hufloser ist auch keine Lösung“, ein Ratgeber für Pferde von dem menschenkundigen Experten Dr. Sharif, den Pferdebegeisterte vielleicht schon aus dem Bändchen „Essen Pfützen kleine Pferde?“ kennen. In Fortsetzung zum ersten Band sehen wir hier nicht die Welt aus den Augen des Pferdes, sondern uns selbst mit all unseren liebenswürdigen Macken, pathologischen Fehlern, unserer Angst und gleichzeitigen Größenwahn, unsere minimierten Sinne und unser maximiertes Hirn, das mehr stört, als nutzt. Wenn man es denn nicht richtig in Anwendung bringt. Und dabei kann Dr. Sharif mit seinem nüchternen Blick und seinem verständnisvollen Humor eine Menge beibringen.
Wie schon im ersten Band zeigt die Autorin – mit Hilfe von Sharif – nicht nur einen großen Pferdeverstand, sondern auch gute Menschenkenntnis. Hatte sie bereits in Band eins ein paar treffende Bemerkungen zur aberwitzigen Reiterwelt, dem Kampf der Reitweisen und den verschiedenen Typen von Pferdebesitzern gemacht, so geht es diesmal genau darum: Illustriert von witzigen Bildern führt sie dem Pferdenarren oder auch dem Betrachter des alltäglichen Stallwahnsinns auf humorvoll sympathische Art eben diesen vor Augen. Dabei widmet sie sich neben der Geschichte in der Beziehung zwischen Mensch und Tier Aspekten der Biologie, der Erziehung und Kommunikation. Durch die gewählte Perspektive und den Humor gelingt es ihr, dass der Leser sich immer wieder in seinen Schwächen und Spleens erkennt fühlt, ohne sich angegriffen zu fühlen. So kommt er gar nicht erst in eine abwehrende Verteidigungshaltung, sondern fühlt sich verstanden und beginnt zu verstehen. Ich denke, damit erreicht man wesentlich mehr, als mit dem Zeigefinger stets auf die anderen Reiter und ihre Reitweisen zu zeigen und Schuld zu zuweisen und die eigene Unzulänglichkeit mit immer mehr (unnützem) Equipment, Konsultation von Spezialisten verschiedenster Art und dem Ausprobieren sämtlicher Reitvermeidungsweisen zu kaschieren. Das Buch sei jedem empfohlen, der etwas über sich und darüber, wie (seine) Pferde ihn wahrnehmen, wissen will. Es zeigt uns, wie wir mit viel Humor und Verständnis die Welt für Pferde und ihre Huflosen leicht ein bisschen besser machen könnten.

Bewertung vom 21.12.2024
Dorweiler, Ralf H.

Der Herzschlag der Toten / Rieker und Ahrens Bd.1


ausgezeichnet

Totenphotographie
Dass es diese wirklich gegeben hat, glaubt man erst, wenn man das Nachwort von Ralf Dorweilers Krimi „Der Herzschlag der Toten“ gelesen hat. In der heutigen Zeit ist die Vorstellung, Tote in lebendige Ensembles hinein zu platzieren und sie wie Lebendige aussehen zu lassen, schon recht makaber und erhöht den Gruselfaktor des Krimis ungemein.
Die Totenphotographie spielt in dem Krimi eine entscheidende Rolle, sie gibt den Hinweis auf den Täter an einer unbekannten Frau. Dieser Fall konfrontiert den Criminalcommissar Hermann Rieker nicht nur mit seiner Vergangenheit, er könnte ihn auch, sollte er scheitern, seine Karriere Kosten. Die Hilfe der ebenso engagierten wie eigensinnigen Richtertochter Johanna Ahrens ist ihm nicht immer willkommen. Zwar kennt sie das Opfer, das Schülerin in ihrer heimlich gegründeten Schule für Frauen aus der Unterschicht war. Aber zugleich bringt sie nicht nur ihr Leben, sondern auch wieder die Karriere Riekers in Gefahr, als sie sich in die Ermittlungen einmischt und den Lockvogel gibt.
Mit den beiden Protagonisten hat Dorweiler spannende Charaktere geschaffen, die auf jeden Fall Zugpferd für die beginnende Krimireihe darstellen. Der Fall ist skurril und spannend. Wer glaubt, dass man einen Spannungsbogen kaum halten kann, wenn man als Leser ab Mitte des Romans zu wissen glaubt, wer der Täter ist, wird hier durch eine unerwartete Wende und einen actionreichen Schluss eines besseren belehrt.
Der Krimi ist nicht nur für Krimifans, die sich gerne ein wenig gruseln, sondern vermittelt auch sehr gelungen Einblicke in das Leben und die Zeit zu Ende des 19. Jahrhunderts. Eine spannende Lektüre für gute Unterhaltung mit Hintergrund!

Bewertung vom 10.12.2024
Renberg, Tore

Die Lungenschwimmprobe


sehr gut

Für Geschichtsliebhaber
Tore Renberg hat jahrelang akribisch den wahren Fall der Anna Voigt, die des Kindsmordes beschuldigt wurde, recherchiert und zu rekonstruieren versucht. Diese intensive Auseinandersetzung hat Eingang gefunden in seinen Roman „Die Lungenschwimmprobe“, der damit zugleich dem Beginn der Rechtsmedizin ein Denkmal setzt. Die eher unbekannte Methode der „Lungenschwimmprobe“ wird eingesetzt, um ermitteln zu können, ob ein Kind bei der Geburt noch lebte oder bereits tot war.
Dass derartige Beweise Zulassung vor Gericht in der Mitte des 17. Jahrhunderts fanden, ist eine der Neuheit, die der Roman schildert, und in der sich der Zusammenprall vom Glaube und Aufklärung und der Beginn einer neuen Zeit manifestieren. Von daher ist eine Stimme aus dem Chor der damaligen Zeit, die in diesem Roman Gehör finden, die des Arztes Schreyer. Daneben geht es um den Anwalt Thomasius, der sich als Wegbereiter der Aufklärung gegen Hexenprozesse und Folter ins Feld zog und sich hier des Falls der Anna Voigt annahm. Unter anderem auch, weil Annas Vater ein reicher und einflussreicher Mann war, der nicht nur die Ehre seiner Tochter und damit seine verteidigen wollte, sondern auch gegen seinen persönlichen Widersacher ins Feld zieht. Mit den Stimmen der Aufklärung konkurrieren die, die am Althergebrachten, an der Tradition, den unerschütterlichen Grundpfeilern des Glaubens festhalten wollen, wie die Köchin aus dem Haushalt von Voigt, die für das dumm gehaltene, abergläubische Volk steht, sowie der Ankläger, der
Gesetz auch mit zweifelhaften Methoden „zum Recht“ verhelfen will. So entspannt sich ein spannender Konflikt zwischen Alt und Neu, Tradition und Fortschritt, Glaube und Vernunft, Kirche und Aufklärung. Dass es das Neue und Fortschrittliche in einer engen, mit starren Griff der Kirche gehaltenen Zeit, wo Unwissenheit und Aberglaube gern genutzte Mitteln der Manifestation der eigenen Macht darstellten, nicht leicht hatten, machen die Person des Arztes und des Anwalts deutlich, die bereit sind, für ihre Ideale auch die drohenden Konsequenzen in Kauf zu nehmen. Dabei geht es allerdings mehr um die Idee als um den konkreten Fall oder die konkrete Person der Anna Voigt, die bisweilen etwas in Vergessenheit gerät, und nicht nur Opfer von Verleumdung und Doppelmoral ihrer Zeit wird, sondern auch Opfer im Kampf von Überzeugungen. Es geht hier weniger um die Einfühlung in ihre Sicht der Dinge als stimmlose Frau, die den Männern, dem Aberglauben und den Moralvorstellungen der Zeit unterlegen ist.
Dem Autor geht es um die großen Ideen und den Fülle an Informationen, die er über diese Zeit zusammengestellt hat und der er sowohl bis in die äußeren Gestaltung des Covers und den Schreibstil beeindruckend Rechnung trägt. Allerdings muss der Leser der Leidenschaft für das historische Detail bisweilen über die 700 Seiten mit ein wenig Beharrlichkeit und Ausdauer folgen. Die Menschen sind zu sehr Träger von Überzeugungen, als lebendige Figuren, die den Leser packen und das Geschehen lebendiger machen könnten.
Sicherlich eine großartige literarische und historische Leistung für ein versiertes Publikum!

Bewertung vom 10.12.2024
Eckardt, Tilo

Gefährliche Betrachtungen


ausgezeichnet

Thomas Mann, neu belebt
Die Idee, anlässlich des hundertjährigen Jubiläums des Zauberberges und seines bevorstehenden hundertfünfzigsten Geburtstages neues Leben in das Thomas-Mann-Universum zu bringen, halte ich für sehr gelungen. Auseinandersetzungen mit Autor und Werk gibt es unzählige, sowohl wissenschaftliche als auch massentaugliche, in Wort und Bild. Es erscheinen auch immer wieder literarische Adaptionen seiner Werke, wie zuletzt „Zauberberg 2“ von Heinz Strunk, auf dessen Lektüre ich mich freue.
Aber Tilo Eckards Roman „Gefährliche Betrachtungen: Der Fall Thomas Mann“ ist gleich in mehrfacher Hinsicht originell: Auch wenn der Roman dann doch nicht so viel Krimi ist, wie der Untertitel nahelegt, trägt die Handlung doch Züge eines Krimis, die für Spannung sorgen. Da ist die Begegnung zwischen Thomas Mann und dem litauischen Übersetzer, den ich hier der Einfachheit halber, wie auch im Roman, „Müller“ nenne. Dieser verliert Thomas Manns Redemanuskript wider die Entwicklungen im Deutschen Reich und damit einen brisanten Stoff. Die Suche danach und das Verschwinden einer Person aus dem Haushalt Thomas Manns bieten also Stoff für Spürnasen.
Zum anderen legt Tilo Eckard die Handlung auf den abgeschiedenen Schauplatz des Ferienhäuschens der Familie Mann auf der Halbinsel Nidden, das Mann vom Geld für den Literaturnobelpreis erworben hatte, aber nur einmal besuchen konnte, da es für ihn durch den Aufstieg des Nationalsozialismus und seines Exils bald in unerreichbare Ferne rückte. Dieser Schauplatz bietet nicht nur genügenden Qualitäten für eindrückliche Naturbeschreibungen, ist es doch landschaftlich ein sehr reizvoller Ort. Nidden war darüber hinaus Künstlerkolonie und damit Rückzugsort für viele Andersdenkende, feinfühlige Köpfe, die hier ihre Ruhe und Distanz zum aufkommenden braunen Barbarismus suchten.
Damit bietet sich für Eckard ein phantastisches Panorama der Geistes- und Kulturgeschichte auf einer seiner Höhepunkte vor dem bodenlosen Fall in die Unkultur und in Spannung zu der gesamtgeschichtlichen Entwicklung der Welt mit dem aufkommenden Faschismus. Feinfühlig und voller Kennerschaft zeichnet der Autor ein differenziertes Bild, in dem der Wunsch des Künstlers nach Rückzug, Ruhe und musische Inspiration mit der empfundenen politischen Verantwortung wider den undeutschen Geist in Wettstreit tritt.
In meinen Augen eröffnet der Roman einem breiten Publikum, das nicht nur Thrill und Blutrünstigkeit als Anspruch an einen Krimi hat, die Möglichkeit, Thomas Mann in den Spannungen seiner Zeit zu begegnen und eingeführt zu werden in eine (auf andere Art) spannende Welt der Kultur- und Geistesgeschichte, die vor den politischen Hintergründen zur Stellungnahme aufgefordert ist. Ein auch heute (wieder) aktuelles Thema!

Bewertung vom 10.12.2024
O'Farrell, Maggie

Lina und der Schnee-Engel


ausgezeichnet

Wunderschöne Aufmachung
Ein alter Glaube besagt, dass der Schneeengel für den Menschen, der ihn gemacht hat, zum Schutzengel wird. So erscheint Linas Schneeengel ihr während ihrer langen Krankheit und gibt ihr Mut und Hoffnung, wieder gesund zu werden. Daraufhin sucht sie ihn immer wieder, um sich zu bedanken, aber sie versucht auch, anderen die Magie der Schutzengel zuteil werden zu lassen.
Die Geschichte ist manchmal ein wenig traurig, manchmal auch ein wenig furchteinflößend, wenn der Engel aus dem Nichts erscheint oder wenn Lina ihn durch gefährliche Aktionen herbeizurufen versucht. Aber ich denke, dass man das Buch mit kleineren Kindern zusammen liest und ihre Fragen und Ängste thematisieren kann.
Ich finde, dass gerade das Unbegreifliche, das ein Wunder ausmacht, in diesem Buch gut zum Ausdruck kommt. Insbesondere in der phantastischen Aufmachung. Die Bilder verbreiten einen Zauber und eine magische Kraft, die den Engel umgibt, auf beeindruckende Weise. Sie sind für mich ein Sinnbild dafür, welche Schönheit in der Welt und im Leben möglich sind, und geben allein damit schon Hoffnung darauf, dass Wunder möglich sind.
Für mich vermittelt das Buch die Freude am Schauen, am Lesen und Zuhören sowie Trost, Hoffnung und das Gefühl, nicht allein zu sein.

Bewertung vom 01.12.2024
Szymanik, Melinda

Lucy und das Dunkel


ausgezeichnet

Wie fühlt sich einer, vor dem alle Angst haben?


Das Bilderbuch „Lucy und das Dunkel“ nimmt auf eine wunderbare Weise die Angst vor dem Dunkel und macht die Entdeckung des Dunkeln zu einer spannenden und heiter unbeschwerten Abenteuerreise, wie sie nur die kindliche Wahrnehmung erzeugen kann.
Zum einen sind es die tollen Bilder, die die Geschichte so bestaunenswert machen. Auch die dunklen Farben wirken hier nicht bedrohlich, sondern sie bringen die helleren zum Strahlen und erschaffen so eine Atmosphäre, die es ohne sie nicht gäbe: Wer sähe die Schönheit der Sterne ohne die Dunkelheit des Alls? Wer wüsste die Buntheit der Welt zu schätzen ohne den Kontrast zum Dunklen?
Und das genau ist zum anderen das Reizvolle an diesem Buch: die Frage, wie die Welt wohl ohne das Dunkel wäre! Denn das Dunkel begibt sich mit seiner neuen kleinen Freundin Lucy, die zunächst nicht im Dunkeln schlafen wollte, eine abenteuerliche Reise zu den dunklen Orten, den Höhlen, den Friedhöfen, dem Abendhimmel. Und oh Wunder: das Dunkel, das zuvor jeder zu fürchten, nicht zu mögen und zu verbannen schien, wird von allen schmerzlich vermisst.
Ein berührendes Bilderbuch, nicht nur fürs Auge, auch fürs Herz! Es eröffnet einen neuen Blick auf die Welt, insbesondere den Teil, der im Dunkeln liegt und vor dem wir daher gerne die Augen verschließen. Und es nimmt die Angst vor dem Dunkel, das nicht Feind, sondern eigentlich Freund ist. Mit diesem Wissen lässt es Groß und Klein gleich viel besser schlafen!

Bewertung vom 01.12.2024
Aden, Hanna

Lass uns tanzen, Fräulein Lena


gut

Ernstes Thema mit rührseligem Unterton
In dem Fortsetzungsband um das Flüchtlingsmädchen Lena im Nachkriegsdeutschland, „Lass uns tanzen, Fräulein Lena“ von Hanna Aden sind die zarten Bande zwischen Lena und dem Apothekenhelfer Rainer, permanent unter Druck. Da ist zum einen Rainers Exverlobte, die mit Intrigen ihre Rivalin und Rainer auseinander bringen will. Sie verbreitet böse Gerüchte um das Flüchtlingsmädchen, das es eh schwer hat in der eingeschworenen Gemeinde, die in den Flüchtlingen nichts Gutes sieht. Aber auch der aus dem KZ heimgekehrte Erwin belastet die Beziehung der beiden insofern stark, als Lena um ein dunkles Geheimnis weiß, das Rainers Schwager mit sich trägt und das Erwin zu finsteren Plänen Anlass gibt. Zum Glück erhält Lena Unterstützung von der lebenslustigen Berlinerin Doro. Und auch, dass ihre Mutter und ihre ältere Schwester aus Dänemark zu ihr ziehen können, ist etwas, was Lena mit ihrem Schicksal versöhnt. Nur vom Vater fehlt noch immer jede Spur.
Die Autorin zeigt mit den verschiedenen Figuren ein breites Spektrum, wie die deutsche Nachkriegsgesellschaft mit ihrer Vergangenheit und Verstrickung in Schuld und Verantwortung umgeht. Da sind die, die in die Zukunft blicken, nach einem Neuanfang streben und das Leid und die Not des Krieges genauso vergessen wollen, wie die schlimmen Taten mancher unter ihnen, die dieses Elend mit verursachten haben. Aber da gibt es auch andere, die die Vergangenheit nicht ruhen lassen können oder wollen, entweder weil sie sie nicht loslässt und sie die Spuren des Leidens täglich mit sich tragen oder weil sie die, die sich schuldig gemacht haben, nicht einfach so davon kommen lassen wollen oder noch viel mehr davon abhalten müssen, wieder eine bedeutende Rolle in der Gesellschaft einzunehmen.
Leider strebt das Buch am Ende zu sehr zu einer versöhnlichen Lösung für alle, dass wichtige Handlungsstränge mit einer kurzen Lösung beschnitten werden und wenig zufriedenstellend zu Ende gedacht werden. Auch ist das Buch bisweilen doch sehr rührselig, was mich in eine verhaltene Distanz zur Handlung und zu den Figuren gebracht hat, obwohl ich von der Zeit, den Lebensumständen und eben der Frage nach dem Umgang mit der eigenen Geschichte bzw. einem sehr dunklen Teil von ihr eigentlich immer wieder sehr fasziniert bin.

Bewertung vom 01.12.2024

Die Weihnachtsgeschichte


gut

Schöne Bilder, aber keine neue Botschaft
„Die Weihnachtsgeschichte“ wird nacherzählt von Rolf Toman. Dabei darf man das Nacherzählen ganz wörtlich nehmen. Sehr eng an Lukas 2 angelehnt, lesen wir den wohlbekannten Text in vereinfachter und kindgerechter Sprache. Für die erste Begegnung mit dem Text sicherlich hilfreich, aber ohne neuen Wert. Vielmehr fühle ich eine Distanz zum Text und zum Geschehen. Es wird eher berichtet oder wiedergegeben, aber es fehlt ein persönlicher Bezug. Besonders am Ende wird das deutlich, als von der Bedeutung Jesu in der Vergangenheitsform die Rede ist: „Viele sahen in ihm den ‚Retter der Welt‘, hofften und glaubten, dass seine Botschaft der Nächstenliebe das Leben der Menschen verändern würde.“ Hoffen und glauben wir Christen das heute nicht auch noch?
Die Bilder dagegen setzen die Botschaft zum Teil sehr schön um: Dass Jesus mit seiner Geburt ein Licht in die Welt gebracht hat, finden wir in vielen Bildern, in denen vor dunklem Hintergrund häufig eine Lichtschein zu finden ist, was einen sehr schönen Effekt hat. Bisweilen muten die Bilder ein wenig an naive Malerei an, haben dann aber auch einen etwas kitschigen Effekt.
Für Erstleser der Weihnachtsgeschichte sicherlich in Ordnung, aber der Botschaft neuen Atem einzuhauchen, vermag dies Bilderbuch nicht.

Bewertung vom 01.12.2024
Gómez-Jurado, Juan;Montes, Bárbara

Die Mission beginnt / Amanda Black Bd.1


ausgezeichnet

Batman trifft James Bond
Die neue Serie um Amanda Black schafft eine actionreiche Unterhaltung mit viel dark Phantasy um die junge Amanda, die zu ihrem zwölften Geburtstag das Vermächtnis ihrer Familie enthüllt. Ihre Eltern sind verschollen oder tot. Sie ist bei ihrer Tante in einer winzigen Wohnung und immer in Geldnöten aufgewachsen. Da erreicht sie ein Brief, der alles verändert und der ein großes Abenteuer beginnen lässt. Dabei ist es gut, dass sie nicht nur auf einmal besondere Fähigkeiten hat, sondern auch einen Freund an ihrer Seite, Eric, ein Computernerd, Mobbingopfer und ebenso in Sorge um den verschollenen Vater, sowie ihre Tante und den mysteriösen Butler Benson. Darüber hinaus steht ihr ein ganzes Arsenal an Spezialausrüstung zur Verfügung: Kleider, die sich in Flugmonturen verwandeln, Brillen, mit denen man kommunizieren kann, Drohnen usw.usf. . Da fühlt man sich gleich erinnert an Batmans Butler und Speziallabor sowie an die ganzen Spionageartikel, die James Bond auf seinen Missionen gute Dienste tun. Denn Amandas erste Prüfung ist nicht nur lebensgefährlich, sondern von ihr hängt der Fortbestand der jahrhundertalten Black-Dynastie ab. Das Erbe, das ihr an ihrem Geburtstag in die Hände gefallen ist, könnte mit einem Handstreich gleich wieder verloren sein.
Das Jugendbuch bietet neben Spannung auch eine rührende Freundschaftsgeschichte. Es ist phantasiereich geschrieben und flüssig zu lesen. Die Kapitel sind kurz und überschaubar. Einige spannende Höhepunkte verleiten zum Weiterlesen. Bilder, die ein wenig an Manga erinnern, bieten anschauliche Abwechslung. Ich denke, dass das Buch die Geschmäcker seiner Adressaten voll und ganz treffen dürfte.