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Urte Köhler

Bewertungen

Insgesamt 79 Bewertungen
Bewertung vom 29.04.2019
Dein Herz vergisst nicht
Perry, Jodi

Dein Herz vergisst nicht


weniger gut

Ein Roman zum Schmelzen - so könnte der geneigte Leser meinen, wenn er den Titel liest. Auch das Cover zieht ihn in diese sicherlich gewünschte Richtung, nicht umsonst wurde das Herz aus Vergissmeinnicht gelegt und die übrigen Farben dem Blau der Blüten angepasst.
Ganz so wie Eis in der Sonne schmilzt der Leser allerdings nicht, auch wenn einige Episoden sehr zu Herzen gehen. Besonders die Briefe, die Braxton an seine Frau schreibt, um ihrer Erinnerung auf die Sprünge zu helfen und sie vielleicht wieder in einem gemeinsamen Leben willkommen heißen zu können.
Die übrige Handlung, die sich um diese Briefe rankt, ist von nüchternem Alltag geprägt, Jemmas Versuch, in diesem Alltag Fuß zu fassen und sich im Leben einzufinden. Dabei helfen die Menschen, die ihre Familie und Freunde sind/waren.
Auf unterschiedlich treffende Weise gelingt es der Autorin diese Personen mit Leben zu füllen. Einige davon bleiben wenig belebte Hüllen, Staffage.
Bei Braxton schafft sie das ziemlich gut, auch wenn seine innere Reflexion manchmal oberflächlich bleibt, und er die doch schweren Schicksalsschläge scheinbar einfach wegsteckt. Da wünschte man sich eine tiefergehende, emotionale Auseinandersetzung.
Jemmas Mutter, die auch für Braxton einige Jahre Mutterersatz war, kommt mir vor wie das ungeliebte Stiefkind der Autorin. Zu diesem Charakter fehlt mir jeder emotionale Bezug, er handelt stereotyp und gestelzt, gefangen in einmal gefassten moralischen Vorstellungen und Verhaltensmustern. Echte Gefühle bleiben oberflächlich und wirken unecht. Lebensuntüchtig - so kann man sagen. Außerdem voller Wut.
Jemmas Vater ist eine unscheinbare Randfigur, die für einen Fehler lebenslang mit dem Hass seiner Exfrau bestraft wird. Was die Situation für Jemma verschärft, weil die Welt dort mit Fettnäpfchen gepflastert ist.
Rachel, Jemmas Freundin, ist eine resolute junge Frau, die die Dinge beim Namen nennt und Jemma schonungslos mit der Wahrheit konfrontiert, wenn es nötig ist.
Und dann das Ende! Enttäuschend und konstruiert. Zu Herzen gehend und unendlich happy, ist der Leser geblendet von soviel positiven Entwicklungen, als müsse das durchlebte Leid noch nachträglich einen auf die Mütze kriegen.

Insgesamt ein Roman für Leser, die Liebesgeschichten mögen und denen das Leben noch nicht wirklich vielschichtige Lebenserfahrungen aufdrücken konnte; andernfalls kommt einem das Verhalten der beiden Verheirateten oberflächlich und sexuell gefühlsorientiert vor. Auch wenn ihre Ehe nur kurz war, kennen sie sich von Kindesbeinen an. Insofern ist das Datum der Eheschließung unerheblich. Sie leben schon ein Leben lang "zusammen".

Bewertung vom 29.03.2019
Wo mein Herz schlägt (eBook, ePUB)
Bloom, Rose

Wo mein Herz schlägt (eBook, ePUB)


weniger gut

Eine sehr leichte, fast anspruchslose Liebesgeschichte mit einem dramatischen Hintergrund.
Nachdem der Leser in die Geschichte eingeführt worden ist, plätschert die dann vorhersehbare Handlung vor sich hin und jedes Mal, wenn der Erzählfortschritt eine Auflösung verlangt, passiert etwas Unvorhergesehenes. Als Leser habe ich den Eindruck, die Erzählung holt nochmal tief Luft um weitere Seiten zu füllen und das unausweichliche Ende so lange heraus zu zögern bis es nicht mehr anders geht.
Die Charaktere sind einfach angelegt - der eine extrem verschlossen und schlecht gelaunt, die andere fröhlich und teilweise zu gut für diese Welt. Es ist verständlich, dass Claire den völlig in seiner Trauer gefangenen Grant versucht, in die Realität zurückzuholen, doch das geschieht auf eine derart simple Art, die in keinem Verhältnis zur Tiefe der Trauer des Mannes steht.
Der Roman versucht sich an einem psychologisch geprägten Plot. Der ist grundsätzlich gut ausgedacht, doch leider bleibt die psychologische Trauerbewältigung oberflächlich und läuft wie nebenbei. Ein fröhlicher Mensch kann nicht allein durch seine Anwesenheit einen anderen Menschen aus den Untiefen fast lebenszerstörender Trauer herausholen. Dafür braucht es sehr viel mehr.
Dieser Roman ist eine sehr leichte Lektüre für jemanden, der sich an zwei Menschen erfreuen möchte, die aufgrund dramatischer Umstände die Liebe zueinander entdecken. Jemand, der eine tiefgründigere, anspruchsvollere Auseinandersetzung mit dem Thema Trauerbewältigung sucht, hat hiermit zum falschen Buch gegriffen.

Bewertung vom 26.03.2019
Madame Piaf und das Lied der Liebe / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.9
Marly, Michelle

Madame Piaf und das Lied der Liebe / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.9


gut

Die Lebensgeschichte der französischen Chansonnier Édith Piaf zum Gegenstand einer Romanbiografie zu machen, ist eine wundervolle Idee. Dadurch lässt sich das Leben für den Leser als etwas Greifbares darstellen, etwas, bei dem er 'dabei' sein kann. Nüchterne Fakten entfalten vor dem Leser eher eine Chronologie als ein Dasein voller alltäglicher Zwänge und Notwendigkeiten.
Der Autorin ist es sehr gut gelungen, das Ambivalente in Piafs Leben herauszuarbeiten und persönliche Konflikte sowohl mit ihrer Herkunft als auch mit ihrer Umwelt nachvollziehbar zu machen.
Leider beschränkt sich dieser Roman nach einer zusammenfassenden Erzählung der Herkunft und Entdeckung der Piaf selber, nur auf die Darstellung einer kurzen - aber wichtigen - Phase von Piafs Leben: der Zeit als Mentorin des jungen Yves Montand.
Historisch korrekt, schildert die Autorin diese Lebensphase der Piaf sehr ausführlich und vergisst dabei nicht, auf die Bedeutung der Liebe in Édiths Leben hinzuweisen, die sie als ihre Triebfeder herausstellt und die in ihren Chansons eine herausragende Rolle spielt. Die sie schließlich dahin bringt, wo die Welt Édith Piaf kennt: La vie en rose.
Die Figur des Yves Montand kommt dabei für meinen Geschmack etwas zu rückgratlos und leicht beeinflussbar rüber, selbst auf der Basis seiner innigen Liebe zur Piaf. Er folgt ihren Vorstellungen beinahe blind. Das mutet für einen jungen Mann italienischer Herkunft, behütet aufgewachsen in einer Familie mit wenig finanziellem Spielraum, sehr merkwürdig an. Als wären seine eigenen Vorstellungen ohne jeden Belang.
Die anderen Personen in der Entourage der Piaf sind bodenständige Menschen, die sich um den gesamten organisatorischen Kram rund um ihre Karriere kümmern. Die beste Freundin aus Kindertagen folgt ihr wie ein Schatten mit stetem Blick aufs Geld, ist aber auch gerne bereit, mal gehörig über die Stränge zu schlagen.
Insgesamt ein lesenswertes, allerdings streckenweise langatmiges Buch, von dem der Leser sich gelegentlich eine straffere Handlung wünscht, die sich nicht nur auf Alltagsschilderungen aus dem Leben der Piaf rund um ein Leben für Konzerte beschränkt, sondern Weiteres aus dem turbulenten, workoholic-mäßigen Leben der Édith Piaf verrät. In die Phase der Förderung von und Liebe zu Yves Montand fiel sicherlich Vieles in einer Romanbiografie Erwähnenswertes.
Ein wenig einseitig - auch wenn beabsichtigt - , sich bei solch einer in ihrer Zeit schillernden Persönlichkeit auf eine Liebesgeschichte zu beschränken, die nicht wirklich zu Herzen geht, weil die Sache mit der Liebe eben für Édith Piaf so eine ganz eigene Sache ist...
Was übrigens ein loses Ende in all den 'Männerbeziehungen' der Piaf darstellt…

Bewertung vom 08.03.2019
Das kleine Café im Gutshaus
Shackman, Julie

Das kleine Café im Gutshaus


gut

Kurzweilige, lustige Unterhaltung bei der ich zuweilen richtig laut gelacht habe, weil der Schreibstil und die wirklich witzigen Metaphern gelungen sind. Sie haben mich bei der Stange gehalten die manchmal zu sorgenvollen und bisweilen langweiligen Zwischenpassagen zu lesen.
Es passiert eine Menge - vielfach Überraschendes - im kleinen Café im Gutshaus. Verwicklungen und glückliche Fügungen wechseln sich ab. Die Heldin Lara behält stets den Kopf oben und lässt ihrem manchmal bissigen und sarkastischem Mundwerk freien Lauf. Sie bringt die Dinge sprachlich auf den Punkt, ist jedoch naiv bis zur Halskrause wenn es um Liebesdinge geht. Das werden sicher ältere Leser so empfinden.
Die Location auf einem alten schottischen Landsitz -Glenlovatt -ist wunderbar gewählt, wird dort die Fahne der Tradition hoch gehalten aber gleichzeitig aufgezeigt, was Tradition noch so bedeuten kann. Verantwortung nämlich. Diese wird in dem Roman ernst genommen.
Gemeinsam mit alten und neuen Freunden wird das Projekt Glenlovatt in Angriff genommen und führt fast alle Protagonisten in eine ihnen vorher ungekannte aber überraschende Zukunft, wobei die Vergangenheit immer wieder ihre Finger im Spiel hat und das Geschehen wohlwollend lenkt.

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Bewertung vom 05.03.2019
Ein Tropfen vom Glück
Laurain, Antoine

Ein Tropfen vom Glück


ausgezeichnet

Eine federleichte Geschichte, geschrieben von einem Meister feinsinniger Erzählkunst. Das Französische des 'Savoir-vivre' überdeckt den Text wie eine warme Decke und hüllt den Leser in eine wohlige Zufriedenheit ein, wie nach einem Glas guten Rotwein.
Und gerade so ein Rotwein ist es, der die Geschichte ins Rollen bringt und die Protagonisten auf eine Zeitreise schickt - ins Paris des Jahres 1954.
Liebe, Freundschaft und Vertrauen sind die drei Stützpfeiler dieser gut ausgedachten Geschichte, bei der es keine losen Enden gibt. Der Leser ist am Ende zufrieden, weil - bei aller Unwahrscheinlichkeit von Zeitreisen - die Realität doch immer wieder für Überraschungen sorgt.
Laurain lässt im Kopf des Lesers eine gefühl- und stimmungsvolle Atmosphäre entstehen, die ihn sofort Seite an Seite mit den liebevoll und typisch gezeichneten Helden durch ihr Abenteuer schweben lässt. Unfähig sich dem zu entziehen, liest sich das Buch in einem Rutsch durch und nur das überraschende Ende verhindert Traurigkeit darüber, dass das Buch nicht noch ein paar Seiten mehr hat.

Bewertung vom 03.03.2019
Der Zorn des Pegasus / Clans von Cavallon Bd.1
Forester, Kim

Der Zorn des Pegasus / Clans von Cavallon Bd.1


ausgezeichnet

Dieser erste Teil der mehrteilig angelegten Reihe "Clans von Cavallon" ist sehr spannend in einem leicht lesbaren Stil geschrieben und hält den Leser permanent bei der Stange, da jedes Kapitel mit einem Cliffhanger endet.
Die Story ist so angelegt, dass mehrere Handlungsstränge parallel verlaufen, die sich teilweise überschneiden, teilweise jedoch offen lassen, welche Bedeutung sie für die Gesamtgeschichte haben. Jedes Kapitel führt einen davon weiter, in dem - so vermute ich - weitere Erzählstränge, die in den folgenden Teilen der Reihe wieder aufgenommen werden, angelegt werden.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht das Schicksal des Menschenjungen Sam im Reich von Cavallon und dessen Clans von Zentauren, Einhörnern, Pegasus, Kelpies und Menschen.
Die Charaktere sind sehr lebensnah angelegt und die körperlichen Besonderheiten der einzelnen Rassen nachvollziehbar herausgearbeitet. Sie handeln menschlich, was sie gerade dem jungen Leser zugänglich und verständlich machen. Jeder Clan wird durch ein Verhaltensmerkmal gekennzeichnet. Friedlich, aggressiv, nächstenliebend oder gebildet.
Freundschaft ist ein zentrales Thema in der Geschichte. Durch sie werden Jahrhunderte alte in Sagen verewigte Feindschaften in Frage gestellt und der Grundstein für ein neues Miteinander in Cavallon gelegt, denn unruhige Zeiten stehen bevor. Das Jahrhundert des Friedens scheint vorüber.
Dieser erste Band der Reihe macht Lust auf mehr, denn es sind so viele Fragen offen, so viele Freundschaften stehen an ihrem Anfang und bei so vielen Handlungssträngen flattern lose Enden in der Luft - da ist jeder weitere Band ein MUSS.

Bewertung vom 23.02.2019
Flucht aus Rom / Roman Quest Bd.1
Lawrence, Caroline

Flucht aus Rom / Roman Quest Bd.1


ausgezeichnet

Dieser Kinder- und Jugendroman liest sich leicht und locker. Der Schreibstil ist klar, verständlich und ohne Schnörkel.
Die Autorin hat eine von Anfang bis Ende sehr spannende Geschichte über eine Flucht von drei reichen Römer-Kindern aus der Heiligen Stadt um 90 nach Christus geschrieben.
Wegen Verrat müssen die Kinder bei Nacht und Nebel ihr Zuhause verlassen. Die Mutter gibt ihnen alles Notwendige mit. Hastig verlassen die Kinder das Haus durch die Hintertür. Jeder andere Weg ist ihnen abgeschnitten.
Auf abenteuerliche Weise gelangen sie nach England zu ihrem einzigen noch lebenden Verwandten und geraten dort vom Regen in die Traufe.
Der Spannungsbogen wird gleich auf der ersten Seite hoch oben angelegt und bis zum Höhepunkt kurz vor Ende des Buches dort gehalten. Atemlos schlägt der Leser Seite um Seite um, so sehr fesselt ihn das Schicksal der Kinder.
Die Charaktere der Kinder sind jeder auf seine Art sehr gradlinig angelegt. Sie handeln wahrhaftig, wenn auch häufig weiser als es ihr Alter vermuten lässt. Gerade die neun-jährige Ursula kommt oft altklug und zu furchtlos rüber. Damit wirkt sie streckenweise unglaubwürdig, weil sie in ihrem Elternhaus sehr behütet und beschützt aufgewachsen ist.
Das älteste der Geschwister - der Junge Fronto - wandelt sich durch die ihm auferlegten Strapazen und kann seine Furchtsamkeit endgültig ablegen.
Der mittlere Bruder - Juba - ist belesen und klug, weshalb die Mutter ihn auswählt, die Kinder in Sicherheit zu bringen. Er meistert die ihm gestellte Aufgabe bewundernswert.
Die Geschichte wird durch die gleichbleibende Spannung vorangetrieben und verbindet sich gut mit dem Tempo der Erzählung. Hervorragend geeignet für das Fluchtthema.
Das Buch ist empfehlenswert und für die Altersgruppe ab 10 Jahren gut geeignet. Durch die hervorragende Sachkenntnis der Autorin wird viel vom Alltag vor knapp 2000 Jahren geschildert. Eine gute Möglichkeit für Kinder ihren Alltag mit dem der Helden zu vergleichen.

Bewertung vom 16.02.2019
Der Garten der Düfte
Manning, Kirsty

Der Garten der Düfte


ausgezeichnet

Eine wunderbare Geschichte über zwei starke Frauen in zwei Jahrhunderten, die ihren Weg und ihren Platz im Leben suchen.
Verbunden sind die beiden Frauen - Pip und Artemisia - über ein Kochbuch, welches Artemisia im 15. Jahrhundert als Köchin eines Chateaus geschrieben hat.
Unter der teilweise sadistischen Fuchtel eines Abtes stehend, hat Artemisia keine Chance ein irgendwie geartetes "freies" Leben zu führen. Ihr einziger Freund ist ein junger Mann, der das Chateau regelmäßig mit Kräutern beliefert. Eine zarte Liebesbeziehung beginnt, streng geheim gehalten. Artemisias Klugheit und geistige Unabhängigkeit steht dabei im krassen Widerspruch zu der Person des Abtes, der sich u.a. bei der Lebensmittelbestellung (Artemisias Aufgabe) Eigenmächtigkeiten erlaubt hat und damit rechnen muss, von Artemisia beim Hausherren verraten zu werden. Entsprechend grausam und brutal behandelt der Abt die junge Frau.
Fünfhundert Jahre später lebt eine junge Meeresbiologin namens Pip in Australien und steht kurz davor ihre Doktorarbeit zu beenden. Ihre Pläne kollidieren mit denen ihres Verlobten, der nur das Beste will, dabei aber Pips Karriere eher zweitrangig behandelt. Die beiden trennen sich und gehen nach Europa. Der eine nach Italien, die andere zunächst nach Spanien und dann nach Frankreich. Ihre Wege kreuzen sich, die Gefühle sind immer noch da. Doch erst als Pip ihre Doktorarbeit abgeschlossen hat und die mysteriöse Geschichte hinter dem Kochbuch von Artemisia - welches sie in einem alten Kupferkochtopf gefunden hat - aufgedeckt hat, ist Pip am Ende ihres Weges angekommen. Artemisia gehört in Pips Stammbaum und von ihr hat sie die Leidenschaft für Kräuter geerbt - über die Jahrhunderte hinweg.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Lebensechte Charaktere mit Fehlern und Schwächen ziehen den Leser in die Geschichte hinein und fesseln ihn.
Artemisias Schicksal wird durch den sadistischen Abt geprägt, der ihr das Leben so schwer wie möglich macht - letztlich weil er Angst vor ihr hat. Er nutzt seine Machtposition im Chateau weidlich aus und besiegelt Artemisias Schicksal auf Grund von Hass und Missgunst.
Pip im 21. Jahrhundert der westlichen Welt hat dagegen alle Möglichkeiten, die die Gleichberechtigung ihr über die Jahrhunderte geschaffen hat. Sie kann unabhängig von gesellschaftlichen Zwängen ihren Weg gehen und frei entscheiden, was sie machen will.

Eine Geschichte, die die gesellschaftliche Entwicklung der Gleichberechtigung von Frauen aufzeigt. Von Unterdrückung/Niederhaltung bis hin zur freien Entscheidung. Ein Riesenschritt.

Bewertung vom 15.01.2019
Mein Jahr mit Dir
Whelan, Julia

Mein Jahr mit Dir


ausgezeichnet

Auf Julia Whelans Buch "Mein Jahr mit dir" bin ich wegen des Titels/Titelbildes aufmerksam geworden. Beide versprechen eine romantische Geschichte, die jedoch aus noch unbekannten Gründen zeitlich begrenzt ist. Das weckt Spannung und Neugier auf das "Warum".

Um die Antwort auf dieses "Warum" zu erfahren, muss der Leser mehr als die Hälfte der 470 Seiten lesen.
Etwas, das leicht fällt und Freude bereitet, denn Julia Whelans Schreibstil ist federleicht zu lesen. Klare Sätze ohne Schnörkel und viel wörtliche Rede, die das Geschehen erlebbar macht.
Allerdings findet sich eine Reihe von fachspezifischen Fremdwörtern, die wunderbar in den Textzusammenhang passen - Ella studiert englische Literatur zwischen 1830 und 1914 in einem Aufbaustudium im englischen Oxford - das Textverständnis in dem Moment jedoch erschweren und den Lesefluss unterbrechen.

Die langsam aufkeimende Liebesbeziehung ohne Verpflichtungen zwischen dem Lehrenden Jamie Davenport und der amerikanischen Studentin Eleanor Durran nimmt gewaltig Fahrt auf, als Ella vom schweren Schicksal ihres Geliebten erfährt. Ab dem Zeitpunkt tritt die Schilderung universitären Alltagslebens, die die erste Hälfte des Buches dominiert, massiv in den Hintergrund und taucht nur noch in Form ihrer Studienfreunde und deren persönlichen Problemen auf. Die allerdings banal erscheinen verglichen mit dem traurigen Schicksal Jamies.
Seine Eltern bringen eine zusätzliche Dramatik in die Geschichte, da sie diese Situation schon erlebt haben, Jamies Bruder erlitt dasselbe Schicksal. Der Vater ist unfähig, damit umzugehen und übt enormen Druck auf Jamie aus, während die Mutter ein Kraftpaket an Haltung und Selbstdisziplin ist. Ella steht zwischen den Fronten und findet ihren Platz nur durch eiserne innere Stärke, hingebungsvolle Liebe zu Jamie und der hohen Wertschätzung durch seine Mutter.
Jamie erträgt sein Schicksal mit großer Kraft und holt durch die Liebe zu Ella wieder Hoffnung und Freude in sein Leben zurück, auch wenn dieses durch extreme körperliche Strapazen viele schlechte Tage hat. "Wir ziehen das durch" wird zum Leitsatz der beiden.

Doch Ellas Zeit in Oxford ist begrenzt. Zwei Semester, dann soll sie in die USA zurückkehren. Einen erfüllenden Job im Stab der möglichen nächsten US-Präsidentin in Aussicht, scheint Ellas Zukunft vorgezeichnet. Eine steile Karriere für ein ehrgeiziges Mädchen aus Ohio, aufgewachsen in einfachen Verhältnissen.

Die Liebe zu Jamie ist das beherrschende Element der zweiten Romanhälfte. Nur durch sie ist es Ella möglich, weitreichende Entscheidungen zu treffen. Sie öffnet Ella die Augen auf das, was wirklich wichtig ist.
Die Geschichte von Ella und Jamie ist ein wundervolles Plädoyer für das Leben und die Liebe.