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Urte Köhler

Bewertungen

Insgesamt 81 Bewertungen
Bewertung vom 07.05.2019
Das Versprechen der Islandschwestern
Baldvinsson, Karin

Das Versprechen der Islandschwestern


gut

In diesem Gesellschaftsroman wird der Leser in einem leicht und flüssig zu lesenden Schreibstil angenehm durch die Geschichte geführt. Diese spaltet sich in zwei Teile auf - einen, der in der Zeit unmittelbar nach Kriegsende spielt und einen Teil, der in der Gegenwart angesiedelt ist.
Zwei junge Schwestern ohne nennenswerte Zukunftsaussichten im Nachkriegsdeutschland 1949 verpflichten sich für ein Jahr als Landwirtschaftsgehilfinnen auf abgelegenen Bauernhöfen auf Island. Dort werden sie in die Familien integriert und arbeiten von früh bis spät. Ein endlos langer Winter in überwiegend eiskalter Dunkelheit und primitive Lebensverhältnisse ohne Strom und fließend Wasser, lassen die beiden Schwestern die kleinen Freuden zwischendurch umso herzhafter genießen. Das bleibt nicht ohne Folgen, was viel Trauer und vor allem verletzten Stolz hervorbringt.
Die Gegenwartsgeschichte erzählt die Entwicklung der Enkelin einer der Schwestern. Als alleinerziehende Mutter mit Teenagertochter fährt sie mit ihrer Oma zu deren Schwester nach Island einen runden Geburtstag zu feiern. Doch die Liebe schleicht sich heimlich dazwischen und sorgt für einige kleinere Turbulenzen.
Die an sich gut erzählte Geschichte erfährt jedoch einen herben Dämpfer, weil arg strapazierte Klischees angewendet werden, bevor alle glücklich ins Happy End schweben. Und dieses Happy End ist im Verlauf der Lektüre ziemlich offensichtlich, weil die Bausteine dafür vorher schon fast plakativ konstruiert wurden.
Dem Ganzen wird noch die Krone aufgesetzt, in dem ein persönliches Drama eines Protagonisten zu seiner Entscheidungsfindung noch schnell in die Geschichte montiert wird, wenn sie eigentlich den Scheitelpunkt der Spannung schon eine Weile überschritten hat. Das ist schade und macht das Ende pseudodramatisch, weil der Erkenntnisprozess für den Leser unsichtbar bleibt und nur als Information mitgeteilt wird.
Insgesamt eine flüssig erzählte Geschichte in schöner Landschaft, die aber unter den faden Klischees zu einer langweiligen Story verkommt.

Bewertung vom 04.05.2019
Marina, Marina
Landau, Grit

Marina, Marina


gut

Eine Liebeserklärung an Italien und "La dolce vita" in einem kleinen Dorf an der Riviera westlich von Genua Anfang der 1960er Jahre.
Das Leben plätschert beschaulich im banalen Alltag vor sich hin zwischen Friseur, Olivenhain, Werkstatt und Strand. Kleine Sorgen und Nöte der Kinder verlieren sich im Familienleben, die großen Sorgen und Nöte der Erwachsenen werden angedeutet, bleiben den Kindern jedoch verborgen.
Deswegen ist der Spannungsbogen von Anfang an auf konstant niedriger Höhe. Der Schreibstil liest sich flüssig, verliert sich gerne in landschaftlichen Beschreibungen, die den Leser am Ort des Geschehens eintreffen lassen. Er steht neben den Figuren und "lebt" mit. Fast ist es so, als würde der Leser die Sonne Italiens auf der Haut fühlen.
Pro Kapitel findet sich ein "Arm" des Handlungsstranges, der sich immer irgendwie um die Figur der Marina dreht, deren Leben im Dorf einen sozialen Aufstieg aus den ärmeren Gassen ihrer Kindheit in Rom bedeutet. Als Frau des Dorffriseurs ist sie stets bestens über den örtlichen Klatsch und Tratsch informiert. Ihre Intimfeindin macht ihr das Leben nicht immer leicht.
Doch die Zeit vergeht, die Kinder werden erwachsen und gehen ihren eigenen Weg, der so gar nichts mehr mit dem ihrer Eltern gemein hat, geschweige denn bei ihnen Zustimmung findet.
So ganz nebenbei verketten sich die einzelnen "Arme" des Handlungsstranges und offenbaren Zusammenhänge, die schlussendlich den Spannungsbogen in die Höhe schnellen lassen und zu ungeahnter Dramatik auflaufen.
Diese Dramatik findet sich in einer zeitlichen Rückblende in das vorletzte Kriegsjahr 1944. Danach fällt sie Spannung im Jahr 1980 schlagartig auf das Niveau von vorher zurück und die Story löst sich einfach auf.
Plötzlich sind Dinge möglich, die erst nach so langer Zeit möglich sind; so als hätte sie allein die Fäden in der Hand, an der die Menschen als ihre Marionetten tanzen.

Bewertung vom 29.04.2019
Dein Herz vergisst nicht
Perry, Jodi

Dein Herz vergisst nicht


weniger gut

Ein Roman zum Schmelzen - so könnte der geneigte Leser meinen, wenn er den Titel liest. Auch das Cover zieht ihn in diese sicherlich gewünschte Richtung, nicht umsonst wurde das Herz aus Vergissmeinnicht gelegt und die übrigen Farben dem Blau der Blüten angepasst.
Ganz so wie Eis in der Sonne schmilzt der Leser allerdings nicht, auch wenn einige Episoden sehr zu Herzen gehen. Besonders die Briefe, die Braxton an seine Frau schreibt, um ihrer Erinnerung auf die Sprünge zu helfen und sie vielleicht wieder in einem gemeinsamen Leben willkommen heißen zu können.
Die übrige Handlung, die sich um diese Briefe rankt, ist von nüchternem Alltag geprägt, Jemmas Versuch, in diesem Alltag Fuß zu fassen und sich im Leben einzufinden. Dabei helfen die Menschen, die ihre Familie und Freunde sind/waren.
Auf unterschiedlich treffende Weise gelingt es der Autorin diese Personen mit Leben zu füllen. Einige davon bleiben wenig belebte Hüllen, Staffage.
Bei Braxton schafft sie das ziemlich gut, auch wenn seine innere Reflexion manchmal oberflächlich bleibt, und er die doch schweren Schicksalsschläge scheinbar einfach wegsteckt. Da wünschte man sich eine tiefergehende, emotionale Auseinandersetzung.
Jemmas Mutter, die auch für Braxton einige Jahre Mutterersatz war, kommt mir vor wie das ungeliebte Stiefkind der Autorin. Zu diesem Charakter fehlt mir jeder emotionale Bezug, er handelt stereotyp und gestelzt, gefangen in einmal gefassten moralischen Vorstellungen und Verhaltensmustern. Echte Gefühle bleiben oberflächlich und wirken unecht. Lebensuntüchtig - so kann man sagen. Außerdem voller Wut.
Jemmas Vater ist eine unscheinbare Randfigur, die für einen Fehler lebenslang mit dem Hass seiner Exfrau bestraft wird. Was die Situation für Jemma verschärft, weil die Welt dort mit Fettnäpfchen gepflastert ist.
Rachel, Jemmas Freundin, ist eine resolute junge Frau, die die Dinge beim Namen nennt und Jemma schonungslos mit der Wahrheit konfrontiert, wenn es nötig ist.
Und dann das Ende! Enttäuschend und konstruiert. Zu Herzen gehend und unendlich happy, ist der Leser geblendet von soviel positiven Entwicklungen, als müsse das durchlebte Leid noch nachträglich einen auf die Mütze kriegen.

Insgesamt ein Roman für Leser, die Liebesgeschichten mögen und denen das Leben noch nicht wirklich vielschichtige Lebenserfahrungen aufdrücken konnte; andernfalls kommt einem das Verhalten der beiden Verheirateten oberflächlich und sexuell gefühlsorientiert vor. Auch wenn ihre Ehe nur kurz war, kennen sie sich von Kindesbeinen an. Insofern ist das Datum der Eheschließung unerheblich. Sie leben schon ein Leben lang "zusammen".

Bewertung vom 29.03.2019
Wo mein Herz schlägt (eBook, ePUB)
Bloom, Rose

Wo mein Herz schlägt (eBook, ePUB)


weniger gut

Eine sehr leichte, fast anspruchslose Liebesgeschichte mit einem dramatischen Hintergrund.
Nachdem der Leser in die Geschichte eingeführt worden ist, plätschert die dann vorhersehbare Handlung vor sich hin und jedes Mal, wenn der Erzählfortschritt eine Auflösung verlangt, passiert etwas Unvorhergesehenes. Als Leser habe ich den Eindruck, die Erzählung holt nochmal tief Luft um weitere Seiten zu füllen und das unausweichliche Ende so lange heraus zu zögern bis es nicht mehr anders geht.
Die Charaktere sind einfach angelegt - der eine extrem verschlossen und schlecht gelaunt, die andere fröhlich und teilweise zu gut für diese Welt. Es ist verständlich, dass Claire den völlig in seiner Trauer gefangenen Grant versucht, in die Realität zurückzuholen, doch das geschieht auf eine derart simple Art, die in keinem Verhältnis zur Tiefe der Trauer des Mannes steht.
Der Roman versucht sich an einem psychologisch geprägten Plot. Der ist grundsätzlich gut ausgedacht, doch leider bleibt die psychologische Trauerbewältigung oberflächlich und läuft wie nebenbei. Ein fröhlicher Mensch kann nicht allein durch seine Anwesenheit einen anderen Menschen aus den Untiefen fast lebenszerstörender Trauer herausholen. Dafür braucht es sehr viel mehr.
Dieser Roman ist eine sehr leichte Lektüre für jemanden, der sich an zwei Menschen erfreuen möchte, die aufgrund dramatischer Umstände die Liebe zueinander entdecken. Jemand, der eine tiefgründigere, anspruchsvollere Auseinandersetzung mit dem Thema Trauerbewältigung sucht, hat hiermit zum falschen Buch gegriffen.

Bewertung vom 26.03.2019
Madame Piaf und das Lied der Liebe / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.9
Marly, Michelle

Madame Piaf und das Lied der Liebe / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.9


gut

Die Lebensgeschichte der französischen Chansonnier Édith Piaf zum Gegenstand einer Romanbiografie zu machen, ist eine wundervolle Idee. Dadurch lässt sich das Leben für den Leser als etwas Greifbares darstellen, etwas, bei dem er 'dabei' sein kann. Nüchterne Fakten entfalten vor dem Leser eher eine Chronologie als ein Dasein voller alltäglicher Zwänge und Notwendigkeiten.
Der Autorin ist es sehr gut gelungen, das Ambivalente in Piafs Leben herauszuarbeiten und persönliche Konflikte sowohl mit ihrer Herkunft als auch mit ihrer Umwelt nachvollziehbar zu machen.
Leider beschränkt sich dieser Roman nach einer zusammenfassenden Erzählung der Herkunft und Entdeckung der Piaf selber, nur auf die Darstellung einer kurzen - aber wichtigen - Phase von Piafs Leben: der Zeit als Mentorin des jungen Yves Montand.
Historisch korrekt, schildert die Autorin diese Lebensphase der Piaf sehr ausführlich und vergisst dabei nicht, auf die Bedeutung der Liebe in Édiths Leben hinzuweisen, die sie als ihre Triebfeder herausstellt und die in ihren Chansons eine herausragende Rolle spielt. Die sie schließlich dahin bringt, wo die Welt Édith Piaf kennt: La vie en rose.
Die Figur des Yves Montand kommt dabei für meinen Geschmack etwas zu rückgratlos und leicht beeinflussbar rüber, selbst auf der Basis seiner innigen Liebe zur Piaf. Er folgt ihren Vorstellungen beinahe blind. Das mutet für einen jungen Mann italienischer Herkunft, behütet aufgewachsen in einer Familie mit wenig finanziellem Spielraum, sehr merkwürdig an. Als wären seine eigenen Vorstellungen ohne jeden Belang.
Die anderen Personen in der Entourage der Piaf sind bodenständige Menschen, die sich um den gesamten organisatorischen Kram rund um ihre Karriere kümmern. Die beste Freundin aus Kindertagen folgt ihr wie ein Schatten mit stetem Blick aufs Geld, ist aber auch gerne bereit, mal gehörig über die Stränge zu schlagen.
Insgesamt ein lesenswertes, allerdings streckenweise langatmiges Buch, von dem der Leser sich gelegentlich eine straffere Handlung wünscht, die sich nicht nur auf Alltagsschilderungen aus dem Leben der Piaf rund um ein Leben für Konzerte beschränkt, sondern Weiteres aus dem turbulenten, workoholic-mäßigen Leben der Édith Piaf verrät. In die Phase der Förderung von und Liebe zu Yves Montand fiel sicherlich Vieles in einer Romanbiografie Erwähnenswertes.
Ein wenig einseitig - auch wenn beabsichtigt - , sich bei solch einer in ihrer Zeit schillernden Persönlichkeit auf eine Liebesgeschichte zu beschränken, die nicht wirklich zu Herzen geht, weil die Sache mit der Liebe eben für Édith Piaf so eine ganz eigene Sache ist...
Was übrigens ein loses Ende in all den 'Männerbeziehungen' der Piaf darstellt…

Bewertung vom 08.03.2019
Das kleine Café im Gutshaus
Shackman, Julie

Das kleine Café im Gutshaus


gut

Kurzweilige, lustige Unterhaltung bei der ich zuweilen richtig laut gelacht habe, weil der Schreibstil und die wirklich witzigen Metaphern gelungen sind. Sie haben mich bei der Stange gehalten die manchmal zu sorgenvollen und bisweilen langweiligen Zwischenpassagen zu lesen.
Es passiert eine Menge - vielfach Überraschendes - im kleinen Café im Gutshaus. Verwicklungen und glückliche Fügungen wechseln sich ab. Die Heldin Lara behält stets den Kopf oben und lässt ihrem manchmal bissigen und sarkastischem Mundwerk freien Lauf. Sie bringt die Dinge sprachlich auf den Punkt, ist jedoch naiv bis zur Halskrause wenn es um Liebesdinge geht. Das werden sicher ältere Leser so empfinden.
Die Location auf einem alten schottischen Landsitz -Glenlovatt -ist wunderbar gewählt, wird dort die Fahne der Tradition hoch gehalten aber gleichzeitig aufgezeigt, was Tradition noch so bedeuten kann. Verantwortung nämlich. Diese wird in dem Roman ernst genommen.
Gemeinsam mit alten und neuen Freunden wird das Projekt Glenlovatt in Angriff genommen und führt fast alle Protagonisten in eine ihnen vorher ungekannte aber überraschende Zukunft, wobei die Vergangenheit immer wieder ihre Finger im Spiel hat und das Geschehen wohlwollend lenkt.

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Bewertung vom 05.03.2019
Ein Tropfen vom Glück
Laurain, Antoine

Ein Tropfen vom Glück


ausgezeichnet

Eine federleichte Geschichte, geschrieben von einem Meister feinsinniger Erzählkunst. Das Französische des 'Savoir-vivre' überdeckt den Text wie eine warme Decke und hüllt den Leser in eine wohlige Zufriedenheit ein, wie nach einem Glas guten Rotwein.
Und gerade so ein Rotwein ist es, der die Geschichte ins Rollen bringt und die Protagonisten auf eine Zeitreise schickt - ins Paris des Jahres 1954.
Liebe, Freundschaft und Vertrauen sind die drei Stützpfeiler dieser gut ausgedachten Geschichte, bei der es keine losen Enden gibt. Der Leser ist am Ende zufrieden, weil - bei aller Unwahrscheinlichkeit von Zeitreisen - die Realität doch immer wieder für Überraschungen sorgt.
Laurain lässt im Kopf des Lesers eine gefühl- und stimmungsvolle Atmosphäre entstehen, die ihn sofort Seite an Seite mit den liebevoll und typisch gezeichneten Helden durch ihr Abenteuer schweben lässt. Unfähig sich dem zu entziehen, liest sich das Buch in einem Rutsch durch und nur das überraschende Ende verhindert Traurigkeit darüber, dass das Buch nicht noch ein paar Seiten mehr hat.

Bewertung vom 03.03.2019
Der Zorn des Pegasus / Clans von Cavallon Bd.1
Forester, Kim

Der Zorn des Pegasus / Clans von Cavallon Bd.1


ausgezeichnet

Dieser erste Teil der mehrteilig angelegten Reihe "Clans von Cavallon" ist sehr spannend in einem leicht lesbaren Stil geschrieben und hält den Leser permanent bei der Stange, da jedes Kapitel mit einem Cliffhanger endet.
Die Story ist so angelegt, dass mehrere Handlungsstränge parallel verlaufen, die sich teilweise überschneiden, teilweise jedoch offen lassen, welche Bedeutung sie für die Gesamtgeschichte haben. Jedes Kapitel führt einen davon weiter, in dem - so vermute ich - weitere Erzählstränge, die in den folgenden Teilen der Reihe wieder aufgenommen werden, angelegt werden.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht das Schicksal des Menschenjungen Sam im Reich von Cavallon und dessen Clans von Zentauren, Einhörnern, Pegasus, Kelpies und Menschen.
Die Charaktere sind sehr lebensnah angelegt und die körperlichen Besonderheiten der einzelnen Rassen nachvollziehbar herausgearbeitet. Sie handeln menschlich, was sie gerade dem jungen Leser zugänglich und verständlich machen. Jeder Clan wird durch ein Verhaltensmerkmal gekennzeichnet. Friedlich, aggressiv, nächstenliebend oder gebildet.
Freundschaft ist ein zentrales Thema in der Geschichte. Durch sie werden Jahrhunderte alte in Sagen verewigte Feindschaften in Frage gestellt und der Grundstein für ein neues Miteinander in Cavallon gelegt, denn unruhige Zeiten stehen bevor. Das Jahrhundert des Friedens scheint vorüber.
Dieser erste Band der Reihe macht Lust auf mehr, denn es sind so viele Fragen offen, so viele Freundschaften stehen an ihrem Anfang und bei so vielen Handlungssträngen flattern lose Enden in der Luft - da ist jeder weitere Band ein MUSS.

Bewertung vom 23.02.2019
Flucht aus Rom / Roman Quest Bd.1
Lawrence, Caroline

Flucht aus Rom / Roman Quest Bd.1


ausgezeichnet

Dieser Kinder- und Jugendroman liest sich leicht und locker. Der Schreibstil ist klar, verständlich und ohne Schnörkel.
Die Autorin hat eine von Anfang bis Ende sehr spannende Geschichte über eine Flucht von drei reichen Römer-Kindern aus der Heiligen Stadt um 90 nach Christus geschrieben.
Wegen Verrat müssen die Kinder bei Nacht und Nebel ihr Zuhause verlassen. Die Mutter gibt ihnen alles Notwendige mit. Hastig verlassen die Kinder das Haus durch die Hintertür. Jeder andere Weg ist ihnen abgeschnitten.
Auf abenteuerliche Weise gelangen sie nach England zu ihrem einzigen noch lebenden Verwandten und geraten dort vom Regen in die Traufe.
Der Spannungsbogen wird gleich auf der ersten Seite hoch oben angelegt und bis zum Höhepunkt kurz vor Ende des Buches dort gehalten. Atemlos schlägt der Leser Seite um Seite um, so sehr fesselt ihn das Schicksal der Kinder.
Die Charaktere der Kinder sind jeder auf seine Art sehr gradlinig angelegt. Sie handeln wahrhaftig, wenn auch häufig weiser als es ihr Alter vermuten lässt. Gerade die neun-jährige Ursula kommt oft altklug und zu furchtlos rüber. Damit wirkt sie streckenweise unglaubwürdig, weil sie in ihrem Elternhaus sehr behütet und beschützt aufgewachsen ist.
Das älteste der Geschwister - der Junge Fronto - wandelt sich durch die ihm auferlegten Strapazen und kann seine Furchtsamkeit endgültig ablegen.
Der mittlere Bruder - Juba - ist belesen und klug, weshalb die Mutter ihn auswählt, die Kinder in Sicherheit zu bringen. Er meistert die ihm gestellte Aufgabe bewundernswert.
Die Geschichte wird durch die gleichbleibende Spannung vorangetrieben und verbindet sich gut mit dem Tempo der Erzählung. Hervorragend geeignet für das Fluchtthema.
Das Buch ist empfehlenswert und für die Altersgruppe ab 10 Jahren gut geeignet. Durch die hervorragende Sachkenntnis der Autorin wird viel vom Alltag vor knapp 2000 Jahren geschildert. Eine gute Möglichkeit für Kinder ihren Alltag mit dem der Helden zu vergleichen.

Bewertung vom 16.02.2019
Der Garten der Düfte
Manning, Kirsty

Der Garten der Düfte


ausgezeichnet

Eine wunderbare Geschichte über zwei starke Frauen in zwei Jahrhunderten, die ihren Weg und ihren Platz im Leben suchen.
Verbunden sind die beiden Frauen - Pip und Artemisia - über ein Kochbuch, welches Artemisia im 15. Jahrhundert als Köchin eines Chateaus geschrieben hat.
Unter der teilweise sadistischen Fuchtel eines Abtes stehend, hat Artemisia keine Chance ein irgendwie geartetes "freies" Leben zu führen. Ihr einziger Freund ist ein junger Mann, der das Chateau regelmäßig mit Kräutern beliefert. Eine zarte Liebesbeziehung beginnt, streng geheim gehalten. Artemisias Klugheit und geistige Unabhängigkeit steht dabei im krassen Widerspruch zu der Person des Abtes, der sich u.a. bei der Lebensmittelbestellung (Artemisias Aufgabe) Eigenmächtigkeiten erlaubt hat und damit rechnen muss, von Artemisia beim Hausherren verraten zu werden. Entsprechend grausam und brutal behandelt der Abt die junge Frau.
Fünfhundert Jahre später lebt eine junge Meeresbiologin namens Pip in Australien und steht kurz davor ihre Doktorarbeit zu beenden. Ihre Pläne kollidieren mit denen ihres Verlobten, der nur das Beste will, dabei aber Pips Karriere eher zweitrangig behandelt. Die beiden trennen sich und gehen nach Europa. Der eine nach Italien, die andere zunächst nach Spanien und dann nach Frankreich. Ihre Wege kreuzen sich, die Gefühle sind immer noch da. Doch erst als Pip ihre Doktorarbeit abgeschlossen hat und die mysteriöse Geschichte hinter dem Kochbuch von Artemisia - welches sie in einem alten Kupferkochtopf gefunden hat - aufgedeckt hat, ist Pip am Ende ihres Weges angekommen. Artemisia gehört in Pips Stammbaum und von ihr hat sie die Leidenschaft für Kräuter geerbt - über die Jahrhunderte hinweg.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Lebensechte Charaktere mit Fehlern und Schwächen ziehen den Leser in die Geschichte hinein und fesseln ihn.
Artemisias Schicksal wird durch den sadistischen Abt geprägt, der ihr das Leben so schwer wie möglich macht - letztlich weil er Angst vor ihr hat. Er nutzt seine Machtposition im Chateau weidlich aus und besiegelt Artemisias Schicksal auf Grund von Hass und Missgunst.
Pip im 21. Jahrhundert der westlichen Welt hat dagegen alle Möglichkeiten, die die Gleichberechtigung ihr über die Jahrhunderte geschaffen hat. Sie kann unabhängig von gesellschaftlichen Zwängen ihren Weg gehen und frei entscheiden, was sie machen will.

Eine Geschichte, die die gesellschaftliche Entwicklung der Gleichberechtigung von Frauen aufzeigt. Von Unterdrückung/Niederhaltung bis hin zur freien Entscheidung. Ein Riesenschritt.