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Jackolino
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Insgesamt 72 Bewertungen
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Bewertung vom 22.03.2022
Gray, Gloria;Felder, Robin

Zurück nach Übertreibling / Vikki Victoria Bd.1


sehr gut

Ein weiterer bayerischer Krimi aber doch auch ganz anders. Gloria Gray hat in ihrem ersten Krimi viel selbst Erlebtes in die Handlung eingebaut. Sie schreibt aus Sicht von Vikky, Künstlerin in München, transsexuell und als Kind und Teenager in Übertreibling Opfer von üblen Nachstellungen. Von ihrem früheren Peiniger und Schulkameraden Toni Besenwiesler wird sie verdächtigt, an seiner Verurteilung wegen Mord schuld gewesen zu sein. In all den Jahren seiner Haft hat er sie mit Drohbriefen und einer angekündigten Rache in Angst und Schrecken versetzt. Vikky hat sich aber aus dieser Opferrolle emanzipiert und nimmt die Klärung des Falles selbst in die Hand. Die in dem Fall ermittelnde Polizei ist eher nebensächlich, zumal Vikky den Uniformierten sowieso nicht allzu viel zutraut, so von wegen Beamtenmentalität. Die Handlung erstreckt sich nur über etwa 48 Stunden, aber diese Stunden haben es in sich. Vikky, chaotisch, gerne abgelenkt, sprunghaft und oft abschweifend in ihrer Erzählweise, selten politisch korrekt, andererseits aber auch erstaunlich geerdet und vernünftig; mit der Unterstützung ihres Freundes Wolf und allerlei neuester Technik, mit viel Witz und Cleverness bringt sie den Fall zumindest für sich und ihre Freunde zu einem schnellen und glücklichen Ende.

Neben der vordergründigen Handlung gibt es da aber auch immer mal wieder schonungslos nüchterne Einsichten, zum einen in ihre eigene Szene LGBTQ, die schon dadurch, dass sie gerade angesagt ist, entsprechende Aufmerksamkeit erfährt. Und der Krimi damit auch. Aber auch darüber, dass, obwohl doch eigentlich alle zusammen in einem Boot sitzen, jeder sich selbst der nächste ist und man nicht mit Solidarität untereinander rechnen sollte.
Zum anderen aber auch in Bezug auf die Medien, die beeinflussbar sind und von schwierigen Themen die Finger lassen. „Und alternative Medien sind durch Framing und Sprachhygiene breitengesellschaftlich längst indiskutabel gemacht worden.“
Und außerdem ist auch die Korrumpierbarkeit von Beamten, vor allem im Bezug auf das organisierte Verbrechen ein Thema. Wobei der Fairness halber gesagt werden muss, Vikky lernt auch gute (und gutaussehende) Ermittler kennen und mögen.

Das Cover ist bayerischer als der Inhalt. Kühe, Edelweiß und Enzian sollen klarstellen, das Buch spielt in Bayern. Und für die Schickeria in München darf natürlich auch ein Aperol oder anderer Cocktail nicht fehlen. Das Buch ist gut und flüssig geschrieben, birgt aber so viel an Handlung und manchmal auch nur charmanten Nebensächlichkeiten, dass man es als Schnellleser am besten gleich zweimal hintereinander liest. Es ist amüsant, unterhaltsam, zeitweise schräg, dann aber auch wieder tiefgründig.

Bewertung vom 22.03.2022
Engel, Nora

Gretas Erbe / Die Winzerin Bd.1


ausgezeichnet

Das Cover mutet zunächst recht sparsam an: einsame junge Frau mit ihrem Fahrrad, in Arbeitskleidung, dazu der Titel "Die Winzerin".
Nach dem Lesen des Buches stellt man aber fest, dass man es kaum besser hätte darstellen können.
Ein kaputtes Fahrrad war schuld, dass Gretas Mutter einst ihren Vater überhaupt traf. Und dass die Hellerts Greta aufzogen, geschah weniger aus Nächstenliebe, sondern weil sie dadurch schon früh eine zusätzliche Arbeitskraft bekamen, sei es im Haus oder im Weinberg. Trotz der ganzen Nähe zur Familie gehörte sie nie ganz dazu. Sie hatte keinen Anspruch auf nichts, daher auch kein Wingert auf dem Cover, obwohl das Buch dadurch vielleicht einladender gewirkt hätte.
Die Autorinnen verstehen sich aufs Schreiben, das Buch ist von Anfang an so geschrieben, dass man es nicht wieder aus der Hand legen möchte, fesselnd, mit oft unerwarteten Wendungen, aufflammenden Hoffnungen, die dann doch wieder enttäuscht werden, Plänen, die sich nicht realisieren lassen.
Man leidet mit Greta mit und wünscht ihr so sehr, dass sie sich aus diesem „Gefängnis“ befreien kann, je eher desto besser. Aber das Buch braucht diesen Spannungsaufbau, es ist schließlich der erste Teil einer Trilogie, es sollen also noch zwei weitere folgen.
Die 70er Jahre werden wieder präsent. Schon der Musikgeschmack trennt in eher einfache oder anspruchsvollere Charaktere. Und so steht der Musikgeschmack symbolisch für den Wunsch nach Selbstbestimmung. Manche jungen Frauen sind damit zufrieden, einen einfachen Beruf zu erlernen, schließlich ist das schon mehr, als der Müttergeneration zugestanden wurde und letztendlich ist es ja nur der Übergang in eine spätere Verheiratung.
Andere, so wie Greta, verstehen, dass sie ihren eigenen Weg gehen müssen, dass es auch finanzieller Unabhängigkeit bedarf, um seine Träume verwirklichen zu können.
Gerade das unerwartete Ende des ersten Teils der Trilogie lässt hier alle möglichen Richtungen offen und man darf gespannt sein, in welche Richtung sich das Schicksal Gretas entwickelt.
Sympathisch wird einem das Buch aber auch durch seine Nähe zum Wein, auch wenn nicht verschwiegen wird, durch welch harte Arbeit der Wein entsteht. Wer selbst aus der Landwirtschaft kommt, kann es nachempfinden.

Ich persönlich bin gespannt und freue mich schon auf den zweiten Teil.

3 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

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