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Moma
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Forchheim

Bewertungen

Insgesamt 82 Bewertungen
Bewertung vom 06.06.2023
Barns, Anne

Wo du mich findest


ausgezeichnet

Der Klappentext und die Leseprobe haben mich sehr angesprochen - das Cover leider gar nicht. Umsomehr bin ich jetzt von dem Roman überrascht. Er ist so ganz anders: Er ist leicht, poetisch, berührend, verursacht teils Gänsehaut (nicht nur wenn vom Abtauchen in die kalte Ostsee die Rede ist) und beschreibt auf sehr angenehme Art die Insel Rügen als kleines Paradies. Der leichte und eingehende Schreibstil gefällt mir sehr gut und ich habe ein neues Wort in meinem Sprachschatz: Traurigfroh. Diese Wortkreation passt zum ganzen Roman. Kurz zum Inhalt: Die Protagonistin (niedergeschlagen vom kürzlichen Tod der besten Freundin und dem des Vaters) erzählt in Ichform von einem kurzen Treffen und einem Missgeschick, das ihr mit einem Fremden passiert. Sie fängt an von ihm zu träumen und stellt ab jetzt ihre Ehe in Frage - nicht zu unrecht ....
Fazit: Unbedingt lesenswert, weil mal so ganz anders geschrieben. Einfach nur schön!

Bewertung vom 23.05.2023
Lüpkes, Sandra

Das Licht im Rücken


ausgezeichnet

Ein gut gestaltetes Cover macht neugierig auf den Klappentext und den Inhalt. Sandra Lüpkes baut auf der Basis historischer Tatsachen ihren vielschichtigen und bildgewaltigen (wie doch gerade hier dieser Ausdruck genau richtig ist) Roman auf. Leichthändig verwebt sie Authentisches und Fiktives zu einem wunderbaren und sehr gut recherchierten Roman. Durch den flüssigen Schreibstil macht die Familienchronik der Familie Leitz das Lesen angenehm und verspricht (mir als Leserin) von Seite zu Seite mehr über diese Familie in Erfahrung zu bringen. Es stecken viele menschliche Schicksale in diesem Roman und die echten Fotografien machen ihn lebendig. Besonders hervorzuheben ist das Personenregister. Hier wird am Ende des Romans festgehalten wer real und wer fiktiv (und trotzdem basierent auf dem Lebensweg von realen Personen) eine Rolle spielte.
Fazit: Unbedingt lesenswert, weil großartig be- und geschrieben und immer nachvollziehbar - von mir eine unbedingte Leseempfehlung!

Bewertung vom 06.05.2023
Banwo, Ayanna Lloyd

Als wir Vögel waren


sehr gut

In knapp 350 Seiten wir die Insel Trinidad und hier im Besonderen Port Angeles mit seinem riesigen wunderschönen Friedhof Fidelis beschrieben. Die Sprache der Autorin ist bildgewaltig und wunderschön. Wer eine liebliche und in Karibikflair eingebettete Liebesgeschichte vermutet, liegt falsch. Hier werden zwei Geschichten erzählt. Zum Ersten die Geschichte vom jungen Rastafari Emmanuel, der sein eigenes Geld als Totengräber verdienen möchte und sich von seiner Übermutter versucht loszureißen, der zusätzlich immer auf der Suche nach seinem verschwundenen Vater ist. Die zweite Geschichte handelt von Yejide, die von ihren Vorfahren eine nicht einfache Gabe geerbt hat, damit umgehen muss und dazu von ihrer kalten und distanzierten Mutter keine Unterstützung erfährt.
Eingebettet in viel Mythos und "dreckigen Friedhofgeschäften" ist dies ein durchaus lesenswerter Debütroman. Von mir 3.5 Sterne für den Inhalt und volle Punktzahl für den Schreibstil.

Bewertung vom 12.04.2023
Meta, Ermal

Morgen und für immer


ausgezeichnet

Dies ist nicht nur ein Roman - dies ist ein wunderbares Werk, eine epische Saga. Diese Erzählung ist spannender als ein Krimi und emotionsgeladener wie ein Liebesroman. Auf über 500 Seiten darf ich Kajan auf seinem Lebensweg begleiten. In einem teils einfühlsamen, teils harten aber immer eingängigen flüssigen Schreibstil beschreibt der in Albanien geborene Autor Ermal Meta, das was ihm in die Wiege gelegt wurde. Es ist sein Debütroman und der ist ihm mehr als gelungen. Bis in die Nebenfiguren ausgereifte und gut beschriebene Charaktere ziehen sich bis zum Ende durch die Saga.
Zum Inhalt: Albanien 1943 - Kajan lebt während des Krieges mit seinem Großvater in einem Bergdorf, begegnet Cornelius, einem deutschen Desateur, der ihm das Klavierspielen beibringt.
Ab jetzt erlebe ich den Aufstieg vom Bauernjungen bis zum berühmten Pianisten. Es ist eine berührende Geschichte über Familie, Liebe, Entbehrungen, Verrat, Verzicht, Glück, Abenteuer, Tod, Flucht, Kampf und Linientreue.
Fazit: Unbedingt lesenswert, denn dieser Roman handelt von Menschen, die sich nicht anpassen wollen und können.

Bewertung vom 06.04.2023
Joshi, Alka

Der Geheimnishüter von Jaipur / Jaipur Bd.2


sehr gut

Wer "Die Hennakünstlerin" gelesen hat kommt am Fortsetzungsroman von Alka Joshi nicht vorbei. Ich bin zwar der Meinung, dass man den ersten Teil nicht zwingend gelesen haben sollte um mit dem Inhalt klar zu kommen, aber vielleicht wäre es manches Mal hilfreich. Die Einblicke ins jetzt modernere Indien (um 1970) lassen viele Erinnerungen aus dem ersten Teil aufleben. Indien: Bunt, schrill, opulent und üppig beschrieben, das schafft die Autorin auch im zweiten Teil. Der Schreibstil ist flüssig, die beschriebenen Charaktere gefallen mir und die Länge der einzelnen Kapitel finde ich gerade richtig - weder zu viel, noch zu wenig. Hilfreich ist das angefügte Glossar mit der genaueren Erklärung der einzelnen Begriffe. Ebenso gefällt mir der aufschlussreiche Anhang "Indisches Gold" und die Idee ein köstliches Kochrezept und ein Cocktail-Rezept beizufügen. Mit den Protagonisten Lakshmi und Malik wird Indien (und hier besonders Jaipur) lebendig.

Bewertung vom 03.04.2023
Gastmann, Dennis

Dalee


ausgezeichnet

Es ist eine grandiose und großartige Erzählung, in die mich der Autor Dennis Gastmann in seinem Debütroman hineingezogen hat. Keine der über 400 Seiten war zu viel, keine zu wenig. Der Schreibstil einfach nur bezaubernd, detailgenau, opulent und so eingänglich, dass man in der Geschichte nur so dahinfliegt. Ich fand die Landschaftsbeschreibungen wundervoll. Ich konnte mir die Gerüche vorstellen, die Hitze, die Feuchtigkeit. Indien wird bunt, lebendig und echt dargestellt. Brauchtümer, Götter und die im Roman vorkommenden Charaktere sind glaubwürdig und vorstellbar. Die Geschichte rund um den Elefantenjungen mit seinem extrem langen und nicht zu merkenden Namen, deshalb einfach nur Bellini und seiner Familie lebt mit jeder und in jeder Buchseite. Für mich war es eine gelungene Mischung aus "Schiffbruch mit Tiger" und "Jenseits von Afrika".Fazit: Unbedingt lesenswert und für mich ein Lesehighlight in 2023.

Bewertung vom 22.02.2023
Burton, Jessie

Das Haus an der Herengracht / Die Magie der kleinen Dinge Bd.2


ausgezeichnet

Die Erfolgsgeschichte "Die Magie der kleinen Dinge" geht weiter. Das goldene Zeitalter Amsterdams lebt wieder auf und wird durch Jessie Burton mehr als lebendig. Es sind starke Frauenfiguren, die die Autorin auf knapp 400 Seiten und eingeteilt in sechs Kapitel lebhaft und anschaulich agieren lässt. Kurz zum Inhalt: Die gerade 18 gewordene Thea will sich endlich selbst verwirklichen. Keine einfache Herausforderung zu diesen Zeiten. Ihre große Liebe zum Theater und ihre heimliche Liebelei sollen einer arrangierten Heirat weichen - genug für Thea, um sich zu widersetzen. In einem eingehenden Schreibstil, der die Szenerie bildhaft einfängt bewege ich mich als Leserin durch den Roman. Die Geschichte der Familie Brandt und rund ums Haus in der Herengracht ist spannend bis zum Ende. Außerdem wäre noch ein dritter Teil möglich - diese Option hat sich die Autorin offen gelassen. Erwähnenswert ist auch die großartige Übersetzung durch Peter Knecht.
Fazit: Lesenswert deshalb, weil dieses Zeitalter so wunderbar eingefangen wurde und jedes Kapitel eine neue Überraschung birgt.

Bewertung vom 15.02.2023
Peschka, Karin

Dschomba


sehr gut

Aufmerksam bin ich auf diese Biografie von Karin Peschka durch das stilisierte Cover geworden. Klare Farben, klare Konturen - nicht viel Drumherum. Dies setzt sich im eigenwilligen Schreibstil fort. Klare kurze Aussagen, kurze Erinnerungen, wenig Worte, dafür gewaltig. Hat man sich erst mal an den Schreibstil gewöhnt, kommt man gut in die Geschichte hinein. Die Autorin erzählt von Menschen, ihren Eigenheiten, ihren Unarten, ihren Gedanken, Wünschen und Werten. Sie beobachtet, sinniert und überdenkt Geschehenes. Sie macht sich Gedanken zur Vergangenheit, der Gegenwart und dem Ort, in dem sie aufgewachsen ist. Wo sie schon als Kind in der Wirtschaft der Eltern mithalf. Sie hat eine feine Beobachtungsgabe. Merkt, dass nicht alle Menschen so sind wie sie sein sollten und nicht alle Menschen werden, wie sie könnten. Die Hauptfigur Dragon Dzomba zieht sich unaufgeregt und teils nüchtern durch den Roman.
Fazit: Lesenswert deshalb, weil es eine so andere Beschreibung über Herkunft, Fremde und Heimat ist.

Bewertung vom 12.02.2023
Wiegele, Ursula

Malvenflug


gut

Eines vorweg: Es sind starke Frauenfiguren und sie verlangen eine ebenso große und starke Bühne. Ich war schon überrascht, dass dies alles auf gut 220 Seiten untergebracht werden sollte. Leider hat sich dieser Anfangsverdacht bewahrheitet. So vieles wurde nur angeschnitten oder gar nicht verarbeitet, obwohl die Geschichte Potential hat - und davon sogar sehr viel. Der Roman selbst beinhaltet zwei Teile und ein Personenregister. Zum Inhalt: Emma versucht ihre vier Kinder in Kriegszeiten so gut wie möglich, von ihrer Arbeit als Köchin von der Schweiz aus, in Österreich zu unterstützen. Die vier entwickeln sich sehr unterschiedlich. Der erste Teil (1940 - 1945) reisst in kurzen Abschnitten und Zeitsprüngen, fasst schon protokollmässig die Familienmitglieder und deren Geschichte an. Im zweiten Teil erzählt die älteste Tochter Helga ihre Geschichte (mit Zeitsprüngen und Rückblicken). So weit so gut. Dies ist mal ein Roman, dem etliche Seiten mehr bestimmt gut getan hätten und hat man sich erst mal an den Schreibstil gewöhnt, ist er eingänglich.
Fazit: Ja und nein zu einer Leseempfehlung. 3 Sterne für die Geschichte, die mich nicht so erreicht hat, wie ich es mir vorstellte. Wunderschön finde ich das zarte Cover.

Bewertung vom 01.02.2023
Janesch, Sabrina

Sibir


gut

Endlich wieder etwas Neues von Sabrina Janesch habe ich mir gedacht. Mir gefällt eigentlich ihr Schreibstil, der sich von den anderen abhebt und immer etwas eigenwillig ist. Doch zu diesem Roman fehlt mir bis zum Ende hin der Zugang. Die Geschichte klingt laut Klappentext sehr vielversprechend: Zwei Leben aus zwei ganz unterschiedlichen Welten werden erzählt. Das Leben von Josef, der als Kind mit seiner Familie nach Sibiren verschleppt wurde und das von seiner in Deutschland geborenen Tochter Leila. Josef darf zurück nach Deutschland und die schreckliche entbehrungsreiche Zeit in der Steppe hinter sich lassen. Er baut sich hier sein Leben auf. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1990 kommen durch die eintreffenden Aussiedler seine Erinnerungen zurück. Seine Tochter steht hier in Deutschland zwischen den Welten. Als Kind einer polnischen Mutter fällt ihr das Anerkannt werden nicht leicht. Gleich einer Forelle (wie auf dem wunderschön gestalteten Cover) wechseln die Zeiten und die Geschichte wird in Vergangenheit und Gegenwart, oft wechselnd in einem Absatz, erzählt. Wobei ich Josefs Geschichte leichter nachvollziehbar aufnehme. Es kommen beim Lesen Fragen auf, die nicht geklärt werden und Nebensächlichkeiten sind mir oft zu detailgenau.
Fazit: Ein wichtiger Roman über unerzählte deutsch-russische Geschichte, der mich leider nicht so erreicht hat wie ich es gerne gehabt hätte.