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melange
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Bonn
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Bewertungen

Insgesamt 910 Bewertungen
Bewertung vom 14.11.2014
Linskey, Howard

Gangland


sehr gut

Ein sympathischer Gangsterboss

Zum Inhalt:
David Blake hat in Newcastle das Zepter des Paten von dem Vater seiner Freundin übernommen, nachdem er diesen bedauernswerterweise auf das Verlangen eines Konkurrenten hin erschießen musste, um sein eigenes Leben zu retten. Die Anzeichen für einen Machtkampf häufen sich, so dass er sich gezwungen sieht, aus dem gewählten Exil in Thailand nach England zurückzukehren. Dort wird auf ihn und seine Gang eine Reihe von Anschlägen verübt, welche auf einen Verräter aus den eigenen Reihen schließen lassen.

Zum Cover:
Faust mit Schlagring, - hier geht es nicht ums Blümchen pflücken. Ganz, ganz deutlich nicht!

Mein Eindruck:
Wer hätte gedacht, dass ein mehrfacher Mörder, Drogenhändler, Erpresser und Beziehungsbrecher dermaßen sympathisch sein kann, selbst dann, wenn es sich beim Leser nicht selbst um einen eiskalten Soziopathen handelt. Aber nein, Howard Linskey gelingt tatsächlich das Kunststück, seine Hauptfigur freundlich, großzügig, loyal und deren Handeln alternativlos wirken zu lassen. Das mag daran liegen, der er den größten Teil des Buches aus der Sicht Davids (und in der ersten Person) schildert und damit dessen Schritte erklärt. Nur einige Teile, die die Geschichte um andere Personen ohne Mitwirkung Davids vorantreiben, sind in der dritten Person verfasst. Diese sind nötig, um Situationen zu beschreiben, über die David nur spekulieren könnte und deren Fehlen das Buch um einige Spannungsspitzen beraubt hätte. Der einzige Wermutstropfen für mich persönlich war, dass Newcastle eher eine untergeordnete Rolle als Fassade für diesen wirklich gelungenen Thriller spielte, - und das hat diese schöne und interessante Stadt nicht verdient.

Fazit:
Ein Wolf im Schafspelz, oder umgekehrt. Sehr amüsant und bösartig, - der Typ, der Frauen fasziniert.

4 Sterne

Bewertung vom 26.10.2014
Meyer, Kai

Die Seiten der Welt Bd.1


sehr gut

Die verborgene Welt der Bücher

Zum Inhalt:
Die Bibliomantin Furia flüchtet nach einem Anschlag, der fast ihrem gesamten Umfeld das Leben kostet, nach Libropolis, - der Hauptstadt der Bibliomantik (was man vielleicht mit "Bücherliebhaberei" übersetzen kann). Dort findet sie ihr Seelenbuch, welches ihr zu größeren, magischen Kräften verhilft. Außerdem lernt sie neue Freunde kennen, die ihr bei der Rettung ihres Bruders und der Bücher dieser Welt behilflich sind.

Zum Cover:
Es sieht edel aus, aber weder Titel noch Gestaltung lassen auf den Inhalt schließen. Glücklicherweise wird der Name "Kai Meyer" groß genug präsentiert.

Mein Eindruck:
Sehr fantasievoll beschreibt Meyer seine Welt der Bücher, den aus ihnen gefallenen Figuren und der Buchliebhaber mit besonderen Fähigkeiten der Magie. Dabei hält er bewundernswert das Gleichgewicht zwischen teilweise brutalen Morden und einer sehr speziellen Art von schwarzem Humor. Doch trotz aller sprachlicher Güte und großer Erzählkunst kann "Die Seiten der Welt" nicht vorbehaltlos überzeugen. VORSICHT SPOILER: Beispiele: Wie konnte der Selbstmordattentäter überleben? Was war im Kofferraum und wie schaffte es der Chauffeur, sich so lange zu verstecken? SPOILERENDE. Diese inhaltlichen Mängel sind insbesondere deshalb auffällig, weil die fantastischen Möglichkeiten innerhalb der Bücherwelt schier unbegrenzt erscheinen.

Fazit:
Ein großartiger Ausflug in die weite Welt der Bücher mit kleinen Stolpersteinen. Für die wunderbaren Einfälle 4 Sterne.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.10.2014
Teir, Philip

Winterkrieg


weniger gut

Wenn es dem Esel zu wohl wird...

... geht er aufs Eis.

Zum Inhalt:
Ein gutes, halbes Jahr aus dem Leben der gutbürgerlichen, finnischen Familie Paul, in dem eine Beziehungsachterbahn alle Mitglieder durchschüttelt.

Zum Cover:
Die Idee, ein Buch mit dem Titel "Winterkrieg" mit einer zerbrochenen Lichterkette auf rotem Grund zu illustrieren, verdient ein dickes Lob! Ein echter Hingucker!

Mein Eindruck:
Die Geschichte plätschert nur so dahin und bildet leider einen Gegenpol zu dem tollen Cover. Kein Roman, den man schnell verschlingt weil er einen vor lauter Spannung zum Weiterlesen verführt. Dazu ist er zu ernst, die Thematik zu schwierig und die Story ohne wirklichen Höhen und Tiefen dargeboten. Die Perspektivwechsel zeigen verschiedene Seiten der Materie, bleiben jedoch immer in der Sicht eines Familienmitglieds (Vater, Mutter jeweils etwa 60, zwei Töchter um die 30). Schade, denn dadurch bleibt einiges im Dunkeln, was eine genauere Betrachtung verdient hätte, - selbst die wichtigeren Nebenfiguren bleiben oft unbeachtet und agieren als Staffage einer Familie, die ihr Glück nicht sieht.
Für mich ganz persönlich überwiegt der Ärger über das Verhalten fast sämtlicher Pauls, ihren Egoismus und ihre Egozentrik. Das Wort "Krieg" ist unangebracht. Zu müde und verhalten laufen die einzelnen Scharmützel ab, vieles wird einfach nur erduldet, einzig der Ausbruch Katriinas zum Schluss bringt ein bisschen Leben in die Erzählung. So bleibt das Ganze ein Sturm im Wasserglas (naja, eher eine leichte Brise) und bildet ein fast belangloses halbes Jahr einer belanglosen Familie mit belanglosem Verhalten ab.

Fazit:
Belanglos, eine Geschichte, die die Welt nicht braucht, allerdings in wohlgeformter Sprache
2 Sterne

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.10.2014
Ryan, Anthony

Das Lied des Blutes / Rabenschatten-Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

Der Tragödie erster Teil

Zum Inhalt:
Vaelin erzählt dem Schreiber eines verfeindeten Königreichs die Geschichte seines Lebens.
Im Alter von 11 Jahren von seinem Vater bei einem kämpfenden Orden abgeliefert findet er dort Kameraden, mit denen er sich gegen Intrigen, dunkle Mächte, Krankheiten und im Krieg behauptet, bis er einen Thronfolger tötet und daher zu einem Duell auf Leben und Tod antreten muss.

Zum Cover:
Typisch Mittelalter-Fantasy: Eine Hand, ein Schwert! Wie auch der Klappentext nicht dazu geeignet, Leser abseits von den Kriegsgetümmel Liebenden zu interessieren.

Mein Eindruck:
Und das ist unendlich schade! Die Geschichte des Rabenschattens, Hoffnungstöters alias Vaelin al Sorna ist viel zu gut, als dass sie nur einen begrenzten Teil der Literatur-Liebhaber erreichen sollte. Der Autor beschreibt zwar (im zweiten Teil des Buchs) Kämpfe, Schlachten und die damit verbundenen Gräuel. Hauptsächlich befasst er sich jedoch mit der Entwicklung der Hauptfigur von einem kleinen Jungen zu einem selbst von seinen Feinden geachteten Mann, der sich in der Welt von Intrigen und Magie behauptet. Viel Sorgfalt verwendet Anthony Ryan dabei auf die Nebenfiguren, die mit Liebe zum Detail herausgearbeitet sind. Einige tummeln sich die ganze Zeit in Vaelins Umfeld, andere tauchen zwischendurch auf um später eine größere Rolle zu spielen, manche sind wohl auch für die folgenden zwei Bücher der Trilogie gedacht.
Niemand ist sicher und mancher ist nicht der, der er scheint. Die dadurch erzeugte Spannung lässt einen das Buch nicht aus der Hand legen, - bis zum bitteren und offenen Ende.

Fazit:
Fantastisch, - her mit der Fortsetzung und bitte ganz, ganz schnell!

Sechs Sterne (okay, es gibt ja leider nur fünf..)

Bewertung vom 28.09.2014
Biedermann, Jeanette; Wieker, Katharina

Just Heroes - Die Beschützer der Quelle


weniger gut

Superhelden im Kleinformat

Zum Inhalt:
Vor 13 Jahren wurde die Heilquelle gesprengt und kurz danach tauchten drei Kinder in Sonnenburg auf und wurden von den ehemaligen Beschützern der Quelle adoptiert. Alle drei besitzen Superkräfte, die am Ort der alten Quelle im Wald genährt werden. Seit kurzem gibt es dort seltsame Vorkommnisse. Bei dem Versuch, diese aufzuklären, kommen die Freunde einem Umweltfrevel und weiteren Geheimnissen auf die Spur, die ihr Leben, das ihrer Freunde und Feinde und das von Sonnenburg verändern werden.

Cover und Illustrationen:
Das Cover ist so poppig, wie sich die Hauptfiguren darstellen; die vielen schön gezeichneten Illustrationen bebildern die Geschichte auf eine sehr reizvolle Weise.

Mein Eindruck:
Weniger wäre mehr gewesen. Zu viele Figuren, zu viele Handlungsstränge für ein doch eher kurzes Buch. Da wohl an eine Fortsetzung gedacht ist - schließlich wurde beispielsweise die Herkunft der kleinen Superheroes noch nicht geklärt - hätten sich die Autorinnen vielleicht besser mit einem Thema begnügen sollen. So verzettelt sich die Geschichte zwischen lauter hehren Zielen wie Umweltschutz, Heimatverbundenheit auf der einen Seite und dem Kampf gegen Mobbing, Diktatur, Gewalt gegen Kinder, Verleumdung, Macht- und Geldgier auf der anderen Seite. Dazu noch eine Prise Rassismus und böswilliges Schubladendenken und alles ist politisch hochwertvoll und überaus korrekt. Dazu wurde sich bemüht, nicht nur die Kinder vor dem geistigen Auge sichtbar zu machen, sondern noch drei weitere Freunde, jeder mit einer Familie ausgestattet, die ebenfalls noch einen Hintergrund hatte. Und natürlich die reichen, bösen Menschen, an denen aber überhaupt nichts Sympathisches zu finden ist.
Durch diese vielen Äußerlichkeiten und das Gehetze durch die Themen fehlten mir letzten Endes etwas die Substanz und das Gefühl.
Der Klappentext sagt, dass Frau Biedermann vor Ideen nur so sprudelte, - sie hätte einfach ein paar in das nächste Buch übernehmen sollen.

Fazit:
Ausbaufähig, aber zu überfrachtet

2 Sterne