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melange
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Bonn
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Insgesamt 903 Bewertungen
Bewertung vom 28.09.2014
Biedermann, Jeanette; Wieker, Katharina

Just Heroes - Die Beschützer der Quelle


weniger gut

Superhelden im Kleinformat

Zum Inhalt:
Vor 13 Jahren wurde die Heilquelle gesprengt und kurz danach tauchten drei Kinder in Sonnenburg auf und wurden von den ehemaligen Beschützern der Quelle adoptiert. Alle drei besitzen Superkräfte, die am Ort der alten Quelle im Wald genährt werden. Seit kurzem gibt es dort seltsame Vorkommnisse. Bei dem Versuch, diese aufzuklären, kommen die Freunde einem Umweltfrevel und weiteren Geheimnissen auf die Spur, die ihr Leben, das ihrer Freunde und Feinde und das von Sonnenburg verändern werden.

Cover und Illustrationen:
Das Cover ist so poppig, wie sich die Hauptfiguren darstellen; die vielen schön gezeichneten Illustrationen bebildern die Geschichte auf eine sehr reizvolle Weise.

Mein Eindruck:
Weniger wäre mehr gewesen. Zu viele Figuren, zu viele Handlungsstränge für ein doch eher kurzes Buch. Da wohl an eine Fortsetzung gedacht ist - schließlich wurde beispielsweise die Herkunft der kleinen Superheroes noch nicht geklärt - hätten sich die Autorinnen vielleicht besser mit einem Thema begnügen sollen. So verzettelt sich die Geschichte zwischen lauter hehren Zielen wie Umweltschutz, Heimatverbundenheit auf der einen Seite und dem Kampf gegen Mobbing, Diktatur, Gewalt gegen Kinder, Verleumdung, Macht- und Geldgier auf der anderen Seite. Dazu noch eine Prise Rassismus und böswilliges Schubladendenken und alles ist politisch hochwertvoll und überaus korrekt. Dazu wurde sich bemüht, nicht nur die Kinder vor dem geistigen Auge sichtbar zu machen, sondern noch drei weitere Freunde, jeder mit einer Familie ausgestattet, die ebenfalls noch einen Hintergrund hatte. Und natürlich die reichen, bösen Menschen, an denen aber überhaupt nichts Sympathisches zu finden ist.
Durch diese vielen Äußerlichkeiten und das Gehetze durch die Themen fehlten mir letzten Endes etwas die Substanz und das Gefühl.
Der Klappentext sagt, dass Frau Biedermann vor Ideen nur so sprudelte, - sie hätte einfach ein paar in das nächste Buch übernehmen sollen.

Fazit:
Ausbaufähig, aber zu überfrachtet

2 Sterne

Bewertung vom 28.09.2014
Regnier, Sandra

Die Stunde der Lilie / Lilien Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Gerne mehr davon!

Zum Inhalt:
Bei einem Ausritt gelangt die Schülerin Julia auf wundersame Weise in das Frankreich des Sonnenkönigs zur Zeit des Aufbaus von Versailles. Der König höchstpersönlich liest sie auf und gibt sie in die Obhut Etienne de Montsauvans. Nach einiger Zeit beherrscht sie nicht nur die Etikette und höfische Kunstfertigkeiten, sondern auch Französisch und die Gewandtheit, ein Mieder zu tragen.

Mein Eindruck:
Natürlich ist - neben dem Zeitsprung - auch einiges andere eher unwahrscheinlich. Eine Fünfzehnjährige mit einer Fünf in Französisch, die innerhalb weniger Wochen so gut spricht, dass sie ihren Lehrer abkanzeln kann. Die sich als relativ furchtsame Reiterin so an den Damensattel gewöhnt, dass sie Jagden reitet, die so perfekt und liebreizend tanzt, dass sich der Thronfolger in sie verliebt. Da fragt man sich schon, warum das nicht in der jetzigen Welt besser mit Schule und Jungs geklappt hat. Auch wirkt die Hauptperson meistens älter, als sie ist, wenn sie altklug diskutiert und sich gegenüber Erwachsenen und Würdenträgern verhält. Trotzdem kann man sich beim Lesen blendend amüsieren. Der Schreibstil ist flüssig und die Geschichte bietet alles, was Mädchenherzen begehren: Liebe, Gefahr, Klamotten, Tanz, tolle Typen, Intrigen, Zickenkriege, Feiern, Bälle, Königshof, Pferde, Musik und Flirts. Dadurch bleibt die Story immer spannend und das zeitweise Gequengel ist gut zu ertragen. Das Heimweh Julias gefällt, weil es immer wieder deutlich macht, dass sie doch noch ein junges und manchmal unsicheres Mädchen ist, - egal, wie groß die Klappe wirkt.
Schön die Recherchen, die echte Personen und Vorgänge der Vergangenheit mit den Geschehnissen um Julia verwebt, wenn die Autorin sich auch ein gewisses Maß an künstlerischer Freiheit genommen hat.

Fazit:
Sehr spannend, manchmal witzig, natürlich unglaubwürdig, aber einfach nur schön!

4 Sterne

Bewertung vom 28.09.2014
Eder, Fabian

Das Gesicht der Anderen


weniger gut

Keine positiven Gefühle

Zum Inhalt:
Margarete Boll wird als Jugendliche von ihrem Vater, dem Besitzer einer Firma für Waffenbau, bei einem Unfall mit der neuesten Erfindung seiner Firma angeschossen und verliert dadurch ihr Gesicht. Während ihr Körper und Verstand zu äußerster Reife und Blüte gelangen, trägt sie eine Maske, um ihre Entstellung zu verbergen. Nach dem Selbstmord ihrer Eltern übernimmt Margarete die Firma.

Zum Cover:
Das fehlende Gesicht fällt auf einem Büchertisch direkt ins Auge; dieses Cover wirkt!

Mein Eindruck:
Leider verliert Margarete durch den Schuss nicht nur ihr Gesicht, sondern auch ihr freundliches Wesen (falls sie je eines besessen hat...). Mit dieser fehlenden Herzensbildung ist sie jedoch nicht allein. Fast alle Figuren dieser Geschichte (außer Margaretes alter Haushälterin Anna und der ermittelnde Kommissar zum Schluss) bestechen durch Kaltschnäuzigkeit, Gier, Hochmut und Bösartigkeit. Da jeder Anflug von Humor oder Reflektion fehlt, gehen für den nicht so gepolten Leser sämtliche Möglichkeiten einer Identifikation verloren und die anfangs vorhandene Liebe zu einer ungewohnten Story versiegt immer mehr im Sande des schlechten Benehmens aller Protagonisten. Die Geschichte zieht nicht in den Bann, da es keine Gefühle, sondern nur Handlungen gibt, - und diese Handlungen stoßen ab und widern an. Das Mitleid, das anfangs empfunden wird, beschränkt sich zum Schluss höchstens noch auf Anna, alle anderen verspielen es schnell, zu unsympathisch wird agiert.
Noch nicht einmal der Schluss kann dieses Drama retten. Es wird gemordet ohne Ende, fast so, als ob der Autor selbst nichts mehr mit dieser ekelhaften Schar von Menschen anfangen könnte. Aber obwohl der Lebenssaft nur so spritzt, wirkt alles blutleer und distanziert.

Fazit: Eine Enttäuschung, dieser Geschichte fehlt nicht nur das Gesicht, sondern vor allem ein Herz.
2 Sterne

Bewertung vom 19.08.2014
Crown, Jonathan

Sirius


sehr gut

Ein Hundeleben

Zum Inhalt:
Sirius wächst in Hitlerdeutschland bei einer jüdischen Familie auf, emigriert im letzten Moment mit dieser nach Hollywood und wird dort zum Filmstar. Nach einiger Zeit gelangt er durch ein Versehen wieder auf deutschen Boden und ins Führerhauptquartier, wo er durch seine "Arbeit" für den Widerstand zu Hitlers Niederlage beiträgt.

Zum Cover:
Was für ein süßer Hund, der guckt aber lieb! Und hat es faustdick hinter seinen Schlappohren. Obwohl es den Star des Buchs widerspiegelt, ist es (leider) für den Inhalt des Buchs nicht gut gewählt.

Mein Eindruck:
Dieses Buch erinnert an eine Wellenbewegung, wobei die Teile in Deutschland für die Höhen stehen, der Teil in Amerika das Wellental darstellt. Nach einem furiosen Beginn, der aus völlig neuer Perspektive zuerst das Unbehagen, dann die kleinen und großen auszufechtenden Scharmützel und Bösartigkeiten bis zum Ende der Reichskristallnacht zeigte, kam ein eher langweiliger Teil mit den Mühen der Familie Liliencron, in Amerika Fuß zu fassen und dem Aufstieg von Sirius zum Hundefilmstar. Die Episoden dort reichten von leidlich witzig bis belanglos. Allerdings muss man dem Autor das Kompliment machen, auf sehr witzige Weise echte Personen (und Hunde) des Filmbusiness in seine Geschichte eingesponnen zu haben. Zum Beispiel reift der berühmte Spruch Billy Wilders "Nobody is perfect" nach mehrmaligen Versuchen zum Ende hin zu großer Güte. Aber die Geschichte um Sirius wird erst wieder richtig spannend, wenn es den "großen Hund" zurück nach Deutschland verschlägt. Fast bekommt man Mitleid mit Hitler, wenn man liest, wie sehr dieser von seinem "Hunderl" aufs Kreuz gelegt wird.
Dieser gute Schluss rettet für mein Empfinden die Geschichte über das Mittelmaß hinaus.

Fazit:
Super Idee, Schwächen im Mittelteil, jedoch ein guter Beginn und ein gutes Ende.
Ein neuer Blick auf Anfang und Ende des Nationalsozialismus

4 Sterne

Bewertung vom 18.07.2014
Lück, Anne

Das Mädchen mit den Engelshänden (eBook, ePUB)


sehr gut

Richtende Hände

Zum Inhalt:
Johanna stellt fest, dass ihre Berührung töten kann. Daraufhin nimmt sie sich nach dem Unfalltod ihrer besten und einzigen Freundin Clara das Leben. Als Selbstmörderin müsste sie eigentlich in der Hölle schmoren, erhält aber in der Zwischenwelt das Angebot, sich als Todesengel zu betätigen und frisch Verstorbene entweder zur Hölle zu verurteilen oder diese zu begnadigen. Bald gerät sie jedoch in Konflikt mit Michael, einem mächtigen Todesengel der himmlischen Seite, der alles daran setzt, sie und ihren Mitstreiter Than endgültig zur Hölle fahren zu lassen.

Zum Cover:
Hübsch esoterisch gehalten wird das Genre "Fantasy" deutlich repräsentiert. Die zum Titel passenden Engelsflügel tun ihr Übriges.

Mein Eindruck:
Ja, es ist eine Teenie-Geschichte um Liebe, Freundschaft und das Behaupten gegen die Erwachsenen. Aber diese Geschichte hat so viele interessante Momente, dass sie auch für Leute jenseits der 20 gut lesbar ist. Die Vermischung von fantastischen Elementen und dem Leben im Hier und Jetzt mit Problemen in der Schule, mit Verwandten, Mobbing und Schicksalsschlägen gelingt der Autorin perfekt.
Besonders gut gefällt der Aspekt, dass auch Engel fehlerbehaftet sein können und man sich auf wahre Freunde verlassen kann, - sogar dann, wenn sie neuerdings zum "anderen Lager" gehören. Zu dieser froh stimmenden Nachricht (welche für das Dies- und Jenseits gilt) bekommen die Lesenden eine spannende Geschichte um Wahrheit, Vergebung und Gerechtigkeit für jeden Menschen serviert, wenn er auf der Schwelle des Todes von den Engeln beider Seiten begutachtet und gerichtet wird. Schön gelungen ebenfalls das Ende, an dem sich der Kreis zum Beginn schließt und viele Figuren der Geschichte ihre Lektion gelernt haben sollten, - im Himmel wie auch auf der Erde.

Fazit:
Fantasy mit Herz und Hirn
4 Sterne

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.07.2014
Sarginson, Saskia

Zertrennlich


ausgezeichnet

Wie lebt man als junger Mensch mit großer Schuld?

Zum Inhalt:
Isolte arbeitet in der Londoner Modebranche und ist mit dem Fotografen Ben zusammen, ihre Zwillingsschwester Viola vegetiert magersüchtig in einem Krankenhaus dahin. Als junge Mädchen unzertrennlich, immer im Schlepptau von zwei Zwillingsbrüdern, lebten sie in einem Wald in Suffolk zusammen mit ihrer Hippie-Mutter. Bis ein großes Unglück geschah, welches letztendlich die Mutter in den Selbstmord trieb, die jugendliche Clique sprengte und die Mädchen einander entfremdete.

Zum Cover:
Die beiden Blondinen mit den ungekämmten Haaren sind sehr schön gewählt, am besten gefällt jedoch das "zertrennlich", welches wie geritzt aussieht und damit Bezug auf einen wichtigen Gegenstand des Buchs nimmt. Mit diesem Cover wird nicht nur eine Stimmung erzeugt, sondern der Inhalt der Geschichte aufgenommen.

Mein Eindruck:
Brillant spielt die Autorin mit Erzählperspektiven (Viola in der ersten, Isolte in der dritten Person) und Zeiten: Abwechselnd wird die Geschichte in der Gegenwart vorangetrieben, um dann die Lesenden in die Vergangenheit zu entführen. Mit dem Wissen des Klappentextes gesegnet (oder verflucht) ist klar, dass etwas Furchtbares passieren wird. Etwas, was bis in die Gegenwart nachhallt und so verfängt man sich in dem Buch ähnlich wie Viola in den Ernährungsschläuchen und Isolte in ihren Albträumen. Besonders teuflisch ist dabei der Umstand, dass die Kinder sich genauso wie Millionen anderer Kinder verhalten, dieses Verhalten jedoch Folgen hat, die unaussprechlich sind. Durch die Eindringlichkeit der Geschichte steigen einem immer wieder Tränen in die Augen und der Kloß im Hals wird von Seite zu Seite dicker.
Glücklicherweise lässt die Autorin den Menschen vor dem Buch nicht im Jammertal sitzen, sondern schafft zwar kein echtes Happyend, aber einen Silberstreifen am Horizont.

Fazit:
Einfühlsam, bedrückend, ehrlich, - einfach perfekt
5 Sterne

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.07.2014
Edwardson, Åke

Die Rache des Chamäleons


schlecht

Drei Fragezeichen, mindestens

Zum Inhalt:
Peter, glücklicher Familienvater und Chef einer schwedischen Werbeagentur, wird erpresst, mit seiner Gattin Rita nach Spanien zu reisen. Dort muss er sich seiner kriminellen Vergangenheit stellen, die vor zwanzig Jahren zur Festnahme einer Gruppe junger Männer führte. In Spanien angekommen trifft er auf viele Weggefährten, die auf die eine oder andere Weise in die Vorkommnisse verstrickt sind.

Cover und Titel:
Wer das titelgebende Chamäleon sein soll bleibt mir - wie vieles andere an der Geschichte - ein Rätsel, das Gleiche gilt für das Cover.

Mein Eindruck:
Möglicherweise liegt es am Sprecher (emotionsloser kann man einen Text kaum vortragen), dass sich keinerlei Spannung einstellen will. Aber auch die Art und Weise, in der Edwardson seine Sätze zu füllen pflegt, ermüdet unsäglich. Kostprobe: "Dies ist das andere Ende des Tunnels......über Afrika war es schwarz. Ich befinde mich am Ende des Tunnels und das Licht ist fort." Als ob der Leser/Hörer mit der Brechstange zum Nachdenken über die schwülstig vorgetragenen Gedanken gebracht werden soll. Und hat er das bei einer Wiederholung nicht kapiert, wird gerne noch eine hinterhergeworfen.
Selbst das wäre nicht so schlimm (vielleicht ist mancher Leser/Hörer tatsächlich zu träge, die Story zu erfassen), wenn wenigstens die Geschichte so erzählt wird, dass sie Hand und Fuß und eine bei allen Verwicklungen klare Richtung besitzt. Aber bei "Die Rache des Chamäleons" fühlt man sich wie in einem schlechten, französischen Film: Viel Gefasel, gestelzt, unnatürlich und lebensfremd. Eine an den Haaren herbeigezogene Handlung mit höchst seltsam agierenden Protagonisten. Zum krönenden Abschluss ein Ende, welches einen komplett im Regen (oder in der spanischen Ödnis) stehen lässt.

Wer was wieso warum getan hat, was passiert ist und ob wirklich irgendjemand gestorben ist und/oder verhaftet wurde, - die Antwort kennt nur der Wind.... oder der Autor.... aber beide verraten es nicht!

Fazit: Geschichte und Personen unglaubwürdig, keine Spannung, der Todesstoß für einen "Thriller".
1 Stern