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Hornita
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Augsburg

Bewertungen

Insgesamt 868 Bewertungen
Bewertung vom 29.04.2022
Hürlimann, Monika

Mutters Lüge


sehr gut

Lebenslügen und ihre Auswirkungen;
Die Autobiografie von Monika Hürlimann ist in einem angenehmen Ton geschrieben und lässt sich gut und flüssig lesen. Mir hat zu Beginn die Beschreibung des Lebens in Polen und die Sicht auf den Westen sehr gut gefallen, das war wirklich interessant und eine Perspektive, über die ich bisher noch nichts gelesen hatte. Da das Leben passiert und keinem Spannungsbogen folgt, ist es bei einer Autobiografie sicher nicht einfach, das Geschehen immer richtig zu gewichten und den „roten Faden“ zu behalten. Mir erschienen manche Passagen recht ausführlich, an anderen Stellen wurden Dinge eher knapp geschildert, zu denen ich gerne mehr gelesen hätte. Die große Stärke des Buches ist für mich das letzte Viertel. Nach dem Tod der Mutter deckt „Marta“ deren Lebenslüge auf und es wird mit großer psychologischer Einsicht beschrieben, was das mit den Betroffenen macht und wie es die Sicht auf die Mutter und manche Situationen verändert. Die Vergangenheit wird neu gedeutet und die Art und Weise, wie die verschiedenen Personen damit umgehen, fand ich sehr ehrlich und glaubwürdig beschrieben. Das Buch macht nachdenklich und ist dennoch unterhaltsam und sehr interessant.

Bewertung vom 28.04.2022
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Affenhitze / Kommissar Kluftinger Bd.12


ausgezeichnet

Gelungene Mischung aus Krimi und Humor;
Wer wie ich die bisherigen Kluftinger-Krimis gelesen hat weiß, was ihn erwartet und wird nicht enttäuscht. Bei diesem Fall halten sich die Ermittlungen und die humorigen Beschreibungen von Kluftingers Culture Clashs die Waage, wodurch das Ganze glaubhaft bleibt und nicht einseitig wird. Der Kriminalfall ist interessant und stimmig und wird konsequent erzählt. Das Zusammentreffen von Kluftingers Lebenswelten mit ganz anderen oder modernen Lebenswelten wird witzig und pointiert beschrieben und ich wurde unweigerlich an ältere Verwandte erinnert. Das Buch ist auch sprachlich gut geschrieben und besonders gelungen fand ich die niederbayrischen Passagen, die ich direkt hören konnte. Für mich ist dieses Buch eine runde Sache und bis jetzt einer der besten Krimis aus der Kluftinger-Reihe. Sehr schöne Unterhaltung!

Bewertung vom 27.04.2022
Bisický-Ehrlich, Barbara

Der Rabbiner ohne Schuh


sehr gut

Interessante Mischung;
Die Autorin beschreibt in diesem Buch einige Episoden oder auch Kurzgeschichten aus ihrem Leben, die Einblicke in ihr jüdisches Leben in Deutschland geben sollen. Sie macht das mit viel Charme und Humor und wird einem dabei sehr sympathisch. Der Schreibstil ist angenehm und lässt sich gut lesen. Die Kapitellängen sind je nach Thema ganz unterschiedlich lang und scheinen sich mehr oder weniger chronologisch am Leben der Autorin entlang zu hangeln. Mir hat gut gefallen, dass sie sich selber nicht so ernst nimmt und die Religion nicht übermäßig Raum einnimmt. Insgesamt ist es eine interessante, wilde Mischung an Erzählungen, die sich aber schwer greifen lässt. Einige Einblicke habe ich gewonnen, trotzdem bleibt das Thema für mich unscharf. Ich hätte mir noch eine etwas klarere Struktur gewünscht. Lesenswert finde ich es auf jeden Fall und hat mir auf unterhaltsame Weise ein paar Denkanstöße gegeben.

Bewertung vom 27.04.2022
McCreight, Kimberly

Freunde. Für immer.


ausgezeichnet

Sehr spannender Plot;
Den Klappentext fand ich schon sehr reizvoll und spannend und das Buch hat meine Erwartungen noch übertroffen. Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Zum einen in der Gegenwart aus Sicht der Ermittlerin Detective Julia Scutt und dazu abwechselnd in Rückblenden die Sichtweisen der einzelnen „Freunde“. Man weiß von Anfang an, dass es einen Toten gibt, aber es bleibt lange unklar, um wen es sich handelt. Die Vorgeschichte der Freunde mit ihren komplexen Beziehungen und Geheimnissen fand ich sehr gelungen, gut ausgearbeitet und mit viel psychologischem Sachverstand dargestellt. Der Fall an sich ist glaubhaft und nachvollziehbar und entwickelt sich langsam über das Wochenende hinweg und bis zu den Ermittlungen. Mich hat das Buch jederzeit gefesselt und ich habe es fast in einem Rutsch durchgelesen. Das Ende ist sehr überraschend, aber glaubhaft. Mit dem Wissen um das Ende würde ich den Thriller am liebsten noch einmal durchlesen, um die feinen Anspielungen neu zu entdecken und die Beziehungen der Freunde jetzt anders zu bewerten.

Bewertung vom 27.04.2022
Fuglehaug, Randi

Todesfall / Agnes Tveit Bd.1


sehr gut

Gelungener Krimireihenauftakt;
Der Krimi wird größtenteils aus der Sicht der Journalistin Agnes erzählt, die mir auf Anhieb sehr sympathisch war. Sie ist seit Kurzem zurück in ihrer Heimatstadt und hadert noch ein bisschen mit dem Landleben. Da sie viele der beteiligten Personen aus ihrer Vergangenheit kennt, ist sie mitten im Geschehen und jagt neue Informationen. Die Handlung ist schlüssig und nachvollziehbar und findet ein überraschendes Ende, das gut hergeleitet wird. Die Personen sind komplex und glaubhaft. Ich habe mich nicht gelangweilt, aber etwas mehr Tempo in der Plot-Entwicklung hätte ich gut gefunden. Der Plot an sich ist grundsätzlich eine ziemlich außergewöhnlich. Gut gefallen hat mir das Setting in Norwegen, es wird einiges über lokale Besonderheiten vermittelt. Die Sprache ist einwandfrei, der Krimi hat sich schnell und flüssig lesen lassen. Da ich mich gut unterhalten gefühlt habe und dies ein gelungener Auftakt zu einer Krimireihe ist, freue ich mich schon auf den zweiten Teil.

Bewertung vom 19.04.2022
Cazon, Christine

Verhängnisvolle Lügen an der Côte d'Azur / Kommissar Duval Bd.9


gut

Enttäuschend;
Zu Beginn war ich angenehm überrascht, da ich leicht in den Krimi reingekommen bin, ohne die vorherigen acht Bücher zu kennen. Der Schreibstil ist angenehm und lässt sich leicht lesen und die Hauptpersonen waren mir auf Anhieb sympathisch. Für meinen Geschmack wird genug Lokalkolorit eingebaut, es wirkt harmonisch und ist nicht zu viel. Der Kriminalfall basiert auf einer guten Idee mit einem historischen Hintergrund, wird aber leider nicht gut umgesetzt und macht einen wirren, unstrukturierten Eindruck. Das Buch lässt nach dem ersten Drittel deutlich nach und der ursprüngliche Fall macht nur noch einen kleinen Teil aus, der Rest besteht aus dem Privatleben des Kommissar Duvals und Informationen zur Geschichte Frankreichs, vor allem in Bezug auf Algerien. Das Ende hat mich ziemlich frustriert zurückgelassen und trotz des guten Schreibstils habe ich keine Lust mehr, die anderen acht Bücher zu lesen.

Bewertung vom 15.04.2022
Rutkoski, Marie

Real Easy


sehr gut

Südstaaten-Thriller;
Cover und Titel lassen kaum erahnen, worum es in diesem Thriller geht. Nachdem ich ihn jetzt gelesen habe, muß ich sagen, dass wiederum der Klappentext fast schon ein bisschen zuviel verrät. Die Geschichte der ermordeten bzw. verschwundenen Stripperinnen wird aus wechselnden Perspektiven erzählt. Dabei handelt es sich um die Sichtweise aller Hauptpersonen: der Stripperinnen, der Ermittler und des Täters. Die Stripperinnen werden komplex beschrieben und ich fand sie sehr sympathisch, weshalb man ihre Handlungen gut nachvollziehen kann. Die polizeilichen Ermittlungen laufen eher am Rande mit, weshalb ich den Ablauf nachvollziehbar, aber nicht übermässig spannend fand. Die Sprache ist einwandfrei, ich konnte dem Geschehen gut und flüssig folgen und man merkt, dass die Autorin Schreiberfahrung hat. Der Thriller lässt sich gut lesen und ist solide Unterhaltung.

Bewertung vom 12.04.2022
Ross, Jacob

Die Knochenleser


ausgezeichnet

Erfrischender und rasanter Karibik-Krimi;
Die Kurzbeschreibung und der Titel haben mich direkt angesprochen und das Setting auf einer Karibikinsel ist wirklich etwas ganz Anderes. Ab der ersten Seite vermittelt der Autor einen ganz eigenen Charme und Atmosphäre der Menschen und Landschaft der Karibik. Der Schreibstil ist sehr fesselnd und mitreißend und ich habe mich keine Minute gelangweilt. Viele Einzelereignisse werden zu einem Kriminalfall und die Mischung aus sachlichen Ermittlungen und Einsatz der Forensik gepaart mit lokalen Eigenheiten machen daraus einen atmosphärischen Krimi, der sich sehr gut lesen lässt. Die Geschichte wird aus der Sicht von Michael Digson, genannt Digger, erzählt, der sich im Laufe des Buches zum Forensik-Experten mausert. Laut Klappentext ist eine Vorbereitung in Arbeit, auf die mich schon richtig freue. Gerne mehr davon!

Bewertung vom 11.04.2022
Hirano, Keiichir_

Das Leben eines Anderen


ausgezeichnet

Nachdenklicher und feinsinniger Roman;
Zu Beginn fand ich den Schreibstil etwas ungewöhnlich, aber das scheint der japanischen Sprache geschuldet zu sein, da ich dieses Empfinden auch bei anderen (ins Deutsche übersetzte) japanischen Büchern hatte. Ich habe mich aber sehr schnell daran gewöhnt, da mich der Inhalt sofort gefesselt hat. Nachdem eine Klientin den Anwalt Akira Kido damit beauftragt ihre Angelegenheiten zu regeln, da ihr verstorbener Mann sich einer anderen Identität bedient hatte, verliert er sich in dem Thema des Identitätshandels und seiner eigenen Geschichte. Schritt für Schritt folgt man seinen Gedanken und Handlungen und kommt der Wahrheit langsam auf die Spur. Man erfährt viel über die japanische Gesellschaft und warum so ein Schritt für manche Personen eine Lösung sein kann. Dabei werden einige philosophische Fragen aufgeworfen und die Bedeutung der eigenen Vergangenheit beleuchtet. Die Hauptpersonen waren mir alle sehr sympathisch. Der Roman ist sehr feinsinnig, nachdenklich und trotzdem sehr spannend. Sehr gute Unterhaltung!