Benutzer
Benutzername: 
melange
Wohnort: 
Bonn
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 911 Bewertungen
Bewertung vom 29.07.2015
Blazon, Nina

Liebten wir


ausgezeichnet

Thelma, Louise, Harold und Maud finden ihre Nachfolger

Moira, eine junge Fotografin mit komplizierter Familiengeschichte, fährt zusammen mit ihrem Freund Leonid zur Geburtstagsfeier von dessen Vater. Dort trifft sie auf Aino, Leonids finnische Großmutter. Nach einigen bösartigen Spitzen seitens Leonids Familie und einem größeren Durcheinander fliehen die beiden ungleichen Frauen gemeinsam nach Finnland, wo sie sich nicht nur einander annähern, sondern sich – jede auf ihre Weise – ihrer Vergangenheit stellen.

Mein Eindruck zum Lektorat des Hörbuchs:
Hat sich das eigentlich niemand in Gänze angehört? An mehreren Stellen bekommt der Hörende die gleichen Sätze mit anderer Betonung zweimal angeboten. Ich habe den Eindruck, dass die Sprecherin angewiesen wurde, den Satz noch einmal etwas anders zu sprechen, die dadurch entstandenen Dubletten aber im fertigen Produkt belassen wurden. Das ist eine Schlamperei, die nicht passieren sollte und die auch deshalb so ärgerlich ist, weil die Sprecherin einen guten Job macht und der Geschichte Tiefe und eine Herzlichkeit verleiht, die zum Mitlachen und –weinen verführt.

Mein Eindruck zur Geschichte:
Großartig! Ich wurde wirklich selten von einer Story so gepackt, durchgeschüttelt und überrascht wie von dieser. Nicht nur sind die Charaktere – allen voran Moira und Aino – hervorragend herausgearbeitet, auch die Geschichte ist absolut durchdacht, lebensnah und herzerwärmend erfunden.
Schön die Gegensätze zwischen deutscher, finnischer und russischer Seele und der Ideenreichtum, mit dem die Autorin diese Gegensätze beschreibt. Dabei werden diese Gegensätze von den passenden Protagonisten erklärt, damit der Lesende z.B. den bei einer Finnlandreise bereitstehenden Fettnäpfchen interkultureller Befindlichkeiten gekonnt ausweichen kann.
Die Idee, zwei sehr unterschiedliche Frauen auf eine Reise in ihre Vergangenheit gehen zu lassen, ist ebenfalls nahezu genial: So kann sich jeder seine Identifikationsfigur suchen und findet zusätzlich etwas über die entfernte Generation heraus, - über ihre Lieben und ihre Leiden, ihre Vergangenheit und ihre Zukunft.

Fazit:
Eine perfekte Mischung aus Krimi, Liebesgeschichte, Road Trip und Generationen-Clash.

5 Sterne, da das Buch nichts für die Fehler bei der Aufnahme kann

Bewertung vom 21.06.2015
Neuhaus, Nele

Böser Wolf / Oliver von Bodenstein Bd.6


sehr gut

Kindesmissbrauch auf höchster Ebene

Zum Inhalt:
Eine Mädchenleiche wird gefunden, eine Fernsehmoderatorin fast zu Tode misshandelt und ein weggelobter Ex-Kollege taucht auf. Drei Vorkommnisse, die das Team um Oliver und Pia in Atem halten und in die Tiefen eines Pädophilen-Rings führen, der bis in die höchsten Ebenen von Kultur, Politik und Wirtschaft reicht.

Zum Cover:
Eindeutig Taunus-Krimi, genauso eindeutig nicht auf den Inhalt bezogen. Schade eigentlich…

Mein Eindruck:
Für mich einer der besseren Krimis um das von Nele Neuhaus konstruierte Krimi-Team. Erstens gefällt, dass das in diesen Krimi verwickelte Personal nicht nur differenziert gezeichnet ist, sondern einige Charaktere zusätzlich eine Wandlung ihrer Persönlichkeit durchmachen. Hier hat die Umgebung bzw. das, was diesen Personen widerfährt, tatsächlich einen Einfluss und das führt zu einem größeren Verständnis beim Lesenden, - selbst für eigentlich unsympathisch agierende Menschen.
Dass auch Männer in hohen Positionen nicht vor der Begehrlichkeit auf kleine Kinder gefeit sind, ist gerade hier in Deutschland im momentanen Fokus des Interesses. Und dass keine Kosten und vor allem Mühen gescheut werden, dieses so ziemlich mieseste Verbrechen zu vertuschen, kleinzureden oder mit absolut unsäglich niedrigen Strafen zu belegen (im Vergleich z.B. zu Steuerhinterziehung) macht wütend und sprachlos.
Wenn Nele Neuhaus aus der Sicht des kleinen Mädchens schreibt, läuft es einem kalt den Rücken herunter und die Kaltschnäuzigkeit der Täter (selber Eltern) lässt einen fassungslos zurück.
Gut gefällt der Bezug auf vorhergehende Aktivitäten aus früheren Büchern. Einerseits führen sie zur Aufklärung manchmal dubios und seltsam erscheinenden Verhaltens, andererseits sind sie so in diese Geschichte eingebettet, dass auch ohne Kenntnis der alten Bücher keine imaginären Fragezeichen den Lesegenuss stören.
Nur die mehrfache persönliche Verstrickung Pias fand ich doch an den Haaren herbeigezogen und überflüssig.

Fazit:
Ein wichtiges Thema gekonnt dargeboten

4 Sterne

Bewertung vom 21.06.2015
Wieners, Annette

Kaninchenherz / Gesine Cordes Bd.1


sehr gut

Eine Tragödie

Zum Inhalt:
Gesine war Polizistin, aber durch den Tod ihres zweijährigen Sohnes Philipp geriet ihr Leben aus den Fugen. Sie trennte sich von ihrem Mann, schmiss den Job und sagte sich – in gegenseitigem Einvernehmen – von ihrer Familie los. Jetzt arbeitet sie als Friedhofsgärtnerin und steht in dieser Funktion plötzlich vor dem Grab ihrer Schwester, der Person, der sie die Schuld am Tode Philipps gab. Mareike starb auf unklare Weise und der alte Polizei-Instinkt in Gesine erwacht.

Zum Cover:
Furchen auf einem Acker, - was will uns das sagen? Warum kein Friedhof oder giftige Pflanzen? Typisch Verlag, - Hauptsache düster. Schade eigentlich, dass sich keine Mühe mit der äußeren Form gegeben wird.

Mein Eindruck:
Frau Wieners liefert ein im Großen und Ganzen gelungenes Debüt mit „Kaninchenherz“ ab. Die Idee, Gesines Aufzeichnungen über giftige Pflanzen als Einführung für die einzelnen Kapitel zu wählen, ist spannend und bietet einen unerwarteten Einblick in ihre Seele und die Flora.
Die Geschichte um die Vorgänge von damals und das Geschehen jetzt zieht die Lesenden schnell in ihren Bann. Schade ist allerdings, dass die Sympathien schnell durch eine wirklich plakative Schwarz-Weiß-Malerei der Autorin verteilt sind. Vor allen Dingen die Eltern Gesines verhalten (und verhielten) sich dermaßen unmöglich, dass man ihnen jeden Herzanfall gönnt. Dermaßen kaltschnäuzig über den Tod ihres Enkelkindes hinwegzugehen und die trauernde Tochter nicht nur alleine zu lassen, sondern sie in ihrer Trauer noch zu beschimpfen, - das ist schon fast unglaubwürdig (selbst in einer Fiktion).
Aber die Story ist gut konstruiert, man fiebert mit Gesine und der (ein bisschen farblosen) Kommissarin Olbert und erlebt einen Showdown, der es in sich hat.

Fazit:
Prima Story, die Personen zum Teil leider unglaubwürdig oder blass. Aber eine Hauptprotagonistin, die zu jedem Zeitpunkt überzeugt.

4 Sterne

Bewertung vom 07.06.2015
Polanski, Paula; Nesser, Hakan

STRAFE (Restauflage)


gut

Überraschung!

Zum Inhalt:
Der Schriftsteller Max Schmeling wird von Tibor, einem Bekannten aus der Vergangenheit, gebeten, diesem bei der Annäherung an seine Tochter behilflich zu sein. Tibor appelliert dabei an Max schlechtes Gewissen. Nicht nur hat er ihm mindestens einmal das Leben gerettet, Tibor leidet zudem noch an einer tödlichen Krankheit. Zu spät erkennt Max die Intention dieser Bitte und dass er in eine perfide Falle getappt ist.

Zum Cover:
Das Blutrot ist wirklich gut gewählt: Es sieht edel und mörderisch aus.

Mein Eindruck:
Der Clou zum Schluss, der "Paula Polanski" thematisiert, ist absolut gelungen! So viel schwarzer Humor in so wenig Worten, - und man freut sich ungemein für Max Schmeling, dass dieses Buch einen Verlag gefunden hat.
Aber auch wenn der Schluss einen nach Luft schnappen lässt, ist der Rest des Buches trotz aller theoretischen Dramatik oft zu leidenschaftslos geschrieben und zieht sich wie Kaugummi.
Leben werden gerettet oder genommen, Depressionen und kaputte Beziehungen thematisiert (typisch skandinavische Vorgehensweise....), tödliche Krankheiten schlagen unbarmherzig zu, - aber obwohl sich zwei im wahrsten Sinne des geschriebenen Wortes ausgezeichnete Schriftsteller an dem Text ausgetobt haben, bleibt man kalt und blickt auf die Geschichte, statt in ihr zu versinken. Die Personen bleiben diffus und man mag sich mit niemandem wirklich identifizieren. Dazu sind alle viel zu "krank", - wenn auch auf höchst unterschiedliche Art und Weise.
Dafür ist der Klappentext jedoch einfach brillant. Weil bekannt ist, dass es eine große Überraschung für Max Schmeling geben muss, bleibt der Lesende interessiert an einer spektakulär unspektakulären Geschichte um Liebe, Verrat und Strafe. Das finde ich absolut meisterhaft!

Mein Fazit:
Über Strecken langweilig mit furiosem Ende. Hier ist nicht der Weg, sondern das Ziel das Ziel.

1 Stern für das Cover, einen für den Klappentext und einen für das Ende

3 Sterne

Bewertung vom 05.06.2015
Tahir, Sabaa

Die Herrschaft der Masken / Elias & Laia Bd.1


sehr gut

Romeo und Julia treffen Game of Thrones

Zum Inhalt:
Laia gehört zum Volk der Kundigen, welches seit vielen Jahren von den Martialen unterdrückt wird. Als der größte Teil ihrer Familie ermordet und ihr Bruder verschleppt wird, schließt sie sich dem Widerstand an und lässt sich in Schwarzkliff, einer Kaderschmiede der Martialen, einschleusen. Dort trifft sie auf Elias, der am Kampf um die Imperatorenkrone teilnimmt, jedoch mit seinem Schicksal hadert.
Während der Zeit der Prüfungen und Kämpfe lernen sich die beiden näher kennen und müssen entscheiden, was ihnen für ihr Leben wichtig ist.

Zum Cover:
Zwar ist die Maske gut getroffen, ich persönlich finde aber schade, dass die Arena nur einen verschwindend geringen Teil des Covers einnimmt. Etwas weniger Auge und etwas mehr Umgebung wären mir lieber gewesen.

Mein Eindruck:
Sehr gute Mittelalter-Fantasy mit interessanten und teilweise vielschichtigen Charakteren. Und auch wenn der Schwarz-Weiß-Charakter manchmal überhand nimmt, gönnt die Autorin selbst den abgrundtief bösen Figuren einige menschliche Momente, so dass ihr Handeln wenigstens in Teilen verständlich scheint. Und auch die „Guten“ haben ihre hintergründigen Augenblicke, um ihr Leben oder ihre Ziele nicht zu verlieren.
Dazu ein guter Schuss Magie und schön gestaltete Orte. Egal, ob Arena, Schwarzkliffs Gänge, der Markt des Dorfs oder die Wüste, die Schilderungen davon lassen die Gegebenheiten gut vor dem geistigen Auge entstehen.
Außerdem gefällt mir als LeserIN, dass die Autorin viele starke Frauen – im Guten wie im Schlechten – erdacht hat, die von den Männern gerne unterschätzt werden.

Leider gibt es jedoch einen großen Schwachpunkt in dem Buch: Auch für eine Reihe um Laia und Elias, deren Start „Die Herrschaft der Masken“ sein soll, bleiben viel zu viele Fragen offen, das Ende ist absolut unfertig und der Lesende bleibt dadurch ein wenig enttäuscht zurück.
Aber dadurch ergeben sich genügend Möglichkeiten, die Charaktere und die Geschichte um sie herum weiterzuspinnen.

4 Sterne

Bewertung vom 24.05.2015
Mylius, Katharina M.

Bloody Rosemary / Heidi Green und Frederick Collins Bd.2


gut

Rosmarin steht für "Erinnerung"

Zum Inhalt:
In Oxford wird die Sterneköchin Rosemary tot in der Küche ihres Restaurants aufgefunden, - erstochen mit einem Fleischspieß. Die ermittelnden Beamten Heidi und Frederick stellen fest, dass die Dame sich viele Feinde gemacht hat und deshalb den Spitznamen "Bloody Rosemary" führte. Aber dann passiert der zweite Mord und wieder wird ein Rosmarin-Zweig in der Hand des Opfers gefunden. Und Rosmarin heißt "Erinnerung".

Mein Eindruck:
Die Autorin hat nicht nur ein überaus sympathisches Ermittlerteam kreiert, sie beschreibt auch die Umgebung in Oxford auf eine vortreffliche Weise. Zusätzlich stellt sie Frederick und Heidi Kollegen und einen Freundes- und Familienkreis an die Seite, die Charakter und Ausstrahlung zeigen.
Leider können der Fall und die mit ihm verbundenen Personen genau deshalb nicht ganz mit dieser guten Grundlage einer Krimireihe mithalten. 230 Seiten (für den Krimi) sind einfach zu wenig für den Anspruch, ein Team mit Hintergrund, eine Stadt mit historischer Bedeutung und eine Geschichte mit mehreren möglichen Motiven, (zu) vielen Verdächtigen und einigen Verwicklungen darzustellen. So fehlt die Tiefe und das ist insbesondere deshalb schade, weil die Autorin eine eingängige Schreibe hat (das Buch ist so wegzulesen) und die Geschichte gut und stimmig entwickelt ist. Alle Motive und Verdächtigen werden nur angerissen und abgearbeitet, statt sich ausführlich mit ihnen zu befassen. Das Ende gerät deshalb sehr abrupt und das Handeln der mordenden Person ist nur in Teilen nachvollziehbar.
Die Rezepte zum Schluss sind ein nettes Extra, meines Erachtens hätten die 20 Seiten auf den Roman verwendet oder in der Geschichte mindestens ein Motiv und ein paar Verdächtige gestrichen werden sollen.

Mein Fazit:
Beim nächsten Mal weniger Komplikationen im Privatleben, etwas mehr Charakter bei Opfer und Tatverdächtigen.....

..... oder mehr Seiten!