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melange
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Bonn
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Insgesamt 922 Bewertungen
Bewertung vom 14.04.2016
Balàka, Bettina

Die Prinzessin von Arborio


sehr gut

Eine unaufgeregte Geschichte

Zum Inhalt:
Zorzi verliebt sich gerne. Wenn die Liebe jedoch erkaltet und die Männer ihren Ansprüchen nicht mehr genügen, findet sie nur einen Weg sich aus der Beziehung zu befreien: Mord. Nach ihrer Verhaftung befasst sich der Psychologe Körber mit ihrer Überführung und verliebt sich bei den folgenden Gesprächen in sie. Trotz der Gefahr, die von der "Schwarzen Witwe" ausgeht, erklärt er sich und seine Gefühle und stellt zu seinem Erstaunen und Freude fest, dass auch Zorzi nicht abgeneigt ist.

Mein Eindruck:
Die Autorin zeigt ein großes Einfühlungsvermögen in ihre Hauptfiguren. Egal, ob sie aus Zorzis oder aus Körbers Sicht schreibt, - dem Lesenden ist völlig klar, warum eine Handlung so und nicht anders erfolgt und wie sich die Person bei diesen ihren Handlungen fühlt. Kurioserweise wirkt das alles völlig beiläufig, die Morde sind so erzählt, wie andere Autoren ihre Kochrezepte präsentieren würden. Kühl und unnahbar, völlig effizient und leidenschaftslos. Normalerweise sollte man denken, dass dadurch eine gewisse Langeweile eintreten könnte, aber Frau Balàkas guter Stil und ihr feiner Sinn für Humor führen dazu, dass genau das nicht passiert. Ganz im Gegenteil möchte man wissen, wie sich die Liebesgeschichte zwischen Täterin und Psychologen entwickelt, ob sie eine Zukunft hat und - falls dem so ist - wie diese aussieht. Ein bisschen hat das von Nachbarschaftsvoyeurismus: Es erscheint logisch, dass nicht besonders viel passieren kann, aber dieses Bisschen interessiert ungemein. Wie die Autorin ihre Leser aus der gemütlichen Lethargie aufschreckt, sollte man selbst lesen. Denn der Weg zum Ziel ist ein Genuss und die Schlusspointe das Sahnehäubchen auf einem leckeren Kuchen.... oder der Tomatenklecks auf der Pasta....

Mein Fazit:
Man sieht förmlich das Augenzwinkern der Autorin, - in jedem einzelnen Gang des Risottos
Und von diesem Risotto ist man gerührt, nicht geschüttelt!

Bewertung vom 14.04.2016
Henn, Carsten Sebastian

Das Apfelblütenfest


weniger gut

Sprungschanze

Zum Inhalt:
Jules ritzt im Alter von 9 Jahren ein Stellenangebot für eine Haushaltshilfe in einen Baum. Über zwanzig Jahre später meldet sich Lilou und eine bittersüße Liebesgeschichte beginnt, überschattet von dem Wissen um finanzielle Probleme und eine schwere Krankheit.

Mein Eindruck:
Bei dieser Geschichte fühlte ich mich an eine Sprungschanze erinnert. Ein toller Start ganz weit oben, aber von da an ging es bergab. Nur ganz zum Schluss - im Auslauf - fand sich eine kleine Steigung, die jedoch bei weitem nicht auf die Höhe des Ausgangspunktes führte.
Der Plot klingt verheißungsvoll: Ein Weingut, ein armer kleiner Junge, der zu einem liebenswerten Mann wird, welcher sich für seine Angestellten und Freunde interessiert. Eine schöne, junge Frau, Heilpraktikerin mit großem Herzen, Hund und Katze und ein schweres Schicksal.
Und Herr Henn kann sehr bildhaft beschreiben, so dass man Wein und Meer förmlich schmecken und riechen kann. Er erfindet wundervolle, kauzige Figuren, mit denen man lieben und leiden könnte, der Verlag sorgt für ein traumhaftes Cover und dann... folgt eine Enttäuschung, die möglicherweise deshalb so groß ist, weil die Erwartungshaltung durch die guten Zutaten ins Unermessliche steigt und der Autor bei dem Versuch, diese zu bedienen, für meinen Geschmack überdreht.
Die Geschichte wird zu "zu". Zu spektakulär, zu dramatisch, zu übertrieben, die Protagonisten zu egoistisch, zu sprunghaft und damit zu unsympathisch und das Ende mit Ansage zu kitschig.
Am absoluten Ende schließt sich zwar der Kreis zum guten Beginn und ich wurde ein bisschen versöhnt. Leider reicht das aber nicht, um den großen Mittelteil vergessen zu lassen.

Mein Fazit:
Tränendrüsenstory vom Reißbrett

2 Sterne für den Anfang und das Ende

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.03.2016
Klüpfel, Volker; Kobr, Michael

In der ersten Reihe sieht man Meer


ausgezeichnet

Diese Rezension behandelt das Hörbuch

Zum Inhalt:
Alex, Mitte Vierzig, verheiratet und Vater zweier pubertierender Kinder, schläft am Abend vor der Abreise in den Urlaub ein und erwacht als pickliger Jüngling in den 80er Jahren, - mit dem Wissen von heute. Unsicher, ob er zurück in sein altes Leben findet, fügt er sich wohl oder übel in sein Schicksal und fährt mit Eltern, Oma und Schwester nach Italien.

Mein Eindruck:
Bastian Pastewka ist das Beste, was der vergnüglichen Geschichte passieren konnte. Genial haucht, röchelt, brüllt, säuselt und spricht er der Geschichte Leben ein, großartig, wie er die unterschiedlichen Personen interpretiert. Aber selbst ein großer Künstler könnte nicht aus Mist Bonbons machen. Deshalb gerät es Herrn Pastewka und den Hörern zu einem großen Glück, dass die Vorlage für seine Sprecherbegabung nahezu perfekt ist.
Die beiden Autoren beweisen, dass sie jenseits von Kluftinger sehr humorvolle Stories erdenken können. Dabei fangen sie den Zeitgeist der 80er ebenso gut ein, wie sie sich in die Sorgen und Nöte der Familienväter in der heutigen Zeit einfühlen. Das größte Pfund für das Zwerchfell-Training liegt jedoch in vielen kleinen Dingen, die mit großer Detailgenauigkeit als Spiegel der Zeit vor Schengen und Multi-Kulti dienen: Dazu gehören nicht nur die Angst vor schlecht gelaunten Grenzern, die Notwendigkeit des Kartenlesens und das Fehlen von Klimaanlagen, sondern vor allem die in den letzten 30 Jahren antrainierte politische Korrektheit, die Alex in Fleisch und Blut steckt, bei seiner Familie jedoch noch keinerlei Anwendung findet und ihn ein ums andere Mal innerlich erbeben lässt.
Das Ende ist zwar für die Hörerschaft vergnüglich, wie es der Hauptperson in allen Konsequenzen damit gehen würde, sei dahingestellt.

Fazit:
Selbst an einem Montagmorgen auf dem Weg zur Arbeit mit den öffentlichen Verkehrsmitteln musste ich lachen (und brachte die muffeligen Mitfahrer garantiert zum Nachdenken über meinen Zustand).
Eine klare Hörempfehlung!

Bewertung vom 13.03.2016
Sveen, Gard

Der letzte Pilger / Kommissar Tommy Bergmann Bd.1 (2 MP3-CDs)


sehr gut

Es ist noch nicht vorbei

Diese Rezension behandelt das Hörbuch

Zum Inhalt:
In der Nordmarka werden drei Leichen gefunden, die dort schon seit der Zeit des 2. Weltkriegs vergraben waren. Kurz danach wird der Widerstandskämpfer Krogh in seinem feudalen Wohnsitz niedergemetzelt und es zeigt sich, dass sein Tod mit dem Verschwinden von Agnes Gerner zu tun hat. Eine emigrierte Deutsche, die für den norwegischen Kampf gegen Hitler ihr Leben und ihre Liebe aufs Spiel gesetzt hat.

Mein Eindruck:
Da vor allem zu Beginn der Geschichte viele Zeitwechsel stattfinden, welche nicht nur zwischen „heute“ und „damals“ unterscheiden, sondern zusätzlich noch in diesen Ebenen munter ein paar Monate vor oder zurück springen, ist das Hörbuch eine Herausforderung an das strukturierte Denken des mit den Ohren Lesenden. Viele Personen und Orte führen ebenfalls dazu, dass man sich von dieser Geschichte nicht berieseln lassen kann, - sie erfordert Konzentration und Mitdenken. Dann ist sie jedoch beeindruckend, grandios konstruiert, besitzt facettenreiche Protagonisten und eine überraschende Auflösung aller Rätsel. Schön die differenzierte Zeichnung der Figuren, die Widerstandskämpfer haben dunkle Flecken auf ihrem Glorienschein, die Nazis bzw. ihre Unterstützer zeigen positive Seiten. Dazu eine wirklich gute Darstellung der innerlichen Zerrissenheit der beiden Hauptfiguren – damals die Widerstandskämpferin, heute der ermittelnde Beamte Tommy. Beide in ihrer Akribie beeindruckend, beide mit ihren – ihnen auch selbst bewussten – Mängeln befremdlich und manchmal sogar abstoßend. Bei einer durchweg fesselnden Geschichte und so guten Charakteren verzeiht man fast, dass wieder einmal ein Ermittler wahnsinnig große und teilweise zu sehr ausgewalzte private Probleme hat.

Mein Fazit:
In der Liebe und im Krieg ist alles erlaubt, - wenn man bereit ist, die Konsequenzen zu tragen. Großartig!

Bewertung vom 13.03.2016
Mackintosh, Clare

Meine Seele so kalt


sehr gut

Gut konstruiert

Zum Inhalt:
Ein kleiner Junge wird überfahren, der Fahrer des Autos hilft nicht, der Mutter wird von der Öffentlichkeit eine Mitschuld am Unfall gegeben. Jenna zieht sich in der Folge in ein Küstendorf zurück und versucht, die Vergangenheit zu vergessen. Doch diese holt sie dort ein.

Mein Eindruck:
Fast perfekt. Ein Thriller, der zwar am Anfang einige Längen aufweist, die sich jedoch im weiteren Verlauf als unabdingbar für die Handlung zeigen. Durch den dauernden Perspektivwechsel zwischen unterschiedlichen Ich-Erzählern und Schilderungen in der dritten Person bringt die Autorin zusätzlichen Zug in den zweiten Teil der Geschichte. Ihr Schreibstil ist dabei ausführlich, aber nicht gedrechselt, die Figuren agieren glaubhaft und machen eine nachvollziehbare Entwicklung durch.
Für ein Erstlingswerk verblüfft nicht nur der Aufbau des Krimis, der wie ein gemächlicher Fluss beginnt um dann plötzlich unerwartete Wirbel und Stromschnellen zu zeigen. Die Wendungen, welche die Autorin an einigen Stellen ihrer Geschichte einbaut, sind nicht nur überraschend, sondern bei genauem Nachdenken folgerichtig und zeigen eine Meisterschaft der Leserverwirrung, die ihresgleichen sucht. Leider sind – möglicherweise wegen des Versuchs, Höchstspannung zu erzeugen – die Vorgänge zum Ende hin nicht mehr so glaubwürdig und das Vorgehen von Polizei und Jenna unverständlich. Der absolute Schluss versöhnt jedoch.

Mein Fazit:
Beeindruckend!

Bewertung vom 28.02.2016
Zöbeli, Alexandra

Die Rosen von Abbotswood Castle (eBook, ePUB)


sehr gut

Rosen mit vielen Dornen

Zum Inhalt:
Nachdem Hetty bemerkt, wie unglücklich sie sich in ihrer Ehe fühlt, gibt sie kurzentschlossen dem Drängen ihrer Mutter nach und fährt nach Schottland, um sich um den erkrankten Großonkel Matthew zu kümmern. Dort angekommen, trifft sie nicht nur auf den brummigen Verwandten, sondern lernt zusätzlich einen attraktiven Schreiner und das Schlossgespenst Rose kennen. Turbulente Tage und Wochen beginnen, die sich in jeder Hinsicht anders gestalten, als es sich Hetty und die Leser dieses Buchs zu Beginn der Geschichte erwartet haben.

Mein Eindruck:
Einmal angefangen, lässt sich der Reader mit diesem E-Book fast nicht mehr aus der Hand legen. Das liegt zum Einem an dem Humor, mit dem die Autorin ihre Geschichte spickt. Dieser reicht von Wortwitz über reinen Slapstick hin zu drolligen Passagen, die einem oft ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Zum Anderen ist "Die Rosen von Abbotswood Castle" nicht einfach nur die übliche "Von dahinplätscherndem Eheleben frustrierte attraktive Frau trifft Naturburschen mit rauer Schale und weichem Kern" Story, sondern bindet Aspekte von Fantasy, psychologischem Drama und handfester Kriminalgeschichte ein. Obwohl sich die Autorin den Teil mit dem Drama gut hätte sparen können (eher an den Haaren herbeigezogen und durch die Verwicklung eines Kindes verstörend), führt genau diese Mischung dazu, dass sich ein wahrer Pageturner für die weibliche Leserschaft entblättert. Keine Sekunde Langeweile, immer ist etwas an den unterschiedlichsten Schauplätzen los und wenn es manchmal etwas plakativ gerät und man insbesondere Mutter und Tochter Hettys gerne einmal schütteln möchte, ist das Gesamtpaket gut geschnürt und die perfekte Unterhaltung zu einem dafür sehr moderaten Preis. Hier hätte ich gut und gerne noch ein paar Seiten weiterlesen wollen, obwohl das Ende arg rosarot wirkt

Fazit:
Bekömmliches Allerlei mit Zuckerschock am Schluss
4 Sterne