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melange
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Insgesamt 914 Bewertungen
Bewertung vom 28.02.2016
Zöbeli, Alexandra

Die Rosen von Abbotswood Castle (eBook, ePUB)


sehr gut

Rosen mit vielen Dornen

Zum Inhalt:
Nachdem Hetty bemerkt, wie unglücklich sie sich in ihrer Ehe fühlt, gibt sie kurzentschlossen dem Drängen ihrer Mutter nach und fährt nach Schottland, um sich um den erkrankten Großonkel Matthew zu kümmern. Dort angekommen, trifft sie nicht nur auf den brummigen Verwandten, sondern lernt zusätzlich einen attraktiven Schreiner und das Schlossgespenst Rose kennen. Turbulente Tage und Wochen beginnen, die sich in jeder Hinsicht anders gestalten, als es sich Hetty und die Leser dieses Buchs zu Beginn der Geschichte erwartet haben.

Mein Eindruck:
Einmal angefangen, lässt sich der Reader mit diesem E-Book fast nicht mehr aus der Hand legen. Das liegt zum Einem an dem Humor, mit dem die Autorin ihre Geschichte spickt. Dieser reicht von Wortwitz über reinen Slapstick hin zu drolligen Passagen, die einem oft ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Zum Anderen ist "Die Rosen von Abbotswood Castle" nicht einfach nur die übliche "Von dahinplätscherndem Eheleben frustrierte attraktive Frau trifft Naturburschen mit rauer Schale und weichem Kern" Story, sondern bindet Aspekte von Fantasy, psychologischem Drama und handfester Kriminalgeschichte ein. Obwohl sich die Autorin den Teil mit dem Drama gut hätte sparen können (eher an den Haaren herbeigezogen und durch die Verwicklung eines Kindes verstörend), führt genau diese Mischung dazu, dass sich ein wahrer Pageturner für die weibliche Leserschaft entblättert. Keine Sekunde Langeweile, immer ist etwas an den unterschiedlichsten Schauplätzen los und wenn es manchmal etwas plakativ gerät und man insbesondere Mutter und Tochter Hettys gerne einmal schütteln möchte, ist das Gesamtpaket gut geschnürt und die perfekte Unterhaltung zu einem dafür sehr moderaten Preis. Hier hätte ich gut und gerne noch ein paar Seiten weiterlesen wollen, obwohl das Ende arg rosarot wirkt

Fazit:
Bekömmliches Allerlei mit Zuckerschock am Schluss
4 Sterne

Bewertung vom 28.02.2016
Pratt, Tim; Deemer, Andy

Stormglass


sehr gut

Die Jugendjahre des James Bond

Zum Inhalt:
Der 14jährige Jake fürchtet schon, dass die Sommerferien total langweilig werden, als plötzlich zwei Jugendliche bei ihm auftauchen. Filby und Lizzie sind Agenten von Stormglass und wollen Jake für diese Vereinigung rekrutieren. In James Bond Manier und mit den zugehörigen Gadgets ausgestattet besteht Jakes erster Auftrag darin, dem globalen Bienensterben auf die Spur zu kommen.

Mein Eindruck:
Perfekte Unterhaltung für die Altersklasse 12-14 und durch die gemischte Gruppe, in welcher das Mädchen genauso wenig Schwäche zeigt, auch für beide Geschlechter geeignet. Ebenfalls gefällt die Art und Weise, wie mit der Bedrohung für Leib und Leben umgegangen wird: Es gibt zwar Tote und tödliche Gefahren, aber im Gegensatz zu Büchern für ältere Jugendliche oder Erwachsene werden diese nicht mit viel Blut und abscheulicher Detailgenauigkeit ausgewalzt.
Die Beschreibung der vielfältigen Möglichkeiten der Jungagenten wird die Zielgruppe auf zwei Arten begeistern. Einerseits die Gagdets und die luxuriösen Reisen der Jugendlichen. Hier werden Träume erfüllt, die wohl fast jeder hat: Einmal aus dem Vollen schöpfen, was technische Möglichkeiten und die Vielfalt von Erlebnissen und Eindrücken angeht. Ohne auf das Geld oder eine notwendige Planung zu schauen, - schließlich wird alles wie von Zauberhand erledigt, man selbst profitiert von der perfekten Organisation. Andererseits der Umgang der Erwachsenen mit den Jugendlichen. Sie werden in jeder Hinsicht für voll genommen und als gleichwertige Partner betrachtet, denen Urteilsvermögen zugetraut wird.
Der gute und ausführliche Schreibstil hält zusätzlich die Leser bei der Stange, die dem jugendlichen Alter entwachsen sind. Nur bei der Beschreibung der Schauplätze hätten sich die Autoren etwas mehr Mühe geben dürfen, die Gedanken und Gefühle ihrer Protagonisten sind dagegen sehr gut gelungen.

Fazit:
Agententhriller für Anfänger mit viel Spannung
4 Sterne

Bewertung vom 14.02.2016
Neubauer, Nicole

Moorfeuer / Kommissar Waechter Bd.2


gut

Probleme, Krankheiten und Leichen im Keller

Zum Inhalt:
Eine Frau aus München wird im Umland auf einem Scheiterhaufen verbrannt, weshalb die beiden Dienststellen zusammenarbeiten müssen. Das führt zu Reibereien, die einen komplizierten Fall um Hexerei, Aberglaube und Familienbande noch schwieriger zu lösen machen. Die Beamten müssen dabei nicht nur mit den eigenen Dämonen kämpfen, sondern sich mit etwas Bösem beschäftigen, welches schon vor über einem halben Jahrhundert seinen Anfang nahm.

Mein Eindruck:
Geht es nicht eine Stufe weniger kaputt? Private Probleme schön und gut, aber wie es ein dermaßen gebeuteltes Team überhaupt schafft, das alltägliche Leben zu meistern (von Mordermittlungen abgesehen), wird von Frau Neubauer zwar ausführlich beschrieben, besonders glaubwürdig ist es jedoch nicht. Einer ist Messi mit Allergien, der zweite spricht so gut wie nie, der dritte kämpft mit Depressionen, dem Alkohol und der Familie und die vierte mit dem Gewicht. Dieser fertige Haufen Mensch befasst sich dann mit einem Fall, der seinerseits fast nur gebeutelte Personen vereint: Fanatismus, Alkoholismus, häusliche Gewalt, finanzielle Probleme und Drogensucht, - das volle Programm!
Die Autorin erzählt wirklich gut, zieht den Leser in ihren Bann, weiß es, Umgebungen zu schaffen und Gefühle zu beschreiben. Aber leider ist alles nur negativ und so von Schwermut durchdrungen, dass ich mich von dieser an sich guten und spannenden Geschichte gequält fühlte.
Es wäre schön, wenn Frau Neubauer in ihrem nächsten Krimi den Figuren wenigstens ein bisschen Freude am Leben gönnen könnte, - z.B. könnte die Katzenallergie geheilt werden. Die Szenen mit dem Stubentiger waren die Lichtpunkte in dem tiefschwarzen Dunkel der menschlichen Tragödien.

Mein Fazit:
Nur etwas für starke Gemüter (und für diese eine echte Leseempfehlung!), der Rest sucht die nächste Brücke

Bewertung vom 08.02.2016
Obermeier, Manuela

Verletzung / Toni Stieglitz Bd.1


sehr gut

Einblicke einer "echten" Polizistin

Zum Inhalt:
Die Kriminalbeamtin Toni kämpft nicht nur mit den Ermittlungen zu einer Serie von Frauenmorden, sondern auch mit ihren eigenen Dämonen. Ihr Exfreund Mike – ebenfalls Polizist – wurde nach gegen sie angewendeter häuslicher Gewalt aus der gemeinsamen Wohnung verwiesen und scheint sie nach der Trennung zu verfolgen. Aus Angst vor Geringschätzung verheimlicht Toni dieses vor ihren Kollegen und fällt durch Unprofessionalität auf, welche sie fast den Fall und das Vertrauen ihres Teams kostet.

Mein Eindruck:
Mit ihrer Protagonistin Toni ist Frau Obermeier eine ambivalente Figur gelungen, der man die inneren Konflikte abnimmt. Beeindruckend auch die Schilderungen der Zickereien innerhalb des Teams und zwar nicht aus dem Grunde, das Zickereien wunderbar zu lesen und zu verstehen sind, sondern weil die daraus folgenden Selbstzweifel gut beschrieben werden. Hier ist eine Figur zu finden, die nicht eindimensional gut und richtig agiert, sondern menschlich, - jedoch mit der Fähigkeit zur Selbstreflektion. Der aus der folgenden Isoliertheit resultierende Alleingang erscheint dadurch folgerichtig und nicht nur der Spannung der Handlung geschuldet.
Des Weiteren gibt sich die Autorin viel Mühe mit der Beschreibung von Opfern und Täter und deren Lebensumständen. Insbesondere die Opfer tauchen in Kriminalfällen gerne nur als Nummern auf und es war eine Wohltat, etwas mehr zu ihnen zu erfahren.
Gelungen ist auch der Einfall mit einem Pathologen namens Mulder und dem zarten Pflänzchen einer möglichen Beziehung zu Toni. Diese leichte Komik weiß ebenso zu gefallen wie die Akribie und die glaubwürdige Darstellung der Teambesprechungen.
Für einen zweiten Teil würde ich mir ein paar gelöste Probleme wünschen (der Anfang ist gemacht) und einen Chef, der seinen Mitarbeitern auch dann zuhört, wenn er sich über alle Maßen geärgert hat.

Fazit:
Ein gut durchdachter Fall mit schöner Opfer- und Täterzeichnung, das Privatleben der Ermittler sollte etwas entrümpelt werden.

4 Sterne

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.01.2016
Stricker, Sven

Sörensen hat Angst / Sörensen Bd.1


ausgezeichnet

Unerwarteter Tiefgang

Zum Inhalt:
Kommissar Sörensen lässt sich wegen seiner Angststörung von Hamburg in den kleinen Ort Katenbüll in Nordfriesland versetzen. Doch dort sind die Abgründe tiefer, als er es sich erträumte. Sörensen muss seine Angst bekämpfen, um den Dingen auf den Grund zu gehen, die dort nicht nur als Gülle das Klima vergiften.


Mein Eindruck:
Ich gestehe, dass ich bei Klappentext und Covergestaltung einen Heimatkrimi des üblichen Musters erwartet habe: Knorrige Typen, mehr oder weniger subtiler Humor, der „Fall“ eher Nebensache. Diese Erwartung wurde nicht erfüllt, enttäuscht bin ich dennoch nicht.
Sven Stricker gelingt das Kunststück, seine Figuren mit großen persönlichen Problemen auszustatten, aber diese (und die Geschichte) nicht von diesen Problemen erdrücken zu lassen. Sein kauziges Personal weiß ebenso in seiner bildhaften Schilderung zu überzeugen wie die Darstellung der örtlichen Gegebenheiten. Dem Lesenden kriecht die Kälte und Nässe ebenso in den Kragen wie er meint, die Angst Sörensens, die Verzweiflung der Opfer und die Mutlosigkeit zu spüren, die sich aus der Gemengelage ergibt. Kleine Sprenkel von friesisch-herber Komik bilden dabei einen hilfreichen Kontrast zu der trostlosen Grundstimmung und sorgen für den Hoffnungsschimmer in einer tieftraurigen Geschichte.
Zwar ist Katenbüll am Ende von Sörensens ersten Tagen um einige Einwohner ärmer, der Autor hat jedoch während des Krimis unauffällig weitere Baustellen geöffnet, die auf mehr Einsätze des Teams in Deutschlands Norden hoffen lassen.

Fazit:
Ein fantastischer Einstand mit Ernst und Spaß in perfekter Mischung

Bewertung vom 28.12.2015
Rhodes, Kate

Eismädchen / Alice Quentin Bd.3


sehr gut

Manipulationen

Zum Inhalt:
Mehrere kleine Mädchen werden in London entführt und tauchen später als Leichen wieder auf – gefoltert, verhungert und tiefgefroren. Dieses und die Tatsache, dass die Mädchen in „Findelkindskleidung“ gewandet sind, erinnert an eine Mordserie vor fast 20 Jahren. Der damalige Täter sitzt in einem Hochsicherheitsgefängnis ein und ist bereit, sich von der Psychologin Alice befragen zu lassen, - zu seinen Regeln.

Mein Eindruck:
Quid pro quo – dieser Spruch aus „Das Schweigen der Lämmer“ ist hier Programm. Die Autorin macht einige Anleihen bei dem Horrorschocker, mixt aber glücklicherweise eigene Ideen dazu. Trotzdem fühlt man sich insbesondere beim Wühlen in der Kindheit von Alice und beim Gang durch den Zellentrakt entlang der Gefangen sehr an den Film erinnert. Jedoch zeigt sich der Fall mit einem Täter, der sich von seinem Mentor lenken lässt und die Beschreibung der Opfersicht als etwas völlig anderes und genau diese Aspekte wissen besonders zu gefallen. Kate Rhodes läuft besonders in der Schilderung von zwischenmenschlichen Aspekten und den gefühlvollen Teilen zur Hochform auf. Die Seelenpein des kindlichen Opfers gelingt ihr genauso gut einzufangen wie die Eifersucht von Alice im Angesicht der vermeintlichen Rivalin um die Gunst ihres Objekts der Herzensbegierde. Dagegen fallen die Szenen mit gröberer Action ab: Weder die erotischen, noch die Gewaltstrecken wissen wirklich zu überzeugen, zu klinisch und unspektakulär sind diese dargestellt. Andererseits passt das genau ins Profil einer Psychologin, die einen gewissen Abstand zu Vorkommnissen haben sollte. „Eismädchen“ liest sich sehr schnell, weiß durch seine einfühlsamen und differenzierten Einblicken in die Psyche der Protagonisten zu überzeugen und da die Hoffnung auf ein persönliches Glück für seine Hauptperson bestehen bleibt, darf man sich ohne Abstriche auf folgende Bücher freuen.

Fazit:
Eine feine psychologische Studie
4 Sterne

Bewertung vom 28.12.2015
Fischler, Joe

Veilchens Feuer / Valerie Mauser Bd.2


gut

Sparflamme

Zum Inhalt:
Wolf Rock will sein letztes Konzert in seiner Tiroler Heimat am Berg Isel geben. Da er wegen einer „Schandtat“ 30 Jahre zuvor bedroht wird, muss Valerie Mauser – genannt Veilchen – für seine Sicherheit sorgen. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Mein Eindruck:
Eine Strahlkraft entwickelt dieses Buch nur bei zwei Gelegenheiten: 1. wenn die Geschichte sich mit der Schandtat Wolf Rocks befasst und die Gedanken des damaligen Opfers davon gespiegelt werden und 2. wenn Stolwerk – ein guter Freund und Ex-Kollege Valeries – ins Spiel kommt. Der erste Punkt birgt immer eine gewisse Dramatik, der zweite eine hübsche Portion Humor. Während der großen Strecken dazwischen köchelt der Krimi aber auf sehr kleiner Flamme vor sich hin. Das Team rund um die Ich-Erzählerin Valerie bleibt blass, das Teamwork fehlt, die Beamten wirken nicht sonderlich professionell und lassen sich viel zu oft gerne von subjektiven Befindlichkeiten ablenken. Dazu streut der Autor einige Begebenheiten ein, die wohl ein bisschen Öl in das Feuer gießen sollen. Leider führen sie durch ihre minimale Glaubwürdigkeit dazu, dass man die Hände über dem Kopf zusammenschlagen möchte: Frau Mauser prügelt sich fast aus heiterem Himmel oder setzt ihre Wohnung im Liebestaumel in Brand, alles Vorgänge, die man bei einer Chefin einer Polizeiabteilung nicht erwarten möchte.
Positiv ist jedoch der Schreibstil Herrn Fischlers hervorzuheben. Flüssig und eingängig lässt sich die Geschichte erfassen, ohne langweilig zu werden. Schön auch die Grafik zum Schluss, die den Lesern einen Eindruck von Valerie vermittelt. Aber: Warum wird eine Blondine mit dunklen Haaren gezeigt? Das weiß wohl nur der Grafiker… oder der Verlag.
Trotz dramatischem Cliffhanger zum Schluss wird man nicht verzweifelt auf die Fortsetzung warten.

Fazit:
Kein alles verzehrendes Feuer, nur ein Glühwürmchen. Stolwerk rettet den dritten Stern.