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Benutzername: 
ullap64
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47533 Kleve

Bewertungen

Insgesamt 134 Bewertungen
Bewertung vom 23.10.2023
Ich bin Frida / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.23
Bernard, Caroline

Ich bin Frida / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.23


ausgezeichnet

Nachdem in letzter Zeit die Malerin Frida Kahlo ja in aller Munde ist und ich mir bereits auch schon einige Accessoires von ihr gekauft habe, war es umso schöner, auch mal etwas aus ihrem Leben zu erfahren.
In dieser Romanbiographie begleiten wird Frida ein knappes Jahr durch ihr Leben und pendeln dabei zwischen Mexiko, New York und Paris. Das Buch beschreibt eine wohl sehr wichtige Phase, nämlich die Zeit, als Frida beginnt, sich aus dem Schatten ihres Mannes und bekannten Malers Diego Rivera zu lösen und sich und ihre eigene Kunst in den Vordergrund zu stellen.
Das Buch habe ich innerhalb kürzester Zeit verschlungen! Die Beschreibungen einer teilweise starken und dann auch wieder so verletzlichen Frau und Künstlerin haben mich mit Frida um die Welt reisen lassen. Detailverliebt zeigt uns die Autorin Seiten an der Künstlerin, die sie so menschlich erscheinen lassen, dann auch wieder zweifelnd und zerrissen. Viele bekannte Künstler dürfen wir im Laufe der Geschichte an ihrer Seite erleben. Ich war im positiven Sinne überrascht und hingerissen von einer Frau, die mir bereits in nur knapp einem Jahr ihres Lebens so nahegekommen ist, dass ich gerne noch zu einem weiteren Buch über ihr Leben aus der Feder von Caroline Bernard greifen werde.
Sehr gut gefallen hat mir am Ende auch eine Beschreibung der wichtigsten Bilder Frida Kahlos.
Eine klare Leseempfehlung, nicht nur für Kunstinteressierte!

Bewertung vom 20.10.2023
So schmeckt das Glück
Del Popolo, Sandra

So schmeckt das Glück


ausgezeichnet

Wie mag es sein, wenn man acht Jahre seines Lebens verschläft? Diese leidvolle Erfahrung macht Lizzy, Sterneköchin und gefeierter Medienstar, als sie beim Rodeln verunglückt und für lange Zeit ins Koma fällt. Nach ihrem Erwachen ist nichts mehr, wie es war, mühsam muss sie sich wieder ins Leben zurück kämpfen.

Diesen tollen Roman habe ich innerhalb kürzester Zeit verschlungen, so sehr haben mich die Handlung und vor allem ein taffe Lizzy begeistert. Die Geschichte zeigt uns nur am Rande die Problematik von Lizzys Unfall und dem Neubeginn nach dem Erwachen, von dem ja ihre ganze Familie betroffen ist, deren Leben hat sich ja in der Zwischenzeit weiterentwickelt. Ein gelungener Mix aus Romantik, Tiefgrund und vor allem sehr viel Humor lassen nicht nur den Leser wieder an eine lebenswerte Zukunft glauben. Zitat aus dem Buch: "Die Vergangenheit ist wie ein Stein, wenn man dran festhält, kann man nicht schwimmen." Wir erleben, wie wichtig Bezugspersonen, Freunde und Familie sind und dass man sich vielleicht auch nicht auf alle verlassen kann, man dafür andere vielleicht unterschätzt hat.

Nicht nur, aber gerade auch für Liebhaber von diversen Koch- und Talkshows, finden sich in diesem Buch einige tolle Szenen mit bestimmt nicht nur unbeabsichtigten Andeutungen auf reale Personen und Sendungen, die mich so manches mal zum schmunzeln gebracht haben.

Trotz des ernsten Hintergrundes ein wunderbar leichter Roman, bei dem ich mich sehr wohlgefühlt habe, gerne hätte ich zwischendurch als Testesser mit am Tis

Bewertung vom 12.10.2023
Helle Tage, dunkle Schuld / Kriminalinspektor Carl Bruns Bd.1
Völler, Eva

Helle Tage, dunkle Schuld / Kriminalinspektor Carl Bruns Bd.1


ausgezeichnet

Essen nach dem zweiten Weltkrieg. Nicht nur das Land ist wieder im Aufbau, auch die Polizeibehörde sortiert sich neu. Mittendrin der Polizist Carl, der einem gefährlichen Massenmörder auf der Spur ist, die Ermittlungen führen zurück in die Nazi-Zeit und machen auch vor dem Polizei-Apparat nicht halt. Eingewoben in die Story ist eine zarte Liebesgeschichte zwischen Carl und Anne, die mit ihren Schwestern und ihrem kleinen Neffen nach Essen in ein geerbtes Haus gezogen ist, deren ehemalige Besitzerin tot auf der Straße aufgefunden und offenbar ermordet wurde.

Was sich in der Beschreibung zunächst als ein reiner Krimi in historischem Ambiente liest, ist weitaus mehr. Der Autorin ist es mit diesem Buch wunderbar gelungen, die Stimmung, die in einer schwierigen und entbehrungsreichen Zeit über den Menschen liegt, wiederzugeben: Zum einen eine noch sehr düstere Grundhaltung, jeder versucht, zu überleben, Tauschobjekte zu ergattern und die Wohnsituation halbwegs erträglich zu gestalten. Auf der anderen Seite hält man innerhalb der Familie und des Freundeskreises zusammen und hilft sich gegenseitig. Gleichzeitig schwebt über allen die Angst vor einem frei laufenden Massenmörder, der es auch auf Annes Familie abgesehen hat und vor vermeintlichen Verrätern in den eigenen Reihen.
Historische Hintergründe wurden hier toll recherchiert, die Problematik des Wiederaufbaus einer funktionierenden Polizeibehörde, bei der nicht Wenige eine mehr oder minder schlimme Nazi-Vergangenheit besitzen, für mich sehr interessant thematisiert.
Gerne empfehle ich dieses außergewöhnliche Buch solchen Lesern, die sich gerne mal auf eine Genre-Mischung einlassen wollen und an einem ungewöhnlichen Nazi-Thema interessiert sind.

Bewertung vom 06.10.2023
Der Geschmack von Freiheit / Die Glücksfrauen Bd.1
Claire, Anna

Der Geschmack von Freiheit / Die Glücksfrauen Bd.1


ausgezeichnet

Bei den "Glücksfrauen" handelt es sich um den ersten Band einer auf drei Bände ausgelegten Reihe über drei Freundinnen, die 1936 in Nazi-Deutschland am Scheideweg stehen und planen, in die USA auszuwandern.
In Band 1 steht Luise im Mittelpunkt. Sie fährt als erste der Freundinnen über den großen Teich, ausgestattet mit grosser Hoffnung und auch Geld ihrer Freundinnen, um sich vorab um deren gemeinsamen Plan zu kümmern, nämlich in New York ein gemeinsames Restaurant zu eröffnen.
In einer zweiten Zeitebene - der Gegenwart - erfährt Luises Enkelin June, dass ihre Großmutter verstorben ist und ihr ein Restaurant sowie eine Wohnung in New York hinterlassen hat. Allerdings muss sie zunächst die beiden Freundinnen Luises bzw. deren Nachkommen ausfindig machen, da diese je zu einem Drittel miterben sollen. Welche vermeintlich große Schuld Luise im Laufe ihres Lebens auf sich geladen hat, gilt es herauszufinden. Hat June ihre Großmutter überhaupt genau gekannt oder hat diese lange Zeit ein Geheimnis verborgen?
Einmal angefangen, hätte ich dieses Buch am Liebsten in einem Rutsch durchgelesen. Ein fließender Schreibstil, die Atmosphäre sowohl im schlimmen Nazi-Deutschland als auch die Aufbruchsstimmung in New York mit all ihren Schwierigkeiten in dem neuen Land, haben mir ein großes Lesevergnügen bereitet. Die Charaktere, ob mehr oder weniger sympathisch, haben hier alle ihre eigene Geschichte zu erzählen und sind wirklich sehr unterschiedlich, aber gut ausgearbeitet.
Neben der Hauptperson Luise, um die sich die ganze Geschichte sehr rund entwickelt und die sich als eine starke Frauenpersönlichkeit in einem fremden Land zeigt, hat auch in der Gegenwartsebene die Geschichte von June durchaus ihren Reiz, dient allerdings mehr als Rahmen.
Schade, dass man nach dieser mitreißenden und spannungsgeladenen Geschichte so lange auf den Folgeband warten muss, es blieben doch sehr viele Fragen offen, die ich gerne im kommenden Jahr aufgeklärt sehen möchte. Das Warten wird sich bestimmt lohnen!
Eine klare Leseempfehlung für Liebhaber historischer Romane mit großem Spannungspotential!

Bewertung vom 05.10.2023
Wie ein Stern in mondloser Nacht
Sand, Marie

Wie ein Stern in mondloser Nacht


ausgezeichnet

Henni wächst im Nachkriegsberlin unter ärmlichsten Verhältnissen mit Mutter und Geschwistern auf. Bei ihrem Job als Putzfrau eines Arzthaushaltes lernt sie deren Sohn Ed kennen und auch lieben. Die nicht von allen Seiten gewünschte Beziehung steht unter keinem guten Stern. Henni lässt sich später als Hebamme ausbilden und stellt ihre ganze Kraft in den Dienst der Armen, insbesondere der Frauen, die kaum wissen, ob sie ihr Baby auf die Welt bringen und wie sie es dann versorgen sollen. Wie sich das Verhältnis zu Ed im Laufe ihres Lebens weiterentwickelt und wie sich Henni ihrer Lebensaufgabe verschrieben hat, davon erzählt uns dieser außergewöhnliche Roman.

Die Erzählweise auf zwei Zeit- und Handlungsebenen macht die Geschichte für mich plastisch und abwechslungsreich. Gefühlvolle 'Szenen wechseln sich ab mit der harten und ungeschönten Wirklichkeit, so dass man als Leser einen guten Einblick in die Erschwernisse der damaligen Zeiten bekommt. Aber auch die Herzenswärme einer selbstlosen Protagonistin, die es auch in vielen Situationen nicht immer leicht hat und die manches Mal mit ihrem Schicksal hadert, hat die Autorin sehr authentisch dargestellt, so dass ich mich als Leserin immer nah am Geschehen gefühlt habe. Ein bis in die Gegenwart hineinragendes wichtiges Thema, verknüpft mit einer gefühlvollen Story, haben mich das Buch sehr gerne und zügig lesen lassen, von mir eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 25.09.2023
Der Weg ins Apfelreich
Fredriksson, Anna

Der Weg ins Apfelreich


sehr gut

Bei dem Buch handelt es sich um den dritten und letzten Teil der Jahreszeiten-Saga um drei Frauengenerationen in Schweden. Zum besseren Verständnis empfehle ich, die beiden ersten Bände vorab zu lesen.
Wie die Vorgängerbände hat mir auch dieser Roman wieder sehr gut gefallen. Der leichtgängige Schreibstil und die schönen Landschaftsbeschreibungen lassen mich wieder schnell in die Geschichte um die eigenwillige Oma, die Mutter und Enkelin eintauchen, die so alle mit ihrer Vergangenheit bzw. auch ihrem aktuellen Leben kämpfen. Alles ist so detailgetreu erzählt, dass ich mir manches Mal gewünscht habe, ein paar Urlaubstage in der kleine Pension in Schweden zu verbringen. Bei den Konflikten, die sich unweigerlich zwischen den drei Frauen ergeben haben, hätte ich mir allerdings ein wenig mehr Tiefe gewünscht, insgesamt fand ich diesen Roman aber dennoch eine schöne Sommer-Unterhaltung mit Sehnsuchts-Potential.

Bewertung vom 19.09.2023
Sylter Welle
Leßmann, Max Richard

Sylter Welle


sehr gut

Max hat als Kind regelmäßig seine Ferien mit den Großeltern auf einem Sylter Campingplatz verbracht. Als junger erwachsener Mann soll es nun noch einmal ein letzter gemeinsamer Urlaub auf Sylt sein, diesmal in einer Ferienwohnung, Camping ist den Großeltern mittlerweile zu beschwerlich...

Was zunächst einen leichten Sommerroman mit familiären Verwicklungen erwarten lässt, stellt sich schnell als Rückblick in die Familiengeschichte dar, bei denen natürlich Oma Lore und Opa Helmut über allem thronen.

Der Autor stellt uns hier wohl einen autobiographischen Roman vor, der insgesamt für mich eine Hommage an die Großeltern darstellt, Menschen, die es in ihrer Generation nicht immer leicht gehabt haben, ihr Leben aber doch gemeistert haben. In verschiedenen kleinen Episoden erfahren wir so Einiges rund um die Familie des Autoren, teils ungeschönt, teils lustig oder ironisch vorgebracht. In der Gegenwartsebene wird deutlich, dass auch die Großeltern irgendwann so sehr altern, dass ihnen das Leben nicht mehr leicht fällt. Die ganz besondere Beziehung zwischen Max und Oma und Opa schwingt aber immer zwischen den Zeilen mit. Ein Abschied von der geliebten Insel deutet wohl auch einen baldigen Abschied von den Großeltern an.

Für mich war das Buch leicht zu lesen, es hat dennoch Anspruch und macht nachdenklich. Über allem schwebte für mich aber auch eine gewisse Zärtlichkeit zwischen den Generationen, die man wohl nur ganz genau fühlen kann, wenn man Mitglied der Familie ist. Einige wenige Längen bei den Erzählungen aus der Vergangenheit sind mein einziger Kritikpunkt, ansonsten kann ich diesen ganz besonderen Roman sehr empfehlen.

Bewertung vom 12.09.2023
Eigentum
Haas, Wolf

Eigentum


sehr gut

Marianne Haas hat ihr Leben lang gearbeitet, gespart und gehofft. Für die eigenen vier Wände. Nun liegt sie hochbetagt im Sterben, ihr Sohn blickt zurück auf Mutters langes, entbehrungsreiches, oft trostloses Leben und auch seine eigene Kindheit und Jugend, die mit von den Zwängen der Mutter bestimmt waren.

Der Autor Wolf Haas legt uns hier einen ungewöhnlichen und wohl überwiegend autobiographischen Roman vor, ein einseitiges "Zwiegespräch" mit der Mutter, teilweise nicht ohne Vorwürfe, aber auch humorvoll und ironisch geschrieben. Ein raffinierter, klarer, manchmal eindringlicher Sprachstil zeugen von einem Leben, dass für viele dieser Müttergeneration stehen kann: immer nur arbeiten, arbeiten, arbeiten, um am Ende mit (fast) nichts dazustehen. Das Buchcover, wie in einfachem Packpapier eingepackt, verdeutlicht die Situation zusätzlich.

Trotz allem habe ich das Buch nicht als trostlos empfunden. Irgendwie war für mich auch eine gewisse Zuneigung zwischen Autor und Mutter erkennbar, wenn man zwischen den Zeilen liest.

Obwohl das Buch nicht einmal 200 Seiten umfasst, sollte man es nicht schnell herunterlesen, sondern sich immer wieder Pausen zum Nachdenken nehmen, dann wird man mit einer ganz besonderen Geschichte belohnt.

Bewertung vom 24.08.2023
Simone
Reich, Anja

Simone


sehr gut

Das Buch beginnt direkt mit einem Paukenschlag: Kurz nach einem Anruf bei ihrer Freundin nimmt sich Simone scheinbar grundlos das Leben. Diese Freundin ist die Autorin Anja Reich selbst, der Roman ist autobiographisch. Die Autorin macht sich Jahre nach dem Selbstmord auf die Suche nach den Gründen dafür und nimmt hierzu Kontakt zu Simones Familie sowie ehemaligen Freunden auf.

Dieses außergewöhnliche Thema hat mich sehr berührt und auch mitgenommen.
Sehr feinfühlig aber auch ungeschönt gibt die Autorin hier nicht nur Simones Leben wieder, in dem sie immer wie eine Suchende dasteht, offenbar Konstanz sucht und doch nicht findet, sondern auch der Umgang der Hinterbliebenen mit der "Sache", die Viele so ungerne aussprechen möchten, wird dem Leser nahegebracht. Zusätzlich habe ich als Leser einen mir bisher nicht so sehr bekannten Einblick in das Arbeitsleben der DDR vor der Wende gefunden, die Wende für viele Ostbürger als Chance, für einige - wie Simone - jedoch auch als problematisch empfunden.
Zu Beginn hatte das Buch für mich noch einige Längen und gefühlt ähnliche wiederholte Szenen, die sich am Ende allerdings auch als wichtig zur Erklärung von Simones Innenleben erweisen.
Ein lesenswertes Buch, das mich nachdenklich zurückgelassen hat.

Bewertung vom 15.08.2023
Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie / Die Dresden Reihe Bd.1
Stern, Anne

Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie / Die Dresden Reihe Bd.1


ausgezeichnet

Der Roman spielt Mitte des 19. Jahrhunderts in Dresden kurz nach Fertigstellung der Semperoper. Die junge Elise wächst in einem musikalischen Elternhaus auf, ihre ganze Liebe gilt der klassischen Musik und ihrer Geige. Auf Wunsch ihres Vaters soll sie den um einige Jahre älteren Musikkritiker Jacobi heiraten und ihre erhoffte Karriere hintenan stellen. Wäre da nicht auch ihre heimliche Liebe zu dem jungen Theatermaler Christian...
Die Geschichte hat mich total in ihren Bann ziehen können. Eine gelungene Mischung aus Historie und fiktiver Geschichte, die mir einen tollen Blick hinter die Kulissen der aufstrebenden Semperoper verschafft hat, ebenso zu den gesellschaftlichen Hintergründen der damaligen Zeit, in der es keineswegs normal war, dass eine Frau ihrer Berufung und ihren Wünschen nachgehen durfte. Die unerlaubte Beziehung zwischen dem jungen Paar, ihre zarten Gefühle füreinander, hat die Autorin feinfühlig beschrieben und sind mir sehr unter die Haut gegangen. Ebenso haben mich die tollen Beschreibungen von Dresden und Umgebung begeistern können und weckten Erinnerungen an einen einige Jahre zurückliegenden Urlaub in der Gegend.
Ein leichter Cliffhanger am Ende lässt mich auf eine Fortsetzung in einem Folgeband hoffen.