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Anne

Bewertungen

Insgesamt 69 Bewertungen
Bewertung vom 27.04.2022
Eine Frage der Chemie
Garmus, Bonnie

Eine Frage der Chemie


ausgezeichnet

Definitiv ein Highlight!

Elizabeth Zott, eine studierte Chemikerin und unglaubliche starke Frau, versucht sich in den fünfziger Jahren in der Männerdomäne der Wissenschaft zu behaupten und muss dabei gegen unglaublich viele Hürden und Klischees ankämpfen.
Denn nach Ansicht der (männlichen) Gesellschaft war die Frau in der damaligen Zeit fast ausschließlich für Kindererziehung und den Haushalt verantwortlich.

Durch Zufall verschlägt es Elizabeth nach ihrer Anstellung als Chemikerin an einem Institut zum Fernsehen. Dort ist sie eine angesehene Fernsehköchin, die allerdings fast alles mit Chemie erklärt. In der Show bringt Elizabeth ihren weiblichen Zuschauern für ihre täglich verrichteten Arbeiten Wertschätzung bei und ermutigt sie dabei auch, die Dinge anzupacken, die sie sich wirklich im Leben wünschen.

Die Protagonistin und auch die weiteren Charaktere im Buch sind wunderbar authentisch und inspirierend. Das Setting im gesamten Buch ist stimmig und gut konstruiert. Das Einzige, was mir beim Lesen ab und zu einen kleinen Stich versetzt hat, war das Unrechtsgefühl was ich empfand, als Elizabeth immer wieder und wieder Steine in den Weg gelegt wurden. Anderseits hat mich der Roman auch ein bisschen dankbar gemacht, dass es Frauen in der heutigen Zeit nicht mehr ganz so schwer und z.B. freie Berufswahl haben.

Fazit: Eine Frage der Chemie ist für mich ohne Zweifel ein Highlight im Lesejahr 2022. Eine klare Empfehlung.

Bewertung vom 26.04.2022
Die sieben Schalen des Zorns
Thiele, Markus

Die sieben Schalen des Zorns


ausgezeichnet

Der Roman um den Arzt Dr. Max Keller, welcher seiner schwer an Demenz erkrankten Ziehmutter Maria mit Medikamenten in den Tod hilft, behandelt eine unglaublich interessante und moralisch durchaus umstrittene Thematik: Wieso ist Sterbehilfe für den Einen noch legal und anderen Patienten, die beispielsweise nicht mehr alleine essen und trinken können, nicht zugänglich ohne helfende Personen damit strafrechtlich zu belasten?
Der Autor hat hier einen komplexen Roman erschaffen, ohne dabei zu sachlich zu erzählen. Vielmehr empfand ich das Leben des Arztes und seiner engsten Wegbegleiter bis hin zur Gegenwart und die Motivation, Maria in den Tod zu verhelfen, unglaublich gut beschrieben und die verschiedenen Erzählstränge verwoben sich nach und nach zu einem stimmigen Ganzen. Dabei gefiel mir besonders, dass auch andere Thematiken als die Sterbehilfe mit in den Roman einflossen.
Ich habe mich also von den "Sieben Schalen des Zorns" nicht nur gut unterhalten gefühlt. Vielmehr hatte nach der Lektüre des Buches auch das Gefühl, etwas "Sinnvolles" gelesen zu haben. Denn ich konnte zum Thema Sterbehilfe einiges dazu lernen und habe viele Anreize erhalten, überhaupt einmal darüber nachzudenken.
Fazit: Wer tiefgründige und komplexe Romane mag, wird hier auf seine Kosten kommen. Von mir gibt es eine klare Empfehlung.

Bewertung vom 20.04.2022
Schallplattensommer
Bronsky, Alina

Schallplattensommer


gut

Das Cover von Schallplattensommer ist wunderschön und hat mich sofort angesprochen. Sehr passend für eine Sommerlektüre.
Leider konnte mich die Geschichte rund um die 17-jährigen Maserati nicht abholen. Am Schreibstil der Autorin lag es nicht, dieser war durchaus angenehm und flüssig. Besonders die Beschreibungen der Gegend haben mir gut gefallen. Allerdings konnte ich mich nicht in die Protagonistin mit dem ungewöhnlichen Namen rein versetzen und sie hat in mir allenfalls etwas Mitleid ausgelöst. Insgesamt empfand ich die Geschichte und die Handlungen etwas überfrachtet und an der Oberfläche kratzend. Es fehlte mir also etwas mehr Tiefgründigkeit.

Fazit: Das Buch kann man gut lesen und es hat durchaus seine schönen Momente. Schallplattensommer ist aber leider kein Highlight und wird mir eher nicht im Gedächtnis bleiben.

Bewertung vom 06.04.2022
Schwarzlicht / Dabiri Walder Bd.1
Läckberg, Camilla;Fexeus, Henrik

Schwarzlicht / Dabiri Walder Bd.1


ausgezeichnet

Schwarzlicht bildet den Auftakt zu der neuen Krimiserie der beliebten Autorin Camilla Läckberg zusammen mit Henrik Fexeus. Die sympathische Ermittlerin Mina Dabiri aus Stockholm zieht aufgrund eines äußerst mysteriösen Mordfalls den berühmten Illusionisten Vincent Walder zu Rate. Die beiden verstehen sich nicht nur beruflich sondern haben auch einen sehr persönlichen Draht zueinander, obwohl beide ganz eigene "Macken" und Eigentümlichkeiten mitbringen. Nach weiteren Morden wird klar, dass Vincent ohnehin unweigerlich in diesen Fall verstrickt ist. Was mir an diesem Buch besonders gefallen hat, war die Fokussierung auf die Persönlichkeiten der Protagonisten und des restlichen Ermittlerteams. Anders als in anderen Krimis und Thrillern steht hier meiner Meinung nach eben nicht der unbedingt der zu lösende Fall im Vordergrund. Durch diese Abwechslung waren die über 600 Seiten auch keine allzu große Herausforderung, denn ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen.
Ich freue mich daher schon, in den weiteren Teilen der Serie mehr über den Werdegang von Mina und Vincent zu erfahren.
Fazit: Wer einen Krimi sucht, der sich nicht nur auf den Fall konzentriert, sondern die Ermittler selbst in den Vordergrund stellt, hat mit diesem Buch sicher viel Spaß. Eine klare Empfehlung von mir.

Bewertung vom 17.03.2022
Braves Kind (Thriller)
Schwarz, Gunnar

Braves Kind (Thriller)


sehr gut

Bei diesem Thriller aus der Hafenstadt hat mich das Cover direkt angesprochen. Zum Glück wurde ich auch inhaltlich nicht enttäuscht.

Das Ermittlerteam Sina Claasen und Eric Bartels haben es hier mit einem wirklich heiklen Thema zutun: Kindesmissbrauch. Dieser wird jedoch nicht wortgewaltig beschrieben - was ich als sehr angenehm empfand.
In diesem Fall allerdings hat es sich ein Rächer zur Aufgabe gemacht, die Täter in Selbstjustiz zur Rechenschaft zu ziehen, in dem er sie entführt und nach allen Regeln der Kunst quält. Ein toll inszenierter Plot wird hier mit einem brisanten Thema und sympathischen, klugen Ermittlern kombiniert. Ich fand es auch erfrischend, dass immer wieder private Angelegenheiten der beiden Ermittler eingeflossen sind.

Der Schreibstil des Autors ist kurzweilig und direkt. Wer einen spannenden, deutschen Krimi sucht, wird hier nicht enttäuscht.

Bewertung vom 17.03.2022
Die Diplomatin
Fricke, Lucy

Die Diplomatin


ausgezeichnet

Vorab muss ich sagen, dieses Buch war bisher mein Highlight in 2022 und ich habe es in wenigen Tagen verschlungen.
Mit Humor und einer sehr angenehmen Erzählweise lernen wir die Diplomatin Fred kennen, die zunächst in Uruguay stationiert ist. Die Tatsache, dass das Buch anfänglich in Südamerika spielt, hat mich überhaupt erstmal neugierig auf das Lesen gemacht. Später wird Fred nach Istanbul versetzt, was nicht weniger spannend ist. Es ist super interessant, mehr über den Alltag einer Diplomatin und der täglichen Herausforderungen in diesem doch speziellen Berufsfeld zu erfahren. Besonders ist hier auch der Bezug zu topaktuellen politischen Themen, die hier wunderbar in die Handlung verwoben wurden. Deutlich merkt man auch, wo DiplomatInnen an ihre politischen Grenzen stoßen.

Fazit: Ein wirklich kurzweiliger und lesenswerter Roman, in dem der Lesen einiger über diplomatische Arbeit dazulernt, aber ohne einen Hauch Langeweile.

Bewertung vom 17.03.2022
Der Papierpalast
Heller, Miranda Cowley

Der Papierpalast


ausgezeichnet

Triggerwarnung: Dieser Roman enthält Themen wie Kindermissbrauch und Vergewaltigung und vulgäre Sprache.

Der Papierpalast hat bei mir definitiv eingeschlagen, so dass ich die 440 Seiten in wenigen Tagen verschlungen habe. Dabei waren viele Momente unvorhersehbar und haben Erstaunen und Sprachlosigkeit hinterlassen.

Das Buch kommt mit einer Tiefe daher, die ich so nicht erwartet habe. Das liegt zum Einen natürlich an detailgetreuen Beschreibungen der Situationen und Gefühle im Zusammenhang mit den verstörenden, o.g. Themen, die mir als Leser mitunter sehr nahe gingen. (Ich habe aber nicht das Gefühl, dass die Autorin diese Probleme hier einbaut, um möglichst viel Aufsehen zu erregen.)

Zum Anderen fand ich auch den Schreibstil, die Darstellungen der Natur und des Umfelds und das Spinnennetz der Beziehungen, die die Autorin rund um die Protagonistin Elle erschaffen hat, sehr besonders. Ich habe dabei deutlich gemerkt, mit wieviel Herzblut dieser Roman geschrieben wurde, denn so kann man einen Roman nicht mal "nebenbei" formulieren und konstruieren. Dabei sind es auch die Verflechtungen der Gegenwart, bestehend aus wenigen Tagen und Stunden und der Vergangenheit, die das ganze vorherige Leben umspannt, die dieses Buch zu etwas Besonderem machen.

Wem schwierige Thematiken nicht abschrecken und wer gern tiefgreifende, emotionale Romane liest, sollte hier unbedingt reinlesen. Ein Highlight.

Bewertung vom 17.02.2022
Im Schatten der Wende
Goldammer, Frank

Im Schatten der Wende


ausgezeichnet

Als echtes Wendekind, geboren 1989 in Ostdeutschland, kenne ich die Zeit, in welcher der Roman um den Polizisten Tobias Falck spielt, mehr aus Erzählungen denn Erfahrungen. Mittlerweile kann man die immer gleichen Klischees rund um die DDR schon nicht mehr hören. Dementsprechend habe ich mir von dem Buch auch nicht allzu viel erwartet und wurde hier positiv überrascht.
Das Thema rund um die Wende wird hier sowohl authentisch als auch locker aufgegriffen und super in die Handlung integriert.
Der Protagonist, ein junger und sehr überzeugter DDR-Bürger wirkt drollig und sympathisch. Auch seine Ermittlerkollegen sind gut gewählte Charaktere.
Als einen hochspannenden Krimi würde ich das Buch jedoch nicht bezeichnen, es geht für mich schon eher in Richtung "Cosy Crime". Trotzdem macht das Lesen Spaß, insbesondere durch einen gelungenen Schreibstil, tolle Charaktere und ein gut gebautes Setting.
Ein besonderes Highlight für mich persönlich war auch der Heimatbezug zu Dresden.
Fazit: Wer einen superspannenden Krimi erwartet, wird hier wahrscheinlich nicht fündig, wer aber eine stimmige Handlung in einer geschichtlich spannenden Zeit mit "ein bisschen Krimi dazu" lesen möchte, der ist hier genau richtig!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.01.2022
Der letzte Sommer in der Stadt
Calligarich, Gianfranco

Der letzte Sommer in der Stadt


gut

Der "wiederentdeckte" Roman von Gianfranco Calligarich erzählt die Geschichte des jungen Mannes Leo, der auszog, um das Dolce Vita der italienischen Hauptstadt auszukosten. Leo ist durchaus sympathisch, wirkt intelligent, aber lässt sich eben so durchs Leben treiben. Er wirkte ständig, als wäre er auf der Suche, aber nach was?

Im Großen und Ganzen geht es um eine Liebesgeschichte, aber ist sie immer begleitet von einem "fast", einer gewissen Melancholie und vor allem unausgesprochenen Gefühlen: sei es gegenüber Leo's Geliebten, den Freunden oder den Eltern. Aber vielleicht waren selbst die Italiener damals nicht so offen mit Emotionen, wie man es heute erwarten würde. Schließlich ist der Roman schon über 40 Jahre alt. Der Erzählung merkt man ihr Alter meiner Meinung nach nicht an. Abgesehen von ein paar technischen Erwähnungen könnte sie genauso gut in den 2000er Jahren spielen.

Was ich an diesem Buch am meisten bemängele, ist die Tatsache, dass die Handlung oft so vor sich hin plätscherte. Es kam einfach keine Spannung auf.
Wunderbar fand ich dagegen die eigenwilligen und wiederkehrenden Redewendungen und der Umgang mit der Sprache insgesamt. Der Text wirkt dabei intelligent, aber nicht überkandidelt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.