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melange
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Bonn
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Insgesamt 914 Bewertungen
Bewertung vom 05.07.2016
Föhr, Andreas

Eisenberg / Rachel Eisenberg Bd.1


ausgezeichnet

Ein toller Auftakt für eine neue Reihe

Zum Inhalt:
Rachel Eisenberg ist Anwältin für Strafrecht in München und lässt sich überreden, einen Mordfall zu übernehmen. Ein Obdachloser soll eine Studentin auf grausame Weise getötet und entstellt haben. Bei dem ersten Treffen mit ihrem Mandanten stellt Rachel fest, dass es sich um ihre verflossene Liebschaft Heiko handelt. Als Heiko überraschend gesteht, kann Rachel das nicht glauben, beginnt selbst zu recherchieren und gerät in große Gefahr.

Mein Eindruck:
Herr Föhr beweist eindrucksvoll, dass er auch jenseits des Genres Heimatkrimi gute Geschichten erzählen kann. Der augenzwinkernde Humor kommt zwar nicht so schenkelklopfend daher wie in den Kreuthner/Wallner-Krimis vom Tegernsee, ist jedoch in ausreichender Menge vorhanden und zeigt sich auf eine eher subtile Weise.
Dieser Krimi ist gespickt mit lebensechten Figuren, die sich durch Tiefe und eine glaubhafte Entwicklung auszeichnen. Sie verharren nicht in einer Schwarz/Weiß-Pose, sondern dürfen Facetten ihrer Persönlichkeit zeigen, die die Leserschaft immer wieder überraschen und zum Nachdenken zwingen. Der Fall ist stimmig, die Arbeit von Anwälten, Gericht und Polizeibeamten interessant geschildert und die Schauplätze mannigfaltig und gut gewählt.
Einige Wendungen und ein absolut gelungener Abschluss sind der Grund dafür, dass man sich auf den nächsten Fall mit Frau Eisenberg, ihrer Kanzlei und ihrer (erweiterten) Familie freut, - dann hoffentlich wieder in dieser geschliffenen Sprache und mit feinem Humor.

Fazit:
Überaus amüsant und nervenaufreibend in perfekter Mischung

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.07.2016
Hegarty, Shane

Die Legenden schlagen zurück / Darkmouth Bd.3


sehr gut

Böse Legenden

Zum Inhalt:
Im dritten Teil der Bücher um die Stadt Darkmouth soll Finn - Spross einer Familie von Legendenjägern - selbst zu einem werden. Zu dieser Zeremonie finden sich nicht nur viele Schaulustige ein, sein Gegner Mr. Glad kehrt aus dem Zwischenreich zurück und startet einen unheilvollen Countdown. Der Rat der Zwölf aktiviert eine Geheimwaffe, um die Legenden von der Zerstörung der Welt abzuhalten.


Mein Eindruck:
Ohne Vorkenntnisse der ersten beiden Teile fehlt - trotz kurzer Einführung zu Beginn - doch einiges zum Verständnis der ganzen Geschichte um Legenden und ihre Jäger. Deshalb ist das Lesen der Reihe in korrekter Reihenfolge zu empfehlen. Aber auch sonst erhält der Lesende eine spannende Geschichte, die mit einem guten Schuss Humor gespickt ist. Da das Buch für Leser ab 11 Jahren geschrieben ist, bedient sich der Autor einer einfachen, aber nicht simplen Sprache, um seine Figuren zu erschaffen. Die spannenden Szenen sind intelligent ausgearbeitet und dennoch nicht dazu angetan, zarte Kinderseelen zu sehr zu belasten. Dazu tragen vor allem die kindlichen Hauptfiguren bei (politisch korrekt mit einem Jungen und einem Mädchen besetzt), die sich den Gefahren stellen ohne diese zu unterschätzen oder übermütig zu werden. Dabei werden sie von den Erwachsenen unterstützt und für voll genommen, - also genau das, was sich Kinder wünschen.


Schöne Illustrationen leisten ihren Beitrag zum Lesegenuss und man wartet voller Vorfreude auf das nächste Buch.


Mein Fazit:
Die Iren beherrschen die Kunst der humorvollen Fantasy

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.07.2016
Nichols, Peter

Die Sommer mit Lulu


weniger gut

Unübersichtlich
Zum Inhalt:
Vor sechzig Jahren waren Lulu und Gerald kurz verheiratet. Jetzt sind sie völlig zerstritten und fallen bei einem letzten Wortgefecht von den Klippen Mallorcas. Rückwärts erzählt erfahren die Leser, wie es zu dem Zerwürfnis kam und wie sich die Leben der beiden und der mit ihnen verbandelten Menschen entwickelte.

Mein Eindruck:
Ein Buch, welches mit dem Ende beginnt, - das klingt ungewöhnlich und spannend. Spannend auch deshalb, weil der Klappentext schon darüber aufklärt, dass der tragische Beginn auf Vorkommnissen in der Vergangenheit fußt. Das hält bis zum Schluss bei der Stange, - und bei dieser Art der Erzählung war das auch nötig! Sie verwirrt mehr, als dass sie unterhält und hat zusätzlich einen schlecht gewählten (deutschen) Titel. Denn ausgerechnet über Lulu erfährt man so gut wie überhaupt nichts. Aber auch für die übrigen Personen gilt, dass 60 Jahre für 500 Seiten einfach zu viel sind. Und das in jeder Hinsicht: Zu viele Personen, zu viele kleine und große Katastrophen und für meinen Geschmack zu viel Sex (oder die Hoffnung darauf) von Erwachsenen mit Kindern, - als Krönung entjungfert eine 70jährige einen 15jährigen. Durch die Art der Erzählung machen die Personen keine sichtbare Entwicklung durch und immer, wenn man gerne noch etwas erfahren hätte, geht es wieder rückwärts in der Zeit. Das empfand ich als unbefriedigend und zum Schluss auch als ärgerlich. Der Grund für die Trennung erwies sich zwar einerseits als stichhaltig, andererseits blieb unklar, warum keiner der doch ach so großartigen Freunde nicht wenigstens versucht hat, zu vermitteln. Es wäre so einfach gewesen....

Mein Fazit:
Die nautischen Kenntnisse beeindrucken, die Erzählweise ist experimentell. Leider bin ich am ersten nicht interessiert und das zweite erwies sich als Enttäuschung.

2 Sterne

Bewertung vom 12.06.2016
Dieckens, Jelka

Elbsirenen: Morinos erster Fall (eBook, ePUB)


weniger gut

Dieser Krimi ist ein durchwachsener Auftakt für das Ermittlerteam um Francesco und Bea.
Zuerst das Positive: Ein schillerndes Opfer, viele Verdächtige und interessante Einblicke in die Welt des Schlagers. Die von der Autorin (zu oft) eingestreuten Sexszenen sind von der konventionellen Art, also auch für zartere Gemüter gut verträglich.
Störend für mich war jedoch dabei, dass diese Szenen eher in Leibesübungen ausarteten, das Gefühl fehlte, es ging immer nur um die Befriedigung. Auch dass die Ermittlungsarbeit und der Rest des Teams eher nebensächlich abliefen (von drei Beamten erfährt man gerade einmal die Namen und dass sie mit ihrer Rolle ganz zufrieden sind), ist bei einem Krimi keine lässliche Sünde. So gewann ich im Laufe des Buchs immer mehr den Eindruck, dass es nicht so sehr um eine Tätersuche mit kühlem und analytischem Verstand ging, sondern die erotische und körperliche Sicht auf die Dinge den Blick auf das Wesentliche (Täter, Motiv) vernebelte. Kurz: Entweder gab es sexuellen Appetit von mindestens einer Seite aus oder die beschriebene Person wurde im weiteren Verlauf vernachlässigt. Das war zu Beginn noch recht witzig und unkonventionell, später nervte es nur noch.
Folgerichtig der Schluss: Ganz großes Kino, mir jedoch eine Spur zu Hollywood, - deutsche Schule hätte durchaus gereicht.

Fazit:
Eine gute Grundidee mit interessanten Ansätzen, auf dem Altar des "Sex sells" geopfert

Bewertung vom 28.05.2016
Löhnig, Inge

So unselig schön / Kommissar Dühnfort Bd.3


gut

Geschundene Seelen

Zum Inhalt:
In einer Industriebrache in der Nähe Münchens findet eine junge Frau beim Fotografieren eine Leiche. Aus Neugier und Abenteuerlust stellt sie eigene Nachforschungen an und kommt dabei nicht nur dem Team um Kommissar Dühnfort in die Quere, sondern erweckt auch die Aufmerksamkeit des Mörders.

Mein Eindruck:
Dies ist nach „Mörderkind“ und „Schuld währt ewig“ mein drittes Buch von Frau Löhnig und auch wenn ich ihre gute Schreibweise bewundere und mich gerne von ihrer Kunst, Geschichten zu erzählen, gefangen nehmen lasse, geht mir die immer gleiche Hauptperson auf den Zeiger: Eine gebrochene junge Frau, attraktiv und sportlich, vom Leben und durch einen Tod in ihrer unmittelbaren Umgebung gebeutelt, dadurch kratzbürstig und/oder verschlossen, hilft sich selbst, denn Gott hat gerade keine Sprechstunde. Und schon bald ist ein grundguter Samariter zur Stelle, der sich von ihrer schroffen Art nicht abwehren lässt. Aber wenn auch das Strickmuster in seiner Eintönigkeit an einen James-Bond-Film erinnert, bietet die Autorin ebenfalls die positiven Aspekte des Wiedererkennens: Ein im Großen und Ganzen sympathisches Ermittler-Team mit Ecken und Kanten, ein interessanter und tiefgründiger Fall mit einer großen Schar Tatverdächtiger und ein Endspurt mit Showdown und schlüssiger Auflösung. Frau Löhnig schreibt locker-flockig und so unkompliziert, dass man leicht folgen kann ohne gelangweilt zu werden. Fast, wie man einem guten Freund oder Kollegen zuhört, wenn er eine launige Geschichte beim Mittagessen erzählt. Leider ist dabei die Täterfigur zu offensichtlich geraten und – für meinen Geschmack – der Alkoholkonsum des leitenden Kommissars zu hoch. Die Anleihen bei skandinavischen Autoren mit der dauernden Grübelei und dem Schwermut sind so deutlich, dass es den Friedhof als Nachbarschaft gar nicht gebraucht hätte.

Fazit:
Ein Krimi in bewährter Güte, leider ein bisschen vom Reißbrett

3 Sterne

Bewertung vom 28.05.2016
Prammer, Theresa

Mörderische Wahrheiten / Carlotta Fiore Bd.2


ausgezeichnet

Gelungener zweiter Streich

Zum Inhalt:
In Wien werden einige Jugendliche mit 21 Messerstichen ermordet. Diese Serie ähnelt Fällen vor mehren Jahren. Der damalige Mörder, dessen DNA bei den Leichen gefunden wird, ist jedoch vor kurzer Zeit im Gefängnis verstorben. Da er damals von Konrad Fürst überführt wurde, hofft die Wiener Polizei auf dessen Mithilfe. Er ist zwar gerade aus dem Koma erwacht, leidet aber an einer Amnesie, die ihn selbst sein Umfeld nicht erkennen lässt. Da die Zeit drängt, spannt der Chef der Polizei Carlotta Fiore ein.

Mein Eindruck:
Nein, Frau Prammer hat ihr Pulver nicht bei ihrem sehr guten Debütkrimi verschossen. Ganz im Gegenteil: Sie legt noch eine Schippe zu. Dabei halten sich humorvolle Teile, spannende Abschnitte und dramatische Stücke bravourös die Waage. Zu den liebgewonnenen Personen aus dem ersten Buch gesellen sich eine ganze Menge anderer Charaktere, welche den Lesern die Sicht auf den Täter lange und gekonnt vernebeln. Trotzdem wird es weder unübersichtlich noch fehlt der Geschichte der Tiefgang. Mit der Ich-Erzählerin Carlotta geht man auf der einen Seite auf die Jagd nach dem Mörder, auf der anderen Seite fiebert man mit ihr bei ihren privaten Belangen. Diese sind zwar nicht ohne Schwere, stören jedoch weder den Fortlauf des Krimis noch sind sie reiner Selbstzweck, um die Seiten zu füllen. Teilweise wird die Erzählung in Kursivschrift mit den Morden an den Jugendlichen unterbrochen. Deren Gedanken und Gefühle werden dabei sehr einfühlsam geschildert - ein großes Plus des Schreibstils von Frau Prammer, die ihren Figuren Farbe und Tiefe verleiht. Das Ende ist überraschend, einige Hauptprotagonisten zeigen neue Facetten, Carlottas und Fürsts Verhältnis wird klarer und die Personen bieten noch viele Entwicklungsmöglichkeiten. Beste Voraussetzungen für einen dritten Fall.

Mein Fazit:
Noch besser als „Wiener Totenlieder“

Bewertung vom 27.04.2016
Winter, Karen

Wenn du mich tötest


gut

Mir fehlt der Thrill beim Thriller

Zum Inhalt:
In Schottland meldet der deutsche Tourist Julian seine Frau als vermisst. Da er von einem Fischer bei einem Streit mit ihr beobachtet wurde, steht der Verdacht eines Gewaltverbrechens im Raum. Deshalb wird John Gills aus Inverness zurück in seine Heimat gerufen, um die dortige Polizei zu unterstützen. Mit seinen eigenen privaten Problemen kämpfend beginnt er, die Beziehung von Julian und seiner Frau zu hinterfragen, um das Rätsel um deren Verschwinden zu lösen.

Mein Eindruck:
Das skandinavische Gefühl erreicht die schottische Küste: In diesem Roman tummeln sich mehr oder weniger kaputte Typen mit mehr oder weniger kaputten Beziehungen, Sorgen um das Geld, Problemen mit Alkohol und wenig Verständnis beim Partner. Wenn jetzt noch die ein oder andere übel zugerichtete Leiche auftauchen täte, könnte auch ein schwedischer Name auf dem Titel stehen. Sprachlich ist dieser Roman wirklich gut, die Landschaftsbeschreibungen machen Lust auf Großbritanniens Norden und ein ordentlicher Schuss Übersinnliches lässt ein gewisses Kribbeln aufkommen. Aber dann… passiert so gut wie nichts. Dadurch verflüchtigt sich das Kribbeln und man schlägt Seite um Seite in wohlgeformter Sprache um, erfährt aber immer weniger und das Wenige interessiert dann irgendwann auch nicht mehr wirklich. Möglicherweise ist das dem Umstand geschuldet, dass es keine echte Hauptperson gibt, mit der man lieben und leiden könnte und dass die Quasi-Hauptfiguren nicht besonders sympathisch agieren. Nein, eigentlich sind sie sogar alle eher unangenehm, um „Alice im Wunderland“ zu zitieren. Leider sind einem nicht nur die Personen gleichgültig, es kommt auch – nach wirklich gutem, mysteriösen Beginn – keine wirkliche Spannung auf,- das absolute No Go für einen auf dem Cover versprochenen Thriller. Am Ende klappt man das Buch zu, nicht ganz enttäuscht, weil die sprachliche Kunst überzeugt, aber eben doch eher gelangweilt.

Mein Fazit:
Ein schöner Schreibstil für einen guten Plot, der durch zu viele Einzelschicksale zerfasert

3 Sterne