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Benutzername: 
Hornita
Wohnort: 
Augsburg

Bewertungen

Insgesamt 803 Bewertungen
Bewertung vom 11.03.2025
1774. Als die jungen Genies die Freiheit suchten
Schmidt, Simone Francesca

1774. Als die jungen Genies die Freiheit suchten


ausgezeichnet

Ein ungewöhnliches Buch, sehr empfehlenswert!
Die Idee, ein Buch auf ein Jahr zu fokussieren, fand ich sehr ungewöhnlich, aber es macht erstaunlich viel Sinn. Nicht nur die Genies werden in ihrem Leben eingeordnet, sondern auch das Weltgeschehen, was ich als Bereicherung empfand. Oft weiß man etwas über historische Persönlichkeiten, hat sie aber nie in Bezug zu anderen Personen oder zur damaligen Weltpolitik gesehen. Mir waren nicht alle handelnden Personen bekannt, aber die Autorin schafft es, dass man dennoch den Überblick behält, indem sie die Personen und teilweise ihre Werke erklärt und in den Kontext der Zeit setzt. Durch viele kleine Details wird das Jahr 1774 lebendig, die Recherche muss sehr aufwendig gewesen sein. Das Buch geht chronologisch vor und bei den Kapiteln handelt es sich um Monate, was einem ein hervorragendes Zeitgefühl vermittelt. Man hat ja normalerweise keine Ahnung, was damals wie lange gedauert hat. Man kann richtig in die Zeit eintauchen und das Leben und Schaffen der Sturm und Drang Kraftmänner begleiten. Das Buch ist eine runde Sache, da alles zu einem Ende gebracht wird. Man erfährt zu den Personen Details über ihr weiteres Leben, es gibt eine ausführliche Personenübersicht und ein Quellenverzeichnis am Ende. Besonders gut hat mir auch der Schreibstil gefallen. Es gelingt der Autorin, durch kleine Kommentare und Analysen so manches Geschehen mit Humor zu betrachten und in Relation zu setzen.

Bewertung vom 11.03.2025
Der ewige Tanz
Schroeder, Steffen

Der ewige Tanz


sehr gut

Exzessives und provokantes Künstlerleben;
Das Leben der Anita Berber wird auf verschiedenen Zeitebenen erzählt. Es beginnt chronologisch, springt dann mal an ihr Ende in der Klinik, dann wieder zu den verschiedenen Lebensstationen und Karriereschritten. Das macht es zwar abwechslungsreich, aber trotzdem blieben die Charaktere etwas hölzern. Der Autor hat gründlich recherchiert, aber es wurden zu viele unwesentliche, kleine Details wie Möbel, Geschirr, usw. beschrieben. Dadurch wird zwar das Umfeld, die Stimmung der Lokale in den 1920er Jahren, usw. ausführlich geschildert, aber im Gegenzug bleibt die Person der Anita Berber trotz aller Exzesse irgendwie blass. Ihre Darstellung als exzentrisch, unangepasst und unkonventionell ist treffend, aber mir hat eine gewisse Tiefe in der Charakterdarstellung gefehlt. Der Schreibstil ist gut, das Zeitgeschehen wird gut getroffen und Anita Berbers Leben ist wirklich ungewöhnlich, trotzdem ist bei mir der Funke nicht richtig übergesprungen.

Bewertung vom 07.03.2025
Ginsterburg
Frank, Arno

Ginsterburg


sehr gut

Interessant und gut aufgebaut, aber am Ende bleibt viel offen;
Der Schreibstil ist ungewöhnlich, ein bisschen unstrukturiert, genauso wie ein Gespräch oder Gedanken verlaufen und auch mal abschweifen. Mal kurze Sätze, mal ganz lang und verschachtelt. Mir ist das Lesen nicht schwergefallen, da der Stil jeweils passend zum Inhalt wechselte. Die Geschichte ist gut konstruiert und durchdacht und man begleitet Ginsterburg und seine Bewohner über zehn Jahre von 1935 über 1940 bis 1945. Die Bandbreite der Charaktere und der Handlung fand ich gut, der Fokus liegt auf dem, was sich im Ort verändert und wie es sich auf die Personen und Familien auswirkt. Ab und zu tauchen Zeitungsartikel und behördliche Anweisungen als Schnipsel im Buch auf. Da einige Motive und Personen auf wirklichen Personen beruhen, hätte ich mir ein klarstellendes Nachwort und Quellenangaben dazu gewünscht. So bleibt unklar, was Fiktion ist und was Fakten sind. Alles in allem hat mir die Geschichte gut gefallen, am Ende bleiben für meinen Geschmack etwas zu viele Dinge offen. Ich hatte den Eindruck, dass am Ende einige Kapitel fehlen, daher von mir ein kleiner Abzug für die genannten Kritikpunkte.

Bewertung vom 07.03.2025
Jeder im Zug ist verdächtig / Die mörderischen Cunninghams Bd.2
Stevenson, Benjamin

Jeder im Zug ist verdächtig / Die mörderischen Cunninghams Bd.2


sehr gut

Kurzweilig und unterhaltsam, besser als das erste Buch;
Der Schreibstil ist immer noch etwas sprunghaft und unruhig, aber besser als im ersten Teil. Die Handlung ist gut und logisch und bringt überraschende, aber glaubhafte Wendungen. Das Setting im Ghan ist wirklich toll. Man erfährt etwas über diesen tollen Zug, den ich bisher noch nicht kannte und über die australische Landschaft, was mal etwas anderes ist und eine schöne Abwechslung zum Standard-Krimi. Die Geschichte wird wieder von Ernest Cunningham erzählt und durch diese eine Perspektive ist man parteiisch und auf seine Kommentare und Gedanken angewiesen. Diese sind aber so umfassend und analysieren vor allem auch das, was er als Goldene Regeln für Krimis beschreibt, dass es mir streckenweise etwas zu viel Ablenkung war. Dadurch wurde der Krimi irgendwie entzaubert und ich empfand es nach einer Weile eher als nervig denn als witzig, so wie es wohl vom Autor gedacht war. Trotzdem war die Lektüre kurzweilig und unterhaltsam und mir hat diese zweite Fall der mörderischen Cunninghams besser gefallen als der erste.

Bewertung vom 03.03.2025
Die Garnett Girls
Moore, Georgina

Die Garnett Girls


gut

Leider nichts Besonderes;
Dieser Roman ist in der Perspektive von Margo und ihren drei Töchtern geschrieben, dazu gibt es Rückblenden und Erinnerungen. Die Menge der Perspektivwechsel ist gut und passend. Der Schreibstil ist flüssig zu lesen, hat aber einige Längen und verliert sich in Details. Die ganz unterschiedlichen Charaktere der Schwestern fand ich interessant, aber es dauert bis das Buch auf den Punkt kommt. Sie befinden sich alle an einem Scheideweg und ihre jeweiligen Probleme zeigen sich erst spät im Buch. Die Geschichte plätschert ziemlich lange dahin. Die Autorin bleibt in ihrem Schreibstil ihrer Protagonistin Margo gegenüber nicht neutral, sie wird für meinen Geschmack verherrlicht. Teilweise fand ich ihren Charakter nicht stimmig und es werden Dinge an ihr gelobt, die ich eher unsympathisch fand. Teilweise müssen sich andere Personen rechtfertigen, obwohl Margo das Problem ist, so wird zum Beispiel Alkohol bei anderen als negativ dargestellt, aber Margo trinkt ohne Ende. Es herrscht eine intensive Enge zwischen den Charakteren, auch dass empfand ich als bedrückend, da sie ihren Töchtern wenig Raum lässt. Alles in allem eine gute Grundidee, aber in der Umsetzung mit Luft nach oben. Die Figur der Margo, auf der das Buch fußt, fand ich einfach nicht stimmig.

Bewertung vom 03.03.2025
Das Rot der Stiefmütterchen
Arnold, Susanne

Das Rot der Stiefmütterchen


weniger gut

Viel zu cosy, keine Spannung, umständlicher Schreibstil;
Die Geschichte wird ausschließlich von der Seniorin Elisabeth erzählt, die mit ihrer Freundin Margret zusammenlebt und diese als Meisterdetektivin darstellt. Diese eine Perspektive macht das Ganze etwas eindimensional und handlungsarm, da die älteren Damen nachvollziehbarerweise nicht so mobil sind und mehr Reden als Ermitteln. Der Schreibstil ist so gar nicht mein Fall, mir war das alles viel zu cosy und langatmig. Das Buch liest sich wie ein Gespräch mit einer älteren, unkonzentrierten Verwandten, die pausenlos abschweift und vom Hundertsten zum Tausendsten kommt. Es gibt eine Vielzahl an Details, die ich als unnötig und langweilig empfand. Die Handlung ist zwar in sich logisch, aber wirklich viel Handlung gibt es eigentlich nicht. Selbst die Namen der Figuren sind ziemlich platt. Bei den Nachnamen handelt es sich um solche, die man aus bekannten Büchern, Serien, Stücken kennt und kein bisschen Kent-Feeling aufkommen lassen, sondern fast schon Persiflage-Charakter haben.

Bewertung vom 26.02.2025
Das Geheimnis des Augenblicks
Ankaoua, Maud

Das Geheimnis des Augenblicks


sehr gut

Esoterischer Road-Trip durch den Himalaya;
Das Buch beginnt mit einer stressigen Alltagssituation Maelles und so kann man sich gut in ihrer Lebensrealität einfinden. Durch das Treffen mit ihrer Freundin Romane, die sie auf eine Reise in den Himalaya schickt, wird die Handlung etwas unrealistisch, was der Botschaft keinen Abbruch tut. Der Kontrast ist riesig. Man erlebt mit, wie sich Maelle erst gegen neue Erfahrungen und Weisheiten sträubt und im Rahmen der Wanderung immer sanfter und überzeugt wird. Ich fand den Beginn interessant und gut aufgesetzt und es werden auch einige interessante und wertvolle Botschaften und Lehren vermittelt, aber letzten Endes ist nichts Neues dabei. Der Road-Trip ist mit der Natur und den Begegnungen gut beschrieben, der Schreibstil ist wirklich angenehm, aber mir war die Menge an esoterischen Weisheiten, Ratschlägen und Lehren nach einem Drittel schon zu viel und das Ende hat mir nicht so gut gefallen. Die Autorin hat das Buch an ihrer eigenen Erfahrung angelehnt, wodurch sie glaubhaft rüberkommt. Ich denke aber auch, dass es nicht für jeden passt.

Bewertung vom 26.02.2025
Der Gourmet / Washington Poe und Tilly Bradshaw ermitteln Bd.2
Craven, M. W.

Der Gourmet / Washington Poe und Tilly Bradshaw ermitteln Bd.2


sehr gut

Spannend erzählt mit guter Hintergrundrecherche;
Für mich war es das erste Buch des Autors und es hat mich angenehm überrascht. Die Handlung ist sehr gut konstruiert und steigert die Spannung langsam, auch wenn die Handlung etwas überzogen ist. Laut des Nachworts des Autors hat er sehr gründlich recherchiert und eine Vielzahl an Fachleuten für die einzelnen Details befragt, was ich gut finde und nicht immer von Krimiautoren gemacht wird. Leider gibt es gerade zu Beginn viele Hinweise auf den vorherigen Fall, das hätte ich in dieser Menge nicht gebraucht. Auch wird eine Vielzahl an Details sehr ausführlich beschrieben, das war mir streckenweise zu viel. Davon abgesehen ist der Schreibstil ausgesprochen gut und sehr angenehm und flüssig zu lesen. Die Charaktere fand ich alle sehr interessant. Die tolle Unterstützung, die Poe von seinem Umfeld bekommt, ist glaubhaft und passt zu den geschilderten Charakteren. Die Figuren fand ich alle sehr stimmig. Daher von mir nur ein kleiner Abzug für die übermäßig zahlreichen Details.

Bewertung vom 26.02.2025
Der Pinguin, der fliegen lernte
Hirschhausen, Eckart von

Der Pinguin, der fliegen lernte


sehr gut

Eine Ode an den Pinguin mit tollen Fotos;
Es handelt sich hier um ein eher kleinformatiges Buch mit sehr vielen, wunderschönen Bildern von Pinguinen. Die Geschichte vom Pinguin in seinem Element hat der Autor anscheinend schon lange Jahre in seinem Programm. Für mich war sie neu und es war auch das erste Buch des Autors. Das Gleichnis vom Pinguin an Land und im Wasser im Vergleich zu Menschen in verschiedenen Lebenslagen finde ich sehr eindringlich. Die Botschaft ist klar und gut und die Aufteilung in die verschiedenen Kapitel macht Sinn. Man kann das Buch schnell lesen, es ist nicht viel Text. Aber man kann sich auch Zeit für jedes Kapitel und jeden Denkanstoß nehmen, je nach Lust und Laune. Als Denkanstoß finde ich das Buch gut, es hat mir aber zu viele Elemente von spirituellen Lebensratgebern und der Schreibstil ist stellenweise sehr missionarisch. Ich störe mich nicht an der Du-Anrede, aber die glasklare Pinguin-Botschaft wird einfach mit zu vielen Erklärungen verwässert, die Offensichtliches oder Allgemeinwissen breittreten.

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.02.2025
Heimweh im Paradies
Mittelmeier, Martin

Heimweh im Paradies


sehr gut

Interessantes Thema, anspruchsvoller Schreibstil;
Das Buch beginnt 1938 mit dem Exil Thomas Manns in den USA. Es wird die Gruppe der ausgewanderten, meist deutschstämmigen Kulturschaffenden geschildert, wie sie sich immer wieder treffen und ihre Gedanken über die Heimat austauschen. Mir hat dieser Blick der Exilanten auf den aufkommenden Krieg über den Krieg hin bis zum Kriegsende hinaus gut gefallen. Gerade aus heutiger Perspektive ist die Phase der Unwissenheit und Deutung der Zukunft sehr interessant. Die unterschiedlichen Meinungen, die Arbeit Thomas Manns an seinen eigenen Werken, die Zerrissenheit und Druck durch Vorträge und andere Verpflichtungen geben ein interessantes Bild ab. Da ich im Detail nicht mit der zeitlichen Abfolge seiner Werke und den einzelnen Familienmitgliedern vertraut bin, war es teilweise nicht einfach, den Überblick zu behalten, auch wenn der Autor die Details jeweils erklärt hat. Der Schreibstil ist anspruchsvoll und teilweise umständlich, was Lesen und Verständnis nicht einfach gemacht hat. Daher gibt es von mir einen Stern Abzug, da ein etwas geradliniger Schreibstil dem Buch gut getan hätte.